Nr. 115 47. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Schließt die Gewerkschaftsfront!
Räumt endlich auf mit den Spaltern!
Die Arbeiterschaft steht vor der Erneuerung einer großen Zahl| stalten, darunter einen ganz befannten Gelben des Betriebes Bon Tarifverträgen. Es gilt, nicht mir die Lebenslage der Arbeiter erkennen schaft zu verbeffern, sandern darüber hinaus durch die Steigerung der Kauftraft, durch schärfere Umgrenzung der Arbeitszeit und ihre Einschränkung, die Arbeitslosen in die Produktion einzureihen. Mehr als je ist es also erforderlich, die Reihen der Gewerkschaften zu stärfen und die gesante Arbeiterschaft zu einer fompaften Maffe zusammenzuschweißen.
Die Betriebsrätemahlen sind füberall im Gange. Die beste Gelegenheit also, die Einheit der Arbeiterschaft zu befunden und die unbestrittene Führerrolle der Gemertschaften in Erscheinung treten zu lassen.
Was aber fehen mir jetzt? Für die sogenannte Kommunistische Bartei ist diese doppelte Notwendigkeit zur Einheit nun ein doppelter Anlaß zur Spaltung der Arbeiterschaft. Die Unternehmer haben alle Ursache, gerade jetzt die Arbeiterschaft gegenein ander auszuspielen. Diese Wünsche der Unternehmer merden von der PD. erfüllt.
Der Sturm der Kommumistert auf das Gemertfchaftshaus in Stodholm ist mehr als ein Symbol. Die Unternehmer münschen für die bevorstehenden Bohnverhandlungen geschwächte Gemertschaften. Die KPD. stellt den Gewerkschaftsfandidaten überall unorganisierte Gegenzandidaten gegenüber.
Die Arbeitslofen sollen zu politischen Zweden für die KPD. auf die Straße gehen. Uber prattische Solidarität mit deu Arbeitslosen? Die Kommunisten denken nicht daran! Bei den Buchdrudern mird von unseren Genossen beantragt, einen Egirabeitrag von 20 Bf. die Woche zu erheben, der den Arbeitslofen zugute tommen foll. Die Kommunisten reben und stimmen dagegen. Das ist die Solidarität der Kommunisten mit Ben Arbeitslosen!
Das Bild der Selbstzerfleischung der Arbeiterschaft, das die KPD . den Unternehmern bietet, muß diefen sehr angenehm fein. Sie mögen sich nicht übel ins Fäuftchen lachen. Um so mehr ist es 3eit, mit den Spaltern endlich aufzuräumen.
Arbeiter, schart euch um die Gemerfschaften! Stinant bei den Betriebsrätewahlen nur für die freigewertschaftlichen Listen Ihr merdet damit den Unternehmern den Beweis liefern, daß es euch Ernst ist mit dem Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Lohnelend.
Keine Spaltungsrate bei Zieh.
Um eine freigewertschaftliche Arbeiterratsliste. Die gewerblichen Arbeiter fomie the Angestellten der Waren häuser von Ziet nohmen. nor einigen Tagen in einer gemeinsamen Betriebsverfamuning in den Mufiterfälen zu der bevorstehenden Betriebsratswahl Stellung. Eine Abgesandte aus dem nabegelegenen Karl- Liebknecht Haus, die zur Täuschung des Versammlungsleiters auf die Frage nach ihrer Betriebszugehörigkeit teine flare Antwort gab, verfuchte noch in letzter Stunde für die Parole der KPD., Aufstellung roter" Betriebsratsfandidaten, Propaganda 31 machen. Die Versammlung verlangte stürmisch von der tommynistischen Spaltungspropagandistin, den Bersanmmlungsraum zu ver laffen. Der dementsprechenden Aufforderung des Bersammlungsleiters tam sie schließlich auch unter Protest" nach. Es erschienen nacheinander noch einige Ordonnanzen aus dem tonnnunistischen Sauptquartier, deren Weisheit die Bersammlung aber absolut nicht tennenlernen wollte. Einmütig stimmte die Versammlung viel mehr den freigemertschaftlichen Kandidaten zu, die in den einzelnen Betriebsversammlungen bereits aufgestellt worden sind, so baß für die Betriebsratswahl bei Tietz für die Arbeiter nur eine freigemertschaftliche Liste zur Wahl steht.
Siemens- Belegschaft gegen KPD .
Gewerkschaftsfeinde unbeliebt.
