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Piovre

Happy

Hacks

( 31. Fortlegung.) ,, Glauben Sie, daß ich für das Elend vieler armer Pariser Mädchen verantwortlich zu machen bin?"

Schwester Claire redete ihr gut zu:

,, Biele verdanten Ihnen auch ihr Glüd. Unfere Näherinnen verlassen mit zwanzig Jahren das Kloster mit einer Mitgift von zweitausend Franken. Wir müßten uns in unserem Orden der Arbeit gegenüber anders verhalten. Berzeihen Sie, fiebe Mutter, meine Rühnheit, sie ist nicht böse gemeint. Was ich will, ift: Heiligung der Arbeit. Das Elend der Heimarbeiterinnen und das ummoralische Leben, zu dem sie gezwungen werden, wenn sie leben wollen, tann Schuld der Nonnen sein, weil sie zu billig arbeiten."

Schwester Orneval hatte sich das niemals in dieser Weise flar gemacht. Wie viele andere Dberinnen, gab fie sich große Mühe, ihre Zöglinge durchzubringen. Sie wandte alle möglichen Listen an gegenüber solchen Frauen, die, geizig wie sie waren, dem Kloster zweihundert Franken stifteten, aber darauf spekulierten, durch Wäsche, die sie in Arbeit gaben, vierhundert Franken zu sparen. Weil sie Geld gestiftet hatten, bestanden sie auf einem billigeren Preis.

Es waren diefelben, die auch verlangten, daß die Oberin ihnen Dienstboten lieferte, die anstellig waren, gut nähen fonnten, finder lieb waren, immer zufrieden mit ihrem Lohn, die für die Dame des Hauses beteten und am Neujahrstag ihr einen Blumenstrauß überreichten als Dant für die zwanzig Franken Weihnachtsgeschent.

Schwester Orneval hatte in ihrem Leben nur zwei Biele ge­habt: Gottes Gnade verdienen und ihre Klostergemeinschaft durch bringen. Jezt, am Ende ihres Lebens, erfuhr fie, daß ihre Arbeit fich über die Grenze ihrer engen Gemeinschaft hinaus auswirkte, daß sie selbst mitursache der schlechten Löhne in den Pariser Elendsvierteln war und daß fie die Mädchen der Prostitution in

die Arme trieb.

Die Wäschestücke, die unter dem Bild Saint Vincent de Pauls genäht wurden, vergrößerten das Leiden der Welt. Gott   ließ Schwester Orneval sehr spät die Gnade dieser Erkenntnis zuteil merden. Sie erregte sich hierüber mie über ein Bunder und sagte überraschende Worte.

Sie hob eine Hemdhose aus Crêpe de Chine hoch vor den Augen der erstaunten Näherinnen und sagte:

Rönnten Frauen, die solche Sachen tragen, nicht ruhig zehn Franten mehr dafür zahlen?"

*

Schwester Claire besuchte die weiße Woche, um ihren jungen Mädchen neue Anregungen zu geben. In den ,, Galeries de France" lagen die toftbarsten Stüde in Glasschränken; die weniger toft. baren offen als Locmittet. Die Frauen stürzten sich auf die Bäsche wie eine Meute auf ihren Anteil am geschoffenen Hirsch.

Trogdem sie schon abgehezi antamen, schredten fie in ihrer Raufmut nicht davor zurüd, sich zu Tausenden in dem Warenhaus fo eng zu drängen, daß sie nicht drei Schritte in gerader Richtung gehen fonnten.

Die Barenhäuser verstanden sich natürlich sehr gut auf die

Psychologie solchen Kaufgedränges. Sie ließen die Käufer alles betaften und die Stoffmassen durchmühlen. Bon der Straße bis an die Ladentische sprang den Frauen das Weiß in die Augen. Sie stürzten sich darauf und waren glüdlich, ungeftraft alles durcheinander wühlen zu können.

An den ungewaschenen Stüden waren unter der Stickerei nod) die schwarzen Striche des aufgezeichneten Musters und die Finger Spuren der Arbeiterinnen zu erfennen, die in Paris  , in den Bogesen und in den Arbeitsstuben in Saint Omer und Cambrai baran gearbeitet hatten.

