Ja, gerade dieses Glück ist das Unglück Spaniens— diesesGlück, das ihm die Kolonien und die Silber- und GoldschätzeMexiko's und Pern's in den Schoost wars. Mit einem Wort:Spanien ist an der Kolonialpolitik zu gründe gegangen. Stattsich im Innern auszubilden und die Industrie zu pflegen, lebteSpanien von seinen Kolonien. Es hatte das schönste, reichsteund größte Kolonialreich der Welt, und es ist zu gründe ge-gangen.—Von eitlem französisch-englisch-spanische»» Bundgegen Amerika faseln unsere Kannegießer. Viel»vahrschein-licher ist ein a m e r i k a n i s ch- e n g l i s ch e r Bund.Und daß die n e u e f r a n z ö s i s ch e Regierung sich E n g-l a n d zu nähern sucht, haben»vir schon hervorgehoben.Es bereiten sich offenbar neue Staaten- Verhältnisse vor,von denen unsere Chauvinisten, die aus dem ausgefahrenenGeleise der Zunftdiplomatie nicht herauskommen können,sich nichts träumen lassen.—Chronik der Majestätsbeleidigungs- Prozesse.„Wenn ni an dann auf unseren siebzigjährigenGenossen Liebknecht ein Hoch ausbringen würde, wiesonst auf irgend jemand, so bliebe wohl keiner sitzen. Ehre, wemEhre gebührt." Diese Worte hatte unser Parteigenosse Jahnin einer am 28. Dezember v. I. in der Brauerei Pichelsdorf ab-gehaltenen Versammlung gesprochen. Die Staatsanwaltschaftsah in dieser Aeußerung das Verbrechen der Majestätsbeleidigungund chr Vertreter beantragte, nachdem die zweite Strafkanimeram Landgericht II seinem Verlangen»ach Ausschluß der Oeffent-lichkeit stattgegeben hatte, nicht weniger als neun MonatG e f ä n g n i ß gegen Jahn. Nach kurzer Berathung erkannteder Gerichtshof dem Antrage des Vertheidigers Dr. Herz-selb gemäß auf Freisprechung. Selbst wenn dieAeußerung den ihr von den Belastungszeugen gegebenenInhalt gehabt hätte, liege nicht der geringste Anlaß vor, sie füreine Majestätsbeleidigung zu halten.Wegen Majestälsbeleidigung hatte sich heute vorder Strafkanimer in Frankfurt a. O. unser Genosse, der Schrift-steller Fritz Hansen ans Berlin, zu verantworten. Die Ver-theidigung führte Herr Rechtsanwalt Hugo Sonnenfeldaus Berlin. Die Anklage behauptet, daß Genosse Hansenden deutschen Kaiser dadurch beleidigt habe, daß er ineinem in Frankfurt a. O. gehaltenen Vortrage durch Be-iiierkungen über die Kaiser Wilhelm- Gedächtnißkirche denKaiser� beleidigt habe. Gegen den Protest des Vertheidigersbeschloß das Gericht, die Oeffentlichkeit während der Verhandlungwegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung auszuschließen. In-dessen muß wohl der Gerichtshof die lleberzeugung gewonnenhaben, daß Genosse Hansen die öffentliche Sicherheit nicht ge-fährdet hat, denn schon nach zirka einstündiger Verhandlung ver-kündete der Gerichtsvorsitzende die Freisprechung desÄl n geklagte n, obgleich der Staatsanwalt drei MonateFestungshaft beantragt hatte. Aus der Begründung desUrlheils heben wir blos folgenden Satz hervor: Eine sichereFeststellung des Wortlauts und Zusammenhanges der beanstandetenRedewendungen sei auf der Grundlage der von den über-wachenden Beamten gegebenen Darstellung nicht möglich.Parteigenossen!Die Reichstagsfraktiou hat sich in zwei Sitzungen, unterZuziehung von Anhängern und Gegnern des GenossenSchumacher aus dem Wahlkreise, mit der Solinger An-gelegenheit beschäftigt und folgende Beschlüsse gefaßt:I.Die Fraktion erklärt nach Anhörung beider streitendenTheile des Solinger Kreises, daß sie den Beschluß desSolinger