Nicodem Caros Roggenfastnacht.
Der Unfug der 60 prozentigen Roggenbeimischung.
Die Reichsregierung bemüht sich seit langem, die deutsche Roggenwirtschaft einer endgültigen Gesundang zuzuführen. Es murde nicht nur durch Erhöhung des Roggenzolles dem deut schen Landwirt der deutsche Roggenmarkt völlig gesichert, sondern seit langer Zeit greift die Deutsche Getreidehandels- Gesellschaft in den Roggenmarkt mit dem Erfolg ein, daß der deutsche Roggenpreis, der ohne diese Intervention sicherlich heute faum höher ots auf 120--135 M. pro Zonne stünde, auf rund 160 m. pro Zonne gehalten wird. Auch der erfolgreiche Abschluß der deutsch polnischen Roggen fonvention ist eine wesentliche Stütze in der deutschen Roggenation. Ilm das Roggenproblem vor allem auch von der Verbrauchsseite durch Steigerung des Roggenkonsums zu erhöhen, hat der Reichsernährungsminister den Entwurf eines Brotgesetzes ausgearbeitet, das durch Qualitätsverbesserung des Brotes und vor allem durch Herstellung wirklich reinen und schmackhaften Roggenbrotes den Roggenbrotverzehr der Bevölkerung fteigern und den Konsumenten vor ungerechtfertigten Breis: überhöhungen schützen soll. Die Sozialdemokratie hat an all diesen Maßnahmen zur Linderung der Roggentrife aftin mitgearbeitet.
Mitten in diese erfolgversprechende Aufbauarbeit hinein platzt die merkwürdige Nachricht, daß der Reichsernährungsminister alle seine bisherigen im Roggenbrotgesez niedergelegten Pläne aufgeben und einen 60prozentigen Beimischungszwang von Roggenmehl zu Beizenmehl einführen molle. 23 i: erflärt sich dieses rätselhafte lleber- den- Haufen- werfen aller bisherigen vernünftigen Bläne, unt dafür einen 60prozentigen Beimischungszwang als Allheilmittel vorzuschlagen?
Wie mir hören, hat Ritodem Cara( nicht etwa Erich Caram von der Lachbühne am Weinbergsmeg, sondern der bekannte Großindustrielle, über den zmar niemand lacht, wie über seinen Namensvetter Erich, über den aber alle lächeln) der Reichsregierung eine Dentfchrift eingereicht, in der die Löfung aller mirtschaftlichen Probleme, so auch des Reparationsproblems, des Arbeitslosenproblems und des Roggenproblems, durch Einführung eines 60prozentigen Roggenbeimischungszwanges, der zu einer fast völligen Einstellung der Weizenimporte führen müßte, verheißen mird. Fürwahr, wenn Erich Carom sein ganzes altes Porzellan zerschlägt, so lachen alle Zuschauer herzerfrischend. Aber wie tommt Nikodem Caro , der doch ernst genommen werden will, dazu, wert volles politisches und wirtschaftliches Porzellan zu zerschlagen?
Anders tann man nämlich die Borschläge zur Lösung des Roggenproblems durch einen 60prozentigen Beimischungszmang zum Weizen nicht kennzeichnen. Der Plan eines Beimischungszwanges non Roggen zum Weizen, um dadurch den Roggennerbrauch auf Kosten des Weizenverbrauchs zu steigern, ist in den letzten Monaten unendlich oft diskutiert und von den verschiedensten Seiten auf das schärfte abgelehnt worden. Aber auch bei dieser Diskussion mar nur von einem 10 prozentigen Beimischungszwang( d. h. zu 90 Pfund Weizenmehl sollten zwangsweise 10 Bfund Roggen meht beigemischt werden) die Rede, während mmmehr sogar 60 Pfund Roggenmehl mit 40 Pfind Weizenmehl gemischt werden sollen.
