$retfd0 7. März 1930
ntechaltung und
Beilage des Vorwärts
Qeorges Comteline: ShfllCttkcH
Ms ich unlängst üd«r txn Platz d« la Concorde iuhr. sah ich Provins quer Iber den Platz laufen und sich vor eine Straßenbahn Bvrfsit. Der Fahrer konnte den Wagen noch rechtzeitig abbremsen, Promns kam mit dem Schrecken daoon. Ein MeNfchengetümmel umstand den Aermsten, der schmerzlich lächelnd seinen Körper be- tastete. Aber scheinbar war ihm nichts Ernstliches zugestoßen, denn als ein Schutzmann wichtigtuend sich Bahn durch die Neugierigen brach, lief Provinz davon. Lief ganz einfach davon. Ich gab meinem Chauffeur Anweisung, ihm zu folgen, und mein kleiner Renauld hatte den Flüchtenden bald eingeholt. „Um Himmelswillen, wie stehst du aus? Ich habe diesen Zwifchensall auf dem Platz de la Concorde angesehen, es sah verteufelt nach...* „Selbstmord au » Ja mein Lieber, e, war auch ein Selbst- Mordversuch!" „Armer Kerl, wahrscheinlich dein« Frau..?* „Amelie? Nein, die hat nicht» damit zu tun. Hör zu. Ich habe ein« Briestasch« gesunden. Inhalt 1000 Dollar und ein paar hundert Franken." „Und da willst du dich umbringen, Unsestger." „Da ich sie aus dem Boulevard Hauemann fand, bracht« ich sie pflichtgemäß aus da» Lezirtspolizeitommissariat. Ein Schutzmann ließ mich in das Zimmer des Kommissars eintreten. Der Beamte schlief. Ich räuspert« mich, ist hustete, klopfte an die Tür, scharrt« mst den Füßen. Der Mann schlief seelenruhig weiter. Die von der Polizei müssen«in verteufelt gutes Gewissen haben, daß sie während der Dienststunden so gut schlafen können. Endlich riß mir die Geduld und ich schrie:„Herr Kommissar!" Do schlug er langsam die Augen auf und fragt« mich vorwurfsvoll: „Zum Teufel, was lasten s» mich nicht in Ruh« schi... nach. denken, ich wollte g«rad« die mysteriös« Mordaffär« vom Boulevard Hausmann lösenl" ,33om Boulevard Hausmann owllte auch ich sprechen. Ich habe eine Brieftasche gefunden!" Mißtrauisch sah er mich an:„Gefunden?" „Zu dienen, auf der Strotze. Ich ging so für mich hin und da lag sie!" „So so, so mir nichts dir nichts, lag sie airf der Straße?" „Jawohl, am Trotts ir de» Boulevards Hausmann!" „Sie sagten eben aus der Straß«, und nun auf dem Trotioir. Da« sind Widersprüche, die si« aufklären müstenl Wo ist die Brief- tasche? Haben Sie nochgesehen was si« enthält?" „Selbstverständlich! 1000 Dollar und..." „Herr! Si« finden angeblich ein« Brieftasche mit 1000 Dollar Inholt,— mir ist da» noch nicht passiert—, dann nehmen Sie sich die Freiheit h«rau», und untersuchen den Inhalt. Si« hätte doch Brief», Liebesbrief« oder Staatsgeheimnisse enthalten können. Sehr »erdSchtig. Herr, sehr verdächtig Sie sagten, daß dies« Tasche 1000 Dollar enthält. Bau den 745 Franken sprechen Sie kein Wort, wahrscheinlich wollten Sie dies« Summ« unterschlagen!" „Sie lasten mich ja nicht zu Wort kommen, Herr Kommistar!" „Was erlauben Si« sich? Si« machen noch Vorschriften. Ein Mensch der unter so verdächtigen Umständen zur Polizei ge> bracht wird.. „Ich kam doch als ehrlicher Finder selbst sofort.. i„Dos ist gleichgültig. Sie heißen?" „ Francois Provins." „Können Sie beweisen, daß Sie Francois Provins heißen?" „Hier meine Papiere!"