Das ganze Erdgeschoß war ein Meer von Weiß; alles darauf berechnet, die Kauflust der Frauen bis zur Raserei zu fteigern. Die Zeit war vorüber, in der man sich ruhig in einen Laben fekte

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und Stück für Stück in die Hand nahm. Jezt war man stoßend und gestoßen, eingepreßt zwischen Menschengewühl und Waren. maffen eine Beute der Kaufleute. Wenn im Katalog stand: Handarbeit", waren die Kundinnen befriedigt. Sie wollten die Gewißheit haben, daß die Arbeit viel Zeit und Mühe erfordert hatte.

SHRUBS

Hinter den schwarzgefleideten Berfäuferinnen hingen in Glas schränken die kostbarsten, bändergeschmückten Stüde   auf, Wachs

puppen.

Die Masse der Frauen brängte sich langsam durch die schmalen Gänge zwischen den Weißwarenauslagen im Erdgeschoß.

Die Galerien waren mit Spigen behangen und bildeten einen Himmel von Musselin. Einer solchen Warenanhäufung fonnten bie Kundinnen nicht widerstehen; fie fauften wie besessen.

Die Berfäuferinnen, umsummmt von der Maffe der Be sucherinnen, lächelten, blieben höflich und liebenswürdig, so daß man ihnen ihre Erschöpfung nicht anmerkte. Ihr Beruf erforderte, daß sie nie schlechte Laune zeigten und daß fie mit immer gleicher Liebenswürdigkeit auch die unleidlichsten Kunden bedienten. Damen im Pelz legten ihre Muffe aus Tierfellen neben die Wäsche,

*

Schwester Claire prüfte den Preis von Taschentüchern und Hemden, und fie berechnete, wieviel menschliches Elend darin itecte. Der Rosenkranz   in ihrem Gürtel berührte die Wäsche haufen. Wieviel getreuzigte Arbeit ruhte doch in dieser Ware! Herr Treffe begrüßte die Schwester:

,, Unsere Auslagen stimmen Sie nachdenklich, Schwester. Unsere Ausstellung ist ein großer Erfolg. Wir haben eine hervorragende Leinenauswahl von der Firma Wavelet  . Könnte ich mir das Baradies nach meinem Geschmad einrichten, dann wäre es eine Weiße Woche". Früher behandelte man jede Kundin individuell; heute treiben wir Massenpsychologie. Früher sah man solche Menschenmassen nur in der Kirche; heute fommen sie in die Waren­häuser. Das Geschäft hat heute fast die Macht einer Religion. Bei doppelt soviel Raum wie jeßt hätten wir immer noch nicht genug. Es ist etwas Großartiges, Verkäufer in einer Zeit zu sein, in der die Kunden die Berkaufsstände stürmen. Sehen Sie dies Ge­wimmel, Schwester! Ich habe mich auf alles vorbereitet Ich habe sogar die Treppengeländer mit Stoff bespannt, damit die Hände der Frauen überhaupt nicht mehr von der Ware los­fommen. Die weniger verlockenden Etüde lege ich unten vor die Spiegel, wo Frauen immer stehen bleiben.

Ich habe für alles vorgesorgt; fozufagen ein System von Ber

bis zu ihren Klosterarbeiten und dem Himmelbett aus Spizen. Als Berfäufer muß man mie der Teufel arbeiten. Die Firmen auf dem Boulevard tönnen sich diese Raffinesse nicht erlauben. Sie find Läden, wir Martt. Ich habe mir mein System über Käufermassen genau zurechtgelegt; meine Berfäuferinnen brauchen sich nicht mehr allzuviel anzuftrengen. Die Rundin tommt abgeheizt und schon taufgeneigt zu ihnen. Sie fauft weniger das, was sie wirklich braucht, als das, was wir ihr suggerieren."

Und zu einem Preis", warf Schwester Claire ein, der eine beffere Entlohnung der Arbeiterinnen rechtfertigte. Sie suchen an allem soviel als möglich zu verdienen, am Lohn und am Berkauf. Ihr System ist sehr bitter. Stimmt es, daß ihr geringster Berdienst immer noch dreißig Prozent beträgt und daß Sie manchmal bis auf hundert tommen?"

Herr Treffe lächelte. Er liebte Schmierige Gegner:

Ich erkläre Ihnen unsere Berfaufsreligion, Schwester, und Sie sprechen von unserem Verdienst. Wären Sie nicht Ronne  , würde ich Sie zum Abteilungschef ernennen. Mir imponieren Menschen, die Verständnis für Kauf und Verkauf haben. Einer Kundin, die mit mir fachmännisch diskutieren fann, gebührt meine Achtung. Bon einem carattervollen Käufer kann der Berkäufer immer lernen."

