ffrettag 14. Februar 1930
Unterhaltung unü Wissen
Vettage des Vorwärts
Richard Stülfenheck: fit dddllttjf
An ein«» der ersten Abende nach meiner Rückkehr traf ich meinen Freund Seifert, einen oielgeschäftigen Mann, der die Eigen» tümüchkeit besaß, in den gewöhnlichsten und banalsten Zwie- gesprächen des Alltags die Red« auf Weltanschauungsfragen zu bringen. Er war darin von einer Hartnäckigkeit, wie man es selten steht, er redete, dozierte, klammert« stch an. bi» man erschöpft unter seinem Verhör zusammenbrach. Das End« eine» solchen Wieder- fehens bestand dann meistens darin, daß man die Empsehlung mit bekam, dem oder jenem Derein beizutreten. Seit einiger Zeit predigte Seifert die Tewoltlostgkeit, er rech- nete sich zu den Tolstoianern oder einer ähnlichen Sekte. Jede Art van Gewalt tonnte nach diesen Theorien durch ein« einfach« mensch. liche W-llensanftrengung aus dem Leben fortgeschafft werden. Konnte nicht nur, sondern mutzte auch Am End« stand das Paradies der Gewaltlosigkeit. in dem Seifert einen hervorragenden Platz einzu- nehmen hoffte. Ich widersprach heftig der Möglichkeit einer allgemeinen Ge- waltlostgkeit. Um ein Beispiel dafür zu geben, daß man selbst im privaten Leben nicht immer ohne Gewalt auskommt, erzählte ich dem Propheten folgende Geschichte. Dalny ist,- wie Sie vielleicht wissen, die Hauptstadt der sapani» sehen Mandschurei. Dalny ist fast ein« westeuropäische Stadt, es gibt Straßenbahnen, ausgezeichnete Hotels, viele elegant« Läden. Warenhäuser. Schwimmbäder, Poloplötze— was Sie wollen. Die Japaner stnd im Gegensatz zu den Chinesen sehr ordentliche und reinliche Leute. Stratzenreinigung. Polizei. Feuerwehr. Zollbetrleb, las alles funktioniert in Dalny nicht weniger gut als etwa in Hamburg oder in Antwerpen . Ich will Ihnen diese kurze De- schreibung nur geben, damit Sie nicht glauben, es Handel« stch hier um jenen Orient, unter dem stch der Durchschnittsmensch sa noch immer eine Mischung aus Zigeunerlager und zoologischem Garten vorzustellen Nebt. Ich werde Ihnen sogen, was man unter einem Veachkomber versteht. Auf deutsch heißt diese» englische Wort Strandläuser. Tin Europäer, der im Fernen Osten ohne Geld und Beruf ist, stinkt jn seiner Lebenshaltung bald unter den Kuli hinab. Es ist natürlich, daß der Strand und der Hofen diese Unglücklichen anziehen. Sehr viel« von ihnen stnd früher« Matrosen, sie suchen in der ollgemeinen Geschäftigkeit eine Ausgabe, sie betteln von Kapitän zu Kapitän um einen Job, ein« Anstellung. In den großen Laderäumen und Warenhallen findet sich Gelegenheit zu kleinen Diebstählen. Da gibts Mehl. Fleisch und Bohnen, man kaim mit den Lagerhaltern und Schiffsoffizieren in» Gespräch kommen, vielleicht naht sich auch eine Lady, der der Reisekofser zu schwer wird oder«ine Autodrofchke. deren Tür man für fünf Cents aufreißen kann. Rachts wird der Geschickte hier eine Schlafstelle finden, zwischen den Säcken gibt» weiche Unterlagen für müde und olkoholumduselte Köpf«. Der Strand und der Hafen, von denen der Beachkomber seinen Namen herleitet, bieten unter tausend Möglichkeiten die sichere eine-, stch vorzustellen, daß am anderen Eiche des großen Wasser» die Heimat liegt. Hier wachsen Sehnsucht und Durst, hier kann man auf einem Rmnenpfostev an der Pier Stunden mit geschenkten und erschnorrten Zigaretten verträumen und vergessen, daß man ein