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Nr. 99 47. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Flick und Thyssen als Herrscher.

Die Machtwandlung in der Montanindustrie.

In bem größten Industrieunternehmen Deutschlands  , der Ber.  | Trust. Maatschappij. Bon der Phönig- Gruppe wurde auch einigten Stahlwerte A.-G., sind eindeutige Herrschaftsverhältnisse die Koninflyfe Nederlandsche Hoogooen en Staal. zustande gekomunen. Die industriellen Kräfte haben den Einfluß fabrieken gegründet, die von Fentener van Vlissingen tomman der Händlerfirmen zurüdgedrängt. In Verbindung mit den beim diert wurde und einen Teil des Attienkapitals des Phönig im Besiz Abschluß der Eisenkartelle erfolgten Umwandlungen hat man jetzt hatte. lleber den Phönig kamen die Gruppen Wolff- Blissingen ein ziemlich einheitliches Bild der Machtgruppierung in der deut Haniel in den Interessentreis des Stahlvereins und in deffen Auf­fchen Schwerindustrie.  fichtsrat. of 0)

Die früheren Machtverhältnisse im Stahlverein.

Der Stahlverein entstand als Zusammenfassung der Erzeugungs­Betriebe der Rhein- Elbe- Union, der Thyllen- Werte, der Rheinischen Stahlwerte und der Unternehmungen der Gruppe Phönig van der 3ypen. I as Kapital der Gründergesellschaften betrug rund 850 mil lionen Mart. Etwa in diefer Höhe( 800 Millionen Marf) wurde auch das Aktienkapital des Etahlvereins festgesetzt. Der Stahlverein hat inzwischen eine wesentliche Bergrößerung, sowohl durch Bro­buftionsstätten als auch durch Beteiligungen erfahren, so daß heute von einer Raptalüberfegung menig mehr gesprochen werden famt. Das Aftienkapital bes Stahlvereins wurde bei der Gründung unter ben Gründergesellschaften in, folgender Weise aufgeteilt: Gelsenkirchen   bzw. Rhein- Elbe- Gruppe 316,0 Mill M. 39,5 Proz. Thyssen- Gruppe 208,0 26,0 208,0 68,0

Bhönir van der 3npen Rheinische Stahlwerte.

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800 Mill. M 100 Broz. Nach der Gründung des Stahlvereins fanden nicht geringe Um­wälzungen statt. Die Rhein- Elbe- Gruppe wurde in einem festen Blod unter der alten Firma Gelfentirener Bergwerts Aftiengesellschaft zusammengefaßt. Die Phönig A.-G. für Bergbau und Hüttenbetrieb blieb im großen und ganzen Hol bingunternehmen. Die Thylfen Gruppe verbreiterte. fich nach verschiedenen Richtungen hin, und bei Rhein   stahl er folgte ebenfalls eine Konsolidierung, wobei das Befigverhältnis der J. G. Farben von nicht geringem Einfluß war. Bon den Gründer­gesellschaften mußten im gleichen Verhältnis Stahltruftattien an die Gesellschaft selbst zurückgegeben werden, die zu Angliederungszweden oder zur Börseneinführung usw. gebraucht wurden. Eifersüchtig wurde darüber gemacht, daß feine Gruppe den überragenden Ein­fluß betam.

Das Eindringen von Flid.

Im Laufe der Zeit famen aber neue Einflüsse hinzu. Vor allen Dingen war es der rührige Gebieter der Charlotten hütte, Friedrich Flick  , der sich in zähem Ringen an den Siahl nerein heranarbeitete. Durch die Vermittlung lids waren in ben Interessentenbereich des Stahlvereins wertvolle Besitzungen gebracht morden. Bir nennen die Werte in Siegerland  , die Attienmehrheit der Mitteldeutschen Stahlwerte 2.-G., der Linke­Hofmann- Busch- Werte und in Berbindung mit Mittelstahl die Aktienmehrheit der Oberschlesischen Hüttenwerte. Gelsenkirchen   arbeitete sich zu einem Produktionsunternehmen ersten Ranges in der Ruhrtohle empor. Friedrich Flid erhielt nach und nach die qualifizierte Mehrheit von Gelsenkirchen  . Sein Attienbesitz mird auf etwas über 40 Proz. geschäßt. So wurde Flick, einesteils über Gelsenkirchen  , anderenteils über die Charlottenhütte, zu einem Herrschaftsfaltor im Stahlverein. Die attive Rolle Flicks bei der Abrundung der Intereffen des Stahlvereins ist oft in Erscheinung

getreten.

Die Phönig- Gruppe Wolff- Holland- Haniel. Die Berhältnisse waren also so, daß der aktive Einfluß auf den Stahlverein einmal bei Frig Thyffen lag und dann mehr und mehr von Flid ausgeübt wurde. Ein Mittelding bildete die Gruppe Phönig. Beherrscher des Phönig waren die Kölner   Händlerfirma Otto Wolff  , die holländische Gruppe Fentener van 2liffingen und ein Zweig der Familie Haniel, die von Werner Carp  nertreten würde. Der Phönig war zeitweilig zur Mehrheit in dem Befig der von holländischen Rapitaltreifen gegründeten Phönig.

