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Die Gewinne der Reichsbank.

Man schreibt uns:

Wer bekommt sie?

Bisher ist in dem Durcheinander, das Herrn Schachts Zäsaren­ wahnsinn erzeugte, völlig übersehen worden, was bei der Aenderung des Reichsbantgesetzes mit dem Reingewinn der Reichs­bant und was aus den unberechtigten, aber nachdrücklichen Forde­rungen der Anteilseigner auf eine Gewinnsonderausschüt­tung werden wird.

Bom Reingewinn der Reichsbank hat das Deutsche Reich vor dem Kriege, zuletzt 1913, rund 31 Millionen Mark erhalten Die Anteilseigner( die Aktionäre) erhielten 15,2 Millionen Mart Seit wir wieder eine wertbeständige Währung haben, ist der Anteil des Reiches an dem Reingewinn der Reichsbank ständig gefunken, der Anteil der Aktionäre ständig gewachsen. Für 1928 erhielt das Deutsche Reich aus dem Reingewinn der Reichsbank 5,2 Millionen Mart, die Anteilseigner erhielten 14,8 Millionen Mart!

Der Borwärts" hat schon früher betont, daß die Reichsbank feine beliebige Aktiengesellschaft ist, die sich nicht um das Reich zu fümmern braucht. Die Reichsbant hat das Notenprivileg über­tragen befommen. Das ist ein Monopol. Dafür find entsprechende

Berliner Ausstellungen.

Edwin Scharff , W. Scholz, Estnische Kunst, Fr. Abraham, Ehmsen.

| Darstellung, nahe gesehene Gestalten mit großen Köpfen, in ja rigen Komplegen von Farbe, Raum und Körperstellung, mit Aus lassungen gewohnter Details und heftigen Farbeffetten macht seine Bilder viel schwerer verständlich als die von Dig oder Schlichter. Bielleicht bedeuten die gegenwärtig ausgestellten einen Fortschritt, indem sie sich nachgiebiger zeigen gegen die Anforderungen von Körpermerkmalen( zwei Augen, statt Einäugigkeit), Raumgefühl und Proportion, gegen deren Verlegung man heute empfindlicher ist als noch vor zehn Jahren. Das Erfreuliche daran ist, daß diese Nachgiebigkeit auch ein tünstlerisches und malerisches Plus in sich schließt, daß die verständlichsten Bilder auch die gelungensten sind. Veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft zum Studium Ost­ europas , und in Lübeck zuerst von der Nordischen Gesellschaft ge= europas, und in Lübeck zuerst von der Nordischen Gesellschaft ge­zeigt, ist eine Ausstellung von estnischer Kunft. Das Ni­zeigt, ist eine Ausstellung von est nischer Kunft. Das Ni­veau ist in erfreulichem und durchschnittlichem Sinne europäisch; man sieht, diese Künstler haben französische und deutsche Schulung genossen, und ihre Produkte unterscheiden sich fast nur durch thre Süjets von denen, die man in unseren großen Kunstausstellungen sieht. Man merkt sich als phantasiereichste und einfallsfrohe Talente den Maler E. A. Blumenfeld und E. Biiralt, der ein

