Autobusunglück bei Infierburg. Mnf Personen am Bahnübergänge getötet, elf verletzt. Königsberg i. Pr.. 2. Janunr. A« Zt. Teze«»ber um 20 Uhr 07 überfuhr Per» suuen&ug 107 auf der Streck« I» st erburg— Tilsit zwischen Jnsterburg und Blumcuthal einen Persvuen- vmnibus der Stadt Jnsterburg. Bon de« In- fassen des Kraftwagens wurde» fünf Personen g e- tötet, siebe« schwer und vier leicht verlebt. Der Ueberweg ist mit S ch r a n k e li versehen, die Schranken waren ober nicht geschlossen. Der diensttuende Schranken- Wörter wurde in seiner' Wärterbude bewußtlos aufgesunden und mußte in das Kreiskrankenhaus übergeführt werden. Bei dem Uniall entgleisten die Lokomotive und ein wagen des Zuges: die«trecke war daher mehrere Stunden gesperrt und der Verkehr wurde durch Umsteigen aufrechterhalten. Das Gleis Tilsit— Jnsterburg ist seit Mittwoch früh wieder srei: das Gleis Jnsterburg— Tilsit wird im Laufe des Mittwoch sreigemacht werden. Vom Bahnhof Jnsterburg wurde 16 Minuten nach dem Unfall ein Hllfszug mit Aerzlewagen und Zlerztebegleitung abgelass«. Die Reisenden des Zuges wurden mit einem Extrazug noch Jnsterburg zuriickbesärdert. Di« verlegten Insassen des Kraftwagens wurden durch ein inzwischen alarmiertes«anitätsautmnobil der Jnsterburger Feuerwehr in das Kreiskrankenhaus Jnsterburg befördert. Bei dem Un- soll wurden getötet: Zulius Schlamm, Kraftwagen führer: Ollo hundrieser, Eisenbahnschlosser: Hans Sobrowski(Beruf unbekanntj: Gindler, Mittelschullehrer: sämtlich aus Jnsterburg.— Schwer verletzt wurden: Karl hafke. Lotte Simoneit. Ida Simoneit, August willmzig. Ruth wiiimzig, Ida Giodler. Elisabeth Schirr- wacher. Ob ein Verschulden bei dem Unfall vorliegt, ist bisher nicht geklärt. Der Präsident der Reichsdohndirektion Königsberg Hot sich nach Jnsterburg begeben, um sich persönlich Wer den Sachverhalt zu unterrichten und nach dem Befinden der Verletzten zu erkundigen. Ergänzend wird berichtet: Der verunglückte Srostwagen ist ein regelmäßig zwischen Instar- bürg und Sprindt verkehrender städtischer Omnibus. Die Unfallstelle liegt vier Kilometer vom Bahnhof In st er- bürg entfernt. Van den in das Jnsterburger Krankenhaus einge» lieferten Schwerverletzten ist Frau Lehrer Gindler. der beide Beine abgenommen werden mußten, gestern vormittag v e r- starben. Die Zahl der Getöteten bzw. Verstorbenen beträgt somit fünf, die der Schwerverletzten vier und der leichter Verletzten sechs. Der Schrankenwörter Fiedler, der ä4 Jahr« alt ist, wurde in seiner Wärterbude aus dem Gesicht liegend mit leichten Verletzungen am Kopfe aufgefunden. Aus seiner Bewußtlosigkeit ist er erst im Krankenhaus erwacht. Nach dem arztlichen Gutachten ist alkoholische Einwirkung als Grund der Bewußtlosigkeit ausgeschlossen und vorläufig mir anzunehmen, daß die Bewußlosigteit auf einen durch Schwindel hervorgerufenen Schwächeanfall zurückzuführen ist. Ob möglicherweise eine Kohlenoxydgos- Vergiftung vorliegt, muß erst durch genaue Blutuntersuchung fest- gestellt werden. Sechstes Todesopfer des Autobusunqlücks. Das schwer« Autobusunglück hat ein sechstes Todesopfer ge- -ordert, da wieder eine der schwerverletzten Personen, und zwar Frau Wilimzig, im Städtischen Krankenhaus in Jnsterburg ihren Verletzungen erleg.