Beilage
Freitag. 17. Januar 1930
Der Abend
Snadausgabe der Vorwärts
Wiedersehen mit Liejad.
Von einem Vaganten erzählt
Liefod war Wohnungsvermittler: Große Frank furter Straße. Bir saßen uns in einer großen Berliner Stube gegenüber. Zwischen uns stand ein Tisch, der mit Zeitungspapier bedeckt war. In einer Ede das Bett, an einer Wand eine Karte von Berlin , die fast die ganze Wand einnahm, drei Stühle, das war das gesamte Mobilar. Die schlechte Beleuchtung, dieser undefinierbare Geruch, der sich aus Küchen- und Abortdünsten mischt, ließen alles noch trostloser erscheinen. Liesad war ein Mann von etwa fünfzig Jahren. Sein ediger, fahler Kopf, fein roter, englisch gestuzter Schnurrbart verliehen ihm ein brutales Aussehen Im Gegensatz dazu war seine Stimme leise und melancholisch. Mit seinen biden, sommersprossigen Fingern hielt er verschiedene Zettel und las mir Adressen von Vermietern vor. 5 Mart mußte ich dafür bezahlen. Als ich die Vermieter auf suchte, waren die Zimmer längst vermietet oder erheb. lich teurer, als Liefad angegeben hatte. Ich war heftig erbost, fluchte und münschte Liesad, diesen Betrüger, zum Teufel
Gestern traf ich Liesad.- Müde und zerschlagen nach einer Nacht auf den ungewohnten harten Pritschen des Obdachlojen asyls ging ich in das Bartezimmer der Wohlfahrtspflegerin. Mit über hundert anderswo zerlumpten, verzweifelten, herabgefommenen Menschen. Im Warteraum saß Liesad. Er. hatte seinen Kopf in beide Hände gestützt und war in sich zufammengefunken. Hier im Hellen sah man, daß Liesacks Hosen durchgestoßen waren, sein Mantel an den Taschen abgescheuert war und mit nur einem Knopf zugehalten wurde. Der rote Schnurrbart war vermilbert und ein Stoppelbart umrahmte das Gesicht. Ich setzte mich neben Liesad und fah jetzt seine ungeputzten, zer riffenen Schuhe. Ich sprach mit ihm, seine Stimme flang noch melancholischer. Aus seinen Reden merkte man, daß er feine Hoffnung mehr hatte. Ihm war alles gleich. Ich will mir jetzt einen Rasierschein holen", sagte er, und blidte mich mit scheuen Augen an. Die Brutalität war aus seinem Gesicht gewichen, fie war Maste gewesen, jetzt las man nur die Tragit des Abstiegs aus seinem gedrückten Wesen.
Bir mußten acht Stunden warten. Die Tippelbrüder zogen Liesac auf, als sie ihre Kriminalromane durchgelesen und Langemeile hatten. Liefad troch noch mehr in sich zusammen. Ich verzieh ihm den Betrug von damals.
Drei Tage im 3rrenhaus.
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Schon lange trieb ich mich in Berlin umher, obdachlos, ohne Essen, ohne Aussicht auf Arbeit. Alles Berfeßbare lag im Pfand. hous; ich wollte auch den Wintermantel versezen. Biel würde ich nicht dafür bekommen, der Aufenthalt in der Balme ", dem Obdachlosenafyl, hatte dem Mantel den. Rest gegeben. Das Brennen", Desinfizieren, hatte ihm die Fasson genommen. Müde vom Laufen, mit schmerzenden Füßen, schleppte ich mich vorwärts. Und überlegte. Hat das Leben, dies Fundeleben noch einen Sinn?" Die Antwort darauf blieb ich mir schuldig. Aber in der Palme" wirst du nicht wieder schlafen, die Filzläufe beißen und das Effen schmeckt nicht.
プラ
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Was nun? An ein Brückengeländer stelle ich mich grund sätzlich nicht, das Wasser zieht mich nicht an, noch weniger der Tod durch Ertrinken. Und dann gucken alle Leute; wenn ein Mann mit einem Wochenbart am Wasser steht und hineinschaut. Alfa bitte, mas nun? Heiligabend? Für mich gibt es feinen Heiligabend, ich will auch feinen, ich verzichte auf alle rührungs. vollen Weihnachtsfeiern. Ich will nur endlich mal wieder in einem anständigen Bett schlafen. Ich habe einen Schon stehe ich in einer Polizeima che. Der nüchterne, muffige Raum tommt mir noch nüchterner, muffiger vor als sonst ein Polizeilofal.