Die natürliche Folge schon der früheren, viel weniger meitgehenden Pläne wäre sehr wahrscheinlich die Einschränkung des Brotnerbrauchs gewesen; denn wenn der Berbraucher gezmungen wird, an Stelle der von ihm geforderten und seinen Ge. fchmads und Ernährungsbedürfnissen entsprechenden Brotforte ein anderes Brot mit zwangsweise norgeschriebener Roggenbeis mischung zu faufen, so wird er in sehr vielen Fällen durch Einschränkung des Konjums hierauf reagieren. Man wollte durch diesen 3wang den Brotkonsum steigern, aber in Wirflichfeit wäre der Brotkonsum durch folche Maßnahmen sogar noch gefantt worden. In der richtigen Einsicht, daß nicht durch Einengung der Konsumfreiheit und durch zwangsweise Roggenbei mischung, sondern nur durch Schaffung eines verbesserten Roggen standardbrotes, ferner durch vernünftige Roggenpropaganda, aber immer unter Beibehaltung der Bahlfreiheit des Konsumenten, der Roggenverbrauch gesteigert werden kann, ist dann das Roggenbrots gefeß, das nächstens im Reichstag beraten wird, entstanden.
Wir hoffen sehr, daß die Reichsregierung auf die unsinnigen Roggenbeimischungspläne nicht anders reagiert als auf einen schlechten Fastnachtsscherz, der am Aschermittwoch be graben wird. Denn sollten derartige Pläne im Ernst erwogen werden, so müßte nicht nur im Interesse der Verbraucherschaft, die sich einen solch einschneidenden Konsumzmang nicht gefallen läßt, sondern auch im Interesse der Landwirtschaft, der letzten Endes durch solche Experimente nur geschadet werden kann, mit dem rüd fichtslosen Widerstand der Sozialdemokratie gerechnet merden.
Abermals Linoleum- Teuerung.
Ein Beispiel, warum die Rationalisierung in eine Sackgasse führte.
26 1. Februar 1230 hat der Zinalaumirust die Preise für seine Erzeugnisse um 5 bis 10 Prozent erhöht, nachdem bereits ab 15. September 1929 die Preise um 5 bis 10 Prozent erhöht wor den maren. Die durchschnittliche Gesamterhöhung vom September 1929 bis zum Februar 1930 beträgt etwa 16 bis 17 Brozent, mas bei einem jährlichen Gesamtumfaß von mehr als 100 Millionen Marf eine Bertenerung um etwa 17 Millionen Mart ausmacht. Im September wurde die Preiserhöhung mit der Steigerung der Preise für Leinöl als des michtigsten Rohstoffes begründet, im Februar 1930 wiederum mit einer Steigerung der Rohstoffpreise". Zur Rohstoff- Preisentwidiung stellen wir im folgenden die nom Statistischen Reichsamt ermittelten Großhandelspreise zufammen:
Durchschnittliche Großhandelspreise in Hamburg . 1 kg Jutegewebe 100 kg Leinöl 1,13 M. 53,00. 74,95 73,15 64,82
1913
1926
1927
1928
1929
Nov. 1929
Dez. 1929
Jan. 1930
1,40
"
1,32
"
1,38
"
1,25
"
76,16
1,18
92,63
"
1,17
96,00 88,75
1,14.
"
P
auf die Frage nach dem tatsächlichen Ausmaß der Rohstoffpreis steigerung nicht mit fonfreten zahlenmäßigen Angaben erwidert mird, liegt die Vermutung nahe, daß die Monopolstellung die Hauptursache der Preiserhöhungen ist, ist die Behauptung berechtigt, die Konzentration hat den Berbrauchern nicht gedient, mie gerne behauptet wird.
Man fagt, die Rationalisierung habe in Deutschland in eine Sadgaffe geführt, meil die Preise überhaupt nich, oder nicht genügend gesenkt wurden. Der Linoleumruft hat mit feinen anfänglichen Breissenkingen viel Staat gemacht. Will er den Beweis führen, daß er diese Eadgasse nicht hat schaffen helfen? In irgendeiner Form werden nämlich die für eine Wirtschaftsbesserung notwendigen Preissenfungen bald erzwungen werden müssen, besonders bei den Kartell- und Monopolindustrien, mie auch die Linoleumindustrie eine darstellt.
Kunstseiden- Dämmerung?
Auch in England Abbau der Refordprofite.
