~ Sportund Spiel~
Weihnachtssport.
Arbeiterathleten und-Artisten.
Jm Tegeler Strandschloß bot die Freie Sportvereini. gung Legel 1899", Mitglied des Arbeiter- Turn- und Sportbundes, am ersten Weihnachtsfeiertag den zahlreich erschienenen Gästen ein reichhaltiges, sportlichartistisches Programm. Ein Zeug nis von ernster Arbeit und sportlichem Willen gab zuerst das ..jchymache" Geschlecht. Die Frauenabteilung, die mit rhythmischen lebungen, in der hübschen Barrenarbeit und mit dem reizenden Tunnelhopfen sehr gefiel, erntete auch mit den hübschen Volkstänzen stärksten Beifall. Die Mitglieder der Männerabteilung waren am Red genau so sicher und elegant wie ein auftretender Parterreafrobat. Das Flammenschwingen war sehr effektvol. 3wei fast ernst gemeinte Schaufämpfe im Boren gaben einen Ausschnitt aus einer Borstunde. Starten Beifall fand auch die große athletische Kraftleistung des Trainers Höhne, der ganz erstaunliches vollbrachte. Die Erentrifer Luri- Luri sorgten dafür, daß der Humor zu feinem Recht lam; die Beifallsstürme erbrachten den Bemeis, daß ihr zweiter Flag beim Artistenwettstreit fein Zufallsergebnis war. Den Abitfuß des mit größter Sorgfalt zusammengestellten Programms bildeten drei Ringfämpfe, die den Fachmann wie den Laien bis zum Schluß fesselten und die die große Form der Arbeiterathleten erncut bemies.
Nun ist es Tradition geworden: am ersten Weihnachtsfeiertag beim Artistenverein Einigfett" Neukölln zu fein. zu berichten, daß der Riesensaal der„ Neuen Welt" nur überfüllt mar, würde nicht einmal der Wahrheit entsprechen, nein, feine Stednadel fonnte zur Erde. Aber die Taufende. die gekommen waren, wußten marunt, gab es doch ein erlesenes Programm zu sehen. In bunter Folge wechselten Equilibristen, Jongleure, Atrobaten, Barodisten und Tänzer und rissen das Publikum zu wahren Beifalls jtürmen hin.
In die Krone mögen sich die Stephany Sisters und die 2 Gynottis teilen; was die Schmestern mit ihren unglaublichen 3ohntraftatten und die beiden Gynotiis aís Parterreafrobaten leifteten, war große Artistit. Dann die sympathischen 2 Arious, Starier, wie sie sich nennen, mit einer selten gesehenen Eraftheit arbeitend, wobei die fleine, zierliche Frau ein besonderes Lob verdient. Das Berdienst, das Zwerchfell der Tausende am fräftigsten erschüttert zu haben, gebührt den 2 Adams, die im Gaal eine Anzahl Glocken verteilten und dann durch Fingerzeigen konzertierten!
Auch wer nicht da war, tann sich vorstellen, was das wohl für ein
Konzert gewesen ist. Dagegen haben die anderen, die die Besucher durch Gesang und Tanz erfreuen sollten, meniger gefallen. Die politischen Barodien Kurt Hoffmanns haben uns gar nicht gefallen, und die fesse Sache" des Ifigen Dreieds war wohl aanz nett erdacht, aber nicht einmal etwas Originelles. Da war die Parodie des Ulfigen Dreieds auf eine Truppe von Tanzgirls schon bedeutend beffer. Wir verzeichnen das lebrige des Riefenprogramms: 2 Rouvels, jugendliche Equilibristen mit einer präd tigen Körperbeherrschung; die Jiggs Gailards, Tanz attraktion, besser gesagt, Tanzbesessene, am besten die Groteste auf das tanziütige Amerika ; 3 Edorelns, Equilibristen, mit einer hervorragenden Leistung; Bogini , Bolljongleur, dem fünf Bälle gehorchen wie normalen Sterblichen nicht ein einziger. Und dazu die 2 Forders in ihrem trickreichen Redatt. Um 17 Uhr hatte es angefangen, um 22 Uhr begann der Tanz: also fünf Stunden Varieté!
