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Schreckenszene mit einem Irren Sind drei Opern zu viel für Berlin  ?

Opfer einer Schädelverletzung beim nächtlichen Ringfampf.

Eigentümliche Vorgänge, die noch in feiner Weise geklärt find, spielten sich in der vergangenen Nacht zwischen 2 und 3 Uhr in dem Hause Höchste Str. 25 ab.

An der Tür einer Rellerwohnung wurde plöglich von einem unbekannten Manne energisch gettopft. Obwohl die Insassen sich sehr wunderten, entschloß sich der Hausherr schließ­lich, doch zu öffnen. Ohne ein Wort zu sagen, wollte der draußen Stehende eintreten. Das wurde ihm natürlich verweigert, die Tür wurde wieder zugemacht. Der Fremde schimpfte zunächst, war dann aber eine Weile still. Nach kurzer Zeit wiederholte sich sein Klopfen und jetzt trommelte er auch mit den Absätzen gegen die Tür. Durch den Spettafel waren auch Nachbarn munter geworden und hatten sich eingefunden. Der Besizer der Wohnung, der be­fürchten mußte, daß der Tobende ihm die Tür einschlagen würde, öffnete endlich doch und sofort drängte sich der Klopfende hinein. In der Küche tam es jetzt zu einem Ringtampf zwischen den beiden Männern. Dabei stürzte der Fremde und schlug mit dem Kopf gegen die Wand. Regungslos blieb er liegen. Inzwischen war auch die Polizei herbeigerufen worden, die den Besinnungslosen, der aus einer Kopfwunde start blutete, nach dem Krantenhaus bringen wollte. Er verstarb aber schon auf dem Wege dorthin. Im Krankenhause wurde festgestellt, daß der Lob infolge Schädelbruches eingetreten war. Der Unbe tannte ist etwa 35 bis 40 Jahre alt. In seinen Taschen fand

Kommunistischer Amoklauf

ILLEGALITAT

K.P.D,

3ch renne in das Gifter. Spieße ich mich auf, so ist nur die Sozialdemokratie daran schuld."

man Briefe mit dem Namen Regeler, eine Adresse war aber nicht vermerkt. Der Mann dürfte, nach seinem Verhalten zu urteilen, geistestrant gewesen sein. Vermutlich hat er die fremde Keller mohnung für seine eigene gehalten und mit Gewalt Zugang er: zwingen wollen. Während des ganzen Auftritts hat er fein Wort gesprochen, aus dem man Rückschlüsse auf seine Person hätte ziehen Wie inzwischen von der Polizei ermittelt werden konnte, ist der Lote der 41jährige Maurer Otto Kegeler aus der Manteuffel straße. Die ganze Affäre ist noch etwas rätselhaft, da K., in dessen Taschen ein Brief gefunden wurde, den er mit eigener Hand an sich gerichtet, bisher noch niemals Anzeichen von Geistesgestörtheit ge­

zeigt hat.

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In einem Straßenbahnwagen der Linie 23 in der Wollank­straße wurde gestern abend gegen 7 Uhr eine etwa 40 Jahre alte Frau plöglich von einer Ohnmacht befallen. Auf dem Wege zur Rettungsstelle per starb fie. Der Arzt stellte fest, daß sie von einem Herzschlag getroffen war. Die Leiche wurde nach der Halle des Bantower Gemeindefriedhofes gebracht. Die Tote war gut gefleibet und gehörte vermutlich dem Mittelstande an

Wählt Delegierte!"

Seit Wochen macht der kommunistische Oppositionshäuptling Merter in Bersammlungen und in der KPD.  - Presse für seinen Be zirkskongreß Propaganda. Mit welchem Ergebnis, das wird in direkt in der Roten Fahne" verraten, die heute auf der ersten Seite ihres Hauptblattes über die Barrikaden in Hamburg  " berichtet und baran unter anderen Parolen die Losung knüpft:

Wählt Delegierte zum morgigen Kampffongreß des Berliner  Proletariats!"

Wenn das nicht revolutionar" ist, dann gibt es über haupt nichts Revolutionäres mehr. Es ist wohl in der deutschen  Arbeiterbewegung bisher noch nicht vorgekommen, daß noch am Tage vor einem Rongreß zur Wahl von Delegierten aufgefordert wird. Daß diefe Auffforderung nicht nur so nebenbei ergeht, sondern einem bringenden Bedürfnis der Opposition" entspricht, geht daraus her­vor, daß die gleiche Seite des Blattes mit folgendem ebenfalls durch Drud hervorgehobenen Saß abschließt:

Der heutige letzte Tag vor Beginn des Kongresses muß benutzt werden, um die Berliner   Arbeiterschaft zu mobilisieren und Delegierte zum Bezirksfongreß zu wählen!"