herunterge. kommen«» verdreckte« Schwein ist. Ja, so ein weißgestörkte» Stewordjäckchen oder wenigstens der blaue Arbeitsanzug eine» Trimmer». Da kann man sich über dem R-mch einer Z-'a rette so gut hineindenken� als ob man schon drin sähe und das Elbefeuer-- schiff aerad« in Sicht käm«� Schlimm wirds nur. wenn man durch irgendeinen Zufall die Aufmerksamkeit der Hafenpolizei erregt hat. Wenn man im Hafen ke'n« ruhige Minute mehr bat, weil man fürchten muß. jeden Augen- bück Hopps zu gehen. Ree, da, ist nichts. Kein Job. keine Zigaretten, keine geklauten Lebensmittel, kein Nachtlager. Togaus. tagein rennt man die grauen Straßen entlang, Hut im Genick, Hände forsch in den Taschen, aber ohne das bißchen Mut. das eigentlich zum Leben notwendig ist. Die Japanerinnen in Dalny haben Augen wie die Lüchse, sie sehen genau, ob man ein Loch in der Hose hat oder nicht. Ich möchte Ihnen nicht zumuten, den Blick eines Oriento'en zu ertragen, der besagt:„Du bist ja ein herunter- gekommener Weiter... Afoet-örmer einer Rasse, die sich hier lange gemig als Herrn aufgespielt hat....* In einer solchen Lac-« werden viele Beachkomber zu Ber- brechern, sie geben ihrer Terzweislung einen Ausdruck, der mit dem Gesetzbuch zusammenstößt. Aber nun will ich Ihnen endlich er-2hl«n, was mir in Dalny polstert ist. Ich sttze also friedlich am Fenster meines Zimmers im Pamato-Hotel und überlege mir. wie man ahn« groß« Anstrengung— die Seefahrt hatte mich ziemstch er- 'chöptt--- den Abend verbringen könne. Ich glaube, mein Zimmer lag im dritten Stock Ich entsinn« mich des Augenblicks genau, ich dachte,»me Dalny wohl unter der Ruffenherrfchaft ausoeseben haben möge. Da wunde die Zimmertür aufgerisien, ein Mensch stürzt« ficrein, auf mich zu, schrie:„Retten Sie mich vor der Polizei!� In beutscher Sprach« sao'e er das. Ohne weiter nachzudenken, schob ich ikn in den kleinen Boderlmm und schloß hinter ihm ab. Ich hörte Schritte und Sprechen im Korridor. Das Sprechen wurde bestig, man ginn hin und her, dann tmt energischen Schrittes«In Mann in mein Zimmer. Hinter ihm sah ich die Köpf« des Hotelpersonals. Auf diesen Augenblick war ich vorbereitet.„Rein, ich habe nöe. wanden gesehen..." Ich sprach mit der Ueberheblichksit des weißen Fremden, die mir sonst widerlich ist. aber in diesem Fall notwendig war. Die Japaner reagieren hierauf doch noch sehr, ob- wohl sie mindestens so zivstisiert zu sein glauben wie die Europäer . Der japanische Polizist zog stich mit einer verlegenen Verbeugung � Dieser Beachkomber.«in Deutschs '-, namens Jensen, erzählte mir sein Schicksal ohne Umschv-eüe. Als ich ihm eine Zigarette und ein Glas Tee anbot, redete er flott und ohne Scham. Bei ihm war die Entwicklung ungefähr so verlausen, wie ich sie oben als allgemein gültig geschildert hob« Polizei hatte ihn vom Hafen, seiner Heimat und seinem Geschäftsbereich, gejagt. Cr begann das Pflaster der Straßen zu treten, und da es für einen Weißen moralif-b und praktisch unmögsich ist. Orientalen anzubclleln, stand«i eines Tages vor der Entscheidung zu verhungern oder... Er erg-ift dos O�er, machte einen Raubüberfall auf einen gutgekleidtten Russen. Daß er die Tot im Hungerdeünum tat. geht schon daraus hervor: es war heller Tag. Spätnachmittag im September. Jensen schien«in sympathischer Mensch zu sein, ich fragte nicht nach seiner Herkunft. Seine Augen, unruhig, flackernde Lichter.
