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Gonnkag 9. März �930

Unterhaltung und Wissen

Beilage des Vorwärts

Wie Jiapp kam und ging JlusSBÜge am KagebuchbläUern

SS« SafttftuftfAwflbttttt hat als(Boitin eine» repllbliianischcn SfoidiMirimftets ben Anmorsch uni Ab«« derArmee" KOPPS von ihrxr Menstwohnuns Unter ben Linden miterlebt. 13. März 1920... In gequältem Wachsein wartete ich noch den Rest der Nacht auf Nachrichten, die eine Hoffnung auf guten Ausgang zuliehen. Vergebens! Tatsächlich ziehen früh um 7 Uhr mit klingendem Spiel der Generai o. Lüttwitz und seine Truppe durchs Brandenburger Tor . Ich stehe am Fenster nach den Linden zu. Bald kommen einzelne Trupps aus der Wilhelmstraß«, in die sie eingebogen waren, zurück, beziehen Wache an den Ecken der Zufahrtsstraßen, patrouillieren die Linden auf und ab, pflanzen Bajonett« auf dem Mittelweg aus. Binnen kurzem werden aus den Fenstern der beiden Ministerien große schwarzweißrot« Fahnen entrollt. Plakate werden überall angeheftet, man muß mit Ingrimm zusehen, wie sich die Meuterer wichtig machen. Aber je höher der Tag steigt, je klarer der sich allmählich ansammelnden Menge wird, was sich hier begeben hat, desto ruhiger werde ich. Denn ich be­merke, wie von vornherein diese eisenstarrende Macht gar nicht ernst genommen wird. Später wage ich einen Ertundigungsgang, trotzdem das Militär zeitweilig die Linden sperrt. Aber es bleibt ja immer noch der Ausgang nach der Dorotheenstraße, von dem die Wachen nichts ahnen. Dieser Gang ist sehr beruhigend. Schon� gleich am Platz vor dem Brandenburger Tor eine charakteristische vzene: Ein Leutnant, im Bollgefühl semer Macht, herrscht einen Straßenbahn- schaffner an der Sommerstraße«m, daß er irgendwie umzufahren habe. Der Schaffner erklärt, daß er kein« Weisung hier anzunehmen habe. Der Leutnant droht. Ihn verhasten zu lassen.Bitte," sagt der Schaffner und tut, als wolle er seinen Hebel schon herausheben. Da aber die Fahrgäste und die Schaffner der hinter ihm wartenden Wagen einstimmig rufen:Weiterfahren", grüßt er ironisch und iährt an dem verdutzten Leutnant und seinen Soldaten vorbei. AehnKche Bilder sonst in der Stadt. Am Zoologischen Garten reißt ein älterer würdiger Herr die Proklamation desReichs- kanzlers" Kapp von einem Baum ab, an den sie die Soldaten eben gehestet hatte.Glauben Sie denn, daß sich das deutsche Dolk das gefallen läßt," rust er empört.Niemals," ruft die Meng« unter Beifallsrufen. Die Soldaten, ganz junge Gestalten von ausgesprochen bäuerlichem Typ, stehen ratlos. Die Linden sind jetzt zum Mittelpunkt lebhaften Verkehrs ge- worden. Studenten und andere teutfchnationaliftische Jünglinge halten anfeuernd« Reden vom Balkon des ftultusmimsteriums herab, nian lacht sie aus. Berittene Musikzüge sollen Stimmung für die neue Regierung" machen. Zeitweise drängen die Soldaten dos Publikum von den Linden ab. Sie müssen sich doch etwas, zu schaffen machen. Freilich dringen nun besorgte Stimmen- in mich, ich soll« hier nicht inmitten des besetzten Regierungsviertel- �sitzen bleiben. Immerhin, es werden für den schlimmsten Fall Stichwort« ver­abredet usw. Am Dormittag kommt G« h e> in r a t W. von der Reichskanzlei, um zu fragen, ob ich irgend welcher Hilfe bedürfe und teilte mir mit, daß sämtliche Beamte, voran d e r