Der englische Kunstseidenriese Courtaulds, der mit einem Kapital von 640 Millionen Mart das größte Unternehmen seiner Art in der ganzen Welt darstellt, hat im letzten Jahr infolge des verschärften Konkurrenztampfes auf dem Weltmarkt einen erheb
Die Zahlen zeigen für Leinöl nach dem im Dezember 1929 erreichten Höchststand im Januar 1930 wieder ein erhebliches Absinten, für Jutegemebe, ein weiterer wichtiger Rohstoff der Lindlichen Gewinnabbau vornehmen müssen. leumherstellung, jogar seit 1926 eine ununterbrochene Senfung. Für Korfmehl und Harz werden Großhandelspreise nicht notiert. Da die Deutschen Linoleummerle, die sich auf dem deutschen Violeummarft eine Monopolstellung gesichert haben. sich damit begnügen, einfach die„ Steigerung der Rohstoffpreise" als Begründung ihrer Breiserhöhungen zu nennen, gerade in der legten Seit aber eine solche Rohstoffpreissteigerung nicht erkennbar ist, sollten sie ziffernmäßig darlegen, in melchem Umfang diese Preis politik eigentlich gerechtfertigt ist. Die zweite an die Deut schen Linoleummerte zu stellende Frage ist die nach der Aus. mirfung der immer behaupteten Konzentrationsvorteile für den Berbraucher.
Noch im Jahre 1927 fonnte dieser Konzern feinen Aktionären neben einer 25 prozentigen Dividende auf Grund seiner Riesengewinne noch Gratisattien im Berhältnis 1; 1 schenken, aber bereits in dem darauffolgenden Jahr wurden die Aktionärgewinne auf 15 Broz. herabgesetzt und haben in dem jetzt vorliegenden Abschluß für 1929 eine meitere Sentung auf
Erinnert sei: Im Herbst 1926 schlossen sich die sieben führen den deutschen Linoleummerte zu einem Konzern unter dem Namen „ Deutsche Linoleumwerke AG." zusammen, im Februar 1928 fam die„ Continentale Linoleum- Union" als Dachgesellschaft für diese deutsche jamie für die schweizerische, schmedische und iettische Linoleumindustrie zustande, im Jahre 1929 wurden die französische„ Sarlino" und die holländische Linoleumfabrit in Krommenie dem in ternationalen Sonzern angegliedert, zur British Association( Lon don) wurden freundschaftliche Beziehungen angebahnt. Ferner werden die Erzeugnisse der Lüneburger Linoleumfabril( 3. G. Farben industrie) gleichfalls durch die Deutschen Linoleummerte abgesetzt, und mit der Rheinischen Linoleumperke AG. in Bedburg , dem letzten deutschen Außenseiter, murde im September 1929 ein Ab. fammen geschlossen, wonach sich diese Gesellschaft der Preispolitik
der Deutschen Linoleumperte anschließt. Seitdem ist die Martt beherrschung hundertprozentig
Durch diese meit über die deutschen Grenzen hinausgehende
10 Prozent erfahren.
Allerdings hat dieser Konzern trok dieser scharfen Beschneidung der Aktionärsgewinne noch reichlich verdient, denn der gesamte Reingewinn beläuft sich immerhin noch auf über 100 millionen Mark. Es sind jedoch allein 33 Millionen Mark für Rücklagen abgesetzt worden, die zu Abschreibungen auf die großen Beteiligungen des britischen Konzerns auf dem europäischen Festlande dienen sollen. Diese Abschreibungen haben sich infolge der fata trophalen Kursstürze für Kunstseideattien an den deutschen und holländischen Börsen als notwendig erwiesen.
Trotz der an sich noch hohen Gewinne prägt sich doch in dem Abschluß des größten Kunstscidekonzerns der Welt deutlich die internationale Berschärfung auf den Kunstseidemärften aus, die bei den englischen Unternehmungen um so deutlicher her portritt, als die Absatzsteigerung in England im vergangenen Jahr weit hinter dem von der deutschen und holländischen Industrie erzielten Mehrumfaß zurückbleibt. Die Jahre der sprung haften Umfaz- und Gewinnsteigerungen, welche die Kunstseiden industriellen aller Länder zu einer leichtfertigen und unbegrenzten Ausdehnung ihrer Betriebe veranlaßten, scheinen also endgültig
Dorbei zu sein.
Tolle Experimente in Sowjetrußland. Industriefinanzierung durch Fahrradanleihe.
