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Nr. 151.
Erscheint täglich außer Montags. Abonnements- Preis für Berlin : Bierteljährlich 3,30 Mart, monat lich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit bem ,, Sonntags= Blatt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mart pro Quartal. Unter Kreuzband : Für Deutschland u.Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat. Eingetragen in der Poft- Zeitungs- Preisliste
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für 1891 unter Nr. 6469.
Vorwärts
8. Jahrg.
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Donnerstag, den 2. Juli 1891.
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des Bochumer Vereins verfolge." Es sind Erhebungen In Kürze! Was will das Volk? Einen Prozeß, der im Gange," verkünden in ihrer schielenden Sprache die bis in die letzten Winkel der Plusmacherei hineinleuchtet. Berl. Pol. Nachr."," welche, ohne auf die Untersuchung Was will die Bourgeoisie? Im besten Falle eine Justiz
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Zum bevorstehenden Quartalswechsel eröffnen wir ein neues selbst irgendwie zurückzugreifen, die Eisenbahnunfälle und posse. Was will das Volt? Strenge Ahndung des
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andere damit zusammenhängende Fragen in Betracht ziehen Unrechts, rücksichtslose Bestrafung der Schuldigen. Was dürften. Eine gemeinsame Veröffentlichung des Ministers will die Bourgeoisie? Ein eitles Scheingefecht, etliche der öffentlichen Arbeiten und des Handelsministers dürfte Prügelknaben. Der Weg, den sich die ungefälschte öffentbinnen Kurzem zu gewärtigen sein. liche Meinung vorgezeichnet, liegt deutlich, offen, unver
Dunkel ist der Rede Sinn. Was die großen Unter- kennbar vor aller Welt. nehmer wünschen, ist die Vertuschung. Da es nicht an- Die Gegner beschuldigen uns, daß wir Bosheitspolitik geht, die peinliche Geschichte todtzuschweigen, so heißt es trieben; sie beschuldigen uns fälschlich. Nichts ist positiver zu beschwichtigen, zu kalmiren, einzuschläfern. Das hofft als unsere Kritik. Herr von Caprivi, der preußische der Ring der Induſtriellen. Stellt die Regierung eine Ministerpräsident, berühmte sich, daß er alle Maßregeln Unser Blatt ist das Zentralorgan der deutschen Sozial- gründliche Untersuchung an, desto besser: es giebt noch der Regierung rücksichtlich ihrer Wirkung auf die Sozialdemokratie. Jeder Genosse und vor allem jeder Berliner Genoffe muß es als feine Pflicht betrachten, das Zentralorgan seiner mehr Schäden, die zu beseitigen find, noch mehr faule demokratie prüfe. Wohlan, die Bochumer Angelegenheit ist ein Partei zu halten. Die Unterstützung der gegnerischen, auch der Flecke, welche bloßgelegt werden müssen. Zieht man also Prüfftein für diese Politik. Die Gemüther erregen, die Verfogenannten parteiloſen Presse heißt im Kampfe dem eigenen nicht blos Bochum , sondern alle Lieferanten von Eisen- bitterung in die weitesten Kreise tragen, heißt den Lockungen der bahnmaterial in den Bereich einer Enquete, welche Herz Schlotbarone nachgeben. Ein Triumph für die SozialIm Feuilleton unseres Blattes veröffentlichen wir sofort nach und Nieren prüft, so können wir dies nur loben. Fest demokratie! Die Erregung beseitigen, das heißt dem nett und der in den nächsten Tagen eintretenden Beendigung des Romans: Die Falfner von St. Vigil " von Robert Schweichel einen zugreifen, schonungslos vorgehen, im Interesse der schwer interessanten sozialen Roman von John Law , welcher in packender belasteten Steuerzahler, zum Schutze des reisenden rund ausgesprochenen Willen des Volkes gemäß handeln. Weise