fielen mir auf. Er sah sich mit einer schwer begreiflichen Gier im Zimmer um. Alle diese für uns selbstoerständlichen. für Jensen aber seltenen und glänzenden Sachen zeugten von einem beruhigten Leben.„Wer hier im Pamato-Hotel wohnt, hat es nicht nötig, jemanden zu überfallen�, sagten die Augen. Al» Jensen einmal. in einem unbewachten Moment, meine silberne Zigorettendose aus» griff, offenbar im Zweifel, ob er sie in seiner Iakettasche verschwin» den lasten sollt«, begrifs ich, daß ich ihn umsonst gerettet hatte. Er würde in den nächsten Tagen ein anderes Verbrechen begehen. Langsam verstand ich die Sprache der Augen und da» Mienenspiel um den dünnlippigen Mund. Ein geringer Anlaß würde genügen, Jensen zu neuer Gewalttat hinzureißen. Seine Begriff« waren verwirrt, der Hunger und das long« Elend hatten ihn zu lange zwischen ihrer Zange gehabt. Mit größter Mühe und in ziemlich phantastischer Verkleidung brachte ich den Mann aus dem Hotel. Wir trafen uns in einer Seitenstraße, die von der Hotelanlag« schräg und einsam dem Hosen zustrebt. E» war jetzt ganz dunkel, ich kannte die Gegend nicht. entsann mich aber, daß man hier in da» Chinesenoiertel kam. Ein Gefühl der Unbehoglichkeit stellte sich bei mir ein, von dem Ich mir keine recht« Lorstellung machen konnte. Es wäre zu langatmig, wenn ich Ihnen schildern wollte, wie ich bald zu der Gewißheit kam: Jensen wartet« nur aus den Moment, um über mich her» fallen zu können.
Ansang» machte er einen Versuch, mir zu danken. E» würde schon wieder werden. Man dürfe nicht allen Mut sinken lasten. Cr betont«, wir seien beide Deutsch « und versucht«, stch aus dieser Tatsache eine Erklärung für meine Hilfsbereitschaft herzuleiten. Aber bald-» je weiter die Straße sich vom Hotel entfernte und je dunNer e» wurde— verhaspelten sich Jensens Worte, er stotterte, fing wieder an, schwieg plötzlich. Ich me.kte, wie in ihm der Eni- schloß zur Tat ausstieg. Vor«inigen Minuten wußte er noch ebenso wenig wie ich, daß dieser Seitenweg ja eine ausgezeichnete Gelegenheit war, einen Mann zu überfallen. Die Umstände am Nachmittag waren sehr ungünstig gewesen, die Mederlage eignete stch, Erfahrungen zu verwerten. Jensen hegt« sicher die Ueberzeugung, Ich fei bis zur Dumm- helt gutmütig; er ahnt« außerdem, daß ich im Besitz größerer Gcl> mittel war. Ich dagegen sah, wie der neu« Entschluß in ihm wuchs, ich hätte die Minuten bis zur Ausführung abzählen können. Zwischen ihm und mir bestand«in« elektrische Verbindung. Hilfe gab's nicht. Weit und breit kein Mensch. Da griff ich zur vor- beugenden Gewalt, ich holt« au» und schlug dem Mann an die rechte Schläfe, so daß er bewußtlos zusammenbrach Sie werden vielleicht sagen, ich hätte vorher mit ihm reden müssen� aber in diesem Augenblick gab ee nur eine Möglichkeit für die Tot. „Und wie endet« da»?' fragte Seifert mißgelaunt. „Ich weiß e» nicht... Am folgenden Tag las ich von Jensen» Verhaftung in den Zeitungen. Ein« Polizeipotrouill« hatte ihn gefunden." „Darüber müsten wir noch mal diskutieren", sagt« Geifert,' nahm seinen Hut und ging ohne weiteren Gruß.
