Einzelbild herunterladen
 

roweit höher fein, vielleicht boppelt so hoch, gumal die Berbrechen fich nicht bloß auf Nagyren beschränkten, sondern auch auf benach barte Ortschaften übergriffen. Es ist ein seltsames, in vieler Hin­ficht auch tüchtiges Bolf, das den jekt so verrufenen Fled im Theiß­mintel bewohnt. Ein armes Bolf, wenn man seine Bermögensver hältnisse mit denen anderer Gegenden Ungarns   vergleicht. Das ganze Dorf ist von Großgrundbesitz wie von einem eisernen Gürtel umgeben; die Bevölkerung wächst und die Nachkommen finden feinen Blah. Das mar der Grund, weshalb reicher Kinderfegen in Nagyrep als Fluch betrachtet wurde und die Kindes­abtreibungen im großen Stil blühten. Die Haupteinkommensquelle der grundbefizenden Bevölkerung ist der Weinbau und, wie in folchen Gegenden üblich, trinken die Männer oft und viel. Mit diesem Umstand suchten auch die meisten Giftmordmeiber die Aus­rottung ihrer Männer zu beschönigen.

Das Gespenst von Nagyrev.

In diesem Milieu begann die Hebanne Sufi Olah, spätere Frau Fazetas, nor etma vierzig Jahren ihre Tätigkeit. In dem furchtbaren Drama non Nagyren spielt diese Frau, die turz nach Eröffnung der Untersuchung Selbstmord begangen hat, die Haupt rolle. Sie ist das unheimliche Gespenst, das unausgesetzt durch das Labyrinth der Nagyrever Tragödie geistert; es gibt feinen Fall, in dem man nicht über furz oder lang dem Schatten der toten Sufi Dlah begegnen würde.

Sie war die eigentliche Anstifterin und geistige Urheberin all der Giftmorde, die vielleicht schon Jahrzehnte zurüdreichen, obwohl der legte nachgewiefene Gifttod nor etwa 18 Jahren zu verzeichnen war. Man darf sich unter der Olah nicht eine gewöhnliche Bäuerin vorstellen. Sie hat in der Großstadt studieri", besaß eine unheim­lich gute Beobachtungsgabe, einen scharfen Barstand und ungeheure Energie und Strupellosigkeit. Hierzu fam noch, daß fie mit einer geradezu dämonischen Macht über Menschen begabt war; nicht nur Die primitiven Dorfbewohner, sondern auch intelligente Personen, die mit ihr in Berührung famen, gerieten unter ihren Einfluß. Sie fannte alle Sorgen und Leiden der Dorfbewohner und erfreute sich unter ihnen sogar ziemlicher Beliebtheit.

Gegen Kugel und Gericht gefeit.

Noch ein Umstand war es, der die Tante Sufi", wie sie im Drte allgemein genannt wurde, zu einer fast legendären Gestalt stem­pelte. Sie war nicht weniger als neunmal wegen Rindes abtreibung angeflagt, tam aber jedesmal frei. Eines Tages verschwand die frühere Hebamme des Dorfes, die der Olah feindselig gefinnt war, spurlos. Man munkelte, daß fie von der jüngeren Konturrentin beseitigt worden set. Schießlich murde der Hebamme die Sache doch zu gefährlich und sie kam auf eine neue Jee. Wozu die Fruchtabtreibungen, wenn die Sache sich auf andere Weise piel unauffälliger und ungefährlicher maßen ließ. So be­gann Tante Sufi  " ihr neues Handwerk: die kindervergiftungen. Kaum war ein Säugling zur Welt gekommen, als er auch schon statt der Muttermilch das tödliche Gift eingeflößt erhielt. Sang- und flanglos murde die kleine Leiche verscharrt und niemand fiel es ein, an einen unnatürlichen Tod zu glauben.