Aus dem Breslauer 25- Stunden- Rennen ist die Favoritenmannschaft Petri- Rieger fiegreich hervorgegangen, Die beiden ,, Amerikaner" ließen sich im Verlauf des langen Rennens feinen Augenblick aus der Ruhe bringen und holten einige Stunden vor Schluß zum entscheidenden Schlage aus. Im Handumdrehen urahmen sie dem Spizenpaar Preuß- Refiger erst eine und gleich darauf auch die zweite Runde ab, womit sie die Spiße erlangt hatten. Damit mar das Rennen entschieden. Breuß- Refiger hielten fich auch weiter sehr wader und besetzten einen achtbaren zweiten Platz auf gleicher Höhe mit Petri- Rieger. Die meisten ausländischen Teilnehmer gaben in aussichtsloser Position auf, so Weltmeister Ronsse und sein Partner Dervaes, meiter die Paare Dinale- Bresciani und Goossens- Deneef. Schlußergebnis. 1. Petri- Rieger( 757,370 Silometer), 118 B.; 2. Preuß- Refiger, 97 P. Eine Runde zurück: 3 Manthen- Schön, 33 B. Zwei Runden zurüd: 4. Faubet- Boucheron, 107 P.; 5. Lehmann- Wissel, 61 B.; 6. Junge- Seynaeve, 30 P. Drei Runden zurüd: 7. Knappe- Maczynski, 46 P.; 8. Funda- Tietz, 44 P.
ARBEITER FUSSBALL
Weihnachtsresultate.
Nur einige Berliner Bereine benugten die Weihnachtstage dazu, um Freundschaftsspiele auszutragen. Lichtenberg II, eine der führenden Mannschaften der zweiten Klasse weilte bei dem freien Beide Mann Fußballverein Neukölln mit zwei Mannschaften schaften holten sich hier eine Niederlage. Die ersten Mannschaften trennten fich mit dem Resultat von 3: 1, die zweiten 8: 0 flir Neu föln.- In Lichtenberg standen sich der Meister der Abteilung B in der zweiten Klasse, Butab und Lichtenberg 1 gegenüber. Die Lichtenberger fetten ihren Siegeszug fort. Mit 4: 1 geschlagen mußten die Butableute die Heimreise antreten Drei Minuten nach Anfang lag Butab mit 1: 0 in Führung. Nur mit großer Mühe fonnte Lichtenberg erit furz vor der Bause ein Unentschieden er ringen. Nach der Baufe wurden die Butableute aber vollkommen in ihre Hälfte zurückgedrängt. So tonnten die Lichtenberger noch dreimal erfolgreich sein, während Butab leer ausging. Lichten berg I 2 gegen Butab 2 7: 0. Neukölln 2 gegen Lichtenberg II 2
8: 0.
Arbeiter- Schach.
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Ant Commbag, 29. Dezember, treffen sich in der vierten Runde des Mannschaftstampfes der A- Gruppe: Brenzlauer Berg 1 gegen Kreuzberg 1, 2otal Bollmer, Senefelderstraße 9; Mitte 1 gegen Friedrichshain 1, Lotal Ebertus, 3ionsfirchplag 11; Treptow 1 gegen Wedding 1, Lotal Döhling, Treptow, Elsenstraße 100. Beginn aller Belttämpfe 10 Uhr. Resultate der dritten Runde: Kreuzberg 1 gegen Bestend 16%: 3%; Friedrichshain gegen Brenz lauer Berg 16: 4; Bedding 1 gegen Mitte 14: 6. Alle Resultate find zu fendeis an G. Berivinfti, Planuser 91,
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Arbeiter- Wintersport.