vam 7. sdimidi:„QesBßichnet oder geknipff* SCum Problem den SWdniffe*
In den schönen Ausstellungsräumen des Reckendorf-Harste» (Hedemannstraße) hat Westheim mit Witz und Fleiß eine sehr nach denkliche Parallelschau zusammengebracht. Er hängte Photos und Kunstwerke nebeneinander, die jeweils die gleiche Person darstellen. Der Betrachter wird damit aufgefordert, mechanische und künstlerische Produktion de» Menschengesichtes gegeneinander abzuwägen. Dos Intereste erhöht sich lebhaft durch die Ansaxch der Dargestelltep, aus deren Persönlichkeitswert der Nachdruck fällt. Man sieht Dichter wie Däubler, Hasencleoer, Sternheim. Max Herrmann, Annette Kolb . Schauspielerinnen wie Massary und Orska; man erkennt Klemperer und Staatssekretär Schulz, Wilhelm Bode, den Schach- meister Laster, den Architekten van de Velde, die geliebten Eharäkter» köpf« Karl Ballentins, des Münchener Komikers, und Ringelnatz , die ehrwürdigen Schiefler, Hans Tbyma, Rohlfs. Schames, die Museumsleiter Iusti und Walter Cohen , Rell Waiden, Lücken und eine Menge Künstler, die sich selbst porträtiert hoben. Material ist die Hülle und Fülle da,-und man möchte so gern« der Kunst ihren Lorrang bescheinigen. Denn da» scheint dem Kenner von vorn- herein ausgemacht(und sollte es nicht auch die untergründige Idee dieser Gegenüberstellung gewesen lein?), daß gegen die gestalten- j schaffend« Phantasie des Künstlers die Photographie nicht auf», kommen kann. Wer über das Problem„Porträt und Aehnlichkett"- einmal nachgedacht hat. muß mit dem Vorurtell in die Ausstellung> kommen: Charakter« darstellen kann nur der Künstler: der Photo» graph erhascht bestenfalls einen äußerst gelungenen Moment, ein tausendstel Ausschnitt aus dem Komplex„Persönlichkeit". Mein die Sache hat einen Haken. Zunächst einmal stnd zu- Ungunsten der Künstler kein« Gemälde, sondern nur Graphik» Zeich- nung und ein bißchen Aquarell, wenige Skulpturen zugelassen. Man muß sagen, daß vor allem die vorherrschende Graphik, Holzschnitte, Litho und Radierung, neben den töne, und tiefereichen Photos flach erscheint: unglaubwürdig, aber unbestreitbar. Hier siegt eine Kontrasterscheinung vor, die die Kunst benachteiligt. Wahrscheinlich wird der Dirigent selber über diesen Effekt erstaunt gewesen sein. der so gar nicht unserer Darstellung von der absoluten Wirkung der Kunst entspricht. Die Sache liegt augenscheinlich so: während der Photograph eine möglichst umfangreiche und sachliche Sammlung von Naturmerkmalen erstrebt und damit«in Bild des Menschen von tatsächlicher Geschlossenheit, Plastizität, Raumfülle durch Licht und Schattengebung erreicht, denkt der Künstler an einseitigere, künstlerisch natürlich hochwertige Dinge, an Nässenverteilung. graphische Wirksamkeit, Flächenwerie, zuletzt auch an den Dar« gestellten: und selbst wenn er z u e r st an ihn gedacht hat, wie zum Beispiel Cdvard Münch, so überwiegt doch die künstlerische Hand- schrift den Wirklichkeitswert des Dargestellten, und soll st« auch übertreffen. Wo das nicht der Fall ist, wo der jchwächere Geist nichts als„Raturähnlichieit" erstrebte, muß die Zeichnung erst recht gegenüber dem Photo unterlieg«»: denn, wenn schon„Aehnlichteit", so kann