Parteitages— die Unwürdigkeitserklärung Schumacher'sbetreffend— nicht billigt, weil prinzipielle Gründe dafürvöllig mangeln. Die Fraktion ist nicht in der Lage, einemder beiden Theile recht zu geben, spricht vielmehr beiden Theilenihren entschiedenen Tadel über den seit langer Zeit imSolinger Wahlkreis unter den Parteigenossen herrschendenStreit aus.II.Die Fraktion erklärt: Um die leidigen Streitigkeiten inSolingen zu beenden und endlich Ruhe zu schaffen, ist es noth-wendig, daß die Solinger„Arbeiterstimme" in den Besitz derPartei übergeht und ersucht die Parteileitung, dieses in Er»niägung zu nehmen.*Deutsches Reich.— Gegen den Unfug der anonynien Anzeigenwendet sich folgende lobenswerthe Bekanntmachung des Amts-Vorstehers Kluth in Friedrichshagen:„Andauernd gehenbei mir anomyme Zuschriften und Beschwerden u. s. w. ein. Icherkläre hiermit, daß ich solche grundsätzlich dem Papierkorbüberweise. Wer nicht den Mulh besitzt, seine Schreiben mirseinem Namen zu decken, und auch nicht das Vertrauen zu mirbat. daß ich helfe, wo ich kann, dem räume ich auch nicht dasRecht ein. Abhilfe von mir zu erwarten."So wenig die Sozialdemokratie sonst Grund hat, mit derAusführung des konservativen Amtsvorstehers von Friedrichs-haaen einverstanden zu sein, können wir diesem Erlaß nuruRsere volle Zustimmung zu theil werden lassen. Es wäre gut,»venn alle dies« Behörden diesem Beispiel solgtep. Wir erinnernnur daran, daß vor wenigen Tagen eine Frau in Charlotten-bürg auf grund einer anonymen Denunziation wegenMajestätsbeleidigung angeklagt und verurtheilt wurde.—Leipzig, S. März.(Eig. Ber.) Wie verhaßt die Schwärmerund Prolekioren der evangelischen Arbeitervereine in gewissenKreisen sind, geht aus einer Erklärung des Pfarrers O. Schulzein Leipzig hervor. Nachdem der Borstand des evang. Arbeiter-Vereins beschlossen hatte, den Pfarrer Naumann zu veran-lassen, in einer in Leipzig abzuhaltenden Versammlung zusprechen, traten fünf Geistliche aus dem Vorstand aus. Ge-legentlich der nun kürzlich abgehaltenen Naumann-Versammlungin Leipzig wurde dieser Austritt darauf zurückgeführt, daß dieGeistlichen im Gegensatz zu Naumann ständen. Pastor Schulzestellt dies in der Erklärung in Abrede und bemerkt. daß derPräsident des evang.- luth. Landeskonsisto-riums den Wunsch ausgesprochen habe, man»nöge Naumann nicht sprechen lassen. Die Geist-lichen seien ausgetreten, damit der Verein von keiner kirchlichmaßgebenden Stelle abhängig sei.—Oldenburg, 5. März. Wegen Soldatenmißhandlung sind vor«inigen Monaten zwei Unteroffiziere der erstenKompagnie des hiesigen Infanterieregiments in Untersuchunggezogen worden. Die Mißhandlung soll auf einer Mannschafts-stube geschehen sein. Die Mißhandelten waren Rekruten. Siewurden von den beiden Unteroffizieren aus dem Bett gejagt undim Hemd zum Turnen an dem eisernen Deckenballen gezwungen.Die Klopfpeitsche soll bei der Affäre auch wieder eine traurigeRolle gespielt haben; auch seien die Rekruten mit dem so-genannten Schemelstricken drangsalirt»vorden. Daß die beidenUnteroffiziere zur Verantwortung gezogen werden konnten fürdiese Unthaten, ist dem Umstände zu verdanken, daß einLieutenant hinzukam und die Unteroffiziere meldete. Die beidenUnterosfiziere sind nun vor einigen Tagen abgeurtheilt wordenund sollen, wie unser Bruderorgan in Bant, das„NorddeutscheBolksblatt", erfährt, zu l bezw. I1/« Jahr Festungshaft ver-urtheilt»vorden sein. Die Mißhätidlungen müsse» danach schonganz schlimmer Art gewescn sein.