« n.ist. Der Autobus, der überiahren worden ist, war um acht Uhr von Sprindt nach Jnsterburg abgegangen und war von zwanzig Fahr- oöster» besetzt. Die Unolücksstelle liegt etwas erhöht, und der Ehaufscur konnte infolge einer Bahnböschung den herankommenden Zug nicht gleich sehen. Da er die Schranke offen fand, hatte er nicht abgebremst. Di« Lokomotive erfaßte den Autobus am Hinteren Teil des Wagens und schleppte ihn dann etwa 40 bis äü Meter weit mit. Die Fahrgäste sielen zum größten Teil zur Erde und zwischen die Schienen, vi-r Verjonea waren sofort tot. Während der Autobus mitgefchleift wurde, fuhr der Zug zunächst weiter. Zuletzt kam der Autobus so zu stehen, daß er sich etwa am vorletzten Wagen des Zuges befand. Sämtliche Fahrgäste waren nun herausgefallen mit Ausnahme des Chauffeurs, der nicht herauskommen konnte, zumal er innere Verletzungen erlitten hatte. Mit chiife einer anderen horbeigecllten Perion gelang es, den Ehouffeur durch eine zerbrochene Fensterscherbc herauszuziehen. Als der Lokomativt'ührer dos Unglück sah, bremste er plötzlich lo stark, daß die Maschin« aus den Geleisen sprang und zuletzt sich quergestellt hotte. Aus dem Autobus war ein Reichswehrangehörigcr herausgeflogen, ohne daß ihm etwas passiert war. Verschieden« Personen waren auch auf die Böschung und in den Graben geschleudert worden. Der Autobus war total zerstört. Der verstorbene Mittelschullehrer und Stadtrat Gindler war mit seiner Frau Unterwegs, um in dem neueingeweihten Rots. kell« Silvester zu verleben. Von Augenzeugen wird unt« anderem mitgeteilt: Als der Personenzug 107. der 19,55 Uhr von Jnsterburg abgeht, sich kurz hinter Jnsterburg befand, verspürten die Passagiere plötzlich drei kurz hintereinander folgende Stöße und hatten has Gefühl. als ob sich die Lokomotive durch etwas hindurcharbeitete. Plötzlich blieb der Zug mit einem hestigen Ruck stehen und furchtbare Schreie durchgellten die Luft. Di« Fahrgäste sprangen in höchster Erregung aus dem Zug, und im Schein der Pechfackeln erblickten sie furchtbore Einzelheiten. Einer der Toten wurde von der Lokomotive erfaßt und hundert Meter weit fortgeschleudert, wo man ihn al» zermalmte Masse vorfand. Den Kraftwagensührer fand man unter den Trümmern. Er sah aus seinem Führersitz und hatte das Steuer nach fest in der siaisd. Zwei Schiffe bei Sylt gesirandei. wesicrtand. 2. Januar. Bei dem starken Sturm slraodele bei Rankum der französische Dre'.mastschoner Mercedes von de« neun Mann Besatzung ertrank einer bei der Bergung. Die Deutsche Gesellschost zur B.ttung Schiffbrüchiger leistet« den ersten Beistand. Das Schiff war mit«Iner Getreideladung von Stralsund nach England unter- wegs. Ferner ist nördlich kimepsond» vor Ilmrum ein Dampfer gestrandet. E» fall sich um den Hamburger Dampfer Helene handeln. Das Schifs sitzt aus dem Saud fest. Zwischen Klappholttal und Vogelkoje ist eine englische S e e m t n e sowie weiter nördlich ein 12 Meter langer Sch'.fssmafi angetrieben warben._ Tageszeitung der rechten KV v.-vp Position. In Leipzig ist zu Naiiahr die bisherig« Wochenschrift..AibcuervoUtik* zum erstenmal als Tageszeitung erschienen. Als Verantwortlicher zeichnet Paul Böttcher , den Leiloustat, liefert August T h a l h e i m e r. Die Titelzeickmung stammt von dem belannteu Worpsweder Malcx B o g e l e r. d« früher der ofstziellen Kommunrslenpartei angehört«. ober mit den anderen„Rechren" aus ihr ausgeschlossen worden ist,