Zusammenfassung von Anlagen war es möglich, die hergestellte Gortenzahl zu nerringern, die einzelnen Anlagen zum Teil auf bestimmte Sorten zu spezialisieren, die Lagerhaltung Die Rapitalverlegenheiten Sompjetrußlands führen zu immer zu vertleinern, die Abfagorganisation zu vereinbeit. tolleren Anleiheerperienenten auf Kosten der breiten Massen. Rußlichen auch Fracht- und Zollersparniffe fonnten durch sinnge land hat zwei Fahrradfabriten in Benfa und Schartom, eine dritte mäße Verteilung der Fabritation erzielt werden. Durch die Steige. Fahrradfabrit wird in Mosfau gebaut. Für alle drei fehlt aber rung der Umsätze murden die Produktionsanlagen in viel höherem das Betriebsfapital Man macht nun die Sache einfach Grade als vorher ausgenutzt. Auch die Berwaltungsuntoften find Man gibt eine Fahrradanleihe heraus, die von den Gezweifellos bedeutend reduziert worden 1m mieniel Bromertschaften bei ihren Mitgliedern untergebracht werden soll. Jedes zent haben sich infolge dieser und anderer Er Shid der Anleihe, das gezeidmet merden soll, fautet bei den ersten sparnisse und Vorteile die Ertragsbedingungen heiben Anleiheferien auf 135 Rubel, bei den beiden letzten Serien der Linoleummerte nerbeifert? Golange hierauf und auf 120 Rubel. Der Preis der Anleihestüde ist der Wert eines
! Fahrrades; er farm in nierzehntägigen, monatlichen und ertel jährlichen Raten gezahlt werden. Für jedes Anleiheftück erhält der Käufer das Recht auf Lieferung eines Fahrrades innerhalb 30 Tagen, wobei die gezeichnete Obligation vorgelegt werden muß. Auf die Obligation werden 6 Pro3. Zinsen jährlich gezahlt, die natürlich im Preis der Obligation vorher mit eingerechnet fein müffen.
Die russische Fahrradindustrie wird also dadurch finanziert, daß man die natürlich ebenfalls mit dittatorischen Vollmachten arbeitenden Gewerkschaften einen Drud zum Kauf von Obligationen, d. h. von Fahrrädern ausüben läßt, daß die Arbeiter den Preis im voraus bezahlen und daß dann die Fabrik mit den von den Arbeitern gezahlten Geldern die Fahrräder erzeugt. Das ist natürlich nichts anderes als eine Zwangsanleihe bei russischen Arbeitern; diefer 3wangsanleihe steht nichts anderes gegenüber als das unsichere Lieferungsversprechen, und wenn nun das Fahrrad glücklich eintrifft, beſteht selbstverständlich taum eine Möglichkeit zu Reflamationen.
Auch das ist eine Illustration zu den glücklichen Umständen, unter denen der Arbeiter im sozialistischen Vaterlande" leben darf.
Der Kampf um den Autozoll.
Eine Dentschrift von General Motors .
Der führende amerikanische Automobilfonzern, die General Motors Company , nimmt innerhalb der deutschen Autoindustrie eine intereffante Doppelstellung ein. Er ist als Be= figer der Opelmerte in Rüsselsheim einer der größten Fabrifanten in Deutschland und zugleich durch seine Tochtergesellschaft, die General Motors G. m. b. S., ausschließliches Montageunternehmen.
Bei dieser Doppelstellung ergeben sich jetzt bei dem Kampf um den deutschen Automobilzoll für General Motors rechi pitante Situationen. So stimmt der Fabrikant General MotorsOpel den Zollforderungen der deutschen Autoinduftrie begeistert zu, während der Monteur General Motors in Borsigwalde in einer umfangreichen Denkschrift die Nachteile und Nutzlosigkeit des geplantent Bolltontingents nachzuweisen versucht. In dieser Denkschrift ist der Hinweis bemerkenswert, daß Deutschland mit die höchsten Autozölle der Welt habe. Der in Deutschland erhobene Gewichts zoll entspreche einem Wertzoll von durchschnittlich 40,7 Proz. und bei den billigen amerikanischen Wagen, die drei Viertel des Umfazes ausmachen, sogar 45,2 Pro 3. Dagegen stelle sich bei den mit Mertzöllen arbeitenden Staaten die Zollbelastung nur auf 35,8 Proz. im Durchschnitt, in Frankreich 45 Broz, in Desterreich 40 Broz., in England 33% Broz. und in den Vereinigten Staaten 25 Prnz. Dem Reichsverband der Automobilindustrie müßte danach ein Bemeis feiner mehrfach aufgestellten Behauptung, daß die ausländischen Autozölle durchweg viermol so hoch seien wie in Deutschland , etmas schmer fallen.