Die Wintersportabteilungen der Groß- Berliner Ber. eine haben ihren llebungsbetrieb und das Eishodentraining aufge nommen. Auf allen nachgenannten Plätzen wird an die Mitglieder des Kartellverbandes Groß- Berlin fostenloser Unterricht erteilt. Das Eishockeytraining fann allerdings nur von geschlossenen Mann fchaften durchgeführt werden. Vereine, die noch Mannschaften auf stellen wollen, müssen die Meldung umgehend an den Kreiswintersportmart abgeben. Es spielen:
FTGB. Ostring, Dienstag und Freitag, Katzbachstraße. Ruderverein ,, Vorwärts", Dienstag und Freitag, Kazz
bachstraße.
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laufen. Hier treffen sich in ihrem Rönnen ziemlich ausgeglichene Gegner. Hat Lauer seiner Borbereitung diesmal mehr Sorgfalt au gemendet, als er sie für seine letzte Prüfung verwandte, wird er wohl das bessere Ende für sich buchen fönnen. Jedenfalls wird ihm Eder den Sieg nicht leicht machen. Der Hannoveraner Heinrich Trollmann und der Berliner Paul Bogel verbürgen über den Kurs von acht Runden ein heißes Duell. Die beiden jungen Kämpfer verfügen über manche schöne Fähigkeit. Ein weiterer Kampf ist der 6- Runden- Gang Georg Bfigners gegen Hermann Heise. Zwei bisher Unbefiegte messen sich hier. Im Einleitungskampf über vier Runden klettern Frizz Kracht und Rudi Beier.
Arbeiter- Radfahrer- Berein Groß- Berlin. Sonntag, 29. Dezember, 13 Uhr, Streifzüge durch den Südosten, Endziel Starilokal. Mitiwod), 1 Januar, Sigung. Start Waldemarstraße Ecke Mariannenplay, Gäste willkommen
abend.
Bundesreue Vereine teilen mit:
Berliner Fußball- Club Borwärts", Wedding . Heute, Freitag, 20 Uhr. Mannschaftsgung bei Grunwald, Kameruner Str. 19. Bekanntgabe der Epieie fitr Sonntag, 29. Dezember, Neujahrstag und Mannschaftsaufstellung. AS C., Mittwoch und Sonnabend, Schillerpark . FIGB., Bezirk Nordost. Sonnabend, 28. Dezember, 1914 Uhr, GeneralverFTGB. Nordring, Mittwoch und Sonnabend, Schiller- ammlung bei Schulz, Carmen- Sylva- Str. 51. Anschließend UnterhaltungsFreie Schwimmer Groß- Berlin, e. V. Gruppe Mitte: Generalversammlung FTGB. Wintersportabteilung, Dienstag und Frei mit Sanstvorstand Sonntag, 29. Dezember, 15 Uhr, Berolina- Feſtfäle, Schönhoufer Allee 28. Anschließend gemittliches Beisammensein. Gruppe Reufölln: tag, Friedrichshain . Männerabteilung: Versammlung Sonnabend, 4. Januar, 20 Uhr, bei Road, Jun Ede Weferstraße,
part.
Tennis Rot, Dienstag und Freitag, Friedrichshain . lebungszeiten 19 bis 22 Uhr.
Dr. Walter Biese , Kreiswintersportwart, Berlin- Köpenick, Menzelstraße 8.
Was bringt der Spichernring?