Staatssekretär, denneuen Herren" jeden Dienst versagen. Der im Hause wohnende, im Innendienst des Reichs- wehrminifterium» beschäftigte Major S. kommt nach Haus«, weil er und andere esablehnen, mit Meuterern gemeinsame Sache zu machen..." H. rust an, erzählt von der Stellung des Reichs- rat?, ltz. spinnt allerhand Fäden der Bcrschwörung zur Abwehr. Und ehe die Lüttwitz-Leute es hindern können, läßt er den amtlichen telephonischen Nachrichtendienst des Heimatdienstes(die Telepho- nistinnen haben sich bei Androhung des Streits jede Ueberwachung verbeten) in unser Büro leiten. Während draußen vor unseren Fenstern die Soldaten schwindelhaft« Plakat« mit Nachrichten über die erfolgreich« Erhebung im ganzen Reich ankleben, ja auch zum Teil hoch zu Roß verlesen, laufen hier bei uns dauernd die telepho- nischen Nachrichten aus allen Teilen Deutschlands ein. Bis zum Abend wissen wir zuverlässig, wie es im ganzen Reich aussieht und haben auch direkte Nachricht von der wirklichenRegierung" 15. März. Der Streik ist in vollem Gonge. Die Haltung der Arbeiterschaft ist bewundernswert. Alle Notstandsarbeiten werden erledigt, kein Krankenhaus leidet unter dem Elektrizitätsstreik. In normalen Zeiten schimpfen viele über die Zeitungen. Aber was für ein Wust von unkontrollierbaren Gerüchten verbreitet sich sofort, wenn es keine Presse gibt. So warnen mich wieder Freunde, hier zu bleiben, Frau C bert und Frau Koch seien schon verhaftet. Es ist ja aber gor nicht wahr. Die Linden liegen heute abend totenstill und des Lichtstreiks wegen stockdunkel. Ein Lichtstreif von meiner Kerze auf dem Schreibtisch huscht gespenstisch über die stahl- behelmten Soldaten, die wieder für die Nacht ein« Äanone ein- pflocken. Ein Offizier kommt heran:Falsch! Die Mündung muß doch gegen Lichtenberg stehen." Der Verkehr ruht vollständig. Aber in unserer Einfahrt steht jederzeit»in Lüttwitzsches Auto bereit für Parteigenossen und andere Republikaner . Wieso? Ein großer Teil der Chauffeure des Luttwitzschen Wagenparks hat sich bedankt, das Abenteuer mitzu- machen. Sie kurbelten ihre Autos an und fuhren einfach davon. Fahren jetzt kühn in ihrer Uniform in dieser vom Militär besetzten Zone herum und halten den Verkehr der Republikaner aufrecht, ermöglichen Kvnserenzen und Verabredungen zur Organisation der Abwehr... IS. März..Kopp ist erledigt," heißt ez schon draußen im Reich, wie uns telephomsch gemeldet wird. F.(ein Sozialdemokrat), der zu Verhandlungen in der Reichskanzlei war. bestätigt es. Aber das sagt man schon feit Tagen. Es handle sich eben jetzt darum, sagt er das Militär ohne Reibung aus der Stadt hinaus zu bringen. Nun tauche»ie viel größere Gefahr, die von links, auf. die dies..sinnlose Reiterstückchen" heraufbeschworen Hab«. Längst haben die Herrchen da draußen es Unterlasten, vom Kultusministerium aus Reden zu schwingen, auch keine Musikumzüge unter den Linden finden mehr statt. Die patrouillierenden Soldaten spielen bloß noch und zwar sehr unsicher und schüchtern, Verkehrspolizei. Immer höhnischer und sicherer wird dagegen die Miene des Publi- kums. Die woffenstarpenden Wachen an den Ministerien scheinen nur lächerliche Attrappen. 17. März. F. bringt beängstigende Nachrichten von einem geplanten Gegeuschlog der Kommunisten. Die Zeit scheine setzt reif für ihre Diktatur. Von draußen scheine man auch nichts dagegen zu tun. Gegen Abend kommt ober«in Herr E.(ein Kommunist), zu besten Gunsten sich bei einer früheren Gelegenheit mein Mann «mmol verwandt hat, mn mir zu erklären, daß von ihrer Teste gar

