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Beilage

Freitag, 10. Januar 1930

Zur Alkoholfrage

Calfachen, die sich nicht leugnen lassen

Auf die Auseinandersehung des Genossen Rabiger. mit dem Abstinenzproblem ist eine Reihe von Zuſchriften ein­gegangen, die Zeugnis davon ablegen, wie ernst man sich innerhalb der Partei mit diefer Frage beschäftigt. Es ist nicht möglich, jede einzelne zuschrift zum Abdruck zu bringen. Indem mir die Antwort eines Hortners veröffentlichen, schließen wir die Diskussion.

Die Ausführungen des Genossen Räbiger in der Ausgabe des ,, Abend" vom 3. Januar dürfen nicht unwidersprochen bleiben, schon darum, weil sie geeignet find, in den Köpfen unserer Jugend genossen, die abstinent sind, aber noch nicht völlig gefestigt, Verwirrung zu stiften. Ich will mich im folgenden streng an die Ausführungen des Genossen Räbiger halten und sie zu widerlegen persuchen.

Daß die Arbeiter und Angestellten des Brautapitals sich aus einer mie ich später zeigen werde unberechtigten Angst vor Arbeitslosigkeit gegen den völligen Abbau des Alkoholismus wen­den, ist menschlich verständlich; daß dies aber mit unfachlichen Argu menten geschieht, wie sie auch von den Nuznießern des Alkoholis: mus angeführt werden, ist tief bedauerlich. Wer die Augen offen hat, sieht, wie tief der Alkoholismus sich in unser Volksleben ein­gefreffen hat, wie er unsere gesellschaftlichen und tulturellen Ver­hältnisse vergiftet; mie er der helfer des Kapitals ist, da er den Arbeiter über die Not des Daseins vorübergehend hinweghebt und ihn die Notwendigkeit des Klassenkampjes vergessen läßt; wie er auch der Helfer der Prostitution ist, da ja schon geringe Mengen des beliebten Getränkes imstande sind, Hemmungen zu beseitigen.

Fragt die Aerzte in den Irrenanstalten , die Richter, die Gefängnisdirektoren, die Beamten und Angestellten der

Bohlfahrtsämter, wieviel von aller Noi und allem Elend unter ihren Schutzbefohlenen auf Konto diefes in den Mund ge­nommenen Feindes" geht!( Vgl. Juustrierte Republikanische zei: ting" Nr. 1, vom 4. Januar 1930: Besuch in einer Irrenanstalt"!) Ber in fozialer Arbeit steht, weiß, daß alles Temperenzpredigen nuglas ist; denn der Alkohol hat die Eigenschaft, daß er schon in geringen Mengen neuen Durst erzeugt und zum Weitertrinten an­regt! In der Praxis gibt es nur wenig Temperenz: hier handelt es fich um eine Frage, in der jeder Arbeiter flar Stellung für oder mider nehmen muß. Daß es einzelne Aerzte gibt, die dem Alkohol in geringen Mengen, versteht sich! das Wort reden, ist fein Gegenbeweis; denn es gibt unter den Aerzten, wie überall, Reaf­tionäre, und die beiden, aus dem Zusammenhang geriffenen Stellen, die Genosse Räbiger anführt, beweisen nicht viel. Daß fohol in ebenso wie manche andere Gifte geringen Mengen. anregend wirkt, ja, daß er in gemissen Fällen, z. B. bei herzträgheit, als Medizin gegeben mird, ist bekannt. Aber hier wird er ja gerade wegen seiner anregenden Wirkung gegeben, und vor allem: der Arzt gibt ihn in genau abgemeffenen Mengen! 50- Grammflaschen sind in den Kneipen noch nicht eingeführt!

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Natürlich ist es Infinn, den Alkohol für alle Schäden auf fozialem und fulturellem Gebiete verantwortlich zu machen; das tut auch fein vernünftiger Mensch. Aber ein geritelt Maß von Schuld trägt der Alkohol. Man halte sich am Freitagabend auf den dichtbevölkerten Straßen der Wohnviertel oder in den Berkehrs­mitteln auf, und man wird den besten Anschauungsunterricht ge­nießen. Aus meiner eigenen beruflichen Erfahrung weiß ich, daß man dort, wo man es mit Psychopathen oder sonst schwierigen Kindern zu tun hat, in einem Großteil der Fälle bei näherem Nach forschen auf 21toholismus bei den Eltern oder sonstigen Vor fahren stößt. Wenn ein Kind besonders nett und ordentlich gehalten ist, mird man sehr oft feststellen fönnen, daß es einer abstinenten Familie entstammt. Ich tenne einen Fall, in dem die zerrüttetes Familienverhältnisse sich sofort besserten, als der Bater nach einer Entziehungstur dem Alkohol entfagte.

