Industrierevolte gegen Schacht. Vauarveiten vergeben, nicht einstellen.— Notrns der privaten Bauw rischofi.• D!« Fachgruppe Bauindustrie des Relchsverbande» der Deutschen Industrie weift in einer dringenden Eingove an die Reichsregierung, die Regierungen der deutschen Länder und die Magistrate der Städte auf die kalastropholen Folgen der Ad- drosfeluvg der Lauläiigkeit sllr die gesamte Vsikrwirlschaft hin. Mit starken Gründen wird die Meinung widerlegt, daß durch Stillegung der Bauten die augenblickliche Krise überwunden werden könne. Das Gegenteil sei richtig. Die Krise werde verschärft. da die Z-ahl der Arbeitslosen ins Ungemessene ver- mehrt werden und die finanziellen Schwierigkeiten der öffentlichen chand vergrößert werden! Das für die Gesamtwirtschast ausschlaggebend wichtige Bau» gewe.be, das eine große Reihe weiterer Industrien befruchte und die größten Mosten von Handwerkern in Tätigkeit setz«, dürfe nicht zum Erliegen gebracht werden. Don jeher sei dos Baugewerbe in Zeiten wirtschaftlicher Depressionen berufen gewesen, die zum Stillstand gekommenen Rüder der Wi r t f ch a f t wieder in Gang zu bringen. Dieser natürliche Ausgleich werde durch die Stillegung der Bautätigkeit und die offenbare Vertennung der Auswirkungen der Sparmaßnahmen völlig unterbunden. Die Forderung müste jetzt lauten: Bauarbeiten vergeben. nicht Bauten einstellen. Die Revolte des Prioatkapitals gegen die Politik des Herrn Schacht hat begonnen. Sie wird nicht aufhören, bis dieser Politik ein End« gesetzt ist. Das liegt im Wesen der Dinge, die Herr Schacht nicht begreift. Das neue Reichsbanksiaiui. E n vollkommen unzureichender Gesehentwurf. Die„Vostische Zeitung" schreibt unter der Ueberschrist: Soll der Reichsbankprästdent souverän bleiben: Eine der innen» und außenpolitisch wichtigsten Rückwirkungen des Poung.Planes ist die Umgestaltung des Bankgesetzes, da durch das Ausscheiden der Ausländer aus der Reichsbonkverwaltung und durch das Erlöschen der ausländischen Kontroll« weitgehend� Aendc. rungen notwendig geworden sind. Aber auch durch dos Vorgehen Dr. Schachts In den letzten Monaten hat sich die Notwendig» k« I t erwiesen, das Verhältnis der Reichsbant zur Reichsregierung neu zu regeln Der„Vorwärts" ver» öffentlicht jetzt die von dem Organisationskomitee vorbereitete Aenderung des Reichsbankstatuts, soweit sie sich auf diesen Fragen- komplex beziehen. Ueber diesen, wie uns scheint, vollkommen un. zureichenden Gesetzentwurf wird noch ausführlich zu sprechen sein. Das Wichtigste ist vorerst, daß die deutsche Regierung im Haag durchsetzt, daß di« Neuregelung de» Reichsbankstatuts als rein deutsche Angelegenheit anerkannt und damit aus» schließlich Sache der Reichsgesetzgebung wird.
