Ktettqs 24. Januar 1930
Unterhaltung und AAssen
Beilage des Vorwärts
L. Stilgebauer: 3}tC 91�61
Dr Calle, der an diesem Tage in voller Rüstigkeit seinen siebzigsten Gebimetag feiert», war Triestmer. Das auch in seinen Adern, wie in denen der ganze» Familie, rumorende Seefatzrerdlnt hatte ihm in der fernen fügend keine Ruhe gelassen. Halb Oesterreicher und halb Italiener, hatte er die Jahre seines Tluinums zwischen Wien und Bologna geteilt. Kaum promomert — ein erst Dreiundzwanzigjährijjer— hatte er als junger Schiffs- arzt die erste Reife in den Fernen Orient gemacht. Hier war er hängen geblieben. In Schanghai . Geheuert von dem englischen Kapitän eines altmodischen Kutters, der den Pazifik bis an die Küste Neu-Guineas kreuzte, wo es die Äopra aus den Händen der Papuas für den Kaufmann Tschin-Tschan-Lü zu fassen galt. Das getrocknete Haar der Kokos, aus dem Orient und Okzident Teppiche und Matten flechten. Darüber mar nun fast ein halbe» Jahrhundert dahingegangen. Dr. Calles einst tiefschoxlrzes Haar war schneeweiß. Zusammen mit seinem Reffen Arturo und dessen junger Frau Beppa saß der Ehelose bei„Tamburin�. Der Kellner halle abgetragen. Rur noch Obst und Bistotti standen auf dem Tisch. In den Kelchen perlte der„Asti� , den man zu Ehren des Jubilar» serviert hatte. Da jagte Frau Beppa: „Was mußt du auf deinen weiten Reisen nicht alles Herrliches gesehen haben, Onkell Jede Insel in der Südsee ist doch ein Paradies!� Dr. Calle lächelte. Er nahm die„Virginia ' aus dem Munde und erwidert« mit ganz seltsamer Betonung: „Bor allem die„Weihnachtsinsel . meine liebe Beppai Sie liegt sozusagen unter dem Lequator und ist von Hawai , dem nächst erreichbaren Ort annehmbarer Zivilisation, durch vier Tagereisen getrennt.' Auch Arturo härte jetzt interessiert zu. denn wenn der Onkel in dieser Art und Weise begann, brachte er niemals Mtägliches auf» Tapet. Und Beppa meinte: ..Die Weihnachtsinsel ? Ein vielversprechender Name!' Dr. Talle fuhr fort: ..Insel, meine liebe Beppa, ist vielleicht nicht ganz der richtige Xpttbruit Wie immer in der Südsse, handelt es sich auch hier ;im ein« Gruppe von Korallenriff«� deren größtes lrie„Weihnacht». insel* heißt. Di« Engländer solle» si« an irgendeinem ZS. Dezember entdeckt haben. Gin kleinere» dieser Riffe, das ich so recht eigentlich im Aug« hatte, nennt sich aber da»„Eiland de« Glückes'! EÄvnistisch. Beppa!' »Wie meinst du da«: euphemistisch?' „Run ja,'eben euphemistisch! Lucrn» van lveenäa, mein« Bestet So vor Z0 bi» äst Iährchen, al» die Lepra noch ein gefurch- tgt« Eindringling an der Westkäste cher Bereinigt«» Staaten war, hakwpi die Herren WnerikaN«- kurze» Prozeß gemacht!' •Jd»- Luksatz. OnM" „Run ja hoch! Er und die Elephantiasis. Etwa»in Jahrzehnt n»r weiner Zeit.' So um da« Jahr 1870 herum, da war sozusagen ga», Polynesien-va» diesen, beiden furch, baren Krankheiten durch. «eucht. Aber sie blichen nicht auf die Inseln der Südsee beschränkt. In China und Japan , Kaliformen und Neu-Mexikv sind zahllos« Fäll« konstatiert worden. Da griff die Regierung in Washington zu einem Radikalmittel!»
