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Verfassungstreue Polizei.

Die Gerüchte um das Wahlergebnis bei der Schupo. Aus Kreisen der Schußpolizei erhalten wir folgende Zuſchrift:

Seit einigen Tagen werden von der KPD.   in allen Stadtteilen Flugblätter an Polizeibeamte verteilt, die sich mit dem Wahl ergebnis zur Stadtverordnetenversammlung befaffen. Es werden die einzelnen Untertünfte aufgeführt und die Zahl der Stimmen, die für die KPD. abgegeben worden find. Man ist bemüht, den Anschein zu ermeden, daß die Schupo zum größten Teil aus Kommunisten bestände

Daneben brachte fürzlich ein Berliner   Vormittagsblatt cinen. Artikel mit der Ueberschrift Die Stüßen der Republit", in dem nachzuweisen versucht wird, daß jeder vierte Polizeibeamter ein Kommunist ist. Es werden auch hier Zahlen und Unterkünfte an­geführt, um zu beweisen, wie radikal die Polizeibeamten eingestellt find. Bei der Berechnung geht man davon aus, daß etwa 4500 Polizeibeamte in eigenen Wohllctalen abgestimmt hätten. Es trijft jedoch gar nicht zu, daß die Beamten eigene Wahllofale gehabt haben. Sie haben in Bolalen gewählt, bei denen auch antere Bürger als Wähler eingetragen waren. Wenn man in Betracht zicht, daß die am stärtsten belegten Unterfünfte, nur 400 Wähler ftellen, die einzelnen Stimmbezirke aber durchschnittlich 1000 ein. geschriebene Wähler haben, so ergibt fid) tareus schon, daß es un möglich ist, genaue Bahlen zu nennen und das alle Berechnungen auf einer falschen Grunttage bafieren.

Bur Staatstheaterfrise.

Bon fachmännischer Seite erhalten wir folgende Ausführungen:| Betriebe zmedmäßig und rationell find. Ein Theater ist nicht m Die aftuelle Jeßner- Krise" entspringt der fünstlerischen irgendeinem Industriebetrieb gleichzusehen, der bestimmte. sich um Stagnation der beiden staa lichen Schauspielhäuser während der allgemeinen gleichbleibende Produkte mit Hilfe von Maschinen und leßten Zeit. Immerhin wirkt dabei auch eine tritische Buspißung leicht ersehbaren Facharbeitern herstellt. Das Theater, das keine der wirtschaftlichen Berhältnisse mit. Es ist kein Geheimnis, daß Massenartikel fabriziert und das noch ganz anders als jede:[: nft ge ordentlich angewachsen sind. Sie wuchsen wohl vornehmlich infolge arbeiter überdies Künstler mit besonderer Empfindlichkeit und be die Defizite der staatlichen Bühnen in den legten Jahren außer Betrieb auf individuelle Fähigkeiten angewiesen ist, dessen Mit­des ständig steigenden Zuschußbedarfs der Opernhäuser; aber auch senderem Temperament sind dies Theater widerstrebt einer Ter die beiden Berliner   Schauspielbetriebe trugen das ihrige zu den truftung. Allenfalls ist es denkbar, daß reine Amüsierstätten in Mehranforderungen an die öffentlichen Kassen bei. größerer Zahl von einer Stelle aus geleitet werden, ohne daß sich Schwierigkeiten ergeben. Das fünstlerisch wirkende, nach individueller Prägung strebende Theater aber jetzt zu seinem Gedeihen voraus, daß die an der Spize wirkenden Personen stets das Ganze tes Betriebes übersehen und noch mehr: durchdringen. Wenn die der Leitung gesetzten Aufgaben durch den Umfang des Betriebes gar zu groß werden, wenn deshalb die persönliche Beobachtung und Beein flussung des Ganzen durch den Führer ersetzt werde i muž turch ein auf allerlei Zwischeninstanzen geftüßtes Syſtem, fo find Gefahren unausbleiblich.

Das tünstlerische Versagen der Staats heater in der letzten Zeit erklärt dies nur teilweise. Stärker fällt schon ins Gewicht, daß eßner von jeher nicht allzupiel von einem guten Wirtschafter zeigte; es genüge der Hinweis auf seine Freigebigkeit bei der Bewilligung von Stargagen, die nicht immer notwendig waren. Vor allem sollte aber auch die Frage aufgeworfen werden, ob nicht e.ne unzweckmäßige Struktur der Staatstheaterbetriebe mitverant wortlich zu machen ist.

