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Sonnabend

22. Februar 1930

Unterhaltung und Wissen

Vom deutschen   Hanswurst

heimlicher Lebendigkeit herausguckend, im bunten Kleid, mit kurzem Bart, seltsam springend in seinen viel zu großen Schuhen, so er­schien der deutsche   Narr, eine Mischung aus dem alten Maccus der römischen Komödie, dem steifen Grazioso, dem tollen, über­mütigen Arlechino, dem brutal gemeinen Clown. Ohne den luftigen Rat, ohne sein Lachen und seine Künste war kein Schauspiel mehr

möglich; Hanswurst fonnte seinen Siegeszug antreten.

Beilage des Vorwärts

Jetzt sinkt der schwere Schnabel auf die Brust. Weich wehen die Flügel. Sie fällt auf den Rücken. Füße zuden. Augen löschen

aus

Die Nacht steht da.

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hier wieder einer und

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Ein dunkler Fleck im hellen Schnee zehn hundert, wenn du dort ein anderer, ein dritter, vierter, fuchst Tausende im ganzen Land. Ich weiß schon, daß sie schädlich find. Sie fressen die Fisch brut, die Saat und schädigen den Jäger. Man muß sie turz halten. Ja. Aber stellt euch das vor ganz unerwartet dicht über euch hinwegflögen: Hunderte, Tausende Freunde, Brüder! wenn sie von Krähen! Eine ungeheure, dichte, schwarz wirbelnde lebendige Wolte in der Luft!

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Die Grammophonplatten erhalten durch die fortschrettende Mechanisierung unserer Mufit und durch die Schallplattentonzerie" des Rundfunks, die von einem großen Teil der Hörer als die besten und willkommensten Darbietungen angefehen werden, im mufifa­lischen Leben des Volkes eine große Bedeutung. Es wird darum interessieren, einiges über die Entstehung dieser schwarzen Platten zu erfahren, aus deren unscheinbaren Rillen und Einbuchtungen die besten Sänger und Kapellen erschallen.

Derjenige nun, der dem Hanswurst seine feste Stellung auf der deutschen Bühne eroberte, so daß er allmählich über die Genossen 5) arletin und Pickelhäring den Sieg davontrug, war der Schauspieler Johann Antoni Stranity, der allmählich als der Wie entsteht eine Grammophonplatte sogenannte Wienerische Hanswurst" eine weite Berühmtheit er­langte. Zunächst gefiel er sich in der von ihm gefchaffenen Rolle des durchgetriebenen Fuchsmundi", für den er in seiner 1711 er­Schienenen Ollapotrida" alle Wige und Rollen des Harlekin aus den italienisch- französischen Vorbildern entlehnte. Nicht lange darauf wird Stranißin eines Tages in einer anderen Rolle erschienen sein, die er teils dem Leben abgelauscht, teils aus der Lektüre feines Lieblings Abraham a Santa Clara   in sich ausgestaltet und mit den Elementen der populären tomischen Personen verschmolzen hatte: es war ein Salzburger   Bauer, ein ,, Sau- und Krautschneider" von Pro. feffion, und er nannte sich Hansmurst. Hans Burst ward in den Volksdramen von Doftor Fauft und Don Juan   zum tomisch tari­tierten Gegenbild ewigen Strebens und leidenschaftlichen Begehrens; er brang von Bien aus bei allen Wandertruppen ein und ritt auf hohem Pferde, statt des Baumes den Schweif in der Hand, auf dem Kopf die Schellenkappe, die Brille auf der Nase durch die Gassen, um mit schnarrender Stimme und stotternder Ehrfurcht dem der ehrten Publico den Komödienzettel vorzulesen