Der Jahresschlußtag im Spichernring bringt hente, Freitag, fünf Kämpfe. In der Hauptbegegnung des Abends treffen über acht Runden mit Fünfunzenhandschuhen Franz Boja und Emil Aosta aufeinander. Bermag Boja seine erhebliche Schlagkraft gegen die durchgebildetere Technit Kostas zur Geltung zu bringen, ist es feineswegs ausgeschlossen, daß der Mittelgewichtler den Sieg über den Halbschmergewichtler erringt. Rosfa wird freilich start auf der Hut sein und sicher auch den Angriffen des Gegners zu begegnen wissen. Somit ist der Kampf vollkommen offen. Intereffant wird auch das Match Otto Lauers gegen Gustav Eder ver
Arbeiter- Rad und Kraftfahrer- Bund„ Solidarität", Ortsgruppe GroßBerlin. Geschäftsstelle: Robert Rothbarth, GW. 11, Schöneberger Str. 17a. 2. Abt.: 31. Dezember, 20 Uhr, Silvesterfeier im Gewerkschaftshaus..-5. Abt.: 29. Dezember, bei gutem Schneewetter, Rodeltour. Treffpunkt 9 Uhr Schlesi scher Bahnhof , Ede Madaistraße. 9. Abt.: 31. Dezember, 20 Uhr, Silvesterfcier im Gewerkschaftshaus. Bei gutem Schneemetter jeden Sonntag Rodelfour. Gtart 8% Uhr Triftstr. 63. 10. Abt.: 29 Dezember, 13 Uhr, Start Betersburger Str. 5, bei Wittschuß. Rennfahrer- Abt .: 29. Dezember, 8% Uhr, Treffen bei Lohan, Brüderstr. 16. Donnerstag, 2. Januar, 19% 2hr, Training, Turnhalle Köpenider Eit. 125. Abt. Charlottenburg : 29. Dezember, 13 Uhr, Biel am Start Kanal- Ede Wilmersdorfer Straße. Abt. Neukölln: 29. Dezember, 13 Uhr, Riel am Start Hohenzollernplag. Abt. Steglig: 29. Dezember, 13 Uhr, Weihnachtsfeier im Vereinslokal H. Schulz, BirkbuſchStraße 90. Abt. Weißenfee- Seinersdorf: 28. Dezember, 20 Uhr, Bereinslokal Barann, Heinersdorf , Raiser- Wilhelm- Str. 12. Motorradfahrer. Abt. Kreuz berg
: 29. Dezentber, 18 Uhr, wird Riel am Start bekanntgegeben. Start Kind!- Quelle, Reichenberger Str. 91. Silvesterfeier, Fortuna- Gale, Strausberger Str. 3. Abt. Friedrichshain : 31. Dezember, 20 Uhr. Donnerstag, 2. Januar, 20 Uhr, Gigung ebenda. Abt. Neukölln: 13. Uhr Siel am Start HohenFIGB., Mufifforps. Nächste Uebungsstunde Montag, 30. Dezember., Streicher 19 Uhr, Bläser 20 Uhr, Serntannstr. 11, Restaurant Utke. Neujahrstag Bartie nach Rahnsdorf , Restaurant Waldschlößchen( Ehnold). Treffpunkt 13% Uhr Bahnhof Friedrichshagen .
zollernplak.
Republikanische Sportler in Tirol.
A. S. Jnnsbrud, 25. Dezember.
und die Reichsbanner- Wintersportabteilung haben die WeihnachtsDer republifanijche Deutsche Wintersportverband" feiertage zu einer Fahrt in das Tiroler Land ausgenutzt. Kurz vor Weihnachten ging's los, der Münchener D- 3ug brachte die stattliche Reiseschar nach dem Süden, nach Innsbrud. Der Schnee Lodt, jeder mill recht schnell die Bretter unter die Füße bekommen, um auf dem weißen Teppich in die Berge hineinzufahren.
Wetterstein- und Karwendelgebirge zeigen sich im weißen Feiertagskleid. Die Mittenwaldbahn führt hinein in die Wunder melt des Schnees, die Bergriesen rüden immer enger zusammen. Durch das enge Tal schlängelt sich der Inn , hin und wieder leuchtet aus dem weißen Schnee ein Dorf auf. Am Bahnhof Innsbruck begrüßen die österreichischen Eisenbahner die deutschen Republitaner mit ihrem Freundschaftsgruß. Die Landesleitung des Tiroler Schutzbundes geleitet die Freunde aus dem Reich in das Gemert schaftshaus„ Goldene Sonne", wo alles zum Empfang vorbereitet ist. Schnell geht es an den reichgedeckten Mittagstisch und dann in die Stadt. Die Tiroler zeigen ihr Land von oben, die Hungerburgbahn führt in die Berge. Ein herrlicher Weitblick in die Welt der Bergriefen bietet sich hier. In den Straßen flammen die Lichter auf, die Bergesspitzen machen sich zur Nachtruhe bereit, sie ziehen ihre Nebeltappe über. Das ist auch für die Wintersporiler das Zeichen zur Rüdfehr, denn unten im Gewerkschaftshaus erwarten
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sie die Schutzbund- Mannschaften und die sozialdemokratischen Barieimitglieder zu einem geselligen Abend.