Iante Sufi" arbeitete ausschließlich mit Arsen, das sie aus Fliegenpapier gewann. Gie mußte genau, welche Dosen zur Tötung eines Menschen nötig waren. Sie beschränkte fich nämlich nicht nur auf die Beseitigung von Säuglingen, sondern stand auch in jeder anderen Hinsicht den Frauen des Dorfes mit Rat und Tat zur Seite und ihr Rat wurde sehr oft benötigt: wenn es galt, den rablaten Gatten zu beseitigen oder den Mann, der ihren Liebesdurft nicht mehr stillen fonnte, wenn man sich der lästigen Eltern ent­iedigen wollte. Hundert bis fünfhundert Bengö betrug die Tage Für eine tödliche Dosis Gift, je nach den Vermögensverhältnissen der Abnehmer. Das Geschäft blühte und Susi Olah fand auch bald Rafahmerinnen, die selbständig Gift erzeugten, fie im Preise unter­boten und von ihr als Schmugfonfurrenz" bezeichnet wurden. Manchmal wurde das Gift fogar umsonst, aus bloßer Gefälligkeit hergegeben. Allerdings hatte der ärmere Teil der Bevölkerung hierfür wenig Interesse, dort hatten die Frauen wader Aussicht auf Erbschaft, noch auf einen jüngeren, gewöhnlich bezahlten Lieb­haber.

-

Wie fonnten die zahllosen Mordtaten jolange unentdeckt bleiben?

Schon die Art der Totenbeschau in Nagyrev begünstigte die Tätigkeit der Giftmischerinnen in hohem Maße. Der Totenbeschauer ift in feinem Zivilberuf Glödner der Dorfkirche und nebstbei Schwiegersohn der Sufi Olah. Er hatte einmal einen Totenbeschauer furfus durchgemacht und seine Diagnose bestand darin, dem Ber­storbenen eine Feder vor den Mund zu halten und ihn dann einfach für tot zu erklären. Als Todesursache wurde auch in allen Gift­morbfällen irgendeine gewöhnliche Erfrantung angegeben, Lungen entzündung, Herzschlag oder einfach Altersschwäche( lettere auch bei die noch im besten Alter standen. Als die Staatsanwaltschaft später durch anonyme Briefe auf die Spur der Giftmorde gestoßen wurde, bildeten diefe Befunde des Toten­befchauers ein wichtiges Bemeisftüd. Man nahm den betreffenden Fall vor, las, daß Herr Soundso an Bronchitis oder Altersschwäche gestorben mar und fand feine Gelegenheit zum Einschreiten.

Männern,

Duesterberg begründet das Republitschutzgesetz Wüste Beschimpfungen gegen Gevering

Köln, 12. Dezember.( Eigenbericht.)

Der bekannte Major Duesterberg aus Halle, der zweite Borsigende bes Stahlhelms, erging fidh am Mittwoch abend in einer Bersammlung in Köln  , die sich mit dem Boltsentscheid be­schäftigte, in den müftesten Schmähungen gegen die Deutsche   Republit

und gegen den Reichsinnenminister Severing. Der Lebens. inhalt des heutigen neuen Staates sei Gottesleug­nung, Feigheit und Landesverrat. Dieses System zu befämpfen und zu verhindern, sei die Aufgabe der Nationalisten.

Das Raum und Aetherproblem.

