Ä Unterhaltung und Wissen
&rank 3. ffiraun: Schülfe in< 5«»s Jensen steckte noch einmal«in« Münz « in das Orchestriwv, es sprang sofort an nnd begann einen uralten Schlager zu deto- nicren. Der Wirt, in Hemdsärmeln hinter der Tonballt hantierend, nickte Jens Jensen aufmunternd und beifällig zu. Das gefiel ihm; immer nncht« Lärm und Musik Im Blauen Engel sein. Jens Jensen kam durch die Länge des Lokals auf mich zu:„Es lenkt ab," sagte er,„nicht uns, soirdern die anderen: sie kennen mich hier nicht, sie sind neugierig; ober eigentlich ift doch die Angst vor den Spitzeln, die sie horchen und beobachten läßt... sie haben alle kein reines Gewisien," und er lächelte und sah mir auf den Mund, ,,— so wenig wie ich,— ich weiß, Sie können sich Ihren Nachsatz sparen".— Er batte noch immer das bezaubernde Lächeln jener Zeit, da ich ihn im Frack kennen lernte, er hatte immer noch die schmalen, weißen Hände — und die langen Finger. „Sehen Sie meine Narbe an?" Er betrachtete selber sein« Hand, die da aus dem Holztifch lag. Ein« kreisrunde, rote Stelle leuchtete an der Außenseite: als er die Hand umdrehte, wie zu einer Bitte hinhielt, ward innen die größer«, unregelmäßig« Ausschuß- stelle sichtbar. Sein Lächeln verstärkte sich.„Sind Sie nicht ge- konrmen mit der Hoffnung auf eine Geschichte? Ich bin Ihnen ein« Revanche schuldig. Prosit!" Er trank seinen G-rog. Grog ver- kehrt, wie es hier hieß: Rum, dam man«inen Schuß Wasser zu- setzte.„Die Kugel, die durch diese Hand fuhr, besitz« ich nicht. Das iit schade: sie wäre klarster Beweis, daß Kriminalkommissar Habig sich weder erschoß, noch von dem Einbrecher erschossen wurde." „Konrmisiar Habig in der Ulmenallee?" „Ja. Man fand den Kommissar mit einer Kugel in der Stirn, nach lebend, aber im Sterben. Cr hat das Rätsel jener Nacht nicht mehr aufzuhellen vernrocht: er blieb stumm. Der Einbrecher entkam. Sie wenden das gelesen haben? Es war ein Sensationssall. Die Kühnheit jenes Fassadenkletterers war so verblüffend, daß sie erschütterte. Ich will Ihnen sagen, wie es war, diese Kühn- heit hieß hellsichtige Angst und war nichts als verzweifelte Tapfer- keit. Ich weiß es genau." Er lächelte wieder, aber dies Lächeln tat weh.„Ich bin ein Lußeirfeiter der Gesellschaft, heißt es nicht so, ja. verlorener Sohn der großen Gemeinschaft, ja... aber Sie werden es mir glauben, müsien mir das glauben: ich habe noch nie einem Menschen am Körper geschadet. Ich habe auch Habig nicht erschossen." Meine Zustimmung, daß ich ihn nicht für einen Mörder halle, schien ihn zu befriodigen und zu beruhigen. Das Zucken in seinem Gesicht legte sich, die Augen fanden einen Ruhepunkt, und die Sätze kamen geordnet. „Ich hatte mit Kriminalkommissar Habig«in« Angelegenhell zu reggln. Ich mußt« ihm«in Bildchen entwenden, ein bestimmtes Bild, das in seinem Besitz gefährlich war. Er verbarg es in seiner Wohnung, das wußte ich: ich kannte seine Gewohnheiten und baute meinen Plan.