Ar. SS» 47. Jahrgang Freitag- 24. Januar 1930
Llm die Oirektorengehälter. Gme Aussprache in der(Ktadiverorduetenversammlung.
Di« foziatdemotratisch« Stadtverordnet«»- fraktion hatte schon Ansang Dezember»ine« Antrag ein- gebracht, der sich gegen die Sähe der Gehälter von Di- rektoren und anderen k-ttenden Personen städtischer Gesell- schoftsn wendet Erst gestern tonnt« die Stadtverordnetenversammlung über ihn oerhandeln, weit die Kommunisten des Rathauses in den vorhergehenden S-stungen dafür gesorgt hatten, daß mSgllchst viel Krakeel gemacht, möglichst wenig Arbeit getan und kastbare Zeit vertrödelt wurde. Unser Genosse Ricard Barth forderte in seiner den Antrag begründenden Rede, daß mit' der B» r s ch w» n- dung die diese hohen Gehälter bedeuten, endlich Schlub gemacht wird. Di« Kommunisten unterbrachen ihn mit Lärm und Geschrei, als er festnagelte, wie reichliche Einkünfte der Kommunist R a d d a tz aus feinen verschiedenen Aemtern als SWM- rat und Stadlinspektor Hot einsacken dürfen. Leider kam die De- batte nicht weit, well in der Begründung eines die Gehälter be- l reisenden Antrages der Kommunisten ihr Redner Kasper kein Ende finden konnte. Die Debatte mußte abgebrochen werden und wird in der nächsten Sitzung fortgesetzt * Zu Beginn der Sitzung verlas der Lorsteher. Genosse yaß. tu« nächst eine große Reihe von vringlichkeilsanträgen uad Ausrage«. Die Demotrat«» beantragten erstens die Grundstück»antSus« dar Berliner Berkahragesellschast nachauprüs«, und unberechtigt« Käufe rückgäng'g zu machen, und zoxitens sofort Richt» linten für die Anwendung der Sparmaßnahmen in der städtischen Gesundheitspflege zu«rtassen. da besonders m diesem Zweig der städtischen Verwaltung»direttionslos gespart" werde. Rattonalfpzlallsten uird Kommunisten wandten sich gegen die Erhöhung der Berkehrstarise und verlangten die Herabsetzung auf die früher« Hoho. Die Razis protestierten gegen das Vorgehen der Polizei bei politischen Uebersällen! Di« Stadtobrordnetenversammlung soll» beschließen: Die Polizei bat nicht mehr ihr Vertrauen, die Polizeipräsidenten sollen abgesetzt werden! Di« demokratischen Anträge gingen ohne Debatte an den HaushaÜsausschutz, den anÖeren wurde die Dringlichkeit versagt. Bei der Beratung der Barlag« wegen der Erhöhung der Sur- und veryslegunossähe in den städtischen Kranken- und Pslegeanstal- ten unterschob der kommunistische Redner Salzslcder den sozial- demokratischen Dertretern im Ausschuß,.sie hätten erst große Posaunen lanciert", dann aber einar Erhöhung der Sätze �gestimmt Salzstedar glaubt? schließlich,.seinen bisher gepflogenen Worten" nicht» hinzusetzen zu müsien. lBravo! im Hause.) Ktadwmdtzicurlrat Vras. vr. n. vrigalakl wies auf die yraßen Zuschüsse der Stadt bei den bisher geltenden Pflegesätzen hin, di« in den letzten beiden Jahren über 5 Millionen Mark be- »eggen hätten. Genossin Dr. Fravkenlhal bemängel!«, daß der Ausschuß kein« geiianetcu Unterlagen vom Magistrat zugew'-sen erhielt Gegenüber den Behauptungen de, kommunistisch m Red-
«er»«Gärte Genossin Irankenchal. daß man b« dem Detttzit. de» hie Psisgeiätze brachten, die Krankenkassen eben soweit hsran- ziehen müsse,»i« e» ohne»in» Grbähung der Krankenkassen. deitrSz « möglich ist. Vm übrigen sei«, di« Anträge der ftwnmu- «ist« nicht so tr-g'sch zu nehmen, es herrsch« bei chnen ba» Syste-n, tmm« ioa Prozent mehr zu fordern, al» hie Sozialdemokraten Genosse Sfcieorr setzte die setzt zu bszbachtend««rankenkaffenfreuttd- lichkett d« Kommunisten in Gegensatz zu deren Angriffe auf die Kassen in früherer Zeit Aber mit den Kommunisten könne man jede Mehrausgabe für die Kranken- und Pflegeanstoltm bewilligen. nur wenn es sich um die Aufbringung der Mittel imMt mochten sie nicht mit Mit solchen Leuten ist natuArch keine PoNttk zu macheru Irgend ein Nationalsozialist meint«, die Krankenkassen hätten nicht einen Schimmsr' von sozialen Einrichtungen mehr an sich, sie seien Anstalt»» für marxistischs Psründenwittschast und sqz'.olistische Experimente. Der zukünftig« Stadtrat der Kommunist Arth Lmme. mußte natürlich dem Nazi Msistieren, er rief Ihm zu: ..��nkenkaiicndonzrn nennen Sie Marxisten? Am Ende her Debatte polemisiert« Senosi« Strieder noch einmal gegen den Stadt-