die Thätigkeit der Heilsarmee in den untersten Schichten Publikums, das thut uns noth. Mit weißer Salbe heilt Dem Willen des Volkes, das nichts heischt als Gerechtigkeit. Nicht minder ein Triumph für die Sozialdemokratie! man keine fressenden Uebel. Der Wunsch des Volkes ist die strengste Justiz. Soll Wir können das Endergebniß ruhig abwarten. Nicht dies ein frommer Wunsch bleiben? Das Volk hofft, daß wir haben uns aus diesem Dilemma zu lösen. Indeß droht Herrn Baare eine andere Gefahr, auf die Thäter vor die Schranken des Gerichts gestellt, daß sie nach dem Buchstaben des Gesetzes gerichtet werden. welche hinzuweisen wohl angebracht ist. Eine Gefahr, Die Thäter, die wahren Thäter. Soll diese Hoffnung welche den Schritt erleichtern könnte, der sonst vielleicht eine eitle sein? Das Volk will Offenheit, will Klarheit. nur mit vorsichtigem Schwanken gemacht worden wäre. In den letzten Wochen hat es erfahren, daß solche Schel- Denn das Eigenthum ist in Gefahr, und das Kapital ist menstreiche, wie in Bochum , nichts Außergewöhnliches grausam, wenn sein heiligstes Interesse verletzt wird. seien. In die Deffentlichkeit ist wenig, ist so gut wie Sein heiligstes Interesse, das ist der Profit. Seit jener packenden Szene des Steuerprozesses nichts davon gedrungen. Aus dem jüngst in diesem Blatte mitgetheilten amtlichen Schriftstück hat man erfahren, daß fallen die Kurse der Bochumer Vereinsaktien. So sehr die Scheu vor dem Eindruck, den etwaige Enthüllungen man sich müht, durch Tartarennachrichten*) und andere in den Kreisen der Arbeiter machen würden, von Einfluß Schwänke sie in die Höhe zu treiben, es ist alles umsonst. Sie standen vor dem Prozeß auf 139 und wurWird in Bochum wieder irgend ein Ingenieur, ein den am 30. Juni für 100,25 M. auf der Börse ausWerkführer, ein Arbeiter über die Klinge springen? Aber geboten. Schon muß der würdige Sprößling des würdigen in Herrn Baare fäße ein System auf der Anklagebank. Herrn Baare, der echte Herbert dieses ökonomischen Bisum die Aktionäre auf eine die Hälfte Ein System? Das System der nationalen Arbeit", marck, Der fodte Mann? Und die Börse Das preußische Eisenbahnministerium hat noch immer das System der Schutzöllnerei, das System der politischen verminderte Dividende vorbereiten. Schlag folgt nicht öffentlich zu der Bochumer Schienen- Affäre Stellung Reaktion, kurz und gut das System des bürgerlichen fürchtet noch betrübendere Ergebnisse. Der auf Schlag. Der Bochumer Verein ist mit etlichen Es war der württembergischen Regierung Eigenthums im christlich- germanischen Mäntelchen. vorbehalten, sich gegen die kecken Unterstellungen zu ver- Schlag gegen Baare geführt, träfe die Blüthe der Millionen an einem italienischen Werke betheiligt, deſſen wahren, mit denen die gewissenlose Betriebsamkeit der deutschen Bourgeoisie, die rheinisch- westfälische Fabrik- erfreuliches Aufblühen der Schwurzeuge Baare gegenüber Baare- Blätter feck haufiren geht. Der Offiziofus des feudalität, und in ihr die gesammite deutsche KapitalistenZentralverbandes deutscher Industrieller lancirt die Nach- klasse. Der Fall Baare liegt für das Großbürgerthum Tartaren" überbrachten Nachrichten, die sich stets als monströse einfach. Es gellt ihm in die Ohren das:
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Nachbruc verboten.]
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Die Falkner von St. Vigil . Roman aus der Zeit der bayerischen Herrschaft in Tyrol
von Robert Sa, weichel. Die Rettung der Bayern lag hinter der Eisack . Dieses, dem Brenner entspringende Waffer kommt dort, wo das Pufterthal in die Ebene von Brigen mündet,
Hurrah!"
