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aller Länder schier den Berstand. Wie sollte das in Defter reich anders sein. Was Wunder, daß die Kleinbürger der Alpenstädte den ,, Antiterroristen" begeistert zujubeln und nicht im entferntesten daran benten, daß ihnen etwa ein Schuh gegen die Kartelle der großen Handels- und Industrieherren weit befömmlicher wäre, als das Ausnahmegesetz gegen die Gewerkschaften.

Der Borkämpfer des Antiterrorgefeßes ist einer der be­rüchtigsten Terroristen Desterreichs, nämlich der Heeresminister Baugoin. Dieser Mann, der in seiner bedenkenlosen Rück­sichtslosigkeit, die von feines Gedankens Blässe angetränkelt ist, einem Nichtösterreicher überhaupt nicht leicht verständlich gemacht werden tann, haben die bürgerlichen Parteien die Führung des Kampfes anvertraut. Er wäre am ehesten noch mit dem thüringischen Minister Frid zu vergleichen, dem er nicht nur durch die ordinäre Sprache, sondern auch durch die brutale Rücksichtslosigkeit seines reattionären Tuns ähnelt. Dieser Heeresminister hat mit allen Mitteln eines beispiellosen Terrors Tausende Soldaten in den christlich- sozialen Berband gepreßt. Er hat jeden Arbeiter, der sich zur freien Gewerkschaft bekannte, aus den Betrieben der Heeresverwal tung hinausgetrieben. Leute, die mehr als 20 Jahre in diesen Betrieben beschäftigt waren, wurden über Nacht entlassen. Nach den Heldentaten dieser Art begab sich Baugoin stracks in die Bersammlungen der Heimwehren und schrie sich die Rehle wund nach einem Antiterrorgesetz. Die bürgerlichen Parteien versprechen sich mächtig viel von der von ihnen begonnenen Kampagne. Es tann aber sehr leicht ganz, ganz anders tommen, selbst dann, wenn es gelingen follte, was nicht so einfach ist, den starten Wider ftand der Sozialdemokraten im Nationalrat zu brechen. Mit Ausnahmegesehen wird man einer Bewegung wie der der österreichischen Gewerkschaften auf die Dauer nicht beikommen. Im Gegenteil, es spricht vielmehr dafür, daß die freien Ge­werkschaften schließlich stärter aus dem Kampf heraus­tommen, als fie in ihn hineingegangen sind.

Ein Vergleichsversuch.

Wien , 26. März.( Eigenbericht.)

Der Kampf um das Anti- Terrorgefeh scheint seinem Ende ent­gegenzugehen. In der Dienstagftzung des Justigausschusses schlug Bundeskanzler Schober vor, einen Unterausschuß ein zusetzen, um der allgemeinen Aufregung und Unruhe ein Ende zu machen. Diesem Ausschuß soll eine furze Frift zur Berichterstattung gegeben werden. Man hofft, daß er bald zu einem Kompromiß tommt. Im Namen der Sozialdemokraten erklärte sich Dr. Bauer mit einer Unterbrechung der Generaldebatte und der Einfeßung eines Unterausfchuffes einverstanden.

Es verlautet, daß

die Seipel- Clique bereits am Wert

ift, um Zugeständnisse an die Gewerkschaften zu hintertreiben Es ist deshalb nicht ausgeschloffen, daß die Bestrebungen bes am Dienstag eingesetzten Unterausschusses doch zur Erfolglosigteit verurteilt find,

Die neue Reichsbahn und Reichsbank. Ein Vortrag von Reichsfinanzminifter a. D. Dr. Hilferding. Im Rahmen einer von der Industrie und Handelstammer zu Berlin veranstalteten Bortragsreihe über den Young- Blan sprady gestern Dr. Hilferbing über bie ,, Neuordnung von Reichsbahn

und Reichsbant".

Der Rebner befaßte fich zunächst mit der politisch so bedeutsamen Tatsache des Ausscheidens der ausländischen Delegierten aus dem Berwaltungsrat der Reichsbahn. Rünftig feien nur noch deutsche Mitglieder im Berwaltungsrat vertreten, deren Amtsdauer auf je drei Jahre festgelegt sei. Die Befugnisse der Reichs regierung feien nach der Neuordnung der Dinge bei der Reichs­bahn sehr start. Abgesehen davon, daß die Reichsregierung von der Wahl des Generaldirektors durch den Verwaltungsrat ihr Gutachten abgibt, hat sie das Recht, an allen Sigungen des Berwaltungsrates teilzunehmen, und besigt ferner ein sehr ausgedehntes Prüfungs und Austunftsrecht in betriebswirtschaftlichen Fragen.