Ich würde es nicht für angebracht halten, Deutschland plötzlich trodenzulegen". Man tönnte aber schon jetzt durch reichliche Ant­lage non alkoholfreien, billigen Gaststätten die ver nünftigen Arbeiter vom Alkoholgasthaus weg in gesündere Verhält­tiffe hinüberziehen. Deswegen braucht fein Arbeiter pder Ange­stellter brotlos zu werden; denn das Alkoholgewerbe mürde sich inter dem 3mange des verminderten Alkoholismus auf andere Ge. nußmittel umstellen. Es ist viel zu wenig bekannt, daß es heute gute und billige Fruchtsäfte( nicht bloß die aft teueren und scheußlichen Limonaden und wundervolle altoholfreie Iraubensäfte gibt. Das Geld wird so und so ausgegeben; bloß der abstinente Arbeiter gibt es für wirkliche Genüsse aus, statt sich den Kopf in dunstiger, geistloser Kneipenatmosphäre damit zu benebeln. Obiges Argument tönnten zudem mit demselben Rechte die Arbeiter und Angestellten z. B. der Rüstungsindustrie anführen! Nun zur Bedeutung der Brauindustrie für die Landwirt. haft: Mir ist nicht flar, inwiefern der Bauer bei der Erzeugung anderer hochwertiger Produkte geringeren Nutzen haben soll, als bei der Erzeugung von Braugerfte und Hopien, zumal Genoffe Räbiger doch selbst sagt, wie schwer die Hopfenbauern zu kämpfen haben! Deutschland führt jedes Jahr gewaltige Mengen von Brotge. treide ein, besonders, nachdem uns seit dem Krieg die Anbau­fläche verringert worden ist. Dagegen ist Malzegtraft zur Kräftigung der Kinder und Schwachen nur zu Preisen zu haben, die der weniger Bemittelte nicht anwenden kann: wenn Bater nach Feierabend sein Glas Bier" haben muß, bleibt von der Gerste für das Kind nichts übrig!

Auch Genesse Räbiger wird wohl nicht behaupten wollen, daß in den Vereinigten Staaten von Amerita die moral vor der Trockenlegung höher war als jetzt. Der Vergleich zwischen Berlin und den amerikanischen Großstädten ist überhaupt abwegig, da das Tempo und die Entwicklung des Verkehrs in beiden nicht zu vergleichen sind.

zu verwerfen ist auch der Vergleich des Wtohois mit anderen Zu verwerfen ist auch der Vergleich des fohols mit anderen Stahrungs- oder Genußmitteln; denn im Kotelette- mit- Spargel Rausch hat noch feiner einen anderen getötet oder seine Familie mißhandelt!

Benn im Gewertihaftshaufe nur noch gute alfohol, freie Getränke verabfolgt würden. so wäre das wahrhaftig tein Unglüd. Sozialismus bedeutet mühselige und verantwortungs bewußte Erziehung der Menschen zur wirtschaftlichen Vernunft, und hier ist ein weites und schönes Arbeitsfeld! Was das Auf- eine­Stufe- Stellen von Kirche und Abstinenz bedeuten soll, ist mir nicht ganz flar geworden; denn die Kirche will zum Teil die Arbeiter in geistiger Unfreiheit halten, die Abftinenzbewegung will fie freier und froher machen. Es gibt nämlich auch außerhalb der Sphäre

teure,

Der Abend

Sadausgabe des Vorwärts

Photoamateure, Film, Partei

Schafft eine Filmschule!

Der Film ist eines der wirksamsten Propagandamittel. Leider hat er für die sozialistische Bewegung noch nicht die Bedeutung, die er haben sollte. Es ist anzuertennen, baß die russischen Filmregisseure den Weg zeigten, auf dem man durch den Film für Gedanken und Ideen werben und zu gleicher Zeit die ernste Kunst fördern kann. Leider ist die Lage in Deutschland anders als in Rußland Die sowjetrussische Filmproduktion erfreut sich meitest gehender Unterstützung und Protektion durch den Stact; Hilfsmittel und Geld, Schauspieler und Statisten, Fabriträume und Ateliers, alles, was zur Produktion nötig ist, steht ihr zur Verfügung, während der deutsche Produzent erst recht, wenn er Träger fozialistischer Ideen ist- im wesentlichen auf sich selbst gestellt bleibt.

wirssamer fönnte diese Gegenpropaganda Jeln, als man in der Lage ist, der Berlogenheit des üblichen lebensunwahren Kitsches die Lebensnähe eines Kampfes gegenüberzustellen, der dem arbei. tenden Menschen und seiner Not gilt.