Die neuen Kommandeure.

Die jest erfolgte Umgruppierung innerhalb der Bhönig- Gruppe ging folgendermaßen vor sich: Friz Thyssen und Gelsenkirchen   fiber­nahmen die Mehrheit des Aftienfapitals des Phönig zum großen Teil gegen Umtausch von Stahlvereinsattien. Die bisherigen Groß­aftionäre des Phönig sind unmittelbar Aktionäre der Bereinigten Stahlwerte geworden. Wolff- Holland- Haniel find Einzelaktionäre des Stahlvereins geworden. Ele tönnen infolgedessen den Einfluß, den sie bisher hatten, so geschlossen nicht mehr ausüben.

Thyssen und Gelsenkirchen   haben ihren direkten Ein­fluß durch die Webernahme des Phönig verstärkt. Die Händlerfirma Otto Wolff   hat sich von der aktiven Einflußnahme beim Stahlverein etwas zurückgezogen. Dies tam bereits durch den Berfauf von Döhlen und der Rewag( Rohde- Konzern) zum Ausdrud. Thyssen­Gelsenkirchen haben etwas von ihrem diretten Einfluß auf den Stahlverein zugunsten eines stärker wirkenden indireften vertauscht. Braktisch ist das Mehrheitsverhältnis der Gruppe Thyssen- Gelsen firchen beim Stahlverein ungefähr zu zwei Dritteln des tientapitals nunmehr fest veranfert. In der offiziellen Berlautbarung über die Transaktionen hieß es: ,, Durch diese Ab­tommen ist die Politik der Vereinigten Stahlwerte konsolidiert und auf lange Sicht fichergestellt." Frig Thyssen und Friedrich Flick  sind zu Beherrschern des Stahlvereins geworden.

Infolge feiner Größe und durch den bei der Berbandserneuerung erfolgten Quotenkauf verfügt der Ruhrtrust über große Teile der gesamten Eisen, Stahl und Montanindustrie und hat den beherr. fchenden Einfluß in den Eisenkartellen. Das Herrschaftsreich erftredt fich von der westdeutschen Schwerindustrie über die mitteldeutschen Berfeinerungswerte bis zur oberschlesischen Hüttenindustrie. Der Einfluß auf die Fertigperarbeitung durch die Demag  , die Linke- Hofmann- Busch- Werke usw. ist nicht geschmälert, sondern nach verschiebenen Richtungen noch erweitert worden. Diese er neuten Machtwandlungen an der Ruhr üben nicht nur auf die Schwerindustrie, fondein auf die gesamte deutsche   Wirtschaft ihren Einfluß aus. Für die Arbeiterschaft ist diese Neugruppierung be achtlich. Beigt fie doch erneut, wie fyftematisch und fonsequent sich einzelne Spigen herausheben und zu Gebietern der Boltswirtschaft werden. Sen olois

0.001

P. U.

Kohlenforgen- Polenforgen.

Erschwerte deutsche Lage muß billig berücksichtigt werden Der Berband der Bergbauindustriearbeiter schreibt uns: ,, Seit langer Zeit wird behauptet, daß die deutsch  - polnischen Handelsvertragsverhandlungen furz vor dem Abschluß ständen. Wie wir hören, foll aber in der legten Zeit von polnischer Seite noch immer versucht werden, eine Erhöhung des polnischen Rohlentontingents über 300 000 oder 350 000 Tonnen hinaus zu erreichen. Wir haben immer darauf hingewiesen, daß bei Anerkennung aller Schwierigkeiten solcher Berhandlungen auch die Interessen der deutschen   Kohlenwirtschaft und ihrer Arbeiter nicht außer acht gelassen werden dürfen. Durch Einfuhr von 350 000 Tonnen Kohle( wozu Polen   noch die Saldierung verlangen foll D. R.) würden zehntausende Bergleute brotlos werden.

In Oberschlesien   haben wir seit 1. Februar eine Förder. einschränkung von 25 Broz. Die Tagesförderung betrug in der letzten Boche 53 800 Tonnen gegenüber 81 000 im November. Bis Anfang Februar wurden 235 000 Feierschichten eingelegt. 6000 Bergleute find schon gekündigt, und weitere Kündigungen stehen in Aussicht.

Freitag, 28. Februar 1930

Die Halbenbestände sind um 212 000 Tonnen Rohle im November auf 547 000 im Februar, die Kotsbestände um 27 000 im November auf 150 000 Tonnen im Februar gestiegen.

