24 Stunden im Radgeftelt. Entdeckung des transneptunischen Planeten
Blinder Passagier Warschau Berlin .
Beim Einlaufen des D- 3uges Barschau- Paris wurde auf dem Schlesischen Bahnhof ein blinder Passagier ertappi, der die nicht beneidenswerte Fahrt von 24 Stunden auf dem Achsengestell eines Waggons zurückgelegt hatte. Es ist ein 17 Jahre alter Pole Heinrich Segilsti. Bis nach Wa schau mar er aus seinem Heima.ort zu Fuß gewandert und hatte sich auf dem Bahnhof dort unter dem Waggon vertrochen, da er fein Geld für eine Fahrkarte bejaß. In Berlin hatte er seinen Unterschlupf für einen Augenblid verlassen, um einen Schlud Wasser zu trinken. Dabei fiel sein beschmuktes und zerzaustes Aussehen auf. Der junge Mann wollte, wie er angibt, nach Frankreich reifen.
Störung im Ringbahnverkehr.
Ein größerer Kabelbrand die Ursache.
Durch einen größeren Kabelbrand zwischen den Staf'onen Schönhauser Allee und Gesundbrunnen wurde heute früh der Ringbahnbetrieb auf der Strede Weißenjee- Beusselstraße längere Zeit völlig lahmgelegt Kurz nach 6 Uhr, zu einer Zeit, da die Züge mit Arbeitern dicht besetzt sind, entzündeten sich, vermutlich durch Kurzschluß. die Stromzuführungs- und Abführungstabel mitten auf der Strecke zwischen Gesundbrunnen und Schönhauser Allee . Die Kabel brann
Kapp- Putsch- Neue Putschgefahr!
Die Berliner Sozialdemokratie ruft zu einer
großen Kundgebung
am Sonntag, dem 16. März 1930, vormittags 11 Uhr, nach der ,, Neuen Welt", Hasenheide.
1. Zwei Märsche:
Aus dem Programm:
a) Sozialistenmarsch
( Vereinigte Reichsbanner- Musikkapellen Wedding und Weißensee) b) Drum, junger Tambour, schlage drein!
( Vereinigte Reichsbanner- Musikkapellen Wedding und Weißensee und die Spielmannszüge des Kreises Norden)
2. Kampflieder, gesungen vom Männergesangverein„ Fichte Georginia"
3. Ansprachen von Carl Severing und Oto Wels.
4. Kampf ied( Männergesangverein Fichte Georginia") 5. Schlußmarsch: Brüder zur Sonne, zur Freiheit" ( Bläserchor des Reichsbanners)
Parteigenossen, Arbeiter Berlins , erscheint in Massen! Der Bezirksvorstand.
fen in langer Ausdehnung unter starker Qualmentwicklung. Das ganze Kabelnetz zwischen Weißensee und Beusselstraße muß e strom los gemacht werden. Ein Teil der Züge blieb auf freier Strecke stehen. Als die Fahrt nach viertelstündiger Haltezeit noch immer nicht fortgesetzt wurde und zunächst auch feine Erklärung vom 3ug personal über den unfreiwilligen Aufenthalt gegeben merden konnte, stiegen die meisten Fahrgäste aus, um den nächsten Bahnhof zu Fuß zu erreichen. Durch den Vorfall sind zahlreiche Arbeiter und Angestellte mit erheblichen Berspätungen an ihre Arbeitsstätten gelangt.
Die alarmierte Feuerwehr löschte den Brand durch Aufwerfen von Sand. Von der Reichsbahn wurde eine Arbeiterkolonne enijandt, von der die Auswechslung der zerstörten Kabel vorgenommen wurde. Die Ringbahnzüge mußten, wie die Pressestelle der Reichsbahndirektion noch mitteilt, auf den Stationen Weißenfee, Beusselstraße und Rummelsburg umgelegt werden.
Die Schuld von Scheuen.
Kommunistisches Mißtrauensspiel.
Im Landtag stand heute zunächst ein tommunistischer Mißtrauensantrag gegen den Wohlfahrtsminister Hirt fiefer wegen der Mißstände in Fürsorgeerziehungsanstalten auf der Tagesordnung.
Abg. Deter( Kommi.) trug zur Begründung besonders den Fall des ums Leben gefommenen Hans Ledebour in der Anstalt Scheuen ausführlich vor und richtete heftige Angriffe gegen den Direttor Straube. Darüber hinaus griff er den Direktor vom Lindenhof, Krebs, die Stadträtin Weyl und den Wohl. fahrtsminister Sirtfiefer heftig an.