Die Reparationsverpflichtungen der Reichsbahn belaufen sich nach dem Young- Plan auf 660 Millionen Mart jährlich. Diese fogenannte Reparationssteuer wird in monatlichen Raten von 55 Millionen entrichtet. Dagegen wird die Beförderungs= steuer, von der bisher 290 Millionen an den Reparationsagenten bezahlt wurden, grundsäglich von jeder Belastung für Reparationszwede frei. Als deutsche Steuer bleibt fie zunächst noch bestehen und das Reich kann über sie frei verfügen. Außerdem fallen mit dieser Neuregelung die auf das Reichsbahnver. mögen eingetragenen 11 Milliarden erste Hypotheten der Reparationsgläubiger fort. Die Sicherung für die Zahlung ber Reichsbahn besteht lediglich darin, daß sie aus den Betriebs einnahmen gezahlt und vom Reich garantiert wird.

In den Ausführungen über die Neuordnung der Reichsbant

fegte der Redner besonderen Nachdruck auf die Tatsache, daß die bis­herige Reichsbankverfaffung unter dem harten 3wange bes Dames Planes entstanden sei. Unter dem Dames- Regime fei die Reichsbant das Instrument des Reparations. agenten zur Durchführung der Leistungen gewesen. Der wefent liche Fortschritt, den der neue Plan mit sich bringe, jei in der wieder erlangten Freiheit der Wirtschaftspolitit zu erbliden. Busammenfaffend ließe sich feststellen, daß die in dem neuen Blan für die Reichsbahn und Reichsbant erreichten Erleichterungen im boltswirtschaftlichen Intereffe durchaus annehmbar

feien.

Der Oberbürgermeister von Solingen .

Bom Regierungspräsidenten ernannt.

Der Regierungspräfident in Düsseldorf wird als Kommunal­aufsichtsinstanz am Donnerstag den Regierungsdirektor beim Ober­auffichtsinstanz am Donnerstag den Regierungsdirektor beim Ober­versicherungsamt in Dortmund , Brysch, zum tommissarischen Oberbürgermeister von Solingen ernennen. Die Er nemmung ist zunächst auf neun Monate befristet und dürfte nach Ab lauf dieser Zeit voraussichtlich auf 12 Jahre ausgedehnt werden. Brysch gehört der Sozialdemokratischen Bartei an. Die Einsegung eines tommissarischen Oberbürgermeisters war notwendig geworden, nachdem die Wahl eines Oberbürgermeisters durch das Solinger Stadtparlament insofern zweimal ergebnisios verlief, als der gewählte Kommunist Beber- wie von vornherein Don der Kommunalaufsichtsbehörde aus grundfäß lichen Erwägungen nicht bestätigt wurde.

feststand

Hitler wird Staatsbeamter.

Der wahre Zweck der Frickschen Ministerschaft.

Weimar , 26. März.( Eigenbericht.) Die thüringische Regierung beabsichtigt, wie in unter richteten Kreisen verlautet, Sitler zum thüringi. ichen Staatsbeamten zu bestellen, um ihm auf diese Weise die Möglichkeit zur Erlangung der thürin gischen bzw. deutschen Staatsangehörigkeit zu verschaffen. vitler will jedoch nicht im thüringischen Staatsdienst tätig sein, sondern nur seine Ernennungs. urtunde in Empfang nehmen und dann nach münchen verschwinden.

*

Gefangenschaft abführen zu lassen und die Gefahr eines Bürgertrieges in Deutschland heraufzubeschwören. Und nur mit diesem Hitler haben sich die bayerische Staatsregierung und ihre Behörden pflichtgemäß zu befaffen."

Der Bayrische Kurier" fügt hinzu: In diesen Worten Dr. Helds fommt wohl auch zur Stunde

noch der Standpunkt der bayerischen Regierung gegenüber einem Einbürgerungsgesuch Hitlers zum Ausdruck."

Staatsbürgerrecht zu geben. Es weist ihn ausdrücklich ab Bayern bedankt sich dafür, dem Putschisten Hitler das unter Hinweis auf seine putschistische Gesinnung. Dafür soll der Butschist Staatsbeamter in Thüringen Mit der Ernennung zum Staatsbeamten würde Hitler werden! automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten. Es Ueber die Gesinnung und die politische Absicht des Herrn versteht sich, daß Hitler nur formell Beamter werden foll- Hitler ist fein 3weifel! Es ist noch nicht ein halbes Jahr die Hauptsache ist die Erwerbung der Staatsangehörigkeit. her, daß Hitler in einem offenen Brief an den Grafen Man nennt so etwas eine Schiebung. Diese Schiebung Soden erklärte, daß er und seine Partei die freistaat. belastet den Dr. Frid aufs neue sie zeigt, daß sein Ziel lichen Verfassungen als nicht zu Recht be. ist, den thüringischen Staatsapparat für die 3wede der stehend ablehnten, er hat am 8. November 1929 Hitler - Partei dienstbar zu machen. öffentlich erklärt( ,, Bölkischer Beobachter"), daß die National­sozialisten die Tatsache der Verfassung nicht an­ertennen.

