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Ordnung Freiheit/ Zat!

logan Wie die Kappisten regierten!

Am 26. Dezember 1805 defretierte der Kaiser Napoleon I.  von Schönbrunn   aus: Die Dynastie Neapel   hat zu bestehen aufgehört." Am 13. März 1920 defretierte Herr Generalland­schaftsdirektor Rapp von Berlin   aus: ,, Die bisherige Reiths­regierung hat aufgehört zu sein." Diese Kopie eines Sages aus Büchmanns geflügelten Worten ist das Einzige, was an den Handlungen der Regierung der Ordnung, der Freiheit und der Tat die sich mit diesem Namen nach ihrem ersten Aufruf am 13. März durch Butsch und Verrat unter Rapp und Lüttwig zu bilden versuchte, an ein immerhin recht be­deutendes hiftorisches Vorbild erinnert

Die Regierung der Ordnung! Sie mußte, um sich rechtsradikaler Phraseologie zu bedienen, der ,, demofra­tischen Korruption" ein Ende machen. Wen aber sah man, in der Umgebung des neuen sogenannten Reichskanzlers? Da war der frühere Rechtsanwalt Bredered, der im Jahre 1912 mehr ausgegeben hatte, als er einnahm, und sich zur Deckung der fehlenden Summen der Unterschlagung non Mündelgeldern schuldig machte. Er war nach Amerika   ge= flohen und erst während des Krieges zurückgekehrt, um sich dann dem Nationalverband Deutscher Offiziere" anzu­schließen. Da war Herr Lincoln Trebitsch, der in England wegen Wechsel- und Urfundenfälschung zu einer längeren Gefängnisstrafe verurteilt worden war und als internationaler Abenteurer durch die Zeitgeschichte geisterte. Da war Herr Schnigler, der die Kapp- Regierung zwar mit dem treffenden Ausdruck, Judenschule" belegte, als nato rischer Alkoholifer aber periodenweise und dies gerade währen der kritischen Tage vom 13. bis 18. März nicht immer arbeitsfähig war.

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Da waren als Minister und als solche, die es menden mollten, politische Dilettanten, die nicht wußten, wie sie pon ihren angemaßten Ministerien Befig ergreifen und wie fie zu regieren anfangen sollten.

Da war als Wehrmacht ein Haufen treubrüchiger Offiziere und Landsknechte, die äußerlich zwar die Formen militärischer Disziplin wahrten, innerlich aber nur das eine dachten: Wir wollen nicht entlassen werden, wir wollen uns in den wirtschaftlichen und sozialen Wiederaufbau nicht ein­gliedern, wir wollen Soldaten bleiben! und die nun den Be griff der Ordnung in der Terrorisierung der Zivilbevölkerung erschöpft sahen.

Da wurde in der Reichstanzlei gerebet und geredet, und es wurden Verordnungen über Verordnungen nieder­geschrieben, die tein Mensch beachtete. Die Kappsche Ordnung set durch drei Berordnungen beleuchtet, die an ein und demselben Tage, am 15. März 1920, ergingen. Erste Verordnung: Sämtliche Reichs, Landes- und Gemeinde beamte haben unverzüglich ihren Dienst wieder aufzunehmen, soweit sie nicht durch den Deinst in den Einwohnerwehren und der Technischen Nothilfe in Anspruch genommen sind... Biderfeglichkeiten werden auf Grund des Ausnahmezustandes Widerfehlichkeiten werden auf Grund des Ausnahmezustandes mit Geldstrafe bis zu 10000 mt., unter Umständen mit Dienstentlassung bestraft." Zweite Verordnung: Die Beamten sämtlicher Reichs- und Staatsbehörden haben un verzüglich ihre Geschäfte wieder aufzunehmen und ununter brochen fortzusehen. Die Zuwiderhandlung hat die 2 mts. entlassung ohne Anspruch auf Ruhegehalt ohne weiteres zur Folge." Einmal Geldstrafe, einmal Amis entlassung ohne Ruhegehalt! Dritte Verordnung: Die Ber. ordnung des Militäroberbefehlshabers bezüglich der Amts. entlegung der Reichs und Staatsbeamten, die ihre Dienst geschäfte nicht unverzüglich wieder aufnehmen, wird hiermit geschäfte nicht unverzüglich wieder aufnehmen, wird hiermit für ungültig ertfärt." Verordnung, Gegenverordnung, Neucnordnung, Unordnung, das war der Inhalt der Kapp­schen Ordnung".