Die Sozialdemokratische Partei hat zwar eine An­zahl Filme herausgebracht. Aber sie dienen Spezialzmeden, wie ber Bahlagitation, und sind deshalb für die Propaganda im weiteren Sinne ungeeignet. Als die so notwendige Konkurrenz für den bürgerlich- reaktionären Film kommen sie nicht in Betracht. Wäre es nicht eine dankenswerte Aufgabe für unsere Partei, die Here stellung von Spielfilmen, die uns in ihrer Tendenz nahestehen, zu veranlassen und zu fördern?

Der russische Regisseur Gidoni vertrat vor furzem im ,, Abend" Die Sozialdemokratische Partei fonnte zu derartigen Filmen die Meinung, daß bei gutem Willen auch in Deutschland ähnliches bisher nur mit Hilfe berufsmäßiger Kräfte kommen, und es wird zu schaffen ist wie in Sowjetrußland. Er hielt es für durchaus mohl auch vorläufig faum möglich sein, folche Spielfilme auszu möglich, daß etwa die Photoamateure Filmgruppen bilden, die schalten. Aber eine Emanzipation tönnte vorbereitet werden. Bas der jetzt üblichen Wochenchroniken herstellen. Durch Bertauf dieser Selbstausbildung des einzelnen Operateurs zu fostspielig ist. Durch aus sich heraus mit geringsten Mitteln zunächst Kurzfilme in der Art fehlt, ist eine Filmschule, die Operateure ausbildet, da die weiteren Ausbau des Unternehmens ermöglicht. Gemiß ist dieser, Ge­Filmberichte töimme ein Kapital ermorben werden, das einen Zusammenfassung von Laienoperateuren in einer Schule dagegen banke sehr bestridend, aber ihn in die Tat umzusetzen, davor muß gespart werden. Barteizuschüsse zu den Materialien könnten eine tat fönnten durch fachgemäße Anleitung erhebliche Materialkosten er warnt werden. Der Film ist so to stspielig, daß er von Arbeitern. fächliche Ausbildung ermöglichen. Die Zuschüsse werden sich selbst von Photoamateurgruppen kaum durchgeführt werden kann Der billigste brauchbare Kinoapparat fostet 505 M., 25 Meter genügender Borbereitung und lebung einzelne der ausgebildeten aller Boraussicht nach wieder einbringen lassen, da nach Normalfilm etwa 12 M., das Entwickeln des Negatiofilms 10 Bi. Operateure in der Lage sein werden, ihr Können im Dienste der pro Meter und die vorführfertige Ropie 30 Pf. je Meter. Sind gemeinsamen Sache praktisch zu verwerten. Es besteht durchaus die diese 25 meter richtig belichtet und auch sonst technisch einwandfrei, Möglichkeit, sich für diese Produkte noch Art der Wochenschauen einen Die regulären Spielfilme dagegen haben eine Länge von etwa 2000 heit erreicht, so wird man auch an schwierigere Dinge herangehen so ergeben sie bei der Vorführung nur wenige Minuten Spielzeit. Abjaßmarkt zu schaffen. Ist erst die notwendige technische Sicher Mietern: man kann sich selbst ausrechnen, daß Amateure, vor allem fönnen, wie Reportagen, die uns gefinnungsmäßig am Herzen Arbeiteramateure, das finanziell faum leisten fönnen. liegen, und vor allem alle diese Dinge merden mit Lust und Bes geisterung gefurbelt werden, jeder hat den Ehrgeiz, das Befte ziz leisten, während parteipolitisch neutrale Berufsoperateure taum dieses Maß von Enthusiasmus aufbringen werden.

Damit bleibt zunächst einmal ein mesentlicher Teil des Films den Arbeiterfilm- und Photoamateuren verschlossen. Trotzdem: es ist etwas zu schaffen. Aber nicht auf der Grundlage eines Bereins oder einer fleineren Organisation, wie es die Arbeiterphotographen find. Der einzelne mag zu seinem Bergnügen filmen und auch den Ehrgeiz haben, etwas zu schaffen, wesentliches wird er faum er reichen. Nun sind es ja wahrscheinlich nicht einzelne, sondern recht viele, die sich für diese brennende Gegenwartsirage intereffieren. Selbst bei Zusammenschluß würden auch sie an der Kapitalfrage scheitern. Und doch: es ist etwas zu schaffen und