Einfall.
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,, Sie wünschen?"
Ich möchte in die Idiotenanstalt!" Baaah! Ein mißtrauischer Blick und ,, Wie heißen Sie?" Ich weiß nicht!" Auf alle Fragen des Beamten gebe Dann kommt die ich einch weiß nicht!" zur Antwort. Untersuchung, jede Tasche wird nach Papieren durchsucht. Sie Sie liegen am Friedrichshain in einem Gebüsch. Nun entspinnt sich ein Gespräch zwischen den Polizeibeamten:
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,, Der markiert, der weiß genau, was los ist. Ach sicher, der hat was ausgefressen."
,, Nein, der hat sich mal einen vergnügten Abend gemacht, jetzt ist das Geld alle."
,, Dann fann er aber doch sagen, wer er ist. Dann bekommt er ja Reisegeld."
Noch ein Verfuch, mir die Personalien zu entloden, und ich fize in der Arrest zelle, 2% meter lang, 1% Meter breit und 3 Meter hoch.( Das heißt die Arrestzelle, nicht ich!) In der Ecke steht die Britsche, gegenüber hängt ein Brett, auf dem liegen Wasch schüffel. Eßnapf, Trinkbecher und ein Löffel. Handtuch und Geschirrtücher hängen an Nägeln. Die Heizungsröhren am Kopfende des Bettes, unter dem kleinen vergitterten Fenster, verbreiten eine mohlige Wärme. Ich size auf dem Holzs hemel. starre auf den Bafferkrug, auf das Ahorthoden und grüble. An der Zellentür bäret ein Auszug aus der Hausordnung. Demnach habe ich mi anständig zu verhalten, habe Anspruch auf morgens Kaffee, mitans wormes Essen und abends Kaffee. Falls ich mich nicht anItäraufführe fomme ich in eine Strafzelle ohne Stafpriffche, ohre Morgenkaffee und schließlich foçar ohne warmes Effen.
Schneller. als ich dachte, werde ich geholt in ein Tari gebracht, und los geht die Fahrt: Petersburger Straße, nach Herz berge. 3wei Irrenwärter fuchen mir unterwegs meinen Namen zu entloden, vergeblich. Auch der Pförtner in Herzberge versucht tas, ebenfalls erfolglos. ch weiß nicht." Ausziehen, baden, und dann gibt es ein langes Hemb. Drei sich schneidende Kreise mit der Inschrift:„ Eigentum der Statt Berlin" wiederholen sich darauf Ein Pfleger führt mich zu meiner..Station" Türen werden geöffnet, gefchloffen Die Türgriffe find nicht zum Deffnen, überall Schnappschlösser. Alle Fenster sind vergittert. Eine große Halle empfängt mich. Ein Geschrei, ein Gejammer der Kranken. Die Pfleger sind alles große, fräftige Männer Ruhig und überlegen. Liebevoll und verständig gehen sie auf alle Wünsche der Geistestranten ein. Selten, ganz felten ein böses Bort. Das sei zur Ehre dieser Männer gesagt, die einen schweren
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Beruf haben. Hier wird ein Kranker zum Nachtstuhl getragen, dort| Nachtlampen. Die„ Sauftöppe" erzählen noch, bald ist Ruže ist schon ein Malheur passiert, und ein alter Mann hat einen Sexualfomplex. Du, jede Nacht kommt hier ein nacktes mad chen durch, aber so!" Ein Paralytiker spricht mit dem lieben Gott und lacht zwischendurch gellend. Ein anderer spricht mit seiner Frau.„ Du, jetzt geht sie aus dem Hause! Ja, ich sehe das. Ich spreche mit ihr!" Alles drahtlos, alles ohne Apparat. Ein Alkoholparalytiker entwirft Finanzpläne und verkündet sie mit lauter Stimme. Er wird Hugenberg genannt.( Wirklich, es ist so. Bitte, in Herzberge, Aufnahmehaus. Der Mann heißt Albert D., Sie brauchen aber nur nach Hugenberg fragen.)
