Der Abend
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Nr. 60
B 30 47. Jahrgang
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Rheinisch- Westfälischen Zeitung", dem Düsseldorfer „ Mittag", gestartet. Daß es sich um freie Erfindung handelt, bedarf kaum der Erläuterung.
Die Düsseldorfer Zeitung Der Mittag" brachte am| verschiedenen mehr aber minder deutlichen Aufforderungen nach, Obuch- Rundschreiben hervorging, wurde diesmal auf dem Umweg 3. Februar folgenden Artikel: durchgreifenden Maßnahmen sauer reagiert. Erst jetzt, nachdem die über die Schwerindustrie in dem Beiblatt der schwerindustriellen gefchilderten Berhandlungen gescheitert sind, erfolgte prompt die erste größere Attion gegen die kommunistischen Hezer. Weitere Maß nahmen sollen folgen. Boraussichtlich besteht jetzt auch fein Hindernis mehr, die KPD . selbst bei weiteren Ausschreitungen und Berbegungen insgesamt zu verbieten.
Nach dem Berbot des Roten Fronttämpfer- Bundes erfannte man in den führenden Kreisen der Kommunistischen Partei, daß nunmehr das wichtigste Instrument für die illegale Arbeit der KPD. verloren sei. Auf Rat und Anweisung von Moskau tam jener famose Blan auf, die Partei selbst in den Zustand der 3llega lität hineinzumanövrieren, ein Plan, der seitdem mit Energie und durchdachter Ueberlegung ausgeführt worden ist. Zu seiner Durch führung hatte Mostau einfach über den Kopf der eigentlichen ParteiLeitung der Kommunisten hinweg ein besonderes Geheimdirektorium bestellt, über das innerhalb der KPD. nur wenige Personen etwas Zuverlässiges missen.„ Der Mittag" hat bereits vor einigen Wochen die Namen der Mitglieder dieses Direttoriums veröffentlicht. Es find die bekannten Thälmann , Münzenberg , Remmele und der schon berüchtigte Heinz Neumann , in deren Händen ausschließlich die Borbereitung der neuen Revolution" liegt. Diefer ,, neuen Revolu tion" find jedoch schon vorzeitig die Gelder ausgegangen. Da Mostau nicht bereit war, zuzuschießen, ist man auf den Gedanken gekommen, zugleich mit der Betreibung der Illegalität
das gesamte unbewegliche Eigentum und jogar Teile des beweglichen Eigentums der Kommunistischen Partei abzustoßen. Die Vier- Männer bestellten als ihren Mittelsmann einen schon feit Jahren als Hauptgefäftemacher der KPD. belann ten Herrn und beauftragten ihn, Käufer für das mit rund 15 Millionen bewertete Bertaufsgut zu finden. Es handelte sich um ins. gesamt 19 Druckereibetriebe und 15 andere Gebäude, die der KPD. gehören, ferner um die Besitzrechte in der Peuvag, der Inseraten. zentrale für die fommunistische und der kommunistischen naheftehenden Presse. Zu den Objekten gehören Liegenschaften in Dresden . Leipzig , Hamburg , Chemnitz , ferner das vollkommen modern ausgebaute Karl Liebfnecht haus in Berlin . Bei den Berhandlungen ftellten die Kommunisten lediglich die Bedingung, daß die Berlagsrechte der von ihnen bisher selbst gedruckten Zeitun gen der Partei verblieben. Dafür aber verpflichteten sich diese Berlage dazu, den neuen Inhabern zehn Jahre lang jährlich für fieben Millionen Aufträge( 3eitungsdrud, Drudsachen, Platate, Flugblätter usw.) zu erteilen. Die Käufer follten das Recht haben, Entlassungen und Neueinstellungen selbst in den eigentlichen Verlags: abteilungen vorzunehmen.
Der erste Jutereffent, den der kommunistische Mittelsmann ausfindig machte, war ein in der Hauptfache von der Seite der Papierindustrie gestelltes Konfortium, hinter dem Hugenberg steht. Dieses Ronfortium hat tatsächlich im Herbst besondere Brüfer ins Reich geschickt, um die einzelnen Objekte zu besichtigen. Die Ber handlungen scheiterten aber an der Preisfrage.
