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Selbstmord nach Verhaffung.

Sprung eines ungetreuen Briefträgers in die Spree.

Heute vormittag spielte fich an der Hansabrüde in Mo a bit ein aufsehenerregender Vorfall ab. Ein Briefträger des Postamtes W. 87 in der Beusselstraße, der feit längerer Zeit im Verdacht stand, Briefe unterschlagen zu haben, wurde heute von Beamten der Kriminalpoftdienststelle auf frischer Taf ertappf und festgenommen. Auf dem Wege zum Poftamt lief der unge­treue Poftbeamte plötzlich davon. Er überffieg das Geländer der Hansabrücke und stürzte sich in die Spree. Alle Rettungs­versuche blieben erfolglos; auch die Leiche fonnte bisher noch nicht

gelandet werden.

Es handelt sich um den 40jährigen Briefträger Karl G. aus der Elberfelder Straße. G. stand schon seit vielen Jahren im Postdienst und galt als pflichtgetreuer Beamter. Vor einigen Monaten ver= schwanden auf dem Postamt NW. 87, bei dem G. seinen Dienst verfah, auf unerklärliche Weise mehrere Sendungen. Die Borfälle wiederholten sich, ohne daß es zunächst gelang, den ge­heimnisvollen Täter zu stellen. Von der Kriminalpostdienststelle wurden daraufhin zwei Beamte mit der Untersuchung der Vorgänge beauftragt. Der Kreis der für die Unterschlagungen in Frage tommenden Beamten wurde immer kleiner und schließlich kam man zu dem überraschenden Ergebnis, daß nur G. der Täter sein könne. Er wurde nun nicht nur im Postamt selbst, sondern auch auf seinen Bestellgängen von den Kriminalbeamten überwacht. Heute vor­mittag nahte für G. das Verhängnis. In einem Hause in der Klopstockstraße beobachtete der Kriminalbeamte, wie G. die zu be­stellenden Briefe genau durchsah und mehrere verschwinden ließ. Der Kriminalbeamte schritt sofort ein und sagte dem Täter, die Dieb­stähle auf den Kopf zu. G., der gleich einfah, daß Leugnen zwecklos sei, gestand ein, die Diebstähle ausgeführt zu haben. Er sollte dem Kriminalbeamten zur Vernehmung, die im Amtszimmer des Post­direktors vorgenommen werden sollte, folgen. In der Klopstock straße warf G. ganz unvermittelt seine Tasche fort und lief, von dem Beamten verfolgt, die Straße hinunter. Auf der Hansabrücke erflomm der Flüchtige dann das Brüdengeländer und sprang ins Waffer.

Der Rettungskahn wurde sofort losgemacht, von dem Selbstmörder war aber keine Spur zu entdecken. Auch die Feuer­wehr, die mit einem Feuerlöschboot und einem Gerätewagen zur Stelle war, suchte stundenlang vergebens nach der Leiche, die durch die starke Strömung wahrscheinlich weit abgetrieben worden ist.

Berlins   Etatsorgen.

Wird der Haushaltsplan eine Mehrheit finden? In der nächsten Stadtverordnetenversammlung am kommenden Donnerstag wird, wie im Vorwärts" bereits mitgeteilt, der ftell­vertretende Stadttämmerer, Stadtfyndifus Dr. Cange den Haus­haltsplan Berlins   für das Rechnungsjahr 1930/31 den Stadt­verordneten übergeben. In der Etatsrede wird Dr. Lange noch ein­mal auf die sochm bei der Beratung des Nachtragshaushaltes in Erscheinung getretene Rofwendigkeit der Schaffung neuer Einnahmequellen hinweisen. Der Etat sieht die Steuererhöhungen vor, die bereits beim Nachtragsetat heftig umstritten waren. Seinerzeit hatte die Stadtverordneten­versammlung bekanntlich den geforderten Steuererhöhungen die Be willigung versagt.