—Frankreich.— F ü r st Krapotkin hatte anarchistische Vorträge inParis angekündigt. Er»vurde jedoch, wie der„VosstschenZeitung" gemeldet wird, gestern bei der Landung in Dieppeverhaftet und für ausgewiesen erklärt. Die Gendarmen brachtenihn auf das nächste Schiff, das nach England zurückkehrte. DasMinisterium Bourgeois hat also die Maßregel seiner reaktionärenVorgänger gegen den in seiner Gefährlichkeit reichlich über-schätzten Krapotkin ausrecht erhalte».—Ci»gla»id.Loudo»«, 5, März. Unterhaus. Foster fragte, ob Schrittegethan worden seien zur Förderung der am 26. Februar vorigenJahres von dem Unterhause einstimmig angenommenen Re-solution zu gunsten einer Mitwirkung bei einer inter-nationalen M ü n z k o n f e r e n z. Der erste Lord desSchatzes Balfour erwiderte, seit der Antwort, die er im Augustvorigen Jahres gegeben habe, habe sich nichts ereignet,was ihn zu de ni Glauben veranlassen könnte,daß durch eine von der englischen Regierungin dieser Angelegenheit zu ergreifendeInitiative irgend etwas gewonnen werdenkonnte.—Londou, 6. März. Das Unterhaus nahm den Antrag, indie Einzeldebatte bezüglich des Marine-Etats einzu»treten, mit 186 gegen 41 Stimmen an.—— Aus dem U n t e r h a u s e. Ter KolonialministerChamberlain führte in der Sitzung vom 4. März aus,was die vier britischen U n t e r t h a n e n betreffe, dienoch in Prätoria zurückgehalten würden, so seien den-selben große Zugeständnisse gemacht worden; er sei bemühtgewesen und sei auch noch bemüht, eine Besserung ihrer Lageherbeizuführen; es müsse daran erinnert werden, daß dieselbenmit anderen Mitgliedern des Resormkomitees des Verraths an-geklagt waren.Bei der Berathung des Marine-Etats erklärte derMinister Balfour. mit der Reserve habe England genügend Maiin>schaflen für alle Schiffe in Kriegszeite». Keine Nation könneRüstungen ertragen, die jeder denkbaren Kombinatton von Mächtengewachsen sein sollen. England müsse sich zufrieden geben,wenn die Flotte so gestärkt werde, daß sie sich mitden zwei größten Flotten, die gegen England aus-gebracht werden könnten, messen könne; dieses Zielwäre in drei Jahren erreicht. Der Führer der liberalen Oppo-sition H a r c o u r t bezweifelt nicht, daß der Ernst der Lage zuden riesenhaften Voranschlägen geführt habe. Englands Aus-gaben für die Marine hingen von der Lage ab, in welcher essich anderen Nationen gegenüber befände; und da die Regierungnicht im stände sei, über die genaue Lage der Dinge in Europaund Amerika Ausschluß zu geben, sei es weder weise noch patriotisch,die Politik zu erörlern; er wolle jedoch bemerken, daß die Freund-schaft zu anderen Nationen nicht gerade gefördert werde, wennEngland die Faust gegen sie schüttele.Chamberlain erklärte weiter, nach einer telegraphischenMittheilung Robinson's habe die Transvaal- Regierung denbritischen Agenten in Prätoria benachrichtigt, sie habekeine Kenntniß von der angeblichen Korrespondenz zwischenC r o n j e und W i l l o u g h b y. Cronje sei ,ur Aufklärungder Angelegenheit nach Prätoria berufen. Chamberlain istder Ansicht, daß der Kommandant der Boeren- Streitmacht be-stimmte Befehle hatte, auf bedingungslose Uebergabe zu bestehen,daß aber gleichwohl Cronje dem Willoughby das Anerbietenmachte, sein und seiner Leute Leben zu schonen, wenn sie dieWaffen niederlegen und die Zahlung einer Eulschädigung ver-sprechen würden, und daß Cronje damit seine Machlbesugnisseüberschritt. An dem guten Glauben des Präsidenten Krüger zuzweifeln, liege für ihn(Chamberlain) kein Grund vor.