Einzelbild herunterladen
 

Die Demonftrationen in Berlin .

Kleinere Zusammenstöße.

-

50 Perfonen zwangsgeffellt.

Trotz des polizeilichen erbots versuchten die Kommunisten gestern abend in verschiedenen Gegenden der Stadt zu demonstrieren. Die Beteiligung an den fommunistischen Kundgebungen war nicht übermäßig groß, in der Mehrzahl waren es jugendliche Elemente, die den Parolen der APD. gefolgt waren. Die Trupps bestanden immer aus etwa 200 bis 300 Personen, die jedoch in den meisten Fällen von der Schupo aufgelöst werden fonnten. Mehrfach tam es zu 3wischenfällen, so daß die Polizei vom Gummifnüppel Ge­brauch machte und mehrmals sogar Schüsse in die Luft abfeuerte, um die Demonstranten, die in einigen Fällen täilich wurden, zurückzuschreden. Ueber 50 Personen, darunter die tommunisti. [ chen Reichstagsabgeordneten Blentle und Hörnle, die sich den polizeilichen Anordnungen widersetzt hatten, wurden zwangsgestellt und der politischen Polizei übergeben.

Einer der ersten Zusammenstöße erfolgte in der Potsdamer Ede Ballasstraße. Hier hatte sich ein etwa 300 Mann starter Sug gebildet. Die vordersten Reihen der Demonstranten versuchten gegen die einschreitende Polizei tätlidy zu werden. Erst als Ver ftärtungen herantamen, gelang es, die Potsdamer Straße zu fäubern.

Am 3ionstirch plat wurden zwei Polizeibeamte von einer Horde Kommunisten überfallen und zu Boden geschlagen. Auch in diesem Falle mußten sich die Schupoleute durch Abfeuern mehrerer Schreckschüsse die Angreifer vom Leibe halten.

m

Auf dem Bülow play tam es mehrmals zu Zusammen­roitungen. Weitere tommunistische Demonstrationszüge hatten fich am Weddingplay, in Neufölln an der Ede der Berliner und Anzengruberstraße, am Rottbusser Damm, in der Petersburger Straße und am Lenzener Platz gebildet. Schließlich tam es um 19.30 Uhr am Hermannplag noch zu einem Zwischenfall. Dort wurden Polizeibeamte mit Steinen beworfen, dabei wurde auch eine Scheibe des Karstadt . Barenhauses durch Steinwurf zertrümmert. Der Täter, ein junger Bursche, fonnte feftgenommen werden.

In den späteren Abendstunden ist es dann, soweit bisher bekanntgeworden ist, nirgends mehr zu Zusammenstößen oder zu­jammenrottungen gekommen.

Sowjetheke gegen Grzesinsti.

Flüchtlinge follen ohne Obdach ble ben.

Zu einer falschen. Laß"-Meldung, daß Grzesinsti, per­jönlich zwei aus den Nansen- Baraden auf dem Tempelhofer Feld ausgewiesenen ehemaligen russischen Generalen neue Unterkunft im Zentrum Berlins nerschafft habe, schreiben die swestja":

"

Die Tatsache, daß ein Sozialdemokrat tonterrevolutionäre Monarchisten unterstüge, sei nicht verwunderlich. Doch dürfe nicht unbeachtet bleiben, daß der preußische Innenminister weiß­gardistischen Feinden der Sowjetunion gerade jetzt helfe, wo deren Tätigkeit als Fälscher im Tscherwonzenprozeß aufgedeckt sei." Dazu ist zu bemerken, daß Grzesinsti persönlich mit dieser Angelegenheit überhaupt nichts zu tun gehabt hat. Wenn durch Vermittlung des preußischen Innenministeriums russische Emigranten untergebracht worden sind, die anderenfalls obdachlos geblieben wären, to wäre damit nur eine Tat der Menschlichkeit voll bracht. Es ist gegen Jebes Intereffe eines guten deuffch tufftschen Berhältnisses, wenn in diefer übten Form von dem offiziellen Organ ter Sowjetregierung gehezt wird.

Hafenkreuz- Ueberfall.

Ein sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter mißhandelt. München , 15. Januar. ( Eigenbericht.)

bes

Der fozialdemokratische Abgeordnete bayerischen Landtags Klingler wurde in Roburg auf dem Wege zu seiner Wohnung von zwei Rowdys überfallen und schwer dürften zwei National. sozialisten in Frage kommen, deren die Bolizei bisher noch

mißhandelt. Als

Täter

nicht habhaft werden fonnte.

Landvolk Narren.

Ein Zelegramm an die Haager Konferenz.

Kiel , 15. Januar. ( Eigenbericht.)