das natürlich der heutig« große Photogroph unvergleichlich bester abpassen, und die mühsame Naturabschrist des Zeichners wirkt matt und erzwungen neben den prachtvollen Schwärzen des Kamerabildes. Das ist die zweite Ungerechtigkeit dieser Kombination: daß sehr viele gleichwertig«, technisch und geistig gediegen« groß« Aufnahmen unserer besten Photographen auf der einen Wagschale liegen, auf der anderen«in wcchres Chaos höchst ungleichwertiger Dinge, von simpler Handarbeit bis zu den Höhen der besten Münch und Kirchner . Das Bild ist verwirrend, und die Wagschale muß sich notwendiger- weise zu der geschlossenen Qualitätsreihe der Photographen neigen. Da» Dritt« ist die i» gleichem Sinne wirkend« Differenziertheit der Situation bei den Künstlern, die Anpassung des Ausschnitts bei den Photographen. Jeder Künstler„sieht" anders, es herrscht da «ln« berrliche Unbekllmmerthelt um die portraitmäßige Wirkung, bald ist's der Kopf, bald der Mensch, ball» die Seiten-, bald die Unteransicht, bald mehr die Hand oder der schön« Vollbart, bald das bedeutend« Auge,«in andermal die phänomenale B-äll«, die in die erst« Parkettreih« de» Künstlertheaters rückt: kurz, jedes Blatt ist von einer völlig anderen Himmelsrichtung anschaulichen Interesse» au» konzipiert, jeder Maler erwischt an jedem Opfer«inen ganz anderen Zipfel als am nächsten und als der Nächste an allen anderen. Wieder«in Getümmel ohne Direktive: die aber besitzt die äußerst kluge, geschult« und kultivierte Photographie in Fülle. Man hat sich natürlich nicht verabredet, aber man kennt ungefähr gleichmäßig dl« Grenzen und Möglichkeiten des edlen Handwerk» und weiß damit die charaktervollen Seiten de» Objekt» auf» angelegentlichst« und geistreichste herauszuholen. Keineswegs sind es etwa alle» Auf-
nahmen bloß der Köpfe oder von vorn oder tm Prostk: aber der Wechsel in der Situation marschiert jederzeit fest begründet und gibt den schönsten Beweis von einer darstellerischen Disziplin, der das glückt, was bei den Künstlern gerade mangelt: Harmonie und Geschlossenheit der portraithaften Wirkung an sich. Der Schalk sitzt dieser Veranstaltung im Nacken. Wir gingen im Glauben dorthin, unsere Meinung von der vefttosen Ueberlegen- heil der Porttätkunst über die Photographie bestätigt zu finden, und was erleben wir? Einen Sieg der Photographie auf der ganzen Linie. Zwar gibt es tatsächlich eine Reihe großer Kunstwerke: E. L. Kirchner, Münch, Delling(der einzige Bildhauer von Gewicht), Kokoschka , auch Dix und Schlichter mit Vorbehalt zeigen stch der spezifischen Aufgabe des Porträts gewachsen. Ihre Blätter(und Bronzen) gaben da» Niveau an, das man so gerne auf feiten der Künstler durchgehalten gesehen hätte. Aber der Schalk dieser Ausstellung Hot uns über die tiefe prln- zipielle Differenz getäuscht, die ihr zugrunde liegen, sollte. Man kann verschiedene Wesensarten nur auf Grund eines gleichen Ouall- täteniveaus oergleichen.