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Freie Sozialistische Hochschule. Xtnt Probleme des Klaflealampfes. - Auf der Frei«» Sozialrf tischen Hochschul« im überfüllten We- narsaal des Reichsrmrtschaftsrates sprach Genosse Professor L« d e r e r- Heidelberg überÄlassenousbau und Klassen» Probleme im gegenwärtigen Deutschland ." Der Referent führte aus, daß es heut« nicht möglich sei, einwandfrei die Simotion des Klassenkampfes zu analysieren. Di« sozialistische En kenntnis fußt nach wie vor auf der Grundlage des Marxismus, der«ine entscheidende Zerstörung von Illusionen über Gestalt und Bewegung der bürgerlichen Gesellschaft bedeutet. Di« kapitalistisch« Welt ist noch immer von dem allgemeinen Gesetz des Klassenkampfes beherrscht. Die Lösung diese» Widerspruches ist nur durch Sprengung de» tapitalistifchen Rahmen» möglich. Aber die Struktur der einzelnen Klassen hat sich feit Marx grundlegend gewandelt. Di« Jnduftriearbeiterschast hat stch nicht ht dem Maße vermehrt wie die große, jetzt zur Massenschicht ge­wordene Angestellten- und Deamtengruppe. Don 22 Millionen Erwerbstätigen im Reich waren 1322 45 Proz. Industriearbeiter und 15 Proz. Angestellt« und Beamte. Die» kennzeichnet ein« neu« Phase der kapitalistischen Entwicklung, die die Handarbeit nicht in dem Maß« wester entwickest wie die auf Organisation, Verteilung und Verkehr oerwandte Arbeit. Außerdem geht selbst in der In» dustriearbeiterschaft ein« stark« Differenzierung in einzelnen Schichten vor sich, die in verschiedenen Produktionsverhältnissen leben. Hier­durch wird schon der überlieferte Slossenbegriss einer homogene» Mass« in gleichen Produktionsverhältnissen»ad mit einer gewissen Ein. heillichkeit de» gesellschaftlichen Bewußtsein» grundlegend ver- ändert, viel weiter geht diese vifterenzternng noch in den Angestelltenschi chtea, die vor sechzig Jahren nur ein« verschwindend kleine Zahl bedeu­teten. Die Trennung der kapitalistischen Produktionsweise von über­kommenen handwerklichen Methoden hat zu einer wissenschaftlichen Rationalisierung geführt, von der von sechzig Iahren noch nichts zu spüren war. Di�er Vorgang erforderte ein« große Anzahl wissenschaftlich und fachlich besonders geschulte Angestellt«. Eine Gemeinsamtest verbindet dies« Aagestelltenschlchten bereit» inst der Jnduftriearbeiterschast: da» typisch proletarische Schicksal. Alle diese Angestellten sind ebenso wie die Arbeiter in ihrer Existenz abhängig vom Betrieb, persönliche Tüchtigkest sichert ihnen keineswegs mehr eine Ausficht auf«in« gehobene Stellung. Das Bedürfnis der Industrie, durch Eignungsprüfung auch die einzelneu Angestelltenschichten zu standardisieren, testet eine Entwicklung ein, die diese Schichten dem Proletariat wester an­gleicht. Aber noch wirkt in ihren Köpfen eine stark tndivt- dualistische Auffassung vom Ablauf der gesellschasttichen Vor- gang«. Dies« Uneinheitlichkeit de» Bewußtseins beruht auf der noch immer sehr starke« persönliche» Differenzierung innerhalb dftser Schichte». Sie verneinen bereits de» heutigen Grsellschastszustand. indem sie sich gegen eine AbhäoMkeil ihrer Existenz von da Zi- nanzoligarchi« wenden. Aber ihr noch allzu starte» Gruppen. bewußtsein verhindert den Durchbrach eine, wirtlichen Staffen. bemußtsein» und treibt sie dem Faschismus zu. da ihnen w da Form des Ständefioate, den Ersatz für das veitsrengegangene groß« WeÖ- infb verspricht.------------ 1.......- Da? Untcrnehmertum nützt bewußt diese. Situation der An­gestellten- und Arbesterschoft auf und versucht mit raffinierten. wissenschaftlich höchst durchgebildeten Methoden die Entwicklung de» gesellschaftlichen Bewußtsein» dieser Schichten in ungefährliche Bahnen zu lenken.(Dinta. Werksgemeinschaft« pokstit usw) Diese Schichten, die ihrer sozial«, Lage nach durchaus zum Sozialismus gehörten, muß die kämpfend« SoziaDemokvoti« inst neuen M c lftodsn, die der neuen Situation ongepaßt sind, gewinnen. Di« Lösung dieses Problems kann nicht durch Gewaltstreiche und Putsche erfolgerv sondern nur durch Aufdeckung und Lösung der ton- treten Fragen und Bedürfnisse dieser Schichten. Augenblicklich sehen wir die Gefahren des Uebertaufens der Beamten- und An­gestelltenmassen und auch gewisser Arbeite rschichtcn in» Loger des Faschismus. Die Sozialdemokratie muß demgegenüber den Durch- Irnich eines wirklichen Klassenbewußtseins bei allen Werktätigen iwrberesten, die in gleiche« Lebensverhältnissen wie das«genSich« Proletariat stehen. Ein gefährlicher Feilst» im eigenen Lager ist dabei«ine sozialistisch verbrämte Romantik. Der politisch« aktiv« Funttionärkörper der Partei muß für die neue Situation geschult werben und den neuen Gefahren gegenüber gerüstet sein, weil auch die Sozialdemokratische Partei in ihrem sozialen Aufbau die Beränderungeu mit der Klassen- struktur de» modernen Kapitalismus deutlich zeigt.

