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Freie Sozialistische Hochschule.

Grundsätzliche Probleme der Sozialisierung.

Ueber das Thema Grundfäßliche Probleme der Sozialisierung sprach am Sonnabend in der Freien Sozialistischen Hochschule Pro. fessor Eduard Heimann Hamburg . Er erflärte, daß ber viel umstrittene Begriff der Sozialisierung nicht fchematisch im Sinne überkommener Wortfläubigfelt aufgefaßt werden dürfe,( on dern daß wahrhaft dialettisch diese Formel mit den gemandel en Beiten neu geschaffen werden müsse. Hervorzuheben sind zus der Aufgabenfülle drei große Probleme: Das Berhältnis der Sozialisierung zu den mittelständischen Einkommen, ihr Berhältnis zur Bürofratisierung und die Frage, ob der Sozialismus lüdenlos aentralisierte Blanmirtschaft oder sozialistisch gewandelte Markt mirtschaft bedeute.

Der eindeutige Sinn der Sozialisierung ist Befreiung der Arbeitstraft von der tapitalistischen Ausbeutung. Arbeitskraft und Produktionsmittel müssen in jeder Wirtschaftsform zusammengeführt werden, und in der fapitalistischen Wirtschaft ge schieht das auf die Weise, daß der freie" Arbeiter gezwungen ist, seine Arbeitskraft zu verkaufen. Dieser 3wang zum Verkauf der Arbeitskraft bedeutet die Entäußerung der Beben: fubstanz des Ar beiters an den Kapitalisten als Ware gegen den Geldlohn. Durch diesen Berkauf und durch den 3wang, auf diese Weise den Lebens unterhalt zu gewinnen, wird ein Herrschaftsperhältnis inmitten einer Welt persönlicher Freiheit und rechtlicher Gleichheit geschaffen. Bei den diesem Herrschaftsperhältnis innewohnenden period fchen Zusammenbrüchen wird den Arbeitenden der Bugang zur Arbeit und damit zu Bohn und normalem Leben versperrt Benn heute die aus dem Krisenmechanismus ent fpringenden Note gemildert sind, so find das bereits fozialpoli. tische Schritte über den Kapitalismus hinaus. Das ökonomische Berhältnis der Ausbeutung und die Mehr­merterzeugung als Charakterisiifum der Ausbeutung bleiben auch dann bestehen, wenn man die Margsche Analyse des Kapitalismus zugunsten bürgerlicher Kapital und 3insbildungstheorien vermirft. Die pielfach gehörten bürgerlichen Einwände gegen die Möglichkeit einer Sozialisierung, daß der Mehrwert zum allergeringsten Teil dem Berzehr der Unternehmer und zum größten Teil der auch im Interesse der Arbeitenden notwendigen Kapitalbildung biene, und daß weiterhin die Aufteilung des volfswirtschaftlichen Gesamtproduits das Einfommen der Arbeiter nicht mefentlich erhöhen würde, be weisen nur, daß die Sozialisierung im Grunde fein Problem der Erhöhung der allgemeinen Berbrauchsquote ist. Biel entscheidendere Biele der Sorialisierung sind Sicherung der Arbeitenden por per rifendrohung und freiheitliche. nicht herrschaftliche Berwaltung der Wirtschaft Der Kampf der sozialistischen Bewegung geht darum, das Kapital nicht mehr als Herrschaftsinstrument, sondern als genoffen fchaftliches Gemeingut walten zu lassen. Darum ist die richtige Antwort auf die Lohnfenfungsforderungen der Industriellen, mit denen unterstellt wird, daß allein die herrschende Klasse Kapital bilde, die Forderung von Lohnerhöhungen zum 3 mede der Rapitalbildung unter genossenschaftlicher Ber­fügung der Arbeiterschaft und nicht allein zum Zwecke der Steigerung des Berbrauchs. Die Enthaltung gegenüber dem Kapitalproblem darf nicht länger aufrecht erhalten werden.