- Zieht man die glänzendsten Photographien heran, die es wohl verdienen, klassisch genannt zu werden ich denk« z B. cm die herrlichen Köpfe von Thvma, Kokoschka , Sleoozt, Eorinch, der Massary, Ballenttns—, so wäre es billig, auch nur Meisterwerk« der Porträtkunst auszugeben und dabei auch der Malerei zu gedenken. Vielleicht würde das Resultat dann anders ausgefallen fein. Man kann die Frage nicht mit einem so beiläufigen und geist- reichen Aperqu lösen. Es sind zu viele Unwägbarkeiten dabei, allzu viel Zufälle beim Aufnehmenden wie beim Aufgenommenen, allzu viel technische Komplikationen, die es verbieten, sich zu entscheiden: ob Photographie, ob Porträtkunst. Der Photograph kann sich im speziellen Falle ebenso oerhauen wie der best« Künstler. Die Frage ist nicht so zu stellen: Kamera oder Palette: sie ist im Gründe«ine Dertrauensfrage, ein« Sache kulturellen Geschmacks, vom Besteller betrachtet: eine Frage de- speziellen Gelingens, vom Kritiker aus gesehen. Was die Westheimfch« Ausstellung lehrt, ist eine recht banale Erkenntnis: es gibt gute und schlechte Phatvs: es gibt gute und schlechte Künstlerporträts. So weit sind wir aber schon in dem edlen Handwerk der Photographie gekommen, daß wir diese beiden Möglichkeiten, die sich theoretisch ausschließen, gleichmäßig in Betracht zu ziehen haben. Anders steht«s auf den Nachbargebieten: niemals wird Film oder der Tonfilm das Theater verdrängen: die menschsiche Leistung de» Schauspieler», momentan empfangen, kann nie und nimmer von der mechanischen Reproduktion ersetzt werden, der die notwendige Einheit von Ton und Raum aus ihrem Prinzip heraus fehlt. Die bildend« Kunst steht in einem schwierigeren Kampfe. Die Photo- graphi« hat ihr tatsächlich bereits ein gehöriges Stück ihres Prestiges und ihrer Möglichkeiten genommen: sie steht, wie diese Schau demon- striert, so gut wie ebenbürtig neben jener da. Vielleicht ist das aber auch nur eine perspektivische Täuschung. Bielleicht behält doch auch hier dl« prinzipielle Erwägung recht— die aus der Erfahrung von mehreren Jahrtausenden Kunstgeschichte stammt—, daß eine» Menschen als vollendeten, einmaligen Charakter darzustellen aus- fchließsich Sache de» großen Künstlers sei. Man muß nur nicht das laute Kamerabild zum Vergleich neben das Kunstwerk stellen: man stellt ja auch nicbt eine Londscbast von Cezann« neben ihr provenga- lisch«? Urbild. Die leiseren Wirkungen des Kunstwerks sind auf die Dauer die nachdrücklicheren, sie überzeugen auch gegen den ersten Augenschein der Natur. Ein Kunstwerk kann und will nicht mit der Natur konkurrieren, sondern nur mit seinesgleichen. Ein Porträt zu beurteilen, ist im Grunde nur die Nachwelt fähig, die den Lebenden n>cht mehr kennt, ihr Urteil aber aus den Ueberrsdungskräften des Werkes fchövft, das seine eigenen Geseke besitzt, sehr verschieden von denen der Wirklichkeit— denen die Photographie gehorchen muß.
Erste deul'che Nur-Aulo- Straße«An— Dann. Di« Sttaß« kostet n Millionen Mark, wovon S Millionen für die Straßendeck» ent- fallen. 1J5 Millionen für den Erwerb der nötigen etwa 65 Hektar. Die Anlage wird Mitte 1951 dem Verkehr übergeben werden. Für d''e Benutzung wird eine Gebühr erhoben, deren Bettag— etwa 2 Mark— noch nicht feststeht. Da» ZNlkrostop wurde schon um das Jahr 1599 von zwei Brillenschleifern erfunden: 1772 wurde«» in England patentiert. Aber erst Frauenhoser. Hartnock und besonder» Zelß verschafften ihm leine augenblickliche Bedeutung.