1930
Der Abend
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Spätausgabe des„ Vorwärts
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B16 47. Jahrgang
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Großflugzeug abgestürzt.
Ueber der Uferstraße am Stillen Ozean.
Wie aus Los Angeles gemeldet wird, stürzte über der Strandpromenade von San Diego ein brei motoriges Großflugzeug mit 16 Jnfassen ab, die sämtlich getötet wurden. An Bord befanden sich 2 Führer und 14 Fluggäste. Das Flugzeug kam von Agua Caliente, wo ein Pferderennen stattgefunden hatte. Die Ursache des schweren Unglücks fonnte noch nicht er. mittelt werden.
Wie zu dem schweren Flugzeugunglüd bei San Diego ergänzend gemeldet wird, ging das Flugzeug beim Absturz in Flammen auf und wurde völlig zerstört. Die Polizei gibt bekannt, daß bisher 10 von wahrscheinlich 16 Insassen des Flugzeuges als völlig verkohlte Leichen aus den Trümmern geborgen werden fonnten. Die Ber gungsarbeiten sind noch im Gange. Bei dem abgestürzten Flugzeug handelt es sich um eine Maddur Maschine, die mit Wochen endausflüglern belegt war, die von den Pferderennen und den Kasinos zurückkehren wollten. Unter den Toten befinden sich 8 Frauen.
Der Aufprall des Flugzeuges auf den Boden war so heftig, daß der bereits in hellen Flammen stehende Rumpf völlig ause'nandergerissen wurde. Mehrere Todesopfer wurden weit, fortgeschleudert. Augenzeugen berichten, daß sie beobachtet hätten, wie furz nach der Ueberfliegung von San Diego die Motoren des Flugzeugs ausseßten. Der Führer habe dann in geringer Entfernung vom Erdboden einige Manöver ausgeführt, offenbar, um das Flugzeug an einer geeigneten Stelle ficher auf den Boden zu setzen. Plötzlich sei eine Explosion erfolgt. Eine gewaltige Stich flamme habe das Flugzeug völlig eingehüllt. An der Rettung der
Infassen sei überhaupt nicht mehr zu denken gewesen. Die Nach richt von dem furchtbaren Unglück verbreitete sich außerordentlich rasch. Schon wenige Minuten später trafen die ersten Kranten wagen mit Aerzten an der Unglücksstelle ein. Sie fanden aber nur noch einen Trümmerhaufen. Das Flugzeug gehörte der Maddur Transcontinental Airlines.
Ozean. 16 Personen verbrannt. Patriotismus oder Geschäft?
Kapitän Ehrhardt soll im Tscherwonzenprozeß aussagen.
Zu Beginn der heutigen Verhandlung gab Rechtsanwalt Ber für die beiden georgischen Angeklagten& arum idze und Sadathier as chwili die Erklärung ab, daß die beiden mit dem zur Zeit in Rußland stattfindenden Tscherwonzenfälschungsprozeß nichts zu tun hätten und daß sie ebenjo den Schwierigteiten fernstünden, die sich jetzt im bulgarischen Kabinett ergäben. Die politischen Beziehungen zu Bulgarien feien vielmehr die denkbar besten. Sodann stellte Rechtsanwalt Ber einen Aufsehen erregenden Beweisantrag, und zwar beantragte er die Ladung des apitän Ehrhardt als Zeugen. Ehrhardt soll befunden, daß der Angetlagte Karumibze in Jahre 1926 in München und im Jahre 1927 in Berlin mit Kapitän Ehrhardt verhandelt habe. Cowchl 1926 als aud) 1927 fei zwischen beiden ein gemeinsames Zusammenarbeiten besprochen morden. Dieses Zusammenarbeiten sollte die Bekämpfung des russischen Bolschewismus und die Bekämpfung des beutschen Kommunismus, insbesondere seine Berbindung mit dem ruffifden Bolschewismus umfassen.
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Geld eventuell à fond perdu gegeben werden müsse, und daß die Angelegenheit mit der Befreiungspolitik Georgiens zusammenhänge. Der Beuge Dr. med. Jörs aus Nürnberg betonte, daß er den Angeklagten Schmidt seit dem Kriege fenne, und zwar aus der Organisation Reichsflagge", wo Schmidt eine große Rolle spielte.
Der Zeuge hat dann, ebenso wie der Kaufmann Rieger, je 2500 m. gegeben, und dies Geld ist direkt an eine Bank in Sofia für den Angeklagten Bell gesandt worden. Bors: Was war denn ausschlaggebend für die Hergabe des Geldes, Patriotis- mus oder Gefchäft? 3euge: Erstens Patriotismus, denn mir wurde gesagt, daß der Einfluß Deutschlands in Bulgarien durch die Sache gehoben werden könne, zweitens meine Freundschaft zu
Schmidt und drittens seine Erklärung, daß ich das Geld in vierzehn Tagen wisderbekommen sollte. Wenn etwas zu verdienen sei, so follte ich dieses Geld erst später haben. Der Angeklagte Schmidt gab dazu die Erklärung ab, daß er die Angaben Bells über die politischen Berhältnisse in Bulgarien durch die Schilderungen anderer Persönlichkeiten nachgeprüft habe. Er habe gewußt, daß das offizielle Bulgarien antisowjetistisch eingestellt und an den Lösungsbestrebungen des Südens Rußlands start interessiert sei, denn Bul garien sollte die Aufmarschbasis gegen den Bolschewismus bleiben. Die Frage des Vorsitzenden, wer zu den Kreisen gehörte, die die Angaben Bells bestätigt hätten, wollte der Angeklagte Schmidt nicht beantworten. Diese Persönlichkeiten hätten aber in Prag , Wien , Budapest und Berlin gesessen.