Um die Fastnachtszeit stürmt ein schauerlicher Zug gespenstischer| verzerrte Gesicht aus dem ungeheuer breiten Halstragen mit un­Schatten durch die dunklen Nebel der Lüfte. Es ist für das christ liche Mittelalter eine böse Vision der verdammten abgeschiedenen Seelen, dieses wilde Heer, das den alten Deutschen   ein derbes, fröhliches Gejaid mit lustigem Hundegekläff und stolzem Rosse gestampf gewesen. Der nächtliche Spuk schreckte die frommen Ge­müter, aber die gesunde, an den altheidnischen Festen hängende Phan­tafie des Volkes ließ sich nicht schrecken von dem Bilde des Teufeis und dem scheltenden Eifern der Bischöfe, sondern gestaltete sich den Zug der germanischen Götter mit ihren Tiermasten und phan tastischen Bermummungen nach ihrem Sinn um zu einem tollen, ausgelaffenen Jubel, der einmal im Jahre in den von Christentum und Zivilisation gefänftigten Gemütern die alte Wildheit und Aus­gelassenheit auflodern ließ. Wie das deutsche   Fastnachts­fpiel aus folchen Umzügen und Berkleidungen, so ist die lustige Person unserer Literatur, ist der Hanswurst legten Endes aus ben Teufeln, Unholden und Harlefinsleuten entstanden, die beim Karneval herumzogen. In Deutschland   entwickelte sich die litera. rische Figur des Narren aus den Bossen der mit Barven versehenen Lustigmacher, die im Mysterienspiel mit den komischen Teufeln und mit den grotesten Bizen der Salben verlaufenden Krämer in die Kirche eindrangen. In dem frechen, gefräßigen, höhnischen, lüsternen Knechte des Krämers Rubin sowie in den dummen, geprellten Teufeln, die mit Hörnern, Schwänzen und Schellen als echte Fast­nachtsnarren auftraten, sind die ersten Anfäße einer ganz nationalen tomischen Figur zu finden. Der grobe, unflätige Bauer der Fast­nachtsspiele mit seinem plumpen Lachen bildet diese Züge weiter aus, und zugleich zudt ein freierer Humor, eine sieghafte Ueber­mindung des Lebens in einzelnen genialen Gestalten der Volks. phantasie auf, im Eulenspiegel  , im Claus Narr  , im Beter Leu und dem unverzagten Thedel von Walmoden. Immer ist es dieser un mäßig gierige, zotenhafte, arg verprügelte und doch nie von seinem Mutterwig verlassene Diener und Bauer, dessen allmählich schärfer charakterisierte, genauer umrissene, schematisch festgelegte Gestalt wir in der Entwicklung unserer Literatur aus den Fastnachtsspielen, den Dramen der Reformationszeit, den Werken von Hans Sachs   und Jakob Ayrer  , den unflätigen Clowns der englischen Komödianten und gesitteten Bossenreißern Christian Weises hervortreten sehen. Hans Wurst mar zunächst nur einer von vielen; die Bauern der mittelalterlichen Spiele führen gar kuriose Namen, wie Schweins­zagel, Kalbseuter, Molkenbauch, Hans Narr, Hans Mist. Warum follte nicht auch solch ein bäuerlicher Narr Hans Wurst   heißen? Wo der Name zum erstenmal schriftlich figiert vorkommt, in der nieberdeutschen Uebersehung von Brants Narrenschiff, erscheint er ebenfalls als Bauernname. Schon Addison hat ja die feine Be­merfung gemacht, daß das Bolt seine fomischen Figuren gern nach einer Lieblingsspeise benenne. So heißt der französische Mare Jean Botage, was deutsch   bald als Hans Supp überlegt wird, der italienische Maccaroni, der englische Jad Pudding. Die Wurft aber spielt bei den Faschingsaufzügen eine Hauptrolle; riesige, 1000 Ellen lange und 1000 Pfund schwere Bratwürfte wurden von den Fleischernblasser, ärmlicher Gesell; in Wien   ward er bald wieder umjubelt als überall, in Königsberg   wie in Nürnberg  , an ungeheuren Gabeln beim Karneval herumgetragen; ein Hans Wurst  , ein dicker, tugel­rund aufgefüllter Fettwanft, durfte als Anführer des Zuges nicht fehlen. Im Fastnachtsspiel erscheint dann Hans Wurst 1553 in einem Stüd des Nürnbergers Peter Probst, wo er als gefräßiger Bauer auf eine höchst unflätige Weise durch den Arzt von seinen Magen­beschwerden furiert wird. Auch bei Hans Sachs   erscheint Wursthans gelegentlich als luftiger Diener eines Edelmannes und neben den Rüpeln der englischen Komödianten, dem Jean Boffet, so genannt nach einem beliebten englischen Würzgetränt, und dem Bickelhäring, macht Wursthänsel seine Sprünge, Späße und Lazzi  . Ein kleiner, wohlbeleibter Kerl, unbehilflich und doch behend in der engen, prallen Jade mit den großen Kugelknöpfen, das von Grimassen beständig

Stranitfys von ihm selbst dem Publitum als Nachfolger empfohlener Erbe war Gottfried Brehaufer. So blühte in Wien  des Hanswursts Glüd   in prächtigen Schauspielern weiter, aber schließlich ließ sich doch die Niederlage das Hanswursts nicht mehr aufhalten.