um wenigstens ihre Schüßen schnell heran zu bringen. Nach daß sie die Gewehre nicht zum Spiel aufgelesen hatten. Der Berechnung jener hätten sie schon bei dem Kampfe um Josef Haspinger ging unter den verwundeten Tyrolern umdie Mühlbacher Klause zur Stelle sein müssen. Allein schon her und tröstete sie und betete mit ihnen. Afra erquickte neigte sich der Tag zu Ende und sie kamen nicht. Unent- fie und die Bayern mit Brot und Wein. Nun der Kampf Die Ver zu Ende war, erwachte wieder das Weib in ihr; zugleich schieden wogte der Streit vor und zurück. zweiflung der Bayern hielt der Begeisterung der Pusterthaler machte sich die Erschöpfung ihrer körperlichen Kräfte fühldas Gleichgewicht. Wieder war ein Ansturm der letzteren bar und sie suchte eine Stelle, wo sie eine Weile ruhen Der Horizont im Westen nahm die Farbe des zurückgewiesen worden. Da stellte sich Haspinger an ihre konnte. Spitze und rief, sein Kruzifig wie eine Standarte hoch Safrans an, vom dunkel glühenden Roth zum blassen Gelb fich allmälig abtönend, und aus dem grünlichen Blau des emporhebend: Mit Gott für unseren Glauben! Drauf! Drauf! Himmels trat ein Stern nach dem anderen hervor. Ueber ihr feierliche Ruhe, um sie her das Aechzen und Wimmern Und mit einem Hurrah, von dem die Felsen wider- der schwer Verletzten. Sie schauderte: das war der Krieg, um zu sterben. Nun hatte sie zwischen hohen, steilen Felsen hervorgeschossen. Auf ballten, liefen sie gegen die Bayern vor und drängten sie nach dem Ambros so sehr sich gesehnt hatte und in den sie einen thront über die Brücke, deren Geländer brachen. Viele fanden ihn hatte begleiten wollen sich absichtlich in das heftigste Kampfgewühl gestürzt und dem später abgeplatteten Gipfel des Noch eine Salve krachte hinter den Flüchtlingen her der Tod war ihr vorbei gegangen! heute, dreißig Meter über der Thalsohle, die Franzes- ihren Tod in der Eisack . Die Verwundeten wurden von Männern und Frauen, fefte. An ihrem Fuße verbindet die ladritscher Brücke die die inzwischen aus den nächsten Dörfern herbeitamen, fortwohl an fünfzig Fuß feutrecht abfallenden Uferwände des und dann fagte Kemenater, indem er den Hut abnahm und Laffet sie laufen! Der Hofer wird sie schon in Empfang geschafft. Die Gefangenen sollten zu den bereits in Mühlreißenden Flusses. Gelang es den Bayern , über diese Brücke sich den Schweiß von der Stirn trocknete: bach befindlichen transportirt werden. Aber es wollte sich zu kommen und sie hinter sich abzuwerfen, so durften sie Aus allen Kehlen klang der Ruf nach. Das war ein auf Kemenaters Aufforderung Niemand freiwillig zu dem fich für geborgen halten. Aber schon tönte der Trommel- nehmen. Das Busterthal ist frei! Juch! Juch!" Transporte melden; sie alle strebten weiter nach Innsbruck. schlag der Landwehren näher und näher. Der öffentliche Ausrufer von Mühlbach hatte sich mit seinem Kalbfell an Jauchzer, wie ihn Tyrol noch nie gehört hatte. Die Sieger rasteten und ließen sich Brot, Wein und Da meldete sich Afra. Der Tod hatte sie verworfen und ihre Spitze gestellt, und schon begannen ihre Kugeln über den Köpfen der Bayern wieder ihr unheimliches Pfeifen. Schnaps schmecken, die ihnen aus den Ortschaften schnell zu- zum Leben verurtheilt. Die beiden Knaben wurden for bei So entspann sich bei der ladritscher Brücke ein dritter geführt wurden. Abseits von ihnen hatten sich die gefange- gegeben. Die Bayern waren so verzagt, daß sie sichswillig von Kampf, der erbittertſte dieses Tages. Die Bayern fochten nen Bayern erschöpft und niedergedrückt auf die Erde ge- einem Weibe und zwei Kindern in die Gefangenschaft abführen wie die Löwen und Remenater warf manchen besorgten Blick worfen. Zwei Knaben von vierzehn bis fünfzehn Jahren, ließen, während die Uebrigen im Gewaltmarsch nach Sterzing thalaufwärts, ob die Desterreicher nicht endlich kämen. welche sich unterwegs den Streitern für das Vaterland an- aufbrachen. Nach ihrem Aufrufe mußten sie am Morgen die tyroler geschlossen hatten, bewachten sie. Sie hatten sich mit bane
Grenze bei Lienz überschritten haben, und Kemenater und rischen Musketen und Patrontaschen ausgerüstet und ihre seine Passeier über den Jaufen geführt und am Morgen Haspinger hatten ihnen dorthin Wagen entgegen geschickt, von Pulver geschwärzten Gesichter und Hände bewiesen, das bayerische Bataillon unter dem Wajor Speicher, welches