wrortrneten v. Zecklin(Dnat). der von den Krankenkassen Spar- samkeit verlangt hatte. Wenn die Kassen an ihren Ausgaben sparen würden, so z. B. an der Familienhilfe, so würde im gleichen Maß« die Stadt Berlin belastet werden.(Sehr richtig! bei de» Soz.) Davon könne natürlich keine Red« sein.— Die Vorlage, die übri- gens aus dem April 1329 stammt, wurde nach bin Beschlüssen des Vorberatenden Ausschusses angenommen. Danach«eichen d f t Pflegesätz« von 6 auf 6,80 W.«rh s ht; die Selbstzah'er. die unter 3 NX» M. Jahreseinkommen haben(bisher 2239 M.) brauchen nur die Hälite de» Satze » zahlen. Ein« Reih« Vor- lagen, die vor einer Wach« wegen des Widerspruches der Deutschnationalen unerledigt blieben, wurden ohne große Debatten verabschiedet, ebenso Grundstüctsver- und-aniäuse. Als„Voriaae zur Kenntnis" stand unter anderem auch die Mitteilung des Magistrats, nach der auf Antrag der städtischen Körperschaften der Kultusminister genehmigt Hab«, ausnahmsweise die Klassen der Mädchen und Knaben von der 3?.. 18t., 244. und 245. Gemeindeschule zusammenzulegen. Wie ein Irrsinniger gebürdete sich der deutschnationale„An- gestellte" Krüger, der sungc Mann der deutschnationalen Fraktion bei der Beratung des Antrage» der sozialdemokratischen Fraktion. der eine Herabsetzung der Gehalt« der Direktoren Prokuristen und sonstigen leitenden Personen d«r städtischen Gesellschaften fordert Genoss« Richard Barth begründete den Antrag: Die Sozialdemokraten wollen mst ihrem Antrag zum Auadruck bringen, daß di« Gehälter MN Teil über da» Maß de» Er- t r ä g l i ch e n Hinausgehen. Gewiß müßte das Gehatt des Leiters einer großen Gesellschaft über da» Einkommen«Ine» Arbeiters hinausgehen, e» geh« aber nicht an, daß Gehälter von 40, 50, 80 und mehr tausend Mark gezahlt werden. Weit« Kreise der Bevölkerung fordern eine Herabsetzung!(Großer Lärm!) Die Sozialdemokraten werden mit unrrb'.ltlicher Strenge für Sparsamkeit eintreten. Allerdings müsse di« Recht« recht ruhig sem.(Gebrüll de» Stadtv. Krüger.) Die Gehälter, die in der Industrie gezahlt werden, könnten die Rechte zu keinem Widerspruch ermuntern.(Sehr richtig be! den Soz.) Aber auch di« Kommunisten haben zum Beispiel bei Herrn Stadtrat Baddatz«in Riesenaehalt zusammengeschoben, als man ihm allerlei Posten übertrug.(Lärm bei den Komm.) Schließlich richtete Genosse Barth»Inen Appell an die Direktoren und Prokuristen, von sich aus auf«inen Abbml der Gehälter zu dringen. Anschießend gab«» noch ein wenig Kroch zwischen den Kommunisten und den Nazi,, als Stadt». Kasper(Komm.) seine Rede in den Saal schrie, jedenfalls war trotz des riesigen Lungenmifwande» auf der Pressettibüno nichts zu verstehen! Ohne Debatte wurde zu Beginn der Versammlung ei« dringliche Vorlage de« Magistrats angenommen,«in kurzfristiges Darlehen von 8 Millionen Mark zur Ausführung der dringlichsten Baut«» aufzunehmen. Explosion verscheucht Einbrecher Ztotter in einem 3öro d« Nswa». Einbrecher nersttchten in da« Rechnungsbüro der Bewag. Somienburg« Ecke Kopenhagen «- Straß«, einzudringen. Sie gelangte» mittels Dietrich i» den«assemamn wch versuchten hie? mst Hilfe«ine» Schneidbrenner» den Geldschrank zu äffven- Durch Explosion des mitgeführten GeMafeawarctt«» wurden di« Täter fedoch an der DurchWrung ihre« Plane» behindert vi« Gardinen und einig« Büromöbel fing«» Feuer, woraufhin die Einbrecher unter Zurücklassung ihrer Werkzeug« flüchteten- Da der Raum nach der Sannenburger Straß« geht, könnt« da» Feuer durch Passanten bemerkt und die Feuerwein: benachrichtigt wer- den. die den Brand nach kurzer Zeit löscht«. Der Materialschaden ist nicht hoch. Die sofort benachrichtigt« Kriminalpolizei ist mit der Aufklärung de» Falles beschäftigt