Abg. Kaspar( Komm.) beantragte Herbeirufung des Wohlfahrts ministers. Der Antrag wird gegen die Stimmen der Kommunisten abgelehnt.
zukommen.
Abg. Frau Wachenheim ( Soz.): Wir haben unsere Krittt an der gegenwärtigen Fürsorgeerziehung unlängst bei der Haushaltsberatung vorgetragen und haben nicht die Absicht, sie heute zu wiederholen. Wir haben grundlegende Beränderungen gefordert, und der Wohlfahrtsminister hat uns zuge. sagt, unsere Forderungen eingehend zu prüfen und ihnen entgegen. Schon deshalb haben wir feine Veranlassung, dem Mißtrauensvotum zuzustimmen.( Sehr wahrt bei den Sog.) Die Borfälle in Scheuen bedauern wir auf das tieffte. Wir haben den Einbrud, daß Direttor Straube, der als Leiter des Erholungsheims durchaus bewährt war, sich den Aufgaben der Fürsorgeerziehung nicht gewachsen gezeigt hat. Ein großer Teil der Schwierigkeiten in der Fürsorgeerziehung ist aber auch auf die kommunistische Zellenbildung und Propaganda in den Fürsorgeerziehungsanstalten zurückzuführen. Die fommunistische Zeitschrift„ Der Anftaltszögling" ist nichts als eine fortgefehte Aufhehung zur Revolte und Gewalttätigkeit.( Großer Lärm bei der KPD .) Wie die Kommunisten jeden Tag Jugerbiche auf die Straße hegen und dadurch die politische Freiheit gefährden, so ist ihr verantwortungsloses Treiben mit den Fürsorgezöglingen die größte Gefahr für die Reform der Anstalten und erschwert jeden Fortschritt. ( Beifall bei den Soz.)
Abg. Frau Weffel( 3.): Auch wir wissen, daß die Revolten in den Erziehungsheimen jegt planmäßig herbeigeführt werden. Es fällt den Kommunisten mdyt fdywer, mit viel Schneid und wenig Verantwortungsgefühl erziehungsbedürftigen Jugendlichen zu imponieren. Aber wir stellen wenigstens mit Genug huung fest, daß es hauptsächlich die nichtkonfessionellen sind, die von dieser Propaganda erfaßt werden.( Sehr gut! im Zentrum.) Ein jozialdemokratischer Schlußantrag wird angenommen. ( Lärm bei den Komm.) Nach einem Schlußwort des Abg. Deter wird die Abstimmung auf Mittwoch vertagt.
Bon Moritz Loeb.
Aus Amerita tommt die Runde, daß ein neuer Planet jenseits des äußersten rabanten unferes Connenfnftems gefunden worden ist. Bisher liegt amtlid nur ein ganz kurzes Selegramm vor, das das aftroom.fde edeninstitut in Schlem non der Kieler Zentrale, an bie alle neuen astronom fchen Entdeckungen gemeldet werden, erhielt. Danach wurde auf dem Lowell- Obferratorium am 12. März ein transneptunifcher Blanet beobachtet. Er ist 15. Cröße und stand 7 Sekunden westlich von Delta Geminorum( Sternbild der 8w.llinge).
Die Meldung von der Auffindung eines neuen, jenseits der Neptunsbahn seinen weltweiten Kreis um die Sonne ziehenden Blaneten müßte, zumal fie aus Amerita tommt, mit Stepsis auf genommen werden, wenn die bisher bekanntgewordenen knappen Angaben nicht darauf hindeuteten, daß es sich diesmal aller Wahr scheinlichkeit nach um eine ernst zu nehmende Nachricht von größter wissenschaftlicher Bedeutung handelt. Das Lowell- Observatorium in Flagstaff ( Arizona ) ist allen Astronomen ebenso wie sein Begründer bedeutsamer Forschertätigkeit bekannt; Lowells Arbeiten über die Percival Bowell, der im Jahre 1916 gestorben ist, als eine Stätte großen Blaneten, namentlich über den Mars , dessen Kanäle" er bedeutsamer Forschertätigkeit bekannt; Lowells Arbeiten über die dessen ,, Kanäle" zum erstenmal auf die photographische Platte brachte, haben wertvolle Aufschlüsse über die Geschwistersterne der Erde ergeben; auch der in der Meldung genannte Dr. Slipher genießt in Fachkreisen als seriöser Forscher guten Ruf, und im übrigen bestätigen die mwenigen Einzelheiten der sensationellen Meldung im Grunde das, was die Planetenforschung schon seit Jahrzehnten erwartet hat. Wäre das nicht der Fall, so müßte man die Nachricht von der Entdeckung des transneptunischen Planeten auch schon deshalb mit Vorficht bewerten, weil sie nicht zum erstenmal die gelehrte Welt alarmiert.