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elaticononi est geantaj

Von A. Priegel.

sein: lleber eins muß man sich allerdings von vornherein im Plaren

Im Abend" vom 13. Januar beschäftigt sich Klaus Bringsheim| mität wegen gleich einen so gewaltigen Einschnitt vorzunehmen, wie mit dem Berliner   Opernproblem. Bringsheim tritt besonders flir ihn Bringsheim anregt. Das hieße das Kind mit dem Bade aus die Erhaltung der Strolloper als Boltsopernhaus" ein. Eine schütten. repräsentative Oper gedacht ist wohl an die Lindenoper hätte daneben noch Eristenzberechtigung. Wenn Bringsheim am Schuiffe seiner Ausführungen eine Reichs, Staats, Stadt­oper" als das Ziel seiner Wünsche hinstellt, so ist damit wohl ge­meint, daß Reich, Staat und Stadt gemeinsam eine Oper in Berlin  betreiben sollen, die nach Bringsheim vielleicht im Haufe am Opernplay( Unter den Linden  ) und im Hause am Blaß der Republit ( Strolloper) spielen tönnte. Daraus tann man nur den Schluß ziehen, daß Bringsheim die jetzige Städtische Oper in der Bismard straße preisgeben will.

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Berlin   hat zur Zeit annähernd 4% Millionen Einwohner. In der Borkriegszeit, als es einschließlich der damals noch selbständigen Bororte taum mehr als 3 Millionen Einwohner zählte, bestanden in Berlin   gleichzeitig fast immer brei, zeitweise auch vier Opern: die( damals) Königliche Oper Unter den Linden, das Deutsche Opern­haus in Charlottenburg  , die Komische Oper( Direktion Gregor), die Bolksoper und die Kurfürstenoper. Außerdem hatten wir noch regel mäßig jedes Jahr mindestens eine Sommeroper( Sachseoper). Bon den seinerzeit vorhandenen Privalopern ist eigentlich mur die Kur­fürftenoper zufammengebrochen, alle anderen haben sich die König liche Oper durch Zuschuß aus der Bioilliste, das Deutsche Opernhaus mit Unterstügung der Stadtgemeinde Charlottenburg   halten fönnen, troßdem damals der Berliner   Fremdenverkehr wesentlich geringer als heute war und die Theaterbesucherorganisationen bei meitem nicht den jeßigen Mitgliederbestand aufzuweisen hatten.

Wenn in Städten wie Leipzig  , Frankfurt   a. M., Köln  , Düssel dorf usw. eine Oper zu erhalten als notwendig erachtet wird, dann müßten, gemeffen an der Einwohnerzahl, in Berlin   vier Opern er­forderlich sein. Mindestens läßt sich aber die Weiterhaltung der jetzt Dorhandenen drei Berliner   Opern durchaus rechtfertigen, und zwar selbstverständlich als gemeinnüßige Einrichtungen. Eine Pri­vatisierung der Berliner   Opern lehnt Bringsheim ja auch-und mit Recht ab.

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Sollen die berechtigten Ansprüche weitester Kreise der Bevölke rung auch und jetzt erst recht der Arbeiterschaft- auf Darbietung fünstlerisch wertvoller Werke( gleichoiel, ob älterer oder neuerer Herkunft) zu erschwinglichen Eintrittspreisen befriedigt mer­den, so dürften nach Maßgabe der Einwohnerzahl Berlins   ganz gewiß drei Opernhäuser nicht zuviel sein. Bei einer Bevölkerung von Millionen, wozu noch die tägliche Anwesenheit von mehreren| tausend Fremden kommt, sollte es bei nicht ganz anormalen Wirt: schaftsverhältnissen doch kaum allzu schwierig sein, täglich etwa 5000 Besucher für brei Opernhäuser zu finden. Wenn das gegenwärtig nicht der Fall ist, wäre es wohl notwendig, den Ursachen dieser Er scheinung nachzugehen. Sollte ein sich etwa gegenwärtig bemerkbar machender Besuchsmangel( ber noch gar nicht einmal behauptet wird) nur auf die derzeitige allgemeine Wirtschaftstrise zurückzuführen Jein, dann wäre es unverantwortlich, dieser vorübergehenden Stala

Die Wunder Asiens  ." Univerfum.