„Und worin bestand das?' „In der Deportation auf das stand des Glückes'. Man fing die Kranken, wo man ihrer habhaft werden konnte, ein und bracht« si« auf die Insel!' „Um sie zu hellen, Ohen»?* Dr. Calle seufzt«. „Rein, meine beste Beppa! Es gibt kein Millel! Um sie sterben zu lassen. Denn diese Geißel der Südsee kennt kein Pardon. Auch beschränkt sie sich nicht auf die Eingeborenen, wenn auch diese in ihrem Schmutze das Hauptkontingent stellen. Sie befällt auch die Weißen. Kaufleute und Missionare, Soldaten und Beamten fallen ihr zum Opfer, weil sie das ansteckendste unter allen uns bekannt gewordenen Uebeln ist. Mit einem kleinen Fleck aus der Handfläche oder der Fußsohle hebt das an. Der nimmt die Form eines Eichen. blattes an. Dann entwickelt sich das sogenannte„Löwengesicht'. Das Antlitz des Patienten gleicht einer Maske, das Haar wird zur i Mähne. Daher diese Bezeichnung. Finger und Zehen fallen ab! Die Inseln der Südsee sind kein Paradies, meine Beste!' Es war furchtbar still an dem Geburtstagstisch und überhmipt im Restaurant„Tamburin!' geworden, denn auch die anderen hier anwesenden Gäste hörten der furchtbaren Erzählung des alten Arztes voll grauenvoller Aufmerksamkeit zu. „Und die brachte man in diesem Zustand auf das„Eiland des Glückes'?' fragte da Beppa noch einmal. «Frestich! Das war Gesetz, wenn ich nicht irre, bis um da» Jahr 1S90. Der schrecklichste Fall, der mir bekannt geworden, sst der der..Brisdane'.' „Was Ist das, Onkel?' „Der Name eines englischen Seglers, Beppa. Aber das ist schon sehr lange her, und ich selbst Hab« es nur vom Hörensagen. denn das muß zu Ende der sechziger Jahr« des vorigen Jahrhunderts gewesen sein. Die„Brisbane ' kam von San Franziska und hatte Kurs auf Melbourne . Sie geriet in einen Taifun und wurde in der Nähe der„Marchefas' noch Norden abgetrieben. Angesichts der„Weihnachtsinfeln' machte man die Rettungsboote klar, denn man sichtete Land. Es war das„Eiland des Glückes', auf das man lossteuerte. Ohne eine Ahnung davon zu haben, wohin man kam!' „Schrecklich!' „Entsetzlich, Beppa! Denn unter den Insassen des«inen dieser Rettungsboote befand sich ein« junge, gesunde und blühende Frau. oi/ hielt den Schtgling an ihrer Brust. Sie kam aus San Frau- zisko und wurde von ihrem Mann« m Melbourne erwartet. Der hat sie dann dort in«ine Irrenanstalt gebracht!' „In eine Irrenanstalt!' „Ja!.,. Sie war auf der Insel den Aussätzigen in dl« verstümmelten Hönde gefallen! Stelle dir da» vor. Beppa. auf dem ganzen Eiland die einzig« gesunde und junge Freu! Stelle dir das vor!' „Und wurde so angesteckt?' „Da» weiß ich nicht. Pevpa! Sie verlor ,h«p Verstand und starb. in- Heilanstalt, fc M mm- nie wiedergefunden. Aver sie... penn da« eine der Rettungsboote hatte noch in letz'er Minute kehrt gemacht, Ein amerikanischer Dampfer, der zufällig die Route nahm, barg die Schiffbrüchigen, fuhr dann nach de»„Weihnachtsinseln' und nahm die Gestrandeten auf... Do» Paradies der Südfe», meine Beste!' Dr. Call«'chwieg. Und. durch das �pciselvkal„Tamburini' ging ein Frösteln, als ob der Tod seden einzelnen der hier Genießenden für den Bruchtest einer Minute gestreift hätte.