Auf der Suche nach diesem hypothetisch längst vermuteten Glied unferes Sonnensystems war man freilich schon seit Jahrzehnten. Die fünf Planeten Mertur, Benus, Mars , Jupiter und Saturn maren als helle, mit bloßem Auge gut sichtbare Sterne schon seit Jahrtausenden befannt; aber erst im Jahre 1781 fand Herschel den Uranus , den siebenten in der Reihe der Planeten, nachdem seit Ropenitus und Galilei auch die Erde, deren Bahn zwischen der der Venus und des Mars liegt, als Wandelstern erkannt war. Anfangs hielt man den Uranus für den äußersten Planeten unseres Sonnensystems; der Berliner Astronom Bessel sprach aber schon im Jahre 1823 die Ansicht aus, daß sich jenseits der Uranusbahn noch ein weiterer Planet befinden müsse. Denn die Beobachtungen des Uranuslaufs um die Sonne waren mit der für ihn berechneten Bahn nicht in Einklang zu bringen, und es zeigten sich Störungen, die nur von einem noch entfernteren Planeten herrühren tonnten Go lagen die Verhältnisse bis zum Jahre 1845. Damals arbeitete an der Barifer Sternwarte ein junger Mathematiker, Beverrier, der sich durch einige wertvolle Arbeiten bei Arago, vem Direktor der Barifer Sternwarte, gut eingeführt hatte. Ihm gab Arago den Bahn zu untersuchen und aus diesen Bahnstörungen den Ort zu Rat, die Abweichungen des Uranus von der voraus beredneten errechnen, an dem etwa ein noch unbekannter Planet sich im Raum bewegen müsse, um die Abweichungen der Uranusbahn hervorzubringen. Noch etwas früher hatte sich Adams, ein Student der englischen Universität Cambridge , mit dem gleichen Problem befaßt, in astronomischen Kreisen aber troß der Richtigkeit seiner Berech
nungen damit keine Beachtung gefunden. Leverrier dagegen konnte am 31. August 1846 sein Resultat der Akademie der Wissenschaften in Paris vorlegen, und kurz darauf forderte er den Berliner Astronomen Galle brieflich auf, an der vorausberechneten Stelle nach dem Planeten zu suchen, weil Leperrier bekannt war, daß man Himmelsgegend fertiggestellt hatte.. Am 23. September 1846 fam an der Berliner Sternwarte gerade eine Karte der betreffenden sein Brief an Galle in Berlin an, und noch am Abend des gleichen Tages fand der damals vierunddreißigjährige Astronomer iſt erft vor zwanzig Jahren im märchenhaften Alter von 98 Jahren in Potsdam gestorben tatsächlich den errechneten Stern fast genau an der von Leverrier angegebenen Stelle des Himmels.
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Nach der Methode Leversiers, die später von Gaillot verbessert wurde, hatte auch Percival Lome 11 die Errechnung des transneptunischen Planeten unternommen. Da jedoch der vom Neptun seit seiner Entdeckung bis dahn Dor etwa 16 Jahren durcha laufene Bogen noch zu kurz war( Neptuns Umlauf um die Sonne dauert 164 Jahre), um eine Trennung der Störungen durch den unbekannten Planeten von den Elementenverbesserungen zu gestatten, so benutzte Lowell die Restfehler der Uranusbewegung. Er gelangte schließlich zu dem Ergebnis, daß sich der hypothetische Planer in einer Entfernung von 7,1 Milliarden Kilometer um die Sonne bewegen müsse, und er gab für das Jahr 1914 auch seinen genauen Ort am Himmel an. Ob er in der Tat jetzt an dieser Stelle gefunden worden ist, weiß man hier noch nicht; nähere Meldungen darüber bleiben abzuwarten. Lowell war aber der festen Ueberzeugung, daß seine Berechnungen richtig seien; schon mehrere Jahre vor dem Abschluß dieser Arbeiten hatte er, als er 1910 als Gaft der TreptowSternwarte in Berlin weilte, mir versichert, daß die Auffindung des Transneptum feiner Ueberzeugung nach früher oder später bestimmt gelingen werde. Der berühmte Forscher hat