Trotzdem ich in einem sauberen weißen Metallbett liege, die Harmonie der Wandfarben mir noch so sehr imponiert, ich fühle mich in der Gesellschaft nicht wohl und als der Arzt kommt, gebe ich mein närrisches Spiel auf. Am selben Abend werde ich noch verlegt, zur ,, leichteren" Station. Um% 26 Uhr gibt es Burststullen und Tee, der mitleidige Arzt schenkt mir Zigaretten. Um 8 Uhr wird das Licht ausgemacht. Dann brennen nur die
Um 6 Uhr morgens ist Wecken. Dann geht's zum Beschen und dann schlüpft man in die blauweißgestreifte Kleidung, trollt zum Tagesraum. Aber erst müssen verschiedene Türen geschlossen werden. Rafieren tann man sich nicht, der Friseur kommt jeden Dienstag Vor dem Morgenkaffee spielt noch jemand ein Lied. Der Flügel ist zwar verstimmt, aber was macht das! Bald dampft der Kaffee und der Weihnachtsstollen schmeckt gut. Dann spielt man Stat, Schad), Mühle und Dame. Zum Frühstüd gibt es Wurststullen, gefochte Eier. Das Mittagessen wird in einer Blechschüssel aufgetragen und muß mit einem Löffel gegeffen werden. ...? Ein Messer dürfen Sie nicht haben!" Streichhölzer auch nicht. Su genberg barf auch in den Tagesraum. Er stänkert. Lieschen, er bildet sich ein, eine Frau zu sein, wackelt mit dem Hintergestell.
Um 6 Uhr Abendbrot, 8 Uhr Licht aus. Drei Tage lang. Ich halte es nicht aus. Ich darf gehen, denn ich bin nicht verrückt. Erich Preusse.
Film, Partei, Regierung
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Wer schafft die Filmschule?
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dazu gehört, zur Berfügung gestellt. Wir denken dabei an unsere Reichswehr und was die sagen würde, wollte man ihre Unterstützung für filmische, ganz ernste filmische Arbeit. Und so fann man das russische Beispiel nur unter allergrößter Einschränkung benußen. Trotzdem, und das ist eine Wiederholung, hätten wir eine staatliche Filmschule, so tönnten wir wahrscheinlich auf unsere Filmkunst bald so stolz sein wie auf unsere Bühnenkunst. Eine Partei fann hier wohl Wege bereiten und einen Aufstieg sichern helfen, aber der Staat. fann so etwas über Nacht aus der Erde holen. Es handelt sich doch nur um eine Schule, aber es handelt sich außerdem um eine unglaublich verlotterte und verkommene Kunst, die wieder gesunden soll. Marie M. Harder.
Genosse H. Ekorn machte Borschläge zum Thema Film, auf| Truppen der Armee mit Panzerautomobilen und allem, was die wohl jeder sofort eingehen möchte, wenn die Braris nicht lehrte, daß es etwas schwerer noch ist, als allgemein angenommen wird. Gewiß ist die Forderung einer Filmschule mehr als berechtigt, zumal mir inzwischen den Film auf ein totes Gleis haben auflaufen sehen. Aber, menn es auch möglich ist, daß die Bartet eine Filmschule ins Leben ruft, so wäre es doch in erster Linie Aufgabe des Staates, sich mit dieser brennenden Frage zu beschäftigen und mit der Gründung einer Filmschule eine längst berechtigte Forderung zu tilgen. Denn es sei zum aber hundertsten Male gesagt der Film ist eine Kunstgattung wie jede andere( nicht immer um Geld haben sich beste Schauspieler dem Film verschrieben), und es gibt keine Kunst, die ohne Pflege und ohne Schulung zur Reife gelangt wäre. Aber gerade weil diese Kunst so wenig, so gar teine Pflege erfuhr, haben wir den Niedergang des Films erlebt und ist es soweit gekommen, daß vom Film gesprochen werden konnte wie von minderwertigen Varietédarbietungen. Wer durch Filmateliers gegangen ist und dort bei Proben hat Menschen toben sehen, die sich Regisseure nennen und Szenen zusammenbringen, die an Geschmacklosigkeit durch nichts zu überbieten sind, der fragt sich immer wieder: Wieso werden für den Film nicht ebenso wie für die Bühne Talente herangezogen, deren Befähigung durch Schulung zur Reife gebracht wird. Mag es sein, daß ein Talent sich hier und da einmal von allein durchsetzt, in der Regel aber dürfte es so sein, daß auch Begabteste zugrunde gehen, wenn ihnen die Schulung fehlt.