Die Margsche Untersuchung der fapitalistischen Wirtschaft fannte als beherrschend mur den Einzelunternehmer; es bestand noch kein

Zwei Millionen mehr für die Kirche? Die Verhandlungen Preußens mit den evangelifchen Kirchen

Wie das Nachricht en bro des Vereins Deutscher 3eitungsperleger von unterrichteter Stelle erfährt, trifft das Garücht zu monach die Referentenbefprechungen zwischen den Bertretern des spangelischen Obertirchenrats und den zuständigen Sachbearbeitern im preußischen Finanz- und Kultus. ministerium über den Staatsvertrag mit den evangelischen Kirchen foweit gedichen sind, daß über die meisten Bunfte eine Einigung erreicht ist. Ueber alle Einzelheiten des zu schließenden Staats­vertrages find tonkrete Vorschläge aus den Referenten­besprechungen hervorgegangen, die in der preußischen Kabinettsfizung am 21. Januar erörtert werden. Nach der Beschlußfassung durch das Staatsministerium werden dann die offiziellen Verhandlungen über die Vertragsauffezung mit den Kircheninstanzen geführt.

Die Auffaffung, als ob die Verhandlungen nunmehr so raidh vorwärts gingen, daß sie bereits zur nächsten Sigung der evangeli ften Generalfynode in der ersten Hälfte des Februar abgeschlossen merden tönnten, wird als zu optimistisch bezeichnet. Im ein­zelnen erfahren wir noch, daß über die sogenannte politische Klausel innerhalb des neuen Kirchenvertrages, eine Berständigung erzielt merden fonnte. Es handelt sich dabei um die Mitwirkung des Staates bei der Behung leitender Positionen in der Verwaltung ber epangelischen Kirchen. Streitfragen waren, ob der Staat nur mitbestimmen solle bei der Ernemmung des Präsidenten des Stirchen

Kapitalmarkt für die Unterbringung der ungeheuren Sparguthaben, deren Größe man ermißt, wenn man weiß, daß in Deutschland die Produktion nur zu 40 Broz. mit Eigenkapital( wozu noch Attien­fapital gerechnet wird) und zu 60 Proz. mit Leihfapital ausgeübt wird. Die Frage, ob diese Berbreiterung der Beteiligung an der Kapitalbeschaffung bis in weite mittelstandsschichten hinein eine Demokratisierung des Besiges und eine Loderung der sozialen Herr schaftsorganisationen bedeute, fann ohne weiteres verneint merten, menn man meiß, wie geringe Macht die Minderheit in Atttonärsversammlungen von Großunternehmen hat 3m Gegenteil findet hier eine Erweiterung und Berbilligung der fapitalistischen Herrschaft statt zugunsten fleiner großfapitalist jcher Schichten, denen auch der Hauptanteil an Unternehmer und Spelu­fationsgewinn vorbehalten bleibt. Es ist Zeit, daß diese Unter­fcheidung zwischen den Einkommensarten der eigentlich herrschenden großkapitalistischen Oligarcie und des nur an der Kapitalaufbrin gung und nicht an der Kapitalverfügung beteiligten Mittelstandes auch in die soziologische und sozialistische Theorie eindringt.

Bon hier aus ergibt sich auch bereits der Zusammenhang zwischen Sozialisierung und Bürokratisierung, wenn man nämlich die Mono­polisierung der Wirtschaft und die mit ihr Hand in Hand gebende Bergrößerung des Anteils der öffentlichen Wirtschaft als Vorstufe zur Sozialisierung betrachtet. Es ist dann die Frage, ob es ge lingt, den Beamtentörper, der an Stelle des Privat unternehmens die Wirtschaft verwaltet, dem Willen der Bolts­massen demokratisch unterzuordnen oder ob die ihm 3u innemohnende absolutistische Herrschaftetendens Sieger bleibt. Bu fordern ist in dieser Hinsicht eine eingehende parlamentarische Kon­trolle der Beamtenwirtschaft und zugleich eine Herstellung eines engeren Kontaktes zwischen dem Träger des Boltswillens, dem Parla. ment und den Boffsmaffen selbst. Die Marrsche Borstellung der Sozialisierung als Bergesellschaftung mit gleichzeitigem Abstellen des Staatsapparats beruht auf der Annehme, daß die fapitalistische Wirt. schaft dem Sozialismus faum noch organisatorische Probleme zu tofen geben werde, und daß die volldurchorganisierte Wirtschaft ein fach in gesellschaftliches Eigentum übernommen werden tonne Dem­gegenüber sehen wir, daß auch die sozialistische Wirt fchaft noch wesentliche organisatorische Probleme zu lösen hat. mobei sich die Frage ergibt, ob die Lösung auf eine ffart zentralisierte Planwirtschaft oder auf eine Beibehaltung des Marktes in anderer Form hinausläuft.