Kommuuistisch'deutschnaiiouale Einheit So etwas gibt es! Die neu« Kommunal-Taktik der Kommunisten zeitigt herrliche Blüten! Ts ist den kommunistischen Gemeinde» sunktionären oerboten, für Sozialdemokraten zu stimmen— woraus die Kommunisten in den Gemeinden schleunigst den Schluß ziehen, daß sie nun also das Bürgertum zu unterstützen haben. Eine besonders krasse Blüte dieser neuen Taktik ist tn K o s s« l» Land hervorgetreten. In dem Arbeiterdörfchen A l t e n r i t t« verfügt die Sozialdemokratie über 8 Sitze in der Gemeindever» tretung. die Kommunisten und di« Deuffchnationalen verfügen über ie 2 Sitze. Zum Bürgermeister wurde«in Sozialdemokrat gewählt, bei der Wahl der Gemeindeschöffen aber wurde außer der sozial. demokratischen Liste ein« kommunistisch-deutschnatio» nale Einheitsliste vorgelegt, auf der an erster Stelle der Kommunist Ahrend stand, an zweiter Stelle der deuffchnationale Maurermeister Mohr. Die Liste trug die Unterschrift von zwei Kommunisten und zwei Deutschnationaien. Auf den Krücken der Deuffchnationalen wurde dann glücklich«in Kommunist Gemeindefchösfel Weiter läßt sich die Einheitsfront- taktit wirklich nicht treiben!__ In Moskau verhastei. Gutgläubig hingefahren— jeht in der Lfubjanka! Wie die Telegraphen.Union erfährt, ist der in Moskau ver» hastete Firmenvertreter Hessen ein Detter des Chefredakteurs der Berliner russischen Cmigrantenzeitung„Rul". Dr. Hesten. Der Der- hastete war früher in Rußland u. a. Direktor der Bersicherungsgtsell» schast„Wolga " und der Dampfschiffahrtsgesellschast.Lawkos» Merkurij"(Kamwo). 1822 wanderte er aus Rußland aus und lieh sich in Paris nieder, wo er kurze Zeit Mitglied des russischen In» dustriellen-Ausschustes war, aus dem er wegen Wiederaufnahme wirtschaftlicher Beziehungen zu Sowsetrußlond ausgeschlossen wurde. Auch sein Bruder in Warschau wandte sich dieserhalb von ihm ob. Hesten war in Wirtschoftzverhandlungen mit Sowsetrußlond durch Vermittlung eines seiner früheren Angestellten, den jetzigen stellvertretenden Aorsitzenden des obersten Vollswlrtschastsrates. L e s ch a w a. getreten. In Rußland wurde er in seinen Wirtschafts» piänen von den beiden inzwischen verstorbenen Sawjetführern K r a s s i n und A u r s u p o unterstützt Vor längerer Zeit sollte ihm die Transportkonzesston der Wolgaschiffahrt übertragen werden, dann führte er langwierige Verhandlungen über di« Wolgo-Dcn»Konal. baukonzession, wozu er deutsches Kapital heranziehen wollte. Ein« der interessierten deutschen Firtnen war die Tiefbau AG. Julius B e r g e r. in deren Austrog er auch während seiner Verhaftung unterwegs nach Persien war. Hesten ist Sowjetstaatsangehöriger und hat bereits annähernd Zehn Reisen nach Moskau unternommen, wohin er auch zuletzt sein« Frau mitgenommen hotte, da er stch dort ganz niederlasten wollte. Stalins Klempnerladen. , Modkav. 7. Januar. (Ost-Cxpreß.) Eine Reihe„Arbeiterorganisationen" hat anläßlich des 50. Se» burtstage« Stalin » den Vorschlag gemacht, ihm den Orden der Roten Föhne, den er natürlich schon lange hell, n o ch m a l» zu verleihen. Eine solche Ehrung ist wiederholt prominenten Sawjelsührern und besonders verdienten Angehörigen der Raten Armee erwiesen war- den/ von denen manche, dt« an für den Sowjetstaat wichtigen Kämpfen teilgenommen haben, den Orden mehrmals erhalten haben.
Sparsamkeit k la Schacht.
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Wenn Deutschland sich dabei nicht erholt.,.
Bernsteins Lebensarbeit. Wie sie sich in Gratulationen spiegelt.