— Am Abend des 16. war ich fell Dunkelwerden in der Ulmonalle«: immer i» der Nähe seiner Wohnung, unauffällig, 'ichernd, vorberellend. Habig war im Hause. Er wohnte im ersten Stach: aber es war die zweite Etage: denn sie zählen in der femen Gegend Hochparterre nickst. Bor " dem Hause lag ein kleiner Garten; alle diese Häuser hallen solch« Vorgärten. In seinem Vorderzimmer brannte Licht. Ein gelbroter Schein, die Stehlampe vor seinem Schreibtisch, wie ich wußte, denn natürlich war ich oben gewesen bei der Haushälterin. Tags. Der Mann von den ElckllizitSts- werken, nicht wahr?... Er hall«, einen Augenblick allein gelassen, die Balkontür geöffnet; aber das war nicht festzustellen, denn der Riegel lag wieder vor. Rur eben, er war nur angelehnt. Ein Druck von außen stieß ihn zurück: ihn und die Tür... Ein leichter Regen siel. Laternen blinzelten nlißvergnügt. Ein paar Menschen hallen es ellig, glitten vorüber wie Schatten mll hochgestellten Mantelkragen. Als ich vom Giller, die Mauertäfelung nützeist», zum ersten Balkon hinaufenterte, befand sich kein Äkensch in der Straß«. Ich konnte jedenfalls niemanden entdecken. Und doch nmß drüben am Kanal, die Illmenallee hat nur eine Häuserreihe, wie Sie wohl wissen, muh hinter den Bäumen an der Wasserseite schon die Polizei- patrouill« gestanden haben. Vom Balkon im Hochparterre zum ersten Stock hinauf ift es ein schweres Stück. Man muß sich auf fein Balancegefühl verlassen, auf Hände, Füße und Nägel. Ein« Weile schwebt man voahrhaftig. Ick) kam hinaus, hockte mich hin vor da? Fenster,«in«n Augenblick zu rasten, denn ich war außer Atem. Alles hatte vollkommen lautlos vor sich gehen müsien. denn
dicht vor der Tür stand schräg gerückt der Schreibtisch, hinter dem Habig sitzen würde. Ich zog den Revolver, steckte den Dietrich in die äußere Jockentasch«. Den Revolver— ja; er war nicht gelade». Es wäre zu gefährlich gewesen bei der Kletterei: es war ein altes Tronunelniodell, das nicht recht zu sichern war. Ich gedachte die Waff« auch gewiß nicht anders zu gebrauchen, als zu«inein Bluff. Ich wollte den Habig in Schach halten, zwei, drei kostbare Minuten ihn in der entgegengesetzten Zimmerecke festnageln, indes ich den Schreibtisch öffnete. Ein Bravourstück? Sehr freundlich. Wer wie gesagt, ich war in einer Zwangslage. Als alles vorbereitet, noch einmal vorgedacht war, richtete ich mich auf, bereit, die Tür einzudrücken,— da versteinerte mein gestreckter Arm. Don unten herauf kam ein Ruf: Hand« hoch! Keine Bewegung! Und aus dem Schatten der dicken Stämme lösten sich zwei verhängte Gestalten. Eine Sekunde war Erstarrung. Mein Blut schlug einen raseirdcn Takt, lärmte im Hirn und wollte mich verwirren. Ein... zwei Sekunden... es gab keine Zeit, sie war eingestürzt— ich stand auf dem Balkon, hoch- aufgerichtet, starrte gegen die Türe, sah das Ziel und konnte mich nicht rühren. Und da begriff ich, in diesen Augenblicken sah ich«s: mein Schatten, von eine? tückischen Laterne gegen die Scheiben ge- warfen, zeichnete sich ab und mußte auch von drinnen sichtbar sein. Ein Stuhl siel im Zinrmer um, schrammt« scharrend Über den Boden ... ich wußte, ich war jetzt verloren. Da hob sich mit der Plötz- lichkeit des Gedankens verzweifelt« Tattraft in mir auf. Ich sprang vor, stieß die Tür ein, stand aus der Schwelle, hob den Arm mit der Waffe und sah wie ein Spiegelbild den Konrmisiar stehen, den Revolver vorgestreckt— und die Schüsse krachten. Die Schüsse krachten... Im selben Augenblick sank Kriminal- kominissar Habig in sich zusanunen, siel um wie em Baum, den man an der Wurzel abgeschlagen hat. Ich stand im Zimmer. Ein peinigender Schmerz riß meine Hand herab. Ich