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Vermögen, die man vergißt. Kostbarkeiten im Wert von 60000 M verschwunden. Vor kurzem ereignete sich in Berlin   folgendes: Eine aus» ländische, bekannte Schauspielerin besucht in Begleitung ihrer samt- lichen kostbaren Schmucksachen, die einen Wert von annähernd 35 000 Mark darstellen, ein Kino. Die funkelnden Herrlichkeiten ruhen neben der Dame in einem Kösferchen. Die Lorstellung ist beendet, die Dame erhebt sich, verläßt chr« Loge und vergißt ihre Schmucksachen mitzunehmen. Vergißt einfach, daß neben ihr auf dem Stuhl ein ganze» Kaprtal liegt. Von 35 000 Mark müssen 20 Arbeiterfamilien ein ganzes Jahr leben. Soeben hat sich nun ein ähnlicher Fall ereignet mit dem Unter- schied, daß es sich sogar um Wert« in Höhe von 80000 Mark handelt. W eder mar es eine Dame und wieder eine Auiländerin. Am 1. April zog sie aus einer Pension, in der sie wohnte, in eine ander« in der Karlsruher Straße. Ihr Gepäck, etwa fünf groß« Koss er und mehrere klein«, wurden von einem
Alte oder neue Musik. Konzeiiumfthau./ Von Klaus ptingsheim.
S>ie JiusiteUung.Na» polHifche SPlakal' im Buchgewerdesaal(Dreibundstraß«. U.Bahn Kreuzberg)«er- einigt rund 100 Plakatemwün« der Sozialdemokrarie. Alle Besucher der Ausstellung bisher wurden ihrer rund 1000 ge. zählt sind berechtigt, von dar Abstimmung und Entscheidung über da» beste Plakat teilzunehmen.
Fuhrmckernehmen befördert. Während die Leute vor der neuen Wohnung noch mit dein Abladen beschäftigt waren, kam die Dame selbst in einer Taxe an. Es war in den Nachmittagsstundcn zwischen 2 und 3 Uhr. Bei sich hatte sie u. a. einen in Paris   gekauften Handkoffer au» blauem Leder, der zum Schutz mit einem blauen Gtoffüberzug versehen war. Er hatte dt« Größe 35X25X8 Zentimeter. In ihm befanden- sich für mindestens L0000 Mark Schmucksachen verschiedener Art. außerdem 500 amerikanische Dollar in Banknoten und äußerst wichtige Papier« in englischer Sprache. Die Dame behauptet nun, sie hob« den Koffer mit in die Wohnung hlnausgenonnnen und auf einen Tisch gelegt. Als sie sich nach einer Zelt danach umsah, war er verschwunden. Daß ein Diebstahl vorliegt, ist durchaus noch nicht erwiesen. Der Kossen kann auch im Auto vergessen worden sein. Bisher ist er aber noch nicht aufgetaucht. 80 000 M. sind kein Pappenstiel und der Jammer ist natürlich groß. Jetzt ist natürlich die Polizei dazu da. der««ichtsinmgen Dam« ihre Wertsachen wicdcrzuverschaffen.