Nach langer Zeit sieht man wieder eine größere Anzahl Arbeiten von Edwin Scharff . In dem schönen Oberlichtsaal bei Paul Cassirer tritt der stolze Glanz seiner Skulpturen prächtig hervor; und eine Auswahl von Zeichnungen und Aquarellen im Eingangs: raum vollendet den Eindruck eines Bildhauers, dessen Art man mit der bei deutscher Kunst notwendigen Einschränkung wohl klassisch nennen kann. Scharff hat vor 20 Jahren in Paris und München Monumentalbilder gemalt, von denen leider nur mehr Bruchstücke vorhanden sind, und die der Deffentlichkeit nie bekannt geworden sind. Sie gehören zu den menigen Proben vollendeter Freskoform, die unserer Zeit gelungen find. Weshalb ich dies hier sogleich er wähne: es ist das typische Schicksal aller über das tägliche Maß hinausgehenden, auf große Form abzielenden Kunst in Deutschland , unbeachtet und unausgeführt zu bleiben; es ist auch das Schicksal ber großen Stulpturen dieses Künstlers. So wenig seine gewaltigen der großen Stulpturen dieses Künstlers. So wenig seine gewaltigen Wandbilder ihren Plag in einem Raum gefunden haben, für den sie gedacht waren, so wenig ist ihm für seine überlebensgroßen Dent mäler bisher ein Ausführungsauftrag geworden. Gewiß ist Scharff| ein ausgezeichneter Porträtist; die Köpfe von Teffenom, Wölfflin , Briefkasten mit laufendem Band Frau H. Simon, Peter Jessen und noch anderen beweisen es. Seine Kleinstulpturen und Reliefs find erfüllt von erstaunlich reichem plasti. schen Leben, das sich schon in den herrlichen Zeichnungen andeutet. Seine wahre Liebe aber gehört dem Monumentalwert. Es gibt da einen Frauenatt, auf einer Blodunterlage mit Reliefgestalten hoch erhoben; vor allem aber ein fißendes Liebespaar" von sehr un­gewöhnlicher innerlicher Größe und Geschlossenheit. Diese Gestaltung eines uralten Bormurfs, der selten befriedigend gelöst worden ist, der blockhaften und zugleich geistigen Einheit von zwei Menschen, reicht in die Region des Erhabenen. Das Ehrfurchtgebietende dieser mächtigen Figuren beruht auf der Energie, mit der ihre Körperform ebenso überzeugend in reichster Vielfalt raumfüllender Bewegung, wie ihre geistige Bedeutung mit denselben Mitteln plastischen Aufbaus ausgedrückt sind. In diesem Wert, an dem er sieben Jahre arbeitete, hat Scharff wohl sein bisher stärtstes geschaffen. Es fehlt nur der Auftraggeber, der es aus seiner Gipsstarrheit erlöst zum Marmor­dasein auf einem wetien Plaze.

Reidsond

Das in der Dorotheenstraße liegende Bostamit Berlin B, 7 erhält jegt als erstes versuchsweise einen Brieftasten, der sich felbfttätig leert. Er soll die Befürderung der eingeworfenen Bostfachen erleichtern und beschleunigen. Die in diesen Brief. taften geworfenen Karten und Briefe eilen sofort auf laufendem Band ununterbrochen in den Abstempelungsraum; für die Stunden geringeren Berkehrs ist die Einrichtung getroffen, daß felbfttätig leert. Er soll die Beförderung der eingeworfenen erst beginnt, sobald das Gewicht der im Kasten ruhenden Briefschaften 300 Gramm beträgt.

Gegenleistungen aus dem Reingewinn an diesem Monopol an das Reich zu tragen.

Es ist notwendig, daß die Berteilung des Rein geminns der Reichsbant neu geregelt wird. Dabei handelt es sich um eine innerbeutsche Angelegenheit. Sie wird im Reichstag zur Entscheidung stehen, und es wird, wie man hört, um fie fehr gefämpft werden müssen, weil der bisherige Entwurf des neuen Reichsbantgefeßes über die Verteilung des Reingewinns den berechtigten Ansprüchen des Reiches bei weitem nicht Rechnung trägt.

Mit der Forderung der Anteilseigner auf eine Gewinnsonderausschüttung hat es eine merkwürdige Be wandtnis. Das auf dem Rotenprivileg aufgebaute tonfurrenz- und rififolose Reichsbanfgeschäft brachte seit 1924 von Jahr zu Jahr steigende Gewinne. Sie find nur zum kleinsten Teil ausgeschüttet worden. In erster Linie dienten sie zur Reservenbildung. Ueber die Berechtigung ausreichender Reserven gerade bei der Reichsbank braucht man fein Wort zu verlieren. Aber schon Ende 1928 hatte die Reichsbank rund 240 Millionen sichtbare Reserven, wobei die im Reichsbankschatten etwas versteckte Goldbank und deren Mittel ganz außer acht gelassen sind!

