BERLIN Dienstag 29. April 1930

Der Abend

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Rr. 199

B 99 47. Jahrgang

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1,2 Milliarden Weltanleihe.

BIZ. beruft Bankierkonferenz/ Deutschland kann 400 Mill. zeichnen

Paris , 29. April.

Die Bant für Internationale Zahlungen hat eine Banfiers­fonferenz einberufen, die am 1. Mai in Brüssel eröffnet werden wird, um die Bedingungen der kommenden deutschen 300- mil­lionen Dollar- Anleihe zu beraten. Die Konferenz wird fich gleichfalls mit der Frage befaffen, welche Abschnitte auf jedem Markt ausgegeben werden sollen. Die B33. handelt als „ Treuhänder" für die sechs Gläubigermächte, die zur Be­feiligung an der Emission berechtigt find: Frankreich , Großbritannien , Italien , Japan und Portugal . Deutschland wird sich ebenfalls an der Auflegung bis zum Betrage von 100 millionen Dollar beteiligen. Wenn zufriedenstellende Abmachungen mit den mit der Emiffion beauftragten Banten getroffen werden können, wird die B33. die Bedingungen der Emission mit den Gouver­neuren der Zentralbanken der Länder besprechen, in denen die Auf­legung stattfinden soll fowie mit den Schahämtern der verschiedenen interessierten Gläubigermächte. Neue Konferenzen werden mit den Banken stattfinden, die mit der Unterbringung der Obli­gationen beauftragt find, und die endgültigen Maßnahmen werden dann ergriffen werden.

Die BIZ. wird durch den Präsidenten Mac Garrah vertreten sein, der die Konferenz einberufen hat, sowie durch Generaldirektor Quesnay . Die Bertreter der Banten sind, soweit ihre Ramen bisher belannt find: Thomas, W. Lamont und Artur Anderson, Teilhaber des Banthauses J. P. Morgan . Co., Norman, Gouverneur der Bant von England, die mit der Emission auf dem britischen Markt beauftragt find, Baron Brincard und Robert Masson vom Credit Lyonais, die zusammen mit anderen französischen Banken mit der Unterbringung des französischen Abschnittes beauftragt sind. Wallenberg( Schweden ), Rydbed, Bertreter von Ivar Kreuger , Direktor Fuchs von der Reichsbank, die mit der deutschen Tranche beauftragt sind, sowie Vertreter der interessierten belgischen, holländischen, schweizerischen und italienischen Bantengruppen. Die internationale Anleihe wird in neun Ländern zur Zeichnung auf­gelegt werden. Da die BI3. erst mit vollen Rechten wird arbeiten fönnen, wenn der Young- Plan von Großbritannien und Italien ratifiziert ist, ist es zu früh, das Datum für die Emission der deutschen Obligationen festzusetzen.

Amerikanische Kritifen an der B33 .

Nem York , 29. April.

Der Präsident der First National- Bant, Traylor, der gleich­zeitig Mitglied des Organisationsausschusses der B33. ist, verteidigte in einer in der amerikanischen Abteilung der Internationalen Handelsfommer gehaltenen Rede die Weltbank gegen die zahlreichen Angriffe, die in lezter Zeit, insbesondere von dem Borsitzenden des Bantenausschuffes im Kongreß, Mcfadden, gegen die B3. ge­richtet worden sind. Jede beteiligte Macht kann durch ihre Zentral notenbant gegen alle finanziellen Maßnahmen, die die wirtschaftliche Sicherheit des Landes zu gefährden scheinen, Gin spruch erheben. Der amerikanischen Bundesreservebant jei es infolgedessen möglich, eine Ueberflutung der Vereinigten Staaten mit deutschen Reparationsbonds zu verhindern. Die BIZ. bedrohe die Unabhängigkeit der amerikanischen Wirtschaft in feiner Weise, sondern verspreche vielmehr ein Forum internationaler Berständigung zu werden.