Der Saal des Gewerkschaftshauses war überfüllt, als das Programm begann. Nach Musikvorträgen sprach im Auftrage der Landesleitung der Vorsitzende des Tiroler Schutzbundes die Be grüßungsworte; er drückte seine besondere Frende darüber aus, daß die Republikaner prattische Anschlussarbeit dadurch leisten, daß sie im gegenseitigen Besuch immer wieder die freundschaftlichen Bande erneuern. Die Tiroler Bevölkerung steht tre zur Republik und hat in den letzten Wochen einen scharfen Abwehrkampf gegen die Heimwehrfaschisten durchführen müssen. Nur weil sie die Ruhe bewahrten, fonnten sie auch für sich den Sieg buchen. Nach ist der Heimwehrfaschismus nicht endgültig geschlagen, die Tiroler Sozialdemokraten und Schußbundmitglieder stehen aber bereit, um jedem Anschlag gegen die Freiheit entgegenzutreten. Besonders herzliche Worte fand der Sprecher des Schuhbundes über den Empfang, den das Reichsbamter im August in Berlin zum Verfassungstage veranstaltet haf. Noch heute schwärmen die Schuhbundmitglieder von diesem imposanten Aufmarsch und der aufopfernden Gastfreundschaft der Berliner . Im Auftrage der deutschen republikanischen Wintersportler dankte Breslauer für die herzliche Aufnahme und den so gut gelungenen geselligen Abend. Stundenlang mußten die Tiroler ihre Heimatlieder singen und Schuhplattleriänze vorführen, die selbstverständlich Beifallsstürme bei den Berlinern auslöften.
Steuerpflicht bei Sportvereinen.
Gemeinnützigkeit von Sport- Wirtschaftsbetrieben anerkannt!
3m Abend" vom 12. Dezember halfe unser Mitarbeiter zurüdvergütet. Bejenilich und von ganz prinzipieller Be Rotfamm die Möglichkeit zur Steuererleichterung und Steuerbefreiung von Sportvereinen mit eigenen Grundstüden erörtert.
Ein Arbeitersportverein, der nach seinen Sagungen gemeinmüzigen Charakters und demzufolge von der Zahlung der Steuern befreit ist, errichtete auf seinem eigenen Gelände ein massives Bereinsheim mit einem Kostenaufwand von rund 70000 Mart. In diesem Heim ist eine Wirtschaft untergebracht, in der Bereinsmit gliedern für billiges Geld d. h. nicht teurer als anderwärts Speisen und Getränke verabreicht werden. Die Tatsache, daß der Berein mit Hilfe geliehener Gelder dieses Heim aufgebaut hat, genügte dem Finanzamt, dem Verein die Gemeinnühigkeit abzuerkennen
und ihn aufzufordern, rückwirkend Bermögens und Körper fchaftssteuer zu bezahlen, was zur Folge hatte, daß auch die Gemeinde die Zahlung einer Gewerbesteuer forderte. Als Gründe für diese Auflage führte das Finanzamt u. a. an: Nach der Satzung wäre nicht die von Gesetz verlangte Unmittelbarfeit und Ausschließlichteit des gemeinnügigen 3wedes gegeben. Nach dem Tert der Sagung sei nicht der gemeinnügige Zwed die Hauptsache, fondern der Besiz und der Betrieb der Grundstüde zeige sich zunächst als Hauptzwed, und erst in zweiter Linie follten gemeinmüßige Bestrebungen verfolgt werden. Das unter Aufwand großer Roften errichtete Bereinsheim diene allen möglichen Bestrebungen gesellschaftlicher, sportlicher und politischer Art, und der Ausbau des Hauses, dessen Koften weit über den Bereinszwed hinausgingen, müßte zur Folge haben, daß für den gemeinnüßigen Zwed feine Mittel mehr übrigblieben. Der gegen diesen Bescheid beim Finanzgericht eingelegte Einspruch hatte Erfolg.