Zuwelierlaßen ausgeraubt. Ote Täter entkommen.- Autodrofchke I\ 5110. Ein schmerer Raub wurde gestern abend in einem kleinen Ztzmeliergejchäfi im Osten Berlin , in der Ebarty- straße 44 verübt Mehrere Täter schlugen die Schausenster- scheide«in. raubten die wertvollsten Stück« au? der Auslage und flüchteten in einem Aula. Das Geschäft gehört dem Zuwelier S u o t Der Inhaber schloß sein Geschäft wie gewöhnlich um IS Ahr. Er verweilte nach in den hinteren Räumen und wollte erst später die eisernen Schutz- gstler am Schausenster befestigen. Kurz vor Z0 Uhr gab es plötzlich einen krach, dem ein lautes klirren folgt«. Zwei oder drei Männer halten mit Steinen, die mit Lappen umwickelt waren, die Schauseusterscheibe zerkümmert, und in aller Eile raffle» die Räuber zusammen, was zu erreichen war. Dann eilten sie die Straße hinaus, bestiegen eine dort hallende Autodrofchke, die in rasender Fahrt davonfuhr. Die sofort ausgenommene Verfolgung verlief ergebnislos. Vom Raubdezeraat und vom zuständigen Polizeirevier waren kurz nach Bekanntwerden de» Raubes mehrere Beamte an den Tat- ort geeilt, nm den Befund auszunehmen. Der wert der geraubten Schmucksachen— es handelt sich ln der hanplsach« um Brillant- ringe, Kolliers und goldene. Uhren konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Roch im Lause der gestrigen späten Abendstunde« meldeten sich einige Zeugen, die wichtige Bekundun» gen machen konnten. So ist ln der Zeit zwischen lS und 20 Uhr eine Ankodroschk« mit der Rr.1�. 81 10 beobachtcl worden. die in der Ebertnfiroße hin und her pendelte. Berlin braucht S Millionen. Für die Fertigstellung der dringlichste« Bauten. Wie wir bereits im gestrigen..Abend"«titteilteetz. hatte der Magistrat am Donnerstag der Stadtberordneten- Versammlung eine Dringlichkeitsvorlage zugehen laste«, in der er sie bat, stch mit der Deckung eines aufzunehmenden kurzfristige» Darlehen» in SSHe von 8 Millionen Mark für die Fertig-, stellnng verschiedener �»och- und Tiefbauten durch<?in° stellnug in den Haushalt der ordentlichen Verwaltung von IsiZO/Jl einverstanden zu erkläre«. Tie Vorlage wurde von den Stadtverordnete« angenommen.' W'-e der Magistrat in der Borlage mitteilt, hatten ihn dt» für die Aufrschtorhaltunz de? städtischen BerwÄtung getroffenen»srn- maßnahmen gezwungen, in größerem Umfang«ine Anzahl ppn wichtigen Hochbauten stillzulegen. Ein« eingehende Nach- � Prüfung dieser in den verschiedenstsn Baustadien befindlichen Baut«« hat ober ergeben, daß aus wirtschaftlichen, technischen und arbettepokitsschen Grünben und im ynteresse her betelligten Sack- verwastupgen diese Bauten«» gewissen Umfange unbedingt fort- gesetzt werden müssen. Das Ziel der Fortsetzung der Bauten ist, � st«»br allem vor schädliche« Wtttemngsetnflüssen zu schützen, un- nötige Ausgaben zum Schutze der begonnenen Bauten zu venneidei' und Rechtsansprüchen der Unternehmer bei erteilten Bauausttöger au» dem Weg» zu geben. Himgefamt»rgldt stch bei der Fortführung der Hochbauten für bi« Zeit M» zum Ablauf de» Rech nungsiahre» sin S« s a m t b e d a r f von 8 003 000 Mark. Bei den zur Zeit im Gang» befindlichen Brückonbauten tnuiste mm vornherein von Baueurstettungen aus technischen, wirtschsst- llchen und»eckehrlichen Gründen abgesehen werden. Für die Fort- führung dieser Brückendauten bi» zum Ablauf de» Rechnung»* jähre» werden überschläglich etwa 1 WZ 000 Mock gebraucht. Der von dem auszunehmenden Darlehen verbleibende Rest von 3 100 00V Mark wird zur Begleichung der Rechnungen über bereit» auegeführte Arbeiten von Hochbauten der außerordentlichen Aar waltung und für SichenmgeorKetten an solchen Bauten, di« mst