Bortrag von Albert Einstein  

Die großen entscheidenden Unstöße zur Umgestaltung der grund­legenden Anschauungen unserer Belt und Raumauffassung sind von den eratien Naturwissenschaften ausgegangen. Als Ropermitis die Erde aus dem Mittelpunkt der Welt rückte, sie um die Sonne herumführte und dabei doch um sich selbst drehen ließ, bedeutete bas eine so gewaltige Umwälzung der Anschauungen, daß wir sie uns heute kaum noch flar zum Bewußtsein bringen fönnen, nach dem sie die gewohnte Anschauung geworden ist. In der Tat war es eine ganz ungeheuerliche Zumutung, eine bestimmte Richtung. etma die Senkrechte oder Horizontale, nicht mehr als eine absolut feststehende Richtung, sondern als ständig. wechselnd anzunehmen. Die Umwälzung der Raumanschauung, welche in unseren Tagen als Folge der Relativitätslehre von uns verlangt wird, ftellt an unser Abstraftionsvermögen wohl noch größere Anforderungen, und wohl nur sehr wenige Menschen haben sich bereits dazu durch gerungen. Aber während die Berbreiter der Kopernikanischen Lehre perfegert und mit dem Bann belegt murden, wird die Relativitäts­perfezert und mit dem Bann belegt wurden, wird die Relativitäts: lehre im allgemeinen auch von denen, die sie nicht verstehen und ihren Ausführungen nicht zu folgen vermögen, als etwas Gewaltiges hingenommen und ihr Berfünder respektvoll angehört. Die müften Schimpfereien über sie als einer jüdischen Irrlehre" find ver Schimpfereien über sie als einer jüdischen Irrlehre" find ver­stummt, und als Einstein im Harnad- Haufe der Kaiser Wil helm Gesellschaft über ihre Raumanichaming sprach, mar helm Gesellschaft über ihre Raumanschauung sprach, mar der große Saal von einer mehrere hunderte betragenden Menge überfüllt, die seinen Worten andächtig lauschte, obwohl sicherlich noch nicht zehn Prozent tar erfannt hatten, um was es sich dabei noch nicht zehn Prozent War erkannt hatten, um was es sich dabei handelte, und von diesen auch nur der fleinste Teil dem Vortrage Döllig zu folgen vermochte.

Einstein betonte, daß unsere Begriffe, menn fie auch freie Gebilde fund, doch immer in Beziehung zu unseren erfahrungs­mäßigen Erlebnisinhalten stehen und durch fie erst angeregt und hervorgerufen werden. Zur Borstellung des Raumes fonnten die Menschen erst gelangen, nachdem sie die Borstellung einer Außenwelt und den Begriff der Körper gebildet hatten. Die gegen seitige Lagerung der Körper spielte eine wichtige Rolle, und der Begriff des Zwischenraumes war sicherlich dem Begriff des Raumes gegenüber der frühere und primäre. Der Begriff des räumlichen Kontinuums ist der gesamten griechischen Mathematik noch voll­ständig fremd und erst durch Descartes  ' Schöpfung der analytischen Geometrie in die Mathematit eingeführt worden, eine Leistung, die gar nicht hoch genug gemertet werden kann. Durch sie ist erst die

Der Schrecken von Piccadilly."

Marmorhaus.

Diese Uraufführung ermöglicht interessante Betrachtungen dar­über, wie die einzelnen Filmindustrien die Rombinationsgabe eines Edgar Wallace   ausnutzen. Die Deutschen   gebrauchten sie, um für eine Schauspielerin eine Bombenrolle zu bekommen. Die Eng länder erschlugen durch ihre veraltete Methode ein modernes Kriminalftüd und die Amerikaner filmen unter der Devise ,, Spannung auf jeden Fall".

Der Regiffeur Roy del Ruth   erteilt tatsächlich mehrere Szenen Unterricht in Gruselwirkung für Berliner   Nachigespenster. Er arbeitet mit ziemlichem Raffinement. Er benutzt unheimlich mitten des Halbdunkel, er bringt irritierende Unruhe in die Bilder durch

fladerndes Raminfeuer, und dem verstorbenen Leni scheint er die auerliche Birkung von Möbelstüden abgesehen zu haben. Empfind fame Menschen werden nahezu auf die Folter gespannt, bevor der junge Detettin in der Rolle des harmlosen Betrunkenen den Schwer. verbrecher zur Strecke bringt.

Die Masten der Schauspieler sind aufs forgfältigste ausgesucht. Die Darsteller fügen sich gut dem geschlossenen Ensemblespiel. Oft ist der Film so derb, daß er zur Parodie auf Edgar Wallace   felbft wird. Und das Gute ist, daß man ihn nicht ernst nehmen, sondern nur als Förderer einer Allotriaftimmung werten kann.