Die Welt ist voller Herrlichkeiten und Schönheiten für den Kamerajäger, der sie mit offenen Augen durchwandert. Wenn einer vollends zwei Jahre den Erdteil Asien   für den Film erobern geht, allein, ohne Expedition, nur auf sich selbst gestellt, Städte und Länder, Bergangenheit und Gegenwart anschaut, und wenn dieser jo tann das Ergebnis überwältigend sein. Durch die Basare vont eine den Blick und die Einfühlung Martin Hürlimanns besigt, so kann das Ergebnis überwältigend sein. Durch die Basare von Damaskus   führt die Reise, ging dann durch die Syrische Wüste  . Bagdad   wird besucht, weiter geht's über Afghanistan   nach Indien  ; Material für die Kamera. Traumhaft schön sind die Kanäle mit feine märchenhaften Bauten und Wallfahrtsorte liefern ergiebiges den Kokoshainen an der Malabartüste. Ceylon stellt seine Natur­schönheiten und seine seltsamen Teufelstänge zur Verfügung, indische Tempel mit ihrer Ueberladung an Blaftit ziehen die Blicke auf sich Der heilige Fluß Ganges   spiegelt die unübersehbaren Scharen der Bilger wider; sogar das verschlossene Land Nepal   wird zum ersten­mal vom Film entdeckt. Immer weiter geht die Reife, immer neu foden die Sehenswürdigkeiten. Hinterindien   mit seinen Klöstern und Pagodenfesten wird besucht. Eine Köstlichkeit für die Augen sind die Tänze des barmanischen und siamesischen Balletts, eine ethnologische Merkwürdigkeit das pompöfe Begräbnis eines Königs

von Kambodscha  . Immer weiter, immer meiter durch das Bauern land Annam bis ins Herz von China  !

Es ist fast zuviel des Anregenden und Schauenswerten. Man follte nur immer ein Land geben und dieses intensiver und vertiefter. Indien   allein würde genug Stoff für einen Film bieten, ebenso Reinaften und China  . Martin Hürlimann   hat in der bekannten Wasmuthschen Bildersammlung

Orbis

Terarum in

zwei Bänden Border- und Hinterindien   behandelt und bereits vor diesem Film bewiesen, daß er der rechte Mann dazu ist, das Wesent­fiche fremder Länder und Bölker im Bilde festzuhalten. Möge er nach der großen Ueberschau über Asien   jetzt Einzelfilme aus dem unendlichen Gebiet aufbauen!

r.

Ein Geschenk Norwegens   an Island  . Nach einer Meldung aus Oslo   hat die norwegische Regierung dem Storting eine Bor lage über die Bewilligung von 100 000 kronen als Gefchent an Island   anläßlich der Tausendjahrfeier des isländischen   Alting ein­gebracht. In der Vorlage heißt es: Die nabe Berwandtschaft zwischen Norwegern und Isländern und die den beiden Bölfern gemeinsamen Kulturdenkmäler bewirkten, daß das norwegische Bolt eine besondere Freude bei diesem Jubiläum fühle und daß es na­türlich sei, aus diesem Anlaß dem isländischen   Bolle ein Geschent zu machen. Das Geld foll einem Fonds überwiesen werden, deffen 3insen zur Unterstützung von Isländern dienen foll, die in Nor wegen studieren wollen. Nebenher geht auch eine private Samm lung.

Gin Kampffongreß", zu beffen Belebung noch am Tage zuvor Die Ufademie der Künffe veranstaltet git Ehren ibres verstorbenen Mit­folche Hilferufe ergehen, tann doch nur ein Krampftongre Beliebes Rerbinanb muser eine Bebächtnisausstellung( Radierungen jein. Wenn der Werferiche Bezirtsausschuß der Gewertschafts- und Beichnungen), die am Sonntag eröffnet und etwa bret Bochen bauern opposition bis heute noch nicht einmal genug Statisten auf die wird. Beine gebracht hat, die nur die Hand aufzuheben haben, sobald eine ber ellenlangen Entschließungen verlefen ist, dann fann man die Mader nur bebauern.

