Pleite des Agrarfommunismus
Steuerfreiheit Schuldener laß/ Freiwilligkeit der Beträge Mostau, 3. April
Das Zentralfomitee ber Rommanistischen Partei veröffentlicht einen Beschluß, wonach das Zentralegefutivlomitee und der Rat der Bolkskommissare den Kollektivwirtschaften folgende Bergünsti gungen gewähren. Auf die Dauer von zwei Jahren bleibt das gefamte vergemeinschaftete Arbeitsvieh der Kollettivwirtschaften, wie Pferde, Stiere ufm., ft euerfrei. Auf zwei Jahre bleiben fomohl die im gemeinschaftlichen Besiz der Kollektivwirtschaften als auch die im individuellen Besiz der Rollettivwirtschaftsmitglieder befind lichen Kühe, Schweine, Geflügel und Schafe steuerfrei Den vergesellschafteten Gemüsegärten und Gemüsebautollettiomirt schaften wird eine 50prozentige Ermäßigung der für Gemüsegärten bes betreffenden Bezirks festgelegten Ertragsnormen gewährt. In vergemeinschafteten Gemüsegärten und Gemüsebautollettivwirtschaften neu umgewandelte Flächen werden auf zwei Jahre von der Landwirtschaftssteuer befreit. Gemäß diesen Beschlüssen wird der Gesamtbetrag der Landwirtschaftssteuer für 1930/31 entsprechend herabgesetzt. Den Kollettivwirtschaften werden im laufenden Jahre Kredite in Höhe von 500 millionen Rubel gesichert. 3weds Berbesserung der materiellen Lage der Kollettivwirtschaften werden überfällige Schulben für Kredite, die auf die den Rollettivwirt fchaften beigetretenen Wirtschaften entfallen, sowie überfällige Schulden, die die Kollettivwirtschaften von den ihnen beigetretenen Bauern übernahmen, bis zum Schluß des Wirtschaftsjahres gestundet, wobei diese Schulden in Raten entsprechend dem Eingang der Einnahmen aus Aderbau und Viehzucht zu tilgen find. Sämtliche Geldstrafen, auch gerichtliche Geldbußen, die wegen Richtentrichtung landwirtschaftlicher Abgaben usw. den den Rollettivwirtschaften beigetretenen Bauern bis 1. April 1930 auferlegt wurden, werben erlassen. Sämtliche Beiträge an Kredit genossenschaften und Konfumgenossenschaften sind lediglich frei. millig zu entrichten, wobei die in manchen Fällen wahrgenom mene zwangsweise Beitreibung verboten wird. Die in manchen Bezirken wahrgenommene zwangsweise Erhebung von Spartaffen einlagen wird verboten. Die. Abzahlung der Schulden für das in den Besitz der Kollektivwirtschaften übergegangene eingezogene Rubafeneigentum wird den Kollektivwirtschaften erlaffen. Bon dem Verdienst, den die Kollektivwirtschaftsmitglieder außerhalb der Kollektiowirtschaft beziehen, dürfen nur 3 bis 10 Proz. an die Rollettive abgeführt werden. Die Kollektiowirtschaftsleitung darf Die Kollektivwirtschaftsmitglieder nicht daran hindern, fich in threr freien Zeit mit Hilfe vergemeinschafteter Stoffettiowirtschaftspferde mit der Abfuhr von Waldarbeiten usw. zu beschäftigen.
Stalin beantwortet 1000 Briefe.
Mostau über Romno, 3. April( TU.) Staft veröffentlicht einen Artifel unter der Ueberschrift Die Antwort auf 1000 Briefe". Er habe in letzter Zeit mehr als 1000 Briefe erhalten, in denen verschiedene politische und wirtschaftliche Fragen im Zusammenhang mit ber neuen Politik gegenüber dem Dorf gestellt worden feien. Der neue Schritt bedeute feines megs eine Abfage der Bartet in der Frage der Auflösung der individuellen Bauernwirtschaften. Die Bartei sei vielmehr für eine gefunde Entwidlung der Rollettivwirtschaf=
ten und wolle mur folche beftehen laffen, bie bem Staat nicht zur
Baft fielen. Die Bartei lei lebt gegen jebe 3wangsmaß maßnahme bei den eugründungen.
