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Rr. SZ» 47. Jahrgang Mittwoch, 49. Februar-19Z0

Tättfidi 14 Vermißte in Berlin , Die Foiizci hat es sdtwer» sie aufzufinden.

Bog Wesen der modernen Großstadt mit ihrem Kiefen' xetriebe, mit ihrem überspaanlen Tempo bringt es mit sich. daß immer wieder Menschen spurte» aus ihrer Umgebung oetfchmtnbcn. Hierüber belebet ein Vück in die Arbeit der Vermißten zentrale des Berliner Polizeipräsidium?. Sehr ort wird da? Fehlen eines Menschen erst bemerkt, nach- dem eine geraume Zeit verstrichen ist. Darm benachrichtigt ein An- gehöriger oder der Obdachgeber die Polizei, und diese setzt nun ihren Apparat zur Suche nach dem Verschollenen In Bewegung. 1S2S hallen wir in Berlin nicht weniger Äs 4790 Vermißte das macht 13 pro Tag zu verzeichnen. 1929 Ist diese Sc HI nach de» Feststellungen bis zum Oktober auf 14 pro Tag gestiegen. Be­sonders stark ist die Lermißtenziffer bei den Jugendlichen zwischen 14 und 21 Jahren: sie weist mehr Äs 1800 Personen auf, wahrend Kinder unter 14 Jahren nur in einer Zahl von 184 ge­meldet wurden. Der Rest der Vermißten etwa 1900, also nur Kundert mehr als die Zahl der Menschen zwischen 14 und ?l Jahren, fällt auf das Lebensalter über 21 Jahre. Das männ­liche Geschlecht überwiegt gegenüber dem weiblichen um mehr als 600. Wie erklärt sich die holze Zahl der Jugenöllcheir? Nach den Angaben der wiedergefundenen Personen war das Motiv zumeist jugendlich« Abenteuerlust und Freud« am Umher» treiben, daneben aber auch Furcht vor Strafe und ein krankhafter Lebensüberdruß, der ja gerade bei Men- scheu im Uebergangsalter nicht selten ist. Aus wirtschaftlicher Notlage irrten insgesamt nicht weniger als 1Z3 Personen in den Straßen der Millionenstadt ziel- und planlos umher. Es ist erfreu-

llch, daß von den 3912 Fällen von Januar vis 1. Oktober 1929 nach den Feststellungen vom 13. November 3716 Fälle durch die umsichtige Arbeit der Polizei restlos geklärt werden kannten. 196 Fälle sind noch offen. Aber es ist anzunehmen, daß ein Teil dieser rund 200 Menschen Deutschland verlassen hat oder sich absichtlich aus kriminellen Gründen verbirgt. Weiter ist zu bedenken, daß nicht Wien der Dsrwestmgszustand von oirfgefundenen Leichen in einer Weile vorgeschrillen ist, die eine Feststellung der Person des Toten unmöglich macht. Noch eine Zahl sei genannt: 1929 wurden bis zum 1. Oktober in Graß-Berlin 23 Leichen von Kindern getunden, deren Herkunft nicht festgestellt werden konnte. Die hohe Ziffer der Vermißten ist in der.Hauptsache muh«in« Folge der wirtschaftlichen Notlage weiter Valkskeise. Anerkennen.»- wert ist die Arbeit der Bermißtenzemrale, die in der weit über« wiegenden Zahl der Fälle eine Aufklärung herbeigeführt hat.

Sie wollten gemeinsam sterben! In der Nähe des RestaurantsSeeschkoß* in Karo­ linen h o f bei Köpenick spiekt« sich gestern nachmittag eine blutig« Liebestra göbi« ab. Bon Spaziergängern wurde dort in einer Blutloche ein junges Paar mit durchschnittenen Puls- ädern bewußtlos aufgefunden. Die Lebensmüden wurden in das Köpemcker Krankenhaus übergeführt. Nach den polizeilichen Fest- stellungen handelt es sich um de» ZZsährigen Alfred F. aus der Erl- ftraße und desien gleichaltrige Braut Margarete N. aus der Weichsel - strotz« in Neukölln. Die jungen Leute kannten sich schon längere Zell, da einer ehelichen Berbindung Hindernisse im Wege standen, beschlossen sie, in den Tod zu gehen.