leider diesen Triumph nicht mehr erlebt. Nach seiner Berechnung mußte die Masse des gesuchten Planeten 50 000mal fleiner als die Sonnenmasse und seine scheinbare Größe etwa der 13. Helligkeitsklasse entsprechen. Mit diesen Berechnungen stimmen die bisher gemeldeten Einzelheiten fehr gut überein. Wenn der neue Planet, wie das Lowell- Obierpatorium angegeben haben soll, 45mal so weit von der Sonne entfernt ist wie die Erde, so muß der Transneptun in einem Abstand von etwa 6700 Millionen Kilometer um unser Zentralgestirn wandern. Neptun ist im Mittel 4470 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt; seine Masse ist 1/ 1asis der Sonnenmasse. Die Umlaufzeit des transneptunischen Planeten mag etwa 330 Erdjahre dauern. Einigermaßen Zuverlässiges über die Elemente des neuen Planeten wird sich aber erst nach längerer Verfolgung seiner Bahn ermitteln laffen. Auf alle Fälle bewegt er sich höchst langsam unter den mehr als zwei Bollmondbreiten ausmachen. Gestirnen; seine Ortsveränderung am Himmel fann jährlich nicht
Aufs neue ist es dem rastlosen menschlichen Forscherdrang gelungen, mit seiner Erfenntnis in die Tiefen des Universums einzubringen. Trotz den ungeheuren Fortschritten der Himmelskunde stehen wir hier vor einer der bedeutsamften astronomischen Entbeckungen seit Generationen.
braucht nicht bedauert zu werden. Immerhin wollen wir dankbar sein, wenn bei solcher Gelegenheit wertvolle Eindrüde vermittelt werden. Der Krefelder Generalmusifdirektor Rudolf Siegel hatte als Soliften den Pianisten Eduard Erdmann gewonnen, der in Berlin allzu selten zu hören ist; und sein Programm brachte außer der phantastischen Sinfonie von Berlioz , von der beinahe dasselbe gilt, zwei interessante Nooltäten: ein Borſpiel für Orchester" pp Philipp Jarmach, ein eigenwilliges charaktervolles Musitstüd, das der Komponist selbst dirigierte; und zum Schluß etmas hinreißendes: ,, Bolero " von Maurice Ravel , nationale Unterhaltungsmusif ge= wissermaßen, aber mit unerhör'estem Raffinement gemacht und pont den Philharmonikern mit höchster Birtualität gespielt. Und gerne erinnert man sich an das Konzert des griechischen Musikers Dimitri mitropoulos , der sich, zugleich als Dirigent, Komponist, Pianist, als Künster von hervorragenden Qualitäten einführt.
Nicht ohne Befriedigung ist im Rückblick auf die Saison, die sich| Hauffe des vorigen Winters an Zahl zurückgegangen, und das ihrem Ende zuneigt, festzustellen: die Zahl der täglichen Berliner Konzerte hat wesentlich abgenommen. Nur soweit sich darin vielleicht auch eine Abnahme des öffentlichen Interesses ausspricht, tönnten wir es bedauern. Aber daß die Musik im Leben der Gesamtheit unmichtiger geworden wäre, ist daraus nicht ohne weiteres zu schließen. Doch die Formen ändern sich, in denen Musik wirksam wird. Der gesellschaftliche Zweck und gesellschaftliche Charakter eines Ronzertes" beruht gemeinhin längst nur noch auf einer Fittion, die aus Trägheit und Gewohnheit des Dentens oder des Nichtdentens aufrechtgehalten wird. Ihren Zusammenbruch beschleunigen Schall. platte und Rundfunt. Gewiß tonnten beide nur Musikerfaz sein. Die Bequemlichkeit des Hörens, mit der sie ihr Bublifum verföhnen, mag manchen allzugefügig machen, den Ersatz als Musik Musik schlechthin- zu nehmen; aber Zeit und Technif werben es schaffen, daß aus der Fiktion, dies sei Musit, Tatsache wird. So findet die Mufit thre neuen Wege in die private Häuslichkeit; und das be deutet zugleich und zuletzt Rückzug aus einer Konzertöffentlichkeit, beren gesellschaftliche Form mehr und mehr zur Form ohne Inhalt geworden ist, nur noch ein täuschender Schein..