Strafbarer Oeuifch-Llnterricht. Wanderlehrerin in Posen verhastet. Warschau , 14. Dezember. WieKurjer Poznanski' meldet, wurde in Reuendorf am P e rg e, Kreis Vreschen, die aus Bromberg stammend« deutsch « Wanderlehrerin Hedwig Fraß unter dem Borwand. geheimen Schulunterricht erteilt zu haben, verhaftet. Es wird behauptet, Hedwig Fraß sei von der Schulabteilung der deutschen Vereinigung in Sejm und Senat ausgesandt Wörden, um schul- Pflichtigen Kindern die deutsch « Sprache zu kehren. Die chauvinistischen polnischen Behörden nehmen der deutschen Minderheft erst die Schulen weg. verfolgen dann den privaten Unterricht und oerürrrzen dafür von der Minderheit Staats- Patriotismus. Heute wählt Ostoberschlesien. Salto wiß, 14. Dezember. Seil heut« früh hat«ine äußerst lebhaste Plakatpropaganda in den Städten Ostoberschl«sten» eingesetzt, hauptsächlich in Koftv. miß. 1926 haben elf Parteien Listen eingereicht, diesmal 16. Laut.Aatt. Ztg.' wird wegen Zulassung ungültiger Kandidatenlisten Einspruch erhoben«erden. Der Einspruch «riolgt wegen Verletzung der Wahlordnung, da dieSanacja" (Pilsudsti-Block) für jeden Stadtteil von Kattowitz besondere Kandidatenlisten(fünf mft den gleichen Nomen) aufgestellt hat und die Hinzufügung de« Ortsteil» bei der Bezeichnung der Wahl- gruppe kein deutlich«, Unterscheidungsmerkmal bildet. In der Nacht zum Sonnabend kam e» zu einem Zusammenstoß zwischen dem Nachtpförtner einer Mühle im Stadtzentrum und einem Plakattlebetrupp der Sanacsa. der das Pförtnerhau, de- Neisterte. Der Pförtner gab schließlich«wen Schreckschuß ad. woraus de? Trupp abzog.

Weihnachtsmarkt.

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Das Landvolk-Pulver. Die Herkunst des Sprengstoffs festgestellt.- Aus einem Steinbruch gestohlen.