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sollte man sagen es muß etwas geschaffen werden! Das eigene Inter­effe gebietet, die bürgerlich- reaktionäre Propaganda der Hugen. bergschen Ufa zu bekämpfen. Mit verdeckten Bisier arbeitend. ist diese Prapaganda um so gefährlicher, als sie sich an das Unter­bemußtsein wendet und an die Sentimentalität appellierend, auf die Bergeßlichkeit bauend den Ringbefucher Haß gegen das Jezt, Sehnsucht nach der guten, alten Zeit" fuggeriert. Die Notwendig feit, dagegen zu kämpfen, die Notwendigkeit einer Gegenpropaganda wird faum jemand bestreiten. Um fol

des Altohols Daseinsfreude, und gerade in dieser Hinsicht beruht meine Zukunftshoffnung auf den Jugendgenossen der SAJ., der Roten Falken u. a., die gewillt sind, gegen den Scheingenuß des Alkoholismus mirtlichen Lebensgenuß einzutauschen.

Ernst Cohn,

Städt. Horiner beim Bezirksjugendamt Neufölfn.

Der Tunnel Friedrichstadt

Don Jran Heilbut

Dein Bordermann geht merfwürdigerweise immer gerade da, mo bu eben porbei möchtest eine Eigenschaft, die du an sämtlichen Bordermännern bemertst, hinter die dich das Schidjal gestellt het: im Beruf, in der Liebe und auch im U- Bahntinel Friedrichstadt . Diefer letztere iſt ein Erziehungsinstitut für duldsames Gehen. Hier bist du gezwungen, fleinere Schritte zu nehmen, als deine natürliche Gangart es erfordert; obgleich ganz nah por dir die Versuchung lockt, deinem Vordermann auf die Haden zu treten....

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Bedente: auch du felber bist Vordermann. Du ärgerst dich über den wegversperrenden Herrn vor dir, foeben faßt du den Entschuß, die Stiefelspitze unnachsichtlich nach vorn zu schwingen aber in diesem Augenblic trifft dich selber von hinten die Stiefelspike deines Hintermanns. Für einen Augenblick beinahe errötend, ist bir zu mute, als ob dich dein eigener pechschwarzer Stiefel träfe. ,, Das bist du," sagt der Inder.

Im Trott wälzt sich die Menschhelt aneinander vorüber. Jeder Die Reflamen, in ist Vordermann zugleich. Gänge, endelos ewiger Wiederholung, im ewig gleichen Abstand, fie beziehen sich auf deinen ewig unzulänglichen Teint. Diefelben Bilder, diefelben Worte wie gestern abend, wie heute früh... Viele penten schon morgens im Bett, beim Erwachen: Alles wäre gut, erträglich zumindestens- wenn nur dieser Tunnel nicht wäre. Zweimal täglich, viermal täglich muß man hindurch. Auf der Straße geht man seinen Weg von tausendfacher Länge und es verdrießt nicht, es mag obendrein regnen. Aber der Vordermann sperrt nicht den Durchgang, hindert nicht am Vorwärtskommen,

Seltsam... Menschen, die es noch niemals im Leben eitig hatten, Phlegmatiker von Geburt, denen es in Wirklichkeit durchaus gleichgültig ist, ob sie den nächsten U- Bahnzug oder den übernächsten oder den zehntfolgenden benußen hier, wo sich ihnen die niemals gesuchte Aussicht, voranzukommen, selbsttätig verschlossen hat, ent­middn fie plöglich den Ehrgeiz, die erſten zu fein. Selbst einen phlegmatiter reizt feines Bordermannes gemessener Schritt. Aber die Seitenspringer finden die Biden, die das Leben den Borandrängenden offenläßt. Rechts ist die gefeßliche Seite. Die meisten bemerken nicht einmal die in regelmäßigen Abständen affent. den Lücken der Schranke, welche die Wege trennt. Aber plöglich springt einer nach fints hinüber. Sein Huntermann sieht's, tut's ihm nach. Aber dessen Hintermann, ein Charakter, bleibt rechts er ist fürs Legale. Für eine Weile passiert den Ausbrechern nichts. Sie eilen beschwingt an den Trottenden jenseits der Schranke vorbei, Taffen sie weit hinter sich aber num fommt ein Haufe, den die herangejagte Schnellbahn ausgespien hat, feinerseits auf der rechten, gesetzlichen Seite ihnen entgegen.

