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Strafanstalt Untermarsfeld. Erstaufführungen Neueinstudierungen.

Gen. Krebs über neuzeitlichen Strafvollzug.

Bei den sozialdemokratischen Juristen sprach der Direktor der Erziehungsanstalt Lindenhof, Regierungsrat Otto Krebs  , über neuzeitlichen Strafvollzug. Als früherer Leiter der S.rafanstalt Untermarsfeld, die er zum mustergültigen Buchthaus" umgestaltet hat, ist er mehr als irgend jemand berufen, über die Praxis des neuzeitlichen Strafvollzugs zu sprechen. Ein Mann der Praxis, baute er seinen Vortrag nicht auf Theoriz, sondern auf dem alltäg­lichen Leben des Gefängnisses auf. Mit Recht glaubte er, um den neuzeitlichen Strafvollzug in seiner ganzen Bedeutung verständlich zu machen, den Strafvollzug, wie er früher war, dem Zuhörer vor­führen zu müssen. Seinen stärksten Ausdruck findet dieser Straf­vollzug in dem sogenannten Willkomm", das heißt in den 25 5.od= hieben, die der Gefangene beim Eintritt in die Strafanstalt, selbst noch im Jahre 1850 in Mecklenburg  , erhielt. Der ganze Strafe vollzug

war darauf zugespitzt, Leiden zuzufügen, die Arbeit war Strafarbeit, Zwerchzupfen, Tütenkleben und der gleichen einförmige Tätigkeiten mehr. Es herrschte Redeverbot und Schweigegebot, die Spaziergänge wurden in sogenannten Spazierfäfigen vorgenommen, Freizeit gab es nicht, ebenso teine geistige Betätigung, der erste Brief durfte nach einem Biertel­jahr geschrieben werden, die Besuche fanden hinter doppelten Käfi­gen statt, Dunkelarrest und Prügelstrafen bis zu 25 Schläge waren die üblichen Disziplinarstrafen. Der Wille des Menschen wurde ge= wissermaßen am Tor des Gefängnisses abgeliefert. Der Gefangene durfte niemanden sehen; die Zahl der Geistestranten war enorm. Entlassenenfürsorge gab es nicht. Die Rüdfallszahlen waren un­geheuer, der Strafvollzug selbst wurde mit zur Ursache der Krimi­nalität. Und doch gab es schon vor dem Dreißigjährigen Kriege in Deutschland   Anstalten, die Erziehung durch Arbeit zu ihrem Grundsaß gemacht haben. Nach dem Dreißigjährigen Kriege wurde die Abschreckungs.heorie herrschend. Die Humanisierung des Straf­vollzugs segte erst nach der Revolution ein.

Genosse Krebs zeigte nun am Beispiel der von ihm geleiteten Anstalt in Untermarsfeld, wie ein wirklich neuzeitlicher Strafvollzug aussieht. Genosse Krebs hat die Anstalt nach einer Meuterei über­nommen. Trotzdem gelang es ihm in verhältnismäßig furzer Zeit, die Gefangenen zur Mitarbeit zu gewinnen, indem er ihnen Bertrauen entgegenbrachte und Selbstverwaltung in weitestem Sinne einführte.

In Untermarsfeld gibt es drei Stufen: die Beobachtungsstufe, die Behandlungsstufe, die Bewährungsstufe. Die Arbeit in den Werkstätten wird von allen Stufen gemeinsam ausgeführt, die Tren­mung vollzieht sich während der Freizeit. Diese wird in mannig­falsiger Weise ausgefüllt, durch Arbeitsgemeinschaften, Sport, Musik und Chorübungen usw. Gegessen wird an gemeinsamen Tafeln. Jede Woche findet eine gemeinsame Sigung mit 12 Bertretern aus der zweiten und dritten Stufe statt. Für Bergehen der Gefangenen

besteht

ein Anstaltsgericht, an dem gleichfalls zwei Gefangene feil­nehmen.