—Spanie»».Madrid, 6. März. Der Kabinetsrath erklärt, es sei keinBedürsniß für eine neue Anleihe vorhanden(? D. Red.); man seiregierungsseitig entschlosieii, im Fall der definitiven An-erkennung Kubas durch die Vereinigten Siaaten Kaperschiffezu entsenden. Italienische und englische Schiffseignerhaben telegraphisch bei der Regierung betreffs ihrerAbsichten über diesen Punkt angefragt. Der Minister-ralh prüfte die Vorschläge einer.englischen Firma,welche zwei Schnelldampfer zum Verkauf anbot, die inbewaffnete Kreuzer von je 4660 Tons umgewandelt werdenkönnen und beschloß deren Ankauf. Das Angebot der spanisch-iransatlantischen Gesellschaft, sechs ihrer besten Dampfer für sechsMonate unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, wurde an-genommen. In San Sebastian ist eine öffentliche Geld-zeichnung zum Ankauf von Kriegsschiffen eröffnet worden.In Toledo, Sevilla, Granada, Cadix und Malaga habenunbedeutende anti- amerikanische Demonstrationen statt-gefunden— wirkliche Besorgniß rief zeitweilig nur dieletzlere hervor, während welcher die Polizei einen Peloton-Angriff aus die Menge machte, um das Konsulat zu schützen.—In Valenzia wurden die Fenster des amerikanischen Konsulats-gebäudes durch Steinwürse zertrümmert. Die Polizei griff dieRuhestörer an und zerstreute sie.— Im Falle der offiziellen Er-klärung seitens Nordamerika's, daß Kuba als kriegführende Machtanerkannt sei, läßt die Regierung ein Memorandum an alle Mächteergehen, welches einen geharnischten Protest gegen die Haltungder amerikanischen Regierung proklamirt.Wie die Madrider Zeitung„Dia" meldet, telegraphirte derspanische Gesandte bei den Bereinigten Staaten von Nord-Amerika, Dupuy de Lome, an das Ministerium, Präsident Cleve-land werde, so lauge er Präsident sei, sich weigern, die Auf-ständischen aus Kuba als kriegführende Macht anzuerkennen undzu interveniren.Aus Washington wird hierzu gemeldet: Die Kommissionendes Senats und des Repräsentantenhauses waren heute zu einerBerathung zusammengelreten. Nach kurzer Besprechung wurdeder Beschluß des Repräsentantenhauses in betreff Kubas anStelle des ebenfalls die kubanische Frage betreffenden Beschlussesdes Senats angenommen.—Amerika.Nciv-Bork, 6. März.(Tinies.) Die H a n d e l s k a m m e rnahm einstimmig eine Denkschrift an, in welcher die kauf-männischeii Korporationen und die Kaufleute dringend ersuchtwerden, daß die Frage einer ständigen Währung von politischenFragen getrennt werden möge. Alle guten Bürger sollten sichvereinigen, um zu den für die Wahl des neuen Präsidenten be-stimmten Vereinigungen solche Abgeordnete zu wählen, welchesich verpflichten, die bestehende Währung aufrecht zuerhalten und dem freie» Münzwesen entgegenzu treten.Ne»v- Jersey, 6. März. Heute schleppten hier Studentendie spanische Flagge durch die Straßen und zerrissensie dann.—— Nach Depeschen aus Havannah sind imDistrikte der Vuelta de Abajo 13 Städte in Asche gelegtworden, darunler Cabanas, Bahiahonda, San Diego Nunez,Santa Cruz, Palacios, Paso Real de San Diego und San Diegode los Bonos; die Städte San Juan und San Luis standennoch in Flammen, als die spanischen Truppen anlangten. DieInsurgenten räumten diese Städte und kehrten unter Gomez nachMatanzas und Princeton zurück.