Stalin erklärt, daß diese Art Bauernwirtschaften die Grundlage für die Einführung des Sozialismus in der Sowjetunion sei. Radet wieder obenauf.
Mostan über Rowno, 3. April( 21) Rart Rabef, der mit ber Stalin - Bartei Frieben geschlossen hat, ist zur Leitung ber beutschen Abteilung der kommunistischen Gewerffdafts internationale, die im Juli 1930 in Mostau ihren Kongreß abhalten wird, berufen worden.
Sowjetbeamte für Diensteifer bestraft. Mostau, 3. April. Bis heute find 25 Beamte und Angestellte von Bezirts erelutiotomitees, Dorffomjets und Rollettivwirtschaften bem Ge. richt übergeben worden, und zwar für Abweichung von den Richtlinien", welche bie Sowjetregierung hinsichtlich der. Einrichtung von Stollettivwirtschaften ausgegeben hat. Die Angeklagten haben nicht nur bei der Einbeziehung der Bauernwirtschaften in die Sollettive Gewaltmethoden angewendet und in mehreren Fällen sogar Bauern in gesetzwidriger Beise im Gefängnis interniert, sondern auch ,, Mittelbauern" für Kulafen erklärt, und ihnen gegen über die zur Liquitierung der Kulaken als Klasse" vorgeschriebenen Maßnahmen zur Anwendung gebracht. Damit haben nun die Straf maßnahmen gegen übereifrige Rollettivierungspolitiker begonnen, die nach Stalins scharfer Kritik der täppischen und topflosen Bürotraten" erwartet werden mußten. Aehnliche Maßregelungen werden wohl in nächster Zeit aus allen Teilen der Sowjetunion gemeldet merden. Die Staatsanwaltschaft von Sowjetweißrußland hat vorgetrieben, den Brozeß gegen die erwähnten 25 Beamten binnen zehn Tagen zu beginnen.
Young- Debatte in Brüffel.
Diese Schuldfeftfehuna ein Maximum!
Brüffel, 3. April( Eigenbericht.) Der Senat hat den Gefeßentwurf zur Ratifizierung des Doung Plans angenommen.
Der Entwurf wurde nur von dem tatholischen Senator de Dor Tobot befämpft, der den Revanchegeist der deutschen Nationa listen fürchtet und in der Rheinlandräumung eine Gefahr für die belgische Sicherheit erblickt. Der Sozialist de Broudère, nach thm Ministerpräsident Jaspar und Außenminister Hymans antworteten Dorlotot, daß der Young- Blan einen entscheidenden Schritt auf dem Wege zum Frieden darstelle. De Broudère sagte ferner, die deutsche Schulb fei jetzt auf einen Betrag festgelegt worden, der als Magimum betrachtet werden könne. Wenn Belgiens Anteil nicht größer sei, so wären daran wohl die hohen amerikanischen Forderungen schuld. Der sozialistische Redner mies noch auf die Gefahren einer längeren Rheinlandbefegung hin. Deutschland habe 65 Millionen Einwohner und wolle sich von fremder Einmischung befreien. Es sei unmöglich, den Frieden Europas auf den Haß der Nachbarn zu gründen. Ob man wolle Der nicht schloß de Broudère Europa merde doch zum 3ufammenwirten aller Länder tommen.
Die sudetendeutsche Kommunistische Bartei hat sich gespalten. Die Genossenschaftler des kommunistischen Zeitungsverlages in Reichenberg hatten den Beiterdruck des kommunistischen Parteiorgans verweigert. Die Leiter der Druckerei, darunter der ehemalige Abgeordnete und geistige Führer der Partei, Neurath , wurden aus der Batiei ausgeschlossen.
Der neue Retter. C
Retter
Brüning
Unser
HUGENBERG
Eine zeitgemäße Auswechslung im Hause Brüning.