Die Seelsorge ist freien Religionsgemeinschaften überlassen. D'e Kantine wird von Gefangenen selbst verwaltet. Jden Morgen fin­den Freiübungen, mit Gefangenen als Borturner, statt. Es ift für mannigfaltige Abend und Mittagessen gesorgt. Die Mög lichkeit, durch produktive Arbeit der Familie größere Summen Gel­des zukommen zu lassen, vermindert die Zahl der Ehescheidungen. Die dritte Stufe darf sich vollkommen frei innerhalb des Gefäng­nisses bewegen. In Begleitung des Direktors und eines Fürsorgers unternimmt sie Tageswanderungen. Alles das u noch vieles andere hat dazu geführt, daß die Disziplinarstrafen sich auf ein Minimum reduziert, die sittlichen Verhältnisse im Gefängnis sich in hohem Maße gebessert haben, daß der ruppige Ton aufgehört hat und die Gefangenen selbst für Ordnung sorgen. Der interessanteste Teil des Vortrags waren aber die vielen Lichtbilder aus dem Anstaltsleben. Man machte Turn- und Sportfeste auf dem großen Gefängnishof mit, die Gefangenen saßen auf Bänken, die Gefängnistapelle sorgte für Mufit, für R forde werden Preise verteilt. Man sah die Gefangenen beim Mittagessen, im Gemeinschaftsraum, in der Schule, an modernen Tischen, bei Lichtbildervorträgen und Theateraufführungen, in der Kantine; man wohnte einer Wochenkonferenz bei und einer Sitzung des Anstalts­gerichts, man nahm an einer anregenden Tageswanderung teil, be­fuchte den Friseur in seiner modern eingerichteten Frisierstube, durch­eilte die vielfältigen Werkstätten, begab sich auf den Gutshof und bewunderte hier das Buchtvieh, fuhr mit den Gefangenen ohne Aufseher auf einem Laftauto zu den Felbarbeiten hinaus, hörte fich einige Konzerte des Anstaltsorchesters an und freute sich zusammen mit den Gefangenen über den drei Meter langen Buppengu shof, ben fie ihren einen Baten im Waisenhaus zu Weihnachten anges fertigt hatten. Mit einem Wort: es war ein äußerst lehrreicher Besuch in der Anstalt in Untermarsfeld. Genoffe Krebs widmete noch einige Worte der neuen Berordnung über den Bollzug der Sirafen in Stufen und zeigte die Perspektiven auf, die sich durch sie für Preußen eröffnen. Die Anstalt Untermarsfeld hat bereits fit largem erreicht, was die preußischen Anstalten für sich wünften Dr. Kurt Rosenfeld  , der Gelegenheit ha te, mehrere Tage in der Anstalt als Gast zu verleben. schilderte auch seinerseits die Ein­drücke, die er mit nach Hause genommen hat. Der Vortragende sollte feinen Bortrag vor einem breiteren Auditorium wiederholen.

Betriebsratswahlen.

Bei den Betriebsratswahlen in der Charité trat die Opposition" zum ersten Mal mit einer eigenen Liste auf, der sie durch eine ftrupellose Agitation zum Sieg" verhelfen wollte.

Frank Wedekind  : Bismarck  ".

Deutsches Boltstheater.

Während wir von der Züricher Tonhalle zum Seehof an der Limmat   gingen, um einer Riesenflasche Feltliner auf den Grund zu tommen, wollte mir Wedekind   sein Bismarkstück auseinander­setzen. Er hatte das Werk ohne Gattungsnamen einfach ,, ein Doku­ment deutscher Geschichte" getauft. Es war weder Roman noch Drama. Es war eine Abhandlung mit Dialogstücken. Doch in dem Ganzen lag eine Tendenz. Wedekind   wollte jetzt beweisen, daß er in dem Bismarckstück ein Schieberstück geschrieben hatte.