Im mitteldeutschen Brauntohlenbergbau ist die Förderung um 2,3 Milliones Tonnen in den Novemberwochen auf 1,6 millionen im Februar zurückgegangen. Entlassungen und Feier schichten sind in erschreckendem Umfange vorgenommen worden. Die Briteitvorräte umfassen gegenwärtig 1% Millionen Tonnen.

An der Ruhr betrug die Förderung im Februar 395.000 Tonnen täglich gegen 454 000 im November. Die Haldenbestände be trugen für Januar 1,9 Millionen Tonnen Kohle und 1,4 Millionen Tonnen Rots, sind aber seitdem noch bedeutend gestiegen.

Eine derartige Lage, die auf längere Zeit wesentliche Besserungen taum gestatten dürfte, muß bei den deutsch  - polnischen Berhandlungen durch die deutschen   amtlichen Stellen unbedingt berücksichtigt werden."

Drei Jahre Ruhrferngas.

Keine imponierende Bilanz.

In einem sorgfältig gefiebten Pressefreis hat die Ruhrgas- A.- G. entwidelt, was fie bisher erreicht hat und ihre Propaganda für die Bechenfernversorgung fortgesetzt. Dentt man an die riesigen Hoff­ungen, mit denen vor drei Jahren Herr Bögler selbst die tommu nale Gaswirtschaft und die deutsche Deffentlichkeit mit einem Husarenritt zu überrumpeln und zu erobern gedachte, so muß die Dreijahrsbilanz der Ruhrgas- A.- G. tläglich genannt werden, beson ders wenn man an die ungeheuerlichen Kosten denkt, die für Propa­ganda und sonstige finanzielle Erfolgsebnung aufgewendet werden mußten. Die Ruhrgas- 21.- G. ist in den Berträgen über die äußersten Puntie Hannover   und Köln   bisher noch nicht hinaus gefominen; fie muß zugeben, daß die tommunalen Widerstände überall sehr beträchtlich sind und daß auch die Industrie sich taum von den Borteilen der Zechenfernversorgung überzeugen vermag. 1929 ist insgesamt ein Absatz von 400 Millionen Rubikmeter Gas erreicht, und davon find noch rund 80 Broz Abfaß an Konzernwerte der Ruhr. Eingerechnet sind dabei auch die vom Rheinisch- West­fälischen Elektrizitätswert gekauften Beitungen und Berträge. Für 1930 hofft man, durch den Leitungsbau nach Köln  , Siegen und Hannover   eine Steigerung auf 650 Millionen Stubitmeter zu er reichen, was immer noch nicht mehr fein wird als die Leistung der Berliner   Städtischen Gaswerke allein. Besonderen Staat fann also die Ruhrgas- 2.- G. mit ihrem bisherigen Erfolge wahrlich nicht machen.

Braunfohlen- ,, 3lfe" fcheffelt weiter Gewinne.

Der Aufsichtsrat der Ilse- Bergbau A.-G. ist sich darüber klar geworden, wieviel Gewinne er für 1929 ausweisen( bzw. verſteden) und welche Dividende er verteilen mill. Aber auch nach tiefem

geheimen Rechenerperiment haben die Braunkohlenfumpels den Herren der Braunkohlen- lfe noch erheblich mehr als im Jahre 1928 übriglaffen müssen. Der Reingewinn beträgt 7.41 gegen 7,19 Millionen, und die Abschreibungen werden um 15 Proz. von 6.09 auf 6,92 Millionen heraufgefeßt. Die Altionäre erhalter wieder 10 Proz. Wenn der Geschäftsbericht vorliegt, wird sich näher zeigen faffen, wie alle Erfolge der Rationalisierung wieder von den Löhnen und Soziallaften aufgezehrt" worden find.

Ausfuhr und Arbeitsmarkt. Unvollständige Feststellungen des Ronjunt urinft tuts. Das Institut für Konjunkturforschung hat in seinem letzten Bochenbericht einige bemerkenswerte Ausführungen über die Zu sammenhänge zwischen Innenmarkt, Arbeitslosigkeit und Ausfuhr­steigerung gemacht Wenn auch bis jetzt noch fein absoluter Rüd­gang der Fertigwarenausfuhr eingetreten fet, so habe sich doch das Tempo der Zunahmen in der Fertigwarenausfuhr seit Mitte 1929 start verlangsamt. Der Tiefpunkt der rückgängigen Auslands fonjunttur jei noch nicht erreicht und der zunehmende Konkurrenz fampf auf dem Beitmarkt erfordere große Anstrengungen von deutscher Seite. Die deutsche Industrieausfuhr von 1929 set um rund 1,2 milliarden größer als die von 1928 gewesen. Ungefähr 400 Millionen Mark Arbeitslöhne dürften in diem Mehrerport

Die grösste deutsche Schuhfabrik eröffnet eine weitere Verkaufsstelle

InGroß- Berlin

Weissensee Berliner Allee 241 heute nachm.4Uhr

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