Sein Roman mit Rita Bahiana war eine tompllziertc Sache, deren Anfänge lange zurücklagen. Angefangen hatte sie ist den Tagen, al» Rita in Gesellschaft ihrer Mutter, einer musfulSscn Negerin, die im Schlachthaus Schwems ausnahm. frisch aus Basti- angekommen war. Die Mutter starb, und Firma übernahm die Sorge für Rita, aber bald entstanden eifersüchtige Zänkereien, und da» Paar trennte sich. Ea fanden zahlreiche Bersöstnungsstzenen statt, aber nur, um immer neue Trennungen zu ermöglichen. Finna erklärte, er hätte nun mal „eine Leidenschaft" für das Mädel und könne, fs schlecht sie ihn auch behandele,„keinesfalls von ihr lassen. Nach solchen Streitigkeiten gab Rita gewöhnlich den Werbungen eines anderen nach, marauf Firmo wieder auftauchte und ihr eme gründliche Tracht Prügel versetzte; nach diesem Deweis seiner unvergänglichen Zärtlichkeit verzichtet« sie dann auf den Ersatz und kehrte in die Arm« ihrer ersten Liebe zurück. D« Freund, den Firmo an diesem Sonntag nurerachie, war älter und dunkler und hotte wirres 5?aar. Porfiro war Setzer in«ine? Druckerei und ähnlich gekleidet wie Firmo. dessen Art den Äut aufzulchen Porfiro matzlos bewunderte-- wohingegen er in«wer rolseidenen Krawatte prangte, wahrend Firma est' Halstuch trug. Porfiro hatte einen Stock mit silberner Krücke und benutzte eine Zigarettenspitze aus Bernstein . Jede Einzelheit feiner Kleidung wurste von den Hausbewohnern bemerkt und Porfiro galt als Musterbeispiel vornehmer Eleganz- Räch de? Ankunft der beiden wurde die Luft w der Wohnung Ritas dicker...Paraw" fing an zu fliegen, und bald erklang das Winseln einer Mandoline von den tieferen Akkorden einer Gitarre gemildert Im Nebenhaus war der Saufmann angelangt, der Das Dores geerbt hatte, und auch er hatte einen Freund mitge- bracht. Mit Röcken und seidenen Hüten ausgestattet, brachten sie eine neue Note in die Siedlung— eine Wolle pon Parfüm au* der großen Weltt. auf alle mochten sie«wen unglaublich starken Eindruck. Wahrhaftig, bei Das Dores war beinah« groß« Gssellfchast: Machona. R-nem und Augusto waren von ihrem Ausflug zurückgekehrt und halfen ihrer Tochter, refpet-
tiv« Schwester-, sie sollten zum Essen bleiben. Zn diesem Teil des Hauses herrschte ein« ungewohnte Feststimmung. In beiden Wohnungen war das Essen auf fünf Uhr festgesetzt worden. Rita Vahiana. die ein ziemlich zerdrücktes weißes Batist- Neid trug, hatte außer ihren anderen Gästen noch Leocadia , Augusts, Bruno, Alexandre und Albino«ingeladen. Bei Das Loras waren außer ihrer Familie und den zwei Männern noch Dona Zsabel, Pambinha, Morcianna und Florinda zu Gast. Ierongmo und seine Frau waren von beiden Parteien aufgefordert worden, hatten aber abgelehnt denn Pe zogen es vor, einen ruhigen Nachmittag zu zweien zu verbringen, das einfache Mahl einzunehmen, das Piedado bereitete, und ihre Flasche Rotwein mitemandex zu leeren. Auf beiden Festen ging es fröhlich zu. das Kichern, womit die Suppe begrüßt wurde, entwickelt« sich allmählich zu lautem Gelächter, bis«ine halbe Stunde später die ganz« Nachbar- säst überzeugt war, die beiden Feste seien außerordentlich ge- lungen. Hohe Stimmen mischte sich m>t dem Geklapper von Tellern und Schüsseln, während stch vor den Türen eine Horde gieriger Hunde versammett«, um Abfälle und Knochen, die aus den Fenstern flogen, aufzuschnappen. Teller