Das stimmte damals nicht, auch heute erst recht nicht. Damals, um 1917, geschah es, wenn ein deutscher Schriftsteller den Brotfarten und auch dem Ludendorffschen Verstandesersah nach der Schweiz  entronnen war, daß er mit glühender Gewissensangst seine ganze Vergangenheit ableugnete. Wedekind   brauchte nicht viel abzuleugnen, Er hatte dem kaiserlichen Staatsanwalt manchen Herzensstoß versetzt. Aber auch er, dieser gravitätische Moralumstürzer, dieser noble Rebell gegen das Philistertum, wollte unserem jetzt ganz international be­geisterten Freundeskreis zum Munde sprechen. So gab er vor, feinen Bismard nur als einen Schieber gezeichnet zu haben. Bedefinds Bismard ist Kriegsprodukt und troßdem Dokument einer flugen Ueberlegung. Wedekind   nimmt Bismard wie einen 48er Demokraten. Der deutsche Staatsmann wünscht Deutschland  einig von der Etsch   bis an den Belt, einig ohne große Bathetit. Bayern   und Sachsen   unter einem einzigen deutschen   Fahnentuch, das ist das Programm. Allerdings muß noch Schleswig- Holstein   einge­schluckt werden, damit dieses Deutschland   alle seine Lücken auf der Landkarte ausfüllt. Und ist das erst vollendet, dann soll man jogar an Nationalfrieden und Weltfrieden denken, z. B. eines Tages Frant. reich und Deutschland   zu einem Weltfriedensprotektorenbund zu fammenhämmern. Die Kriege, die noch geführt werden müssen, gegen Dänemark   und gegen die Habsburger Monarchie, dürfen nur Scharmütel sein, die diesen Weltfrieden vorbereiten. Man hört in dem Wedekindschen Gespräch merkwürdige Partien, die gegen den Länderhunger des alten Hohenzollerntönigs Wilhelm gerichtet sind. Bismarck   drückt sich da hösisch und diplomatisch aus, doch er läßt feinen Zweifel darüber, daß die blödsinnige Eifersucht der Dynastien aufeinander nichts mit dem Interesse des deutschen   Volkes zu tun

hat. Kurz, nach dem Programm dieses Bismarckstückes ließe sich ein anständiger liberaler Leitartikel schreiben. Tendenz: Pauls­firche 1848.

Ueber diese Tendenz hinaus zielt Wedekinds poetischer Instinkt. Es gibt in den Bismarckszenen auch heitere Partien. Am Kissinger Sprudel treffen sich Johannes Brahms  , der Liedertönig, und Johannes Strauß  , der Walzerkönig, und Bismard wird mit der Lucca   von einem sehr uftig fächselnden Photographen geknipst; aber die Hauptsache ist dieses politische Gespräch, das immer sehr gründlich und verständig gegliedert ist. Allerdings braucht man ein wenig Kopf und etwas historische Kenntnis, um folgen zu können. Wenn Bismard den geschlagenen Desterreichern seinen Frieden diktieren tann, ist er zufrieden. Zufrieden ist er, daß Deutschland   nicht mehr in dynastische Klüngel und Länderfeßen zerhadt werden darf. Mit dem Sieg bei Königgräß ist das Stüd zu Ende.

Joachim von Osta u inszeniert. Er pfalatiert zunächst die acht Kapitel der historischen Ereignisse auf der Kinowand. Das haben andere schon getan, aber es stört hier nicht. Dann sprechen die Schauspieler ihre Rollen, ganz ohne Pathos und auch so, daß die Phantofie durchaus angeregt wird. Paul Wegener   macht nach besten Kräften Bismarckmaste, die natürlich nicht gelingt, die aber imponiert, da der Künstler mit seinem mächtigen Gliederbau seinem Vorbild ähnelt. Werner Kahle   spielt stramm und schlicht und preußisch fnurrend den Kriegsminister Roon. Die öfterreichischen und bayerischen Staatsmänner werden in ihrer dialektischen Sprech­meise in ihrer süddeutschen Gemütlichkeit und auch in ihrer flein­Frau Tilly deutschen   Ahnungslosigkeit sehr hübsch typifiert. Frau Tilly Medefind selber erscheint als Johanna von Bismard und ist olücklich, in diesem Männerdrama für einen Moment die freundlichen Hausfrauenworte zu sprechen.

Max Hochdorf  .

Geschraubte Tragödie.

Leffing- Theater: Haus Donieli".