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Die gesellschaftbindenden, gemeinschaftsbildenden Kräfte, die darin und dahinter lebendig geblieben sind, werden heute auf die
entscheidende Probe gestellt. Das Ueberlebte, nicht mehr Lebens fähige wird abgestoßen, und das ist oder wäre ein wahrhaft be grüßenswerter Prozeß der Reinigung und Gesundung. Einstweilen also fehen wir die Ueberproduktion an überflüssigen Konzerten zurückgehen. Wirtschaftliche Gründe, die mit der allgemeinen De preffton zusammenhängen, mögen da mitsprechen. Nicht nur, daß gewiß die Raufkraft des Publikums nachgelassen hat; die Kosten der Konzertveranstaltung werden immer höher und für viele unerfchwinglich, es mag für den Konzertgeber immer schwieriger werben, die Mittel zur Finanzierung aufzubringen. Auf das Uebel all dieser Defizitkonzerte, die nicht nur das wirtschaftliche Bild des Musil lebens verfälschen, ist hier oft genug warnend hingewiesen worden Einen Fortschritt bedeuten immerhin die neuerdings eingeführten urzkonzerte" im Bechsteinsaal, die dem Zweck dienen, unbekannte Rünstler mit geringstem Aufwand an Spesen und Zeit in die Deffentlichkeit einzuführen. Wobei freilich zu bemerten bleibt, daß die kritische Würdigung von Anfängerleistungen, die da vor allem zur Distusfion gestellt werden sollen, wohl mehr eine Sache der Fachorgane sein möchte als der Tagespresse.
Man glaubt es nicht, in welchem Umfang der Anblick eines gefüllten Konzertsaales sozusagen nur Fassadenwirkung ist; volle Gäle, leere Staffen. Man glaubt nicht, daß die Philharmoniker nötig haben sollten, fich einen Abend lang der Führung eines Dilettanten, dem es an den Anfangsgründen fehlt, zu unterwerfen -wie neulich im Konzert der Geigerin Alma Moobie. Mag Herr Werner F. von Siemens sich in dem Konzertsaal, den er dafür in Lankwiz hat bauen laffen, als Orcheſterfeiter betätigen und zu diesem Zweck die ersten Berliner Konzertorchester mieten: es geht uns nichts an, aber es ist ein bißchen peinlich, ihn an dem Blag zu sehen, um den die Begabtesten und Besten ringen
Auch die Gasttonzerte auswärtiger Dirigenten find nach der
Die letzte Kompagnie."
Elfa- Pavillon.
Eine Episode aus der Schlacht bei Jena und Auerstädt des glorreichen Jahres 1806, da die preußische friderizianische Armee troj ihrer Ueberlegenheit von den Sanstulotten in die Flucht geschlagen wurde, muß dazu herhalten, um das hohe Lied des Kriegsopfers um den Preis des heroischen Sterbens anzustimmen. Auf einer Mühle beden zwölf Grenadiere mit ihrem Hauptmann den Rückzug der Breußen und opfern sich Ein junges Mädchen steht inmitten dieser Männer und geht mit ihnen zugrunde. Die Regie Kurt Bernhardts gibt eindringliche Bilder von dieser seltsamen Mühle und dem Leben und den Kämpfen der dem Tod Geweihten. Die eigentlichen Schlachtszenen sind in den Hintergrund gerückt; der Film ist mehr im Stil eines pfychologischen Rammerspiels gehalten als in dem der großen Historien. Die Menschen werden uns in ihrer mannigfachen Abstufung durch den Dialog nähergebracht, als es im stummen Film möglich wäre. Im übrigen tritt der Charakter des Tonfilms nicht übermäßig in Erscheinung, abgesehen von einiger Geräuschen beschränkt er sich auf militärische Signale und einige Lieder. Conrad Beidt gibt dem Hauptmann die ganze Intensität und zugleich die Seltsamteit feines Besens. Bie er seine Leute fasziniert und zur bedingungslosen Pflichterfüllung treibt- selbst ein Reiner und Stolzer, das ist gewiß bewundernsmert, und feine Züge und Worte prägen sich jedem ein. Auch unter den 3wölfen find mancherlei gut herausgearbeitete Charakterföpfe ( Hendels, Ferdinand Hart , Alerander Granach). Aber das sind alles Menschen von heute; in der total vertaltten friderizianischen Armce firb alle biefe Stöpfe und Anschauungen undenfbar. Aber mag der film auch ganz unhistorisch sein, das wäre feineswegs ons schlimmste. Aber wir sind es müde, den Heroismus des Krieges verherrlicht zu sehen, und wir glauben nicht mehr an dieses unbedingte Heldentum. Gibt es nicht ganz andere Beispiele menschlicher Solidarität, mit denen man uneingeschränkt mitgehen kann? Wo bleibt das Helder, tum der Arbeit und wo die Hingabe für selbstgewählte Swede?