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Es hat auch seine gute Geite!

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JAGOW Lüttwig: Meine Herren, danfen wir Gott, daß vor zehn Jahren unser Putsch mißlungen ist. Statt in Ruhe unsere Pension einzufacken, müßten wir sonst heute den Young Plan unterzeichnen!"

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Aber werden wir nicht zu ernst, wenn wir uns mit Herrn

heit und vor allem die putschfeindliche Bresse   wird unter Kollegen! Jagom fährt fort: Nie wäre die Politisierung der Ber drückt oder zu unterdrücken versucht. Freilich ist schon am waltung zugelassen worden." Herr von Jagom hat recht. Die Ber­Montag, dem 15. März, der Borwärts" in einer verbots waltung unter dem alten Staat war feineswegs parteilich politi widrig im befehten Lindenhaus hergestellten Ausgabe er- fiert: Gie war ein ausgesprochenes Privileg der altfonservativen schienen, um den Ruf zu erheben: Es gibt nur noch eine Kreise. Jagom sagt weiter: Die Ermordungsgefahr ist so groß, Rettung: Fort mit Kapp und Lüttwig!" wie sie im Dreißigjährigen Kriege gewesen sein mag." Er schiebt Die Regierung der Tat! Welche Handlungen dabei diese Beweisführung fei Herrn von Jagow gern vor­haben die Kapp und Lüttwig, in deren Hand doch unbestreitbehaltlos überlassen die Berbrennung des ahnungslosen Opfers bar am 13. März 1920 die öffentliche Gewalt in Berlin   lag, bei lebendigen Leibe" wie im Versicherungsmorde Tegner auf das geleistet? Jedes politische Handeln und vor allen Dingen jedes Konto der Republik  . Es ist historisch festgestellt: niemals war das umstürzlerische Handeln, verlangt, daß die obsiegende Bartet, Menschenleben so in Gefahr wie zur Zeit des Kapp- Putsches. Die und das war am 13. März in der Reichshauptstadt, rein zahlreichen historisch belegten Fälle in Berlin  , im Ruhrgebiet   und äußerlich gesehen, Kapp, die geschlagene oder im Augenblick in Thüringen   zeugen dafür. attionsbereites Gremium von Personen ersetzt. Bon alle perjagte Regierung durch ein fertiges regierungs- und dem ist in den fünf Tagen der Kapp- Herrschaft nicht das ge­ringste zu spüren. Es ist dem Butschisten Rapp nur ge­lungen, in General von Lüttwig, feinem Butschtoflegen, einen Reichswehrminister zu finden. Einige Leute, wie Echiele, Wangenheim, Zumbroich, Sonfjen, Jagow, find noch rein nominell zu Ministern ernannt, sie sind niemals wirklich in Attion getreten und haben zum Teil hierzu nicht einmal einen ernsthaften Versuch gemacht. Der Erlaß von zahlreichen Ber­ordnungen, die nur auf dem Papier standen, ist feine Lat und barf vielleicht nur als Ergänzung für die Aeußerung gelten, die Kapp später selbst gebrauchte: Das Unternehmen vom 13. März war für mich der letzte Bersuch des alt­preußischen Beamtenstaates. Als Tat blieb nur bas Eine, was der deutsche   Reichskanzler am 18. März in Stuttgart   in die Worte faßte: Das Verbrechen der Kapp und Genossen hat uns um Monate, wenn nicht um Jahre in der Arbeit um die Erneuerung Deutschlands   zurückgeworfen."