steckte meinen nutz- losen Revolver«in, ließ die blutende Hand in der Tasche, preßt« sie dort gegen ein Tuch. Mit der freien Hand öffnete ich den Schreibtisch, es war einfach, die Schlüssel steckten. Lärm war aus der Straße:«ine Klingel schrillte grell durch das ganz« Haus. Ich fand das Bild, nahm es an mich und schloß den Schreibtisch wieder ab. Ich sah mich um. Kein Gedanke, kein Plan bis zum Ende. Alle hosteten, umkreisten das ein« Wort: Flucht! Aber wohin, wie? Ich lief durch das Demach, taumelte durch einen Korridor; am Ende war wieder«in Zimmer. Mit iveitoffenein, hellen Maul gähnt« ein Bell, aber im Fenster stand inattleuchtend der Himmel. Ich riß es auf. Ich saitd den Blitzableiter. Di« arme Hand mußte noch einmal mit anpacken. Geschunden, im Rutsch auf Leben und Tod, der am Ende nur Hautfetzen kostete, langte ich unten an. Zwei Holzzäune noch, ein knarrende Brettertür, und eine ganz andere Straße nahm mich auf. Ich war gerettet." Jens Jensen brach ab. Er trank den Rum aus. Ging an die Tonbank und ließ sich fein.Glas nochmals füllen. Er fetzt« sich nicht wieder, sondern blieb am Tisch des mir stehen und meint« nach- denkt ich:„Sic zahlen wohl diese Zeche?" Ich nickte.„Gut," sagt« er; vielleicht halle er auch danke gesagt. Er sah mich an.„Erkennen Ei« die Zusammerchänze?" fragt« er.„Habig schoß auf mich, schoß mir dieses runde Loch in die Hand. De? eine Wachtmonn auf der Straß« feuerte auch auf mich; er traf den Kvmnüsiar: Kopfschuß, glall vor die Stirn. Niemand hat zwei Schütz« gehört; sie sielen in derselben Sekunde. In Habigs Neooloer, Polizeimodell fehlt ein Schuß. Ein« Kugel»oard ihm aus dem Hirn geholt. Polizeimodell. Selbsllnord? Der Wachtmonn hat einen Schuß abgegeben; der Ein- breche? hat Blut gelassen; er ist getroffen, schleppte die Kugel also mit sich... Hypothese: der Einbrecher hat den Kommisjar mit dessen eigeiren Revolver er schössen. Habig ließ die Waffe stets auf dem Tisch vor sich liegen; ein Griff entschied die Minute. Der Ein- brecher saßt eher zu. Er war ein verdammt gerissener Kerl. Drückt« dann seinem Opfer die Waffe in die Hand. Selbstmord. Und ent- kann Das trug man ihm ganz beso-iiders nach." Er lächelte, sah mir groß in dl« Augen.„Zufall? Man kann das wohl sagen. Man kann es aber auch ganz anders nennen..." Es war etwas Sprühendes in diesem Blick, etwas Berwirrendes. Und er schritt durch die Tabakswolken, zahlte dem Orchestrion abermals den Obolus, hob dann spöttisch den Finger der durchgeschossenen Hand, als es einsetzte:„Mit Rosen in der Hand bfft du geboren..." und war nicht mehr im Lokal.—
£>er SBauberer Als Goethe im August 1805 Halle und Magdeburg besuchte, entschloß er sich mll seinem Sohne August und dem großen Philo- logen Wolf zu einem Abstecher nach der alle», Universitätsstadt Helm- stefö, und zwar, wie er an Frau von Stein schrieb,„um daselbst den wunderlichen Doktor B e i r e i s zu besuchen. Er ist schon so all. daß man sich eilen muß. um ihn und seine Besitzungen noch zu- fainmenzufinden. Cr ist fest langer Zeit deswegen merkwürdig, daß er Sammlungen aller Art zusammengebracht hat, und zwar von solchem Umfang und Kostbarkeit, daß sie das Vermögen eines Par- tikul'-ers zu überschreiten scheinen." Goethe hat später von diesem Besuch bei dem„Zauberer von Helmstedt ", den er„eine