Gegen die Planwirtschaft ist einzuwenden, daß sie die Berant mortung des einzelnen zugunsten einer allmächtigen und allwissenden Rentrole aufhebt und fedes frele felbfttätige Handeln erstickt. Die Abneigung aecen die Erhaltung der Marttwirtschaft beruht auf der von fopital ftischer Seite gefliffentlich verbreiteten Gleichsehung der technischen Seite der Marktwirtschaft mit feiner fapitaliftison Be herrschuna. Der Soziolift muß unterscheiden zwischen dem Markt als technischem Problem, von dem aus die rationellite Anoleichung von Bedarf und Angebot gelingt und der zugleich de­zentralisierte freie produttive Selbsttätigkeit fordert, und seiner fapitalistischen Beherrschung. Hat der Kapitalismus durch Monopoliferyna Mittel der Marfilentung gefunden. fo be. dient fich refer Mittel die Arbeiterschaft durch die Gewertschaften bereits auf dem Arbeitsmartt. Sie wird fie auch in der fozialistischen Wirtschaft handhaben tönnen.

rafs oder audy bei der feines Stellvertreters, ferner bei der Er­nennnung der Generalfuperintendenten oder auch bei einem Teil der Superintendenten etwa für die wichtigeren Bezirte, und schließlich bei der Ernennung des Bräsidenten des Kirchenfenats.

Vor allem( pielte aber eine wesentliche Rolle die Frage der Erhöhung der Dotationen für die evangelischen Kirchen. Diese Dotationen ftellen die finanzielle Staatsbeihilfe Kirchen. Diese Dotationen stellen die finanzielle Staatsbeihilfe für die Kirchen außerhalb der staatlichen Zuschüsse für die Pfarrer besoldung dar. Bisher erhielt die evangelische Kirche an solchen Dotationen einen Betrag von etwas über zwei mil. lionen. Gegenüber ihren höheren Forderungen ha'te der preußische Finanzminister zunächst nur geglaubt, eine Erhöhung um eine Million zugestehen zu tönnen. Nach dem jetzigen Stande der Ver­handlungen soll das staatliche Angebot, gewissermaßen das letzte Wort des Finanzministers in dieser Frage, dahingehen, den evangelischen Kirchen eine Erhöhung um etwa zwei auf etwas über vier Millionen zuzugestehen..

Als vollkommen unrichtig erklärt wird die von der Deutschen Tageszeitung" veröffentlichte Landvol!" Nachrift, daß über die Er­nennung Dr. Schäffers zum Staatssekretär im Reichsfinanzm niste rium im Reichstabinett abgestimmt worden sei, wobei 6 dafür und 6 bagegen gestimmt und der Reidsfangler für die Ernennung den Ausschlag gegeben habe. Die Ernennung sei völlig reibungslos er folgt. Ueber jolde Ernennungen wird in der Regel gar nicht formell abgestimmt.

Der Kanzler an die Studentenschaft. Hermann Müler bei den freiheitlichen Atademikern.

Bei einem Empfang aus Anlaß des zwetten Studententages der Bereinigung freiheitlicher Akademiker in der Wandelhallen des Breußischen Landtages sprach gestern abend Re stanzler Genosse Hermann Müller. Die akademische Jugend von heute, so führte er aus, hat nur dent republikanischen Slaat erlebt, sie ist groß geworden unter der Demokratie, die ein unvermeidbares Ergebnis des Weltkrieges war und schon unter dem letzten Kaiser eingeführt wurde. Ihre Ein­führung erfolgte unter den schwierigsten Verhältnissen und drückend mar die Bürde, Deutschland vor dem Verfinfen ins bolichemistische Chaos zu bewahren. Das Bolf, das wissen Sie aus Ihrer Kindheit, mar leiblich und see isch mitgenommen, die materiellen Aufgaben der Ueberführung der Wirtschaft vom Krieg auf der Frieden, der Be schaffung von Arbeit und Brot waren ungeheuer groß.