IVilhelm 9ieydrich: Prosaische Menschen pflegen zu lächeln, wenn der Naturfreund nm»„Gesang der Wellen' oder vom„melodischen' Pläl- schepn de» Baches spricht, an dessen Ufer er dahin wandert. Aber dieser musikalisch« Wanderer hat recht, wenn er vielleicht auch nicht «eiß. warum der Bach melodisch murmelt, der Wasserfall Hanno- nisch braust. Es kommt ihm i"1*) kaum zum Bewußtsein, daß er beim Anstimmen eine» Liedes, dessen Töne sich klangschön der Bs- gleitung des Wellenrauschen» anfügen, unwillkürlich stets ein« ganz bestimmte Tonart— E-Dur— anschlägt und kein« ander« einen harmonischen Zusammenklang mit der natürlichen Begleitung des Wasser« ergeben würde. Bor einigen Jahrzehnten haben die Physiker Ernst und Albert Heim diese eigentümlich« Erscheinung untersucht. Sie fanden heraus, daß das Genmrmel der Wellen, das Rauschen der Wasserfälle davon herrührt, daß klein«, in den Wassern aufsteigende LuftblSschen an der Oberfläch» zerplatzen. Es findet also gleichsam ein« Unzahl kleiner Explosionen statt, deren„Detonationen' die Ursachen des Rauschen» bilden. Sorgfältige Klangmesstmg-n er° gaben, daß drei bestimmte Tön« vorherrschen, nämlich C— E— C, Me bekanntlich den E-Dur-Akkord bilden. Bei größeren Wasser- fällen tritt noch das tiefere? dazu. Au» diesen Feststellungen haben die Physiker ein ganzes System gebstdet. So haben si« g«- fundep. daß der munter dahinstießend« Bach im reinen E-Dur- DreiNang murmctt, der rauschende Fluß, der tosende Bergstrom die Töne C— E— G hervorbringen. Im brousertden Wasser- stürz übertönt da» tiese F all« übrigen Noten, bei weniger starken Fällen herrschen L und E vor usw. Je nach der Eigenart des Wasserlauf» oder de» Falle» dominiert der ein« oder der ander« Ton. so daß also jede» Gewässer seine eigene Melodik besitzt. Auch da» Rauschen der Wälder, da» geheimnisreiche.Wald- weben', hat sein« besonderen musikalischen Gesetze. Nadelwald rauscht anders und melodischer als Laubwald. Hier ist die 2er. schiedeuartigkeit der Reibung und der Vibration die Ursache der natürlichen Musik. Eine andere Musik wiederum macht die afrika. nisch» Flötenakazi«. deren starke, elfendeinweiße Dornen von Insekten ausgehöhlt und durchlöchert werden. Auf diesen Löchern bläst nun der Wind seine Flötenstückchen. Georg S -hweinfunh hat rm Schilluklande ganze Wälder von Flötenakazien gesehen, die bei ledhaftem Winde«ine weithintönende Musik erzeugten, in der vom Fagoll bis zur Piktolopfeif« all« FlötentSn« anchalten wareck. Die vielen Märchen von„singenden Bäumen' und verzauberten Wal - den» werden wohl auf derartige akustisch« Erscheinungen zurückzu- führe» sein. Man hat in Saufe der Zeit dicke Wälzer über da» geheim»»-
3)iecMulik derWaiur