Die beiden staatlichen Schauspielhäuser haben ihren eigenen Generalintendanten. Aber soweit nicht der rein tünstlerische Betrieb in Frage tommt, sind sie der Generalverwaltung der preußischen Staatstheater unterstellt, deren Chef Herr Liefjen ist und die zugleich die beiden Berliner   Opernhäuser betreut, ja, die sogar noch gewisse mi wirtungsbefugnisse bei der Leitung der Staatstheater in Raffel und Wiesbaden   hat.

Ist diese gemeinsame Berwaltung von 4 oder gar 6 Bühnen richtig?

Die heutige Generalversammlung der Staatstheater stellt einen Roloffalbetrieb dar. Ueber 60 Personen wirken in ihr zusammen Das scheint reichlich, überreichlich! Vielleicht erklärt sich dieser große Berwaltungstörper teilweise aus der Tradition, aus der Beamten­stellung soundso vieler Beteiligter. Immerhin werden auch die geftell'en Aufgaben ein großes Personal erfordern.

Die Polizeibeamten sind nicht so dumm, sich Parteien in die Arme zu werfen, die sie täglich auf das gemeinste be schimpfen und tätlich angreifen. Jederzeit kann dafür die Garanfle übernommen werden, daß die Polizeimachtmeister in ihrer fiberwältigenden Mehrheit republikanisch eingestellt sind. Die Bolizeibeamten denken gar nicht daran, ben Lodrufen ber extremen Barteien zu folgen. Sie wissen sehr wohl, was ihnen blühen mürbe, wenn diese Parteien das Ruder in die Hand befämen. Alle Be trachtungen also, die angestellt werden, beruhen auf völliges Bertennen der Tatsachen. Es soll nicht bestritten werden, daß auch die Polizeibeamten des öfteren mißgestimmt sind, wenn sie so In jedem Fall aber hat ein Berwaltungsrat von solchem übermäßig dienstlich in Anspruch genommen werden, so daß sie Umfange die Tendenz zur Schwerfälligkeit. Instanzenwege von tagelang nicht aus den Kleidern tommen. Die Mißstimmung teilweise erheblicher Dauer sind unausbleiblich; schriftliche Berichte. ist berechtigt, wenn man bebentt, daß die Beamten monatelang attenmäßige Darlegungen müssen Kraft und 3eit fressen. Vor teinen freien Sonntag haben und wenn ihr dienstfreier Tag geallem aber sagt die Ueberlegung, daß sich ein Widerspruch ergeben fommen, sie auch diesen opfern müssen, weil die Kommunisten und muß zwischen der horizontalen Gliederung im Aufbau dieses Ber­andere staatsfeindliche Parteien auch an diesem Tage thre unver waltungsbetriebes und den Bedürfnissen der vertikal nebeneinander meidlichen Demonstrationen haben. stehenden Bühnen. Als Kuriosum sei dabel   angemerkt, daß eine diefer Bühnen, nämlich das Schillertheater, aus historischen Gründen auch noch einen vertital wirkenden Verwaltungsapparat besitzt, der recht eigentümlich in die Gesamtverwaltung hineinragt und ihre Tätigkeit sicherlich nicht gerade vereinfacht.

Die Schutzpolizei ist und wird bleiben die treueſte Stüße des Staates. Alle Gerüchte, auch wenn man ihnen durch Zahlenmaterial den Anschein der Richtigkeit geben will, sind nichts weiter als eine bemußte rreführung der Deffentlichkeit.

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Zu den Publitationen über das Wahlergebnis bei den Schupo­beamten teilt der Polizeipräsident mit: In verschiedenen Zeitungen sind Angaben darüber erschienen, wie die Berliner   Schuß polizeibeamten bei den letzten Wahlen zur Stadtverordnetenver­jammlung gewählt hätten. Diese Ausführungen gehen teils von falschen Borauslegungen aus, zum Teil enthalten sie tat­fächlich unrichtige Angaben und schließlich ziehen sie absolut willkürliche Schlußfolgerungen, die den wirklichen Verhältnissen nicht en sprechen. Zunächst ist es falsch, daß die angeführten Stafernen eigene Wahlbezirte gebildet hätten. Die Schupobeamten, die sich im Dienst befanden, haben vielmehr in den Wahlbezirken gemählt, zu denen die betreffenden Unterkünfte gehören.