Die deutsche Spekulation in Reichsbantanteilen, die sich überdies gern als ausländische Beteiligung" an der Reichsbank auffrisiert, ist der Auffassung, daß diese Reserven, die ja nicht ausgeschüttete Reingewinne feien, mindestens zu einem erheblichen Teile ihr gehören. Sie verlangt deswegen seit Jahr und Tag, daß sie durch das neue Reichsbanfgefeg eine Sonderausschüttung erhalte. Sie meint, daß sie ein Druckmittel in der Hand hätte. Es wird damit gedroht, daß die Anteilseigner, also die Aktionäre der Reichsbant, einfach das neue Reichsbanfgesetz nicht anerkennen würden, wenn man sie nicht materiell durch eine Abfindung anständig entschädige. Dabei wird übersehen, daß ein Reichsgesetz die Forderungen spefu­lierender Uttienbefizer bricht. Es zeigt sich dabei aber, wie ungeniert beim Deutschen Reich Forderungen erhoben werden. Früher hat der Reichsbantpräsident Dr. Schacht ausdrücklich erklärt, daß, er gegen eine Abfindung der Anteilseigner bei einer etwaigen fünftigen Aenderung des Reichsbankgesezes fei. Später ist das aber anders geworden. So steht zu befürchten, daß der Entwurf des neuer Reichsbantgesetzes den Aktionären erhebliche Sonder. vorteile zustert. Dringend ist notwendig, daß schon jetzt auch in dieser Richtung eine flare Auseinandersetzung erfolgt Sonst gibt es neue lleberraschungen, taum daß die alte erlebtgt wurde!

Der neue Sowjethandelsvertreter in Deutschland . Der stell­vertretende Handelsfommissar Ljubimoff ist zum Sowjethandels. Dertreter in Deutschland an Stelle des bisherigen Leiters der Handels. vertretung Begge ernannt worden.

Das Auto des in Genf zur Völkerbundsratstagung weitenden Danziger Senatspräsidenten Sahm stieß mit einem Lastkraftwagen zufammen. Sahm wurde am Kopf, ein Danziger Regierungsrat am Anie verlegt. Die Berlegungen sind leichterer Natur.

In der Kunststube( Königin- Augusta- Straße 22) tritt der Maler Werner Scholz vor uns. Es ist sehr empfehlenswert, die momentane Auswahl aus dem Wert eines schwer ringenden Künste lers anzusehen. Im vorigen Jahre debütierte er ber Nierendorf . Sozialfritische Tendenz und Art der Vorwürfe sind sich gleich ge­blieben. Scholz malt gegen Pfaffentum und Serualheuchelei; aber ebenso auch reine soziologische Feststellungen. Die Form seiner

Die letzte Nacht."

Theater am Schiffbauerdamm.

Die Aufführung tommt um Jahre zu spät. Was 1917 eine Tat war, wirft jezt nach der Inflation der Kriegsromane und Kriegsdramen verblaßt. An Stelle der Symbole ist die Wirklich­teitsgestaltung getreten, und das Wert des Wiener Schriftstellers Karl Kraus bleibt durchaus in der Beitgebundenheit verhaftet. Die Aufführung, troßdem sie stellenweise hervorragend ist, dient nicht dem Schriftsteller.

Die legte Nacht" bildet den Epilog zu der großen Kriegs. und Menschheitsdichtung Die letzten Tage der Menschheit ". Das Bert sammelt wie in einem Brennpunkt alle Schrecken des Krieges, fegt sie unter Scheinwerferlicht und deckt auch die Hintergründe des Geschehens auf. In fnapp einer Stunde wird die Bilanz des Bahn finns und des Betruges gezogen, die Bilanz der Dummheit, der Heuchelei und des sinnlos hingeschlachteten Lebens. Symbolische Figuren sind die Träger dieser Ideen, die Kraus in Berse von mildem, anflägerischem Pathos formt.

Man nennt Karl Kraus einen Dichter, einen Sprachformer von größtem Format, andererseits lehnt man ihn als Harlefin ab. Die Aufführung zeigt die Stärke des Schriftstellers, enthüllt aber auch feine Schwäche. Steht man jenseits der Auseinandersetzungen um Kraus, hat man ungefähr diesen Eindruc: ein Starter versucht hier durch die Oberfläche zu dem Kern zu gelangen, das Wesent­liche, Bleibende einer Erscheinung herauszumeißeln und zwar in einer Sprache, 3ytlopenhaft wie erratische Blöde

Beichner und Graphiter von beträchtlicher Begabung ist. Inter effanter bleibt für uns die estnische Volkskunst, die in mannigfachen Stidereien, gewebten Pferdedecken, Röden, Strümpfen, Hauben, Handschuhen, eine hohe Farbenfultur von bäuerischer Kraft entfaltet und in ihren großen Holztannen mit prächtig geschnigten Henfeln eine töftliche Spezialität ausgebildet hat alles sehr natürlich aus den Lebensbedürfnissen dieses Bauern­volles erwachsen.