Gottsched   hatte mit dem Kampf gegen den volkstümlichen Harletin begonnen, und nachdem ihn die Neuberin   feierlich von der Schaubühne verbannt und verfemt, drängte man auch in Wien   darauf, regelmäßige Stücke den improvisierten Späßen ent­gegenzustellen. In Leffings Miß Sara Sampson" drang zwar Hanswurst noch als Diener Norton ein, aber bald spielte man im Hoftheater nur noch Kompositionen, die aus französischen oder welschen oder spanischen theatris herkommen". Die Kunst eines neuen Verehrers von Hans Wurst  , des trefflichen Lokaldichters Philipp Haffner, war auf die Vorstadtbühne verbannt; als Brehauser starb, da triumphierte Sonnenfels, der Mann des klassi zistischen guten Geschmacks": Er ist tot, der große Pan; die Stüße der Burleste ist gefallen, thr Reich zerstört. Aber Hanswurst der ausgetriebene und begrabene, war nicht tot, denn er ist ewig. Bet der Neuberin   sputte er herum als Hänschen oder Peter, freilich ein Leopoldi, Raferl, als guter Kasperle, als Staberl und Thaddädl...

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Paul Landau  .

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Die Grundlage einer Grammophonplatte ist eine Wachsplatte, die besungen" oder bespielt wird. Das Aufnahmeverfahren ist meist elettrisch. Ein Schreibftift, der mit der Aufnahmedofe in Verbindung steht und die Bewegungen ber Schallwellen mitmacht, gräbt in die Wachsplatte Furchen ein, die den Schallwellen ent sprechen. Diese spiralförmigen Linien, die fast mitroskopisch flein sind, haben nun die Eigentümlichkeit, durch geeignete Apparate die menschlichen Stimmen ebenso wiederzugeben, wie die Töne der Musikinstrumente und Geräusche. Die Originalwachsplatte ist natürlich nicht diejenige, die in den Handel kommt. Sie dient nur dazu, sogenannte Mutter" herzustellen, durch die es möglich ist, eine unbeschränkte Anzahl von Schallplatten von einer einzigen Originalplatte herzustellen. Um diese Mutter zu erzielen, wird die elektrisch gemachte Wachsplatte in ein Kupferbad geban, wo sich im Laufe eines Tages allmählich gleichmäßig ein Kupferniederschlag bildet, der sich ganz eng den Formen der Wachsplatte anschmiegt. Daburch werden auf der Wachsplatte erhabene, spitoqörmige Linien gebildet, die völlig genau den vertieften Linien entsprechen, die sich auf der Wachsplatte befunden haben. Es wird nun wiederum mit Hilfe eines galvanischen Verfahrens eine neue Kupferplatte herge stellt, die genau wie die erste Wachsplatte jetzt die Rillen vertieft hat und von dieser Platte werden erst die Matrizen abgezogen, die gleichfalls durch Kupferniederschlag gebildet werden. Diese Matrizen haben, da sie die vertieften Rillen der Platte ausfüllen, wieder die Tonzeichen in erhabenem Zustande und sie müssen auch so beschaffen sein, denn von den Matrizen werden ähnlich wie beim Zeitungs und Buchdrud jetzt die verschiedenen Grammophonplatten abge­zogen. Außerdem müssen die Matrizen troß ihrer Dünne besonders feft sein, um gegen den gewaltigen Drud, dem sie ausgesetzt werden müssen, gesichert zu sein. Die Töne sind also zuerst, wie man daraus. erfennt, in Kupfer erstarrt, bevor sie auf die Platte kommen. Da­durch aber gewähren sie die Möglichkeit, die Platten zu verewigen, denn von der sogenannten Mutter", die natürlich aufbewahrt wird, fönnen immer wieder aufs neue Matrizen hergestellt werden, mit deren Hilfe stets die gleichen Platten anzufertigen sind. Der ver= ewigte Caruso ist also hier Wirklichkeit geworden.