volle„Singen* der Memnonssäulen in Aegypten geschrieben. Alexander von Humboldt hat diese Erscheinung dadurch zu erklären oersucht, daß infolge des schnellen Temperaturanstiegs nach Sonnen- aufgang in den Rissen und Spalten des Granits kleine Luft- strömungen entstehen und senes feine Tönen hervorbringet. Cr hatte ähnliches an den„laxas äe musicr.' am Orinoco beobachtet. Di« Franzosen Iodeard und Demlüers haben festgestellt, daß bei sich erwärmender Lust kleine Partikelchen vom Stein absplittern und dabei jedesmal einen feinen Ton, ähnlich einer vibrierenden Violinsaite, von sich geben. E» ist möglich, daß diese Erklärungen dtn Kern der Sache treffen. Sicheres ist aber noch nicht bekannt darüber. Zwischen dem'Sinaimassiv und dem Fischerdorfe Tur liegt ein etwa 100 Meter hoher Sandsteinkegel, der sogenannte„Glocken- berg' oder Djebl Nakus, der sich in stestem Absturz zur Küsten - ebene senkt. Leute, die diesen Berg erstiegen, vernahmen bei trocke- ner Witterung eigentümlich«, glockenähnliche Töne, die sich ein« Zeiilong fortsetzten und dann verhallten. Beim Weitcrklettern er- neuerte sich das Phänomen. Di« Töne klangen wie Gongschläge aus dem porösen Gestein heraus. Die Beduinen der Gegend er- zählen das Märchen von einem verzauberten christlichen Kloster, dessen Glocken im Innern des Berges läuten. Dieser Glockenberg ist von zahlreichen Naturforschern untersucht worden, die ungefähr ebensoviel« Erklärungen jener Glockentonc gegeben haben. Drr deutsche Reisend« I. Ehrenberg führt die Klänge auf atmosphärische Erscheinungen zurück. Andere sagen, daß der auf der harten Unter- lag« abwärtsgleitende Sand die glockenähnlichen Töne hervorbringt. Därwiii erzählt gleichfalls von einem tönenden Berge an der chile - nischen Küste, den ltzc Anwohner„ei bramador', den Schreie? nennen. Auch in den Sanddünen der nordafrikanischen Küste und im Hügellande der Wüste hat man ähnliche Töne vernommen. Hier steigorten, wie der Reisende Oskar Lenz berichtet, die Klange sich zu hellenden Trompetenstößen, die sein« Karawane in nicht gering»» Schrrcksn verfetztcir.* Zum Beschluß noch«in deutsches Naturwunder, das in den achtziger Iahren die OefienUichkeit in Aufregung verfetzt»: da» „Singende Tal von Thronecken' im Hunsrück . Zwischen hohen Waldbengen liegt dieses schmal«, tief eingeschnitten« Tal. da« der ländlichen PeySlkenmg als Zufluchtsort ruheloser Seelen und verdächtiger Zaubergeister galt. Wanderer hatten dort bei hell lichtein Tage das Läuten von Glocken, sinpenbe Menschrnstimnxu und andere Tön« vernommen. Ein Herr Reuleaux au» Remagen berichtet über diese akustischen Erscheinungen folgendes:„Es war am 8. Dezember 1880. zwischen 1 und 2 Uhr nachmittags, als ich
«in leichtes Säuseln üb» mir hörte. Es nahm langsam zu und war nach einiger Zeit zu euer« laute», fast dröhnenden Geläut ange« wachsen. Da es sich unmöglich um den Widerhall fernen K rchcn- gsläuts handeln konnte, so blieb der einzige Schluß, daß es nur laute Schallwellen unbekannten Ursprungs fem kannten, die durch das Tal zogen. Die Klänge, die unendlich harmonisch waren, baue?» ten in voller Stärke zwanzig Minuten an und verhalllen dann leise.' Recheaux leitet diese akustisch« Erscheinung davon her. daß der Wind von Südwestan her durch den schmalen Toleingang g p eßt wird, während eine von den Bergen herabkommende wärmere oder kältere Gegenströmung den Wind in dem Schallrohr der Schlucht zusammenpreßt. Lustwirbel erzeugt und auf