„So, so, die Papiere sind ganz in Ordnung, Sie haben sich so gut auf das Verhör vorbereitet. Sonderbar! Was hotten Sie auf dem Boulevard Hausmann zu suchen. Man geht doch nicht ohne Grund über den Boulevard Hausmann!" „Dos ist doch gleichgültig, ich habe diese Brieftasche gesunden, habe sie bei ihnen abgegeben. Aus Finderlohn mache ich keinen Anspruch Adieu!" Na, da hättest du den Kommissar sehen sollen. Funken sprühten aus seinen Augen und wutentbrannt schrie er: „Hiergeblieben! Triboulier, schließen Si« die Tür «! Und Sie antworten mir sofort auf mein« Frag«, oder ich setze Si« gleich in Arrest!" „Ich war, nun ich war bei meiner Gellebten." „Sind Si« verheiratet?" „Leider!" „Und Si« haben eine Geliebt«! II" „Sott sei Dank!" „Na, Sie haben ja nette Ansichten. Sind Sie vorbestraft?" „Erlauben Si« mal..." „Sind Si« vorbestraft? Ja oder Nein?" „Nein!" Auf einen Druck auf die Klingel erschien ein untergeordnete» Organ. Ich mußte meine Daten bekannt geben, Name, Alter, Stand, Konfession, Schulbildung. Jmpsdaten usw. Damit ging er. Noch ein paar Minuten erschien er wieder und reichte den Zettel dem Kommistar. Dieser sah mich triumphierend an. „Sie haben angegeben, daß Sie nicht vorbestraft sind?" „Stimmt I" „Sie sind vor zwei Jahren zu 10 Franken Straf« verurteilt worden wegen Verunreinigung der Straße." „Ich habe einen Straßenbahnsahrschein weggeworfen!" „Gleichgültig. Warum haben Sie diese Strafe verschwiegen?" „Aber bitte, ich wußte nicht... ich habe nicht gedacht daß... E» wäre mir gor nicht eingefallen zu verschweigen, wenn.. „Stottern Sie nicht, Sie sind ja ganz verlegen. Ja, ja, mein Lieber, Sie machen sich sehr verdächtig. Zuerst verwickeln Sie sich in Widersprüche, verlchweigen«inen Teil der Fundfumm«, dann entdeck« ich Ihren liederlichen Lebenswandel, zum Schluß verleugnen Si« Ihr« Borstraf«!" „Herr Kommissar, ich sitze jetzt schon zwei Stunden bei Ihnen, Ich habe ein« wichtig« Besprechung und das Verhör beginnt mich zu langweilen!" „Was ist da«. Der Herr langweilt sich? Der Herr ist unzu» frieden. Er hat ein Rendezvous? Weiß vielleicht Ihre Frau Gemahlin davon? Ich werde nicht verabsäumen, ihr mit der Mit- teilung Ihrer Verhaftung.. „Berhaftung?" „Jawohl, Verhaftung, ihr auch Aufklärungen über Ihren Leben». Wandel zu machen. Ich sag««» Ihnen in» Gesicht. Sie Haiben die Briestasche— vielleicht auch noch ander« Dinge gestohlen. Sie haben den Einbruch auf dem Boulevard Hausmann auf dem Kerbholz. Drückt Sie nicht das Gewissen über den Mord am armen Juwelier Laubst? Si« erbleichen? Sie gestehen..?!" Wenn nicht unser Klubkolleg«, der Oberkommistar Combet, zufällig eingetreten wäre, ich glaube, er hätte mich noch auf die Guillotine gebracht. Wenn ich aber noch einmal etwas finden sollte, dann... Sein« unzweideutige Handbewegung erstarrt« in meinem Ge- lächter. Wie unsagbar komisch stnd doch diese Vertreter der beiden ällesten und heftigsten Feind« der Menschheit: Obrigkeit und Gesetz. lveutsch von 8. Lanion.