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Wenn nun angeregt wird, dem Staat seine Pflichten abzu nehmen und eine Filmschule ins Leben zu rufen, so wird es sich, denken wir an die starke finanzielle Inanspruchnahme der Partei durch viele andere noch wichtigere Aufgaben, immer nur fleine Anfänge handeln können. Denn und das ist in den voraufgegangenen Artikeln hinreichend erwähnt worden ber Film ist wohl eine töftliche aber zugleich eine fostenvolle Angelegen heit. Schon die Photoamateure wissen, wieviel Lehrgeld der Anfang foftet. Das trifft in vielfach verdoppeltem Sinne für den Film zu. Aber meshalb sollte man nicht versuchen, aus der Reihe der Photoamateure Menschen herauszufinden, die den gesegneten Blick für das Optische haben und uns helfen können, das zu schaffen, mas fehlt: Filme der Wirklichkeit. Zu diesem großen Sprung fönnte es erst nach geraumer Zeit kommen, aber es besteht zum Beispiel die Möglichkeit, eine Art 3eitbilderschau zu schaffen, die einstweilen der Abrundung der Programme für unsere sehr zahlreichen Organisationsveranstaltungen dienen würde. Für den Anfang. Später fönnte man versuchen, Abschlüsse mit den Lichtspieltheatern zu treffen, denn die Anzahl derjenigen Rinobesizer, die nach einem neuen und besseren Programm suchen, ist nicht so gering, wie man an nimmt. Man könnte den Versuch machen, auf einem Opera teur Rursus, zu dem Photoamateure zugelassen würden, ein fleines Dugend Menschen herauszufinden, die talentvoll genug ercheinen, um weiter herangebildet zu werden, die Schulung erfahren und die für die noch zu erfüllenden Aufgaben eines Tages zur Stelle sein werden, nämlich für die Schaffung vollkommener Spielfilme. Es würde sehr wahrscheinlich ein lohnendes Experiment sein. Immer wieder wird das einzige Beispiel Rußland herangezogen. Wir haben hervorragende russische Filme zu sehen betommen. Wir hätten sie nicht gesehen, wenn es nicht im Inter effe des russischen Staates gelegen hätte, für die Film funft alles zu tun, was sich mir tun läßt. Erst jetzt wieder wird bekannt, daß für den Besuch des staatlichen Technikums der Kinematographie in Leningrad neue Immatrikulations bedingungen herausgefommen sind. Und zwar wird den Schaue Spielern ein Studium von drei Jahren, den Regisseuren und Kameraleuten fogar eine Studiumszeit von vier Jahren auferlegt. Man sieht also, mit wieviel Sorgfalt dafür eingetreten wird daß der Nachwuchs da ist und daß dieser Nachwuchs auch leistungsfähig ist. Auch in Desterreich wurde fürzlich ein Lehrstuhl für Kine matographie geschaffen. In unserer Presse tauchte im vorigen Jahr die Nachricht von der Gründung einer Filmhochschule auf. Dann aber famen die Dementis, und es blieb beim alten. Um aber zurüd zutommen auf die Filmleistungen der Russen, so muß, um das niedrige Niveau unserer Filmindustrie( von Runft tann nicht ge sprochen werden!) zu begreifen, immer wieber betont werden, daß in Rußland der Film eine Angelegenheit des Staates geworden. Seit Lenin gesagt hat, daß es fein befferes Aufklärungsmittel als den Film gibt, seitdem ist der Film in Rußland eine Glaubens. angelegenheit geworden. Die wirkliche Seele dieser Kunft hat man in Rußland ans Licht gebracht. Und alles steht ihr zur Verfügung. Dem bekannten Regisseur Pudowtin, der jetzt seinen ersten Tonfilm dreht, wurden für Aufnahmen in der Umgegend von Kiem und Obeffa, die den Angriff weißer Truppen wiedergeben sollen,
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Ernst Abbe
Als Bebel 1869 in Jena im Engelsaal sprach, befand sich unter feinen Zuhörern auch ein junger Brivatdozent der Physik: Ernst Abbe . Biel fpäter, als ihm schon sein Wert das Bertrauen der Arbeiterschaft errungen hatte, bekannte er, daß dieser Bortraz Bebels ihm die Gesinnung befestigt und gestärkt habe, die er als Keim durch die Erziehung als Arbeitertind und eigenes Denten in fich trug. Genau ein Bierteljahrhundert ist es her, daß man den toten Abbe im Jenaer Volkshause aufbahrte; ohne Geistlichen, ohne Orden; die 3eiß- Arbeiter stellten die Totenwache. ihrer Geschichte an. Als Politiker gehörte Ernst Abbe nicht der Partel, wohl aber mut nötig war, sich in den neunziger Jahren zur sozialistischen Aeltere Genossen fönnen erzählen, wieviel Bewegung zu bekennen. Abbe tat es. Unterzeichnete Wahlaufrufe
zugunsten der Partei, nahm Bebel und Singer, als sie von der sächsischen Regierung ausgewiesen wurden, auf in sein Haus,
fügte ilhelm Liebknecht In Wahlzeiten half er durch
Geld und besorgte das Versammlungslokal. Für den Bau des großen Jenaer Volkshauses furz nach 1900 war einer der Hauptgründe Abbes, dem Boykott zu begegnen, den die Behörden über sozialistische Berkehrslokale verhängten.