Dreimächtevertrag gesichert.
In den Donnerstagverhandlungen zwischen den Ber tretern der drei Flottenhauptmächte England, Ame. rika und Japan ist eine völlige Einigung über den Abschluß eines Dreimächtevertrages auf der Grundlage der zwischen Amerika und Japan erfolgten Verständigung erzielt worden.
Nach privaten Mitteilungen sollen Japan gewisse politische Zugeständnisse im Fernen Osten, besonders bei der Abgrenzung der dortigen Interessengebiete der brei Mächte gemacht worden sein. In den englisch- frau ösischen Verhandlungen, von deren Ausgang der Abschluß eines Vier oder Fünfmächtebertrages abhängt, ist gleichfalls ein gewisser Fortschritt zu ber zeichnen.
Abkommen über, humanere U- Boot- Kriegführung
exledok MetaCondon, 3. April
Die juristischen Sachverständigen ber Delegationen zur See abrüftungstonferenz gelangten zu einer Einigung über die Richtlinien eines Berichtes über eine humanere Rrieg.
Das gefälschte Wahlplatat. Nachspiel zu einer nicht einwandfreien sozialistischen Wahl. Paris , 3. April. ( Eigenbericht.)
Die Erfagwahl von Bergerac , bie mit einem Siege, des sozialistischen Kandidaten Simonnet gegen den Radikalen Quenesson endeten, haben zwischen den beiden Linksparteien zu einem peinlichen Nachspiel geführt.
Im ersten Wahlgang fonnte der radikale Randidat mehr Stimmen auf sich vereinigen, als der Sozialiſt. Infolgedessen hät e eigentlich ber fozialistische Kandidat im Sinne der seit 1925 be stehenden Uebereinkunft zwischen Rabitalen und Sozialisten für die Stichwahl von seiner Kandidatur zurücktreten müssen. Statt dessen ließ Simonnet in feinem Wahlbezirk Plakate anschlagen, die einen angeblichen Brief Léon Blums und Paul Faures enthielten, mit der Aufforderung an Simonnet, seine Randibatur unter allen Umständen aufrecht zu erhalten. Diese Erklärung hat sich nachträglich als gefälscht erwiesen. Léon Blum als Borfigender und Baul Faure als Sefretär der sozialistischen Fraktion haben umgekehrt einen Brief an Simonnet gerichtet mit der Aufforderung, feine Randidatur zurückzuziehen. Das Borgehen S monnets hat bei den Radikalen startes Befremben erregt und zu einem Schreiben an die Sozialistische Partei geführt. Die fozialistische Rammerfrattion mird sich in den nächsten Tagen mit der Angelegenheit befaffen.
Tardieu plötzlich unpäßlich.
Baris, 3. April. Ministerpräsident Tardieu murde heute während einer Sigung des Rechtsausschusses der Kammer plötzlich von einem Un mohlfein befallen. Er mußte fich in seine Wohnung begeben und fich zu Bett legen. Der behandelnde Arzt hat eine Magenverftimmung, zurüdzuführen auf eine leichte Nahrungs
Die Einäscherung Cofima Waaners.
Donnerstag nachmittag turz vor drei Uhr traf in Roburg das Auto mit dem Sarg der Frau Cosima Wagner ein, begleitet von etwa 25 Automobilen, in denen die Angehörigen, die Bertreter der Behörden und der Stadt Bayreuth Platz genommen hatten. 3m Koburger Krematorium begann dann die legte Trauerhandlung mit dem Bilgerzug aus„ Tannhäuser ". Mit dem Karfreitagszauber aus den Parsifal " fand die Feier ihr Ende.
Carl Credé :$ 218." Großer Piscator - Erfolg im Wallner Theater. Piscator läßt aus dem Tendenzbrama§ 218" eine flammenbe Antiage und eine mächtige Demonstration gegen den Abtreibungs. paragraphen werden. Da ein Teil des Studes im Zuschauerraum spielt, erlebt man die Vorgänge als persönlichste Eindrücke. Niemand, auch der Gegner der Tendenz des Dramas, kann sich der Gewalt dieser Inszenierung entziehen. Es wird der Abend zu einem der padendsten der letzten Jahre.