Wandel des Klangfinns.

e. b.

es

Prof Sachs im Zentralinftitut für Erziehung und Unterricht In der Musitabteilung des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht sprach Prof. Dr. Kurt Sachs über Entwidlung des Klangjinnes". Er schilderte, mie bis zum 16. Jahr. hundert der Klanglichen Eigenart des Instruments feine Bedeutung zugemessen wurde. Man spielte dieselbe Komposition in der ver­Dann plößlich wurde fchiedenartigsten Stimmenverteilung. anders. Es entsteht ein Klangideal, das man zu erreichen strebt. Das führt in Stalien zur völligen Abschaffung der Bläfer und weit gehender Ausgestaltung der Streichinstrumente, in Deutschland   und Frankreich   zur Entwicklung und Neuerfindung von Blas instrumenten. Die Mufit wird wuchtig, pathetisch, Ich- fremd. Bis dann eine Wandlung eintritt, die im Schaffen Bachs schon recht deutlich wird. Bach   hat die gewaltige A- Moll- Messe geschrieben, die die Einzelprönlichkeit völlig im All auflöst- und er schuf die Matthäus- Passion   mit seinen sehr subjettiv betonten rien. Seit der Französischen   Revolution machte sich in der Musik die große Bathetik breit, die schließlich über Wagner zu den Wagner- Epigonen führte: Das Pathos drückt sich bei ihnen durch eine schwulstige Dicflüffigkeit aus, durch eine Steigerung des Ausdrucks ohne innere Notwendigkeit. Brof. Sachs glaubt, daß die Gegenwart wieder einer neuen Klarheit, einer neuen Sangreinheit zustrebt, was sich seiner Ansicht nach mit an deutlichsten im modernen Orgelbau ankündigt.

Sz.

Mechanit Newtons möglich geworden, in welcher der Raum als ein reales physikalisches Gebilde aufgefaßt wurde, gleichsam als das grenzenloje, emig unveränderliche Gefäß alles Geschehens, bas durch die Geschehnisse selbst in feiner Weise beeinflußt und verändert werden fann.

Als man im 19. Jahrhundert die Wellennatur des Richies | erfannt hatte, tam der Begriff des Aethers als des Trägers. der Lichtschwingungen hinzu. Dann führten die elettromagnetijdjen Erscheinungen zur Einführung des Feldbegriffes. Zwar sollten audy diese Erscheinungen vom Aether getragen sein, aber sicherlich stellten fie feine mechanischen Zustände des Aethers dar, sondern die elettro­magnetischen Felder bildeten Grundwesenheiten des Aethers von micht mechanischer Nahrr. Durch diese Felder mußte Newtons Raumbegriff, der von ihm aufgestellte Rahmen alles Geschehens, gesprengt werden. Als dann Lorenz durch alle elettromagnetischen Tatsachen zu der Annahme gezwungen wurde, daß der überall im Raume vorhandene Aether überall auch vollständig in Ruhe sei, hätte es eigentlich nahegelegen, Aether und Raum für identisch zu erklären. Daß es nicht geschah, lag nur an dem Borurteil, daß man den Raum als unbeeinflußbar und unveränderlich ansah. Die Relativitätstheorie hat mit diesem Vorurteil gebrochen, sie wurde durch die Tatsache der Lichtausbreitung dazu gezwungen, Raum und 3eit zu einem einheitlichen vierdimensionalen Kontimium zu ver­schmelzen.

In der weiteren Folge wurde man bei dem Bemühen, die elettromagnetischen Felder und die Gravitation( Schwere) unter einheitlichen Gefichtspunkten zu begreifen, zu der Annahine geführt, daß der Raum feine unveränderliche Struttur hat( modurch er feinen absoluten Charakter Döllig nerlor), sondern Veränderlichkeit und Beeinflußbarkeit durch das materielle Geschehen wurden als feine eigentlichste Eigenschaft erkannt. Der Raum ist dadurch dem Feld vollständig analog geworden, und Raum und Aether als ge­trennte Begriffe find von selbst aufgehoben. In der letzten Zeit scheint es auch gelungen zu sein, die Gesetze dieser Raumstruttur aufzufinden.