so einzig merkwürdig« Persönlichkeit" nennt, in seinen„Tag- und Jahres- hes-en" eine berühmte Schilderung entworfen, dl« dem seltsamen Original Unsterblichkeit oerliehen hat. Aber auch ohne dies« Weih« durch Goethes Feder verdient der Mann bei der Wiederkehr seines Mü. Geburtstages ein Erinnerungsblall, denn er stellt den l-tzten vertre.er jener, barocken Gttehrsamkelt dar. die m.hr das Kuriose als das Wahre sucht, in den Jtutift- und Wunderkammern' phantastische Sammlungen aufhäufte und da? Wisien mll dem dämonischen Glanz der Zauberei und Scharlatanerie umgab. - Wenn Goeth, in seiner Schilderung von Beireie an Caglwstro und ander«.Wundermänner" erinnert, so läßt er doch zugleich seine Bedeutung als„dömonffcher Mensch" gelten, und die moderne For. ichung hat gezeigt, daß dieser hochbsriihmte Leibarzt von Fürsten . dieser Professor, der in sämtlichen Fakultäten zu Hause w'r und Vorlesungen hielt, als Mensch und Gttehrter eine bedeutende und legena reiche Tätigkeit«illfället hat. Schon als Student widmete er sich der Kunst des Goldmachens, und wenn er auch ebensowenig
von MeimUeäl wie Bötig er. der Erfinder des Porzellans, und Kunkel, der des Rubinglasez, Gold fand, so entdeckt« er doch stall dessen d!« Her. stellung wertvoll«? Farben, Karmin und Schalt«, verkaufte seine Erfindungen auch nach dem Auslaad und brachte es so zu großem Reichtum, den er dann später in Helmstedt durch feine ärztlich« Praxis und seine Dorbesungen noch sehr vermehrte. Mit diesen ge- wattigen Mitteln aber legte er sich auf die Schöpfung einer Eamtn» lung, die nicht ihresgleichen halle . Dabei kam es ihm vor allem darauf an, die Menschen in Erstaunen zu fetzen und sich selbst mit dem Nimbus eines Hexenmeisters und Zauberers zu umgeben. So hauste der„alte Merlin" unier allem möglichen Urväter- Imsrai und einem wundertichen Gemisch von Kostbartellen und Blendwerk, Wenn die Bauern in sein Wohnzimmer kanten, er. schreckte si« ein« Teusel-ftgur, die plötzlich ihr« Zunge heraus- streckt«. Im Gartenhause saß der Flötenspieler, einer der berühm- ten Automaten von Vaconson, und auch die Hafer sresiende und verdauende Ente dieses Meisters beiand fich>n keinem Besitz. Sein „magisches Orakel" war eine Wunderuhr, die stillswnd, wenn ihr Besitzer die Hand aufhob, und auf seinen Befehl weiterging. All das waren natürlich nur Eulenspiegeleien. Die Zunge des Teuiels war mit Phosphor bestrichen und leuchtete im Dunkeln; die Uhr lenkt« er mll einem starten Magneten in seinem Wrmel. Aber daneben besaß er auch wertvolle Apparate, so dl« van Otto von Guericke erfunden« Luft pumpe und Elektrisiermaschine, die jetzt den Sammlungen der Braunschweiger technischen Hochschule angehören. Aehnlich war es mll seinen KunsisammlunNen. Di« Münzen, mit deren Gold- und Silberglanz ex den Besuchern imponiert«, waren zum Teil Fälschungen, und ebenso di« Gemälde, di« er in ver»