*

Nach ihrem Besuch im Warenhaus besuchte Schwester Claire Wäschegeschäfte, Sie blieb auf dem Boulevard vor drei Schau­fenstern stehen, in denen alles das ausgestellt war, was Frauen Brachtvolles mit der Nadel arbeiten, Rosetten aus italienischen Spitzen lagen auf dem seidenen, hochroten Kissen. In einem Tisch täufer, der mit Spitzbogen auslangettiert war, waren in der Mitte dide Rosen aus irischen Spigen eingearbeitet. In seitlichen Schau­fästen war duftige Leibwäsche ausgestellt. In Goldschrift war auf dem Glanzfarion zu lesen: Ungewaschen"; daher die leichte Gelb färbung der Spigen und Spuren der Handarbeit.

Madame Janine, die Berkäuferin, ganz in Schwarz gefleidet, fah in ihrem einfachen Kleid noch sehr jung aus. Sie hatte einen etwas länglichen Kopf mit tastanienbraunem Haar, das von einem Stamm sichtbar gehalten wurde. Sie trug feinerlei Schmud. Sie tam durch die schwere Flügeltür. Diese Tür war nach dem Ver taufsraum zu mit diden Spiegeln, nach dem Arbeitsraum zu mit Holz verkleidet.

Schwefter", fagte fie, diese Aussteuer für Fräulein Bavelet

ift wundervoll. Wir haben herrliche Stidereten gemacht. Sie müffen mir gestatten, daß ich die Stüde   meinen Rundinnen zeige. Sic werden auch so etwas bestellen."

Auf dem Ladentisch lagen weiße Stoffe, mit rosa Bändern ge bunden. Sie sahen aus wie Wunden auf weißer Haut. Regelmäßig aufgeschichtete Stapel mattleuchtender Leibwäsche und glänzender Tischwäsche bildeten einen soliden Aufbau. In einem Glasschrant in der Mitte des Raumes lagen Spißen: alte Cluny  - Spizen; schon ganz gelb. Italienische Spizen, zart wie ein Hauch, und ein großes Stüd best cter Tüll mit einem so feinen Muster, daß beim Ansehen die Augen schmerzten.

Eine Amerikanerin mit großen Brillanten besichtigte dieses feltene Stud.

Madame Janine legte mit größter Borficht, als ob sie ihm nicht weh tun wollte, Leinenstoff auf, den roten Samt des Ladentisches. An der Spiegeltür stand zur Bedienung ein Page in Uniform mit Kupferknöpfen.

Herr Lattens, der Chef der Firma, trat auf die Tür zu, um eine Dame zu begrüßen, die ein wenig mit dem Fuß schleppte und mit dem Haden aufstieß. Herr Lattens verbeugte fich so tief, als wollte er einen Aniefall machen. Niemand im Laden verstand wie Herr Lattens, einen Stuhl anzubieten.( Fortlegung folgt.)

Das meile Bud

Werner Illing.Ulopolis"

Die neuefte Publikation des Bücherfreifes Berlin ist der utopistische Roman Utopolis" von Werner Jlling. Aber trotz des Titels handelt es sich nicht um eine Utopie im eigentlichen Sinne des Wortes. Der Fall liegt hier anders als bei Bellamy oder Wells.

Der Engländer Herbert George Bells beispielsweise geht von der Wirklichkeit aus, von ihren sozialen, technischen, polic tischen und wirtschaftlichen Bedingungen, über die er ein fühnes Gedankengerüst errichtet. Er führt die Fäden weiter, die er nach eigenem Gutbünten verknüpft. Seine Idee von der Zukunft projis ziert er in das Wert. Hier aber bei Jlling geht es im Grunde überhaupt nicht um die Zukunft. Auch Illing ffizziert fura eine bis ins leẞte vervollkommnete Mechanisierung der Arbeit und die Erleichterung, die sie einem disziplinierten und einigen Broletariat gewährt, aber er erörtert nicht wie Wells die Details. Die Art der Arbeit, den näheren Einblick in die neue Kultur ffizziert er nur flüchtig. Der Hauptakzent ruht auf anderen Dingen.