Kein Glück bei den Vuchdruckern. Vorchfall der Opposition in Leipzig  . Die diesjährigen Douvorstands wählen der Leipziger   Buchdrucker iührteN zur Wiederwahl des bisherigen Sauvvr- stand es. Die Lifte der Amsterdamer Richtung wurde inst großer Mehrheit gewählt. Di« KPD.   sowie auch die KOP. erhielten trotz größter Propaganda nur wenige Stimmen. Den ultra« linken Parvtenschmteden wurde damit eine empfindliche Niederlage bereitet._ BurgerlicherVorstoß gegen die Krottoper Dem Landtag Sogt ein Antrag vor. unterzoichn« vom Zwtrnen, den Deutschnationaien, dar Wirtschaftspartei und den Demokraten, der sich für die Schließung der Oper am Platz der Republik   einsetzt, indem« den vorgesehen«« Zuschuß zu streichen empfiehlt. Es handelt sich hier um ein sophistisches Vorgehen. Die ein­maligen Ausgaben für die Staats theater find um 600 000 lvdrrk erhöht worden, die von dm dauernden Ausgaben derselben In­stitution gestrichen wordm sind. Also fällt«ine Erhöhung des Zu- fchusies fort. Man kennt die Machinationen, die sich gegen di« sich am besten rentierende Oper BerMnz richten. Im besten Fall« kamt mm, bei den beteillgten Parteien sin« völlig« Theoterfremdhcst annehmen, denn dies« Herren. d«nen di« Republikopar«in Dam im Aug« ist. müßten wissen, daß für di« nächste Spielzeit die Verträge mit Solopersonal, Chor und Orchester schon lange abgeschlossen sind. Für d» nächst« Saison müßt» also altes sowieso beim Alten bleiben. Zudlth, Saiserl» vo» Abessiaten. ist im Mer von 54 Jahren gestorben. welker für Berlin  ! Weiterhin kühl und stark«olkig mit fort» dauernder Neigung zu leichten Niederschlägen, östlich« Wind«. Jür Deutschland: Im Süden und Südosten Niederschläge, im übrigen Reich« stark bewölk,, ollgemein kühl. «Volk und Zeit", unsere illustrierte Wochenjchttst. liegt der heutigen Postauflag« bei,
Die Feststellung daß in unserem Musikleben das Schassen der Lebenden ja de scheitelten Raum«inninmu, fast mir ge­duldet im Schatten der Dergan�enhestsmusik, anstatt, wie es luttürl.ch schiene, die Gegenwart zu beherrichen dies« Feststellung einer Tatsache bedeutet an sich keinen Vorwurf: weder gegen die Konzertveranstalter noch gegen die Mustlverbraucher das Publikum. Aber die festgestellte Tc» loche birgt einen Vorwurf, und er richtet sich gegen die Schassenden. Es war«, scheint es in der Tat, mrr natürlich, daß die Mgenössischc Musik am leichtesten den Weg zum Ohr der Aestgerrvssen sände, teichtcr als alle Äiusik vergangener Zeiten; das Gegenteil ist zu beobachten: sie findet ihn am schwersten. Andere Künste, nicht nur die Baukunst, streben noch umnittel- barer Verbntdurvg mit dem Leben, und aus der produkttven Wechsel- Wirkung zwischen Leben und Kunst entstehen itm Aufgaben und Formen. Der Musik bieten sich heute in wertem Umfange neue Möglichkeiten, unter Umgehung de» Konzertsaales und seiner seier- lichen Umständlichkeit, geradewegs ms Leben zu dringen; und gewiß sind die Musiker besten Willens, aus der Musik, die im Zeitalter der bürgerlichen Bildung mehr und mehr eine ästhetische Angelegenheit geworden ist. eine Lebenssache zu machen. Aber di« Musik, die sie schreiben, steht mit diesem Willen nur selten im Einklang. Die neue Mißtönigkeit. Ein Abend de» vortrefflichen Pianisten IohannesStrauß, Spezialisten für moderne Klaviermusik, regt zu solchen Betrachtungen an. Er spielt Sachen kleinen Formats von Wolsgang Ja codi, von Erich W. Sternberg svon den, in anderem Rohmen �D« Salon mm 1908" Mit« S ch ä f s« r- K u zn i tz k y schwer- blüttge Lieder zu eindringlicher