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staubten Hausen an den Wänden seines Schlafzimmers um fein Htmmelbett herumliogen hatte. Goethe glaubte noch, daß das Selbst- bildnis Dürers aus dem Jahr« 1433 ein Original sei und emsttzt« sich darüber, daß„dieses preiswürdig«, durchaus unschätzbare Bild" ohne Rahmen herumlag und sich jeden Augenblick zu spalten drohte. Aber es war mir eine alte Kopie, die jetzt das Leipziger Museum bewahrt. Immerhin verdanken wir Goethe«ine wundervolle Schil- derung dieses Bildes, dessen Original heute in seiner Bedeutung voll erkannt ist. Beireis hatte kein Kunstverständnis; ihn inter- effierte an feinen Bildern nur das Kurios«, und er war stolz darauf, eine Reihe von Werken aus dem 4. bis 15. Jahrhunden und Stücks der größten Meister in ihrer ersten, zweiten und letzten Manier zu besitzen. Don dem einen Bilde erzählte er, daß bei seinem An- blick em Göttinger Professor in den bittersten Trämnguß ausgebrochen fei, von einem anderen, ein Hund habe das gemalt« Brot auf dem Tisch der Jünger zu Emmaus angebellt. Durch sein« originelle Lebensweise wußte er einen ganzen Lc- gendenkranz um sich zu schlingen, und der„Zauberer von Helm- stedt" verstand, diesen Ruf bis zu seinem Tode im Jahre 1809 aufrechtzuerhalten. Die wildesten Gerüchte aber beschäftigten sich mit seinem Haupffchatz, einem Diamanten von angeblich unschätzbarem Wert, er hatte dieses Juwel»ill dem größten Geheimnis umgeben. Aber kurz vor Goethes Abschied„brachte er ohne weitere Zere- monien aus der rechten Hosentasche das bedeutende Naturerzeugnis". Durch einige«finge Proben suchte er die Eigenschaft eines echten Diamanten zu erweisen, erzählte auch davon, daß er den Diaman- ten, der ursprünglich noch viel größer war, einer Feuerprobe unter- warfen und den Stein durch dieses Feuerwerk binnen kurzem über ein« Million Taler an Wert vettoren habe. Goethe aber erkannte beim Durchblicken, daß es sich wohl eher um einen Bergkristall handelte. Cr soll«in besonders großes Topasgeschiei»« gewesen sein. Goethes Ausemhalt in Helmstedt aber war„durch tiefes größte Rodomontade unseres wunderlichen Freundes ganz eigen:- lich gekrönt".
3>as.angeSeuerte Qehirtt fleue Soridiungen Wie gern möchte der Mensch leichter, schneller und besser denken, aber der„Nürnberger Trichter " und andere wohlmeinende Emp- sehlmrgen der Vergangenhell hoben nichts geholfen und keinen klüger gemacht, als er vorher gewesen. Nun scheint es aber so, als ah es der modernen Wissenschaft gelingen wird, die Hirntätigkeit künstlich zu steigern. Eine Zeillang dachte man, daß der Phosphor das Allheilmittel sei, da Gehirn und Nerven an Phosphorverbin- düngen besonders reich sind, und so hieß es:„Ohne Phosphor kein. Gedmrke!" Aber die zahlreichen Präparate, Sie bald auf den Markt gebracht wurden, haben mir wenig genützt, denn man erkannte, daß nur in den seltensten Fällen Phosphormongel die Ursache der Nervenschwäche ist. Nun hat man aber in jüngster Zell , wie W. Fintler in der Wochenschrist„Die Umschau" ausführt, von zwei verschiedenen Seiten, einer physikalischen und einer biochemffchen, exakt begründete Verfahren'gefunden, die die Hirntätigleit erhöhen. Das eine dieser Verfal)ren ist die jetzt so vieliach in der Heilt und? angewendete elektrische Durchwar münz, die Diathermie. Das Gehirn wird im wahrsten Sinne des Wortes„angefe'wrt". Durch Versuch« in der Wiener Nervenklinik haben Schilder und .Hofs gezeigt, daß die elektrische Durchwärmung, deren Wirkung auf ! die Tätigkell beim entblößten Gehirn man bereits beobachtet balle, auch durch die unversehrten Schädelknochen hindurch sich durchführen läßt. Man wählte zur Beantwortung dieser Frag« das Kleinhirn, und aus gewisien abweichenden