Di« Iustizpresseftelle teilt mit: In der Voruntersuchung der Sprengstosfattentcft« war bisher zwar die?ftftb«vahvung»stell« des Sprengstoffes bekannt«s war dies das an der dänischen Grenz« gelegene Gehöft des Angeschuldigten Peter Holländer, nicht ober dessen Herkunft. Den Untersuchungsbehörden ist es jetzt auch gelungen, aufzuklären, woher der Sprengstoff stanwit. Es ist festgestellt worden, daß er aus dem Steinbruch des Mülhetmer Steinbruchbesitzer» Karl Weyand ent­wendet worden ist, und zwar durch Einbruch in di« Pulverkammer. Eine blechbeslNagene EingangÄür und die DohÄtnisse im Innern sind erbrochen worden, und es find dort im ganzen 5 2 Kilo­gramm Amonit f und 700 Sprengkapsel» gestohlen worden. Des Diebstahl» dringend verdächtig sind die Angeichuldigt-n Han» R> ckel» aus Heide und d« Juwelier Fritz Rehling au» Mülheim . Gegen Rehling ist erneut Haftbefehl erlassen und vollstreckt worden. Der B« i h i l f« verdächeig ist der Bruder de» Steinbruchbesitzers Robert Weyand, d« von der Potizei festgenommen, aber vom Untersuchungsrichter wieder fteigelassen wurde, weil die Verdachts gründe zum Erlaß«ine» Haft. befehls nicht ausreichten. Der Sprengstoff wurde von Nickels und dem Autovermieter Hermann Wieborg aus Lunbcn m dessen Auw von Mülheim m die Näh« von Husum gebracht und dort von Volk und Johnson über. nommen, di« ihn noch dem Versteck on der dänischen Grenz« zu Peter Holländer schaffte». Die für die Begehung der Anschläge jeweils erforderliche Meng« wurde von Holländer und seiner Frau an die betreffenden Täter ausgehändigt. Vor der Strafkammer des Landgerichts l fand heute Termin zur Prüfung der Hast der AngefchuSigten Wefchke, Pünier und Ernst von Solomon statt. Die gegen Pünjer und Weschk« erlassenen Haftbefehle wurden aufrechterhalten. Die Entscheidung über die Aui. rechterhall ung des gegen Ernst von Solomon bestehenden Haftbefehl g ist bi» Mittwoch ausgesetzt worden. Ideelle Mitschuld. Di« Nationalsozialistisch« Partei hat ihr« Komplicität mft den Bombenattentätern au» dem LandvolNreis« bestritten,©i««st so stark von den Rombenattentat c n abgerückt, daß au» dem rechts- radikalen Lager Stimmen der Empörung über die» Abrücken laut wurden. Die Nationassoziolistisch« Partei hat gefürchtet, daß sie in die Prozesse um di« Attentate hineingezogen werben könnt« und hat

deshalb all« Zusammenhänge abgeleugnet. Di« kri­minelle Äomplicftät wird also bestritten die ideell« Ken«. plicität aber tonn nicht geleugnet werden. Di« Na- tionalsozialisten gehören zu den geistigen Drahtziehern der Attentate, sie sind Träger der Hauptverantwortung- Im nationalsozialistischen Kampfverlog in Berlin erscheint eben ein NomonAchtung, hier Deutschland *, der auszugs­weise In dar Hakentreuzpresse abgedruckt wird. Es ist einer jener Roman «) di« ungewöM die Geistesarmut ünfr dte tmdiicb-vrimitive Denkweise der Hakenkreuzbewegung enthüllen. Die erste Szene dieses Roman » schildert ein» S i-tz» n g- im Berliner Polizei- Präsidium, während draußen auf der Sttoße Extrablätter aus­gerufen werden:R«g ier u ng sg« b äu d« in Köln g«- sprengt". Der Polizeipräsident trägt seinen Beamten vor: ..Da» Regierungzgehäude in Köln wurde um 1.30 lM mm- aen» durch ein Bombe nattentat restlos zerstört. Es ist di«? da? iss. gelungene Attentat seit Beninn di-ser geheimnisvollen Anschläge. Die Erplosion hat das Geoäude dem Erbboden gleich gemacht. Es muß sich um eine technisch hervorragende, leider bi»her völlig unbekannt« Sprengmass« handeln. Am 1. Juni sSSI Attentat auf das Regierung? Präsidium in Frankfurt a. d. Oder, am S. Juni Attentat gegen da? Ver- uxzllungsgebäUd« des I. G. Farbentrust? in Elberfeld , am 15. Juni Attentat gegen Europäische Kreditbank in Neriin, qm 25. Juni Attentat gegen da? Polizeimagazin in Mannheim , qm 30. Juni Attentat gegen das Innenministerium in Drepden." Während der Polizeipräsident seinen Beamten neue Beschlüsse mitteilt, erscheint«in« Flainmenschrift an der Wand: Achtung! Hier Deutschland ! Di« Ihnen ab«n mit- geteillen Beschlüsse haben auch wir gehört. Wir roarnen hiermit, denn die deutsche Freiheitsbewegung läßt sich durch keinerlei Hmdernisse aufhalten und de? Staatsgericht,- hos de» kommenden Reiches wirb diejenigen Beamten zur Verantwortung ziehen, die sich dem Will«» der Freiheits­bewegung entgegengesetzt haben." So stellen sie es s i ch vor! Da» fft die deuffche Freiheits­bewegung der Leute um Hitler , mft Bomben und Attentaten, mit unbekannten fürchterlichen Sprengstoffen. Da» fft berechnet aus die Pubertätsphantasien von Obertertianern, von unreifen jungen Leuten. Es fft der Geist, mit dem die Jugendlichen in der Bewegung de? Herrn Hitler gefüttert werden. Wem, es aber gilt, vor Gericht und vor der Oeffentlichkeit Verantwortung zu übernehmen für ft glorreiche Kombenfteiheitstaten, dann rücken die Beraniworffichen ab, so weft als sie nur können!