Die Zuhörerschaft stand offensichtlich unter dem Eindruck, auch bei dem, worin sie nicht zu folgen vermochte gänzlich ist das nur demjenigen möglich, der sich bereits mit den Gedankengängen der Relativitätstheorie vertraut gemacht hat, den Ausführungen eines bedeutsamen und bahnbrechenden Geistes gelauscht zu haben.

Dr. Bruno Borchardt.

Belizer und Siegfried Günther, der diesmal besonders an­genehm überraschte, hatten mit anerkannten großen Chorwerten von Scherchen   und Eschbach weit dankbarere Aufgaben ge­mählt. Wo einige Mittelmäßigkeit sich zeigte, da sei des idealen handelt, die mit alten, billigeren Werfen recht gut glänzen könnten. Strebens wegen ein Auge zugebrüdt, zumal es sich um Dirigenten Die Rezitatorin Martha John, die ihre Vortragsfolge vielleicht etwas zu einseitig auf nur Kampf eingestellt hatte, mußte immer­hin mit zündender, hinreißender Kraft die Zuhörer in helle Begeifte rung zu verfehen.

H. M.

" Der geheimnisvolle Trompeter."

Uraufführung in Frankfurt   a. M.

Das Kulturtartell der modernen Arbeiter:

bewegung Frankfurt   a. M., das unter der Leitung bes Genossen Broßwiß steht, stellt bereits seit Jahren alle tünstlerischen * Beranstaltungen der Frankfurter   Arbeiterchöre unter seinen Schutz. Mit dem Boltschor Westend", der mit diesem Konzert sein 25jähriges Bestehen feierte, brachte Dr. Ehrenreich dieser Tage ein Bert von Ditmar Gerster zur Uraufführung: Der geheimnis­polle Trompeter", Dichtung von Walt Whitmann. Diese Rantate( für drei Soloftimmen, gemischten Chor und Üleines Orchester) erweist aufs neue die starke Begabung des Kompo­niften, der mit tnappen Mitteln überaus starte Chor- und Orchesterwirtungen zu erzielen meiß.

Ottmar Gerster   zeigte in der Bahl dieser Dichtung, die dem Musifer entgegenkommt, eine glückliche Hand, Frisch zupackend; hält er das Trompetenfignal des geheimnisvollen Musikanten, das die Dichtung und die Partitur durchzieht, und entwickelt aus ihm auch musikalisch den Aufbau des Wertes, das ihm in seiner Ver. herrlichung der Liebe, dem ,, Herztatt des Alls" Gelegenheit zu der­Eine interessante. innerlichtem Dufizieren und Berweilen gibt. Bartitur, ein féltfames, überaus reizvolles Wert, das Don Chor und Hörerschaft er arbeitet werden will, wenn ihm auch vorerst vielleicht noch nicht die Verbreitung beschieden sein dürfte, die das ,, Sieb vom Arbeitsmann" fand, das nach seiner zweimaligen Dar­bietung in Frankfurt   a. M., in Mainz  , Chemnitz   und Markranstädt  ( Doppelaufführung) zu Gehör tam( weitere Aufführungen stehen in Leipzig  , Effen und Düsseldorf   bevor), doch seinen Weg nehmen

Walt

Boonne Georgi und Harald Kreuzberg haben mit ihren ersten Tanzabenden in Amerika   einen sensationellen Erfolg gehabt. Der deutsche Botschafter von Tirpitz veranstaltete zu Ehren des Künstler­paares in Washington   einen großen Emping, zu dem Einladungen

an alle prominenten Persönlichkeiten der Kunstwelt und an das

Diplomatische Corps ergangen waren. Yvonne Georgi   und Harald Kreuzberg fönnen auf Grund ihrer großen New- Yorker Erfolge ihre Tournee bis Merito und Californien   ausdehnen.