—Das Grubenunglück inVakkowitz.Die letzte Depesche von der Unglücksstätte lautet:Bis jetzt sind 161 Leichen aus der Kleophasgrube ansTageslicht befördert. Nach der Liste der Eingefahrenen wirdnoch ein Mann vermißt, doch liegt die Möglichkeit vor,daß er überhaupt nicht eingefahren ist.Ans dem hier zum Abdruck gebrachten Situationsplan undder folgenden Darstellung werden die Leser einiges, wenn auchnoch nichts endgiltig Festgestelltes über Entstehen und Verlaufdes Unglücksfalles erfahren.2666 Meter.IS» Mir.tief.ttttttf]??Todter Franken»bergschacht.«so Meter tief.Zu dieser Skizze schreibt die„Kattow. Ztg.": Wir denkenuns aus die nach Schwienlochlowitz führende Chaussee versetzt.Die großen Gebäude, welche wir da im Vordergründe erblickenund die durch ihre hohen Kuppen schon von weitem auffallen,sind die beiden Hauptschächte, der„Recke- und der Walterschacht",welche zur Einfahrt dienen. Bei der vorgestrigen Abendschichtfuhren in„Reckeschacht" etwa 76 Mann ein, in„Walterschacht"114. Der daneben befindliche, a.., der Erdoberfläche nicht ficht-bare„Frankenbergschacht" mit 456 Metern Tiefe ist eintodter Schacht. Er beginnt erst etwa 126 Meter unterder Erdoberfläche, seine Zimmerung besteht provisorischaus Holz, welches später durch eine Eisenkonstruktion ersetztwerden sollte. Auf ber Sohle dieses blinden oder tobtenSchachtes befindet sich die kolossale Wasserhaltungsmaschine, diefrüher der Stadt Katlowitz Wasser zugesührt hat. jetzt aber aus-schließlich dazu dient, die überschüssigen Wasscriuengen aus derGrube zu heben. In der Holzzimmerung des Frankenberg-schachtes nun ist das Feuer ausgebrochen. Ob die heiße» Rohr-leitungen der Maschine die Entzündung hervorgebracht haben,oder ob eine Unvorsichtigkeit vorliegt, das sind Bermuthungen,die bisher durch nichts bewiesen werden konnten. Jedenfallssteht aber fest, daß infolge der Dampfrohre die Temperatur indem Frankenbergscbacht stets 25—36 Gr. R. betrug. Es ist alsonaturgemäß, wenn das viele Holz dort schnell Feuer fing. Der starkeQualm, der sich nunmehr entwickelte, drang zunächst in den Quer-schlag und theilte sich von hier aus in die verschiedenenzahlreichen Gänge der Grube und überraschte die Bergleute vorOrt. Den 76 Bergleuten, welche in den Reckeschacht eingefahrenwaren, gelang es, sämmtlich sich zu retten, anders dagegen beimWalterschacht. Die in der Nähe des Schachtes Arbeitendenkonnten noch die Auffahrt vor den Heranziehenden Rauchmassenerreichen, den Leuten, welche aber weiter aus den Schwarzfeldschachtzu beschäftigt waren und die zwischen sich und dem Walter-schacht den brennenden Fraukenbergschacht hatten, war der Wegdurch die Rauchmassen und die giftigen Gase, welche sich ausder ebenfalls vom Feuer erfaßten Kohle bildeten, so gut wie ab-geschnitten. �Die Unglücksstätte ist aus der Zeichnung mit sechs Kreuzenbezeichnet._.,„»Es heißt dann weiter: Das Gros der Bergleute drängtenach den beiden Wetter- und Holzhängeschächten Cäsar undSchwarzfeld hin. Für den Laien sei zur Erklärung beigefügt,daß die beiden Schächte nur den Zweck haben, die Gase derGrube abzuführen oder Holz herabzulassen. Eine Förderschalezur Ein- und Ausfahrt ist in solchen, meist primitiv hergerichtetenSchächten nicht vorhanden. Will man durch einen solchenSchacht die Oberfläche gewinnen, so muß man sich an einemSeile in die Höhe winden lassen. Aus dem Wege zumSchwarzfeldschachre sind nun wohl die meisten Leute