Die Gewerbesteuer soll von 425 auf 500 Prozent und die Grundvermögenssteuer von 200 auf 300 Prozent erhöht werden. Der Kampf geger di höhung der Gewerbesteuer wird in erster Linie von der Wi its partei geführt, während die Bewilligung der geplanten C.göhung der Grundvermögenssteuer, die automatisch eine Erhöhung der Friedensmiete um ungefähr 4 Prozent nach fich ziehen würde, auf ernst este Bedenten beiden Sozialdemokraten stößt. Alle Par­teien dürften aber in der Erkenntnis einig sein, daß eine Balancie­rung des Berliner   Etats ohne die Schaffung neuer Einnahmequellen schlechthin unmöglich erscheint. Weitere Abstriche bei der Aus­gabenseite dürften ebenfalls fchwerwiegende Folgen haben und faum möglich sein.

Die Stadtverordnetenversammlung wird den Etat am Donners­tag voraussichtlich ohne Debatte an den Haushaltsausschuß überweisen. Hier werden die eigentlich Kämpfe um die Magistrats porlage ausgetragen werden. Ob sich im Stadtparlament eine Mehrheit für die Verabschiedung des Etats finden wird, muß als noch völlig ungewiß bezeichnet werden.

Der Kampf in Indien  .

Kavallerie für die Goldgrube.

London  , 8. April.

Zwischen streifenden Arbeitern einer Goldgrube und der Polizei fam es nach Meldungen aus Bangalore   am Montag zu ernsten Zusammenstößen. Die Polizei wurde mit Steinen be­worfen, worauf sie von der Schußwaffe Gebrauch machte. 3ünf zig Streifende wurden verlegt. Nach dem Unruhe­gebiet ist& avallerie entfandt worden. An dem Streit sind etwa 6000 Arbeiter beteiligt.

Streifende Eisenbahner und Polizei.

Bombay, 8. April. Neue Zusammenstöße zwischen streitenden Eisenbahnern und Polizei werden aus Mysore   und Buschaval gemeldet. Er. bittert über die Verhaftung von zwei Streifführern griff bei der Eisenbahnstation Buschaval eine etwa tausendföpfige Menge die Polizei an, die sich schließlich veranlaßt sah, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Dabei wurde ein Arbeiter getötet, meh rere verlegt.

Organisierte und Unorganisierte.

Richt mit dem Rüstzeug der Barbaren...

Buenos Aires  , 8. April.

3vischen etwa 100 organisierten und nichtorganisierten Dod­arbeitern tam es am Montag zu einer regelrechten Schlacht, bei der Meffer und Revolver verwendet wurden. Der Polizei ge­lang es schließlich, die Menge zu zerstreuen. Ein Dodarbeifer wurde getötet, fünf wurden schwer verletzt.

Der Kampf um das Salzmonopol. Eine große Anzahl Teil­nehmer der eBwegung zur Verweigerung des zivilen Gehorsams wurden wegen Verlegung des Salzmonopols verhaftet. In Borsad wurden einige zu zwei Jahren Gefängnis und zu einer Geldstrafe von 50 Rupien verurteilt. Ghandi   und seine Gruppe wurde nicht verhaftet.

Berliner   Güterkäufe.

Vor dem Untersuchungsausschuß.- Böß als Zeuge.

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Der Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtags zur| dorf hielt den Anfauf für gerechtfertigt, wenn man sich auf einen Prüfung der Mißwirischaft in der Berliner   Stadtverwaltung" jezte die Behandlung der Gutsantäufe der Stadt Berlin   fort.

Der Vorsitzende Schwent  ( Komm.) teilt zunächst den Eingang der Aussagegenehmigung für den Notar und Abg. Lübide( Dnat.) vom Präsidenten des Landgerichts III   mit. Der für den Ankauf des Rittergutes Neu- Kladow u. a. als Zeuge genannte Oberstleutnant a. D. von Tschechau teilt mit, daß er auf Anraten seines Arztes eine Kur antreten müsse und erst später in Berlin   sein könne. Ueber den Hauptzeugen, den früheren Grundstücksreferenten der Stadt, Stadtrat Busch, der zum 8. April geladen war, liegt ein Gutachten des Universitätsprofessors Dr. Ringleb vor, wonach Busch im Sanatorium liege und sich einer Blasenoperation unterziehen mußte, so daß an eine Ver­nehmung zur Zeit nicht zu denken wäre. Der Vorsitzende erklärt, der Ausschuß werde sich noch darüber schlüffig werben, ob man eventuell die verhinderten Zeugen kommissarisch vernehmen lasse. Dann erstattet Berichterstatter Roennede  ( Dnat.) sein Referat über die Gutsankäufe,