Die Auseinandersetzung zwischen Proletariat und Kapitalismus  steht im Mittelpunkt der Gestaltung, eine Auseinandersetzung, die auch heute stattfinden tann. Die Form der Utopie ist gewählt, un das Ganze schärfer und pointierter herauszuarbeiten, um gewiffer maßen die Idee, gereinigt von den Zufällen des Alltags und der augenblidlichen politischen Situation, flar fristallisieren zu laffent, Das ist das Neuartige dieses Buches. it.

WAS DER TAG BRINGT.

Amtsanmabung".

Darf man sich am Telephon, durch einen läftigen Anruf aus der Faffung gebracht, felbft verleugnen? Ja; man darf dabei fo der Faffung gebracht, felbft verleugnen? Ja, man darf dabei fo­meit gehen, zu jagen, daß man felbft gar tein Telephon mehr besitzt; aber man darf sich dabei feiner ,,, Amtsanmaßung" schuldig

machen.

Das Basler Strafgericht hatte darüber dieser Tage zu ent fcheiden. Eine junge Dame der besten Gesellschaft hatte auf einen telephonischen Anruf geantwortet: Hier ist die Zentrale, Sie haben eine aufgehobene Nummer verlangt Sie bestritt, überhaupt tele­phoniert zu haben; das Gericht ftügte sich aber auf verschiedene Beugen, die am Telephon die Stimme der Angeklagten erfannt haben wollten. Der Berteidiger hatte Freisprechung beantragt; er war der Auffassung, daß ein Fräulein vom Amt tein Amt im Sinne des Strafgesetzbuches befleide und daß Amtsanmaßung die wider­rechtliche Anwendung einer obrigkeitlichen Gewalt voraussetze. Ueber eine solche verfüge eine Telephonistin aber nicht. Das Gericht ver urteilte die Angeklagte im Sinne der Anklage zu einer Geldstrafe von 20 Franken. Es ging dabei von der Erwägung aus, daß eine Telephoniftin Mitträgerin eines öffentlichen Amtes sei und daß die Angeklagte durch ihre Auskunftserteilung in die öffentliche Gewalt eingegriffen habe. Gleichgültig sei, daß der Täter als Privatperson ohne weiteres hätte sagen dürfen: Sie haben eine aufgehobene Nummer verlangt." Strafbar sei die Angeklagte, weil sie nicht als Privatperson aufgetreten sei, sondern die Auskunft in angemaster amtlicher Eigenschaft erteilt habe- durch den Gebrauch der Barte: hier Zentrale."

Ein Wecker für Taubstumme.

Ein fubftummer Beamter in Budapest   hat es sich in den Kopf gefeßt, einen Beder zu erfinden, der auch taube Leute rechtzeitig aus dem Schlaf ermedt. Er ging von der Erfahrung aus, daß Taube für Lichtstrahlen besonders empfindlich sind und erwachen, menn startes Licht die geschlossenen Augen trifft. Die Frau des Erfinders mar verreist; so hatte er niemand, der ihn morgens hätte

RUND­

FUNK

AM ABEND

Freitag, 28. März. Berlin  .

16.05 Direktor K. Schmidt: Frühjahrsarbeiten im Blumengarten. 16.30 Orchesterkonzert.

17.30 Umschau am Sternenhimmel.( Dr. Friedrich Becker.) 18.00 Dr. Hans Dersin: Warum werden die. Bäume grün? 18.30 Zwiegespräch zwischen Amtsgerichtsrat Dr. Alfred Unger und Rechts­anwalt Dr. Max Alsberg.

19.00 Chorgesänge.

19.20 Programm der Aktuellen Abteilung.

19.55 Krolloper: Iphigenie auf Tauris  ", von Gluck. Dirigent Fritz Zweig  . 22.30 Kartenspiele. Dr. Fr. Anders. Anschließend: Mandollenorchester. Königswusterhausen.

16.00 Stud.- Rat Dr. phil.   Herbert Holtorf: Vom lustvollen Lernen. 16.30 Nachmittagskonzert von Leipzig  .

17.30 Prof. Dr. Karl Vietor  : Goethe über den Sinn des Lebens. 17.55 Eberhard Lattke: Die Bedeutung der ostpreußischen Landwirtschaft. 18.20 Dr. Elisabeth Keimer  : Leben in der Vatikanischen Stadt. 18.40 Englisch für Fortgeschrittene.