um-gekommen. Mancher junge Bursche war, wie wir sahen,dabei. Fast alle waren unverändert, sie schienen erstickt zu sein.Einigen stand noch blutiger Schaum vor dem Munde, anderewieder zeigten Hände und Arme in krampfhafter Haltung.Ein größerer Theil der Opfer ist wohl auch vor dem Cäsar-schachte ums Leben gekommen, dort, wo die Zeichnung die beidenFragezeichen zeigt..Die Rettungsarbeiten werden eifrig betrieben. Das Vordringenin die entlegeneren Theile der Grube ist noch nicht gelungen. DieLeichname liegen in Haufen zusammen. Gleich nach dem Bekannt-werden des Unglücks versuchte man, an dem Seile in den Schwarz-feldschacht herunter zu gelangen, doch kamen die Leute nichtweiter als 26 Meter. Stundenlang hat es gedauert, ehe sich Gaseund Qualm so weit verzogen hatten, daß die Retter in die Grubegelangen konnten. Damit die Lust bequemer hinzutreten konnte,hat man die Holzkoppen von den Welterschächten eingerissen.Ein Theil der geborgenen Leichen wurde in das KattowitzerKnappschaftslazareth überführt, andere lagern in dem Zechen»Hause der Grube, wo sich auch von Zeit zu Zeit die Rettungs-Mannschaften, welche von dem Qualm viel zu leiden haben, er-holen. Wein und Kognak sind die zur Anwendung kommendenStärkungsmittel. Zahlreiche Aerzte.aus Kattowitz und Um-gegend weilen dort, indem sie sich von Zeit zu Zeit abwechseln.Aus Königshütte und Zalenze sind die Feuerwehren erschienen.Di« den Hinterbliebenen der Opfer sich zuwendende Theilnahmeist allgemein. Der Regierungspräsident von Oppeln ist bereitsan der Unglücksstätte eingetroffen, der Oberpräsidentwird erwartet. Der Kaiser nimmt ebenfalls lebhasten Antheilund hat telegraphisch Bericht eingefordert.Der„Schles. Ztg." wird über die Katastrophe unter dem4. d. Mts. geschrieben: Wie von Feuerwehrleuten erzählt wurde,soll das Feuer dadurch entstanden sein, daß durch Unvorsichtigkeitvon Bergleuten Putzwolle entzündet wurde, die, mit Oel getränkt,schnell ausflammte und die Grubenhölzer bald in Brand setzte.Nun soll das Unglück gerade an einer Stelle geschehen sein,wo sich der Rauch festsetzen konnte. Darauf führt vianes zurück, daß so viele Bergleute einem so raschenErstickungstode erlegen sind. Als die Kunde von demAusbruch des Feuers sich verbreitete, erschienen alsbald General-Direktor, Bergrath Bernhardi, Direktor Brätsch und DirektorBesser auf der Unglücksstelle und leiteten die Rettungsarbeiten.Mehrere Aeizte waren sofort zur Stelle und einige Damen vonGrubenbeamten widmeten sich mit unermüdlichem Eifer demSamariteroienste. In dem anstoßenden großen Saale des Zechen-Hauses hatte man längs der beiden großen Seitenwände aufStrohschütten die Leichen gebettet, die man im Laufe des Vor»mittags aus dem Reckeschachle herausbefördert hatte. Hier spieltensich herzzerreißende Szenen ab. Es herrschte ein Geschrei und einJammer in dem Räume, den keine Feder zu beschreiben im ständeist! Die Träger, die mit den schwarzen Bahren ankamen, wurdenvon den harrenden Frauen bestürmt, bis die Hülle heruntergenommenwar, dann ein kurzes Suchen und die entsetzlichste allerErkennungsszenen wiederholte sich abermals! Die Frauen undKinder, die an den Reihen der Leichen wehklagten, boten einherzzerreißendes Bild. Ein junges Weib rüttelte verzweifeltdiel Leiche ihres Mannes an den Schultern, als ob sie ihnwieder erwecken könnte, andere saßen stumm und apathisch inihrem Schmerze da. Die Kinder mit den Schulbüchern in der