8. meiseis: tßilder der Sprache
Allzuhäusig angewandte Worte und Begriff« gleichen den Münzen, die durch viel« Hände gegangen sind und infolgedessen ihr« ursprüngllche Kopf- und Wappenseite verloren haben. Auch in der Sprache scheint ein Expanstonsgesetz zu herrschen, das Worte und Begriff« zur Mannigfaltigkeit und Bielgesialtigkeit treibt. Auch ein Wort erfährt im Wechsel der Zeiten seine Auedehnung, das heißt ein« Häufung von B�ieutungen und Anwendungen. Der Begriff„mein und dein" hat seit Aristoteles bis auf Proudhon die verschiedensten Deutungen erfahren. Dem Worte„Liebe" sind seit Platon bis auf Goethe in Philosophie, Kunst und Poesie die ver- schiedenartigsten Erklärungen zugekommen. Zwischen dem „Zweifel" eines Koheleth und dem Michel de Montaignes Ist eine Kluft, die nur mit äußerster Mühe zu überbrücken wäre. Die „Natur" der Peripotetiker ist nicht die Spinozas, und sein«„Natur" nicht die der Monisten. Di« Begriffe„gut" uni»„böse" hallen bei den Griechen ein« Bedeutung, als ob si« Synonyma wären mit „stark" und„schwach",„schön" und„häßlich". Besonder» Uber die metaphorischen Ausdruck« haben im Laufe der Zeiten einen Be- doutungewandel erfahren, der des Wortes ursprüngliches Bild und Gleichnis fast völlig verwischt Hot. Di« Bildwort« von ehemals haben sich vom Sinnlichen ins Geistige, vom Sichtbaren ins Ab- gezogen« gewandelt. Di« Sprache spricht In Bildern: wie w einer prächtigen Kunst- hall« stnd tn ihr Wortbild an WonbÄd gereiht. Der Sprechende indes hört oder sieht nur das Wort: er gebraucht es, wendet es an. verbindet damit irgendeinen Begriff, ohne freilich an das Bild zu denken, dos im Rahmen des Worte« steckt. Wir loben«s an manchem Schreiber, daß er ein« bilderreiche Sprache schreibt, und wissen«s nicht einmal, daß fast jedes zweite Wort und jede dritte Wendung im allergewöhnlichste» Sprachgebrauch ein Bild in ge- radezu plastischer Form hinnmlt An den Bildern der Sprache könnten sich Auge und Ohr ergötzen, wenn si« leicht wahrnehmbar wären. Sie sind aber schwer wahrzunehmen, weil die vergangenen Leben-sorinen und verschollenen Gegenstände und vergessenen Tmig- ketten, deren Merkzeichen und Sinnbilder die Worte sind, heute nicht mehr lebendig vor Augen stehen. Wir schlagen irgendein Buch aus und sehen dann die„Buchstaben" lck>i glich als Schrift- zeichen an. die dazu bestimmt sind, gelesen zu werden: unier„lesen" verstehen«ff aber nicht» anderes, als Gedrucktes In Gedachtes oder Gesprochenes unizusetzen. SprachgeschichtÜch hat der Buchstabe mit dem Buch ebensowenig zu tun. wie das Lesen mit dem Gedruckten. Buchstoben sind„Stäbe der Buche", jenes Baumes, in dessen ab- gebrochene Zweige die ollen Priester ihre Runen ritzten; c» ist also
ein Wortbild, das an die Entstehung der ältesten Schristzeichen erinnert. Der Vorgang beim Bücherlesen aber ist genau derselbe wie der beim Aehrenlesen; hier lesen wir(mit der Hand) di« einzelnen Aehren auf und bilden sie zu Garben, dort lesen wir (mit den Augen) die einzelnen Buchstaben auf und fügen st« zu Wort- und Satzgebilden. Schon aus diesem einen Beispiel können wir ersehen, aus welch natürliche und zugleich erfinderische Weise der Genius der Sprach« sich sein« Wortbilder schafft. Der Bilderreichtum der Sprache ist derart groß, daß wir, freilich ohne e» zu wissen, fast immer w Bildern reden. Der deutsche Sprachforscher Ernst Wasser- zieher unternimmt in seinen trefsbichen Büchern„Leben und Weben der Sprache" und„Bilderbuch der deutschen Sprache" einen Rund- gong durch die Wortbildgalerie der Sprache; der Rundgang ist kurz und kurzweikig. gar nicht ermüdend und höchst amüsant und oben- drein lehrreich. Am Eingang der Wonbitdgalerie überrascht uns ein« Sängerin, die ein Lied vorträgt. Hierzu macht der Dersasser folgend« Bemerkung:„Wenn Johanna d'Lrc die Fahne dem Heere vorträgt, so ist das im werklichen Sinn« gemeint: ein Lied, ein Gedicht oortrogen aber bezeichnet nicht Wirkliches, sondern Bild- liches. Und wenn wir von einem Vortrag in der Zeitung lesen, so stehen wir vor«inein zwiefachen Bild." Nämlich: vortragen und lesen. Wenn wir ober in der Zeitung lesen, daß dem Bor - tragenden reichlich„Beifall" gespendet wurde, so stehen o<r vor einem dreisachen Bilde. Beifall gehört zu einem nicht mehr ge- brauchten Zeitwort bestallen: jemand be-iiallen heißt, seiner Meinung spontan beitreten. Nehmen wir ein anderes Beispiel: Iennnck» tritt über einen Bach, das ist etwas Wrwches: jemand hat ein Gesetz übertreten, das ist Symbolik der Sprache. Selten nur begeht man einen Weg. sehr häufig jedoch begeht man ein Fest, eine Sünde, eine Dummheit. Und daß man so häusig ein« Dummheit begeht, das ist wahrlich kaum zu fasten. Ja,„fasten". Man faßt einen Edelstein in Gold, man ist gefaßt bei einer trauri. gen Nachricht, man ist auf etwas nicht gefaßt, man faßt leicht aus, man verfaßt schließlich ein Buch, das zusammensastend di« zahl- reichen Wortbilder oder Bildworte behandelt, deren Sinn bisher nicht richtig erfaßt worden ist. Gesetzt nun. ich würde ein solche» Buch empfehlen und sagen, es sei wert,„auswendig" gelernt zu werden. Was bedeutet das? Das heißt, man kann das Buch schließen uich nur die Außensrit«. d>« Außenwand, sehen und wriß doch alles, was es«nihält. Manmgsach ist die Symbolik der Sprach«, mamngjolrig ihr Bilderreichtum. Das Mannigfache liegt in verschiedenen Fächln.