keine Erhebung zu befürchten sei. Nosk« habeihnen" im Gegen- satz zudenen da draußen" die Waffen gründlich aus der Hand ge- schlagen. Sie seien gar nicht gerüstet. Und selbst, wenn einig« so töricht sein sollten,.Gewaltunternehmen zu wagen, habeich persönlich nichts zu befürchten, er würde unbedingt für meinen und des Kindes Schutz bürgen. 19. März. Ein böser Tag liegt hinter uns. Von früh an sammelte sich eine Riesenmenge Neugieriger, zum Teil unheimliche Gestalten auf den Linden, die die Kappisten abziehen sehen wollen. Da und dort gibt es schon am Vormittag Zusammenrottungen, Ver- suche, die Soldaten zu entwaffnen, Schreckschüsse fallen. Ein Panzer- auto fährt drohend immer wieder zwischen durch. Eine unver- geßliche Szene, die steilich der Komik nicht entbehrt, das Einziehen der Fahne am Kultusministerium. Alles jubelt und johlt, das nimmt den Soldaten und Studenten, die auf den Balkon getreten waren, die. Fahne«in zurollen, den Mut oder die Lust. Sie ziehen sich wieder zurück. Und so geht das weiter wohl an eine Stunde. Bis die oben doch das Katz- und Mausspiel aufgeben und unter brausendem Jubel und höhnischen Zurufen in aller Hast die Fahne abnehmen. Furchtbar war S ch i m p f u nd H o h n der Menge, als nach- mittags die Kappsch« Wehrmacht abzog. Nie werde ich diese große gewaltige Volksszene vergessen. Tage lang hatte der Berliner seine Wut beherrscht. Nun brach sie ohne Rückhalt und brausend los. Immer noch klingt mir das schrille, fast an

zwei Stunden dauexnde Pfeifen in den Ohren. Dies Schreien, grelle Lachen, unbarmherzig« Höhnen, dies Aufwogen der ganzen Bewegung, die Steigerung des Höllenlärms, jedesmal wenn eine Fahne vorbeikam. Da, als ich mich wegwenden wollte, höre ich plötzlich die schmetternde Weise. des altpreußischen Kriegsmarsches: Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben." Das kann nun nicht gut vorübergehen! Diese 5)erausforderung ist zu stark. Um die Ecke der Wilhelmstraße biegt der neue Zug mit Musik. Dom Balkon des Adlon " winkt grüßend eine Dame mit dem Taschentuch. Das gibt das Signal. Plötzlich wogt und tobt die Menge gegen dasAdlon ", llmfend drohende Arme und Fäuste erheben sich. Nur noch ein Stoßen und Drängen, auch gegen die Soldatenreihen, durch sie hindurch, ihnen entgegen. Schüsse fallen aus den Reihen der Soldaten. Alles stiebt auseinander, sucht Deckung. Nach kurzen: Halt geht der Zug weiter. Da erhebt sich's schnell wieder aus allen Deckungen. Neuer Ansturm, neue Schüsse. So.einigemal hin und Her... Eben� zieht das letzte Häuflein Soldaten durch das Brandenburger Tor . Es krachen Schüsse vom Panzerauto , Scmitäts-. wagen fliegen heran, im Feuerwehrauto bringt man übereinander-- liegende Menschen weg es sind Tote. Allmählich wird's leerdr. Der heitere Frühlingstag ist einein unheimlich schauerlichen Spät- nachmittag gewichen.'. Aus unserer Torhalle,, wo die Menge Kaps an Kopf gestanden war, zieht sich einer nach dem anderen zurück. Nur einmal bricht sich befreiender Jubel und«in Hochrufen lost als Konrad Haenischs hochragende Gestast gsgenüber.auf dem Balkon des befreiten Kustusminiperiums erscheint. Dann wirdis allmählich stiller.' Aus. allen Vororten weiden Zusammenstöße ge­meldet. Ob's wahr ist' man weiß«s nicht. Zeitungen gibt es ja. nicht. Wilde Gerüchte durchschwirren die durch den Streik per- dunkelte Stadt. Aber Kapp ist nun wirklicherledigt". ..... Hermine David ,.j

