Einzelbild herunterladen
 
&ellvge Donnerstag, 13. Februar 1930
DprttumO iinJfiuUinßr Ja
Minister Grimme und Reform der höheren Schulen Der neu« Unterrichtsminister ist in den pädagogischen Kreisen zuerst im Jahre 1323 durch die in der Schriftenreihe des Bundes entschiedener Schulreformer erschienenen BroschüreBom Sinn und Widersinn der Reiseprüsung" bekannt geworden. Er bekennt sich darin als Gegner der Reifeprüfung und des Berede tigungswessns.Es zieht kein reiner, des deutschen Menschen würdiger Geist ein in unsere Schule, solang« die Reifeprüfung bleibt wie'sie ist."Das Leben schenkt uns tausend weite Möglichkeiten, durchzukommen. Ein« Kommission ist nicht behängen mit dem reichen, bunten Teppich des Lebens, sondern schnürt ihre Brust ein in armselige, enge Paragraphen." Di« Reifeprüfung ist nun zwar durch den Minister Becker umgestaltet worden. Die Kommission kann die Prüfung eines jeden Abiturienten für bestanden erNären, den sie für reif hält. Es braucht nicht wie früher jedes..Nichtgenügend" durch einGut" kompensiert" zu sein. Der Prüfling wird nicht nur in den Fächern geprüft, in denen er schlecht ist, sondern muß ein Fach wählen, in dem er etwas Gutes zu leisten hofft. Größere in Prima angefertigte Hausarbeiten sollen auch gewertet werden. Diesen Der- besserungen stehen Verschlechterungen gegenüber: Früher wurde den guten Schülern, bei denen das Ergebnis nicht zweifel- Haft war, die Qual der völlig unnötigen mündlichen Prüfung er- spart: dies ist nicht mehr zulässig. Ueberdies hat Becker im Gegen- satz zu allen Schulresormern, die für ein« Verringerung der Zahl der Prüfungen kämpfen, diese vermehrt: Die Lyzeen müssen jetzt eine Schlußprüfung abhalten. Der Kamps um die Reform oder die Abschaffung der Schul- Prüfungen war besonders infolge des durch den Minister Becker in den Jahren 1324 und 132S eingeführten neuen Lehrplans entbrannt. Ueber ihre Auswirkung hat nun Grimme vor«inigen Wochen im Berein mit 27 anderen Schulmännern eine Schrift heraus- gegeben(..Wefen und Wege der Schulreform". Weid- mannsche Buchhandlung. 304 Seiten. Gehestet 12 Mark, gebunden 14 Mark). So oerschieden auch die Ansichten über jene Reform sind, es herrscht doch Einmütigkeit in der Anerkennung der Berechtigung der Forderung:Der Unterricht ist grundsätzlich Arbeitsunterricht". Im Unterschied von dem in der Reichs- Verfassung geforderten Arbeitsunterricht als Fach(Werkunterricht: der Schüler wird mit den Werkzeugen und ihrer Handhabung be- tonnt gemacht) besteht der Arbeitsunterricht als Methode darin, daß das Wissen nicht von dem Lehrer vorgetragen wird, sondern das Erkenntnisi« auf dem Weg« der Arbeit gewonnen werden. Der Lehrer der L e r n s ch u l e erzählt z. B. das Leben eines Dichters. läßt es nacherzählen und behandelt vorher oder nachher einige seiner Dichtungen. Der Lehrer der A r b« l t s s ch u l e stellt die Frage, ab die durchgenommenen Dichtungen einen Schluß auf das Leben des Dichters zulasien, und faßt das aus den Schülern Herausgearbeitete zusammen. Der Lehrer der Lernschul« erklärt aus einigen Sätzen eine grammatische Regel und übt sie ein. im fremdsprachlichen Unterricht hauptsächlich durch Uebetsetzen aus dem Deutschen  : der Lehrer der A r b e.i t s s ch uf� läßt die Schüler die Regel aus den gegebenen Sätzen selbst finden, sucht sie durch Fragen auf den rechten Weg zu bringen und Beispiele aus der Lektüre zusammenstellen oder selbst bilden; manche Lehrer benutzen keine gedruckte Grammatik im Unterricht, sondern lassen ein« solche in gemeinsamer Klassen­arbeit ausarbeiten. In Nordamerika   gibt es Schulen, in denen Klasien umfasiende Pläne praktischer Art ausarbeiten: z. B. den einer Besiedelung des Landes, den der Errichtung einer Schul- sparkosi«. Der Lehrer der Arbeitsschule hindert gelegentlich Kinder nicht an der Beschreitung eines falschen Weges, da die dadurch gewonnenen Erfahrungen wertvoll sind. Er enthält ihnen gelegentlich die Lösung einer Aufgab« vor, reizt dadurch die Wißbegierde, gibt die Lösung erst dann, wenn er fürchtet, daß das Interesse geringer wird. Der Arbeitsunterricht ist dem Lehrer der höheren Schulen nichts Fremdes, besonders nicht denen des Rechnens, der Mathematik, der Naturwissenschaften, des Zeichnens. Das Neu« liegt nur darin, daß der Unterricht aller Fächer Arbeitsunterricht sein soll. Auf die Erwerbung von Kenntnissen soll nicht ganz verzichtet werden; ohne sie ist eine höhere geistige'Tätigkeit überhaupt nicht mögtich. Ohne Aneignung von Vokabeln kann man z. B. keine fremde Sprach« lernen. Der Schüler gleicht bis zu einem gewisien Grade dem Schrift- stcller, der sich be! der Abfassung eines Buchs, dem Redner, der sich bei Ausarbeitung einer Rede Kenntnisse aneignet. Sie sind aber nicht Ziel, sondern Mittel; das Ziel ist das Buch oder die Rede. Der rechte Arbeitsunterricht ist nur bei Herabsetzung der Klassenbesuchszahl durchführbar. Denn er fordert eine stark« Berücksichtigung der Schülerindividualitäten. In den Lehrplänen wird daher verlangt, daß einzelnen Schülern Sonderaufgaben zu stellen seien. Im Deutschen   sollen die Schüler über ihr« Privat. lektüre berichten. Unter den Lehrern herrscht aber Einmütigkeit darüber, daß dies in einer Klasse von 40 bis 50 Schülern nicht in vollem Umfange möglich ist. Dennoch ist der Aufbau der neuen Lehrplän« in allen Fächern aus dem Prinzip des Arbeitsunterrichts ein großer Fortschritt. Er ist«in Erfolg der sozialdemokratischen Landtags- fraktion und der sozialdemokratischen Schul- Politiker(z. V. Oestreich, Karsen, Löwcnstcin). Der Arbeitsunterricht bildet die Selbständigkeit des Urteils aus; er fördert die Denkfähigkeit, er regt den Geist des Forschens, Erfindens an. Der Schüler der Lernschule gleicht dem Gemälde- galeriebesucher, der von den Bildern und den Malern sehr viel zu erzählen weiß, über ihren künstlichen Wert sehr viel- Urteile anderer mitteilen kann. Der Schüler der Arbeitsschule gleicht dem Besucher, der über den künstlerischen Wert der-Bilder ein eigenes Urteil fällen kann. Daher waren im alten Preußen Gegner des Ardeitsunterrichts diesslben Kreise, denen die Kinder nie genug Bibelverse und Kirchenlieder. Geschichtszahlen über Monarchen und Kriege auswendig lernen konnten. Sie fürchteten, die Kinder würden bei Einführung des Arbeitsunterrichts so selbständig in ihrem Urteil werden, daß sie sich später auch ein eigenes Urteil über den Monarchismus, den Mllitarismus und den Kopitalismus bilden würden. Es ist kein Zufall, daß Grimme das Referat über Arbeits- Unterricht in seinem Werk dem Genossen Karsen übertragen hat. dem das Derdienft nicht abgesprochen werden kann, au« seiner Neu- köllner Schule eine Musterschule für den Arbeitsunterricht gemacht zu haben. Grimme hatte als Mitglied des Prooinzialschulkollegiums da» Dezernat für dies« Schule selbst übernommen. Er läßt auch