Wirkung bringt), von Felix Pety r« k und Paul A. P is k kleine Stücke, sie könnten sich nicht anspruchslos genug geben; es ist mcht nur unsinnig, es fft wahrhost lebensfeindstch und schlechthin antisozial, sie mit klavier- teckmischen Schwierigkeiten zu belasten, die auch geübteste Spieler abschrecken müssen. Doch vor ollem, diese Atenmdenrer Musik", mißtönig aus Prinzip, wind nie ins Publikum dringen. Keine Anklage gegen die Komponisten, ohne Zweifel meinen sie es ehrlich. Jenegefährliche Unficherheü in den We-rrgefühten", von der neutich. als einem Zeitsymptom, Kultusminister Grimme sprach, hat sich auch der Musik bemächtigt. Eine Erscheinung, der Inflation vor- gleichbar und in ihren tiefsten Ursachen mit dieser gewiß zusammen- hängend, hotte vi« Grundtagen des Musikgefühls verwirrt: eine Inflation der harmonischen Werte sozusagen, oder richtiger der Werte de» Disharmonischen, Dissonanten. Wi« der Pfennig zur Papier  - Million und Milliarde, entartet die musikalische Scheidemünze in ein Chaos sogenannter..Polytemalnät"; denn in der Tat, der gehäufte Mißwut ist zum gangbarsten, altergewöhnlichsten Ausdrucksmittel geworden, gewissermaben zum Zahlnwttel, mit dem di« beliebigste Forderung d«s Alltags beglichen wird. Eine neue Währung tut not.«in« Hormvntewährung, und wir werden fU bekommen müssen. um st,«ch«?, f« schneller das Tempo ist. in dem auch diese Jnsfatton ihr Ziel««reicht: sich selbst«ckzuloufen. Zwei dar Besten au» dem heurigen Hagar  « sind für einen Abench in Berlin   vereint: B«la Bartok und Joseph Szigeti  , st« werden im dicht besetzt«« Beethcwensaol vom Publikum mir Herzlichkeit gefeiert. Aber, Bartok   sitzt am Flügel und spiÄtNeun klein« Klavierstücke": unmöglich, mit diesen abstrakten Konstruktionen den Hörer zu ergreifen. Der Beifall halt sich in den Grenzen dc» Respekte», den dt« Persönlichkeit des Komponisten fordert. Doch der Beifall erreicht ebnen seltenen Grad, nachdem Szigeti. der herrliche Geiger, ebne Sofosomrtc von Bach gespielt hat. Selbstverständlich. mich das ist nicht Musik, dt« es r» steh hat, zugefallen". Indes, die heutigen Hörer sind von den hcutrga, Musikern wieder zu Bach erzogen worden. Jüngst, bei Klein perer, m der prachtvollen und prachrvoll gespielten C-Dur-Suite, sind wir dessen vo» neuem gewahr geworden. Das Verdienst ist unbestreitbar. Ein Irrtum aber wäre es, zu erwarten, von Bach her lasi« sich ein Weg zur neuen Mißtönigkeit bahnen. Uitbestmtbar trotzdem, daß das Ohr der Zeit umgetemt hat: ein früher Sttawinsky, dieFeu-rvogel"- Suite, von Jssoj Dobrowcn und den Philharmonikern in blendender Wiedergabe geboten, geht heutigen Hörern ein. als war's Tschalkowsty. Fortschreitende Klärung und Läuterung des Stils vollzieht sich:
b« Paul H i n d e m i t h. Sei», neues Bratschenkonzert, das er selbst unter Furtwängler im 9. Philharmonischen Konzert zum ersten Mal« spielt, zeugt davon. Ohne Preisgabe des ihm eigenen Stilwillens gibt er heute klare, klar gestaltete und entwickelte Musik, in der seListoerständlichen Leichtigkeit des Musizierens an Richard Strauß   erinnernd, und ungewollt, bei oller inneren Freiheit, an eine musikantische Tradition anknüpfend, die zu Max Reger   zurückführt. Hindern ith hat, ohne zu wissen vielleicht, Gefühl für musikgeschichtriche Verpflichtung. Aber als Musiker steht er mitten im heuttgn, Leben und bemüht sich dessen Bedürfii-isse zu verstehen. Aus solchem Be- mühen gehen Arbeiten hervor wie seine Spiel.musitEin Jäger aus Kurpfalz" oderFrau Mustka, Musik zum Singen und Spielen