Q. C. v. Waaßen: Wir müssen selbst heute noch Eonan Doyles Sherlock Holmes als das Muster eines idealen Detektivs ansprechen, denn sein fabel- haster Beobachtungsgeist wird immer wieder restlos« Bewunderung auslösen. Edgar Allan Poes Einfluß ist allerdings unoerkennbar: fraglos gab dieser große amerikanisch« Schriftsteller die Andeutung zur Erfindung jener weltberühmten Figur. Und doch müssen wir das Urbild dieser scharfsinnigen angloamerikanischen Detektiv« in der älteren französischen Literatur suchen, und wir finden es in Voltaires orientalischer Geschichte desZadig ". Zadig deutet die Spuren, die er im Walde findet, mit dem gteiehen Raffinement, wie hundert Jahre später Poe und hundertfünfzig Jahre später Conan Doyle es toten. Zadig ist es, der als Urvater aller modernen Detektive zu gelten hat. Und doch war aller Wahrscheinlichkeit nach Zadig mst all. seinen Talenten ebenso Literatur, wie es im.wesent- lichen Shxrlack Holmes, war. z Aber schon das achtzehnte Jahrhundert hatte einen Man«, der Zadigs Begabung tatsächlich besaß und dessen Theorie m die Praxis übertrug, und das was kein anderer als der Verfasser vonFigaros Hochzeit ". Beaumarchais . Dieses Talent des genialen Schrift- stsllers ist wohl kaum je gewürdigt worden, und ich glaub« auch nicht,.daß es in den letzten hundert Iahren jemals wieder zur Sprache gebracht wurde. Di« Quelle liegt sehr verdeckt und ist heute so verschollen, daß es sich verlohnt, sie wieder einmal auf- zudecken. Ms sich Beaumarchais im Jahre 1781 in London aufhielt, fand er im Pantheon, einem öffentlichen Bergiiügungslokale, den Mantel einer Dame, und er kam auf den Einfall, folgende Anzeige an den Redakteur eines Londoner Morgenblattes zu senden: ,Jch bin fremd, Franzose und Mann von Ehre. Wenn Ihnen das nickst ganz sagt, was ich bin, so sagt es Ihnen doch wenigstens in mehr als einem Verstände, wer ich nicht bin, und in den jetzigen Zeitläuften ist das in London nicht so ganz unnütz. Vorgestern sand ich im Pantheon nach dem Konzert, als man tanzte, einen Damenmantel von schwarzem Taffet unter meinen Füßen, der ebenso gefüttert und mit Spitzen besetzt war. Ich weiß nicht, wem dieser Mantel gehört, ich habe auch nie, selbst nicht im Pantheon, die Person gesehen, die ihn trug, und all« Nachforschungen des- wegen haben mich nicht auf ihre. Spur bringen können. Ich bitte Sie also, Herr Redakteur, in Ihrem Blatt« diesen gefundenen Mantel anzuzeigen, damit er seiner Eigentümerin, wenn sie Ihn absordern will, treulich wieder zugestellt werde. Um aber auch allem Irrtum vorzubeugen, gebe ich mir die Ehre, Sie zu benachrichtigen, daß die Person, die ihn verloren hat, an diesem Tag einen Kopfschmuck von rosenroten Federn getragen. Ich glaube sogar, daß sie brillantene Ohrgehänge trug. Ich bin aber in diesem Punkt meiner Sache nicht so gewiß als in den übrigen. Sie ist groß, wohlgestaltet, ihr Haar ist von dem feinsten Blond, ihr Teint blendend weiß. Sie hat einen feinen und freien Hals, schlanken Wuchs und