Theater/ Z „Harte Bandagen." Silvester im Staatttheater. Das Hot die Weit noch nicht gehört. Man pfiff am Silvester im Staatstheater. Dabei ist Phil Marvin Schwergewichtsmeister der Vereinigten Staate», ein durchaus liebenswürdiger Champion. Er trommelt alles knock-out. was ihm zwischen den Seilen be- gegnet, und außerdem noch das herz Fern Barrys, die das süßeste Mädel nn Tingel-TangÄ-Picadilly ist. Aus Anbetung zu Phil schickt auch die diainantenbehangene SybM Ramsay ihren ganze» Millionärshofstaat zum Teufel. Nachdem Phil diesen Triumph der Liebe und des Sieges ausgekostet hat, siegt aber nicht der Hochmut über ihn. sondern dos golden« herz. Er nimmt als Herrin seines schwerverdienten herrcnschlosscs nicht die Diamontensybill. sondern das schlichte Picadillymädchen. Die treue und geduldige Armut wird belohnt. herrlich klingt diese Siloesterlosung, die das groß« Los für die kleinen Leute verspricht. Wenn trotzdem nicht geschmunzelt, sondern nur gepfiffen wird, so geriet eben bei den Leuten im Parkett und aus den. Rängen irgend etwas in Unordnung. Sie befürchteten, daß man ihnen von der einen Seite.zuviel Äitschlimonode und von der anderen zuviel Boxermuskelpräparat eintrichtern wollte. Die Berliner , die sich noch immer nicht daran gewöhnen können, ganz und gar New-Vorker zu sein, führten Theaterkrieg gegen Ferdinand R« y h e r. dessen Herr Vater eigenllich an der Spree zur Welt kam. Man tadelte den Sohn des Berliners nicht, daß er sich drüben vollkommen und besonders geistig akklimatisiert hatte. Im Gegenteil, man fand, daß alles, was diese amerikanischen Boxer reden, ganz stilecht und wie ein amüsanter Sportjargon klang. Das alles reichte ober nur für den ersten Akt. Was darauf folgte, war die Wüste. Ießner inszenierte- Zwei, drei andere Regisseur« sollten statt seiner die Regie haben. Sie wollten nicht, und der Chef mußte einspringen. Den Preisboxer spielt Gustav Knuth aus Altono. Auch er ist nur ein Lückenbüßer. Zwei, drei Berliner Stars blätterten in ihrer Rolle und drückten sich. So lag von vornherein Unglück über den' Stück. Nun werde quittiert, daß Herr Knuth durchaus der Typ für solche Boxerparaden ist. Er repräsentiert die notwendige Mischung von Tenor und Bestie sehr erfreulich. In dem Stück sind am wichtigsten die grell abgestempelten Typen. G r a n a ch und Paul B i l d t spielen einen Masseur und Trainer mit Bravour. Auch di« Damen Lenja und Renate Müller schlagen sich siegreich in ihren Rollen, die leider durch Süßigkeit und auch durch Gemeinheit überladen sind. Umsonst ist olles dieses Aufgebot. Man darf sich nicht wundern, wenn der Versuch, es dem Tingel-Tangel und dem Porstodttheater nachzutun, am Staatstheater mit sehr deutlichem und warnendem, mit einem geradezu rebellischen Unwillen von einem an sich wohl- gesinnten Silvester- und Premierenparkett ausgepfiffen wurde. m. h. „So und fo, so geht der Wind." SchiUer-Tsteater.. Dieie�an sich wirkungsvoll« Komödie Fritz Knolle rz hätte zwei bis drei Jahre früher auf die Bühne folleti. Daß wir die Uraufführung des Stückes erst