"

Ist nun die Matrize fertig, dann muß die Plattenmasse berett­

Als waderer Kämpe war sogleich für den Hanswurst Justus Möser   aufgetreten, der treue Ecart aller volkstümlichen leber­lieferung; Seite an Seite mit ihm fämpfte Lessing, der den Abglanz ewigen Humors in Shakespeares Rüpeln wie in den Teufeln der mittelalterlichen Komödie zu erkennen wußte. Goethe, in alt­der mittelalterlichen Komödie zu erkennen wußte. Goethe, in alt­deutschem Bers und Hans Sachsens treuherziger Derbheit lebend und schaffend, begann sein mitrofosmisches Drama: Hanswursts Hochgestellt werden, die eine forgfältige Bearbeitung erforderlich macht. zeit", in dem der verachtete Narr Abrechnung halten sollte mit den gestellt werden, die eine sorgfältige Bearbeitung erforderlich macht. Die Plattenmasse besteht nicht, wie man allgemein annimmt, aus vornehmen, feinen Leuten und der verlogenen fultivierten Gesell Wachs, sondern aus Harz  , Schellad und anderen Stoffen. Die schaft. Die Romantiker sind ihm in dieser Thronerhebung des Hans­mursts gefolgt, und so lebt seine Gestalt weiter in allen großen wichtigste Vorarbeit besteht in der völligen Zerreibung und gleich­mäßigen Berteilung des Rohstoffes, der durch sinnreiche Maschinen Werken des Humors. zu einer weichen und schmiegsamen teigartigen Masse verwandelt wird. Nun haben bekanntlich die Grammophonplatten auf beiden Seiten Tert aufzuweisen. Die Herstellung beider Textseiten ist ein­heitlich und gleichmäßig. Eine Presse verfügt über zwei Teile, die aufeinandergedrückt werden können. Wenn diese Matrizen oben und unten eingelegt sind, dann kommt zwischen sie die weiche Platten­masse, und nun wird mit einem Druck, der ungefähr 150 Atmo­sphären aufweist, die Presse so zusammengedrückt, daß die obere und untere Matrize sich einander nähern und auf die zwischen ihnen liegende Plattenmaffe ihre Formen aufdrücken. Wenn jezt die Platte richtig abgekühlt ist, dann gibt sie alle die schönen Lieder und Tänze wieder, die uns erfreuen. Es ist jetzt schon eine alt­gewohnte. Einrichtung und doch ist es ein technisches Wunder, wie aus einer toten Masse die süßesten Stimmen erklingen. Der Zauberstab ist die Grammophnonadel, die bei jeder Platte einen Weg von vielen Metern macht, bevor das Musikstück zu Ende iſt.

Ollo Ehrhart- Dachau: Krähentod

Wo Bo die Amper durch das Rohrland geht, zwischen Binsen und den weißblühenden Aehren des Schilfs, sägt das Eis. Die Luft rüttelt förmlich vor Kälte.

Wenn einer so warm angezogen ist, wie ich, fatt zu essen, zu trinken, zu rauchen und daheim eine gut geheizte Stube hat, müßte er eigentlich zufrieden sein. Aber so gern ich sonst mit dem Winter raufe, heut' werd' ich nicht froh. Der Himmel ist bis zum Rand mit Traurigkeit gefüllt. Hinter allem spürt man die Not.

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Vorhin sah ich ein paar Bagabunden auf der Landstraße tippeln, der eine hatte halbe Schuhe und der andere feinen Mantel an. Man kann ja nicht jedem helfen, man tut was man tann, aber helf uns Gott  ! es laufen zu viele auf den harten Straßen herum. Menschen Brüder, für die der Himmel grauer ist wie für uns. Wir wollen gar nicht weiter darüber reden... Hinter dem Amperwald bei den Brüchen mit den Kümmer­erlen und den frostumsponnenen Rotweiden, die wie große, weiße Korallen sind- beginnt das Moor. Abends, wenn die Sonne unter­geht, schimmern sie rot, und ringsum dampft dann das Moor wie Blut.

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Wer will es noch glauben, daß dort im Sommer eine hohe, grelle Sonne stand, unter der sich's tausendfältig regte? Wo sind die blauen Tage hin? Ich weiß um einen Bildmorgen, da stand das Gebirge so nah, daß man im Wetterstein und Karwendel   jede Felswand sah. Seit Wochen sind die Berge wie versunken. Aber wenn einer die Macht hätte, dort hinten die grauen, dicken Schleier zu heben, läge es da tiefblau, sonnig und strahlend. Wie ein Märchen

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So trüb verrinmnt jetzt jeder Tag Man geht und denkt und finnt, man geht den Tag zu Ende Wie eben jetzt. Genau so.

Was haben die Birken bloß für Laub geschlogen? Hunderte von fchwarzen Bögeln müssen die dünnen Zweige leiden. Steif und ftumm, mit aufgeplusterten Federn erwarten die müden Krähen die Nacht.

Fallaub ist das. Ich weiß es ja. Sie tragen nicht umsonst die Farbe des Todes.