Wetter für Berlin  : Uebergang zu veränderlichem Wetter mit einzelnen Regenfällen und frischen südwestlichen Binden, wenig veränderte Tagestemperaturen. Für Deutschland  : Im äußersten Often wenig Wenderung, sonst allgemeine Wetterverfchlechterung.

Theater der Woche.

Bom 12. bis 20. Januar. Erstaufführungen der Woche:

Sonntag. Sopart.Theater: Der Leibgarhist Montag Staatsoper Unter ben inden: Die Entführung aus dem Eetail. Mittwoch. Theater am Schiffbauerbamm: Dle legte Nacht ( 13 Uhr nachts). Donnerstag. The a fer am Rollenboefplas: Menschen im Sotel. Rleines Theater: Ter Walzer von heute nacht. Conraberb. Städtische Oper: cbora. Deutsches Rünler Theater: Katabr- Rataba( Caftfpiel bes renaissance Theater, 16 Uhr). Reines Theater: Bettern( 23% Uhr). Sonntag. Theater am Bülowplas: Amnestie( 11% Uhr vormittags).

Bolfsbühne

Theater am Bülowplak: Apollo Brunnenstraße. 12, 11% Uhr: 4. Ronzert, Offene Gingstunde. 19., 11% Uhr: Amnestie.

Staatstheater.

Es wäre ernstlich zu überlegen, ob die staatlichen Bühnen nicht beffer fahren würden, wenn die zusammenfassende Berwaltung be­feitigt und auch die künstlerische Leitung der einzelnen Institute mehr verselbständigt würde. Bieles   spricht dafür, daß die belden Berliner   staatlichen Schauspielhäuser besser gedeihen würden, wenn ihre Leitung ganz von dem Betrieb der Opernbühnen abgetrennt

würde.

Konzentration, Zusammenfassung in allen Ehren! Die Berbin dung verschiebener Betriebe tann sehr wohl zu Ersparnissen führen. Aber man darf nicht schématisieren. Aber man darf nicht schématisieren. Und gerade beim Theater drängt sich die Frage auf, wieweit zusammenfassungen verschiedener

Das Volksstück lebt auf.

Apollo, Brunnenstraße" in der Bo tsbühne.

Der Wiener Stefan Gro1gmann und der Berliner  Franz Hessel   haben sich zufammengetan und ein Boltsstück geschrieben, ein Berliner   Bollsstüd. Das ist recht so. Denn das Genre will aussterben, ist schon gestorben und der Berliner   will tavon nicht lassen. Er liebt seine Stadt, er will auch von der Bühne her von Berliner   Luft angeweht sein, aber die alten Volksstücke paffen nicht mehr in die Zeit, es muß auch ein bißchen Benzinduft babei fein. Der Berliner   will auch von seinem Boltsstüd nicht lassen, weil es da, anders als im Leben, gerecht zugeht. Da be tommt der Gute endlich seinen Lohn, und der Schlechte wird bes straft, und ganz zum Schluß fiegt auch die Moral. So ein Bolfs stüd also haben Groszmann und Heffel verfaßt, ganz ist es nicht ge­lungen, aber den Weg haben sie gezeigt, auf dem man gehen muß. und Theo Mafeben hat dazu eine melotiöje, schlagfertige und unaufdringliche Musit geschrieben.

Die Autoren haben eingefangen, was den Durchschnittsberliner von heute bewegt: ein bißchen Polisit, stramm republibanisch felbft verständlich, aber ohne allzu scharfe Stellungnahme, um niemanden zu verlegen, und das Wohnungsamt und die Wohnungsnot und Staatsoper Unter ben Binden: 12. Tannhäufer. 18. und 18. Die Entführung Borkampf und Sportpalaft und Film, ja vor allem den Film mit aus drm Eetail. 14. Boheme. 15. Carmen. 16. Andre Genier. 17. 3. Ginfonie der Sehnsucht des fleinen Mädchens nach Berühmtheit und nach tongert. 19. Die Mefterfinger. 20. Berfiegelt. Der König, Geld. Den Alltag haben Großamann und Hesse mit ein wenig Romantik verfegt. Auf einmal fieht er gar nicht mehr so grau aus, der Alltag, weil sich die Wünsche der Zuschauer auch so schön erfüllen können, wie bei Grete Müller, die sich beim Film Grif Mill nennt und bei Baute Piet und bei Willi Gröner, der nur eine elende Bube in der Brunnenstraße hat und plöglich Europa  . bogmeister wird.