Ein Vauland-GeseHeniwurf. Zur Förderung des kommunalen Wohnungsbaues. Wie gemeldet wird, enthält ein vorläufiger Referentenentwurf für«in Baulandgesetz folgende Bestimmungen: Für eine zweck- rntiprecherrd« Regelung der Besiedlung haben die Genieinden den für die Wohnungswirtschast benötigten Grund und Boden zu u« schaff ein Der erworbene Boden soll in der Regel für die Er- nchtung von Klein» und Mittelwohnungen und von NeichzHeim statten oerwendet werden. Grundstück« dürfen em- eignet weichen für die Errichtung von Klein- und Mlltelwahnuiigen, wenn Bauland zu angonreflenen Preisen nicht zur Verfügung sticht. s'wer für die Anlegung oder Aenderung öffentlicher Verkehrs- und Freiflächen, zur Bebauung von Baulücken, zur Gesuirdurig von Wohiroierteln und Häuserblöcken und zur Niederlegung von Ge> dgudtm aus Berkehrsgründcn. Bei der Eztteignung ist ei»« an-. SAvessen« Entschädigung zuTeisteup die MpAichkell eiiiep. S-p c k u- gewiii ne» o d er ein e W;e r st e i g e ru ng darf gber nicht. berücksichtigt werdeii. In der Regel ist vom Steuerwert auszugehen. Sämtliche Geschäfte aus Grund des Baulandgefetzes fäid stempel- und gebührenfrei. Durch das Baulandgesetz wird die Verordnung van 1919 zur Behebung der dringendsten Wohnungsnot außer Kraft gesetzt. Feuer in einer Gummiwarenfabrlk. ' Ein gefährliches Feuer kam gestern nachmittag in der OZummiwarenfabrik von Friedlävder w der Bor- bagener Straß« 79/80 w Lichtenberg zum Ausbruch. Im 5. Stockwerk des Fabrikgebäudes befindet sich die Billkaiiisier- nnftÄt. Infolge Selbstentzündung gerieten größer« Men­

gen Gummi in Brand und im Augenblick brannte der Fabrik rmrm in seiner ganzen Ausdehnung lichterloh. Die darin beschäftigten Arbeiter hallen den brennenden Raum noch rechtzeitig verlasieo trnmen. Als die Feuerwehr auf den AlarmG r o ß f e u e r" an der Brandstelle eintraf, hotten die Flammen bereits auf den Dach- stuhl übergegriffen. Durch starkes Wassergeben aus mehreren Schlauchlellungen konnte der Brand nach einstündiger Löschtätigkrll lokalisiert werden. Der Schaden ist erheblich. postraub in Triebe! aufgeklart.. Drei Verdächtige verhastet. Am Morgen de» 7. Februar d. I. wurden, wie wir berichleten. auf dein Wege vom Bahnhof Trieb«! nach der Smd' zw« i Post. b« a m t«. di« einen Karren vor sich herschoben, von zwei maskierten Männern überfallen, mll Totschlägern schwer verletzt und eines Postdeulr!» üwit 4000 0 Mork Erwerbslosen- gelderncheravbt.;". In Blndacht geriet bald eine Familie Schmidt. Roch längeren Beobachtungen wurden jetzt der 30 Jahre alte Albert Schmidt und sein 20jöhrig«r Bruder Fritz festgenommen, ebenso die Mutter. d>« alte Frau Schmidt, die in Forst i. d. Lausitz wohnt. Eine Durchsuchung der Wohnung förderte«ine Roll« nllt Fünfpiennigstücken zutage, die Frau Schmidt beim Wechseln von einem Bäcker erhalten hÄien wollt«. Die Urnhüllung trug aber noch den amtlichen Poststempel vom 3. Februar, jo daß die Herkunst aus d«n Postbeillsl zweifelsfrei feststeht. In den anderen Be- Häufungen Fritz Schmidt wohnt mll seiner Geliebten zusammen wurden weiter Rollen Silbergeld gefunden, die eben- falls bei dein Raube erbeutet worden sind. Die Familie hotte sich auch dadurch verdächtig gemacht, daß sie plötzlich über größere Mittel verfügt«. Schickdan bezahlte und An-lchafkungen macht«, ohne daß

man wußte, woher das Geld dazu stammt«. Im Gefängnis ver­sucht« Fritz Schmidt, sich zu erhängen, wurde aber nach rech-zeitig abgeschnitten und geretrct. Er sowohl wie sein Druder Albert bestreiten die Teilnahme an dem Raube und ver­suchten. die Schuld aus zwei arbeitslose Leute zu schieben. Die Berliner Untersuchungskommission wird mll Uillcrstützu.rg der Landjäger«! die Nachiarschungen noch weller fortsetzen. Die beiden Überfallenen Beamten, von denen der eine ein einarmiger Kriegsimaalid« ist, haben sich inzwischen zum Glück wieder sa weit erholt, daß sie das Krantenhaus verlosten konnten.