gestern erlebten, lag nicht an dem Autor.,„So und so. so geht der Wind" war schon vor fünf Jahren vühnenfertig und ist— vermutlich— schon fast ebenso lange vom Slaatstheater angenommen. Die Aktualität des Stoffes mußte na- türlich unter dieser Verzögerung leiden. Knöller will die»er- änderten Beziehungen zwischen Mann und Frau zeigen, die durch die Emanzipation der Frau einesteils und die größere Reserve des Mannes(der Ehe gegenüber) anderenteils entstanden. Die Regie Wolfgang hoffmann-harnischs rettete das Stück in die Luft der Gegenwart herüber. Aber auch Knöller kann mehr als Spaßmachen. Gestalten kommen und gellen, Menschen aus einer Älemstodt, durchaus echt und von eigenwilligem, persönlichem Leben. Wir kennen diese Menschen mit ihren kleinen Sehnsüchten, In- trigen, ihrer stark parfümierten Erotik, ihrer pathetischen Senti- Mentalität und Verlogenheit. Die gibt es heute, wie es sie gestern imd vorgestern gegeben hat. Die Regie hat es vermacht, diese gestrige Komödie in das Heute des Allgemein-Menschlichen zu rücken. Aber zu einem nicht alltäglichen Erlebnis stempelt die Aufführung de? Sieg Emil P i r ch o n s, des Bühnenbildners, der es verstanden hat. die Kluft zwischen Bühnenbild und Dichtimg zu überbrücken: das verwirrende Nebeneinander zweier Künste dadurch auszuschalten, daß er als Gesetz aufstellt: dos Bühnenbild dien« dem Werk! Er unterstreicht. ergänzt und schafft etwas, das dem Theater fehlte: Ein« glaub- würdige Atmosphäre um das Wert. In diesem Stück entsteht und vergeht Lisbe. werden Ehe ge- schlössen und gelöst mit der Unbetümmertheit einer neuen Gene- ration. Veit Harlan gibt den Schriftsteller Peter Mutz, den Oui- sider der Liebe, der schließlich auch in den Bannkreis des Frühlings gerät. Jede Gest«, jede Betonung meistert er. Elsa Wagners Kolhi Glückehafen, die herliche Tragödin o. D., verdient besonderes Lob. Till Klockow ist als Dr. Susi Gluckshasen ein Typus der selbstsicheren, unbekümmerten Junggesellin: herb, selbstsüchtig. Sie ist temperamentvoll und sicher. Aber auch die anderen leisten ganze Arbeit. Dos Publikum spendete lebhast Beifall. Di« kurzen Pausen verschönt« die Lewis Ruth-Band.!?.->s. Sine Ro�ter'vper in Verlin? Di« Brüder Rotter, die jetzt in Berlin zwei Operettentheater besitzen, und auch Sprechlheoter zu gewinnen suchen, wallen im Theater des Westens in der nächsten Saison Opernvorstellungen veranstalten. Es sind«« zwar bereit» Verhandlungen mit in- und ausländischen Künstlern statt, es dürft« ober zweifelhaft sein, ob sich in Berlin «ine vierte Oper neben den drei schon bestehenden halten kann.
Die.Herrenbofsage" dramatisiert. Der berühmte Roman von Selma Lagerlöf „Herrenhosiage", der schon als stoffliche Vorlage zu Filmen und Kompositionen gedient hat. ist jetzt von der Dichterin dramatlsien worden. Die deutsche Bearbeitung dieses Schauspiels in vier Akten ist von I. K. Türk.__ 4. Tanznutinec der Volksbühne E. V. Palucca und Ohufve tanzen am So. mag. den ö. Januar. II1/, Uhr vormittag» im Theater am Biilowpl-tz. Einlaßkarten für Mitglieder der Volksbühne 1,30 Mark, sefte Plätze(auch für Richtwitgliederj 2, 3 und 4 Mark.