Mehr Rechte, wemger Berechtigungen Die lleberfMmg der akademischen Berufe
Wenn heutzutage hie Lag« des geistigen Arbeiters in Deutsch  - land prodlemartsch erscheint, so ist unter den oielerlei wirtschaftsichen und sozialen Ursachen nicht zuletzt die ungeheure Ueberfüllung der sogenanntengeistigen", insbesondere der akademischen Beruf« daran schuld. Wir haben nicht nur innerhalb der'Erwerbstätigen Deutsch- linds eine bedeutsame Verschiebung durch Einbeziehung früher nicht werktätiger Schichten wie der Frauen, der kleineren Rentner, gewisser Pensionsberechtigter und der früher durch den Heeresdienst absorbierten Kräfte, sondern wir haben auch die seinerzeit vom AfA-Bund festgestellt« Umschichtung innerhalb der Er- werbstätigen mit dem Ergebnis einer weit bedeutsameren Steige- rung der Angestelltenschast als der Arbeiterschaft. Innerhalb der mehr als 3,6 Mill. betragenden Angestelltenschast, die gewöhnlich statistisch mit den Beamten zusammen erfaßt wird, gehört ein nicht unbeträchtlicher Teil in die Kategorie der sogenannteng e i st i g e n Berufe" und von ihnen hat auch wiederum ein nicht unbedeuten- der Teil ein vollendetes akademiiches Studium hinter sich Auf der andren Seit« sind die Angehörigen der freien Berufe trotz der fortschreitenden Proletarisierung, d. h. auch des verstärkten so- zialen Abhängigkeitsoerhältnisies von Aerzten, Juristen, National- ökonomen usw. und der ihr entsprechenden verknappten Lebenslage nicht minder zahlreich geworden. Ursach« dieser Erscheinung ist u. a. die Flucht des versinkenden Mittelstandes, insbesondere auch des Nachwuchses der kleinen und mittleren Beamten und Handwerker, in die scheinbar gehobene akademische Existenz. Die Herkunst dieser Flüchtling« ins akademische Lager kennzeichnet auch deutlich den sozialen Ursprung einer reaktionären Gesinnung, deren romantischer Kleinbllrgersozialismus, mit typisch mittelständlerischer Proletarierfeindschast gepaart, weit eher dem sozialen Ressentiment als dem Gemeinschaftssinn oder irgend einer Art von Klassen- bewußtsein seine Existenz verdankt. Aus diesem Grunde kann es auch niemals die Ausgabe des Sozialiften fein, den Akademisierungs- prozeß und die von ihm erfaßten Personen wahllos zu fördern, sondern er hat, ganz abgesehen von den poluischen Gesichtspunkten, auch aus rein ökonomischen Erwägungen heraus die darin zutage tretend« Menschenkraswergeudüng, sowie die Bergeudung von staat- lichen Mitteln und Subsidien jeder Student kostet ja dem Staat jährlich mehr als 1500 M. zugunsten einer Auewähl nach dem Prinzip der wirtlichen Fähigkeil zu bekämpsen. Andernfalls behalten jene Propheten recht, die. wie Dr. Achner in derSozialwisienschastlichen Rundschau", für 1937 rund 114 000 stellenlos« Akademiker errechnen. Man mag über