da» Mannigfaltig « in verschieden«« Falten versteckt:„ein Schrank und«in Frauenkleid haben da» Bild geliefert". Zlehnkich verhält e» sich mit einfach und einfältig. Der cinsache Mensch ist ein hiebe- rer Mensch mit gesundem Menschenverstand, der Einfältige aber, dessen Herz ohne Falte ist, wird gar leicht übertölpelt und obendrem noch als Tölpel ausgelacht. Da» ereignet sich sehr oft. Ereignet? Hier stock« ich wieder eimnal: ist etwa„ereignen" ebenfalls ein Bildwort? Es stt eines. Ereignen hat nichts mit eigen gemein, es leitet sich vielmehr vom Auge her: was sich vor den Augen zu- tragt, was man sehen kann, das«räugnet sich(Üesstitg schrieb noch eräugnen). Ueber Haupt spielen Auge und Ohr in der Metaphorik der Sprach««ine groß« Roll«: Das Auge spiegelt die Seele des Menschan:«n Kind ist der Mutter wie au» den Augen geschnitten: etwa» fällt, springt, sticht einem in die Augen: man spitzt die Ohren (obwohl dies« Fähigkeit dem Menschen abhanden gekommen ist), und man haut einem übers Ohr, das heißt, man übzroorteilt ihn. In der Tat: wir stnd allenthalben von Bildern umgeben, wir achten nur nicht daraus.„Wir hoben ja auch keine Zeit, bei jedem Wort darüber nachzudenken, was es eigentlich bedeute: die Sprache denkt für uns." Die Sprach« tut ab» auch noch etwas anderes. Es ist manchmal recht ergötzlich, zu beobachten, wie die Sprache sich über ihre eigen« Lehre, di« Sprachlehre, hinwegsetzt und du, Gesetzen der Logik ein Schnippchen schlägt. Wenn im Mittelaller der Ritter noch siegreichen Kämps.-n nach Hmise kam und die Rüstung ablegte, so war er ent-rüstet. Wir aber stnd entrüste.', wenn wir in Harnisch geraten, da» hetßt ein« moralische Rüstung anlegen. Wer sich jedoch nicht entrüsten kann, entpuppt sich als ein schlechter Mensch, als wäre jt ein Schmetterling. Der beste« Mensch aber, wenn er nicht in der Lage ist, ganz weit draußen da« Wochenend« zu verbringen, macht zum mindesten am Sonntag einen Aueflug, als wäre er ein Bogel, der ausfliegt. Im Grünen fühlt er sich behaglich, das heißt wie in einrm Hag gehegt und geschützt.________ Jßineolm Abraham Lincoln ist wohl der größte Humorist gewesen, der se Oberhaupt eines großen Staates wer. Noch jetzt lebt sein An- denken in den Witzen und Geschichten fort, die er in unerschöpflicher Fülle zu erzählen wußte und die heut« in den amerikanische» Lese- büchern stehen. Wie in seiner Persönlichkell das Volk selbst sich einen ewigen Typus geschaffen hotte, so war in seiner Denk- und Redeweise der Mutterwitz de» gemeinen Mannes ausgeprägt, der mll einem Lachen oder einem Scherz sich ccm besten über schwierige Situationen hinweghilft und durch drastische Berxleiche und Bilder schwer verständliche Dinge verdeutlicht. Dieser seiner genialen Kunst der Erzählung und des Humors verdankte der Holzfäller und Flößer viel von seinem märchenhaften Aufstieg, und wie bei jedem großen Komiker blüht« auch bei ihm dieser befreiende Humor aus dem Urgrund einer tiefen Melancholie hervor. Auf diesen Grundton Ist die Biographie gestimmt, die Emil Ludwig soeben bei Ernst Rowohlt m Berlin über den Erretter der amerikanischen Einheit erscheinen läßt. Wie ein roter Faden durch- zieht dieses Buch d>« Anekdpterckimst seines Helden, der e? seine glücklichsten Formulienmgen und Lichter oerdankt. Der Hinrwr leuchtet neben tiefem Ernst immer wieder aus seinen Reden, seinen Briefen, seinen Bemerkungen und seinen Handlungen. Als Der- käufer hinter dem Ladentisch, als Postmeister und Landmesier, als Advokat, als Abgeordneter und schließlich als Präsident erzählt er stets seine nachdenklichen und überraschenden Histörchen und ge- winnt damit die Harzen der Menschen. Als Rechtsanwall hat er mit diesem Mittel seine besten Erfolg« errungen. Er verschmäht auch komische Gesten nicht, springt mit seiner überlangen Figur in seinen schlotternden Kleidern wie ein Hund herum, um die G?