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Wit 280 Passagieren gesunken.

Schredensszene beim Untergang des indischen Flußdampfers Kalkutta , 29. April.

Während eines Zyklons ist, wie bereits kurz gemeldet, auf dem Fluß Jamuna in Ost- Bengalen der Dampfer ,, Condor " gejunten. Soweit bisher mit Sicherheit festgestellt werden konnte, sind nur 20 Per­sonen von den insgesamt 300 Passagieren gerettet worden. Die Post des Dampfers ist ebenfalls verloren gegangen. Der Jamuna fluß liegt etwa 180 kilo­meter von Kalkutta im Innern des Landes. Der Fluß ist an verschiedenen Stellen mehrere Kilo. meter breit und mündet bei Allahabad in den Ganges . Einzelheiten stehen noch aus. Ein Regierungsbeamter ist sofort nach Bekanntwerden der Nachricht an die Un­glücksstelle gereist, um eine Unterfuchung einzuleiten.

Das Schreckenshaus von Columbus . Neue Ausbruchsversuche der Gefangenen.

New york , 29. April.

Die Lage im Strafgefängnis von Columbus ( Ohio ) hat sich er­neut zugespitzt. Die Rädelsführer der auffäffigen Gefangenen, die feit der großen Brandfatastrophe, die über 300 Gefangenen das Leben fostete, jegliche Arbeit verweigern, unternahmen in den Nacht. stunden zu Dienstag einen Ausbruchsversuch, nachdem sie das Dachgebäude vollständig aufgerissen haffen. Schnell herbeigerufene Truppen schleuderten gegen die Ausbrecher Tränengasbomben und drohten von der Schußwaffe Ge­brauch zu machen. Bald sahen die Meuterer ein, daß gegen ein so startes Militäraufgebot nichts auszurichten war und kehrten in ihre Jellen zurüd, Dieser Ausbruchsversuch zeigt die große Erregung unter den Sträflingen im Zuchthaus Columbus und man befürchtet immer noch einen allgemeinen Aufffand der Gefangenen, der ein Blutbad nach sich ziehen würde.

In der Kiesgrube verschüttet. Bater mit 15jährigem Sohn ums Leben gekommen. Ragnit ( Ostpreußen ), 29. April.

Der 54jährige Befizer Hundsdörfer aus Tussainen bei Ragnit und sein 15jähriger Sohn Ernst wurden beim Graben in einer Kies­grube durch nachrutschende Erdmassen verschüttet. Man wurde auf das Unglück, bei dem niemand zugegen war, dadurch aufmerksam, Daß das Fuhrwert der beiden Berunglückten unbeladen neben der Riesgrube stand. Die beiden Leichen sind geborgen worden.

Boxer als Mädchenhändler. Bor der Einschiffung nach Buenos Aires festgenommen. Paris , 29. April. In Ville France sur Mer sind gestern von der Kriminalpolizei brei Männer und zwei Frauen verhaftet worden, die Spezia listen des Mädchenhandels find. Sie waren im Begriff, fich nach Buenos Aires einzufchiffen. Der Fali erweckt deshalb ganz besonderes Interesse, weil zwei der Verhafteten in den französischen Bogertreisen eine große Rolle spielen. Der eine namens di Nicola, der in seinem Koffer für 360 000 Franken Wertsachen mit sich führte, ist offizieller Schiedsrichter der französischen Box­sportbehörde, und der zweite namens Pascal ist Bormanager und Trainer des bekannten französischen Bormeisters Kid Francis.

Heute wieder Stadtparlament. Erste Sigung nach der Osterpause./ Endlose Tagesordnung.

Heute nimmt nach einer kurzen Osterpause die Stadtver ordnetenversammlung wieder ihre Arbeit auf. Nachdem die Stadtverordneten noch vor den Ferien den Notetat unter Dach und Fach gebracht hatten, werden in den nächsten Wochen alle Kräfte von den Arbeiten für den Haushaltsplan 1930/31 be< ansprucht werden. Die Hauptverhandlungen werden allerdings nicht im Plenum liegen, sondern im Haushaltsausschuß, der bereits gestern mit den ersten Beratungen begonnen hat. Die heutige Sigung wird feine lleberraschung bringen, auf der I ages ordnung stehen eine Unzahl kleiner Vorlagen und zurückgeblie­bener Anträge. Man ist erschreckt, wenn man feststellt, wie viele von den 103 Tagesordnungspunkten lediglich als zeittötender Ballast mitgeschleppt werden. Die Kommunisten wollen zum Beispiel das Stadtparlament veranlassen, gegen die Annahme des Finanzprogramms der Reichsregierung zu protestieren, und die Nationalsozialisten beantragen einen Einspruch gegen die Annahme des Young Planes!