Die Landvolkleute haben das Bedürfnis, sich zeitweise lächerlich zu machen und ihre politische Blödheit in ganzer Größe zu demon­strieren. Um Neujahr herum richteten sie eine findlich naive Bot. schaft an den Reichspräsidenten ohne eine Ant mort zu bekommen, worüber sie sehr entrüftet waren. Jetzt haben sie an den Präsidenten der Haager Konferenz folgendes Telegramm gerichtet:

Wir teilen Ihnen hierdurch mit, daß hinter der sogenannten deutschen Delegation, die glaubt, im Haag verhandeln zu müssen, nicht der Wille des tatkräftigen deutschen Bolles steht. Das ge­junde deutsche Bolt lehnt es ab, Bersflavungsverträge, in welcher Form fie auch abgeschlossen werden, anzuerfennen. Wir erklären deshalb alle Verträge, die jetzt im Haag zustandekommen, für null und nichtig. Wir fennen nur gas Lebensrecht des deutschen Volkes und die von ihm diftierten Gesetze."

Dieses Telegramm ist unterzeichnet für Schleswig- Holstein von Samtens , für Hannover von einem Landwirt Reimers, für Oldenburg von einem Edo Schröder, für Sachfen von einem Graf von Schulenburg, für Schlesien von einem Gutspächter Pauly.

In einem Kommentar zu diesem Telegramm bezeichnet die Landvolk- Zeitung" die Haager Konferenz als Affenkomödie, wobei ein paarmal gemeinschaftlich gut gefressen und dann dem deutschen Bolt das Felt über die Ohren gezogen wird...."

Zu jeder Bühne gehört ein Clown. Die Landvoilleute scheinen des Bedürfnis zu haben, diese Rolle auf der politischen Bühne au spielen, Bon der Freiheit des Narren, ungestraft Unfug zu schwagen, machen sie schon seit langem reichlich Gebrauch.

Mar Hölz kommt wieder nach Deutschland . Wie aus Mostaa gemeldet wird, tehrt nach einem mehrmonaligen Urlaub in Rußland ber Kommunist mar Hölz nach Deutschland zurüd.

Das deutschnationale Privatvergnügen. Der Ausschuß des Preußischen Landtags zur Untersuchung über amtliche Beeinfluffung des, Ergebnisses des Boltsbegehrens beriet am Dienstag nachmittag in nichtöffentlicher Sigung über feinen Arbeitsplan. Es wurde bes schlossen, zunächst das Urteil des Staatsgerichtshofes, die Rundfunt rede des Herrn Ministerpräsidenten und die vom Berichterstatter beanstandeten Berfügungen nachgeordneter Behörden den Mit­gliedern des Ausschusses zugänglich zu machen.

Late

Der thüringische Polizeiminister.

indoid

FRICK

Br Nationalfozialisten wollen alles tun, um der Berfaffung die Luft abzudrehn."

Abg. Bäch.ler( Nat.- Goz.) im Thüringer Landtag .

ZYX

Minister Frid: 3ch brauche ja nicht hinzusehn, Wenn andre ihr die Luft abdrehn!"

Kommunisten wollen Blut sehen!

Bier Tote in Hartmannsdorf - ein Toter in Worms. - Die Folgen kommunistischen Verbrechens.

harf

Chemnis, 15. Januar.( Eigenbericht.) haben. Es wurde zuerst blind geschossen und erst, als In Hartmannsdorf Chemnitz fam es am der Steinhagel sich verstärtte. fchoß die Polizei Mittwoch im Verlauf einer Erwerbslosendemonstration zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei. Die Polizei wurde von zahlreichen Demonstranten mit Steinen beworfen und stellenweise aufs schwerste be­drängt. Angesichts dieser Situation machte die Polizei von der Schuhwaffe Gebrauch. Bier Personen wur­den nach amtlichen Mitteilungen tödlich getroffen und 12 schwer verfeht. Wahrscheinlich ist die Zahl der Verlekten aber größer, da mehrere Verlegte von Ar. beiterfamaritern und Gesinnungsgenossen der Demon­stranten weggeschafft wurden. Einige Schwerverlette schweben in Lebensgefahr. Von der Polizei wurden mehrere Beamte durch Steinwürfe verlegt.

Der Zusammenstoß ist nach Aussagen von Augenzeugen

auf das Konto der kommunistischen Führung zu sehen, die seit einigen Tagen bestrebt, war, die Arbeiterschaft des Hart: mannsdorfer Bezirtes zu verhezen. In dem Hartmannsdorfer Tegtilbetrieb Recenia, der normal etwa 700 Arbeiter beschäftigt, steht die Arbeiterschaft seit einigen Wochen in einem wilden Strett. Die Gewerkschaftsinstanzen haben vergeblich versucht, die kommunistisch organisierte Belegschaft davon abzuhal ten, vor Ablauf der vertraglichen Kündigungsfrist den Betrieb zu verlassen. Nachdem die Kommunisten ihr Ziel jedoch endlich erreicht hatten, erhob die Firma Klage gegen die Gewerkschaft. hatten, erhob die Firma Klage gegen die Gewerkschaft. als Bertreterin eines Teiles der Arbeiterschaft. Außerdem klagte fie gegen etwa 180 Arbeiter, die nicht organisiert sind. Ueber diese Klagen sollte am Dienstag verhandelt werden. Die Kommunisten organisierten als Antwort einen

Marsch auf Hartmannsdorf "

und hezten in ihrer Preffe und durch Flugblatt in der wüfteften Weise gegen die Sozialdemokratie. U. a. wurde offen zur Attivität aufgefordert. Inzwischen waren die Verhandlun gen vor dem Arbeitsgericht auf eine bestimmte Zeit vertagt worden Troßdem versammelten sich am Mittwoch dant der kommunistischen Setze auf dem Hartmannsdorfer Sportplatz etwa 2000 Demonstran ten aus Hartmannsdorf - Chemnitz , Limbach und den umliegenden Ortschaften. Wiederum wurden die Demonstranten von tommunisti. schen Rednern gegen die Sozialdemokratie aufgehegt Anschließend marschierte man durch den Ort.