Herr Hitler hat sich noch vor kurzem um die baye rische Staatsangehörigkeit bemüht. Seine Freunde haben Ende des vorigen Jahres vorgefühlt, ob ein Einbürgerungs­versuch Erfolg haben würde. Zu diesem Zwede sprachen Dr. Frid und Dr. Buttmann im bayerischen Innen­ministerium vor, sie erhielten jedoch eine ablehnende Antwort. Der Bayrische Kurier", der dies am Dienstag feststellte, er­innert an die Antwort, die der bayerische Ministerpräsident Dr. Held im Jahre 1924 im Landtag auf eine Hitler - Inter­pellation gab:

-A

Der Minister eines Landes, der einen solchen Mann zum Staatsbeamten ernennt den Führer der Partei, die täglich erflären läßt, daß sie eine Bartei des Hochverrats ist-, be= reitet dem Hochperrat den Weg. Daß die Volkspartei in Thüringen offenbar auch zu diesem Streich ihre stillschwei­gende Zustimmung gibt, ist eine schwere Belastung für die Volfspartei im Reiche eine sehr selt­fame Illustration zu den Worten des Herrn Scholz in Mannheim , der die Volkspartei als die einzige Ver­fassungspartei hinzustellen sich bemühte.

,, Es gibt aber auch noch einen anderen Hitler, nämlich den neten Berbänden und mit der Waffe in der eigenen Hand Butschisten Hitler, der es unternommen hat, mit bewaffe die nationale bayerische Regierung für abgefeßt zu er flären, die ihm erreichbaren Mitglieder dieser Regierung in die| ringen!

Nun aber Schluß mit Herrn Frid und seiner Borbereitung neuer Hafenkreuz- Butscherperimente in Thü

Amerifas neue Vorschläge.

Drei Bedingungen.- Starke Zweifel in London .

Condon, 26. März.( Eigenbericht.)

Die amerikanischen Vorschläge, welche die Arbeiten der Flottentonferenz nach zweiwöchiger Bause wieder in Gang gebracht haben, werden am Donnerstag von den Führern

ber Delegationen erörtert werden. Wie es scheint, hat Amerita ſeine Bereitschaft, mit den übrigen vier Konferenzmächten einen fo­genannten tonjulfativen, Batt abzuschlichen, an drei Bedlugun sen getmipit Diefe Bedingungen oder Boraussetzungen fouten nach Mitteilungen von unterrichteter Serte:

1. Großbritannien schließt mit Frankreich und Italien einen zweiten auf das mittelmeer zu beschränkenden Batt ab. Die übrigen am Mittelmeer interessierten Mächte follen zur Teilnahme eingeladen werden.

2. Frankreich nimmt die durch den konfulfativen Fünf­mächtepakt und den Mittelmeerpakt gewährte Sicherheit zum An­laß einer Herabjegung feiner Tonnageforderung fo daß gleichzeitig eine Verminderung der amerikanischen und britischen Flottenprogramme auf das von Macdonald und Hoover besprochene Maß erfolgen kann.

3. Man wird versuchen, die französisch- italienischen Schwierig. teiten in der Paritätsfrage schnellstens zu beheben. Die sensationelle Nachricht eines Abendblatts, daß sich das

Jan und Joseph Pilsudsti.

Der Bruder als Ministerpräsident.

Warschau , 26. März.( Eigenbericht.) Der Staatspräsident hat heute nachmittag den Ab. geordneten des Regierungsblods Jan Pilsudski , den Bruder des Marschalls, mit der Bildung der neuen Re­gierung betraut. Abg. Pilsudski hat den Auftrag an genommen.

Regierungspartei, der als Oberstengruppe" befannt ist, Jan Pilsudski gehört nicht zu dem radikalen Flügel der sondern er ist ein stiller und ruhiger Mann, der fich bisher zwar nicht in der Politik, aber noch weniger in den Radauszenen der Oberstengruppe hervorgetan hat. Sein erster Weg nach der Annahme des Auftrags zur Regierungs bildung führte ihn zum Sejmmarschall Daszynski , dann zum Senatsmarschall.