dies« Errechnung im einzelnen denken wir man will, daß wir einen Bedenken erregenden Ueberschuß von Akademikern über jede mögliche Bakanz, trotz der in den nächsten Jahren in'Erscheinung tretenden mageren Kriegsjahrgänge, haben werden, steht außer Frage, und die wenigen in Deutschland   vorhandenenBerotungs- stellen für akademische Berus«" bestätigen dies« Annahm« Ebenso sprechen die Statistiken, die einer Gesamtzahl von Studierenden in der Bor'kkiegszeit in Höhe von etwa 80 000, heute annähernd 120 000 bis 130 000, durchschnittlich also 50 Proz. Hochschulbesuchrr mehr gegenüberstehen. Im einzelnen ergeben eigene Berechnungen bei einer Zahl von rund 48 000 Aerzten. denen zur Zeit 12 000 studierende Anwärter gegenüberstehen, unter Zugrundelegung ein«: mindestens sechsjährigen Ausbildungszeit, auf etwa 2100 Berufsanwärter bestenfalls 1700 freiwerdende Stellen, wobei nach Vorgang von L e x i s ein drei- bis vierprozentiger jährlicher Abgang in Ansatz gebracht wurde. Auf dem 7. Württembergischen Aerzte- tag in Tübingen   1323 von Dr. Brai tinger gemachte Angaben errechnen in künftigen Jahren einen Ueberschuß von mehr als 1000 Medizinern über den Normalbedarf hinaus. Noch ungünstiger ist dos Bi'd in anderen Berufen. 1400 Rechtsanwälten und etwa 20 000 bis 25 000 höheren Beamten mit akademischer Bor- bildung(eine Zahl, die in Kreisen des Statistischen Reichsamts wohl mit gewisser Wahrscheinlichkeit geschätzt wird, stehen 23 000 Studie- rende der Jurisprudenz gegenüber, d. h. mit anderen Worten daß bei nahezu sechsjähriger Borbereittmgszeit fast 4000 Anhänger jähr- lich vorhanden sind, während bei einem für die Beamtenschaft und Anwaltschaft erfahrungsgemäß auf 3 bis 4 Prag  , angesetzten Ab­
gang noch nicht einmal 1400 freiwerdende Stelleu für Juristen zur Verfügung stehen. Dieses Mißverhältnis wird trog der bereits berücksichtigten anderweitigen Ertperbsmöglichketten, die etwa die Syndikuslausbahn oder ähnliche Berufsarten erschließen, noch größer, wenn man bedenkt, daß für dies« und andere Stellen weit- hingehend eine nicht akademisch vorgebildete Kon- k u r r e n z erwächst, so daß heute bereits Juristen und Dersorgungs- anwärter um Posten streiten, wobei dann die Tatsach« nicht außer acht gelassen werden darf, daß seit 1327 nicht weniger als 35 000 Bersorgungsanwärter auf Anstellung harren, zu denen jährlich schätzungsweise 15 000 neu« hinzukommen, während nur mit 12 000 Neueinstellungen gerechnet werden kann. Im übrigen spricht die, trotz bewußt erschwerter Examina, auf 6700 Kops« gewachsene Zahl der Referendare gegenüber 5227 im Sommer 1915 ein« ebenso deutliche und unerfreuliche Sprache. Bei den Philologen liegt es keineswegs besser. Den vor-- handenen etwa 40 000 Oberlehrerstellen insgesamt stehen 15 200 Philologen und Historiker, sowie 11 000 Mathematiler und Äatur» Wissenschaftler(in der Borkriegszeit 13 000 und 6300) gegenüber. Wiederum bei einer Annahme einer 3,5prozentig«n AbgangtzMr und eines sechsjährigen Studienganges hieß« das, daß ungefähr 1500 sreiwerdenden Stellen 4300 Anwärter, also das Dreifach« än Bewerbern gegenübersteht. Geht man dem Werdegang all dieser Ueberfüllungserscheinungen aus den Grund, so muß man