Die Ortspolizei war vernünftig genug, auf die vielen Beschimpfungen aus den Reihen der Demonstranten nicht zu reagieren. Als die eigentliche Kundgebung beendet war, bildete sich ein 3ug von etwa 400 Demonstranten, die an dem Gebäude der Recenia vorbeimarschieren wollten. Es gelang dem 3ug, den Betrieb, der inzwischen durch Schußpolizei gesichert worden| war, zu erreichen.

Hier kam es dann zu den blutigen Zusammenstößen. Als die Spitze des Zuges mit den fommunistischen Füh­rern den Betrieb bereits paffiert hatte, gerieten Demonstranten in Erregung, weil das folgende Automobil der Schußpolizei dem Zug angeblich zu schnell folgte. Es tam zunächst zu einem Wortwechsel. Plößlich wurden dann aus den Reihen der Demon ftranten Steine auf die Polizei geworfen. Im gleichen Augenbli wurde der Führer der Schuhpolizei in den Graben geworfen. Ein zweiter Beamte teilte turz darauf das gleiche Schidial. In diesem Moment soll der Führer der Polizisten den Befehl zum Shießen gegeben

Wie das Chemniker Polizeipräsidium mitteilt, find bei den blutigen Zusammenstößen in Hartmannsdorf bisher vier Tote festzustellen. Davon wurde eine Berson auf der Stelle getötet, während drei Personen im Krankenhause ihren schweren Verletzungen erlagen. Ferner befinden sich zur Zeit 15 Schwerberlegte in den Krankenhäusern von Limbach und Chemnis. Bon den Bolizeibeamten wurden elf durch Steinwürfe oder durch Schläge mit Latten mehr oder minder schwer berlekt.

Ein Zoter in Worms .

FREE and and manorms, 15. Januar. Nachdem bereits am Montag hier eine große Gr. werbslosenkundgebung stattgefunden hatte, war für Dienstag eine neue Kundgebung angekündigt worden. Da Zuzug auswärtiger Kommunisten festgestellt wurde, traf eine neue Hundertschaft der Darmstädter Schutz­ polizei ein, die sofort die Demonstranten von den bereits besetzten Plätzen und Straßen drängte. Gegen Abend wurden bei einer neuerlichen Straßenräumung am Mainzer Tor Schüsse auf die wolizei abgegeben, wobei ein Beamter einen Beinschuh erhielt. Die Schukpolizei erwiderte das Feuer. Ein junger Mann, dessen Personalien noch nicht festgestellt werden fonnten, erhielt einen Kopfschuß, der den sofortigen Tob zur Folge hatte.

Gegen den kommunistischen Landtags. abgeordneten Müller, der mit zahlreichen an deren kommunistischen Demonstranten festgenommen wurde, ist richterlicher Saftbefehl erlassen wor den. Müller wurde mit den anderen Verhafteten aus Worms abtransportiert, da man mit einem gewaltsamen Befreiungsversuch rechnen mußte.

Die schweren Zusammenstöße zwischen Arbeitslosen

und Polizei sekten sich nach Eintritt der Dunkelheit mit unverminderter Heftigkeit fort. Landtagsabgeordneter Müller war der Führer einer ganz planmäki­sen Attion gegen die Polizei. Es wurde wieder. holt aus der demonstrierenden Menge auf die Polizei scharf geschossen.

Ausschreitungen in Magdeburg .

Magdeburg , 15. Januar. Wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums mitteilt hatte die Kommunistische Partei für heute vormittag zu einer öffent lichen Erwerbslosendemonstration aufgerufen. An die Kundgebung schloß sich ein Umzug an, der polizeilich tegleitet wurde. In der Ottenbergstraße überfielen Demonstranten einen ihnen entgegenkommenden an der Begleitung nicht beteiligten Polizei. beamten und versuchten, ihm die Waffen zu entreißen. Die be­gleitenden Polizeibeamten befreiten den eingeschlossenen Beamten und säuberten die Straße. Dabei wurde ein Beamter an der Hand verlegt, einem zweiten wurde das Seitengemehr entriffen. Später fanden sich die Demonftranten in einem geschlossenen Raum zu einer Versammlung zusammen, die aufgelöst wurde, da sie als eine unfriedliche angesehen werden mußte. Eine Durchsuchung der Teil­nehmer förderte mehrere gefährliche Wertzeuge zutage. Dret Teilnehmer wurden zwangsgestellt.