aus Instrumenten". Musikliebhaber, für di« er's geschrieben hat, werden einstweilen freilich einige Schwierigkeit hoben, mit der Aufgabe, die er ihnen stellt, fertig zu werden: auch das schlagfertige Kammer- orchesder Michael Taube bewAÜigt st« ein bißchen summarisch, iwchdem es vorher in einer Smstmie des alten Stomitz Proben schöner Spieltultur gegeben hat. Heinrich Kaminski   hat. wie es fchsuck, senwn Frieden mit der Vergangenheit gemacht je mehr er ihn in den Bezirken des Religiösen   sucht. Don seinem bisherigen Werk gab ein Sonzert des fjäüsermannschen Privatchor» ans Zürich  , von der Akademie der Künste veronstoltet, ein eindrucksvolles, wem, auch nicht sehr abwechslungsreiches Gesamtbild. Auch der M a g d e- burger Madrigal- Chor ist zu einem Konzert(der Gemeinnützigen Bereinigung") nach Berlin   gekommen und singt neue Sachen, darunter vielstimmig« Chöre von Max Butting  : hier herrscht noch, ohne Konzession, Diskarmoni« als Prinzip. Schubert   und Aeethoven. Stärkste, reinste Konzerteindrücke, es läßt sich nicht leugnen, gehen von den Großen der Vergangenheit aus; kein Vorwurf gegen die Lebenden, nicht jeder kann ein Schubert oder Beethoven   sein. SchubertsWinterreife", von Lula Mysz-Gmeiner  , mit Michael Raucheisen   am Flügel,, dargestellt wie erlebt, wie gestaltet und wi« singt ste jede» Lied!, es war ein Ereignis de, Konzertwinters. Wilhelm Kempff   spielt mit den Philharmonikern drei Klavierkonzerte von Beethoven  : C-Dur, C-Dur, Ls-Dur; gleich souverän als Pianist und als Musiker. Und er hat dos Geheimnis einer echten und echtromantisch«," Berte auouheit, die sich im Spiel produktiv entfaltet. Frederte L a m o n d gibt fünf Beethoven- Sonaten an einem Abend in seiner zugleich sachlichen und obemci,- taren Art. Auch Wilhelm Backhaus   hat die Hälfte feine» einzigen Berliner   Konzerts Beethoven   gewidmet, JnftrunienwUst größten Sbiles. Die Klassiker der Kammern uisik werden vom Busch-Quartett und auch vom Klingler-Quartett, das nun seinen diesjährigen Konzertzyklu» beendet hat, vorbildlich betreut. Zwischen Mussorgsky und Oebussy. Schubert und di» Heurigen, da» sind zwei Welten: an jenem Abend de» Pianisten Strauß, der auch Schübe«» nachgelassene Ä'Dur- Sonate spielt, trat«s zutage. Wer nicht Bach schafft den U«Hergang, sondern die später« Musik d« 19. Jahrhmchorts. Ein Beispiel: MussorgskysBilder aus einer Ausstellung"; von Ravel  für großes Orchester gesetzt, bilden sie m, fünften Klemperer» Konzert in der Republikvpcr den wirkungsvollsten Schluß. Kleiber bevorzugt in seinen Konzertprogrammen(der Lindeiwper) di- Rand- gebiete der großen Musik; eine hier unbekannte Doomk-Sinfonte,. die Vierte m C-Dur. wenn auch kein Werk von überragender De- deutung, war als neu« Erscheinung immerhin willkommen. Sinfo- Nische Musik der Tschechen Smetona, Dvorak  , Novak gab's auch im Bachiaal an einem Abend, der unter den, Protektorat des tschechoslowakischen Gesandten Dr. Chvalkoosky stattfemd, und unter der Leitung von DladiÄov S a k. dem Gründer des größten tschechischen Sinjomeorchesters. Ein außerordentlicher Orchester- sührer, man erkennt es an der Leistung unserer Sinfoniker, die sich in der allerbesten Form präsentieren. Endlich, Debussys Klavier- imistk, die nah« heranreicht an unsere Gegenwart, wird vorn Fran­zosen Robert Lortat   an einem Abend zufanvnengesaßt: mit viel erläuternden Worten, aber mit geistiger Uvberlegeicheit und in pianistischer Dollendung.
Segen den Abtreibungsparagraphen. piseaior-Kotlektiv im Wallner-Theater:H 2-18".