Alfred Neumann   will den historischen Roman und das historische Drama wieder zu Ehren bringen. Seine Romane ,, Der Teufel" und Rebellen" wurden vor einigen Jahren verschlungen. Er versteht es, Spannung zu erzeugen und Interesse für Dinge zu erwecken, die uns heute ganz fern liegen. Sein neuestes Stück Haus Danieli" spielt in höfischem Milieu und mit höfifchen Gedankengängen. Der Stoff tönnte der Geschichte entnommen sein. Bon dem Schauspiel gehen starte Bühnenwirkungen aus. Scheinbar erfüllen sich Schicksale von großem Format und entfpinnen sich tief innerliche Seelentämpfe. Scheinbar, denn der Stoff ist ein Operetten stoff. Die Konflift'e find berechnend tonstruiert, die Spannung ent­wickelt sich um ein' Nichts. Haus Danieli" ist aufgepluſterte Leer. heit, eine Tragödie der Geschraubtheiten.

Die Großherzogin liebt einen Abenteurer, den jüdischen Hof bankier Danieli, und wird von ihm schwanger. Rettungslos ist sie ihm in Liebe verfallen. Sie tut, was er will, ohne Rücksicht auf sich selbst, auf die Familie, auf das Wohl des Landes. Im Geltungs. drang des Emportömmlings fordert er die Anerkennung des Kindes durch das Großherzogpaar. Der getretene Berfolgte findet seine Genugtuung, wenn sein Blut, ein unreines" Blut, zu höchsten Ehren tommt. Es trifft sich glücklich für den Autor, daß diefes Rind männlich zur Welt kommt. Damit wird ein Danieli Kronprinz; Von den rund 1200 Wahlberechtigten haben 956 gewählt. Die wäre es ein Mädchen geworden, so gäbe es feine Konflikte. So freigewerkschaftlichen Liften erhielten 721 Stimmen, die der Oppo- nunmehr ausgeschaltete Seitenlinie. Mi grandioser Charakterstärke freigewerkschaftlichen Liften erhielten 721 Stimmen, die der Oppo- aber empört sich der Adel, an der Spitze die von der Thronfolge fition" 229 Stimmen. Auf die Lifte der Arbeiter entfielen tämpft Danieli für sein Kind und läkt dabei die Mutter vollständig 390 Stimmen, die Opposition betam 171 Stimmen. Für die Anfämpft gestelltenliste wurden 331 gewerkschaftliche und 58 oppofitio­nelle Stimmen abgegeben, Der erfolgreiche Vorstoß der KPD. besteht darin, daß sie vor­aussichtlich je ein mandat im Betriebs-, Angestellten- und Ar­beiterrat bekommt.

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Die Belegschaft des Westhafens ist hundertprozentig freigewert­fchaftlich organifiert. Bei der vorjährigen Wahl des Arbelterrafes gelang es der Oppofition" durch Aufstellung einer zweiten Liste vier Mandate von sechs zu erringen. Doch dieses Jahr wurde ein Lehr­jahr für die organisierten Kollegen. Diese Herren, die mit schneidig propagierten Husarenritten den Hafen in ein Stalinsches Mustergut umwandeln wollten, verschwanden schon während ihrer Amtszeit fläglich aus dem Arbeiterrat,

Die endgültige Abrechnung haben sie jetzt bei der Wahl be­tommen. Alle sechs Arbeiterratsmitglieder find freigewerkschaftlich organifiert und Sozialdemokraten.

fallen, worüber sie schmer unglücklich wird. Sie liebt ihn mehr denn je, sie liebt seine Brutalität, und durchs Perfett geht ein gruseliger Schauer beim Anblick des Gerualvampyrs Danieli. Eine unverständliche Haltung nimmt der Großherzog selbst ein, der feinerseits der geliebten Gattin verfallen ift und alle Unannehmlich teiten in edler Dummheit erträgt. Der dramatische Knoten ver wickelt sich so, daß ihn nur noch ein Flintenschuß lösen tann. Danieli wird von der Kugel eines empörten Adligen getroffen und stirbt im seligen Bewußtsein, für das verkannte Blut feiner Raffe etwas getan zu haben.