Spießers Maifeier."

Das Mostaublatt sucht sich ,, revolutionär" zu entrüsten über ,, die Brieselanger SPDisten", die ihre Maifeier mit einem Morgenspaziergang einleiten, aber beileibe mit teiner Demon stration".

Bei Tage herrscht Ruhe in Brieselang und des Abends findet im ,, Rosengarten" eine Feier mit Konzert statt... So amüsiert sich der sozialdemokratische Spießer. Die klassenbewußten Ar­beiter von Brieselang werden mit Berachtung diese Klimbim­peranstaltung meiden und unter den roten Fahnen der KPD . den Weltfeiertag als Kampftag begehen."

Der Unterschied, der hier konstruiert wird, liegt offen­bar mehr in den Worten als in der Tat. Ob unsere Genossen in Brieselang um bei diesem Beispiel zu bleiben ihre Demonstra tion durch Arbeitsruhe am 1. Mai als eine Demonstration bezeichnen oder als Morgenspaziergang, ändert nichts an der Sache. Auch unsere dortigen Genoffen werden unter den roten Fahnen des Sozialismus den Weltfeiertag begehen. Als Stampftag? Wie stellt sich die KPD . den ,, Kampftag" vor? Für den geistigen Kampf hat fie nichts übrig. Der 1. Mai ist gewiß ein Kampftag: Nach unseren Begriffen ein Kampftag in ideeller Bezie. hung.

Und der kommunistische Kampftag? Wie, gegen was und gegen wen fämpft" die KPD . am 1. Mai? Mit Fäuften oder Schlägerwerkzeug oder gar mit schärferen Waffen?

Bisher hat sie lediglich gegen die Sozialdemokratie ,, gefämpft" und gegen die Polizei. Macht die RPD. den Kanipfiag bes 1. Mai nicht zum Rabautag, dann wird zwischen Spießers Maifeier" und PD.- Maifeier fein Unterschied sein. Doch mag die KPD. tun was sie will, wir feiern den 1. Mai jedenfalls nicht als Radautag. Für uns gilt noch immer die Parole im Sozialistenmarsch:

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Das neue

Freibades Müggelfee

Das Strandbad Müggelsee

ift jetzt ganz im modernen Sinn ausgebaut worden. Da, wo früher die inzwischen abgebrannten Umkleide­räume waren, steht jotai eine große Terrasse mit Schirmendem Dach. Unser Bild zeigt einen Blick auf die neue Terrasse des Frei­bads Müggeljee

Sozialistische Wohnungsreform.

Die Leistung des roten Wien .

Der gehäffige Kampf der Seipelianer in Wien gegen die jozialdemokratische Stadtverwaltung wird in Berlin durch falsche Berichte der anfimargistischen" und Hehmeldungen der kommunistischen Presse unterstützt. Darum fei wieder ein­mal auf eine der größten Leistungen des roten Wien , nämlich auf den Wohnungsbau, hingewiesen. Ueber 32 000 Neubau­wohnungen find schon bewohnt, 60 000 follen im ganzen erbaut werden. Wieviel beffer aber die Neubauwohnungen find, wird hier berichtet.

Die bescheidenen Mittel, die der Hauptstadt eines Kleinen und verarmten Landes zur Verfügung stehen, stellen vieles zurück, was allgemein als notwendig anerkannt wird, aber das Geficht der alten deutschen Großstadt an der Donau hat sich, seitdem die neue Zeit hereingebrochen ist, doch wesentlich und sehr vorteilhaft gegen früher hereingebrochen ist, doch wesentlich und sehr vorteilhaft gegen früher geändert.

Die vielen Kolossalbauten, die die Gemeinde aufgeführt hat und noch weiter errichtet, haben nicht nur ganzen Stadtteilen ein neues Aussehen verliehen, sondern auch

eine neue Wohnkultur

geschaffen. Während von je 1000 vor dem Kriege in Wien erbauten Meinwohnungen 953 teine Wasserleitung(!) und 921 feinen Abort( 1) in der Wohnung hatten, ist beides in den Neubauten der Gemeinde in jeder Wohnung vorhanden. Während damals von je 1000 Kleinwohnungen nur 62 ein Borzimmer hatten, ist das jetzt bei drei Viertel aller neuen Gemeindewohnungen vorhanden. Die derzeit zur Ausführung fommenden Typen sind Wohnungen von 40m²( 3immer, Kammer, Küche, Borzimmer und Abort), von 48( noch eine Kammer dazu) und 55( 2 3immer, Küche, Kammer, Abort) Flächeninhalt. Die lichte Raumhöhe beträgt 2,8 m. In allen Anlagen sind große gärtnerisch ausgestattete Höfe vor­handen, die den Kindern des Hauses als Spielplatz dienen. Zur geregelten Leitung und Beaufsichtigung der Kinder werden in den größeren Wohnungsanlagen eigene städtische Kinder­gärten und Kinderhorte