den niedlichsten rleinen Fuß der Welt. Ich habe sogar bemerkt, daß sie jung, lebhast und ziemlich zerstreut ist. Ihr Gang ist leicht, und ihre Leidenschast fürs Tanzen steht außer Frage. Wenn Sie mich fragen, verehrter Herr Redakteur, worum ich ihr den Mantel nicht auf der Stelle wiedergegeben habe, da ich sie doch so gut bemerkt hatte, so muß ich mir erlauben, zu wiederholen, was ich schon oben sagte, daß ich diese Person nie sah, und daß ich weder ihre Augen noch ihre Züge, noch chre Kleidung, noch ihr Benehmen kenne, viel weniger weiß, wer sie und wie sie gestaltet ist. Allein, wenn Sie durchaus darauf bestehen, zu erfahren, wie ich sie so genau beschreiben konnte, ohne sie jemals gesehen zu haben, so erlauben Sie, daß ich mich wundere, wie ein so genauer Beobachter nicht weiß, daß die bloße Untersuchung eines Damen- mantels hinreicht, alle Kennzeichen von ihr anzugeben, die sie aus- zeichnen. Doch ich will mir hier nicht.zum Verdienst anrechnen, was keines mehr ist, seitdem weiland Zadig geliebten Andenkens das Verfahren ausgeplaudert hat. Erfahren Sie also, daß ich bei Unter- suchung des Mantels in der Kappe einige Haare von einem lehr schönen Blond fand, die sich an das Zeug angehängt hatten, ebenso einige zarte Fäserchen von rosa Federn, die aus dem Kopfputz ge- fallen waren. Es bedurfte also wahrhaftig keiner großen Anstren- gung, um daraus zu folgern, daß der Federbusch und dos Haar der Schönen mit diesen Ueberbleibseln vollkommen übereinstimmen müssen. Sie fühlen die Richtigkeit des Schlusses. Und da ein solches Haar nie auf einer Zigeunerstime oder einer Haut von zweideutiger Wesse' Mächst, jo würde diese Analogie Sie wie mich überzeugt haben, daß die Blondin« mit den Silberhaaren den blendendsten und weißesten Teint haben müßte.

Eine leichte Aufkratzung des Tafftes an den beiden inwendigen Seiten der' Kappe, die notwendig von dem anhalienden Reibest zweier harter, sich bewegender Körper entständen war, überzeugte mich, nicht, daß sie an diesem Tag« Ohrgehänge getragen(auch habe ich es nickst behauptet), sondern daß sie gewöhnlich welche trage, ob es gleich wider die Wahrscheinlichkeit läuft, daß sie diesen Putz just an einem Tage der Eroberung, an einem so großen Gesellschaststage, vernachlässigt haben sollte. Das übrige versteht sich von selbst. Ich durste bloß das Vastd besichtigen, das diesen Pianiel am Hals befestigt,, und es gerade ost der Stell« zusammenknüpfen, die durch den Gebrauch abgenützt war, um aus der geringen Weite des Raumes, der sich durch diese Schleifenbildung ergab, zu schließen, wie fein und zart der Hals sein müsse, der täglich.' in.diesem Raum«ingeschlossen, wird.., Als ich veiter die Entfernung zwischen dem pberen Teil des Mantels! und den Falten oder den horizontalen Reibestellen maß, die durch die Inanspruchnahme des Mantels, gegen.'den unteren. Teil der Figur entstanden waren, wenn die Dame den Mantel ä la franeaisc um sich faßte, so daß der obere Teil sich gegen die Hüften zu- sammen runzelte, indessen der untere, mit. Spitzen besetzte, nachlässig auf der runden und stark vorspringendenCroupe" wallte, so würde jeder Laie eben das Urteil gefällt haben, das ich fäll«, daß, da die Büste so schmächtig ist,' die Person groß und wohlgestaltet sein müsse. Dies spricht für sich selbst: Man sieht hier gleichsam