Die tommunistischen Bier- Männer hatten es aber sehr eilig, fo daß sie bei einem Preisnachlaß jetzt einen anderen Intereffenten fanden. Diefer Neue" war niemand anderes als die Sozial demokratische Partei Deutschlands , mit der die Berhandlungen über den Antouf des tommunistischen Parteieigentums bis in die vergangene Woche geführt worden sind. Hier wurde fchließlich als Kaufpreis 8,5 Millionen Mark vereinbart. 3mei Mil lionen sollten angezahlt werden. Auch der neue Verhandlungs partner fandte Brüfer aus, die ein allerdings niederschmetterndes Bild kommunistischer Mißwirtschaft mit nach Hause brachten. Aus den urschriftlich vorgelegten Bilanzen der einzelnen fommunistischen Drudereibetriebe ging hervor, daß ganze Gießereien, ganze Stereoinpien, halbe Seßereien, Segmaschinen, Schriftfäften ufm. vor
handen maren,
in der Bilanz aber nicht geführt wurden, bei anderen Betrieben in den Bilanzen ftanden, in Wirklichkeit aber gar nicht aber nur in völlig unbrauchbarem Zustand vorhanden maren. Gleichzeitig mit der Aufdeckung dieser Zustände ging die fortschreitende Rabitalisierung der KPD .
Ueberall jetzten Stramalle und Hungermärsche ein. Die tom munistische Presse schimpfte in einer bisher noch nicht bagemefenen Tonart und drängte sichtlich darauf, Beschlagnahme und Bartei verbot zu provozieren. Bekanntlich haben diesmal bie zuständigen Regierungsstellen eine auffallende Zurüdhaltung geübt und auf die
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Es wird feinen Zwed haben, Zusammenhänge oder überhaupt jede Berbindung mit den hier geschilderten Dingen abzuleugnen. Wir fönnen erklären, daß alle maßgebenden Stellen der SPD. von den Berhandlungen mit den Kommunisten gemußt haben. Bir nennen die Herren Otto Wels , Konrad Ludwig , Dr. Baul Hertz fomie die sozialistischen Innenminister des Reichs und Preußens, Geves
ring und Grzesinsti
Wir wissen, daß die andere Seite, nämlich die Kommunisten, während der ersten Berhandlungswochen wegen der geschickten Auswahl der Mittelspersonen feine Ahnung hatten, daß die SpD. mit am Tisch saß.
Auf tommunistischer Seite nerdient festgehalten zu werben, daß der verbotene Rotfronttämpferbund. offenbar noch immer Gelber ge brauchen fann, wie aus Andeutungen in dem eingangs erwähnten Schriftwechsel mit dem Führer diefes Bundes, dem Reichstagsabge ordneten Leow , hervorgeht. Schließlich soll mitgeteilt werden, daß eine der beiden ausgezahlten Millionen restlos in unbekannte Taschen verschwinden sollte.
Bermifflerhonorare von 10 000 bis 500 000 Mart sollten dabei die allgemeinen Richtlinien abgeben.
Die Beauftragten der Komintern , das genannte Vier- Männer- Kollegium, rechnete schon seit Monaten mit den Geldern, die aus dem Verkauf des Parteibefizes fließen sollten. Die Parteibetriebe sind fogar auf dieses Geld hin bereits weitgehend von vorhandenen Barmitteln ,, befreit" worden. Die fläglichen Ergebnisse der bisherigen Aftionen sind zum Teil auf diesen Geld mangel zurüdzuführen.
Hierzu veröffentlicht die Rote Fahne" folgende Erflärung:
Die Bourgeoispreffe verbreitete gestern eine neue ,, Enthüllung" im Rahmen der allgemeinen Kommunistenheze. Es handelt sich um den Schwindel, die KPD., respektive ein an ihrer Spize befind liches Geheimdirektorium plane, das gesamte Parteieigentum an Gebäuden, Drudereien usw., das einen Wert von 15 Millionen darstelle, für 8,5 Millionen ausgerechnetan die Sazialdemo tratie zu verlaufen. Diese indische Erfindung, die offenbar aus der gleichen Quelle des Kreises um Haubach im Reichs polizeiministerium stammt, aus der schon seinerzeit das gefälschte
Panzerschiff B und Flottenkonferenz.
Größtes Interesse in England.
London , 5. Februar. Die Dienstag- Veröffentlichung des Vorwärts" über die Rückwirkungen des Baues weiterer deutscher Kreuzer nach dem Thp der Ersatz ,, Preußen" werden von einem Teil der englischen Morgenblätter in größter Auf. ma chung wiedergegeben. Namentlich die ,, Times" gibt der innerdeutschen Entwicklung der ganzen Frage größ ten Raum.