Wir erinnern uns: Abbe war Universitätslehrer, Professor. In jahrelanger Zusammenarbeit mit dem Mechaniker Karl Zeiß optischer Linsen zu finden. Auf dieser Entdeckung Abbes basiert war es ihm gelungen, die Formel für die eratte Bearbeitung das Unternehmen, das als Karl 3eiß Stiftung groß murde Abbe war Teilhaber in beiden Betrieben; um zu verhindern, daß und eng mit der Glashütte Schott und Genossen verbunden ist. nach seinem Tode das Werk kapitalistisch geleitet würde, wandelte er es in eine gewissermaßen genossenschaftlich arbeitende Stiftung um mit dem obersten Grundsatz: Ich will in der Tat unter scharfe Repression gestellt haben, daß meine Nachfolger jemals sich mitfchuldig machen könnten des volfszerstörenden Unfugs, den die Großindustrie darin noch treiben darf, daß sie, um immer mehr Geschäfte zu machen, ohne Rücksicht auf die Folgen für andere, beliebig viele von sonstigen Arbeitsgebieten abzieht und von ihren Unternehmungen abhängig werden läßt, ohne jenen irgendeine Gewähr für ein dauerndes Unterkommen bieten zu fönnen und ohne auch mir die Verpflichtung anzuerfennen, im ungünstigen Fall zur Erlangung anderen Fortkommens selbst mitIn den Stiftungsbestimmungen finden sich helfen zu müssen." Arbeitszeit und lohn, Alters- und Hinterbliebenenversorgung usw. genau geregelt. Am Gewinn ist die Arbeiterschaft beteiligt.
In der Stadt entstanden
Als Abbe nach Jena tam, zählte die Stadt noch nicht 10 000 Bewohner. Heute über 50 000! Das hat die Zeiß- Stiftung aus der Stadt gemacht. In welcher Richtung sich das Wachstum rollzog, zeigen die kulturellen Aeußerungen. Neben der Univerfität muchs eine Boltshochschule, die dem Bildungsbedürf nis der Arbeiterschaft Rechnung trägt Denkmäler, die Jena zu einem der künstlerisch modernsten Orte Mitteldeu'schlands machten. Vor der Zeit des Zeiß- Werks, vor der Wandlung der Universitäts in eine Industrie und Arbeiterstadt regte sich auch der tünstlerische Gelft nur schwach. Die bildende Kunst ist eigentlich erst mit der Gründung des Zeiß- Werts ein. gezogen, fortschrittlich und frei im Geifte wie dieses und der Sinn der sozialistischen Bewegung, der fich hier äußerte. Abbe selbst wurbe ihr erstes Thema. Dem Boltshaus gegenüber steht sein Denkmal. Eine Halle, die van de Velde baute, die der Belgier Meunier mit feinen Reliefs der Arbeit schmüd'e und die Klingers Abbe- Büfte umfängt. Drel Künstler an einem Wert der kollektivistische Geist des von Abbe geschaffenen Arbeitsverhältnisses hätte sich nicht schöner äußern fönnen; Künstler verschiedener Nation bei einer Aufgabe ein Symbol für das Jena Ernst Abbes, für seine Rolle in der Geschichte des Sozialismus. F. T .
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