das Nackte unter der Draperie. Setzen Sie ferner, Herr Redakteur, daß ich auf dein Mantel die Spur eines sehr kleinen Schuhes in grauem Staub abgedruckt fand, würden Sie da nicht die Bemerkung gemacht haben, daß, wenn ein anderes Frauenzimmer aus den Mantel getreten wäre, es sich gewiß nicht des Vergnügens beraubt haben würde, ihn auf- zuheben? Es bleibt also kein Zweifel übrig, daß der Abdruck des niedlichen Schuhes von der Person selbst herrührte, die den Mantel verloren hatte. Da nun ihr Schuh so klein ist, würden Sie sagen, so muß es ihr niedliches Füßchen noch weit mehr sein. Es ist nicht das mindeste Verdienst für mich, dies bemerkt zu haben. Der ge- ringst« Beobachter, ein Kind, würde darauf verfallen. Aber dieser Abdruck, der im Vorüberhuschen und selbst ohne gefühlt zu haben, geschah, verrät, außer einer großen Lebhaftigkeit des Ganges auch ein« starke Beschäftigung des Geistes mit Neben- dingen, wozu ernsthafte, kalte oder bejahrte Persoven nicht mehr sähig sind. Ich habe also ganz natürlich daraus geschlossen, daß meine liebe Blondine in der Blüte ihres Alters steht, sehr lebhaft und verhältnismäßig zerstreut ist. Da ich auch überlegte, daß der Platz, wo ich ihren Mantel fand, nach dem Orte führt«, Mo inan am hitzigsten zu tanzen anfing, so konnte ich mich des Gedankens nicht erwehren, daß die Dame dies Vergnügen sehr lieben müsse, weil dieser Reiz sie allein den Mantel vergessen machen konnte, den sie mit Füßen trat. Ein anderes Urteil, glaub« ich, ließ sich hier nicht fällen. Ich berufe mich, obgleich ich Franzose bin, auf die Entscheidung aller ehrlichen Leute in England...... Und als mir vollends am anderen Morgen einfiel, daß ich diesen Mantel ganz frei auf der Stelle aufgehoben hatte, wo«in« sanft große Meng« Menschen wandelte welches beweist, daß er in demselben Augenblick gefallen sein mußte ohne jedoch die Person entdeckt zu haben, die ihn soeben verlor(welches gleichfalls anzeigt, daß sie schon weit entfernt war), so macht« ich bei mir selbst die Anmerkung:, diese junge Dame muß die allererste Schön- heit in ganz England, Schottland und Irland sein! Wäre ich in meinen Untersuchungen weitergegangen, so würde ich vielleicht aus ihrem Mantel auch ihren Stand und Rang er- fahren haben. Aber weiß man nicht ungefähr alles, was man von einer Dame wissen will, wenn man weiß, daß sie jung und schön ist? Wundern Sie sich also nicht mehr, Herr Redakteur, daß ein Franzose, dessen ganzes Leben ein philosophisches und besonderes Studium des schönen Geschlechtes war, bei dein bloßen Anblick des Mantels einer Dame, und ohne sie jemals gesehen zu haben, erraten hat, daß die schöne Blondine mit den rosa Federn, die ihn verlzr, mst dem Schimmer der Göttin der Liebe, dem zlerlichen Holz der Nymphen, den Wuchs der Grazien und die Iugtnö der Hebe ver- eint, daß ss« lebhast und zerstreut ist, und das Tanzen so sehr liebt, daß sie alles vergißt, um auf Füßchen, so klein wie die Aschen- brödels und mit der Leichtigkeit einer Atalante zum Ball zu eilen, Indem ich Ihnen diesen Mantel überliefere, erlauben Sie mir, Herr Redakteur, daß ich mich in den meinigen hülle und mich hier bloß unterzeichnen darf: Der sranzösische Dilettant." Es mag zum Schlüsse noch erwähnt werden, daß der Mantel tatsächlich einer der schönsten Damen in England gehörte.