Daß die englische Presse die Ausführungen des Bor märts" über das Banzerschiff B in großer Aufmachung wiedergibt, bemeift, wie start das Intereffe an der Frage ist, ob angesichts der Flottenabrüstungsverhandlungen am Baubelt fich eben nicht nur um den Betrag von einer oder zwei programm der deutschen Marine festgehalten wird. Es hanMillionen, sondern es handelt sich darum, ob angesichts der durch die Flottenfonferenz neugefchaffenen Lage an dem Bau von fünf weiteren Panzerschiffen festgehalten merden soll. Für die Sozialdemokratie fann, ganz abgesehen von den Halbmilliardenkosten dieses Programms, ferien weiser Kriegsschiffneubau gerade in einem Augenblic nicht in Frage fommen, wo die Seemächte über die Einstellung und den Berzicht von Neubauten verhandeln.
Nachdem die geschäftlichen Inftitutionen der KPD. durch ihre folide und zuverläffige Führung bekannt sind, ist schon die phantastische Idee, die KPD. besize Unternehmungen im Werte von 15 Millionen und wolle fie für 8,5 Millionen verlaufen, für jeden denkenden Menschen als Schwindel ersichtlich. Es handelt sich also wieder einmal um einen der zahllosen Versuche, die Partei des revolutionären Proletariats diskreditieren zu wollen. Es muß wirklich glänzend um die Republik bestellt sein, die sich solcher fläglichen Schwindelmethoden gegen ihre Gegner bedient.
Dazu müssen wir bemerken, daß selbstverständlich auch bei der Sozialdemokratischen Partei niemals die Absicht bestanden hat, Druckereien zu laufen, um in ihnen fommu niftische Zeitungen zu drucken. Es ist also ganz offenbar, daß ftimmen fann. Bill aber nicht das 3. der KPD. an der Erzählung des Düsseldorfer Mittag" manches nicht einen Anhängern mitteilen, was an diefer Geschichte Wahrheit ist?
Neue Richtung
Oder bloß noch eine übliche Bildfälschung?
Bor uns liegt ein Werbeflugblatt der bis jetzt noch fommu nistischen ,, Welt am Abend". Mit Bildern reich geschmidt- rot und schwarz auf weißem Grunde! Titelbild eine große Menschenmenge, im Hintergrund Gebäude, die vom Lunapart her bekannt find. Unten steht die große Frage: Finden Sie sich unter den vielen?"
"
waren
Einige unserer Genossen haben wirklich gesucht und überrascht, fich zu finden". Mit Frau und Angehörigen fogar! Sie fuchten weiter und fanden unter den Bielen " eine ganze Schar betannter Spzialdemokraten, sämtlich vereinigt bei einer sozialdemokratischen Massenfundgebung! Auf der Rückseite des Bildblattes ist zu lesen:
,, Das Titelbild zeigt einen Teil unserer Leser anläßlich eines von uns veranstalteten Volksfestes.
Das ist natürlich ein grober Schwindel. Die Macher des Flugblattes haben einfach die Aufnahme der sozialdemokra tischen Massenfundgebung mit dem Lunaparkbild durch Photomontage zusammengetoppelt und so ein fommunistisches Boltsfeft" daraus gemacht.
Das ist schon allerhand. Aber es zeugt davon, daß die Kommuniften ohne Sozialdemokraten eine wirkungsvolle Rundgebung nicht einmal im Bilde zusammenbringen fönnen. Darum ist ihr Berbeschwindel zwar erklärlich, aber nicht zu entschuldigen.
Flottenkonferenz nicht flott.
London , 4. Februar.( Eigenbericht.)
Die Berhandlungen der Flottentonferenz haben am Dienstag nur langsame Fortschritte gemacht. Das wichtigfte Ereignis des Tages ist ein teilweiser französischer Rückzug.
In der Sitzung der ersten Kommission lag ein französisches Memorandum vor, das eine starke Modifizierung der ursprünglichen französischen Auffassung erkennen ließ. Das erste Komitee prüfte das franzöfifche Memorandum Punkt für Punkt, wobei allerdings in einer Reihe von Fragen feine Einigung erzielt wurde. Sobald die technische Frage der Tonnageklassifizierung und der Tonnage verschiebung zwischen den einzelnen Kategorien gelöst sein wird. fann die Konferenz an ihre wirkliche Aufgabe, die Bestimmung der absoluten Tonnageziffern für die verschiedenen Mächte, herantreten. In den letzten Tagen haben jedoch zwischen den Häuptern der Deledieser eigentlichen Aufgabe der Konferenz gezeigt haben. gationen bereits die ersten Besprechungen in diefer Richtung ftaitgefunden, wobei fich angeblich bereits die Umrisse einer Lösung
Die Pockenfeuche wütet.
Eine fchwere Bodenepidemie iff in egite ausgebrochen. In einer Stadt find in vierzehn Tagen allein 200 Menschen der Epidemie zum Opfer gefallen. Es handelt sich meist um& inder. In der Gegend von Acuchillan hat die Seuche mehr als 400 Zodesopfer gefordert.