Bei Caspar stellt Frieda Abraham Bilder aus Palästina aus. Delgemälde wie Aquarelle sind von gleichem leichtbeschwingten feinen Gefühl für das Landschaftliche und die orientalische Architek tur beseelt; teine topographischen Merkwürdigkeiten, aber inter­essante Bilder des Landes und der Städte, und ernsthafte Malerei. Man spürt an diesen heiteren und mit Geschmad überzeugenden Farben, daß die Künstlerin ihr Handwerk in Paris und Süd­ frankreich zur Reife entwickelt hat.

Neue Aquarelle von Heinrich Ehmsen bei Wasservogel zeigen eine gute Entwicklung zum Beruhigten. Vorwürfe aus dem 300 und dem Badeleben bringen ein lebhaftes Gefühl für animalisches Behagen bei diesem Künstler zum Durchbruch, der sich lange in einer bertrampften Gegenständlichkeit aus dem Revolutionsbereich ge­fangen hatte. Dr. Paul F. Schmidt.

Sünden der Väter."

Ufa - Palast am 300.

Emil Jannings ist immer gleich echt; selbst wenn er sich wiederholt, interessiert es doch, thn wieder zu sehen. Auch in dem neuen stummen Film, der erst jetzt aus Amerita zu uns tommt, gibt er wieder eine jener breit ausladenden Gestalten, einen Urtyp des Deutschen , voll Behäbigkeit, Gutmütigkeit, Kinderliebe, der aber in seiner Schwäche strauchelt, büßt und sich schließlich wiederfindet. Diesmal ist Jannings ein deutscher Kellner in New Norf- Spengler mit Namen, der es zu einer eigenen Wirtschaft bringt, die Frau verliert, und einem gemeinen Beibe anheimfällt. Die Prohibition zerstört sein blühendes Geschäft. Nun wird er Al­foholschmuggler und Alkoholfabrikant und vergiftet halb New York mit feinem Methylalkohol. Besonders rührend ist die Szene, wo sein eigener Sohn durch den väterlichen Altohol sein Augenlicht verliert. Spengler tommt ins Gefängnis, aber das Schicksal meint es gut mit ihm. Als er wieder herauskommt und sein Leben von neuem als Kellner aufbaut, findet er die Kinder aus erster Che wieder, sein Lebensabend wird nicht ganz des Glüdes entbehren. Ludwig Berger hat sich in seiner Regie nicht übermäßig angestrengt und man wird auch die Besetzung außer Jannings

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nicht gerade besonders finden. Aber Jannings bleibt immer der alte, auch wenn man ihn lieber in einer Rolle sehen würde, die dem Ansehen des Deutschen in Amerika beffer müßte.

I.

Doch diese Sprache erblüht auf der Bühne zu keinem neuen Millionen vor dem sicheren Hungertod.

Leben. Ihr Pathos zündet nicht mehr. Sie bedeutet das Zeit­gebundene an Kraus. Sie ist zu begrifflich, das Pathos erscheint übersteigert. Sie will durch ihre Bucht erbrücken und hat allmählich an Bucht verloren.

Daran trägt die Aufführung keine Schuld. Der Regiffeur Leo Reuß meistert das Wert besonders in sprachlicher Beziehung. Sprecher wie& ingen, Heinz, Brödl oder Twardowsky, um Namen zu nennen, unterstügen ihn in seinem Bemühen. Ihm gelingen Szenen wie die des Antichrists von mitreißendem Rhyth mus.

Die Aufführung fand um Mitternacht als Veranstaltung der Bersuchsbühne statt. F. Sch.

Er tonnte die

Erich Karows Treugelübde. Erich Karom nahm in der Bor. stellung in seiner Lachbühne gestern abend Gelegenheit, seinem Bublifum ein Treuegelübde abzugeben. Er las zunächst den ganzen Artikel von Hans Bauer aus dem Abend" vor. Gage von 46 000 Marf nicht ableugnen, stellte aber seinen Ausflug in die Stala" als ein einmaliges Experiment hin. Er gelobte, dem feinen Mann" die Treue zu halten. Erich Karow ist am Wein­bergsweg groß geworden, seine Zukunft fiegt am Weinbergsweg. Seine Lachbühne ist von dem Bublifum des Nordens abhängig. Erich Karom weiß, was er diesem Publikum schuldig ist und er versprach, nicht unter die Prominenten zu gehen, sondern zurück. zukehren zum Weinbergsweg.