Die Aufführung des Tendcn.�ramas von Carl C r e d äZ SlS. Fraueu m Not" wird unter P i s c o t o r s Regte zu einer ein- v rucksvollen Kundgebung gegen da» Abtreibungsgesetz- Veranstalter, Darsteller und Besucher werden zu einer Gemeinschaft geschmiedet Zum Schluß fühlt sich alle««ins, Bühne und Parkett schließen sich in slammendem Protest gegen die Unvernunft des überholten und bru- taten Paragraphen zusammen. Unverblümt benutz, Piscalor das Theater als Instrument zur Werbung für eine soziale Idee, die Tendenz wird Selbstzweck, Rück- sichten aus ksternrisch künstlerische Traditionen fliegen über Bord. Dos Dran« selbst ist ihm nur ein Anlaß. Der Autor Carl Crede  , Mediziner aus berühmtem Lerztegeschlecht, der selbst ein Opfer de» ß 218 geworden ist, schildert in grob-naturalisttscher Form das Arine-Leute-MIlieu und dos Elend des Proleten, der in un- erwünschtem Kindersegen erstickt. Er zeigt, wie sich die reiche Frau ohne Gefahr vor Nochwuchs schützen kann, während die arme bei Abtreibungsversuchen schweren körperlichen Schaden erleidet und noch dazu mit dem Gesetz in Konflikt kommt. Die Rolle des Arztes, der infolg« fallchcr Verdachtsmomente verhastet wird, hat der Autor nicht sonderlich geschickt dargestellt. Eine kraftvollere Persönlichkeit hätte es sein müssen, der mit Leib und Leben für seilte Ueberzeugung, für die Beseitigung de» schmachvollen Paragraphen eintritt. Aber auf den lite-arifchen Wert kommt e« Pi-eator nicht an. Er will einer Jde«. einer Tendenz zrnn Sieg verhelfen. Wie er da» erreicht, das ist grandios. Piscotor verzichtet auf da» Maschinelle und Sensationelle seiner früheren Inszenierungen, er will da» Publi- tum mitreißen, will ein Forum schassen, das die Sinnlosigkeit der Sesetzesbestlmmung einfielst und Im Kampf gegen st« mifl, reitet. Daher spielt da» Stück Im Zuschauern, m, und aus der Bühne, In, Zuschauerraum mächtiger als auf der Szene selbst. Während noch das Publikum die Plätze aufsucht, entspinnt sich eine aufgeregte Unterhaltung im Parkett. Der Amtsgerichtsrat begrüßt den Refe- rendar, den Medifinolrat und den Pastor, der sehen will, wie west die SchcmlasigWt der heutigen Theatervorstellungen geht. Allmäh- lich spielen die Vorgänge auf die Bühne hinüber. Der Amtsgerichts-
rat oerläßt de» Zuschauerraum und beginnt auf der Bühne ein Verhör in einer Abtreibungssache. Zwischenruse ans dem Theater werden laut. Rede und Gegenrede«rtönt. Gegner und Freunde des Paragraphen werfen sich ihre Argumente an den Kopf. Endlich wird aus der Vorstellung eine Volksversammliinz. Der bekannte Stadtarzt Dr. Hvdann ergreift das Wort, man fchreitet zur Ast- ftinmumg, einstinnnig wird die Beseitigung des§ 218 gefordert. Dem Eindruck des Abends kann sich niemand entziehen. Wenn es Sinn des Theaters Ist, die Menschen in ihrem Innersten aus« zu wühlen, sie ihre Umwelt vergessen zu lassen und die gezeigten Vorgänge mitzuerleben, dann hat Piscotor ihn ersaßt. Selbst di« neutralsten Zuschauer, die Kritiker sind mitgerissen nnd nehmen an der Abstimmung teil. Die Diskussion setzt sich ans der Straße fort. Aufgeregte Gruppen behandeln dos Für und Wider des Gesetze». Den Amtsgerichterat spielt Erwin Kaiser überzeugend und echt, die gequält« Arbeiterfrau, die an einer Abtreibung zugrunde geht, Ellen W ib m a n n so erschütternd, daß ein Zuschauer währeist» der Vorstellung in Krämpfe verfällt. E» scheinen nicht Schauspieler auf der Bühne zu stehen, sondern von der Straße hergeholte M«n- jchen aus dem gezeigten Milieu. Die Eiiizelleistungen und die Inszenierung sind so packend, daß der Zuschauer nicht daraus kommt, wie unlogisch im Grunde da« Uebergreifen der Vorgänge im Parkett auf die Bühne ist. Piscotor bringt die Massen w sein« Gewalt. Sie erleben mit ihm mit. Ein«rlebnisstarker Theaterabend Ernst Degner.
Carl Credös Drama 8218(Gequälte Menschen) ilt in Buchform im Verlag von I. H. W. Dieß, Berlin  , erschienen(Preis 1.30 M).__ Ein« Ph>llpp.?rarck.1lu»st»lluna veranstaltet die Vreusillche Akademie der Künste alte Anlaß seines 70. Geburlstage«. Sie wird Sonnabend, mitlag« 12 Nbr, eröffnet. Zu der Gefellichofi für Erdkunde spricht Taimakend,-.. Uli., im«unft- geweibemuleum Dr. H. Anger über»Forschunatreisen in Ost» und«eftsibirienA