Heute morgen fand ich viele Krähen im Schnee. Der Frost hatte ihre ruppigen Mäntel mit Ornamenten bestickt, so schön, wie sie tein Bischof hat. Ihre verkrampften Füße starren gen Himmel,

und eine hatte sich eine feine, weiße Blüte gepflückt. Eine feitene Totenblume, die sie wie bewundernd weit von sich hielt. Als etwas

wunderfeines!

Hunger!" dachte ich. Die weiße Not!" Aber wie ich dann drüben am Waldrand die frischgestreuten Dunghausen mit dem drüben am Waldrand die frischgeftreuten Dunghausen mit dem Rinderblut dazwischen sah, wußte ich was es war: Gift!"

Aus den Abendnebeln des Flusses steigen drei Krähen. Schwer schlagen die Schwingen die Luft. Es ist sicher nicht leicht durch die zähen, eisigen Nebel zu fliegen.

Sie streichen ohne Haft über mir hin. Aber bald bleibt eine zurück, taumelt und stürzt dann jäh in den aufstäubenden Schnee hinab.

..Arrh- arrh!" Die anderen fliegen weiter, als hätten sie nichts gehört.

Eine Weile hockt der Bogel   still im Schnee. Er versteht nicht, was mit ihm los ist. Wieder lüftet er die Schwingen, schlägt und schlägt und schlägt, daß die Schneekristalle fliegen. Aber er ist kaum ein paar Meter weit gekommen.

Krähen sind merkwürdige Geschöpfe. Besen zwischen uns und unerforschlichen Tiertiefen, deren Klugheit mir oft unbegreiflich ist. Ihr Denken gleicht dem der Menschen. Die da sinnend über ihren Leiden sizt, hat plöglich die ganze Tragif ihres Schicksals erfaßt: Gift!"

Fort von hier! Nicht sterben!" Die Füße trommeln in tollem Taft, die Schwingen brausen, wie ein Lappen vor dem Sturm fegt sie umher. Umsonst!

Endlich begibt sich das qualvolle Kreisen. Mit ausgebreiteten Flügeln stürzt sie in den Schnee. Den Kopf aber hat sie steil erhoben- erdentrüdt als fühle sie schon den schmerzen 3ug

der Erde.

Es ist dunkler geworden. Lichter zuden am Rande der Wette. Da Schwingenschlag! Hoch im Nebel ziehen Krähen. Die Scharfhörige wirft sich auf, stößt den Schnabel von und ruft: Arrh arrrh! Freunde! Brüder!"

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Schwingenschleg und Schattenflucht.

,, Freunde! Brüder!"

Leer ist der Nebel

100 bleibt das Waffer?

Seit Ende 1928 fteht Mitteleuropa   unter dem Einfluß einer unbekannten Störungsquelle, die ein unerhörtes Wasserdefizit ergibt. Im Saaletal ist sowohl in Thüringen   wie in der Provinz Sachsen  die Niederschlagsmenge bis auf ein Biertel der durchschnittlichen Menge herabgefunken. Der ganze Sommer 1923 stand noch unter der Nachwirkung des schneelosen vorangegangenen Winters und der gegenwärtige Winter 1930 hat bisher den verflossenen 1929 noch an Wasserarmut übertroffen. Wenn sich solche trockene Perioden auf längere Zeit hin ausdehnen, so tritt durch das allgemeine Sinten des Grundwassers Austrocknung zahlreicher Quellen ein. Um so wichtiger wird es sein, für die städtischen Wasserleitungen aus­reichende Reservoire bereitzuhalten. Aehnliche Trockenheit wird aus verschiedenen Teilen der Erde, so namentlich aus dem nördlichen China  , gemeldet. Ursachen für diese Erscheinung sind nicht bekannt. ( Eine merkwürdige Ausnahme ist Kassel  , das z. B. im September 1929 fast 50 Broz. mehr als normal Niederschläge hatte. Und am stärksten ausgebildet zeigt Westerland   auf Snit das Minimum: nur 15 Proz. vom Normalniederschlag September 1929.)

Apfelfinen- Konfum. In England werden von allen Ländern der Welt die meisten Orangen gegessen. Ein Drittel aller Apfelfinen wird nach Großbritannien   ausgeführt, und jeder Engländer verzehrt durchschnittlich neunzehn Pfund jährlich, während in Deutschland   und Frankreich   nur sieben Pfund Apfelsinen jährlich auf den Kopf der

Reglos wie ein Mensch, der's nicht faffen tann, hockt fie da. Bevölkerung tommen,