diese Weis« das«gen- tümliche Tönen hervorruft. Die Temperatur spielt jedenfalls eine Rolle bei der Erscheinung, denn fast stets, wenn das Tönen gehört wurde, hatte zwischen Tag und Nach« sin starker Wärm« wichs ei stattgefunden. Es trat vorzugsweise an klaren Herbst- und Wintectaoon äin, und zwar um die Mittagszeit, wenn die Wirkung der Sonnen- wärme am stärksten war. Südwestwind ist die zweite Vorbedingung In den letzten Jahren hat man das„Singen' des Th roneck.-r To s nicht mehr gehört. Man schiebt diejos Ausbleiben auf den Umstand. daß der Wald im Tale und auf den Randbergen abzehoitt worden ist. A»/ Sr/ Jhr/ Sie Sjir gefchlchte der Anrede Der Reichsminister des Innern, Severing. hat bekamÄich vor kurzer Zell durch einen Erlaß erklärt, daß kein Borges etzier das Anrecht auf die Anrede in der dritten Person hat. Die Unterbeanuen brauchten also zu den höheren nicht mähr zu sagen:„Haben der Herr PräsÄent gelesen?', sondern er darf in Zukunft ganz sck.'icht fragen:„Haben Sie gelesen, Herr Präsident?' Diese»„Sie' der Anrede ist übrigens auch schon«ine recht: geschwollene Ausdrucksform und hat in der ursprünglichen deutschen Sprache überhaupt leine Berechtigung. Grimm hat dagegen oiciiach mit recht scharfen Worten gewettert, und erklärt, daß dies« Anrpde höchstens ISO Jahre alt ist. Das ist ganz richtig, denn tal'ichiuh sprechen sich deutsche Männer und Frauen bereits seit 1700 in der dritten Person des Plurals mit„Sie' an, d. h.. sie„siezen' sich. Ungefähr um 1730, also genau vor 200 Jahren war diese Anrede- form in höheren Gesellschaftskreisen schon allgemein gebrauch. da. Dies« Anredeform ist auch«ine Anrede in der dritten Person. Wen" also Severing ganz folgerichtig vorgegangen wäre, dann hätll- er auch„Sie' verbieten müssen, ziunal es inerkwürdigerineise sich um eine Anrede in der dritten Person der Mehrzahl handett. Di« eigentliche und dbrniinftgemäße Anrede im Deutschen ut das„Du*, also die Anrede in der zweiten Person in k-sr Einzs'st. In Vauernläirdern. wie Tftol, ist da»„Du' noch heiue zieiruch Allgemeingeb rauch. Ebenso wie bei uns im verwandtschafttichen und Freundeskreis«. In Polen ist da» Duzen auch noch heute Fieinttch allgemein Mich, epenso wie in Schg�deir. Da» deutsche '„Du*-li schon ungsblich' zur Zeil Cüschr» m„Ihr'..b«rwä'-'dest wdtdd'st.<S tst«trH TCtt Fiwralia majesuticcht, fcet sich sehr schnell Er kam anzeblich pon den Romern.«ach Dautschlond und gast 4!; besonderer Ausdruck der Ehr«. HochgqstMe Leute sprechen sich gegenseitig mit Jfffs" an und wurden vor allen Dingen von ihreu Diener» und niedriggestellten Personen mit dieser Anxed« beehrt Grimm berichtet, daß das„Ihr' eine allgemeine Berbmitung in Deutschtand erst um 800 hatte. Das„Ilzrjen" oder„Glirjert", buch „Girzen' genannt, wurde um dies« Zeit zur allgemeinen Anredesotm. Nur die niederen Personen wurden mtt„Du' angesprochen. Diese Anrede in der Mehrzahl dar Zwesten Persan dauerte un-. gesähr bis zum IS. Jahrhundert. Jetzt kam di« Airrpde mit„Ost" als feinere Ausdrucksform auf. Sie wurde meistens nur Königen/ Fürsten und Prinzen