Staatsoper am Blah ber Republt: 12. und 16. Die verkaufte Braut. 13. Calome. 14. und 19. Die Fauberflöte. 15. Epanische Stunde. Der arme Matrose. Angélique. 17. Fiberio. 18. Sans Seiling. 20. Die Fledermaus.. Städtische Dyer Cha lotter burg: 12. Die Fochgeit des paro. 18. Der Schauspielb rektor. Coppelia. 14. Die Gezeichneten. 15. Freifchik. 16. Othello. 17. Furandot. 18. Fedora. 19. Der Barbier von Eevilla. 20. Tannhäuser.

Sau pielhaus am Genbaren marti: 12. und 15. Farte Banbagen. 13. unb 14. Ton Car os. 16. und 19. Deb pus. 17. Ballenfteins Lager. Biccolomini. 18. Wallenfteins Lager. 20. Beer Ennt. Siller- Theater Charlottenburg  . 12., 18., 15., 16., 18. unb 19. Go und so neht der Wind. 14. und 17. Rabale und Liebe. 20. Sans im Schnakenloch.

Theater mit feftem Spielplan.

Biemlich tompliziert ist die Geschichte, die sich die Verfasser aus gebacht haben. Brunnenstraße 124 ist eine verdreckte und bau­

Theater am diffbanerbamm: Die Gartenlaube. 15., 12 Uhr nachts: Die fällige Mietkaserne, die dem Filmdirektor Landsberger gehört.

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Thalia- Theater: Das fleine Fräulein 2i.

Teutsches Theater:

Einen Kinopalaft will er dahin bauen. Wo dann die vielen Mieter bleiben, das ist ihm murst. Aber er hat die Rechnung ohne die Mieter gemacht. Sie bilden eine starte, fest zusammenhaltende Partei mit dem Schrififetzer Baule Biet, dem Wortführer, und mit Willi Gröner, dem fünftigen Borweltmeister. Sie durchtreuzen die Bater fauberen Plänchen des Filmdirettors. Er geht pleite und die Mieter bekommen ein pickfeines neues Siedlungstous. Und aus Grit Mill wird wieder eine ehrfame Grete Müller und die glückliche Frau von Willi Gröner. Nur eine steht traurig beijeite: Benchen Pape, die Zeitungsfahrerin

Ieg'e Nacht. Der Raiser von Amerita. Kammerspiele: Deftré, Die Romöd'e: Vom Teufel geholt. Theater in der Königaräher Straße: Die erfte Mrs. Gelbn. Romibier haus: Der Lügner und die Sonne. Großes Gdauspielhaus: Die 3 Dhistet ere. Theater des Wefters: Sotel Etabt Lemberg. Tentsies Bolts­Theater: Die Celfta, Romise Dyer: Srlla di Bulla. Deutes Aftlez Theater: Cins, amei, bret und Couper. Luftfpielhaus: Wiegenleb. Beffing Theater: Die Affäre Erenfus. Theater in der Behrenstr. 53-54: fein, bagegen fehr. Rentral Theater: Der Colbat ber Marie, Metropol Theater: Das Land des Lädelns. Berl ner Theater: Seltsames Rwischen. fp el. Aleires Theater: Das Parfüm meiner Frau. Wallner- Theater: Tevo te im Erziehungshaus. Carnheater: Familie Fannemann. Theater in der Klosterstraße: Schneider Wibbel. Lokvart- Theater Steglig: Der Leibgarb ft. Bintergarten, Plaza, Scala: Internationales Varieté. Reid stallen Theater: Stettiner Eänger. Theater am Rottbuffer Tor: Elite­Sänger,

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Theater mit wechselndem Spielplan.

Theater am Pollerborfplat: Bis 12. Die Fledermaus. 18. bis 15. Gebas, was man einen Schlager nennt, weber inhaltlich noch in der fchloffen. Ab 16. Menfchen im Sotel

Nachmittagsvorstellungen:

