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Russisch- türkisches Bündnis.

Die Demonstrationsfahrt der Sowjetschiffe.

bagegen ber Bölterbund in feiner Herbstfeffion im Jahre 1925 bie türkischen Ansprüche auf Mossul   nicht anerkannte, fam es noch im gleichen Jahre zu einer neuen Annäherung der Türkei   an Sowjet rußland, die in dem oben erwähnten Vertrag vom Dezember 1925 ,, besiegelt" wurde. Doch nicht auf lange Dauer! Die drückende finanzielle Not zwang die Türkei   schon im Juni des nächsten Jahres ( 1926), fich mit England in der Mosful- Frage zu einigen, worüber in der Sowjetpreffe sich ein großes Geheul ob des türki­Borposten der Orientbewegung, als berufenster Ber  - schen Berrates" erhob und dem Mossul  - Frieden sogar, wie fechter ber panasiatischen Losung und daher zugleich auch als einst dem Friedens hluß von Brest  - Litowst, der Beinome eines Sturmbod der Sowjetunion   selbst gegen die Mächte des Westens. Schandfriedens" beigelegt wurde. Dies hinderte aber feineswegs, Daher das in most au geschloffen: türkisch- afghanische Abkommen daß noch im November desselben Jahres, als die Türkei   sich von des Jahres 1921, daher das auf Sowjetrußlands Betreiben im einer englisch  - italienischen Annäherung bedroht glaubte, die zu­Mai 1926 ampischen der Türkei   und Persien   geschlossene Freund sammenfunft zwischen Tschitscherin und Ruschdi- Bey zustande tam! fchaftsablommen, und daher auch jene große, demonstrative Zu­fammenkunft der Delegierten all dieser asiatischen Länder unter der Führung Ruschdi- Beys und Tschitscherins in Odeffa im Novem. ber 1926, die viel Aufsehen erregte, aber sich im Grunde nur als eine äußere Demonstration erwies.

Im Juni vorigen Jahres hat ein fast drei Duhend Flugzeuge| Kemals in den Augen Mostaus als etwas noch viel größeres: als betragendes italienisches Geschwader einen Demonstrationsflug über Stambul   und Sebastopol unternommen, was in der internationalen Meerengenfommission, die in Stambul   tagte, erhebliches Aufsehen erregte. Bor einigen Tagen sind zwei Kriegsschiffe der sowjetischen  Ostseeflotte demonstrativ trop der Neutralisierung der Meer engen durch den Bertrag von Lausanne   durch die Dardanellen ins Schwarze Meer gefahren. Diese Fahrt ist im Einverständnis mit der Türkei   unternommen worden.

Schon in dem Frieden von Brest Litowst zeigte die Somjetregierung ein weitgehendes Entgegenkommen der Türkei  gegenüber in den transtautafischen Territorialfragen( Abtretung der Gebiete von Kars  , Ardahan   und Artwin). Man wende nicht ein, ties wäre lediglich ein Nachgeben gegenüber den damals siegreiden Bentralmächten gewesen, mit denen die Türkei   ja verbündet war. Denn die Freundschaftspolitit gegenüber der Türkei   wird auch im Laufe aller der seither verflossenen Jahre bis in die Gegenwart hinein verfolgt: russisch  - türkischer Freundschaftsvertrag am 16. März 1921, Neutralitäts- und Nichtangriffsvertrag am 17. Dezember 1925, Militärtonvention im Sommer 1926 und erst vor kurzem die Wiedererneuerung des Abkommens von 1925 bei dem Aufenthalt Karachans in Angora vor Weih nachten 1929. Diefe Politit hat für die Moskauer   Machihaber den Borteil, daß durch die türkische   Bundesgenossenschaft den Un abhängigkeitsbestrebungen der beiden transfautafischen Grenzrepu­bliten der Sowjetunion   Georgien   und Armenien   ein Riegel vor­geschoben wird. Bekanntlich hat die Türkei   bereits 1920 bei der Unterwerfung der genannten Länder Moskau   nicht unerhebliche Silfsdienste geleistet. Allein darüber hinaus erschien der Staat

Unsere

Und hier tommen wir zu dem Buntt, an dem sich ja die ganze russisch  - türkische Freundschaft als fragwürdig erweist: es ist die be­mußte Stellung der neuen Türkei   zwischen dem Osten und dem Westen, die sie zu einer lavierenden, also teineswegs ruß= landtreuen Politit veranlaßt. Einer der beften Orient tenner der Sowjetregierung selbst, nämlich der vor einigen Jahren verstorbene Michael Pawlowitsch   Weltmann, der Grün­der und Leiter des Mostauer Drient- Instituts, hat bereits in seiner 1920 erschienenen Schrift über die Fragen der National und der Rolonialpolitik und die III. Internationale" es flar ausgesprochen, daß das sowjetrussische Bündnis mit Kemal- Bascha unzuver läsfig" sei, weil dieser sich nicht von der Treue gegenüber Sowjet rußland, sondern lediglich von seinem eigenen Borteil merde leiten laffen. Die Politit der Türket lieferte wiederholt den Beweis der Richtigkeit dieser Anschauung. Bereits im Ottober 1921 tam es zu einer Annäherung zwischen Angora und Paris  , weil dieses das Recht der Türfen auf Smyrna   und Thrazien   anerkannte. Als

Heute nun hat sich das Blatt wieder gewendet. Italien  betreibt eine ausgesprochene Politit der Annäherung an die Türkei  . Auf der anderen Seite hat sich Italiens   Berhältnis zu England feit dem Abtritt Chamberlains und dem Antritt Macdonalds mert. lich abgefühlt. Damit trifft aber auch auf türkischer Seite eine Ent täuschung an England zusammen, von dem man eine beträchtliche finanzielle Hilfe erhoffte, die aber das an eigenen Finanznöten leidende England wohl nicht zu leisten vermochte. In dieser Situas tion tam Karachan nach Angora, und zwar nicht nur um das Ab­fommen von 1925 zu erneuern, sondern auch um Verhandlungen über einen russisch  - türkischen Handelsvertrag zu pflegen, der, nach dem Ausspruch des türkischen   Offiziofus Millieit", eine ,, un­erläßliche Voraussetzung der russisch- türkischen Freundschaft" sei. Da schwenkt nun die Türkei   wieder einmal nach der Seite Sowjet­rußlands ab und läßt sogar demonstratip die russischen Kriegsschiffe durch die Dardanellen passieren, obwohl sie selbst in der Meer­engentommission vertreten ist.

Was soll diese abermalige Wendung? Soll sie, mie so oft früher, den täuschenden Schein einer meltpolitisch gewichtigen Bundesgenossenschaft hervorrufen wollen, so würde man nach den früheren Erfahrungen darin nicht mehr als eine leere Geste er Elias Hurwicz.  bliden tönnen.

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