(14. Fortsetzung.) „Was willst du noch von mir?" verbarg sie ein beklemmendes Gefühl. Bei diesen Worten verlor sie jede Herrschaft über sich. Sank aus die Ottomane, verfolgte jeden seiner Schritte, jede seiner Be- rvegungen. Die augenblickliche groß« Ruhe an-ihm wara ihr ungewohnt und erfüllte sie mit Bangen. Ohne in seinen Schritten imtezuhalten, ab und zu sie mit einem flüchtigen Blick streifend, sprach Oogulin zu ihr:„Genossin Swarsk. Du magst dich über alles, was dich hier umgibt, verwundert, mich für alles«her als einen innerlich starken Menschen gehalten haben." Mara wollte erwidern. Oogulin schnitt ihr mit kurzer Geste die Rede ab.„Unterbrich mich nicht, denn nun ist für mich die Zeit gekommen, zu sprechen. Es mögen viele Männer in dein Leben getreten sein, und du gedenkst ihrer vielleicht noch: kann sein in Dankbarkeit, kann sein in Verachtung mid Haß. Sie alle sind an dir,— ich mein« nicht am Weibe, sondern am Menschen, vorüber- gegangen. S« alle lietzen dich zurück, mit der allein zurück. Der einzig«, der nicht an dir vorüberging und dich auf seinem Wege nicht zurückließ, war ich, Fedor Rikolajewitsch Oogulin." Er schwieg. Sein Atem ging laut..Leiner wie ich hat dich so bis in dein Innerstes ergründet. Als du von mir gingst, wurde ich nicht müde, dich und dein Leben weiter zu verfolgen. Dann erst, als ich dich nicht inehr neben mir'hatte, nicht mehr da war, was M'r dein Bild hätte veredeln können, erst dann habe ich dich erkannt. Aber es war noch immer«in Rest Erkenntnis vgr mir, bis ich in dieses Zimmer trat und die ersten Wort« mit dir sprach." Von Mara wich jeglicher Zynismus. Sie sah ihn stumm, mit großen Augen an. Oogulins Stimme verstärkte sich.„Es blieb mir keine deiner Handlungen im Auslande verborgen. Ich wußte von allem: auch von einem Halbchinesen, namens?). Ich weiß von der Bewegung in China . Ich weiß, daß du mit diesem Manne an ihrer Spitze stehst. Ich wußte aber auch, daß dich dein Weg wieder zu mir führen muh. Der Gorantiepakt, ohne den ihr euch zu schwach dünkt. Aber dies« Erklärung genügte mir nicht Ich suchte nach einer tieferen, menschlichen." Seine Stimme begann heller zu Ningen, freier:„Du wirst bald alles begreifen: daß ich Briefe, die gegen deine Gesinnung sprechen, anfertigen ließ, weißt du bereits. Ich hätte sie ebensogut vor deiner Ankunft der Tstheka übergeben können. Man hätte dich schon beim Verlassen des Zuges samt Garantiepakt als verdächtig eingeliefert und womöglich bereits erledigt. Deine Gesangenfchaft in meinem Hause wäre also, wenn ich bloß einen Rachezug gegen dich führen wollt«, eine Ueberslüssig- keit. Du hieltest mich ober für gemein genug, an deiner Weib- lichkeit«ine Repressalie auszuüben." Er schrie beinahe die letzten Worte.„Ich gebe zu, daß der Mann in mir oft stärker wurde als der Mensch. Du irrst dich aber, wenn du glaubst, daß ich ein Vieh sei. Du hast mich beschimpft. Mir das Wort„Bauer" ins Gesicht geschleudert. Ich bin es. Du konntest mich mit diesem Worte nicht treffen. Aber etwas anderes sprach aus diesem Worte, das, was ich dir nun sagen will: Ich hoffte, als ich dich hierher bringen ließ, daß du versuchen würdest, mit allen Mitteln zu flüchten, ich glaubte dich zermürbt, krank und verzweifelt anzutreffen: Kämpfend, nicht um dein Leben, sondern um China ." Hartes Auflachen.