Die Regierung der Freiheit! Die Gläubigen der Herren Kapp und Lüttwiz mußten, wenn die wütende Bropaganda der letzten neun Monate Sinn gehabt haben sollte, in der Freiheit vor allem die Löfung Deutschlands   von dem Versailler Dittat sehen. Demgegenüber erklärte faßte: ,, Das fich aber Rapp schon in seinem ersten Aufruf bereit, den Friedensvertrag auszuführen. Der große Gegenrevolutionär war also das Wort sei verziehen einer der ersten ,, Er­füllungspolitifer". Es ist bezeichnend, daß die Agenten des Herrn Rapp sofort nach dem Einmarsch der Ehrhardt­Truppen in Berlin   Fühlung mit dem englischen Geschäfts­träger fuchten. Sie hofften, bei dem Bertreter der konservativ­liberalen Regierung Seiner Britischen   Majestät Unterstützung zu finden, stießen aber auf eine verschlossene Tür. Der Kampf um die Freiheit nach außen bestand für die Regierung Rapp- Lüttwig in einer Anerkennung des Bersailler Bertrages, deffen Unterzeichnung fie in wüfter Hehe der re publikanischen Regierung zum Vorwurf machten Wie stand es um die Freiheit im Innern? In den Atten über den Kapp- Butsch finden sich hierüber wenig Stüde  . Im ersten Aufruf der Putschisten wird zwar gesagt, daß es sich feines wegs um eine reaktionäre Angelegenheit, um einen monarchis stischen Butsch handle, im Gegenteil, man scheute sich davor, die Worte Reaktion" und Rüdtehr zum aiten in den Mund zu nehmen. Im übrigen aber gibt es über die Aus­gestaltung der inneren Freiheit in Deutschland   unter Kapp diese Berordnung vom 16. März 1920:

Es war die Sozialdemokratie und es waren die Gewertschaften der Arbeiter, Angestellten und Be­amten, die diese Regierung der Freiheit, der Ordnung und der Tat". in fünf schweren Rampftagen beseitigten.

Die Niederwerfung der Staatsstreichler gelang, weil die Mehrheit des deutschen Boltes erkannt hatte, daß Ordnung, Freiheit und Tat nicht in den Geheimkammern von Ber­schwörern, nicht in den Feldlagern von Landsknechten, sondern im Hause der Demofratie wohnen.

§ 1. Die Rädelsführer, die fich der in der Verordnung zur Siche­rung vollswirtschaftlich wichtiger Betriebe und in der Berordnung zum Schuhe des Arbeitsfriedens unter Strafe gestellten Handlungen fhuldig machen, werden ebenso wie die Streitposten mit dem Tode bestraft.

§ 2. Diese Verordnung trift am 16. März 1920, nachmittags 4 Uhr, in Kraft.

Weiterhin verkündeten Rapp und Lüttwiß, daß ein Standgericht gebildet worden sei mit der Anweisung, alle ihm überwiesenen Personen binnen 24 Stunden abzu­urteilen und das Urteil sofort vollstrecken zu lassen. Ferner drahtete Kapp an alle Truppenteile: Bitte allen Führern befanntzugeben, daß ich jede entschloffene Dienstauffaffung, auch wenn sie im 3mange der Not gegen einzelne bisherige Bestimmungen verstoßen sollte, persönlich decke." Das war die glatte Proflamierung des Terrors und der uneinge­schränkten, von oben gebilligten Gewaltherrschaft des Mili­tärs. Die Freiheit Kapps war eine Willfürfreiheit der Soldateska. Der bürgerliche Historiker Gerhard Schulze­Pfälzer sagt zu dieser Regiererei, daß man ihr wirklich feine fachministerlichen Eigenschaften anmerke, daß auch jedenfalls noch nicht einmal ein Referendar Pate gestanden habe. Der Borwärts" aber schrieb am 18. März 1920: Rapp hat sich burch seinen Streitpostenerschießerlaß der Aufreizung zum gemeinen Morde schuldig gemacht." Jebe bürgerliche Freis

von Jagow erinnert sich.

Morgens 6: Am Brandenburger Tor   werden fpanische Reiter aufgebaut, Front gegen Westen." Mit diesen Worten be­gimmen bie Erinnerungen, Folgerungen", die der sogenannte Innen minister des Reichskanzlers Kapp  , der föniglich preußische Berliner  Polizeipräsident a. D. Don Jagow, in der neuen Preußischen Kreuz- Zeitung" veröffentlicht.

von Jagom beschäftigen. Zitieren wir noch seinen vorletzten Say: Mussolini   würde einen Generalftreit binnen brei Tagen er ledigen. Nun, bie deutsche Arbeiterschaft hat einen Streit der Generäle auch bimmen drei Tagen erledigt, und das beruhigt uns für die Zukunft.

Mussolinis und Jagoms haben bei uns schlechte Aussichten!

Bartet im Pitsudsti- Ton.

Er beschimpft die Fraktionsführer.

Warschau  , 12. März. Ministerpräsident Dr. Bartel übte im Senat am polnischen

Barlamentarismus scharfe Kritik. Er behauptete, daß sich an der Spitze der parlamentarischen Fraktionen oft Leute befänden, die voll

tommen unge bildet seien und in Ressortfragen teine Erfahrung hätten. In dieser Hinsicht tönne man sie geradezu als Analpha. beten bezeichnen; trotzdem sei aber ihre Stimme entscheidend, da sie ihren Klub politisch leiteten.