Jm Siemens- Kleinbon- Wert, das etwa 2500 Mann Belegschaft hat, gelang es der KPD . nicht, trop aller Anstrengungen auch nur eine Kandidatenliste zu den Betriebsratswahlen zustande zubringen. Es ftand bei der Arbeiterschaft, wie schon seit Jahren üblich, nur die freigemertschaftliche Kandidaten 1ifte zur Wahl, so daß eine Wahl überflüssig war.
Man fah fich jetzt gezwungen, von dem Birt ein größeres Zimmer zu erbitten. Die Regie murde in Bewegung gefeßt. Sämt Zimmer zu erbitten. Die Regie wurde in Bewegung gesetzt. Sämt Rote Frauen- und Mädchenbund angestürzt, um den kommunistischen liche KPD. - Lotale alarmiert, es fam Rotfront, Jungfront und der Häuptling zu unterstützen. Nachdem dieses Theater festgestellt war, verließen die Freigewertschaftler geschlossen das Lokal.
Roch viel lehrreicher war die Bersammlung der Angestellten des Schaltwertes am Donnerstag im Lofal von Betschke. Etma 2000 Handzeitel wurden vor dem Betriebe perteilt, Blafat träger forderten zum Besuch der Betriebsversammlung auf. Und fiehe da, die Angestellten strömten aber nach Hause. Drei unserer Barteigenossen suchten das Botal auf. Nachdem sie Stunden ner geblich gemartet hatten, fom ein junger Mensch ins Lofal gestürzt pertagt werden, der Referent ift foeben verhaftet morden." und erflärte: Jenossen, die Versammlung der Angestellten muß
Die Siemens- Belegschaft ist gegen die KPD . Sie will von den Gemertschaftsfeinden nichts miffent.
Gasarbeiter, tretet an!
Die Arbeiter der Städtischen Gaswerfe Berlins / missen, daß fie ihre verhältnismäßig günstig geregelten Lohn- und Arbeitsbedingungen lediglich ihrer gewerkschaftlichen Organisation verDanfen und wissen auch, daß weitere Berbesserung mur durch ihren festen Zusammenschluß im Gesamtverband zu erreichen sind. Da tommt denn die ausgesprochen gewerkschaftsfeind fiche und gemerfschaftsschädliche fommunistische revolutionäre" Opposition mit einer„ roten Liste" zu den Betriebsrätemahlen da her und wirbt um Stimmen. Jede Stimme für diese Lifte bedeuter einen Schlag gegen die Gewerkschaft, einen Schlag ins eigene Geficht. Das Wahlflugblatt des Gesamtverbandes ist den verdrehten Revolutionären start auf die Nerven gefallen. In ihrem Herger darüber rühren sie in der Roten Fahne" an Dinge, die sie bei einiger Vorsicht sicher nicht erörtert hätten.
Sonntag, 9. März 1930
Arbeitslosigkeit und Achtstundentag.
Ein Erlaß des Preußischen Handelsminifters.
Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat der preuBijche Handelsminister in einem Runderlaß an die Regierungs präsidenten auf den Ernst der Arbeitsmarktlage hingewiesen. Ilm zur Einschränkung der Arbeitslosigkeit beizutragen, sollen die Gemerbeaufsichtsbeamten Ausnahmen von der gesetzlich vorgeschrie benen Normalarbeitszeit nur dann gewähren, wenn die erfordertide Mehrarbeit nicht durch Einstellung neuer Arbeitskräfte geleistet
merden farm.
Weiter soll eine behördliche Genehmigung für Ueber Fühlungnahme mit dem Arbeitsamt und nur für kurze Frist arbeit nur bei unabweisbarem Bedürfnis, nach bewilligt werden. Dabei muß allerdings betont werden, daß gegenmärtig die gefeßlich zulässigen Ueberschreitungen des Achtstundentages nur zum verschwindenden Teil auf behördlicher Genehmigung beruhen. Die meitaus meiste Ueberarbeit wird auf Grund von Tarifverträgen geleistet.
Entlassungen trot Umsatzsteigerung.
Bei der National- Regiffrierfaffengesellschaft. Die bekannte amerikanische National Registertaffen= Gesellschaft in Neukölln hat in her legten Zeit, Sparmaßnahmen" ergriffen Obmohl dies Unternehmen nach den eigenen Angaben in den letzten Monaten limfaz steigerungen von 22,9 Pros. gegenüber der gleichen Zeit des Borjahres erzielt hat, find jest Arbeiterentlassungen und Kündigungen Don Angeftellten in unverhältnismäßig großer Zahl erfolgt. Die Arbeiterentiaffungen wurden teilweise mit Arbeitsmangel und zum anderen Teil mit notwendigen Rationalisierungsmaßnahmen begründet.