„Was ich aber antraf, war eine Großfürstin, die sich darüber empört, daß man sie zum Tod« schleppt. Du wurdest ununterbrochen beobachtet. Die Atmosphäre war stark genug, dich selbst als Gefangene zu ver- schlingen. Du warst imstande, dich zu vergessen. Und nun weiß ich, was besitzlos geboren und zum Revolutionär erzogen heißt: Hunger nach Macht, Rache an seiner unverschuldeten Geburt." Mara, von seinen Worten durchdrungen, war innerlich tief auf- gewühlt. Di« ganze Reoolutionslllge offenbarte sich ihr, und sie ahnte, daß vielleicht viele Menschen, die in der brüderlichtzii Gemein- schaft für ihre Ideal« geblutet haben, letzten Endes nur Terroristen ihres eigenen Herzens waren. Oogulin hott« es sie gelehrt. Run blieb er vor ihr stehen. Senkte tief seinen Blick in sie: „Genossin Swarsk, Sie haben die Prüfung nicht bestanden. Aber es mag Sie wenig kümmern, Sie haben sie nur vor mir nicht bestanden. Kein Mensch in Rußland wird davon erfahren. Man hätte auch wenig für eine solche Erkenntnis übrig." Schob seinen Blick noch dichter an sie heran:„Aber diese Enttäuschung wiegt nicht auf, zu wissen, daß Sie auch für mich einmal eine Lebenslüge begangen haben. Sorgen Sie sich nicht mehr um die Briefe. Ich habe sie vernichtet. Sie sind frei." Zitternd erhob sich Mara. Fühlte sich überwältigt, in ihrer Ueberzeugung erschüttert. Der Garantiepakt— sie wagt« nicht davon zu sprechen. Schämte sich. Es ging aber jetzt um alles. Sie mußte sich überwinden, sich wieder erheben aus der Niederung, in die sie gestoßen war. D.! Vor ihr stand die Aufgabe in ungeheurer Größe. Ihre Mission mußt« sie zu End« führen, um jeden Preis: und sie zahlte den Preis. War bereit:„Oogulin, ich brauche die Unterfertigung des Garantiepoktes.". Oogulin hüllte sich in eisiges Schweigen. „Hast du ihn vernichtet?" schrie sie unß packte ihn an den Schultern. „Genossin Swarsk, Sie sind frei und es liegt in Ihrem Interesse, das Haus sofort zu verlassen," sprach der Kommissar. „Noch heute wird man wissen, daß du deine Regierung ver- raten hast!" . Du mögest gehen, wenn es dir gut erscheint." Oogulin rührte sich n'cht.
Konnte sie gehen? War es nicht Irrsinn, was sie da sprach. Oogulin hatte ihr jede Sicherheit genommen. Ohnmächtig, unent- schlössen, in eine Kluft von Gegensätzen gestoßen, stand sie da und fand keinen Ausweg aus dem Labyrinth der menschlicher Schwäche. „Der Garantiepakt..?" fragte sie noch einmal. „Der Garantiepakt wird unterfertigt. Kommen Sie!" Ent- schlössen ging er zur Tür.„Ich erwarte Sie, Genossin Swarsk, m meinem Arbeitszimmer." Martl sah ihm entgeistert nach. Er verschwand über den Korridor. Seine Schritte verhallten. 16. In einer halben Stunde stand Mara wieder im Arbeitszimmer Oogulins. Er habe unterdessen telephonisch«ine geheim« Sitzung einberufen, so teilt« er ihr mit. Sprach sehr sachlich, ruhig und über- legen. Zeigt« sich in jeder Hinsicht interessiert und verlangt« von Mara umfassendste Aufklärung über die gesamte politische Lage in China . Während sie sprach, machte er sich ununterbrochen Notizen, sah ab und zu auf, warf einige Fragen ein und senkte wieder den Kopf. Schien in fieberhafter Arbeit begriffen zu sein. Für Mara hatte die Situation etwas Bedrückendes. Wie ein Alp lastete es auf ihr. Ihre Nervosität steigerte sich von Minute zu Minute. Das Telephon schrillte. Oogulin griff noch dem Hörer, nickt« befriedigt, legte ihn ab. Forderte Mara auf, mit ihm zu kommen. Sie verließen das Zimmer und traten in den nächstgelegenen Raum, einen grünen, verblaßten Salon. Der Kommissar bat sie, hier zu bleiben, seine Ankunft abzuwarten. Ohne sich weiter über Gründe auseinanderzusetzen, ging er aus dem Salon. Ließ Mara allein zurück.• Um zwei Uhr nachts traten die Vertreter des Sowjets zusammen. . Unterdessen saß Mara in dem ihr von Oogulin zugewiesenen Raum. Ihr Hirn arbeitete nach den letzten Ereignissen wie ein Dynamo. Sie war von einer derartigen Unruhe ergriffen, daß sie immerfort aufsprang und rastlos auf und ab lief. Sie wollte über dies« bangen Minuten einer nervenaufpeitschenden Erwartung hin- wegkommen und versuchte die Augen zu schließen. Dabei zwang sie
sich, an die gleichgültigsten Ding« zu denken. Aber alles umsonst. Sie blieb wach wie noch nie. Di« Lust war ihr unerträglich ge. worden. Sie suchte nach dem Fenster. Schob die Vorhänge vor- sichtig zur Seite, drehte das Licht im Salon ab, öffnete ein wenig das Fenster und sah auf die Straße.(Fortsetzung folgt.)