19.05 Dr. med. Kaufmann: Die Frau in ihren Altersstufen. 19.30 Vortrag für Tierärzte.

20.00 Singing Babies, Jazzensemble.

fuchungen aufgebaut; angefangen bei Staublappen und Hauswäsche 20.30 Von Leipzig  : Das Moor", von Wellenkamp.( Schallplatten.) L

aufweden tönnen. Er verbrachte mehrere schlaflose Nächte in Angit. er lönne die Zeit verschlafen und wegen Zuspättommens entlaffen merden. So bastelte er so lange mit Bederuhren herum, von denen allerdings einige feiner Erfinderbegeisterung zum Opfer fielen, bis bindung gebracht hatte, daß zur vorher eingestellten Zeit eine Glüh er den Mechanismus so mit einem elektrischen Kontakt in Vers

lampe aufleuchtete. Das Patent auf diese Erfindung wurde ihm zmar fchon erteilt; bei ihm funktioniert fie menigstens jehr pünfilich: aber ob auch andere Taubftumme in glerdyer Weise beeinflußt merden, bleibt abzuwarten.

Der Mutterinstinkt der Kühe.

Aus Peterborough in der Grafschaft Lincolnshire wird ein interessanter Fall von mütterlichem Instinft bei Rüben gemeldet. Zwei Kühe, denen ihre Kälber genommen worden waren, brachen in der Nacht aus und liefen 13 Meilen weit bis zu dem Hof, in dem die Kälber untergebracht waren. Am Morgen fand man sie außen an dem Gitter der Biehkoppel stehen; aber auch der Instinkt der Kälber versagte nicht: jedes stand schnuppernd der richtigen Mutter

gegenüber.

Eine merkwürdige Prozession.

In Brooklyn   hatte die demokratische Partei mit der republi. tanischen über den Ausgang der Richterwahlen gewettet. Die Demo fraten verloren die Bette, und sie mußten nun die übernommene

Berpflichtung ausführen und eine vorher genau festgelegte Pro zeffion veranstalten. Eine Pfadfinderkapelle schritt voran, dann fam eine Polizeimannschaft, mitten im Zuge wurde der Führer der Republikaner   von dem Führer der Demokraten auf einem Schieb des demokratischen Klubs. Die Bevölkerung bemarf diese merf farren gefahren, und dann folgte der lange Zug der Mitglieder würdige Brozession faulen Eiern und überreifen Tomaten. -mie amerikanische Zeitungen berichten mit Türkische ,, Pressefreiheit".

"

In der Türkei   find in letter Seit aus ganz nichtigen Urfadyen Strafverfahren gegen verschiedene Blätter eingeleitet worden. So brachte z. B. die türkische Zeitung Darin" fürzlich die sich auf falsche Informationen ftüzende Meldung, daß geplant fei, die Stelle eines Bizeſtaatspräsidenten zu schaffen und daß für diesen Bosten Jsmet Bascha vorgeschlagen werden folle. In dieser Meldung jah die Staatsanwaltschaft eine umftürlerische Handlung" Handlung und stellte Strafantrag gegen das Blatt. Nach der bisherigen Haltung der türkischen Gerichte in Breffefragen ist mit der Berurteilung des Derantwortlichen Schriftleiters zu rechnen.

Der kleinste Briet der Welt.

Am Bostschalter zu Lodev: in Mittelfrankreich erscheint fürzlich Gaston Besson, ein durch seine seltsamen Einfälle betan ter Kauz, um einen Brief einschreiben zu lassen. Der diensttuende Be­amte fah erwartungsvoll der Uebergabe des Schriftstückes entgegen, wunderte fich dann aber über deffen sehr ungewöhnliche Form. Die Mitteilung, die Herr Besson sehr wichtig erschien, daß er sie nur eingeschrieben der Post anvertrauen wollte, mar nicht größer als eine mittlere Briefmarte. Der Stephansjünger verbat sich den übt.n Scherz. Besson erflärte jedoch, auf Beförderung seines Schreibens bestehen zu müssen. Als der Beamte bei seine: Beigerung vera harrte, tam es zum Brozeß, in dem der Kläger   mt seinem Anspruch durchdrang. Er war offenbar ein guter Kenner der einfflägigen Borschriften, die wohl die Marimalabmessungen eines Briefes vor­schreiben, aber nichts über die Mirbestmaße bejagen. So fam tas Gericht zur Berurteilung des Postbeamten, der den von Besson geforderten Schadenerfaz bezahlen mußte.