Boltsbühre, Theater am Bülomplag: 12, 19. Apollo Brunnenstraße. Theater am Schiffbauerbamm: 12., 19. Die Dreigrofchenoper. Thalia- Theater: 12., 19. Trei alte Edadtein. Theater am Rollerborfplag: 12., 19. Beter chens Monbfahrt. Theater in bez Königgräger Straße: 12., 19. Binnetou. Romib entaus: 12., 19. Charlens ante. Grofes aufpielhaus: 12., 19. Die 8 Musketiere. Deutse es Boltstheater: 12. Die Geisha. Romise Der: 12., 19. Fran ohne Ruß. Peutiches Künstler- Theater: 19. Die andere Ce te. Theater in der Eehrenfte. 53-54: 12., 19. Bater fein, bagegen fehr. Rentral- Theater: 12, 19. Frieberite. Theater in ber Alofterstraße: 11., 15., 18., 16 Uhr und 12., 19., 15 Uhr: Michenbrübel 12, 19, 11:11 Seppelin ins Märchenland. Solofpart Theater Steglig: 12. Masco tchen. Bintergarten: 12., 18., 19. Internationales Variete. Plaza, Scala: Inter  . nationales Par ete. Reitehallen Theater: 12., 19. Stettiner Sänger. Theater am Rottbuffer Soz: 12., 19. Elite- Sänger.

Die neum Bilder ziehen sich etwas zu sehr in die Länge, fie fönnten auch ein bißchen luftiger sein, und die Couplets sind nicht Form. Am meisten haben sich wohl die Verfasser von dem Chanson versprochen, Jmmer mit de Ruhe, ist ja alles bloß jedrudi". Es ist aber das schlechteste, fein Wig, nur guter Bille.

Brachtvoll dagegen ist bas Boltsftüd als Milieufchilderung. Wenn auf dem zweiten Hof Brunnenstraße 124 der Morgen erwacht und jeder eilig zur Arbeit stürzt, dann haben mir ein Bild vom arbeitenden Berlin  . arbeitenden Berlin  . Das Bühnenbild übrigens von Edward Suhr, graue Mauern, Freubiosigkeit, ein schwintfüchtiger Baum auf dem Hof, Ballons mit trodnender Wäsche, von dem aus ble Mieter ihre Welt betrachten, das ist überzeugend echt und eindrucks voll hingestellt. Eine famose Idee auch das Teppichtlopffonzert, das wie auf Rommando losgeht. Von zwerchfellerschütternber Wirkung

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Sidher wäre es falsch, unbedingt für jede Bühne eine eigene Direktion zu fordern. Sicherlich können das staatliche Schauspielhaus am Gendarmenmarkt und das Schillertheater in Charlottenburg   von einer Stelle aus dirigiert werden: ja, hier wäre die Berufung völlig felbständiger Leiter abmegig. Aber die gemeinsame Leitung dieser beiden Bühnen müßte, um sich rationell auswirten zu tönnen, utf­lich selbständig sein; b. h. die unabhängige fünstlerische Leitung muste durch eine unabhängige Verwaltung ergänzt werden. Leitung einer Bühne sind so aufeinander angewiesen, daß nur dann Die fünstlerische und die verwaltungstechnische, geschäftliche" erfolgreich gearbeitet werden kann, wenn hier ein ganz reibungsioies Busammenwirken stattfindet. Das Ideal ist, wenn eine bei nders dazu befähigte Persönlichkeit gleichzeitig die künstlerische und die ver

waltungstechnische Führung befizt. Aber nötig ist das schließlich nicht. Nur scheint es wichtig, daß im anderen Falle eine völlige Barallelität zwischen der fünstlerischen und geschäftlichen Leitung durchgeführt wird. Der Führer des fünstlerischen Betriebes und der Berwaltungsdirektor müssen den gleichen Umkreis für ihre Arbeit baben; fie müssen sich gegenseitig jederzeit zur Verfügung stehen; ihr Verkehr muß sich ohne Zwischeninstanzen und ohne fomplizierten Schriftverkehr abwickeln; was auch geschieht, muß durch gemeinsame Besprechungen vorbereitet sein. Denn schließlich hat jede fünlerische Maßnahme ihre Auswirkung nach der geschäftlichen Seite hin. Und jede verwaltungstechnische Anordnung wird sich so oder so auch im fünstlerischen Betrieb geltend machen.