feststellen, daß den heutigen 21 064 Abiturienten nur 8036 des Jahres 1311 gegenüberstehen. Allein in Württemberg   ist die Zahl der Abiturienten von 587 im Jahre 1305 auf 1438 im Jahre 1923, also auf das 2ZLfache gestiegen. Daß von diesen Abiturienten mangels jeder stebenden Zwifcheninstanz ein großer Teil aus die Hochschulen übergeht, um erst dort im Verlauf des Studiums teilweise wieder abzuschwenken und so nach Vergeudung der eigenen Arbeitskraft und der öffentlichen Kosten reichlich verspätet auf die entsprechende Berufsbahn kommen, läßt eine Tatfach« besser verstehen, die der Pädagoge wohl mit Recht alsVerschulungsgefahr" be- zeichnet. Nicht nur ein überflüssiger Andrang zum Abitur, sondern auch zur Primareise ist Folge und verstärkende Ursach« zugleich einem Berechtigungswesen gegenüöer, das tatsächlich den häufig gebrauchten Namen..Berechtigungsunwesen" oerdient. Man wird die Klagen über die Vernachlässigung der mittleren Reife durchaus verstehen und den neuen Einrichtungen wie Abendgymnasien uitd Abenduniversitäten auch dann oder gerade dann skeptisch gegenüberstehen, wenn man nicht Konzessionsschulen für das Bildungsmonopol, sondern seine Beseitigung fordert. Dies« Brechung des Bildungsmonopols kann nur so geschehen, daß den wirklich Begabten der Aufstieg zur Hochschule durch Ausbau der staatlichen Stipendien gesichert wird, aus der anderen Seite aber den Minderbefähigten und womöglich nur vom sozialen Ehr- geiz ihrer Eltern zum Studium Getriebe«« hie Tore rechtzeitig g�chiossen werden. Darum muh parallel mit der Förderyyz der Begabten bereits in den mittleren SchuUlosfen ein Au siehe- verfahren unter Einschaltung geeigneter Be- rufsberater erfolgen. Nicht minder freilich tut es not, daß dem Berechtigungsunwesen in der entschiedensten Weise zu Leibe ge- gangen wird. Di« Erscheinung, daß in Preußen seit 1323 nicht weniger als 1557 höher« Knabenschulklassen neu eingerichtet worden sind, spricht in der beredtesten Weife dafür, daß die Volksschule durch den heute bereits in einsichtigen Wirtschaftskreisen verdammten Berechtigungsfimmel" in ihrer Bedeutung zurückgedrängt wird. Schließen wir die Rechnung, so ist ihr Fazit betrüblich. Es heißt: vergeudet« Menschenkraft, Not und seelisches Leid Auch auf dem Gebiete der akademischen Borbildung wie auf allen anderen Arbeitsgebieten der Kulturpolit'k genügt es nicht, sich in pädagogischen Maßnahmen zu erschöpfen. Organisatorische Arbeit der schwersten Art steht uns bevor. Es gilt, sie unoer- züglich in Angriff zu nehmen! Denn während die Stoatsvolittk den Boden für die Arbeiterbewegung sichert, während die Wirt- fchafts. und Sozialpolitik ihn pflügt und bearbeitet, senkt die Kultur- Politik die Saat hinein, aus der eine besser« Zukunft erwachsest soll. Or. Otto Friedländer  . 1
seinen eigenen Sohn diese Schule besuchen. Es ist ferner kein Zufall, daß er für sein Werk dem Direktor Grabert, dem Herausgeber der ZeitschristSchule und Wissenschaft", des geistigen Mittelpunktes für den Arbeitsunterricht in den höheren Schulen, das Referat über die Reform der höheren Schulen im Ausland mit besonderer Berücksichtigung des Arbeitsunterrichts übertragen hat. Ltuäienrat Dr. Erich Witte.