zugebilligt. Im Laufe der Iabrhundert« bar, diese Anrede mtt„Er'«ine starke Entwertung erfahren, wie es so oft mtt Ttteln ging. Zum Beispiel das Wort„Fräulein', noch vor hundert Jahren ein Ehrentttel, der nur adÄigen Mädchen zukam. Später wurden sie gnädiges Fräulein genannt, und heut« isudieirr Ausdruck so allgemein, daß er für jede» Mädchen gebrauch: werden kann. So ging es auch mtt dem schönen„Gr". Frauen wurden mtt sie angesprochen, allerdings nicht mit dein„Sie' der llllehrzayl. sondern mit dem weiblichen Wart st« der Einzahl, das dem„El" des Mannes entsprach. So sprach man z. B. die Flau Rötin folgendermaßen an:„Frau Rätin, hat sie he-ft ein neues Kleid angehabt?" Unerfindlich ist es, wie man in dieser Ausdruckstorru der dritten Person ein« Ehra mg erblicken konme, die Häher stand, als das„Ihr'. Dieses„Ihr' war die Aiuede in der zweiten Person. aber in der Mehrzahl, sollte also für ehrenvoller betrachtet worden fein, als di« Einwahl der dritten Person. Die Laune der Mode läßt sich also, wie man daraus erkennt, auch in der Sprache nicht bestimmen. Sicher ist, daß die Entwicklung der Zlnrede non dem„Du" über das.Ihr' zu dem„Cr' ging. Als nun um 1730 aus dem „Er' die Mehrzahl wurde, nämlich„Sie', war die bisher so ehren- volle Anrede degradiert worden. Von diesem Augenblick an sprach man mir Leute des niederen Standes oder Angcstelltc mtt„Er' an. während di« höheren Personen sich gegensettig mu„Sie" ansprachkn und auch von den Angestellton oder niederen Personen in der gleichen Form airgeredet wurden. Ungefähr sott 100 Iahren kam nun als höchst« Form der Ansprache die Wade auf, die direkte Anrede Über- Haupt zu unterlassen. Man sagte also:./haben der Herr Rat geruht, zu schlafen?' während man früher sagte:„Herr Rat, haben Sie geruht zu schlafen?' und noch früher„Herr Rat, hat Er geruht zu schlafen?' Die erst« Chrenansprach« war bekanntlich, wi« oben. beinerkt, folgende:.F>«rr Rat, hobt Ihr geruht zu schlafen?' Nun hat nach Wunsch Severings dos Wort:„Haben Herr Rat gexuht, zu schlafen?' ein Ende gefunden. Severing irrt sich aber, wie aus diesen Ausführungen hervorgeht, daß er damit, di« Aar«de in der dritten Person aufgehoben hat. Cr hat m Wirklichkeit nur d-c Anrede»hn« besondere Bezeichnung der Pcrsoii verboten, den« in der dritten Person reden sich heut fast alle Menschett a». Aus der lltzten Zwijcheneisrell. Eine fputzösis», Erpedition unter de Laborie fand in der Nähe von Assaba auf 1? Grad Breite im Süden von Mauretanien Elefanten. Diese sind von den inner- afrikanischen Elefanten fett vielen Jahrtausenden isoliert und scheinen au» der Zett:or der Wüstenbiwung zu stammen, das heißt, sie standen damals in BerfmÄuit« mit den zentralafrikanischen Elefanten. Als Europa seine letzte Eiszeit beendete, vor rund 10 000 Jahren. ip»r hie Sahara bereits ychst und die maure- tonisch«» Elefanten stemmen nermujlich au» znwr norangegangeuen Epoche, ihre Absonderung wurde eben durch den Pargo nq dar Wüstenbildung b«wir!t. Diese Elesanlen sind bod-utteiÄ» kleiner und auch saust 00» den bekannten Typen abweichend.