Dgr.
führung mit Unterseebooten. Der Bericht wird jetzt abgefaßt und dann dem Ersten Ausschuß unterbreitet werden.
Das Palästina Mandat. Großbritannien behält es.
London , 3. April. ( Eigenbericht.) Macbonato artlärte in Beantwortung, einer Frage, daß die Regierung das Balästinamandat auch in Zukunft verwalten werde. Die Aufgabe Großbritanniens bestehe in der Schaffung einer natio nalen Heimstätte für die Juben und den Schutz ber nicht jüdischen Bevölkerung. Die britische Regierung werde fich dieser Verpflichtung nicht entziehen.
Bestätigtes Todesurteil
red? 20m1012 Jaffa, 3. April. Die Berufungsinstanz bestätigte das am 20. November gefällie Todesurteil gegen einen Juben, ber während der Auguſtunruhen & mei Araber getötet hatte.
mittelvergiftung festgestellt. Das Befinden Tarbieus ift feineswegs ernst. Es find ihm einige Stunden Bettruhe verordnet worden.
Regierung bestraft Parlament.
Glawet fchidt Zalesti vor.
Das polnische Außenminifterium hat heute das Büro des
Seimmarschalls banon in Kenntnis gelegt, daß die bisher ten Abdenen diplomatischen Bässe von mun an nicht mehr geordneten von der Baßabteilung des Außenminifteriums zugeftan bewilligt werden. Desgleichen wurde die polnisch- französische parbewilligt werden. Desgleichen wurde die polnisch- französische par lamentarische Gruppe verständigt, daß infolge des durch den Sejm herabgesetzten Dispositionsfonds des Außenministeriums ihre Unterstübung von bisher 12 000 3loin( 6000 mart) Don jetzt ab nicht mehr in Betracht tomme. Diese beiden Berfügungen des Außenministers find Bergeltungsmaßnahmen gegen den Sejm . Auch in Polen Agrarhilfe.
Die erste Ministerratssitzung des neuen Rabinetts beschäftigte sich mit der fortschreitenden Landwirtschaftstrise in Bolen und mit der Möglichkeit der raschen Durchführung des vor einigen Wochen vom Landwirtschaftsminister entworfenen Brogramms zur Hebung und Sanierung der polnischen Landwirtschaft.
Peiping, 3. April.
Der Bertreter Jenhlischans, des sogenannten Musterstatthalters von Schansi, dessen Einfluß in Nordchina vorherrscht, teilte den Gefandtschaften mit, Jen habe den Oberbefehl über das Heer, die Marine und die Luftstreitkräfte der Republik übernommen und beabfichtige, gegen Tschiangtaischer zu marschieren.
In der Mitteilung an die Gesandtschaften heißt es weiter, daß Jen die volle Garantie für den Schutz des Lebens und Eigentums der Ausländer übernehme. Die Mitteilung schließt mit der Aufforderung an die Mächte, Tschiangfaischet moralische oder materielle Unterstützung nicht mehr zufommen zu lassen.
En Die Streitfräfte der Nantinger Sentralregierung bereiten die Räumung von Isinanfu vor. Sie beabsichtigen, starte Stellungen bei Jentschanfu( Schantung) an der Bahn Tientsin - Pufau einzunehmen.
Dem Bertreter der Agentur Havas in Schanghai sagte Tichiangtaischet, er wolle den Kampf bis zum äußersten durchführen. Er beabsichtige, seine Streitfräfte am Eisenbahnknoten punkt Suchufu südlich vom Gelben Fluß zu gruppieren und hier die Entscheidungsichlacht zu liefern.
Die Regierungstruppen gehen auf der ganzen Fromt zurüd und die Nordtruppen Fengjuhfiangs rüden vor. Die Behörden von Hantau stellen Schiffe zur Räumung der Stadt bereit.