Ginen Antrag des Betriebsrats auf Berfürzung der Ar= beitszeit lehnte die Geschäftsleitung mit dem Hinweis ab, daß es sich um eine Belegidaftsverminderung handle, die auf der Belegschaftszahl des amerikanischen amerikanischen Stammhauses fuße, melche wiederum durch die Höhe der Produktion bedingt sei. Hinsichtlich der Angestelltenfündigungen murde erklärt, daß diese Maßnahme non der amerikanischen Leitung gefordert werde und die deutsche Geschäftsleitung mir deren ausführendes Organ sei. Sollen durch diese Massenentlassungen und durch erhöhtes Arbeitstempo der im Betrieb verbliebenen Arbeiter und Angestellten etwa die 300 000 bis. 400 000 2. mieder hereingebracht werden, die im Januar anKein anderer als der Spizenfandidat der Opposition, Otto läßlich der mit so großem Pomp aufgezogenen internationalen VerBeinert, war es, der der Direttinu erzählt hat, daß 10 Re- treterfonwention ausgegeben wurden? Jedenfalls sollte ein Unterfionen je Stunde geleistet werden könnten, aljo 80 je Arbeitsichicht, nehmen, das einen erheblichen Teil seiner Produkte an Konjumwährend die Direktion von selber 64 verlangte. Wenn mm auch vereine, Gewerkschaften, Genossenschaften und Behörden absetzt, der Afford nicht eingeführt wurde, so wird doch jetzt genade aufert darauf legen, nicht solche unsozialen Maßnahmen durchzuGrund des Sachverständigen" Gutachtens eines Weinert ver führen. fucht, das Tempo zu beschleunigen. Die Treiberei zu Mehrleistungen ist hauptsächlich mit auf die Behauptung des Beinert zurückzuführen. Run wird der repolutionäre Oppofitionsmann Weinert sich allerdings darauf berufen fönnen, daß er nur der Parole der KPD. gefolgt fei, menn er bei dem Bersonaldezernenten gewinselt hat, um seine Freunde in dem von der KPD . so sehr verlästerten Betriebe unterzubringen und dafür andere aus der Arbeit herauszubringen. Weil das nicht gelang, deshalb die Wut.
Die Berliner Gasarbeiter werden morgen, Montag, und am Dienstag ihren Kollegen in den Waffer- und Elektrizitätswerken folgen und die freigewerkschaftliche Liste,
die Liste 1 wählen,
die mit den Namen Simsch, Daszkiewicz und Lenz beginnt.
Betriebsratswahl bei Behörden.
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Die Neuwahl des Hauptbetriebsrates beim preußischen Finanzministerium und Ministerium des Innern findet am 15. und 16. März statt, und zwar im gleichen Wahlgange mit der Neuwahl der Bezirtsbetriebsräte bei den preußischen Regierungen und der örtlichen Betriebsvertretungen bei den einzelnen Dienststellen. Es wählen die Angestellten und Arbeiter folgender Behörden: Oberpräsidium, Regierung, Kreisfaffe, Katasteramt, Staatl. Hochbauamt, Landratsamt, Staatl. Polizeivermaltung( Bolizeipräsidium, Polizeidirektion, Schußpolizei, Grenztommiffariat), fomie in Berlin : Finanzministerium, Ministerium des Innern, Statistisches Landesamt, Bau- und Finanzdirektion. Der Zentralverband der Angestellten, der Bund der technischen Neuwahl des Hauptbetriebsrates eine gemeinsame Angestellten und Beamten und der Gesamt- Berband haben für die Borschlagsliste eingereicht, die unter der Bezeichnung Bor schlagsliste Nr. 1, freigewerkschaftliche Liste der Angestellten und Arbeiter Hilfe Zechel Wege zur Wahl steht. Die Neuwahl des Hauptbetriebsrates beim preußischen Minifterium für Handel und Gewerbe findet am 16. und 17. März statt, und zwar im gleichen Wahlgange mit der Neumahl der örtlichen Betriebsvertretungen bei den einzelnen Dienst stellen. Es wählen die Angestellten und Arbeiter folgender Behörden: Ministerium für Handel und Gewerbe, Oberbergamt, Berg afademie, Bergrenier, Snappschafts- Oberversicherungsamt, Gewerbe Im Bereinigten Eisenbahnsicherungs. Blodaufsichtsomt, Eichungsdirektion, Eichamt, Staall Schlichtungsaus mer? verfuchte man ebenfalls eine rote Kandidatenliste aufzufchuß, Maschinenbauschule, Staatl. Handels- und Berufsschule ujm. stellen. Ber beschreibt aber das Erstaunen, als einige unserer Ges noffen am Freitag im Lofol Betschte( Siemensstadt ) feststellen mollten, mer bie Drahtzieher zur Untergrabung der Einheitsfront find, als sie vom Wirt in dessen Schlafzimmer geführt wurden. Unsere Genossen dachten erst, fie follten verhöhnt werden; fonnten dann aber bei schmachem Schlummericht den kommunistischen Begirlsverordneten Meg Meŋer, Spandau , amb noch brei andere. Gefchlagstiften.D
Bei den Angestellten nerfuchte der DHB, sein Heil, fonnte aber von den 8 Mandaten nur eins erringen. Die freigemerf schaftliche Liste erhielt 365 Stimmen, der DHB. 100 Stimmen, 10 Stimmen maren ungültig.