Gleichwohl wurden die geistigen Aufgaben der Nation nicht ver­nachläffigt. Das Symbol hierfür war die Berlegung der National versammlung nach Weimar , das äußere Zeichen war die Gründung der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft. Vor dem Kriege wurden oft Bildung und Besiz in Gänsefüßen genannt das Ideal, das Bor­recht des Besitzes auf Bildung ganz zu beseitigen und nach dem Wort Bethmann Hellwegs jedem Tüchtigen freje Bahn zu schaffen, hat leider feine volle Erfüllung noch nicht gefunden Das wird dadurch bewiesen, daß noch heute nur 2 Broz der neu immatrifu= tierten Studenten aus der deutschen Arbeiter= laffe stammen, einer Klasse, deren große Talente und Gaben nicht zu leugnen sind. Es handelt sich um eine Geldfrage, und der Staat muß tun, was irgend getan werden tann Wenn aber der, Staat der Jugend gibt, was der Jugend zukommt, so muß auch die Jugend dem Staate geben, was bem Staate zukommt Wir freuen uns, daß Ihre Veremigung heute fchon 28.000 Studenten vertritt. Wissen tut not, aber Wissen allein ift toter Ballast, wenn die Bildung des Charatters und des Willens fehlt. Diese Bildung, die ein starkes Verantwortlich feits. gefühl in sich schließt, ist heute nötiger denn je metl nach der Ver­faffung die Staatsgewalt vom Bolle und nicht von einzelnen Verant mortlichen oder Unverantwortlichen ausgeht. Die Jugend neigt zum Raditalismus, und es wäre ein Berstoß gegen die Naturgefeße, ihr dieses Recht zu leugnen und pon ihr die Abgeklärtheit des Alters zu perfangen. Der nationale Raditalismus, der besonders an den Uni versitäten zu finden ist, muß freilich, wie ich es immer wieder eng lischen und französischen Freunden fage, nicht zum wenigsten auf den Diftatfrieden von Bersailles, dessen Ratifizierung fich gestern zum zehnten Male jährte, zurüdgeführt werden. Aber die alademische Ju­gend muß fich schon auf Grund ihrer Borrechte fernhalten opn allem öden Radau, pom Radialismus der Phrase Im Kampf der Geister heißt es streiten für den Staat, für die Republif, nach dem Bort Saint Simons: Mein Sohn, willst du große Dinge pollführen, so mußt du begeistert sein!

Im Namen der freiheitlichen Atademiter dantte der Borsigende dem Kangler durch ein rückhaltlojes Bekenntnis zur freudigen Mit­arbeit im Dienfte der Republif.

Stahlhelm bleibt bei Hugenberg.

Beschluß des Bundesvorstandes.

Magdeburg . 11. Januar. Die Breffeftelle des Stahlhelms gibt einen Beschluß des Bundes vorstandes bes Stahlhelms befannt, wonach ber Bundesvorftarb die weitere Aufrechterhaltung des Reichsausschusses für das Boltsbegehren ein mütig billige.

Danksagung.

Da es mir physisch unmöglich ist, den vielen, vielen Genoffen und Freunden, die sich am 6. Jamuar mit so überwältigenden Be meisen liebepoller Anerkennung meines fozialistischen Ballens und Birkens bedacht haben, einzeln, mündlich oder brieflich meinen Dant abzustatten, sei es mir gütig verziehen, wenn ich mir erlaube, ihnen allen an dieser Stelle insgemein Dank zu sagen. Ich danke euch allen, ihr Lieben, von ganzem Herzen!

Bas, mir der Tag des Abschlusses meines achtzigsten Lebens jahres von euch an Beweisen rührender Zuneigung gebracht hat, wird mir, so lange ich noch lebe, unvergeßlich, mir eine unausroft­bare Ermunterung fein zum unerschütterlichen Beharren auf dem eingeschlagenen Bege.

Diesem Versprechen mill ich streben, immerdar treu zu bleiben! Eduard Bernstein . In innigster Dantbarkeit euer

( Gewerkschaftliches fiehe 3. Beilage.)

Berantwortlich ir Tolitit: Dr. Curt Gener: Birtfchaft: 6. Klingelhäfer; Ger ertidaftsbewegung: 3. Steines: Feuilleton : Dr. John Schitowski; Lotales und Sonstiges rik Raritädt: Arzetaen: Th. Glode: fämtlich in Berlin . Berlag: Forwarts- Berlag Gm b. S. Berlin Prud: Borwärts- Buchbruceret unb Berlagsanftalt Paul Singer u. Co.. Berlin SB 68 Lindenstraße 8. Sierzu 4 Beilagen und Unterhaltung und Biffen".

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