Das wirb fie dennoch nicht hindern, ihren von vornherein ver. unglúdten Stampftongreß hinterher auf gebulbigem Zeitungs papier als einen grandiosen revolutionären Erfolg auszupreisen. Doch das zieht nicht mehr. Der oppositionelle Merter ist zwar ein coütenber Gemertschaftsgegner, aber und mur ein armseliger allmpez,

Die Studieauffhrung der Amnelle von Start Maria Rintelnburg wird in der Voltsbühne am Sonntag, nachmittags 3 Uhr, in ber Premieren belegung wiederholt.

Die enffeffelte Mule, bas große Softfimfest der Boltsbühne, bas am Räume um 8, lar. Einlaktatien 2,50 M., für nichtmitglieber ber Bolts­1. februar im Sportpalaft stattfinbet, beginnt um 9 Uhr. Deffnung ber Bühne am Saaleingang 30 Big. Nachzahlung.

Ein Frankfurter   Gewertschaftshaus von Bruno Saul. Bruno Taut  '

ber Berliner   Birdhiteft, hat nun auf Grund bes Wettbewerbsergebniffes ben Muftrag erhalten, ein Gemertafishans the Brantfurt a. u hamen

Einen Kulturopernbetrieb zu erhalten, ist ohne ausreichenden Zuschuß nicht möglich. Das war auch früher nicht anders, wie die Geschichte unserer deutschen   Kultur­theater beweist. Während in vergangenen Zeiten die Oper ein Kulturbefigtum der vermögenden Beute war, soll doch jetzt und in Zukunft auch den breiten Massen des erwerbstätigen Bolkes bie Möglichkeit gegeben sein, ebenfalls an dieser Kultureinrichtung teil­zuhaben. Der Weg zu diesem Ziel ist ja durch die Besucherorgani­fationen vorgezeichnet. Sparsame Wirtschaft im Theaterbetriebe selbst ist natürlich immer geboten, soweit dies überhaupt durchführ bar ist, denn schließlich will und soll in der Oper nicht nur das Dhr. sondern auch das Auge auf seine Koften tommen. Wir brauchen gewiß teine ausgeprägte Starwirtschaft und auch feine verfchmende rische Aufmachung in der Oper, aber gute gesangliche und orchestrale Leistungen sowie eine angemessene Ausstattung darf und kann auch der Berliner   Arbeiter als Opernbefucher verlangen.

Auch bei Erfüllung dieser Borbedingungen müßten jich in Berlin  brei Opernbühnen dauernd erhalten laffen, zumal der dafür erforder liche Zuschuß aus öffentlichen Mitteln nur einen recht bescheidenen Hundertjaß der Gesamtaufwendungen für Kulturzmede( er beträgt z. B. für Preußen gegenwärtig nicht mehr als etwa 2 Braz.) aus­machen dürfte. Daß auch das Reich zur Erhaltung des Kultur ansehens der Reichshauptstadt in irgendeiner Weise herangezogen werden follte das Reich muß ja ein Interesse daran haben, daß die Reichshauptstadt auch in fünstlerischer Hinsicht in der Welt etwas bebeutet! darin fann Klaus Bringsheim ohne weiteres beige­pflichtet werden.

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Den Ausführungen des Genossen Briegel, der als Vorstands­mitglied des Deutschen   Musiker- Verbandes gewiß die Meiming weiterer Kreise zum Ausdruck bringt, haben mir gern Raum gegeben. Klaus Bringsheim entgegnet darauf:

Genoffe Priezel hat das Wesentliche der augenblicklichen Situa tion und die aus dieser zu ziehenden Konsequenzen nicht genügend in Betracht gezogen: den Umstand nämlich, daß die finanzielle Bage des Staats und der Stadt Berlin   eine Einschränkung der Opern­aufwendungen gebieterisch fordert. Dazu tommt, daß nach) allge meinem Urteil das fünstlerische Gesamtergebnis sicher nicht der Höhe des finanziellen Aufwands entspricht. Die Frage, ob es mög­lich wäre, in Berlin   genug Bublifum für die täglich spielenden großen Operntheater aufzubringen, läßt sich gewiß nicht für alle Zukunft verneinen. Die Formen, in denen zur Zeit das Berliner  Opernwesen organisiert ist, haben aber jedenfalls versagt, und die derzeitigen Verhältnisse, die zu einer Klärung und Vereinfachung drängen, gestatten wohl nicht, diese wünschenswerte Klärung mit | neuen Experimenten und ungewiffen 3utunftshoffnungen zu belasten