Der Zentralverband der Angestellten und der Gesamt- Verband haben für die Neumahl des Hauptbetriebsrates eine ge. meinsame Borschlagstifte eingereicht, die unter der Be zeichnung Borschlagsliste Nr. 1( Wachlin- Wendland) zur Wahl steht. Arbeitnehmer der beteiligten preußischen Dienst stellen, die auf eine gute Vertretung ihrer Interessen im neuen Hauptbetriebsrat Bert Legen, mählen nur freigemerfschaftliche Bor.
Nationalistische Uebergriffe."
3m Preußischen Statistischen Landesamt. Unter Berufung auf das Pressegesetz erhalten wir folgende ZuSchrift: 1. Unwahr ist, daß ich Nationalsozialist bun; wahr ist vielmehr, daß ich noch niemals der Nationalsozialistischen Partei angehört habe, sondern Mitglied der Deutschen Bolkspartei bin.
2. Ummahr ist, daß der Betriebsratsvorsitzende die Ankündigung einer Bersammlung des Betriebsrats am Schwarzen Brett angezeigt hat. Infolgeteffen fonnte diese Ankündigung auch nicht entfernt werden. Wahr ist vielmehr, daß am Schwarzen Brett eine vom Angestelltenrat unterzeichnete Einberufung einer An= gestelltenversammlung zum 6. Februar 1930 ange= schlagen wurde.
3. Unahr ist, daß Arbeiter von dem Abbau betroffen wurben; wahr ist vielmehr, daß in der am 5. Februar stattgefundenen Arbeiterversammlung der Arbeiteratsvorsitzende erklärte, daß Entlaffungen von Arbeitern nicht stattfinden würden.
4. Umwahr ist, daß in der Aussprache in der wüsteſten Form die Republik beschimpft wurde; wahr ist vielmehr, daß lediglich fachliche Kritit an den einseitigen Abbaumaßnahmen der Amtsleitung des Statistischen Landesamts geübt murde.
Vorsitzender des Betriebs- und Angestelltenrats.
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Auf Rüdfrage an zuständiger Stelle wird uns bestätigt, daß auch Arbeiter entlassen werden. Die entsprechenden Verüber bessere Kenntnis des Betriebsrätegesetzes verfügen würde und handlungen wären längst beendet, wenn der Betriebsratsvorsitzende zu den Verhandlungen laut§ 74 BRG. nicht mit dem Angestelltenrat, sondern dem Betriebsrat erschienen wäre. ! Ift dem Betriebsratsvorsitzenden nicht erinnerlich, daß der Redner des Deutschnationalen Handlungsgehilfen- Verbandes von unverschämten Verhandlungsmethoden, bestellen! Sie das dem Regierungsdirektor Dr. Cassau", von diesem Staat" usw. Sprach? Das nemit der Volksparteiler Lieber, fachliche Kritik".
Achtung, Holzarbeiter! Urwahl!
Am Dienstag, dem 11. März, non 16% bis 19 Uhr, merden die Delegierten zur Generalversammlung, neugemählt. Die Wahllotale find meistens die gleichen wie im Vorjahre. Wahlberechtigt find nur Kollegen, deren Beiträge bis zur fiebenten Woche dieses Jahres einschließlich bezahlt sind. Die Bücher der arbeitslosen oder urvaliden Kollegen müssen bis zur dritten Woche d. I. abgestempelt fein. Kranten und Invalidenausweise gelten auch als
Ausweis.
Hallo! Freidenker!
Wahlberechtigt sind: Mitglieder über 18 Jahre alt, welche am Tage der Wahl mindestens drei Monate dem Verbande angehören und für diese Zeit Beiträge gezahlt haben. Beitragsleistung inklusive Dezembermarke.
MU
but
Von 9-16 Uhr
Mitgliedsausweis vorlegen
Heute wählen!
Heute
3W 3H 2 TI
Liste 1: Verbandsaufbau!