Bielleicht ist es megen dieser und jener Bindungen einstweilen unmöglich, die bestehende Generalverwaltung der Staatstheater auf. zulösen. Jedenfalls liegt nahe, daß eine Ablösung der Berwaltung ber staatlichen Schauspielhäuser und ihre Neuorganisation, wie fie fich als besonders naheliegend aufdrängt, mit mancherlei Hemmungen und Untosten verknüpft wäre. Gleichwohl sollte man den Gebanten eines energischen Schnittes nicht einfach von der Hand weisen. Bieles   spricht dafür, daß eine wirtschaftliche Gesundung der Staats theater start davon abhängt; wahrscheinlich würden die staatlichen Bühnen auch fünstlerisch von einer solchen Umorganisation gewinnen. Natürlich ist Voraussetzung, daß die Nevorganisation nicht büro­fretisch erfelet- und daß agile tüchtige und zuverlässige Persönlich feiten in die Leitung des neuen Betriebes berufen werden.

die Parodie auf den Kitschfilm, eine Szene im Fülmatelier ,,, Lorelen auf dem Rheinfelsen"; in die das Maschinengewehrgefnatter eines Ruffenfilms aus dem Nebenatelier plagt. Gut gesehen und ge­staltet die Galeriefzene im Sportpalaft, gut gesehen auch manches andere Bild.

Für diese Volfsstück revue hat der Regisseur Jürgen Fehling   ein großartiges Ensemble zusammengestellt: Ernst Rarchow,

der Bormeister: Arribert Wäscher. der Schriftsetzer; Leonhard Stedel. der Filmtirektor; Margarete Melzer  , ein arbeitsomes Fräulein mit Kind; Else Bäd. Neft  , die betuliche Mutter; Rarl Etlinger, ihr verwöhnter Sohn, und viele andere behaupten sich mit Glanz im Ensemble. Weniger Gutes sieht man von Friz Rasp, der ein unmögliches Berlinisch spricht und von Blandine Ebinger  , die in der Manier des vermiderten fleinen Mädchens erstarrt ist und deren Stimme für das Theater am Bülowplaz zu flein und zu wenig ausdrucsfähig ist. Ein Erlebnis Lucie Mannheim  , das Filmflittchen. Bei all der Verderbtheit, die sie darzustellen hat, bewahrt sie eine bezaubernde Anmut und bleibt fie begehrenswert. Reß ist sie und frech und dabei gleichzeitig anschmiegend, weich und hingebungsvoll. Ueberwältigend singt sie das Chanson:., Id bin tein Gretchen, id bin die Grit." Es scheint aus dem Augenblic geboren, nicht einstudiert, es ist erlebt, und die letzten Worte: Id bin en armes Luber" flingen nicht mehr als Lieb, sondern sind ein Aufschrei, wahrhaft erschütternb. Ernst Degner.

Leffing- Theater.

Die Affäre Dreyfus."

Die Direktion Saltenburg unternahm eine Neueinstudierung des Schauspiels von Hans 3. Rehfisch und Wilhelm her. 80g. Das Stück hat sich seit feiner Uraufführung im Theater am Bülowplaz nich gewandelt. Und doch ist die Aufführung mit der neuen Belegung eine andere. Diese Belegung heißt: Friedrich Stanßler, Hans Peppler  , sie heißt Heinrich George   und Franziska Ring. Man tonnte taum annehmen, elie bessere Verförperung Solas zu finden, als die Hans Pepplers und doch steht in ein rich George ein 3ola auf der Bühne, wie sich ihn die Fran­8ofen vorstellen: fahrig, zerstreut, leicht erregbar, untertauchend im Strubel leidenschaftlicher Worte, ganz groß: Eine Lawine des Geiftes. Dann Friedrich Ray Blers Oberstleutnant Picquart  , eine Leistung, nicht zu vergleichen mit Frants Formung der Rolle. Die Leistungen der Schauspieler verändern hier die ganze Atmo iphäre des Stüdes. Mehr Farbe, mehr Leben strömt von der Bühne. Walter Frant mar nicht ganz so wie seine Rolle. Kanßlers Kunst steigert die Wirkung weit über den Wert seiner Rolle hinaus. Hier finden wir den helbenhaften Sans Beppler, ber jetzt, im gleichen Stück, in dem er 3rla gespielt hat, eine zweite tragende Rolle übernahm: Die Esterhazy Rolle. Es gehört Mut bazu, bies zu tun, benn wie unabhängig auch die verschiedenen Geſtal­hungen eines wahren Künstlers von seiner gewohnten Persönlichkeit fein mögen, ganz wird er eben diese Persönlichkeit nie verleugnen fönnen. Er löst diese Aufgabe.

Anfangs unsicher, hält Frangista King( Blanche Monnter) später die Zügel straffer und wird, was Pamela Bedelind in der gleichen Rolle nicht zu werden vermochte: ein Pol magnetischer Weiblichkeit, die Triebfeber männlicher Tat. Nicht befriedigt das Spiel der schönen Agnes Esterhazy  ( Marguerite Bays  ). Sie