Maffenmetzelei in China - Stadt

Räuber und Mordbanden plündern das Land Schanghai , 29. April. Viele ber 10 000 Einwohner und alle Beamte der Stadt Kingsuchen im Norden der Provinz Riangfu find von einer 500 Mann starten Räuberbande niedergemegelt worden.

Bei Demokratens

TANTZEN

FLORATH

Die Tür geht, ist einer gekommen?" Gefommen- woher denn! Natürlich ist einer gegangen."

Bahnsprengung als Demonstration.

Gegen den Huldigungszug der Kroaten.

Belgrad , 29. April. ( Eigenbericht.)

In der Montagssigung des Kroaten- Prozesses erklärte der zweite Hauptangeflagte, der 32jährige Rechtsanwaltsanwärter Hadzija, daß er und seine Anhänger eine Sollenmaschine vorbereitet hatten, um sie auf der Eisenbahnstrecke zwischen Agram und Belgrad vor der Durchfahrt des Zuges mit der Huldi­gungsabordnung der Stadt Agram, die den König zum Ge­burtstag beglückwünschen sollte, zur Explosion zu bringen. Es sei jedoch keineswegs beabsichtigt gewesen, den Zug in die Luft zu sprengen oder gar Menschenleben zu gefährden. Man habe alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, um ein Unglück zu ver­meiden. Die Absicht fei lediglich gewesen, der Deffentlichkeit des In­und Auslandes zu dokumentieren, daß man mit der jetzigen Lage unzufrieden sei und die Huldigungsabordnung feine Berech tigung habe, im Namen Kroatiens zu sprechen.

Im weiteren Verlauf seiner Bernehmung schildert der Ange­flagte eingehend, wie er von der Agramer Polizei mißhandelt und zu einem Geständnis gezwungen wurde.

Am 1. Mai

Die chinesischen Banditen plünderten am Sonnabend die Stadt und stedten sie dann in Brand. , Die Bande erschien gegen Sonnenuntergang in der Stadt, ermordete den Bürgermeister und die Beamten und mähte dann mit etwa 20 Maschinengewehren Männer, Frauen und Kinder erbarmungslos nieder. Mehrere hundert Einwohner sollen die Banditen mit fortgeschleppt befunden wir in geschlossenem Aufmarsch die welt. haben, um für sie Löfegeld zu erpressen.

Eine andere Bande soll elma 30 Kilometer von Stiufiang ent­fernt zwei Eisenbahnbrüden in Brand gestedt und hundert Eisenbahnwächter entwaffnet haben.

Ein Trupp von 6000 gut ausgerüsteten Banditen foll Kienli,

eine Stadt von 75 000 Einwohnern, etwa 300 Kilometer oberhalb

Hantaus, bedrohen. Die Missionare sollen aus Rienli geflüchtet sein. In Sietqochen am Han- Fluß haben Räuber zwet fatholische Lösegeld

umfassende Gemeinschaftsidee der Arbeitenden aller Völker. Der Feiertag der Arbeit soll nach vier Jahr zehnten seines Bestehens auch 1930 die Wucht sozia­listischer und gewerkschaftlicher Gemeinschaft zeigen. Steiner fehle bei den Kundgebungen!

Geftliche entführt, für deren Freitafung fie ein hohes Sojegeto Fahnen heraus!

Der bröckelnde Block.

Indiskretionen, Bertrauensbrüche und sonstige Liebens­würdigkeiten.