ilm / Musik Volksbühne und Volksoper. Silvesteravfführung der Neunten Symphonie. Die Neunte Symphonie in der Silvesternacht,«ine Feierstunde der größten Musik zum Ausklang des alten Jahres, Schiller-Beet- Hovens Hymne an die Freude zur Begrüßung des neuen, es ist nun in der Berliner Volksbühne schon traditionelles Ereignis. Tradi- tionell und Ereignis: zum dritten Male«rieben wir's, zum dritten Male geschieht es, was 2000 Menschen— wie viele wären es, wenn das Haus alles faßte, die sich zu dieser Veranstaltung drängen!— sich zu dieser Siloesterfeier im Hause am Bülowplag versammeln. Wer das etwa vor zehn Jahren zu prophezeien gewagt hätte, wäre als lebensfremder Narr verlacht worden. Nach Form und Inhalt eine revolutionierend neue Art des Feiern» in der Tot: so revolu- twnierend neu wie der Gedanke, solchen Gebrauch vom Kunstwerk zu machen, es sozusagen mitten in den Dienst des Lebens zu stellen. Eine Ausführung des besonderen Werkes auch in diesem Jahr wieder mit den besten Kräften, die für solchen Anlaß Berlin bereit hält: da» Philharmonische Orchester, der Bruno Kittelsche Chor; ein ausgezeichnetes Solistenquartett, das die gefährlichen Schwierigkeiten seiner Aufgabe mit Sicherheit besteht: Lotte Leonhardt, Hilde E l l g e,r s, Helge Roswainge, Hermann S ch« Y. lind am Pult Gustav Brecher , der Leipziger Operndirektor, seltener Gast in Berlin , der den begeisterten Dank des Hauses empfängt: für feine Leistung, der er gebührt, für all: Mitwirkenden, an die er ihn weiterleitet, für da» Werk, und für den Tnumph der Idee endlich, an dem sie selbst, die Hörer, tötigen Anteil haben. Ihnen bleibt das Erlebnis, uns allen die Bestätigung. daß eine neu« Zeit sich zu erfüllen beginnt. „lOie verkaufte Braut" in der Vepublik-Oper. In der Republik -Oper, dem Berliner Bostsopernhaus, daß sie geworden, erscheint in neuer Inszenierung mit Friedrich Smetanas „Die verkaufte Braut ". Ein herrliches Werk, frisch, naturhast stark in der Fülle gesunder Schönheit heute wie vor sechzig Jahren. Echteste.„Volksoper" in der Tat, das Wort in einem Sinn begriffen. der sich damals anders als heute erfüllen ließ. Tschechische Bauern- aper, tschechische Nationoloper,„Volk" und„Nation" sind darin eines, ein unteilbares Ganzes: das„Nationale" hat sich noch nicht wie in unserer Zeit als Begriff abgespalten, zum Nationalistische» verzerrt und entstellt, nicht Im Gegensatz gestellt zum Volkstümlichen oder Proletarischen. Volkshast, volkstümlich wie die Hand- lung ist die Musik, die aus den unerschöpflichen Quellen des natio- nalen Tanzes, des nationalen Liedes strömt. Es sind dieselben Quellen, aus denen in unseren Tagen Iaromir Weinberger in seinem „Schwando" geschöpft hat, der darum weder ein zweiter Smetano ist. noch ober nur Smctana aus zweiter Hand gibt. Es war Sme- tonas Mission, diese Reichtümer der Welt zu erschießen, die höchste. ehrenvollste Mission, mit der ein schaffender Künstler und Meister van der Geschichte betraut werden kann. Für das bürgerliche Theater selbstverständlich, für das Bedürfnis des bürgerlichen Publi- tums hatte er in gesellschaftlichen Verhältnissen, die nicht mehr die unser? gen sind, fem Werk geschaffen. Immerhin,«s wird in dieser Oper, der eine primitive Dorfkoinöd'.e zugrunde liegt, nicht gepre- dtgt. daß die Armen arm, die Reichen reich sein sollen. Der Held der Oper, ein geweckter