S. M.

über Jerusalem , von dem aus man eine großartige Aussicht auf Die neue hebräische Nationalbibliothet. Auf dem Stopus- Berge Jerufalem einerfeits, auf die Wüste und das Lote Meer andererseits hat, erhebt sich jetzt ein mächtiger Steinbau. Es ist die neue hebräische National und Universitätsbibliothet, die dieser Tage der Deffentlichkeit übergeben wurde. Wie in der Literarischen Welt" hervorgehoben wirb, stellt diese Bibliothek bie größte beutiche Bücheriammlung in Asien bar. Infolge großer Anfäufe und reicher Schenkungen, u. a. von der preußischen Regierung und beutschen Berlegern, übertrifft hier das deutsche Buch alle anders. sprachigen, und so dürfte nach der hebräischen Literatur die deutsche am meisten gelesen werden. Der fährliche Bücherzumachs beträgt rund 20 000 Bände.

Die Moderne Galerie Wertheim eröffnet Sonnabend eine 8ille- us­

ftellung, die Werte aus dem Nachlaß und Berliner Privatbesig umfaßt

Spielplanänderung Die für den 18. angelegte gebora Premiere muß wegen Erfranfung von Frau Salvatini hinausgeschoben werden. Dafür wird Rigoletto" gegeben.

Die furchtbare Hungersnot, die China zur Zeit wieder heimsucht, wütet am schlimmsten im Tal des Weifluffes in der Provinz Shenfi. Bor einem Jahr noch betrug die Bevölkerung dort 16 Millionen Köpfe. Bon diesen starben zwei Millionen im vergangenen Jahr an Hunger und Erschöpfung, und zuverlässige Schägungen gehen dahin, daß bis zum Juni dieses Jahres noch einmal soviel Menschen dem Hunger erliegen müssen. Der ungewöhnlich strenge Winter, der noch nicht erlebte Kältegrade aufweist, ist nicht minder mörderisch als der Hunger selbst. In vielen Orten foftet die Kohle heute 118 Dollar je Tomme, die Holzkohle 190. Lebensmittel, wenn solche überhaupt zu erhalten find, müssen zehnmat so teuer bezahlt werden wie in normalen Zeiten. Die in die Hungerdistrikte entsandte Untersuchungs­tommission fand in einem Bezirt von zehn Dörfern einen einzigen Raum, der noch durch ein Dach geschützt war. Der Rest der Häuser war eingerissen worden, um das Holzmert verfeuern zu können. Im Tal des Weiflusses befinden sich 300 000 hungernde Soldaten, die die armen Bewohner zur Herausgabe ihrer fümmerlichen Lebens­

mittel zwangen. Aber selbst ste müssen sich jetzt mit einer Tages­ration von dreiviertel Pfund Getreide begnügen, d. h. nur rund Leben im menschlichen Organismus zu erhalten. Die Mitglieder der 50 Gramm mehr als das Minimum, das gerade ausreicht, um das Kommission hatten eine Anzahl kleiner Brote in ein von 800 Ein­wohnern bevöffertes Dorf gebracht, die seit drei Monaten kein

Körnchen Getreide mehr zu Gesicht bekommen hatten. Der Anblick des wirklichen Brotes verwandelte die armen Menschen in rasende zurückzutreiben, bevor die Brotverteilung vor sich gehen forunte Wölfe, so daß die Soldaten genötigt waren, die Leute mit Beitschen Die Ursache der gegenwärtigen Notlage liegt hauptsächlich in den Fehlernten zwischen dem Frühjahr 1927 und dem Herbst 1929. Die Herbsternte des letzten Jahres blieb um 15 Prozent hinter einer normalen zurüd. Dann sind die militärischen Laften und die Un ruhen schuld an der fatastrophalen Lage. Die Untersuchungs­fommission fürchtet, daß feine Hoffnung besteht, die zwei Millionen Unglüdlichen zu retten, mit deren Hungertod man bis zum Juni rechnen muß. Um das notwendige Getreide zu beschaffen, müßte man den zehnfachen Preis anlegen, und selbst dann wäre es noch nicht sicher, ob es gelänge, das Getreide nach den Hungerbezirten zu transportieren.

Ein nachgelaffenes Bühnenwert Tschechows. Von den Reinhardt­Bühnen, Berlin , ift eine nachgelassene Komödie Tschechows, die erst jest überfest worden tit, mit dem tel Der unnige Menich lata noff, aur Uraufführung für die fommende Saison angenommen worden.