Die vielseitige schöpferisch« Tätigkeit Cduard Bernsteins spiegelt sich in den Glückwünschen wider, die in so reicher und schöner Fülle zu seinem achtzigsten Geburtstage eingingen. Don dem Tag« seines Eintritts in die Sozialdemokratische Partei faßt Eduard Bernstein den demokratischen Sozialismus als«ine die ganze Weit bewegend« Frag« aus. Und zu seinem achizigsten G«> burtstage huldigten ihm die sozialdemokratischen Parteien der alten und neuen Welt. Ramsay Maedouald richtete dies« Zellen an den Jubilar: Mein lieber Bernstein! Ich habe eben gehört, daß Nl am 6. Januar Ihren achtzigsten Geburtstag feiern, und ich send« mst diesen wenigen Zeilen meine herzlichsten Glückwunsch«. Sie haben einen langen Weg zurück« gelegt, und ich fürchte,« waren sicher lehr mühselige Wegstrecken dabei. Ick hasse, daß Si« noch viele Jahre vor sich Hoven und daß sie mit wohlverdientem Glück ausgefüllt sind» Sie haben viele alte Freund« hier, die am 6. Januar an Sie in Liebe denken werden. Mit freundlichen Grüßen Ihr sehr ergebener Romsay Macdonald. In einem herzlichen Brief weist die Labour Party daraus hin, daß sich viel« alte Bekannte mit Dankbarkeit und Vergnügen der Jahre setner Verbannung in England erinnern der Verbannung, die«in Ergebnis treuer Kämpf« für das demokratisck� Recht gegen die autokratische Macht war. Si« freuen sich, daß Bernstein den Triumph seiner frühen politischen Ideal« erlebt hat. Mit dem Feuer seine» ewigjungen Harzen, hat Bernstein dl« Versöhnung des deutschen und französischen Kultur- volks erstrebt. An seinem Geburtstag strecken ihm Albert T h o» mos. Renaudel, Faur«. Blum die Brüderhänd««ntgegen. Immer Hot Bernstein seine Waffen gegen den Despotismus gekehrt, der die Freiheit ganzer Völker mit Füßen tritt. Heut« huldigen ihm ein Tsertelli. Mazeppa.Kerenski . Dan, M o d i g l a n i usw. D>« Parteileitung der verfolgten ungari» schen Sozialdemokratie, der ungarischen Gewerkschaften, di« Redat- tion der„Nepszara" und sämtlicher Organisationen der klossen. bewußten Arbeiterschaft Ungarn « überreichten ihm ein« künstlerisch ausgestattete Adresse. Ueberast errichtete Bernstein der Menschlichkeit War«. Vor diesem großen sozialistischen Menschenfreund oerneigen sich tief Politiker aus allen Parteien: Theodor Wölfs. Erkelenz , von Gerlach, Fischbeck. Zu den Gratulanten zählen Theodor Liebknecht und Erich M ü h s a iv. Zeit seines Lebens hat Bernsiem heiß mit den großen Pro» blemen der Wissenschast gerungen. Zwar schweigt sich die osfi- ziell« Wistenschast am Geburtstag« Bernsteins tot. Deutsch « Untver» sitäten verteilen Doktorhüte an Bäckermeister und Großindustrielle. und si« versündigen stch gegen ihre«igen« Ehre, indem sie«inen Mann wi« Bernstein nicht mit den Ehren ausstatten, di« sie zu vergeben haben. Immerhin finden sich in der dsuffchen Gelehrten. republik Männer wi« Bonn . Opp«nh«Im«r, Mayer, Solds choi dt. HirschMld. H e y d«. die freudig di« wffsen. schaftlichen Leistungen Bernsteins anerkennen. Prof. Julius W o l s f überrascht« Bernstein mit dem Telegramm:„Dem Vor- kämpf«? de» Revisionismus entbietet herzlich«» Glückauf im neunten Iahrzshnt, der ihm in Bestrebungen und Arbeiten nicht wesen«, fremd« Julius Wölfs." Ein deutscher Buc�> rucker trifft da» Wesen Eduard Bernsteins ausgezeichnet mit dem Worte:„Erzieher zum realen Den- ken". Di« Bürgermeister Muthesius. Schultz, Hirsch grüßen ihn mit warin«m Händedruck. Paul Umdr«it schreibt im Namen der„Gew«rkschast-»T«itung": JZi ist uns«in« besonder« Freud «. Ihnen an diesem ihrem Tage nähertreten zu dürfen, da sie Ihr ganzes Leben nicht bloß dem Aufstieg der �ozialdemorrati-cken Arbeiterbewegung, sondern insbesondere auch der Gewerkschaftsbewegung gewidmet und ihr unzählige Dienst« geleistet haben."