Abrüstung! Forderung der SoziaNstea Hollands. Amsterdam . 14. Dezember.(Eigenbericht.) Linn Wehretat forderten in der Zweit«, Kammer d« Sozialdemokraten Abrüstung nach dänischem Vorbild. Abg. Laan (Goz.) beantragte unter anderem, daß sährlich« Relrutentontingent schon von 1930 an bairächtlich zu verringern. Abg. von Zadel­hoff(Soz.) forderte di« Landesabrüstung als da? entscheidendste Mittel zur Förderung der Deltabrüstung. Die Regierung har sich bisher nicht geäußert.

Heimwehr verrät die Volkssache. Tiroler Laudtagsmehrheit macht«it. Im Tiroler Landtag brachten die Sozialdemokraten«inen Dringlichkeftsantrag wegen S 0 d t» r o l und der Anschluß» frage«in. Aeußerunaen des Holmwehrsührers Dr. Steidl« gegen- über dem sronzösischen Journalisten Jules Sauerwein erwecken den Anschein, daß Steidl« Südtirol und den Anschlußgedanken ver- raten Hab«. Der Tiroler Landtag möge neuerding« ein feier­liche» Bekenntnis für Südtirol und den Anschluß an da»

Deutsche Reich ablegen und gleichzeitig dem Landeshauptmann Dr. Stumpf, der sich immer zur Heimwehr bekennt, da? Mißtrauen aussprechen. Di« Redner sämtlicher bürgerlichen Parteien sprachen gegen diesen Antrag. Nach lebhafter Aussprache bracht« der Innsbrucker Bürgermeister Fischer einen Antrag ein, wonach d'« bürgerlichen Parteien dendemagogischen" Antrag der Sozialdemo- traten zurückweisen und dem Dr. Stumpf ihr Vertraue» aussprechen. E? kam zu stürmischen Zwischenfällen. Schließlich iwrV' dieser Antrag von der Heimwehrmehrheft angenommen

Griechenlands neues Oberhaupi. '- Za'mis gewählt. ............... Athen . 14- Dezember.(Eigenbericht.) Kammer und Senat wähtten auf Borschlog de? Minister­präsidenten Venizelos den Senatsprösidenten Zaimis zum Präs! denten der Republik . Zaimis steht im 73, Lebensjahr und genießt allgemeine» Ansehen. Am Rachmittag wurden die Führer der Arme« von dem neuen Präsidenten vercidigt, anschließend die Zioilbehörden. Do» Kabinettg Benizelos trat formell zurück, um die schon lange beabsichtigte Umbildung vornehmen zu können. Der zurückgetreten« Staatspräsident Conduriati» erhöl' eine Ehrenpension von jährlich 500 000 Drachmen.