Bei aller Leidenschaft wenden die Figuren den durch das höfifche Zeremoniell bebing'en höfifchen Ton an, so daß erhabene Lächerlichkeit entsteht. Der Regisseur Erich Engel   läßt, wahr. scheinlich damit man nicht merkt, was für ein Schwulst sich hinter

den anspruchsvollen Säßen verbirgt, die Darsteller mit hauchender Stimme sprechen. Erfreulicherweise versteht man daher nur etwa 60 Prozent des Dramas.

Die besten Schauspieler fönnen aus den auf Wirksamkeit be= rechneten und unwahren Rollen nichts machen. Am interessantesten bleibt die Figur des äußerlich schwachen, aber innerlich starten Großherzogs des Gustav Gründgens  , der sich denn auch großen Anteil an dem brausenden Beifall erspielt. Frth Kort­ner ist wieder großartig in seiner Art. Seine zielbewußte Energie, seine verhaltene Brutalität, sein leises Lauern im Blick, Stimme und Gesten wirken faszinierend. Aber ebenso wie bei Käthe Dorsch  ( Großherzogin  ) wird man das Bedauern nicht los, daß sich wahre Künstler für unechte Kunst einsetzen. Soviel Anmu und stilles Dulbertum auch von der Dorsch ausgehen, die Rolle bleibt leer und wenig überzeugend. Ernst Degner.

Schillertheater.

Der G'wissenswurm."

Wirksam und unterhaltend ist diese Komödie noch immer. Aber das Tempo der letzten Jahre ging über sie hinweg und tiefe echte Gemeinsamkeit verbindet uns hier nicht mehr. Nicht Grillhofer, der reiche Bauer, hat sich gewandelt, oder Dusterer, der erbschleichende Schelm und Schwager. Heute noch wird Bastl, der Oberknecht, die lebensfrohe Lies freien, und es fann immer noch wahr sein, daß des Schichfals Horlacher Fügung alles zu gutem Ende führt. Nicht sie wir sind anders geworden, und anders, unserer Zeit und unserem Besen entsprechend, müßte ein Dichter heute jene Menschen formen, damit sie uns rühren und ergreifen und bei ihrem Anblic der Hauch der Wahrheit uns streift.

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Es ist nicht gut, wenn man das von einem Volksstück sagen muß. Denn seinem Wesen nach müßte es naiv sein und die Zeit ungebrochen in seiner Wirkung überdauern.

Emil Rameaus Inszenierung zeigte den Abgrund noch flarer, der uns vom gestrigen Stück trennt; denn seine Inszenierung. stammte aus der Vergangenheit. Nicht ein einziger Versuch, die Darstellungsweise nach uns gegenwärtigen Menschen zu verwand­deln. Das soll tein Vorwurf sein, eher eine Anregung.

Natürlich gefiel die Aufführung trotzdem, weil unsere Bequeme lichkeit gerne bei gestrigen Dingen ausruht. Franziska Ring. war als Horlacher- Lies in ihrem Element: von einer in Berlin   une gewohnten Frische. Walter Frant leistete als Dusterer Wert­volles: flare Darstellung, Einfühlen in die einseitige Rolle. Friz Klippel war ein lebenslustiger Bastl, Wolfgang Heinz   als Boltner- Bauer ein gelungener Bauernschädel. Mar Pohl- der beste zuletzt ist geschaffen für die Rolle des alten Grillhofer. Sein einfates, ruhiges Spiel fesselte vom ersten bis zum letzten Augenblick. Ein begabter Bühnenbildner fehlte. Das Publikum spendete Alexander von Sacher- Masoch. maßvoll Beifall.

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An die deutschen   Dichter. Gevering an der Eröffnungsfeier zum Tage des Buches.