errichtet. Gegenwärtig find 36 Kindergärten, 13 Sorte und

8 Mütterberatungsstellen in den Gemeindeneubauten untergebracht. Bei Anlagen mit mehr als 300 Wohnungen werden maschinelle Dampfwäschereien mit Kochfessel, Waschmaschinen, Dampf­trocknungsanlagen usw. eingerichtet. Die meisten Wohnungsanlagen enthalten auch Brause- und Wannenbäder. Für die Benügung der Waschküche und der Badeanlagen werden nur die Betriebskosten und für die maschinelle Einrichtung ein Tilgungsbeitrag erhoben. Der Mietzins in diesen Häusern beträgt etwa ein Achtel ber Bor­friegszinje ähnlicher, aber schlechterer Wohnungen. Das ist nur möglich, weil die Gemeinde auf jede Berzinsung des Bau­tapitals verzichtet und weil die Sozialdemokratie den Mieter­schutz nicht beseitigen läßt.

In vielen neuen Bartanlagen sind Planschbecken für die Jugend errichtet worden. Die Zahl der Kinderspielplätze in den

,, Nicht mit dem Rüstzeug der Barbaren

Mit Flint und Speer nicht fämpfen wir. Es führt zum Sieg der Freiheit. Scharen, Des Geistes Schwert, des Rechts Panier."

,, Spießers Maifeier?" Das schreiben Leute, die noch nicht dabei waren, als die Arbeitsruhe am 1. Mai noch mit schweren persönlichen Opfern, mit Maßregelung und Aufnahme in die schwarzen Listen der Unternehmerverbände verbunden war.

Gelbstmord der Gattin Werner Krauß '. Am letzten Sonnabend ist Frau Paula Krauß, die Gattin des Schauspielers Werner Krauß , mit der er in mehr als 20jähriger Ehe verbunden war, an den Folgen einer Beronal vergiftung in der Dahlemer Villa des Künstlers gestorben. Baula Krauß, geborene Senger, war mit Werner Krauß seit mehr als 20 Jahren verheiratet. Der Ghe entstammt ein 16jähriger Sohn. In letzter Zeit hatte das Verhältnis der beiden Ehegatten eine Trübung erfahren, da Frau Krauß, deren Gesundheitszustand selbst nicht der beste war, zu der Annahme Grund zu haben glaubte, daß ihr Mann eine Trennung von ihr beabsichtige. Es tam deshalb zu heftigen Auftritten und Frau Krauß wandte sich in ihrem frant­haft erregten Zustande noch vor etwa 14 Tagen an Freunde, die fie um eine Intervention bat, wobei sie zugleich erklärte, daß sie mit dem Leben Schluß machen würde, wenn die Harmonie ihrer Ehe sich nicht wieder herstellen lasse. Obwohl man versuchte, die sichtlich übernervöse Frau zu beruhigen, war es doch nicht möglich, sie vor dem angedrohten Schritt zu bewahren. Frau Strauß besorgte sich eine größere Dosis des Schlafmittels, das fie am Sonnabend morgen zu sich nahnt. Erst am Nachmittag wurde die Vergiftung entdeckt. Man schaffte die Lebensmüde in ein Sanatorium, mo jedoch die sofort vorgenommenen ärztlichen Eingriffe den Tod nicht abzuwenden vermochten. Die Beifegung hat in aller Stille ftattgefunden.

öffentlichen Gärten steigt von Jahr zu Jahr, die Zahl ber Sonnenbäder braucht nicht mehr vergrößert zu werden, denn die bestehenden reichen auch für den stärksten Besuch aus

Alte Friedhöfe wurden in Gärten umgewandelt. Schon 1905 war ein Gebiet von 4300 Heftar als Wald- und Wiesengürtel er­flärt und vor der Bebauung geschützt worden. 1924 hat die Gemeinde abermals 888 Hektar zum Partschuhgebiet erhoben und ein Bauverbot hierfür ausgesprochen. Gegenwärtig beträgt die Zahl der Anlagen 410( gegen 351 im Jahre 1913) mit 2 480 000( gegen 1,9 millionen vor dem Kriege).