Bewegungen der Arn« bei der Diathermie ergab sich, daß der elektrische Strom tatsächlich durch die Schädelknochen in das Gehirn eindringt und ein« Steigerung, der Leistimg hervorruft. Durch die Erwärmung wird dem betreffenden Organ reichlich Blut zugeführt, und diese Blutzusuhr wieder sörderi die Tätigkeit. Unabhängig von diesen Arbeiten wandte Proscsspr Kraus an der Prager Psychiatrischen Klinik die elektrische Durch- wärmung des Gehirns und Rückenmarks bei Erkrankungen dieser Organe an und erzielte damit geradezu wunderbare Heilungen und Besserungen,. so daß auch dadurch di« starke Einwirkung der Diathermie aus das Gehirn erwiesen wird. Eine andere Methode, unser Gehirn anzuregen und leistungs- fähiger zu machen, beruht aus den StuOien des Hirnreizstoffes, die Professor Sieina ch an Fröschen durchgeführt hat. Man nimmt an, daß die Wirkung der Hormone im wesentlichen darauf beruht, daß sie in dem Organ eine Blutfülle hervorrufen. Es gelingt auch. durch Diathermie die Funktion von Hormondrüsen zu steigern. Der Wiener Gelehrt« hat mm gezeigt, daß durch Einspritzung von Hirn- substanz di« gesamte Tätigkeit des Zentralnervensystems eine beut- liche Steigerung erfährt. Bei Wassersröschcn wurde die Nerventätigkeit auf dies« Weise um 190 bis 300 Proz. erhöht. Die Frage, ob das Hirnhormon auch die höheren geistigen Fähigkeiten, also die Tätigkeit des Gehirns, zu fördern vermag, wurde durch Versuche mll Laubfröschen in bejahendem Sinne beantwortet. Beim Fang von Beuletieren zeigt der Laubfrosch eine höher« seelische Tätigkeit, und durch di« Einspritzung des Hirnhormons wurde nun erreicht. daß die Frösche viel rascher und mehr Fliegen sangen, oft das Doppelte und Dreijoche. Man wird nun den von Steinach ent- deckten Hirnreizstoff auch beim Menschen praktisch anwenden, llillcr- dessen hat der Innsbruck «? Physiologe Haberlandt gezeigt, daß dus Hirnharmon.�ialifierbor" ist, d. h. auch den Darm durchdringt, also nicht nur eingespritzt, sondern mich geschluckt wirksam sein müßte. � Di« Störche sterben aus. Die Zahl der Störche geht in Europa dauernd zurück. Dar Nisdnländisch« Ornitholoaisch« Verein teilt mit, daß seit oem Jahre 1920 fast 100 Horst« im«stich gelassen wurden. Allein von 1928 aus 1929 wurden 24 Nester verlassen. Am häufigsten trifft man Sörche in Friesland , wo es 47 Nester gib:: in der Provinz Drenie wurden 35 ftezählt. in Nord'orabant 31. i» Gelderlai'H 22, Overljsel 16. in den übrigen Provinzen noch meni�er. Au» manchen Gegenden ist der Storch ganz verichwunden: so zäylte man im Jahr« 1929 nicht mehr als 209 bewohnt« Nester, meist in wasserreichen Gegenden. In Belgien ist der Bogel bereits aus. gestorben, in Deutschland , Schweden und Dänemarl sinkt seine Zahl dauernd. Vielleicht trägt di« Besprengung der Felder in Afrika mit arsenhaltigen Jesektenvertilgungsmitteln die Schuld: auch geht die Fruchtbarkeft der Storchenpaare zurück. Di« Tier« müssen oft um das Nest schwer« Kämpfe austragen, wobei d!« Brut zugrunde gebt. Manch« Nester werden von Junggesellen bewohnt und gegen die Besetzung durch wohnungsloje Ehepaare verteidigt. Jedenfalls liegen di« Ursachen des Rückgänge» nicht im Nienschen, sondern fti den Tieren selbst, die weniger Neigung zur Aufzucht zeigen als früher.
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