1927 habe der Angeklagte Karumidze Kapitän Ehrhardt in seinen Währungsfälschungsplan eingeweiht und diesen Plan Plan mit ihm besprochen. Ehrhardt habe erklärt, daß er mit diesen Bestrebungen zwar sympathisiere, sich aber an diesem Plan nicht beteiligen tönne, und zwar aus Mangel der erforderlichen Geldmittel. Karumidze und Ehrhardt hätten jedoch beschlossen, daß auch dieser Plan der Währungsfälschung zum land als gemeinsames Ziel der beiderseitigen Bestrebungen angeZwecke der Herbeiführung einer Inflation in Ruß fehen werden solle. Kapitän Ehrhardt habe zu diesem Zwecke einen Blutige Arbeiterkämpfe in Südafrika . Berbindungsmann zwischen seiner Organisation und der georgischen Organisation des Angeklagten Karumidze zur Ver fügung gestellt. Die Bereinbarungen zwischen Ehrhardt und dem Angeklagten Karumidze seien dahingegangen, daß nach Durch führung der georgischen Transaktion und der Befreiung Georgiens ein Bündnis zwischen Deutschland und Georgien geschaffen werden
follte. London , 20. Januar. Nach einer Meldung aus Balm Bea stürzte dort ein Paffagierflugzeug beim Landungsverfuch in einen See. Der Führer und 3wei Mechaniter wurden getötet, 3 wei paffagiere schwer verletzt. Das Flugzeug fam von den Bahama- Inseln.
Neue Giftmordfälle in Ungarn .
3wei Opfer durch vergifteten Wein.
Budapest , 20. Januar. In den letzten Tagen sind zwei neue Giftmordfälle in dem be. rüchtigten Theißwintet bekanntgeworden. Eine 40jährige Frau aus dem bekannten Giftmischerdorf Tiszatürt hatte einen nahen Berwandten zu Gast geladen und bewirtete ihn mit vergiftetem Wein. Ein anderer Besucher, der um die gleiche Zeit bei der Frau weilte, erhielt irrtümlich ein Glas von diesem vetgiffeten Wein. Beide Opfer starben unfer gräßlichen Qualen. Ein Nachbar, der zufällig zugegen war, erstattete Anzeige, worauf die Frau verhaftet wurde. Es ist dies der zweite Fall von Giftmord in Tiszafütt. 3m November vorigen Jahres! wurde dort eine Frau verhaftet, die gleichfalls ihren Gaften mit vergiftetem Wein aus der Welt geschafft hatte,
Das Rettungsboot der„ Freya " Der Dampier mit Mann und Maus untergegangen. Haag, 20. Januar.
An der holländischen Küste ist bei Callandfoog ein Rettungsbo of mit der Aufschrift Freya"-Steffin angespült worden. Die Befürchtung, daß der deutsche Dampfer " Freya", der mit einer Ladung Juder von Steffin nach Amsterdam unterwegs war und felt einigen Tagen vermißt wurde, im Sturm der letzten Wochen untergegangen ist, bestätigt sich hierdurch
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Zu der Konfulangelegenheit erklärte der Prokurist Dorn aus Nürnberg , daß seinem Bater vom Angeklagten Schmidt, aber auch von anderen Seiten der bulgarische Konfultitel ange boten worden sei. Schmidt habe außerdem die Beteiligung an einem ausländischen Geschäft gefordert, da dies für die Konjulangelegenheit sehr günstig sein würde. Es sollte sich dabei um eine lukrative Sache zur Hebung von Schäßen in Georgien handeln, wozu eine Bank oder eine Firma im Kaukasus gegründet werden follte. Der Angeklagte Schmidt habe durchblicken lassen, daß das
Soziale Ursachen in den Berichten verschleiert.
Johannisburg, 20. Januar. Blutige Kämpfe zwischen füdafrikanischen Eingeborenen sind in dem Crown- Bergwert ausgebrochen. Bei den Zusammenstößen zwischen Angehörigen verschiedener Eingeborenenstämme wurden insgesamt 14 Eingeborene getötet und eine große Anzahl verwundet. Bei ihren Kämpfen benugten die Eingeborenen Meffer, Reulen, Biegelsteine und Stöde als Waffen. Zur Wiederherstellung der Ruhe sind große Abteilungen Polizei in den Bergwerksbezirt entfandt worden. Bisher wurden mehrere Personen, die sich an den Unruhen hervorragend beteiligten, verhaftet. Den Grund der Kämpfe glaubt man in der Feindschaft verschiedener Eingeborenenstämme gegen einen Geheimbund" suchen zu können, der von den Eingeborenen aus dem Pondo- Land gebildet worden war.
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