,/Zch bin verrückt und ein großer Bffe." Sagt eia festgenommener Falfchgeldschwmdler. In einem Kolonial war enges chäfi in der Friedrichs fe ld«r Straße erschien kürzlich ein« gut gekleidete Frau, die eine Büchs- Mirabellen kaufte und mll einem Funfmarkstück bezahlte. Sie hatte den Laden bereits verlosten, als der Geschäftsmann merkte, daß er ein Falschstück in die Hände bekommen Halle. Er eilte der Käuferin nach und sah sie cm Seifengeschäft betreten und dort ebenfalls eine Kkeinigkell kaufen. Auch der Seifenhändler hatte Äs Zahlung ein Fönftnarkstöck erhalten, das falsch war. Beide Geschösteleute hielten die Frau nun an und verlangten Rechenschaft. Sie verstand es aber, die beiden, wie der Berliner sagt, mit Redens- orten so besoffen zu machen, daß sie sie lausen ließen, zumÄ sie die Falschstücke gegen richtiges Geld einwechselt«. Dann tat es ober dem einen doch keid; er lief hinter der Frau her, holte sie am Oft- bahnhof ein. Während er sich dann bemühte, einen Schupo herbei- zutelephonieren, entwischte die Frau, wurde ober schließlich doch von einem Bäckermeister festgenommen und e-ner Schupostreiie übergeben. Die Fälschung der Fünsmarkstück« stimmte mll einer anderen völlig überein, die in der letzte» Zell wiederholt in der Gegend der Münz- und Dragoner st raße aufgetaucht war. Sie mußten unzweifelhaft aus derselben Quelle herrühren. Die Gegend wurde nun beobachtet und dar Dcrdacht lenkt« sich aus euren Mann, der. wie sich herausstellte, auch falsch« N i cke l- F ü n f zi g- Pfennigstücke in größerer Zahl ausgegeben hatte. Der Mann ist, wie man feststellt«, arbeitslos, verfügte aber immer über an- sehnliche Mittel. In einem unüberlegten Augenblick hat!« er ver- traulich erzählt, seine Tonte sei beim Dertrieb von falschen Fünf- Markstücken.alle gegangen'. Der Derdächrige wurde sestgenonnnen und in seinen Taschen fand man noch 22 falsche Fünfzig- Pfennigstücke. Er ist ein 24 Jahre alter Jakob Lewin, aus der Grenadierstraß«. Beim Verhör erklärte er, er sei ver- rückt und bezeichnete sich als einengroßen Affen'. Schon einmal Hab« er die Chance gehabt, nach Herzberge zu kommen, sie aber leider nicht ausgenützt. Jetzt wolle er sein Möglichstes tun. sich dort in Sicherhell zu bringen. Zwischen ihm und der Frau besteht ohne Zweifel ein Zusammenhang, der noch näher nachzu- prüfen sein wird. Die beiden sind dem Richter vorgesührt worden. Um festzustellen, wieviele Geschäftsleute mll den falschen Fünf Markstücken betrogen worden sind, werden alle, bei denen die kor-, pillegt« Frau in- mittleren Iahren auftauchte, ersucht, sich. Ird$X}p mhnalkommistor von' Liebermoim ist der Zllicn Leipziger W'j» melden.'''''':'','.

Stadtverordneter Seifert gestorben. Stadtoeroidneter Genosse Reinholld Seifert in Ehar. l o t t e n b u r g ist im Alter von erst 40 Iahren gestorben. Er war an Bauchfellentzündung erkrankt, und ein Gehirnschlag sühric. dann den Tod hevbei. Die Sozialdemokratische Partei ' verliert in ihm«inen allezeit pflichttreuen Mit- tömpser. Am Freitag um 14'-- Uhr wird im Krematorium Wilmersdorf die Leiche eingeäschert. Genostc Seifert hatte schon der vorigen Stadtverordnetenversammlung angehört und wurde bei der Wahl im November wiedergewählt. Das durch seinen Tod frei- werdende Mandat fällt an den Genossen Ezarlinski in Eha» lottenburg, der hiermll in die Stodäverordnetenversammlung eintritt.