Bolkszählung in den Bereinigten Staaten. Die Vorbereitungen für die neue amerikanische   Volkszählung sind bereits im Gange, da­

Severing habe jest wieder ein Maulkorbgesch eingebracht, das alles Konzert des XII. Bezirks in Treptow  . mit am 1. April des nächsten Jahres die 100 000 3ähler ausgeschicht

bis jezt Dagewesene überbietet. Severing wolle damit einen Radika­lismus zwingen, dem er selbst einst gehuldigt habe. Deshalb müſſe Severing mit einem alten Säufer verglichen werden, der über die Trinkunfitten der Jugendlichen sich aufregt. Severing habe mit einer müften Demagogie die niedrigsten Instinkte im Bolf madh gerufen. Nicht die Nationalsozialisten und die Stahlhelmer, sondern die Umstürzler vom Jahre 1918 hätten das größte Verbrechen be gangen. Zu dem§ 4 des Boltsbegehrens fagte Duefterberg: Bir haben diesen Baragraphen mit Absicht in das Boltsbegehren aufge nommen, damit die Minister das in die Knochen befämen, was man Charakterfestigtett nennt. Hilferbing nannte er den gali zischen Medizinmann aus Wien  .

11

Wetter für Berlin   und Umgegend: Immer noch unbeständig und siemlich fühl mit einzelnen Schauern, frische Best- bis Nordwest minde. Für Deutschland  : Kühler und allgemein unbeständig, namentlich im Süden noch Niederschläge,

Die Vereinigung verschiedener Chöre zu Gruppen dringt bei den Bezirksfesten immer mehr durch. Die großen Erfolge dieser Neuerung werden nicht ausbleiben. Die Vortragsfolge im Spree­garten" in Treptom war ein Tendenzprogramm, wit es fich in feiner Schwierigkeit, auch für den Hörer, und feinem Gbelgehalt früher nur einzane Elitechöre hätten letsten tönnen. Nur follten unsere Neulander nicht geradezu jeder Sanglichkeit und Natürlichkeit aus dem Wege gehen. Das hat mit dem modernen, an sich wohl berechtigten Stil nicht das geringste zu tun. Ein rühmliches Beispiel dafür das Arbeiterlieb" von Klaus Bringsheim. Daß ein so routinierter, die Gefangstultur seiner Chöre aufs feinfte pflegen ber, wenn auch diesmal etwas irritiertar Dirigent wie Bezirtschor­meister Batter Baas derartig abseitig und geschraubt schreibt ( dazu offensichtlich ohne eigentlichen inneren Drang!), wie in seinen beiden Chören Aufruf" und" Das rote Lieb der Freiheit", ist ge­radezu unerfindlich. Andere hervorragende Dirigenten wie Budwig  

|

werden können, die den 120 Millionen Einwohnern der Bereinigten Staaten eine große Menge Fragen vorlegen sollen. Die Bolks­zählung foll die vollständigste Aufnahme einer Bevölkerung werden, die bisher überhaupt vorgenommen worden ist, und es wird Aus tunjt über Alter, Geschlecht, Abstammung, Hausbesig, Grundbesig fomie über alle geschäftlichen Angelegenheiten verlangt. Dafür wird aber auch die strengste Verschwiegenheit zugesichert, und jeder Zähler ist durch einen Eib verpflichtet, alles für fich zu behalten, was er hört. Die Erhebungen bleiben in der Hand der Regierung und werden niemals vollständig bekanntgegeben werden. Das ganze Zählungsgeschäft soll innerhalb 30 Tagen vollendet sein, und zur Ordnung der Zählerfarten werden Maschinen verwendet, die in einem Tag 125 000 Karten klassifizieren.

Heinrich Mann   liest aus eigenen Weiter am 14., 17 116r, in der Hum­boldt Billa, Fajanenstr. 28, auf einem von der Internationalen Studenten­vereinigung veranstalteten Internationalen Tec. Karten in der Humboldt Bila zu haben.