Die gereizte Stimmung zwischen der deutschnationalen Fraks tionsmehrheit und minderheit findet weiter in den Organen der beiden Flügel ihren Ausdrud. Der„ Tag" des Herrn Hugenberg antwortet heute auf die Veröffentlichungen der Deutschen Tagess zeitung":

„ Wenn jetzt die„ Deutsche Tageszeitung" durch eine Zuschrift von angeblich unterrichteter Seite das unehrliche Spiel der Indiskretionen aus vertraulichen deutschnation nalen Sigungen fortsetzt, so fönnen mir solches Beginnen nicht unwidersprochen und ungerügt laffen, obwohl uns tie öffentliche Auseinanderseßung mit einer Zeitung, die auf Grund ihres landwirtschaftlichen Charakters der nationalen Bewegung nicht fernstehen(!!) tann , grundsäßlich widerstrebt. Aber in der Berteidigung des Prinzips der Reinlichkeit jedes politischen Kampa fes müssen wir feststellen: Sind die Einzelheiten über die vertrauliche deutschnationale Borstandsfizung richtig, die die Zeitung, die als Organ des Landbundes gilt, in einem anonnmen Artifel verbreitet, dann macht sie fich zum Sprachrohr eines gröblichen Vertrauensbruches, der nur neues Miß­trauen innerhalb der deutschnationalen Reihen säen muß und viels leicht auch dazu bestimmt ist. Sind aber die Angaben nicht richtig, so ist der Versuch ebenso durchsichtig, neue Zwietracht innerhalb der Rechten zusfäen."

Die Deutsche Zeitung" fieht auf Grund der Veröffentlichungen der Deutschen Tageszeitung" bereits eine Frattion Schieiq in Entstehung begriffen;

„ Die Bestimmtheit, mit der hier die Fronde gegen die Füh rung der Partei und der Fraktion sowie gegen die Beschlüsse des Parteivorstandes angekündigt wird, läßt darauf schließen, daß die Persönlichkeiten, die sich dem Beschluß des Parteivo: standes nicht fügen wollen, tatsächlich die unmittelbaren Ur. heber dieser Drohung find. Es fommt hinzu, daß die Beröffentlichung der Deutschen Tageszeitung" Mitteilungen über bie Sigung des Parteivorstandes enthält, die das Kapitel Vertrauensbrüche um einen neuen Fall vermehren.... Wenn sich erst innerhalb der Fraktion eine Sonderfraktion bildet, die zu Sondersizungen zusammentritt, dann wird die Fraktion Schiele" als verlängertes Zentrum zur politischen Tatsache. Man darf nur dem Parteivorstand und der Parteipere tretung, die schließlich die Träger der Bewegung sind, nicht zure muten, daß sie dann den offensichtlichen Mißbrauch des Namens„ Deutschnationale " noch dulden.",

Wie der Soz. Prefsedienst" Don unterrichteter Seite erfährt, hat die Fraktionsmehrheit über die Sigung des deutschnationalen Parteivorstandes einen vertraulichen Bericht fertigstellen lassen, in dem die Trennung der Fraktionsmehrheit von dem Hugenberg - Flügel als Notwendigkeit angekündigt und sozusagen als Selbstverständlichkeit betrachtet wird.

Die Ostmilliarde.

Beschwichtigungsversuche der Reichsregierung.

Die Beröffentlichung der standalösen Einzelheiten des sogenam ten Osthilfe programms mird, wie wir vorausgefagt haben, von der Reichsregierung mit der Erklärung beantwortet, es handle fich nur um einen Referentenentmurf. Das Dfthilfegeseh liege dem Kabinett noch nicht vor, lediglich die beteiligten Refforts hätten Entwürfe zur Vorbereitung entsprechender Borlogen ausgearbeitet, die demnächst das Reichsfabinett beschäftigen würden.

Beiter erklärt das Reichsfinanzministerium, daß die Mittel. die es für die Osthilfe zur Verfügung stellt, sich durchaus im Rahmen des Etats halten, also eine Sonderbelastung nicht darstellen.

Man wird sehen, was von diefen Besänftigungserklärungen noch übrig bleibt, menn das Reichstabinett seine Beschlüsse gefaßt hat. Herr Moldenhauer hat sich der Bayerischen Balkspartei und der Wirtschaftspartei unterworfen, mir sind gespannt zu sehen, wie er gegenüber Herrn Schiele den starten Mann spielen wird!