Der Ministerpräsident erklärte sich als unbedingter Gegner der Ansprüche des Barlaments, unmittelbar burch ein Rabinett zu regieren, das aus Delegierten der Parlamentsmehrheit bestehe Er hoffe, daß Polen  - sofern es neue Fehler vermeiden wolle zur Barlamentsherrschaft nicht mehr zurüdtehren

werde.

Fleischnot in Sowjetrußland.

Bor dem Zusammenbruch der Fleischversorgung. Die russische Ernährungskrise hat eine neue bedeutende Ber schärfung erfahren. Aus allen Teilen der Sowjetunion   tommen Meldungen über den Zusammenbruch der Fleische versorgung. Wie ernst die Lage in leitenden Sowjettreifen be urteilt wird, zeigt ein telegraphischer Erlaß des stellver tretenden Handelstommiffars Lobatichem an alle lokalen Behörden. Lobatschem erklärt, daß der latastrophale Rüdgang der Bereit stellungen und des Abtransports von Bich und Fleisch die Ber forgung der Industriezentren unmittelbar auf das schwerste gefährde. Sofortige Maßnahmen sollen zur. Es niemand vorzeitigen Bereitstellung der in jedem Gebiet feſtgeſetzten Bich­mengen getroffen werden. Gleichzeitig wird wiederum äußerite Sparsamteit beim Fleischfonsum gefordert. Die Kontrolle über den Fleischverbrauch übernimmt die Arbeiter und Bauerninspektion. Die Sowjetpresse beklagt sich erneut darüber, daß in vielen Gebieten die lokalen Wirtschaftsorgane und Behörden sich weigern, die von ihnen bereitgestellten Fleischmengen der Zentrale abzuliefern. In diesen Gebieten erklären die Behörden: unser Fleisch werden wir selbst essen."

Wir zitieren aus Jagows Artikel die Forderungen der But­schisten: Also in erster Linie: Durchführung der Verfassung, um überhaupt einen Rechtszustand anzubahnen." Es sollte demnach eine Berfaffung durchgeführt werden, bie Don anders gebrochen war als durch die Kapp, Lüttwiß, Ehrhardt und Jagow. Dann folgen ein Absatz In zweiter Linie: Fach. minister", eine Glosse gegen Adolph Hoffmann  , ein Sternchen und ein bezeichnender Satzanfang: hätten wir Fachminister be tommen..." Aber mein verehrter Herr Polizeipräsident a. D.! Sie waren boch als Innenminister ausgesprochener Fachmann! 3hr Ministerfollege Schiele nannte sich Bolkswirtschaftler, Ihr Wan­genheim war ein Vertreter der Landwirtschaft, Ihr Post minister Soentsen war Leiter der Berliner   Oberpostdirektion, Ihr Justizminister war Staatsanwalt! Sie disqualifizieren durch diefes, ätten" sich selbst, Herr von Jagow, und Ihre Herren

Alfred Savoir: Er".

Deutsche   Uraufführung in der Tribüne".

Ein ebenso eigenartiger wie hübscher Einfall des Autors. Er", dem Irrenhaus entsprungen, hält sich für den lieben Gott, und der Bufall oder die Umstände fügen es so, daß ihn auch die anderen dafür halten. Glänzende Darstellung( Konrad Beidt, Else Edersberg), außerordentlicher Beifall.

Dgr.

Die Flucht aus dem Gowietparadies.

In dem Flüchtlingslager bei Stolpce auf polnischem Gebiet find bereits 3000 flüchtige russische Bauernfamilien tonzentriert. Auch nach Rumänien   geht ein Flüchtlingsstrom. Lettland  Sperrt sich gegen die Berzweifelten ab.

In Buenos Aires   fam es zu einer Duellforderung zwischen dem bolivianischen Gesandten in Argentinien  , Dr. Jose Maria Es­calie und dem Direktor der in Buenos Aires   erscheinenden Beitung La Argentina  ", Alfonso Baldrich. Der bolivianische Gesandte schickte dem Direktor seine Zeugen, weil er fich durch einen Artikel des Blattes beleidigt fühlte, der die Haltung Boliviens   gegenü

Argentinien   in der Petroleumfrage tritifierte.