- schworen«« einmal zum Lachen zu bringe'»: ein andermal hat er mit seinem scharfen Blick gemerkt, daß sein Gegner in einem Pferde- schwindelprozeß, Loghan, sein neues Hemd verkehrt angezogen hat. „Jetzt hat Herr Loghan", so beginnt er seine Gegenrede,„eine Stunde über Pferde gesprochen. Wie aber können Si« seiner Pferdekermtnis uerirmtn, wenn er nicht einmal versteht, sein Hemd richtig anzuziehen!" Und er zeigt auf den.mderen, macht ihn lächerlich und schlägt ihn. Für die besondere Art des Lincolnschen Humors seien einige Proben angeführt, in denen sich die selisame Mischung von Tief- sinn und Volkstümlichkeit, von schlagendein Witz uiü> schcinlxirer Plattheit offenbart. Während des Bürgerkrieges, dessen ganze Last und Verantwortung auf seinen Schultern liegt, sitzt er gern auch noch des Nachts mi Telegraphenzimmer des Kriegsministerwms, um sofort die neue» Depeschen zu lesen. Dann liest er sie alle der Reihe nach durch, in den ersten Jahren des Riesenkampses meistens schlechte Nachrichten, und dann nochmals den ganz«» Stoß von der ersten ab.„Jetzt bin ich wohl bis zu den Rosinen durchgekommen", sagt? er. und als ihn der Beamte fragend ansteht, erzähll er:„Das er- innert mich an ein kleine? Mädchen bei uns im Westen, die aß nianchrnal zuviel. Eines Tages aß sie viel Rosinen und dann noch ein« Menge Bonbons. Si« wird krank, bricht olles wieder aus, aber dann stöhnt sie:„Mutter, ich glaube, jetzt wird mir wieder bester. Jetzt bin ich schon bis zu den Rosinen durchgekommen." Mit ängstlicher Spannung verfolgt er die Kriegsereigniste und ist außer sich über das Zögern seiner Generale. Da bekommt er eine Depesche, hie meldet, man hör« Geschütze in dar Richtung von Knox» ville.„Das freut mich", sagt er.„Worum? Das erinnert mich on die gute Sally Wand, mein« alle Nachbarin. Die hall« eine sehr große Familie, und wenn sie ab und zu einen ihrer zahlreichen Sprößlinge von irgendeinem abgelegenen Ort her schreien hörte, dann sagt« sie zuineden:„Do ist«ins von meinen Kindern, das noch lebt." Schließlich ist der Sieg errungen, und Lincoln, der stets In den Rebellen des Südens die Brüder gesehen hat. will nun möglichst milde gegen d!« geschlagenen Landsleute sein. Man fragt ihn, was er mit den Führern der Revolle, besonders mit dem un- rechtmäßigen Präsidenten Iefferson Davis tun walle. Da fetzt er sein schlaues Lächeln auf und sagt:„Ich kann Ihnen nur sagen, bei »n» in Springfield gab«s einmal einen Jungen, der hatte sich für sein« Ersparnisse einen kleinen Waschbären gekaust. Aber die Freude war schnell vorbei, das Tier wurde ihm lästig. Wie er ihn so eines Tage, durch die Straßen führt und hat alle Hand« villi zu tun. da» kleine Ungeheuer von sich wegzuhalten, das ihm schon di« halben Kleider abgerissen hat, setzt er sich ganz erschöpft m, den Rimistei», bis ihn einer fragt, warum.„Aich das Tier hier ist mir löstig"„Watum läßt du. es denn nicht einfach frei?"„Ssst!" sagt der Junge../Sehen Sie nicht, daß er gerade dabei ist, sein Tau durchzubeißen. Wenn er« durch hat, dann geh« ich noch Haufe und sag«: er ist mir durchgegangen."