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wobei er betont, daß er nur einen Ausschnitt der gesamten Gutsläufe geben wolle. Er wolle berichten über die Ankaufs­verhandlungen für Biesdorf  , die 1924 begannen, für Briz, Neu- Kladow, Düppel, Marienfelde   und Schöneiche  . Insgesamt um= faßten diese Güter 3247 Hektar und hätten der Stadt Berlin   ins­Biesdorf gehörte ursprünglich gesamt 45 081 000 m. gekostet. den v. Siemensschen Erben und umfaßte 380 Hettar. Es wurde zu einem Kaufpreis von 1,75 m. pro Quadratmeter übernommen und kostete daher 6,650 Millionen Mark. Die v. Siemensschen Erben hatten ursprünglich selbst nur 1,20 m. pro Quadratmeter, also zu sammen 5.3 Millionen Mart verlangt. Die Städtische Güter- GmbH. und Wohnungsfürsorge sollte prüfen, ob die Erwerbung im städtischen Interesse liege und möglich sei. Diese Frage wurde be­jaht. Oberbürgermeister Böß drängte wiederholt auf Entscheidung: aber Stadtrat Busch war zunächst entschieden dagegen. In einem Attenvermerf vom 16. März 1925 erklärt er, daß die Eigentümer ihn nicht mal begrüßt hätten und mit allen anderen Stellen ver­handelten, mur nicht mit ihm. Er meine, daß dieser Ankauf nur dann ein Geschäft für die Stadt sei, wenn man höchstens 50 bis 60 Bi, pro Quadratmeter anwende. Wenn es teurer wäre, halte er es für besser, daß die Stadt die Hände von der Sache laffe. Später habe Busch aber den Ankauf vollzogen für einen Preis von 1,75 M. pro Quadratmetr, allerdings auf dem Umweg über die Gewerkschaft Hildegard, die das Gut in zwischen erworben hatte und von der Stadt munmehr einen Preis von 2 M. pro Quadratmeter forderte. Das Bezirksamt Lichtenberg  habe sich sehr stark für den Ankauf von Biesdorf   eingesetzt, und auch Schalldach fei dafür gewesen. Gegen die Gewerkschaft Hildegard lag ein Zwangsvollstreckungstitel über 39 000 m. vom Notar lag ein Zwangsvollstreckungstitel über 39 000 m. vom Notar Dr. Recken vor. Dadurch, daß die Stadt zu 1,75 m. pro Quadrat meter von der Gewerkschaft Hildegard das Gut faufte, betam diese Gewerkschaft Hildegard Geld, um sich aus ihrer schwierigen Lage zu befreien. Auch dem Oberbürgermeister war der Preis ursprüng­zu befreien. Auch dem Oberbürgermeister war der Preis ursprüng­lich zu hoch. Der Kaufvertrag ist aber dann von ihm gemeinsam mit Stadtrat Busch unterzeichnet worden.

Der Kämmerer Dr. Lange hat in einem Sondervofum feine Gegnerschaft gegen das Geschäft zum Ausdruck gebracht. Mitbestimmend für die Stadt sei beim Ankauf von Biesdorf   zu bereit erklärte, den Kaufpreis langfristig zu stunden. In der Tat dem lleberpreife wohl gewesen, daß die Gewerkschaft Hildegard sich aber habe die Gewerkschaft es verstanden, schon vor Perfektwerden bereit erklärte, den Kaufpreis langfristig zu stunden. In der Tat des Kaufes sich von der Stadt über die Spartasse ein hohes Darlehen zu beschaffen. Das sei sehr eigentümlich. Als Sicher heit für dieses Darlehen wurden der Stadtbank, die durch Schmidt und Lehmann vertreten war, die Hypotheken der Gewerkschaft Hildegard auf Biesdorf   mit Genehmigung von Busch und Clement von der Stadtverwaltung gegeben.