e Buch
Sin Südsee Sßuch Annic France— Harrars„S ü d s e e"(Ostergaard- Verlog, Berlin ) will ein Südseebuch sein, wie es in der Literatur über Ozeanien keines gibt, jenseits irgendeiner„politischen, wirt- schaftlichen, konfessionellen oder kolonialen Partei"— unparteiisch, einsichtsvoll, voll liebevollen Verständnisses. Gerecht. Ob dieses größte Jnselreich zusammen mit Australien und Neuseeland einmal einen Kontinent bildete? Die Verfasserin glaubt an einen versunkenen Kontinent und trägt viel Material zusammen, geologisches, zoolo- gisches, botanisches. Sie spricht schönheitstrunken von den Wundern des neues Leben säenden Meeres, des Meeres im Meere: der Lagune, von der schönsten Vogelwelt, dem sanftesten Urwaldzauber und den glücklichsten, kindlichsten des Menschen. Sie neigten dem Kannibalismus zu, die Armen, weil es ihnen oft an Nahrungs- Mitteln gebrach, das ist das einzige, was gegen sie spricht, und die Weißen führten schwarze Schweine ein, die Menschenfresserei beseitigend, das ist das einzige, das f ü r sie spricht. Der Tod im Paradies", das ist das Grundthema dieses Südseebuches. Erdbebenkatastrophen größten Stils, untergehende und auftauchende Inseln, ständig gefährdete Seefahrt durch neue auf- tauchende Riffe und plötzlich aufspringende Winde. Und das Aller- schlimmste: der weiße Mann, der in das Paradies eindrang, jene Kindheitsepoche von Land und Leben zerstörend, Raubbau treibend, überall Herr sein wollend:„er, der nicht einmal Herr seiner bösesten Instinkte war." Der unersättliche weiße Hirnmensch hat das Paradies zertrampelt, geplündert, die kindlich-fanfte Urbevölke- rung durch bloßen Kontakt degeneriert, verdorben, vernichtet. Schon sind, wenn nicht die Tage, so die Jahre dieses Jnselparadieses gezählt, unsere Kinder sehen es nimmer. Ueberall Tod, Zerfall, Ausbeutung, das Schicksal der Osterinsel droht Ihnen allen, den 12 000 Inseln und Inselchen und Atollen. Der Ruin von Land und Leuten. Aber das Erbe, das wird der gelbe und nicht der weiße Mann antreten, nicht jener Ueberhebliche, die Welt beherrschen wollende, der wird bald ausgespielt haben in den Kolonien und von den Farbigen in leine Schranken zurückgewiesen werden. Der exklusive Pessimismus schadet diesem neuen„objektiven" Südseebuch nicht allzusehr und die poetischen Schilderungen oder viel- mehr Zergliederungen nützen ihm wenig. Gestaltung ist nicht da. Nicht einmal eine parteiische. Erlebnis ist auch nicht da. Was man in diesem Südseebuch vermißt, ist die S ü d s e e. Wer sie kennt, findet sie in keiner Gestalt wieder. Wer von ihr träumt, kann sie sich nicht vorstellen. Sie taucht nicht aus den Wellen wie jene neuen Inseln, sie wird nicht einmal suggeriert, sondern auch wieder nur numeriert, ausgezählt, eingeteilt, besprochen statt wieder- gegeben. Der nach dem Paradies schmachtende Leser wird das Buch zuklappen und sagen: sehr gut, sehr viel, sehr schön, aber ich war nicht eigentlich in der Südjee, als ich las, ich sah auch die Ueberbleibsel des Paradieses nicht vor Augen, trotz Zeichnungen, farbiger und schwarzer. bebe.