Das Finanzamt beruhigte sich aber nicht und legte die Rechts. beschwerde beim Reichsfinanzhof ein, der sich das Reichsfinanzminifterium anschloß. Die von dem Geschäftsführer der Gesellschaft für Bermögensmahrung und-nerwaltung( einer 2bteilung der Arbetterbant) eingelegte
Rechtsbeschwerde beim Reichsfinanzhof hatte Erfolg. Der erste Senat tam gemäß Urteil vom 27. April 1929 zur Ab. weifung der Forderung des Finanzamts und auch des Reichsfinanzministeriums. Dem Arbeiteriportoerein wurde te Gemeinnügtgteit belaffen; die bereits gezahlte Körperschafts- und Bermögenssteuer wurde
deutung sind die Ausführungen des Urteils, soweit es fid) art der Frage befaßt, ab einer Körperschaft gemeinnütigen Charakters, fofern sie einen Wirtschaftsbetrieb führt, die Gemeinnüßigkeit aus diesem Grunde abzusprechen ist. Das Urteil besagt in seinem wesentlichen. Teil:
„ Die Tatsache der Führung eines Wirtschaftsbetriebes behindert die Anerkennung der Gemeinnütigkeit nicht, wenn aus dem Wirtschaftsbetrieb die Mittel erreicht werden, den gemeinnühigen Zwed zu erfüllen."
Benn von einem Menschen gesagt wird," fährt das Urteil fort, daß er ausschließlich seinem Vaterlande gedient habe, so ift damit gemeint, daß der Betreffende alle die Tätigkeiten, int denen er die Erfüllung seines Lebenszwedes erblickt, lediglich im Interesse feines Vaterlandes geübt habe. Der Betreffende hat währenddem natürlich geatmet, gegessen und sich auch seinen Lebensunterhalt erarbeitet, also Tätigkeiten ausgeübt, mit denen er der Erhaltung seines Körpers gedient hat. Niemand wird aber bei der moralischen Wertung und die Prüfung der Gemeinmütigkeit ist zu einem guten Teile auch eine moralische Wertung die zur Erhaltung des Daseins notwendigen Handlungen als egoistische werten und damit den Charakter der ausschließlichen Selbstlosigkeit einem solchen Menschen absprechen. Wie die physischen Personen, müssen auch die Körperschaften und Vermögensmassen Tätigkeiten ausüben, um fich am Leben zu erhalten. Diefe Tätigkeiten find nicht unmittelbar gemeinnügig und fönnen es nicht fein. Mer alfo verlangt, daß alle Tätigteilen einer nach§ 9 Absatz 1 Nr. 7 des Körperschaftsgefeßes befreiten Körperschaft unmiffelbar gemeinnützig fein follen, schneidet diefen Körperschaften die Lebensmöglichkeit ab und hebt damit die ganze Befreiungsvorschrift fatsächlich auf."
Der Reichsfinanzhof tommt nach Widerlegung der umjangreichen Ausführungen des Reichsfinanzministeriums zu dem Endurteil, indem es sagt,
daß der Senat an der bereits getroffenen Entscheidung festhält, daß eine Körperschaft als ausschließlich gemeinnüßig anerkannt worden fann, auch wenn sie sich die Mittel zur Verfolgung ihrer Zavede burch einen Gewerbebetrieb erwirbt. Da festgestellt ist, daß der Zweck des Vereins ist, einer zahlreichen Gruppe der Bevolferung Gelegenheit zum Aufenthalt und Spiel in freier Luft und im Grünen zu geben, zu Geselligkeit ohne Alkoholzwang, aber doch mit der Möglichkeit, Erfrischungsmittel zu bekommen", ist dem Antrag
auf Anerkennung der Gereinigt geben worden. H. Heidlberg.