Preis von 1,60 M. pro Quadratmeter einigen tönnte. Das Gut, das etwa 750 Hektar umfaßt, wurde für 11,329 Millionen erworben, was einem Quadratmeterpreise von 1,45 M. entspricht. Bedeutsam ist hier, daß sich, obwohl wiederholt der Stadt mitgeteilt war, es jei kein anderer Reflektant auf das Gut vorhanden und die Prinzen wären mit diretten Verhandlungen mit der Stadt einverstanden, trotzdem Grundstücksvermittler in das Geschäft einschalten konnten. So verhandelte zum Beispiel der Ver­mittler Hiller mit der Stadt, weil ihm angeblich ein Bortaufsrecht zustehe. Er hatte aber zur Zeit, als er mit der Stadt bereits

Unterhandlungen führte, überhaupt noch feine Berkaufsvollmacht von den Besitzern. Wie der Vermittler Hiller sich einschieben fonnte,

ist nicht klar. Der Banfier Bamberg, der auch Stadtver: ordneter ist, schrieb in dieser Sache an den Oberbürgermeister Böß, wenn man nicht direkt verhandle, dann würde durch das Die Zwischenschieben von Grundstückshändlern der Preis für Düppel Dreilinden um mehrere Millionen Mark hinaufgeschoben. Grundstückshändler Hiller und Genossen fönnten überhaupt die er­forderlichen Anzahlungen nur aufbringen,

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weil Berlin   ihnen vorher entsprechende Kredite gegeben hätte. Diesen Brief hat auch Stadtrat Busch gesehen, aber nichts deshalb unternommen. In der Tat tam es so, wie Bamberg   mit­teilte. Hiller, der, dann als Generalbevollmächtigter" der Eigen­tümer auftrat, erhielt Millionen Mark Kredit in bar auf drei Jahre zu einem Satz von 2 Proz. unter dem Reichsbankdiskont. ( Lebhaftes: Hört, hört!) Im Falle, daß Berlin   die u. a. für den Kredit ausbedungene Option auf das Gut ausübte, sollte der Kredit überhaupt unverzinslich sein. Bei späteren Streitigkeiten über die sehr komplizierten Berträge hat die Stadt Berlin   außerdem an Hiller und einen Untervermittler Bernau   noch je 300 000 Mart zur Abfindung ihrer strittigen Ansprüche gezahlt. Dabei war der Guts tauf   zunächst so vollzogen, daß man zwar den Grundbesitz, aber nicht den Gutshof und den Zugang mitgekauft hatte.

Auf das Düppeler Geschäft wurde auch der Oberpräsident auf­merksam gemacht durch Presseangriffe. Busch antwortete auf Be­fragen durch den Oberpräsidenten, er beabsichtige den Ankauf zur 3eit gar nicht, obwohl vorher schon der Riesentredit an Hiller ge­flossen war.

Aus den Akten gehe hervor, daß Hiller seine Geschäfte stets mit städtischen Geldern gemacht hat. Sehr interessant wäre die Ver­nehmung Hillers darüber, an men eine angebliche Sonderprovision in Höhe von 700 000 Mart gezahlt würde. Ein Teil dieses Geldes foll übrigens für die Hiller gehörigen Eggo- Werte verwandt worden sein. Die Kredithingabe an Hiller habe schließlich dazu geführt, daß die Stadt zum Ankauf der von Hiller vermittelten Objekte ge= zwungen war, um die Kredite nicht einzubüßen. Der damalige Kämmerer Karding habe sich im Gegensatz zu Stadtrat Busch gegenüber Hiller sehr reserviert verhalten. Ein Brief von Busch an Lange wegen des Anbaufs von Düppel ist sehr optimistisch gehalten. Bei einem Kaufpreis von 11 Millionen fönnten leicht 10 Millionen gedeckt werden. Der Grundstückserwerbsfonds würde die Mittel felbst aufbringen fönnen. In einem Aftenvermert wird festgestellt. бав

der Kämmerer dem Ankauf widerspricht. In einem Magistratsbeschluß wird der Kaufvertrag auf Grundlage Don 1,45 Mart genehmigt, Unterschrift Böß und Busch.

Der Berichterstatter verliest sodann die Rechtfertigungsberichte von Busch an Böß, in denen der Erwerb von Düppel dringend empfohlen wird. Wie der Berichterstatter bemerkt, hätten die Stadt­verordneten nie klar gesehen in der Frage des Erwerbs der guts­herrlichen Rechte. Der Berichterstatter referiert sodann über die Einzelheiten des

Antaufs Marienfelde  .

Es geht daraus hervor, daß die Größe des Gutes 322 Settar be­trug und der Quadratmeter mit 2 Mart bezahlt wurde. Das Be­Ein zirksamt Tempelhof wollte einem Teilankauf zustimmen. Matler habe auch hier eine Provision gefordert, da er dem Das Gut Brik Stadtrat Busch zuerst das Gut angeboten habe. Der Grundeigen­gehörte den Geschwistern Wrede. Das Grundstücksamt Neukölln Das Grundstücksamt Neukölln tumsausschuß stimmte zu; der Magiftrat feßte aber einen besonderen machte den Magistrat auf diese Kaufmöglichkeit aufmerksam. Das Ausschuß ein, der sich auch für das Projett aussprach. Der Ma­Gut war 598 Heftar groß. Es wurden rund 5,6 Millionen dafür giftrat lehnte aber verschiedentlich einen Teilankauf ab und wünschte bezahlt, die später aus Anleihemitteln gedeckt werden sollten. Der einen Gesamtanfauf. 2,60 Mart für den Quadratmeter wurden an­Preis pro Quadratmeter betrug etwa 0,97 Mt. Die Besitzer for­geboten. Im Mai wurde der Kauf zu 2 Mart von der Stadtver derten ursprünglich etwa 7 Millionen; der Magistrat wollte 3,5 Mil- waltung zugestimmt. Der Befizer, des Gutes war Herr Kiepert, lionen geben. Bum schließlichen Raufpreis kamen noch 2 Broz. Ab- er muß noch gehört werden über die Frage der Zahlung von findungssumme für den derzeitigen Bächter Mathäus, rund 120 000 Mart. Was fonst noch an Provifionen zu zahlen war, leisteten in diesem Falle die Verkäufer. Unterzeichnet ist der Kaufvertrag von Boß und Busch. Busch hat in den Akten die Bemerkung nieder­gelegt, er glaube, einen großen Teil des Briger Besizes zu einem Preise von 2 M. pro Quadratmeter an die Wohnungsfürsorgegefell­schaft weiter verkaufen zu können, was eine so günftige Situation für die Stadt ergeben würde, daß Anleihemittel nicht mehr benötigt werden würden. Busch habe geglaubt, schon innerhalb eines Monats diesen ganzen Kauf decken zu können. Die Wohnungsfürsorge­gesellschaft hat aber nicht gekauft.

Das Gut Neu- Kladow

wurde durch Busch für 11,652 Millionen gekauft, was einem Preise von 2,50 M. pro Quadratmeter entspricht. Im Falle Neu- Kladow zeigt fich, wie sonst auch überall, daß die Bezirtsämter zu nächst mit dem Ersuchen tamen, einen Teil des Gutes anzukaufen. Busch lehnte das ab, zog dann aber die Berhandlungen an sich in die Zentrale und machte nun das Geschäft selbst. Ueberall stellt sich heraus, daß im Endeffett auf diese Weise der Preis viel höher geworden ist, als die Bezirksämter hätten be­zahlen müssen. In den Akten fehlen sehr oft mehrere Seiten, die den Ausschuß außerordentlich interessieren würden. Die Berhand­lungen wegen Neu- Kladow, in denen

Provision.

Beim Fall Schöneiche   handelt es sich, wie der Berichte erstatter hervorhob, um das billigste Projekt. In Frage tommen 695 Hektar zu einem Preise von 3,3 Millionen. Der Preis für den Morgen stellt sich auf 1213 Mart, für den Quadratmeter auf etwa 50 Pf. Troz des günstigen Bertragsangebots erflärte fich Stadtrat Busch gegen das Projekt. Der Berichterstatter teilte noch mit, daß hier auch noch ein

Angebot des Abg. Grzimet aufgeklärt werden müsse. Hierbei habe es sich offenbar um den Antauf von Wiefen bei Erfner gehandelt.( Abg. Riedel[ Dem.] erklärt in einem Zuruf, daß ein Entwässerungs- und Parzellierungs. vorschlag hier in Frage käme.) Busch hatte auf ein Schreiben er widert, daß diese Angelegenheit nicht zu seinem Ressort gehöre; der macher" sei fein Kollege Hahn. Er, Busch, habe tein Intereffe.

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Der Ausschuß sette heute die Verhandlungen fort und begann die Bernehmung der 3eugen, die über die Grundstücks­geschäfte Auskunft geben sollen. Zunächst wurde ein gewisser Steidel vernommen, der sich als Generalbevollmächtigter der so­genannten Gewerkschaft Hildegard" ausgibt. Diese Gewerkschaft" hatte von den Siemens- Erben das Gut Biesdorf gekauft und dann an die Stadt weitergegeben. Steidel muß auf Anfrage bestätigen, daß die Gewerkschaft Hildegard" nur ein Mantel" gewesen sei, um Grundstücksgeschäfte mit der Stadt machen zu können. Die Vernehmung dieses Zeugen, der zwar an mehrere andere Beteiligte Provisionen gezahlt haben will, die in die Hundert­tausende gehen, von sich selbst aber behauptet, bei dem Geschäft verloren zu haben, wird abgebrochen, um ihm die Möglichkeit zu geben, die Grundstückspläne und sonstige Atten zu beschaffen.

Rechtsberater der Stadt der Notar Lüdicke war, zerschlugen sich zunächst. Busch hatte sich, aber bereit erklärt, auf jeden Fall die Rechtskosten für die Stadt zu übernehmen. Es fam damals zu Differenzen wegen 300 000 M. Anwaltsforderungen. Doch wurde dieser Streit gegenstandslos, weil die Kaufverhandlungen nachher weitergingen. Im Berlaufe der Verhandlungen schrieb Stadtrat Busch im Auftrage des Oberbürgermeisters Böß an die Verkäuferin, es würde ihm außerordentlich angenehm sein, wenn die Verkäuferin bei der ersten Zahlung für das Gut, die über 3 Milheit lionen betragen sollte, 200 000 Mark nachlassen würde, die er für die Finanzierung der Berliner Festspiele benötige. ( Hört, hört!) Besonders bedeutsam für den Ausschuß ist der Kauf des

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Fideifommißgutes Düppel und der Kolonie Dreilinden,

ein Bejiz, der Leopold Prinz von Preußen und seinem Sohn Sigis­mung gehörte. Bürgermeister Schumacher vom Bezirksamt Zehlen­

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Weiter wurden die Stadträte Wuhfy und Stimming vernommen. Wuzky erklärte, daß er von der ganzen Angelegen­nichts wisse, da sie nicht zu seinem Dezernat gehöre Stadtrat Stimming vom Bezirksamt Lichtenberg  , erklärt, daß das Gut Biesdorf im Jahre 1925 dem Bezirksamt bereits an­geboten worden sei, der Magistrat habe damals den Kauf aber als zu teuer abgelehnt, weil er nicht eine Mart pro Quadratmeter, sondern höchstens 50 bis 60 Pfennig bezahlen wollte.

Im weiteren Verlauf der Verhandlungen soll auch Oberbürger meister Böß vernommen werden.