Diese Erregung, aus der heraus sie Gespräche mit Nach- bant scheute, jagte Pombinha über den ganzen Hof, und als sie durch das Hintertürchen hinausging, hatte sie«in Gefühl von Freiheit. Das Feld selbst war menschenleer, aber sie konnte die Arbeiter im oberen Teil des Steinbruchs sehen, und der scharfe Klang ihrer Me.ßel war deutlich zu hören. Die Einsamkeit des Feldes beruhigte ihre gereizten Nerven und sie ließ sich mit erleichtertem Seufzen unter den Barn- busstauden nieder. Das tat nach der bösen Nacht wirklich gut. Ganz allmählich fing der blonde Kopf an zu nicken, und nach ein paar Minuten lag Pombinha dort im Schotten und ichlief fest. Und sie war nicht mehr Pombinha sie war eine Blume! Hatte man ihr nicht oft gesagt, sie' sei eine Blume? Jetzt fühlte sie es. Sie hatte zarte weiße Blütenblätter, und sie schaukelte sich im Wind wie die anderen Blumen aber sie merkte, daß sie sich von ihnen unterschied. Die anderen waren kräftige, blühend«, köstlich duftende Bwmen, und nur sie war ein kleines verwelktes Blümchen mit hängendem Kopf Sie weinte vor Kummer, daß sie nicht so war wie die anderen als plötzlich ein wunderschöner großer Schmetterling langsam über den Garten dahmflatterte: alle anderen Blumen riefen ihn an er möge doch zu ihnen kommen und einen Augenblick auf ihren Blütenblättern ruhen. Er flog umher und ließ sich bvld hier bald dort nieder, aber die arme klein« weiße Blume bemerkte er nicht Da nahm sie all ihren Mut zu- lammen und rief den schönen Schmetterling, aber er hörte sie nicht. Da ri'f sie lauter, er aber flog zu den anderen und ackllete nicht auf sie: endsich rief sie mit allex Kraft, strengte ibre Stimmean. so sehr sie tonnte,«s war ein verzweifelter Schrei, und er flog dicht zu ihr hermeder. ..Setz' dich doch auch auf meine Dlutenblaiter*. bat sie. aber der Schmetterling schwebte noch so wett fort, daß sie ihn ni-bt berühren konnte..., --Bitte, bitte- fetz' dick auch auf meme Blute. ..Aber kleines Blümchen, meme Flügel feh?v setdenweich «is. doch sie brennen wie F«"-!?. Mem Blutenstaub bringt

Leben, ober er bringt auch Schmerz. Bedenke es wohl. kleines Blümchen, vielleicht bist du ohne meine Berührung glücklicher.' Ach. bitte, setz' dich doch auf meine Blütenblätter, Schmetterling, nur das kann mich glücklich machen." Da Hort« der Schmetterling auf zu schweben und ließ sich auf die Blütenblätter des kleinen Blümchens nieder, und sie schwankte und bebte vor dem Schmerz der Berührung. Wahrlich, seine Schwingen brannten wie Feuer, und das kleine Blümchen litt Todesangst, fo daß es beinahe umge- knickt wäre. Dann wachte sie auf. Einen Augenblick lag sie zitternd unter den Bambus- ftauden. Erschreckt und glücklich, traurig und froh. Ein ein- ziger nachhallender Schall von der Airchenglocke sagte ihr. daß es ein Uhr fei. Di« siegreiche Sonne war über den Höhe- punkt ihrer Bahn hinausgeschritten und suchte sich einen winzigen Pfad durch das Damdusgebüsch, um einen schlanken goldenen Strahl hindurchzufsnden und noch«in Weib aus Adams Geschlecht zu segnen und zu beschenken. 12. Pomb-nha eilie zum Hause zurück und rief ihr« Mutter so dringend, daß Dona Isabel ihre Wanne im Stich ließ und voll böser Ahnungen nach Nummer fünfzehn rannte. Als sie das erhitzte Gesicht und die brennenden Augen ihrer Toch- ter sah, diagncstizierte sie den Fall sofort als Fieber und wollte entsprechende Vorbereitungen treffen. Aber das Mäd- chen zog üe in das kleine Schlafzimmer und flüsterte ihr eine wichtige Neuigkeit ins Ohr. D'e alte Seele siel auf die Knie, Freudenträncn liefen ihre schlaffen Wangen hinab, sie klatschte m die Hände und rief immer wieder:Gelabt sei d»e heilig« Jungfrau!" Das Glück der stolzen Mutter hallte in den Herzen der Hausbewohner wieder. Einzeln und in Gruppen kamen sie an. um ihre Freude über das fröblich« Ereignis auszudrücken und M'stter und Tochter mit Glückwünschen zu überschütten Dona I'abel->ündete vor ihrem Hausaltar zwei Kerzen an und ließ die Arbeit für diesen Tag ruhen. Sie war fo auf- geregt, daß sie gor nicht mehr wußte, was sie tat. und strahlend vor Glückseligkeit umherrannte. Jedesmal, wenn sie an Pombinha vorbeikam, blieb sie stehen, küßt« sie und flüsterte ihr besorgt Ratschläge ins Ohr. drängt« sie, nur ja vorsichtig zu sein, sich vor Feuchtigkett zu schützen, nichts Kaltes zu trinken, ihre Kräfte zu sparen, gleich ins Bett.zu gehen, wenn sie sich müde fühlte, imd nicht im Aug zu sitzen.