16 430 000 Quadratmeter find seit dem Kriegsende Gemeinde. besig geworden.

Die Gemeinde vereinigt heute 26,51 Prozent der Wiener Boden­fläche in ihrer Hand und wenn Straßen und Gewässer mitgerechnet werden, fogar 36,78 Prozent,

Ein hervorstechendes Merkmal Wiens ist seine Reinlich= teit. Pflasterung, Säuberung und Beleuchtung der Straßen mußten nach dem Kriege um- und neugestaltet werden. Hierbei ging man zu bisher wenig verwendeten Systemen über und machte sich die amerikanischen Erfahrungen zunuze. So hat die Gemeinde 18 Rehrzüge eingerichtet, von denen 10 im ständigen Nacht­betrieb find. Jeder Kehrzug hat in 8 Stunden eine Leistung von 70 Rilometern, was einer Reinigungsfläche von rund 320 000 pro Zug entspricht. Die 10 Kehrzüge vermögen 60 Prozent jämt­licher gepflasterten Straßen Wiens täglich zu reinigen. Ein großer Fortschritt in der Bekämpfung der Staubplage wurde durch die Delung der gepflasterten Straßen erzielt. Alljährlich werden 2 Millionen Quadratmeter Straßenflächen imprägniert, das sind rund ein Drittel der gepflasterten Straßen.

Sehenswert und international anerkannt ist

Wien als Bäderstadt.

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Zum alten Donaustrandbab..Gänsehäuft" gesellten sich in der Nach friegszeit eine Reihe Sand- und Strandbäder. Das städtische Red.) Bad Europas. Hallenbad ,, Amalienbad " ist das größte( und sicher auch das schönste.

Zahlreiche Studienkommissionen des Auslandes, die Wien be­suchten, haben seine Einrichtungen auf dem Gebiete der Wohnkultur und Hygiene als mustergültig gerühmt. Wir erwähnen in diesem Busammenhange auch die verschiedenen Institutionen, die die Ge­meinde in den Dienst der

Jugendfürsorge

gestellt hat, so das Jugendamt, die Ausspeiseaktionen, die Kinder­spitäler, Kinderübernahmestellen usw., die immer wieder das Inter­effe des Auslandes an sich ziehen. So hat man also in den letzten zwölf Jahren sehr viel an dem äußeren Bilde Wiens und an der inneren Struktur geändert. Wer Wien in dieser Zeit noch nicht ge­sehen hat, wird unendlich viel Neues finden, was schön und sehens wert ist. Dagobert Stein.

Werwolf Bombiers freigelassen

Haftprüfung vor dem Untersuchungsrichter

Hamburg , 29. April. Oldesloe und Neumünster hatten die beschuldigten sieben In dem Verfahren wegen der Bombenanschläge in Mitglieder des Hamburger Werwolfs die mündliche Verhandlung wegen der von dem Ermittlungsrichter erlassenen Haftbefehle be­antragt. In dem vor dem Amtsgerichtsrat Seydlig in Altona ab­gehaltenen Haftprüfungstermin waren sämtliche Beschuldigten mit ihren Verteidigern erschienen. Die Haftbefehle der Beschuldigten Dr. Hellmann, Koch, von Wilamowig- Möllendorff, Hambrot und Ammermann wurden aufrechterhalten. Die Haftbefehle gegen. Müller und Kienitz wurden entsprechend dem Antrage der Verteidi­gung aufgehoben, da das Gericht einen dringenden Tatverdacht nicht mehr feststellen fonnte. Die Boruntersuchung wird von dem politischen Dezernenten der Staatsanwaltschaft Altona , Dr. Behrens, in etwa einer Woche beantragt werden. Zuvor soll geprüft werden, ob das Verfahren wegen der Bombenanschläge nicht mit dem gegen den Hamburger Werwolf schwebenden Verfahren wegen Bor­bereitung des Hochperrats im Zusammenhang steht. Rehling bleibt in Haft.

Altona , 29. April.

Auf Grund des vor einigen Tagen erfolgien Geständnisses bes ehemaligen Polizeihauptmanns Nidels, durch das der Uhrmacher und Juwelier Rehling start entlastet worden ist, hatte der Berteidiger Rehlings Haftprüfungstermin beantragt, der gestern vor der großen Straffammer des Altonaer Landgerichts ftattfand. Als Zeugen wurden Nickels und be: Kraftwagenbefizer Wiborg- Lunden vernommen. Der Haftbefehl gegen Rehling wird aufrechterhalten.