Bauernbursche, der kein Geld hat, doch das Best«, was der Mensch zum Leben braucht: Herz und Verstand — Verstand genug, um einen gewitzten Gcschöftemacher zu prellen—, er wird zum Symbol der gesunden VoUskraft, von der Smetanas Meisterparliwr strotzt. Unter Alexander Zemlinskys überlegener Leitung in Legals Regie sehr sorgfältig durchgearbeitete Ausführung. In den Hauptrollen Iarmila Novotno, dw in überraschend kurzer Zeit sich zu einer sehr wertvollen Kraft entfaltet hat. Ariur T a v a r a, Erik W i r l, Eduard K a n d l. Im Repertoire unseres bürgerlichen Operntheaters hat es die„Berfaufte Braut' nie zu einem dauernden Platz gebracht: sie wird vor dem Publikum der Republik -Oper, oder richtiger, dieses wird vor dem repräsentativsten Wer? einer milsikerfüllten Nation besser bestehen. K. F.
,/Orei Tage auf Leben und Tod." primus-palast. Nach einem Drehbuch von Hella Maja schuf der Regisseur Heinz Paul einen Propogandafilm für Kriegervereine. Wie wir aus dem Logbuch von U. C. 1 ersehen, ist der Krieg die ideale Betätigungsmäglichkeit für echt ritterlich gesomren« Männer. Das ganze Grauen des Krieges wird uns in überzuckerter Form gezeigt. Auf dem U-Boot kommt man aus den gegenseitigen Komplimenten und den Höflichkeitsbezeugungen gegen die Feinde überhaupt nicht heraus, und die Kriegsbegeifterung wird auf diese Weise bewußt genährt. Carl de Bogt, ganz aus Edelmut stilisiert, spielt in dieser gemütlichen und gemütvollen Angelegenheit, die man gemeinhin Weltkrieg nennt, den U-Bootlapitän. Bei der Premiere zeigten sich gerade die Damen, die ja sicher nie in die Verlegenheit, kommen, mit einem U-Bo»t zu versacke», außerordentlich beifallsfreudig. Alle diejenigen aber, die für eine wahre Völkerverständigung eintreten, lehnen diesen technisch sehr gut gemachten Film energisch ab, weil er nicht die Tendenz hat „Nie wieder Krieg".'« l>. Die neue Schwangerfchastsreattion. Mit der Schwangerschastsreaktion, die von Aschheim und Zon- dek ausgeorbeitet worden ist. sind in der Unioersitäts-Frauenkiinik der Charitö in Berlin und den meisten deutschen Frouenkl.niken Ersahrungen gesammelt worden. Daher veröffentlicht die„Deutsch ? Medizinische Wochenschrift" eine Umfrage noch dem Erfolge, den diese Reaktion in ihrer diagnostischen Bedeutung hat. Der Direktor der Charitäklinik, Professor G. A. Wagner, legt bar, woraus dies« Reaktion beruht: auf dem biologischen Nachweis eines bestimmten Hormons d«s Hypophysen-Vorderlappens im Harn. Dieses Hormon kreist mi Blute. Dos für die Schwangerschaft Charakteristische ist nach der Entdeckung Aschbeims die enorme Meng« des Hormons im Blute und in, Horn Schwangerer. Eine biologische Methode er- möglicht«s. auch eine ganz jung« Schwangerschaft schon nachzu- weisen. Nach Wagners Urteil sind die Erfahrungen mit der Re- aktion derart, daß die Prob« die verläßlichste aller bisher bekannt gewordenen Gchwangerschaftsrsaktionen ist, die bei normaler Schwangerschaft, auch schon in den allerersten Tagen, fast 99 Proz. richtige Resultate ergibt, ober auch bei pathologischer Schwanger- schast sehr wcrtoolle Ausschlüsse zu geben vermag. Achnlich laut-" die Auskünste der anderen deutschen Kliniken: ein nahezu fi*- Schwangerschaftszeichen ist hier offenbar gefunden.