Rätsel- Ecke des„Abend".
■iiiiuiuiuiiiiiiiiiuiiiiiiiuitiiuuiiiiiiHimiimuittnwiuiiiiiimiiiHuiuHiiiuiuumuiiMi . Silbenrätsel. Aus den Silben a a a a a bek bürg di du e ein en en es gels grif gram i in jeu ku las le le le len li Iis meck mus na lia na ms»o o tm pe ran re r« rin ris ro sal sche sent stifch ta te ter ti ti ti to tschit ve wand? x« zen sind 19 Wörter zu bilden, deren erste und letzte Buchstaben, von oben nach unt«n gelesen, eine Ausforderung an olle ergeben(ch— ein Buchstabe). 1. Ort bei Hamburg : 2. international« Hilfssprache: 3. kreisförmige Bewegung: 4. Zweiheitslehre: 5. Spieleinsatz: 6. Drahtnachricht: 7. deutscher Bundesstaat: 8. Arbeiterlied: 9.. russischer Volks- kommissar: 10. Exkrement von Vögeln: 11. Lehre eines deutschen Arbeiterführers: 12. Teil des Auges: 13. vollziehende Gewalt: 14 Ab- ordnung: 15. Mitbegründer des Sozialismus: 16. auf die Wirklichkeit Berichtet: 17. römische Göttin der Jagd: 13. notwendige Operation: 9. Beurteiler. H.P. Rösselsprung.
Veränderung. Viel Gutes und viel Schönes kann gelingen, Wo viele Köpfe unter einen Hut zu bringen. Für solches Bündnis dir. ich Kitt und Mark: Durch mich wird Kleines und Geringes stark. Doch jetzt man mir zwei Zeichen nur voran Ein ganz geringes Etwas werde ich alsdann.
ab.
Spiralen-Kreuzworträtsel.
Waagerecht: 2. Hinweisendes Wort: 3. Schweizer Kanton: 5. Handwerkszeug: 6. biblische Gestalt: 8. ländliches Fest; 9. mili- tärischer Rang: 12. artilleristrsche Tätigkeit: 13. zugeteilt« Gefährtin b«im Festessen: 15. außerordentliche Höflichkeit. — Senkrecht: 1. Flächenmaß: 2. Anrede: 4. europäische Goldwährung: 5. abgepaßtes Gewob«: 7. Faß Verschluß: 8. Schachfigur: 11. Idee: 12. Schmutz: 14. Baum: 15. Gasmesser.* (Auflösung der Rätsel nächsten Mittwoch.)
Auflösung der Rätsel aus voriger Nummer. Silbenrätsel: 1. Gage: 2. Liebermann: 3. Eisleben : 4. Zrene: 5. Calvin: 6. halenfe«: 7. Urteil: 8. Nase: 9. Drilling: 10. Gichtrose: 11. Lehar : 12. Eugen; 13. 3fel; 14. Carmen: 15. Hantel.—„Gleich und gleich gesellt sich gern." Rösselsprung: Es wird nicht besser durch Grübeln und Träumen, Und Trübsinn raubet dem Geiste den Schwung, Kannst du den Stein aus dem Wege nicht räumen, So fetz' hinüber mit keckem Sprung. Rittershaus. Verwandlung: Da(u)men.> Wörtersuchrätsel: Kuba , Kubu, Kuci. Kudu, Kufa, Kuff, Kuka , Kuli, Kulk, Kulm, Kult, Kuma, Kumt, Kurs, Kurt. kurz, Kuß, Kusu. Umstellrätsel: Beil. B»«i, Leib. lieb. Verwandlungsrätsel: Eng«, Rabe, Sieb. Tasse. Hand. Amme. Linde, Tisch. Esche, Rind, Ast, Turm. Dmg. Art. Niete, Nuß , Gurt, Rat, Egel, Igel, Faden, Eber, Zahl, Uhr. Rost, Tier. Ader, Tank.—„Erst halte Rat, dann greife zur Tat." Visit«nkartenräts«l: Baumeister . Silben-Verbindungsrätsel: 1— 2 Esa: 1— 3 Elba: 2— 3 Saba; 3— 4 Baum; 2—4 Saum: 5— 6 Rabe; 5—4 Raum; 3—6 Bade.