mit Söst- proben wurden von einer Wohnung zur anderen gereicht, da- mit jeder Festteilnehmer das kostlich« Menü der anderen Tafel mitgenießen könnt«. „Hollo!" rief Das Dorn nach Nummer neun hinüber. „Sagt Rita, sie soll mal diesen Shrimpsalat kosten und sagen, ob sie jemals eine besser bereitete„vatapa" gegessen hat. und wenn es bei ihr etwas Pfeffersauce gibt, so lasse ich sie darum bitten." Der Lärm in beiden Wohnungen wurde jetzt ohren- betäubend. Zn Nummer acht wurden laute Reden geschwun- gen und Lieder gegrölt Da» Dare»' Freund hatte Rock und Kragen abgelegt und schien drauf und dran, auch sein Hemd auszuziehen. Mit Schweinebraten und Rotwein vollgestopft, schaukelte er lachend auf seinem Stuhl hin und her, und der Schweiß tropft« von seinem roten Gesicht. Sein Freund machte Nenem den Hof, aber die anderen bemerkten e» nicht, well zwischen Machona und ihrem laut schreienden Sohn Augusto, der kein» Sekunde still sein konnte,«in heftiger Wortwechsel stattfand- Die ewig lächelnde und gutgelaunte Florinda stand ab und zu vom Tisch auf, um ihrer Mutter eine« Teller mst Essen hmüberzubringen, denn Marciarma hatte sich im letzten Augenblick entschlossen, nicht an dem Fest teilzunehmen.
Beim Dessert forderte der aufgekratzte und nicht mehr ganz nüchterne Beschützer von Das Dores feinen Schatz auf, sich ihm auf den Schoß zu setzen und ihn glühend zu küsse«. worauf die alte Isabel meinte, es fei Zeit, ihre Tochter aus solcher Hölle fortzuführen. Sie gab daher vor, sich unwohl zu fühlen und wollte den Kaffee lieber drautzen trinken. Bei Rsta ging es womöglich noch lebhafter zu. Firm? und Porfiro machten einen fürchterlichen- Radau, langen und erzählten Anekdoten. Der erstere hatfl seinen Ann um die Taille der Mulattin gelegt und bestand darauf, aus einer Tasse mit ihr zu trinken. Leocadia. die der Wein immer in einen Zustand maßloser Fröhlichkeit versetzte, schüttelte sich vor Lachen, bis\v vom Stuhl fiel, worauf sie ihre Fußsohlen gegen die von Porfiro stemmte, und als in dem nun folgenden Kampf ihr Gegner hintenüber zu Boden fiel, erreichte ihre Lustigkeit den Höhepunkt. Ihr Gatte Bruno, schwitzend und rot. als 'tändc er in seiner Schmiede, redete eifrig über dies und «nes, ohne daß jemand beachtete, was er sagte. Alexandre aß steif und würdig in seinem einfachen, außerdienstlichen Anzug da und machte höchstens den Mund auf. um den Lärm zu beschwichtigen, weil er überzeugt war. der Radau könne auf der Straße gehört werden. Er fügte vielsagend hinzu. Miranda fei schon zweimal ans Fenster getreten und habe auf den Hof hinuntergeschaut. „Latz ihn doch glotzen, soviel er will", sagte Rlta,„die Menschen haben doch wohl noch das Recht, den Sonntag mit ihren eigenen Freunden in ihrem eigenen Haufe zu verleben. wie es ihnen Spatz macht. Er zahlt uns ja das Essen und Trinken nicht." Die beiden auswärtigen Gäste und Bruno waren der- salben Ansicht. Sie meinten, die Nachbarn sollten sich lieber um ihre eigenen Angelegenhettell kümmern, solange man sich nicht an sie wandte oder sie belästigte. Firmo kannte sogar noch einen Ort, wo es heißer war als in diesem Zimmerchen und wo solche alten Leute wie der alte Miranda hingehörten, er war drauf und dran, zu ihm hinüberzugehen und ihm den zu empfehlen. Porfiro stellte fest, wenn einer das Feld räumen müsse, so sollte es natürlich der fein, der sich nicht wohlfühlte. Bruno murmelte, der Sonntag fei zum Vergnügen da und ließ daraufhin seinen Kopf auf den Tisch fallen. Dann stand er auf. krempelte stch die Aermel hoch und verkündete, er werde die Sache sofort in Ordnung bringen, wenn die anderen ihn einen Augenblick entschuldigen wollten. Alexandre b- fanfttgte ihn mlt einer Zigarre.(Fortsetzung folgt.)