Morgen mill der neue Mann mit den Parteiführern ver­handeln, jedoch dürfte er damit nicht weit kommen. Bei der Mehrheit des Sejm besteht die Absicht, dem Beauftragten des Staatspräsidenten brieflich oder durch einen Sprecher für alle zu erklären, in den letzten zwei Tagen sei nicht eine enderung des politischen Zustands eingetreten, die irgend einen Wechsel in der Haltung der Mehrheit hervorrufen könnte. Die Mehrheit hält an ihrer Forderung der unbedingten Sicherung des verfassungsmäßigen parla mentarisch- demokratischen Systems fest. Immerhin aber glaubt man bei der ganzen Persön­lichkeit Jan Pilsudskis, eine Milderung des Gegen faß es vermuten zu können. Man erblickt jogar in der Be­trauung dieses Mannes einen Rückzug des Marschalls Bil­substi, der noch gestern in seinen Bedingungen für eine Be­teiligung an einem Kabinett Szymanski ein Regieren ohne das neue Kabinett bis zum Freitag beijammen sein, so daß und gegen das Parlament verlangt hatte. Vermutlich wird es sich dem Sejm vorstellen und dieser noch bis zum ver­faffungsmäßigen Termin des 1. April den Staatshaushalt

Acht italienische Spione werden aus der Schweiz ausgewiefen. verabschieden könnte.

englische Kabinett in seiner Mittwochfizung gegen die Stimme Snowdens für einen derartigen Mittelmeerpatt ausgesprochen habe, ist unrichtig. Die Frage ist im Rabinett überhaupt nicht erörtert worden.

Der Daily Herald" warnt vor einer zu optimistischen

Beurteilung der durch den amerikanischen Vorschlag gegebenen Aus­fichten auf einen glüdlichen Ausgang der Konferenz und betont piel. fagend, daß es Grenzen gebe, über die hinaus bie- britische Regierung Berantwortlichkeiten im Auslande nicht übernehmen fann". Es ist unverkennbar, daß in englischen amtlichen Kreisen starte 3 meifel darüber herrschen, ob die zusätzlichen Garantien, die Großbritannien eventuell zu geben bereit ist, genügen werden, um Frankreich zu einer Herabfegung seiner Forderungen zu vers anfaffen.

Briand wieder in London .

Paris , 26. März.( Eigenbericht.) Briand ist am Mittwoch nachmittag nach London gereift. In dem gleichen Zug befand sich der ägyptische Minister Mitglieder einer ägyptischen Delegation, die mit dem englischen präsident Mustapha El Rahas Bascha und die übrigen Kolonialamt über den Abschluß eines definitiven Bertrages zwischen England und Aegypten verhandeln wird.

Marine und Industrie.

Der Oberwerftdirettor wird 3nduftriedirektor.

Wilhelmshaven , 26. März.( Eigenbericht.) Befehlshaber der Linienschiffe in Wilhelmshaven , wird zum Der gegenwärtig noch attive Bizeadmiral Franz, ber 1. April dieses Jahres eine Stellung als General direttor der Rheinischen Metallwaren- und Maschinen­fabrik A, G. in Düsseldorf annehmen. Franz war bis zum vorigen Frühjahr Oberwerftdirettor der Marinewerft Wilhelmshaven .

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Kirche und Faschismus. Die Kundgebung eines Kardinal- Erzbischofs. Mailand , 26. März.

Erzbischof, Kardinal Schuster, anläßlich der 11. Wiederkehr der Die Blätter veröffentlichen eine Botschaft, die der Mailänder Gründung der faschistischen Kampfverbände an den Mailänder Sekretär der Faschistischen Partei richtete. In der Botschaft heißt

cs: Der Pap ft hat von der ersten Stunde an den Faschismus gefegnet und große Hoffnungen auf diese jungen Kräfte gefeßt, die sich zum Glauben der Bäter bekennen. Gott bestätigt und verwertet diese heiligen Borsätze, damit der Faschismus für das Italien der Lateranverträge das Symbol der geistigen Bieder­geburt sei. Dies ist der Wunsch aller. Ich schreibe diesen Glüd­wunich am frohen Tage des Patriarchen von Caffino, von dem der Duce seinen Taufnamen ableitet. Der Heilige Benedikt beschüße ihn in seiner Mission des Aufbaues.

Der deutsch - füdtiroler Arzt Dr. Julius Ciener ist infolge Be­nabigung aus der Berbannung mit seiner Frau zurückgekehrt und wieder antreten fönnen. Es wurde ihm auch die frühere Wohnung hat seinen Posten als Gemeindearzt in Steinhaus im Ahrntol wieder eingeräumt.

Der Bremierminiffer von Auftralien erklärte, die Bundesregie­zulaffen, beabsidytige jedoch nicht, einen Konful nach Rußland zu rung sei bereit, einen Konfularvertreter der Sowjetregierung 31­

entienden.