Deutsche Kunstgemeinschaft und anderes

Die Deutsche Kunstgemeinde zeigt eine bunte Zusammenstellung unterschiedlicher Talente. Man freut sich an einigen Aquarellen at Bechsteins, fie zeigen seine frische Unmittelbarteit; ein weiblicher Att, besonders ein Fischeſtilleben verraten die alte finn­liche Kraft, die man in den Dellandschaften mit ihrer farbigen Ueberhitung etwas vermißt. Vorzügliche Porträts sind von ber jungen Sala Schwarz da, die schon im vorigen Jahre angenehm auffiel; ihr großer und schon reif zu nennender Farbengeschmac und ein scharfer Blick für das Charakteristische läßt ihre Frauen­porträts wie die Freundinnen" und die Dame mit weißem Fuchs­getragene märkische Landschaften von 3. Hahnsch und die ange pela" zu gefchloffener Bildwirkung kommen. Frisch und träftig auf nehme Mittellage der Breilschen Malerei ragen hervor; und das Urteil über diesen rasch und geschickt zupackenden Schilderer ein ganzer Saal poller Gemälde von Leonhard Sandrod, die des Arbeitslebens in Industrie- und Hafenstädten bestätigen: daß er einer der großartigsten Schilderer dieser Welt ist, der mit seiner derben Impressionstechnik der Wahrheit so nahe tommt, wie es einem ehrlichen Birtuchenium möglich ist.

Von den Werfen der Stuttgarterin Erna Raabe in den zwei größten Sälen möchte man gern etwas Bewunderndes sagen. die Aufgabe macht, ihr Weltbild zu gestalten, hat in jebem Fall Eine Frau, die sich mit Energie und ausgesprochenem Talent an

Anrecht auf unsere Achtung. Als Leistung sind diefe großen, viel zu großen Leinwände höchst respektabel. Leider fehlt ihnen aber das eigentlich wichtige, mas soviel anspruchslosere und harmonische wig, Erna Binner und ein bis zwei Dutzend anderer Künstlerinnen Naturen wie Sala Schwarz, Susanne Eisendied, Auguste v. 3ize­befizen: die Uebereinstimmung zwischen Gefühl und Technif, die innere Wahrheit und Selbständigkeit. Erna Raabe   hat sich als Malerin besinnungslos einer Methode verschrieben, nicht einer selbst­

gefundenen, sondern des an sich schon trockenen und flachen Altherr;

und sie hat diese Methode mit einer erstaunlichen Konsequenz miß­braucht. Ihre mannigfachen Motive sehen pollkommen gleichartig aus, in der Oktave eines bestimmten Braun bis Gelbbraun gemalt, halb plastisch ins Raumgefühl spielend, zu sieben Achteln von groß­zügiger, alles Detail mit Schwung hinwegwischender Dekorations­geste. Der Mangel an Sichtungsgefühl ist nicht zu beschreiben; er vernichtet auch jede Hoffnung, daß diese starfe Seele sich einmaí zur Natur finden werde: denn wo ist ihre Natur?

Wie rein und versöhnend wirkt demgegenüber die natürliche Anmut in der Landschaftskunst eines Erich Klossowsti( bei Hartberg  ). Hier wird nichts prätendiert, hier ist nur gute Malerei, die die stille unauffällige Landschaft der Provence   widerspiegelt Klossowski  , der die Fünfzig längst überschritten hat, ist erst spät zu diefer Einfachheit gekommen, seine Figurenbilder waren effeftisch und unscharf: um so freundlicher fann man seinen endgültigen Sieg begrüßen. Denn immer ist Einfachheit und anmutige Wahr­heit das schwerste in der Kunst.

Eine fenterbare Ausstellung ruffifcher Malerei und Graphit fputt in einer leeren Wohnung Tauengienstr. 10. Diese 326 Werte scheinen beinahe alle von einer Hand gemalt; so gleiche mäßig ist ihre Gesinnung, so verschollen ihr eindeutiger Realismus, Der auf den alten 31ja Riepin zurückgeht; 1844 geboren, lebt er heute noch in Finnland  . Man glaubt lauter Gespenster von 1880 felbstverständlich nichts, aber auch nichts zu entdecken. Es ist ehne zu sehen. Bon dem Wesen der heutigen russischen Stunft ist hier Beranstaltung der westlich orientierten Emigranten, die ganz net wäre, wenn sie nicht einen fo penetranten Modergeruch von längs: begrabenen Herrlichteilen ausftrömbe.

P. f. sch...