Der Zentralverband deutscher Konsumverein«. Hamburg , richtet folgende he'zenswarme Worte an Bernstein : „Früh haben Sie die ungeheure Bedeutung der Konsum- gcnossenscyaften für die minderbemstteiten Dolksklassen erkannt und sind tatkrostig und irnerschrucken für si««ingetreten. Dir er- innern uns gern der Kämpf« vor, in und nach Haimover im Jahre 1899. Sie waren damals anscheinend der Unterlegene- i n ; Wirk licht c.it eroberten von jenen. Tagen an die von l'n Ihnen vertretenen. Anschauungen in...MielleM Siegeszugc die deutsch « Arbeiterschaft und ließen sie zu ihrem Segen sich genassei»' — schaftlich betätigen� Das ist Ihnen unvergessen geblieben und wird Ihrem Namen in der Geschichte d«r deutschen Konsum, genostenschastsbewegun« für alle Zeiten«inen Ehrenplatz sichern." Der Redakteur der„Sozialistischen Monatshefte", Dr. Bloche rühmt unserem Bernstein mit Recht nach, daß«r die Boraussetzungen neuer sozialistischer Praxis schuf. Der Staatssekretär z. D- Dr. P o p i tz erinnert stch mit Freuden des verständnisvollen Wir- kens Bernsteins im Reichsschatzamt: „Ich sehe Sie vor mir in Ihrer flammenden Empörung, al» uns die Nachricht von der Ermordung Rathenaue im Skeueraus- schuß des Reichstags erreichte. Im Reichstag haben sich dann auch manch« Jahre unser« Wege gekreuzt, und wenn wir auch nicht immer einer Meinung waren, so sind mir doch viel« Unterhaltungen, in denen ich Ihre reichen Erfahrungen und Ihr verständnisvolles Urteil bewundern tonnt«, in guter Erinne» rung.. Anerkennend sprechen von Bernstein in ihren Briefen und Glück- wünschen die Veteranen der Bewegung, Jrohm« und Ulrich, dl« weit über«in halbes Jahrhundert die schöpferische Tätigkeit Bernsteins verfolgt hoben. Mit großem Enthufias- mu v feiert aber die deutsche und österreichisch« Arbeit« r» j u g e n d den rastlosen Bernstein . Und dieser Enthusiasmus wird ihn mit den größten Glücksgefühi«« beseelen. Veweist doch diese junge Begeisterung unserem Jubilar, daß«r selbst jung ge- b l i e b e n ist. Aussicht auf Seeabrüstung. Mardonalö ist optimistisch.- London.«. Zaouar. sEigenberlcht.s 7n einem Interview erklärte sZreunermivister Macdonald, daß di« Vorbereitungen zur Secabrüsiungekonserenz gut« Fortschritt« gewckcht hätten. E, beständen zwar noch kleinere Mc»rungsner. fch'cdcnheilsu, aber sie seien nicht bedeutungsvoll genug, um ein« Einigung zu verhindern. Er bekrachk« di« Aussichten der Konferenz ausgesprochen optimistisch, Großbritannien sei bereit, mit voller Zu- flimmvng der brllscheu Admiralität Vorschläge zv unlerbrellcv, di« aus«in« bedeutend« Herabsehung des Schis sbouprogramm» hinaus- tämev. ahn« di« Sicherheit de» Kelche, zu gesährden. Man müsse sich darüber klar sein, daß di« Durchsührong dieser Einschränkungen de» Schiffbanprogramm» von dem Znstandekommen eine» internationalen Abkommens abhäng«. Strefemann. Gymnolium und Ebi-rt-ksolle. In Hqrburg-Dil« Helmsburg wurde am Mittwach ein neues Schulgebäude aus den Namen„Stresemann-Realgymnasium" und ein« Fest- hall« ans den Namen„Friedrich-Ebert-Halle" getauft. Kommunist muß gehen. In der letzen Kölner Stadtverordneten- sitzung wurde der tommurästische Stadtverordnete Etzbprn wegen ungebührlichen Betragens für zehn Sitzungen ausge. schlössen. Aus Beronlossunz des hiesigen Diktators der KPD. hat Etzborn nunmehr fein Mandat niederlegen müssen. Ob wegen de« ungebührlichen Betragens oder wegen anderer Dinge ist nicht bekannt. Vrösident Hoaver hat dem Senat die Ernennung Senator» Socketts zum Boffchofter in Berlin zugehen lassen. Bei dm kreistagsmahien ta pammerellen wurden tn den Landgemeinden nach vorläufigen amtlichen Angaben 440 Polen. 35 Deutsche und 120 Regierungsparteiler gewählt.