Hat die zu gründende Filmschule erst einmal diese Stufe er­reicht, ist auch der Weg zum Spielfilm frei, wobei natürlich die Beschaffung des geeigneten Drehbuches, des Regiffeurs und der Mitspieler neue Aufgaben stellt. Auch hier wäre am Grundsay der Laiengemeinschaft festzuhalten. Erst wenn dieser Aufbau ge fungen ist, hat man ein Instrument in der Hand, das eine einiger maßen geeignete Gegenpropaganda gegen den bürgerlich- reaktionärent Film leisten kann.

Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg. Bersuchen mir, die Stufen zu diesem Ziel auszubauen, und zwar von beiden Seiten her: einmal durch Zusammenfassung und Betreinung der uns gesinnungs mäßig nahestehenden Photoamateure und durch ihre Ausbildung 31 Filmoperateuren oder Regiffeuren, zum anderen durch Aufmunte rung des Publitums, verlogene, fitschige Filme abzulehnen und un­H. Etzkorn. geschminktere, mahrhaftere Filme zu verlangen.

Redis geben! ruft es aus zwanzig Kehlen. Das ist der Rhythmus der Maschine Berlin , die jeden Seitenspringer zermalm.

Ein Herr mit Zylinder und langschößigem Rod ragt aus der Menge. Merfmürdig, der 3ylinder wird zum Gespött. In diesem Tunnel gelten andere Geseze. Menschen ziehen aneinander vorbei, Auge in Auge. Hier geht man in gleichem Schritt und in gleicher Höhe. Ein Zylinder? So, als ob auf der Ueberfahrt auf des Charons Kahn irgendwer einen 3nlinder trige... Wenn auch die künstlich erhellten Gänge unter der Friedrichstadt nicht gerade vom Leben zum Schweigen führen, sondern nur von einem Bahn­steig zum andern: Bergstraße- Seestraße, Stadion- Nordring...

Ergebnis einer Studienfahrt

Wie das von dem Genossen Dr. Karfen geleitete Reufölner Realgymnasium und die damit verbundene Aufbauschule, so haben im norigen Jahr auch die von dem Genossen Dr. Grabert ge leitete Studienanstalt und das damit verbundene Lnzeum( Bezirk Friedrichshain ) eine zwei möchige Studienfahrt gemacht. Zwei Klassen haben die Mark Brandenburg durchwandert, andere sind in Thüringen , im Harz , in Nordbayern, am Rhein und an der Mosel oder in der Tschechoslowatet gewesen. Das Pro­vinzialschulkollegium hat Berichte darüber verlangt, wie die Stu­dienfahrten( Wanderungen) im Unterricht vorbereitet und nachher

verwertet worden sind.

Nach den ministeriellen Richtlinien soll der Unterricht grund­fäßlich Arbeitsunterricht sein. Dieser hat seinen höchsten Wert bann, wenn er wie bei solchen Wanderungen und Fahrten Er. ebnisunterricht ist. Ausnügen lassen sie sich nicht nur für die Naturwissenschaften, die Geschichte und Erdfunde, sondern auch für andere Fächer, z. B. für die Mathematit( Ausmessung von Flächen, Berechnung von Entfernungen und höben), für das Deutsche ( Beobachtung von Dialekteigentümlichkeiten, Besichtigung der in der Literaturgeschichte fo bedeutungsvollen Städte Eisenach , Jena und Weimar ). Um die Eltern, die städtischen und die staat lichen Behörden von dem Wert der Fahrten und Wanderungen zu überzeugen, hatte das Lehrerkollegium zu einer Ausstellung

eingeladen.

Auf einer Landfarte fand man die Wanderungen und Fahrten eingetragen, für jede laffe mit einer anderen Farbe. Alle Klaffen hatten die von ihnen verfaßten Berichte und Protokolle gebunden und mit Ansichtskarten, Photographien und Bildern geschmüdt. Eine Klasse hatte die von ihr gesammelten Steine ausgestellt. Mehrere Klassen hatten bildliche statistische Uebersichten angefertigt: wieviel Kilometer fie mit der Bahn, dem Dampfer, dem Auto­omnibus und zu Fuß zurüdgelegt hatten. Biertel Pfund Fleisch, Brot, Katao, Buder von der Klasse unterwegs perzehrt worden Wieviel Pfund jede Schülerin zugenommen oder abge. nommen hatte. Besondere Anerkennung fand eire Klasse, die aus Papier, Holz, Karton eine ganze Stadt mit ihren Straßen und Häusern hergestellt hatte.

maten.

Mit der Ausstellung waren mündliche Berichte einzelner Schüle rinnen in Broja und Bersen verbunden.

Studienrat Dr. Erich Witt: