Rr. 175 47. 3ahrgang
1. Beilage des Vorwärts
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Sonntag, 13. April 1930
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Eine Hochflut von Briefen, gewöhnliche, handelsübliche, die mit einem Wir bitten Sie oder einem Unter Bezugnahme anfangen, ergießt sich über die Zeitungsredaktionen. Dazwischen heitere und traurige Briefe, mitunter auch Zeilen, die uns nur auf irgend etwas aufmerksam machen wollen, neben solchen, die uns nicht mehr loslassen, die immer wiederkehren. Briefe, mit denen man sich nur abfinden kann. So sitzt da irgendwo ein Mann, läßt sich Tinte und Feder geben und schreibt. Seitenlang. Schildert haarklein, wie man Schmetterlinge" sammelt, nicht diese bunten Tiere, sondern die weißen, gelben und roten Fahrscheine der Berliner Verkehrs- A.- G. Freut sich wie ein Schneekönig über jede geglückte Gaunerei und ist noch erbost, wenn es regnet und die Fahrscheine aufweichen. Nachstehend veröffentlichen wir einen seiner Briefe. Als kuriosen Beitrag zum Anf und Ab in einer Weltstadt. Ein Amtsgericht müßte den Brief natürlich in ein Aktenstück hinter den Eröffnungsbeschluß heften. Wir begnügen uns damit, ein bescheidenes Bild sozialer Not zu zeichnen, soweit uns der Brief einen Einblick gewährt.
„ Brauchen Sie Ihren Fahrschein noch?"
Ich habe so meinen stillen Spaß an Berlin Da ich meder Arbeit noch Wohnung habe, dafür um so mehr Zeit, beobachte ich oft stundenlang die Berliner Schmetterlingssammler( Fahrschein fucher) an den großen, belebten Haltestellen. Man fann sich über die Leute einfach totlachen. Denn nur der fleinste Teil dieser Schmetter lingssammler versteht sein Fach und findet, was er braucht. Die meisten stellen sich dreibeinig an. Bor ein paar Tagen stand ich am Alexanderplatz , dort fann man am allerbesten seine Studien machen, und sah, mie eine Frau aus einer Straßenbahn ausstieg und ihrer Fahrschein megschmiß. Sofort fam ein ziemlich gut angezogener Mann, non dem ich gar nicht dachte, daß er ein Sollege ist, und stellte sich mit einem Bein auf diesen Fahrschein. Er hotte aber feine Traute, ihn aufzuheben, meil so viel Beute an der Haltestelle standen. Schließlich schob er los und verschmand in der Untergruna Go fann man natürlich keine Schmetterlinge fangen gehen und sich wie ein Delgötze auf den Alexanderplaß hinstellen, abgesehen davon, daß solche Leute nur die Kollegenschaft schädigen, denn der Fahrschein, auf dem der Mann so lange gestanden hatte, mar ganz zerirampelt und verbredt, so daß tein anständiger Mensch diesen Echein mehr benutzen fonnte. Da haben andere schon mehr Courage. So ftellte sich ein Chinese mit seinem Stoffer an die Haltestelle und gucie mie ein Habicht nach allen Seiten, wo Leute aussteigen und dabei ihren Fahrscheis megschmeißen. Das mar cin ganz flauer Bruder ,, deur die mit den abgeriffenen Eden, die man nicht mehr zum Weiterfahren benutzen fann, die hob er nicht auf, nur die anderen, die noch alle vier Eden hatten. Es mar ihm ganz piepe, moher die Leute famen und wohin sie hatten fahren wollen, denn wenn zu dem der Schaffner sagt: Lieber Mann, das ist wohl ein Irrium mit Ihrem Schein, der gilt hier nicht, dann macht der Chinafarl einfach einen Dummen und klettert mieder herunter nom Bagen. Hat er sich eben geirrt, Hauptsache, er ist ein Stüd gefahren. Aber auf solche Tour fann doch unsereiner, der acht Jahre Tang lesen und schreiben gelernt hat, nicht arbeiten. Ich weiß ja nicht, wie uns der Schaffner runterflafeistern würde.
Denn das ist ja das Traurige, mieniele Berliner , und es gibt davon doch wahrhaftig genug, wissen gar nicht mit den Schmetterlingen umzugehen. Die Lente haben eben niemals gelesen, daß man zweimal mit einem Schein fahren tann und daß da sogar anderthalb Stunden Zeit zwischen liegen darf. Anderthalbe Stunden, das will schon etwas heißen, mo heute Zeit Geld ist. Ich habe dadurch den Tiergarten fennengelernt. Ich stand mie immer an meiner Haltestelle und sah einen Eechser im Rinnstein Tiegen. Ich bückte mich und war gerade dabei, den Sechser abzumischen, als eine Frau auf mich zufam, mir einen Fahrschein gab und jagte:„ Sie fönnen nach dem Westen weiterfahren, junger Mann, id) fomme vom Schlesischen Bahnhof ." Ich wollte eigentlich noch an der Haltestelle stehenbleiben, aber da schönes Wetter mar, fuhr ich los. Es dauerte gar nicht lange, da war ich in einem großen Wald. Ich dachte, nan, ist denn Berlin schon zu Ende, aber ein Mann sagte mir, nein, das ist unser Tiergarten. Es mar dort sehr schön, aber der Tiergarten hat den Fehler, daß er jo menig Fahrgelegenheit hat, die paar Leute, die da schon aussteigen, auf die fann man sich nicht verlassen, wenn man zurüd nach dem Alexanderplatz fahren will.
Das einzige, was ich fand, war ein schon ziemlich zertnoutfditer Fahrschein, mo außerdem noch Schüler" aufgedruckt mar.
Ich
mariete, his es schummrig murde und hoffte, der Schaffner würde das nicht sehen. Ich hatte aber fnopp den Fahrschein hingehalten, da fauchte er schon los:„ Sie war'n moil bei Steinach, mat. Wenn Sie schon welche uffheben, dann müssen Sie feene Schülerscheine uffheben. Erwachsene, die mit eenmal so jung werden, hab'n hier feen Zutritt." Ja, was soll man in solchem Fall machen, ich mußte mieder aussteigen. Einmal mußte ich sogar bezahlen. Ich hatte es eilig, um noch nach der Herberge zu kommen, hatte cher Schwein, daß ich ohne langes Gesuche einen Schein fand, der noch so neu mar, daß er tnisterte. Es mar auch alles in Ordnung, als ich ihn untersuchte. Uber mie man sa seinen Bechtag hat, Abfahrt, Stunde und Tag waren richtig gelodt, nur der Monat stimmte nicht. Run konnte der Schaffner ja nicht viel machen, meil ich gleich sagte:„ ,, Erlauben Sie mal, Herr, ich werde doch nicht mit her Schaffner:„ Det hat ja ooch teen mensch jesacht, aba mat jeht mir det alles an, der Fahrschein is nich in Ordnung." Na, jedenfalls, id hatte es eilig, inzwischen mar es auch noch dunkel geworden, im Dunkeln findet man ja doch nichts Gescheites, und so mußte ich bezahlen. So kann es also unsereinen auch mal gehen.
Das Berberben von uns Schmetterlingssammlern find nämlich jene modigen Fahrgäste, die ihre Tour abgefahren haben und gar nicht umsteigen mollen, aber aus reinstem Schabernad die Fahrfcheine zerreißen oder zerknüllen. Was haben denn die Leute davon? Oder wenn noch dazu Regentag ist, dann fann man drei Stunden lang fuchen, ehe man einen findet, der noch geht, denn man kann doch nicht mit einem nassen Lappen auf den Omnibus flettern. Da merti
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doch jeder Mensch, wo der Fahrschein her ist. Am besten ist, man geht an solchen Tagen zu den Papierförben, die die Untergrundbahn aufgestellt hat, da kann man sich alles schön herausfischen, was man braucht, ohne sich überhaupt erst groß zu bücken. Denn die Leute an den Saltestellen antriegen und fragen:„ Herr Nachbar, brauchen Sie Ihren Fahrschein noch?", das ist immer etwas mindig. Neulich sah ich, wie ein Junge jemand anfriegte. Der Mann schmiß den Fahrschein auch weg, aber jetzt kam der Wind und pustete den Fahrschein immer ein Stück weiter, so daß der Junge den Schein erst nady fünfmaligem Zugreifen fassen tonnte, wobei er noch in fäwerer Lebensgefahr schwebte, meil ihn ein Auto überfahren mollte. Die Passanten jedoch amüsierten sich darüber wie Bolle, aber ein Straßenbahner, der das auch mitangesehen hatte, hob den Finger und drohte dem Jungen, er soll das sein lassen, dos foftet Schein herum, wie ein Juwelier an einer Uhr. Das fäilt ſelbſt verständlich auf, und als ich vor ein paar Tagen so einem unbeholfenen Mann helfen wollte, da sagt doch der alte Kerl zu mir: ,, Bat glotzt du denn dauernd, du bist moll scharf uff den Schein?" Nur Undant hat man für seine Gutmütigkeit.