Im großen Festsaal des Rathauses fand Freitag in Leipzig   die Eröffnungsfeier zum Tage des Buches statt. Zu Beginn der Feier ergriff Reichsinnenminister Genosse Severing das Wort zu einer Rede, in der er unter anderem folgende mit großem Beifall aufgenommene Worte sprach:

,, Das deutsche Volt muß sich darüber klar sein, daß es dem Schrifttum gegenüber Verantwortungsbewußtsein nicht nur fühlen, fondern erfüllen muß. Und ich glaube, unsere Schriftsteller und Dichter sollten sich gerade in dieser Zeit daran erinnern, daß sie dem Bolte gegenüber eine hohe Mission zu erfüllen haben. Dichter und Schriftsteller können feine Schönfärber sein, sie dürfen nur der Stimme ihres Herzens, ihrer Eingebung folgen; aber wer heute dem Bolt, wer heute der Jugend einen Dienst leisten will, der soll nicht bewußt grau in grau malen. Er soll baran denken, daß wir aus dieser Strife bald wieder herauskommen müssen und baß zur Ueber­windung dieser Krise ein gut Stüd Optimismus gehört. Und ich würde deswegen den Erfolg des Tages des Buches hoch anschlagen, wenn es gelingen sollte, unsere deutschen Dichter und Schriftsteller mit dem Gefühl zu erfüllen, mit der Verpflichtung zu erfüllen, an die Arbeit zu gehen, um den Pessimismus zu bekämpfen, der so viele schaffensfreudige Elemente in allen Lagern unseres Boltes heute lähmt."

Vortrag Emil Ludwigs in Paris  .

Bor überfülltem Saale   hielt Emil Ludwig   auf Einladung der französischen   Abteilung der Internationalen Freundschaftsliga in Paris   einen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag über Goethe. Die Leitung des Abends lag in den Händen des ehe­maligen Unterrichtsministers de Monzie und des französischen  Kriegsministers Painlevé  . Neben dem deutschen   Botschafter, der zwischen Emil Ludwig   und de Monzie am Borstandstisch Plazz genommen hatte, wohnten zahlreiche ausländische Diplomaten dem Bortrag bei. In französischen   Kreisen hatte die Veranstaltung fo großes Intereffe hervorgerufen, daß ein großer Teil der selbst mit Einladung versehenen Gäste feinen Eingang in den Vortragsfoal erhalten tonnte und unverrichteter Sache umfehren mußte.

Paul- Kurz- Feier. Anläßlich des 60. Geburtstages von Baul Sturz veranstaltet das Biesdorfer Sängerquartett eine Baul- Kurz- Feier mit eigenen Rompofitionen( Männerchören und Gologefängen) im Festsaai der Schule in Biesdorf  , Sonn tag, den 23., 17 bis 19 Uhr, Eintritt 50 Pf. Aelteren Arbeiter­sängern wird aus den neunziger Jahren, von den Anfängen des noch in Erinnerung sein. Seiner Pionierarbeit hatte damals die Arbeiterchorbewegung manden Erfolg zu danken. Später hat Paul Arbeiter- Sängerbundes her, der jugendliche Stürmer Baul Kurz Kurz sich mit Erfolg auch Fragen der Schulmusik zugewandt. Unter feinen Chorfompositionen ist vor allem das vielgesungene ,,: önt den Tag" zu nennen.

Prof. Adolf Goldschmidt  , der Ordinarius für Kunstgeschichte an der Berliner   Universität, hat mit Ablauf dieses Wintersemesters seine Lehrtätigkeit eingestellt Ein Nachfolger ist noch nicht ernannt. Doch plant das Kultusministerium eine Einladung an den befannten Büricher Prof Heinrich Wolfflin  . im tommenden Sommer­femester Gastvorlesungen an der Berliner   Universität zu halten.

Neuseeland   und Samoa  . Der Anwalt der oppofitionellen Ein­geborenenorganisation auf Samoa  , Mau, ist verbaitet morien. Es wird ihm zur Last gelegt, im Zusammenhang mit der vor kurzem non der Polizei unternommenen Attion in Beimojo ein beleidigendes Flugblatt gegen den neuseeländischen Administrator von Samoa   ver öffentlicht zu haben.

zurzeit an einem neuen Bübnenwerf, das Die letzten Tage von Laffalle" Ein Caffalle- Drama von Leonhard Frank   Leonbard Frank arbeitet einen wird. Das Wert wird in fürze zum Versand an die Bühnen ge­

langen.