Phyto Schule Natur Im Verlag Moritz Diesterweg  , Frankfurt   a. M., sind drei naiurkundliche Bilderbud�r herausgekommen: Hails, Hof, Garten: Das Feld im Winter; Am Waldrand. Als weiter« Hefte sind in Vorbereitung: Rechts und links der Land- straße; Im Laubwald; Im Nadelwald: Am Bach entlang: Auf der Wiese. Die Heft« sind Produkt« der Arbeitsgemeinschaft von Heinrich G r u p e, Frankfurt   a. M., Albert Leon, Kleinengliß bei Fritzlar  , und Corncl Schmitt, Würzburg  . Die Absicht dieser Bilderbücher, die neben einem knappen Text- teil und einem Literaturverzeichnis ein reiches und sehr sorgfältiges photographisches Anschauungsmaterial enthalten, ist es, die Natur- gefchichte aus der Schulstube heraus in die Natur selbst zu verlegen. Unter den gegebenen Verhältnissen wird das nur in den»Aus- »ahmesällen gehen. Trotzdem können die Hefte nidst warm genug empfohlen werden. Sie haben dem üblichen Lehrmaterial gegen- üder den Vorteil, den Menschen(den Erwachsenen werde» sie eben- soviel Freude und Anregung geben wie dem Kind«) für die Natur zu erwärmen und ihm das Aug« für das Erleben in der Natur zu öifnen. Di« Methode ist etwa so: eine Serie Photos: Bäum«, dazu der Text: die Krone des Apfelbaumes hat sich in die vorherrschend« Windrichtung eingestellt; der hier vorherrschende Westwind zwingt den Baum zu einer einseitigen Ausbildung der Kran«; der Stamm des Birnbaums zeigt Drehwuchs: dos Wetter hat die Rinde des Stammes zerstört zahlreiche Larvengänge werden sichtbar usw. Oder: eine Serie Photos: Spuren im Schnee, dazu der Text: die Gans ist nach dem nach eisfreien Bach hinuntergswatschelt, Fußtapsen von einem Menschen kreuzen die Spur; die Fußspuren
einer Gans zeigt den Abdruck der Schwimmhaut; Spuren von Hohn(oben), Henne(unten) und Goldammer(durch die Mitte); Fuchsspuren mit nachgezogener Lunte(links), Hasenspuren(rechts und quer) Wiesenhaufen werden an der Südseite von der warmen Sonne abgeleckt, dunkle Punkte in der weißen Landschaft locken die Tiere an; usw. Auf diese Weis« wird der Forscher- und Entlecker- trieb im Menschen geweckt. Dinge, hie man bisher nicht beachtet hatte, machen einem die Landschaft lebendig und interessant. Die Freude, selbst weiterzusorschen, erwacht. Das gilt für jedermann. Und für die Schule insbesondere wird hier die Grundlage geboten. an Hand des primären Erlebnisses weiter in den wisienschaftlithen Forschungsbetrieb vorzudringen. In manchen Schulen bestehen heute schon phoiographische Ar- beitsgemeinschafien. Wie wäre e-, wenn die sich diese Heft« zMN Vorbild nähmen und ähnliche Wissens- und Erlebnisstosfe photo­graphisch bearbeiteten, um sie dann später in geschlossenen Mappen )en nicht photographierenden Kameraden als Anschauungsmaterial zu unterbreiten?__ h.l. BSG. und Abenduniversität Der Hauptoorstand der Sozialistischen Studenten. schaft Deuts chlandz und Oesierreidi? hat sich mit der Frage der Abendunive>sität(vorgelegt in der Denkschrift von Prof. Dr. A. Silbermonn und Handelsgerichtsrot Oskar E. HoocDie Berliner   Abenduniversität, ein Dorschlag" sBerlin, Carl Heymanns Verlag  , 1330s) besck.äftigt und ist zu einer ablehnenden Stellung- nähme gekommen, weil er unter Anerkennung der Dringlichkeit der Hochschulreform der Ansicht ist, daß ein Studieren unter völliger AufrechtsrHaltung der Berufsarbelt nicht durchgeführt werden kann, weil die Hochschulreform ein Massen Problem ist, dessen Lösung durch Schaffung der Abenduniversität nur vorgt- täuscht wurde, und well die Abenduniversitäten in England und Amerika   infolge grundsätzlicher Verschiedenheit der deutschen  V.rhällnisie nicht zum Vergleich herangezogen werden können. Der Wortlaut der'Entschließung, die übrigens aikch positive B o r! ch l ä g e zu einer Hochschulreform enthält, ist>m Februar- Heft derSoziallstischen alademischen Rundschau" wiedergegeben.