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hin
einem
Auf den verschiedenen Taufstellen für Fahrscheine, von denen Berlin seine dreißig, pierzig haben wird, geht es denn doch gefitteter zu. Da hat man seine Ware, einer fontrolliert, ist gut, mein Junge, fomm her, und wenn die Zeit fimmit, dann kann man sich ausfudjen, mohin mon fahren will. Das geht unter Fachleuten alles so einfach, man ruft nur ,, Bom Osten" und sofort meldet sich einer, der nach dem Westen fahren will. Dagegen die Laien an den Haltestellen, mie der Mann, der sich erst stundenlang auf einen Fahrschein raufstellt, ich verstehe so etwas nicht."
Die verschacherte..Falke"-Mannschaft.
Wie der Rebellengeneral die Küste ,, aufwiegeln" wollte.
Der Verlauf des heutigen Berhandlungstages im Falfe- Prozeß brachte eine Reihe von Aussagen der „ Falte" Befahung, die die Gefährlichkeit des venezofanischen Rebellenabenteuers illustrierten. Ferner die Berlefung des Radiotelegramms, das del Gado an die Rebellenstützpunkte im Bereich der venezolanischen Küfte ingerichtet hatte.
Zeuge Billy Isendüt, 49 Jahre alt, mar dritter Machinist des Falte". Ihm hat der Kapitän gejagt, es mürden Kohlen geladen. Er murde vor der Abfahrt an Ded gerufen unter der Angabe, die Filmgesellschaft sei da und es mürbe photographiert. Erst auf See in Höhe der Halbinsel Hela erfuhr er von der Munitionsladung. Ihm fiel es schon auf, daß der Falte" um Stagen ging. Man vermutete, die Schiffspapiere seien nicht in Ordnung. Die Ereignisse nach dem Baffieren des englischen Kanals schildert er wie die anderen Zeugen. del Gado soll schon auf der Reise immer wütend mit dem Säbel nach allem Möglichen geschlagen haben. Kurz vor Cumana löschte jemand von del Gados Begleitung das Licht. Bei Beginn
der Beschießung befand sich der Zeuge unter Deck und blieb auch dort. Der Zeuge ist Soldat gewesen, hat sich aber um die militä rischen Einrichtungen an Bord nicht befümmert. Er befundet aber, dah die Falke"-Mannschaft fländig unter Bewachung der Benezolaner ftand
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und hält es für ausgeschlossen, daß etwa Matrosen oder Heizer an die Waffen und Munition herankommen fonnten. Das Komunando führte anscheinend del Gado. Der nächste Zeuge ist Bootsmann Gies, 50 Jahre alt, angemastert in Hamburg für eine Filmexpedition mit Dampfer Falfe", und zwar haben die Büroangestellten derartiges verlauten lassen. Der Kapitän fagte mur Broße Fahrt", gab aber fein Ziel an. Auf Ece mußte Gieß zwei Flaggen nähen. 3ippliit zeigte ihm das Muster in einem Buche, hielt aber den Namen zu. Gieß jedoch, ein alter Seefahrer, fennt die Hoheitszeichen aller Nationen und sagte seinen Kollegen sofort, es geht nach Venezuela . Im übrigen bestätigt er die Angaben der früheren Zeugen, die verlangt haben, 3ipplitt sollte den nächsten Safen anlaufen, wo die Mannschaft Bor Konsulatshilfe finden könnte, was 3ipplitt aber ablehnte. Negro Beint brachte ihm zucal den Auftrag, ein Maschinen=
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