Die Denkschrift erwähnt ferner, daß die Lage der Automobilindustrie in Deutschland nicht durchweg schlecht sei, aber die traurige Rotwendigkeit vorhanden sei, 50 Broz. der deutschen Autoindustrie abschreiben zu müssen. Dieser Zmang fönne durch feine Zollerhöhung beseitigt werden. Den vielen Nachteilen der Zollerhöhung, besonders auf handelspolitischem Gebiet, stünde bestenfalls eine von 40 auf 50 Broz. verbesserte Aus: nugung der Leistungsfähigkeit in der deutschen Automobilindustrie gegenüber.
Befferung im Lokomotivbau.
Größere Aufträge aus dem Auslande.
Seit Beginn des Jahres hat die deutsche Lokomotivindustrie eine Reihe größerer Auslandsaufträge erhalten, die zu einer mesentlichen Hebung des Beschäftigungsgrades in dieser Krisenindustrie beigetragen haben.
So erhielten im Januar die Lokomotivfabrit der AE G. sowie Henschel u Sohn in Kassel einen rumänischen Großauftrag auf 100 Maschinen, während die Berliner Werte von Schmarttopff und Borsig, von denen das erstere Unternehmen noch größere Auslandsaufträge aufzuarbeiten hat, erst fürzlich zmei meitere Serienaufträge für Südafrika und Niederländisch- Indien erhielten. Jetzt teilt die Hanomag in Hannover mit, daß ihr gleichfalls aus Holland eine Bestellung auf 10 schmere Maschinen zugegangen sei, deren Bert sich auf etwa 1½ Millionen Mart belaufen dürfte. Die start notleidende Lokomotivabteilung dieses Unternehmens hat seit Jahresbeginn insgesamt 68 Maschinen in Bau erhalten, so daß mit einem Wiederaufbau der start zusammengeschmo 13 e- nen Belegschaft eingesetzt werden konnte.
Hohe Wolldividenden.
Bor neuem Aufschwung in der Wollindustrie?
Die Jahresabschlüsse in der Ballindustrie bemaisen, daß dieser Industriezweig von der schweren Tertilfrise des letzten Jahres faum berührt worden ist. So fonnte die Geraer Strid warenfabrit Gebrüder Feistkorn AG. ihren Reingewinn um fast 40 Pro 3.( von 0,19 auf 0,26 mi. Mort) steigern. Die Gesellschaft behält aber trog der Erhöhung des Kapitols um 500 000 m. die gleich hohe Dividende von 12 Broz. bei. Nach dem Geschäftsbericht fonnte das Unternehmen in den ersten Monaten des letzten Betriebsjahres den vorliegenden Auftragsbestand nur mit Mühe bewältigen. Bis zum Jahresende konnte im Betriebe die Bollarbeit aufrechterhalten werden.
Auch die Bremer Wolltämmerei, die mit einem Kapital von 10,4 Mill. Marf arbeitet, fann ihren Aktionären für 1920 die hohe Dividende von 10 Broz gegen 12 Broz im Borjahre auszahlen. Dabei find infolge der vielfach schmantenden Bollpreise noch hohe Sonderabschreibungen vorgenom men worden, die zu Basten des Gewinnes gehen. Bei der Ver ringerung der ausgemiesenen Borräte um 1,1 Mill. Mark dürften fich diese Sonderabschreibungen auf etwa 800 000 bis 900 000 m. belaufen. Im Geschäftsbericht vertritt die Berwaltung den Standpunft, daß infolge der mehrfachen Preisstürze auf den Wollmärkten Sie wolle jegt billig genug sei, um einen neuen Aufschwung der Produktion hernorzurufen.
Der Aufsichtsrat der Eisenmerte Buderus in Beglar hat eine erauffegung der Dividendenon 5 auf6 Pro3ent befchloffen. Im vergangenen Jahre war bereits eine Steigerung der Betriebsüberschüsse von 15 Broz. eingetreten.
Wie schon der fürzlich veröffentlichte Jahresbericht des Sieger länder Eisenstein Bereins, zeigt auch die Dividendenerhöhung bei dem größten Unternehmen im Siegerland, daß es mit bem Erzbergbau in diesem Revier wieder aufwärts geht. Bei dieser Entmidlung erhebt sich die Frage, ob die vom Reiche und von Breußen an den Siegerländer Erzbergbau gemährten Subpentionen meiterlaufen sollen?