Dona Isabel meinte, Joao da Costa müsse unverzüglich von dem großen Glück benachrichtigt werden, da»er ja doch so nah beteiligt sei, und der Hochzeitstag müsse sofort fest- gesetzt werden. Pombinha äußerte Bedenken, denn sie fand es unziemlich, in einer so delikaten Angelegenheit über- triebene Eile an den Tag zu legen. Die beglückte alte Dame war so außer sich, daß sie sich wohl zum erstenmal in ihrem Leben zu einer Notlüg« entschloß. Sie gab ihrer Tochter nach und sandte dann heimlich ihrem zukünftigen Schwiegersohn eine Botschaft: der erschien am Nachmittag. wie von ungefähr und blieb mll so vielen anderen, als das Haus nur fassen konnte, zu Essen. Zwei Hühner wurden für das Fest geopfert und Wein wurde aufgetischt. Die Nach- barn, die nicht zum Essen eingeladen werden tomtten. wur­den gebeten, abends zu Tee und Keks zu kommen. Nenem und Das Dores erschienen in ihren besten Kleidern, und alle Freund- der Familie maßen dem Ereignis allergrößte Wichtigkeit bei. Ein Kreis von Bewunderern umgab die allgemein beliebte Pombinha: sie sollte das Gefühl bekam- 'men, daß von den Herzen ganz Soo Romaos eine Last ge- fallen sei. Von diesem Tage an machte sich bei Dona Isabel eine deutliche Veränderung bemerkbar. Die herabhängenden Mundwinkel hoben sich nach oben, und sie fing an, bei der Arbeit vor sich hin zu singen Wer diese Fröhlichkett beschränkte sich auf Dona Isabel und ihre Tochter. Im ganzen herrschte seit_ber blutigen Nacht eine melancholische Stimmung in der Siedlung. Es gab keine Mondnächte mit Musik mehr, und die Samba gehörte der Vergangenheit an. Rita erschien schweigsam und nach innen gekehrt. Firma war bei Androhung, ihn der Polizei auszuliefern, von Joao Romao das Haus verboten worden. Piedade lief nur wimmernd umher, klagte um ihren abwesenden Gatten und war nach ihrem ersten Be such im Krankenhaus nur noch unglücklicher, denn er hatte sie kühl ohne alle Zärtlichkeit empfangen und machte kein Hehl daraus, wie sehr er auf die Nachrichten von der anderen Seite wartete, von der verfluchten Mulattin, die ja schließlich an der ganzen furchtbaren Geschichte schuld war und mit Bedacht einer ehrlichen, schwer arbeitenden Frau ihren Mann geraubt hatte. Als die entthronte Gattin von diesem Besuch nach Hause kam. warf sie sich aufs Bett und schluchzt« bis zum Morgengrauen, wo sie aus bloßer Erschöpfung ein- schlief. (Fartsetzmrg folgt.l