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Beilage

Dienstag, 29. April 1930

Der Abend

Shalausgabe des Vorwäre

Wärme, Wasser, Bewegung

Ein Ueberblick über die physikalischen Heilmethoden

Unter physikalischer Therapie versteht man alle Heil, lichen Temperatursteigerung( Hyperthermiebehandlung) die Ent­methoden, die von außen als Reize an den Körper herangebracht, den franken Organismus verändern sollen, und zwar hauptsächlich burch die Regulierungen und Abwehrmaßnahmen, mit denen der Organismus auf diese Reize reagiert.

Das Hauptangriffsmittel der physikalischen Therapie ist die Haut, deren zahlreiche Nervenenden die äußeren Reize in den ganzen Körper meiterleiten und dadurch die Muskulatur, das Biut­und Blutdrüsensystem, die inneren Organe und Gewebe beeinflussen. Da die Hautgefühle wie die anderen Wahrnehmungsorgane auch das menschliche Seelenleben mit der Außenwelt verbinden, der es sich anpassen muß, so kommt fast allen physikalischen Heilmaßnahmen eine seelische Nebenwirkung zu, die in der Veränderung der Stimmung, der Schmerzlinderung oder der Ablenkung von anderen Empfindungen besteht. Bisweilen wird sogar diese seelische Beein­flussung zur Hauptwirkung.

Es ist klar, daß bei so weitgehenden Wirkungen die Dosie­rung der physikalischen Reize eine große Rolle spielt. Jeder Körper verarbeitet die einzelnen Reize anders, und was dem einen noch nüglich ist, kann dem anderen schon schaden. Ferner können schwache Einwirkungen Gutes wirken, wo vielleicht starte oder länger an­dauernde Einwirkungen desselben Mittels schädlich find.( Ganz ähnlich ist es ja auch bei den chemischen Giften.) Man beginnt des­halb meist mit schwachen Dosierungen, die man langsam steigert.

In dem Maße, in dem sich in der modernen Medizin der Ge­danke durchsetzte, daß nicht die Organe erkranken, sondern der Mensch, haben auch die physikalischen Heilmethoden an Bedeutung gewonnen. Einige von ihnen sind auch von der offiziellen Medizin immer angewendet worden, während andere physikalische Verfahren, die in der Volksmedizin seit altersher bestanden, gern etwas ver­ächtlich als Naturheilmethoden" bezeichnet wurden. Schließlich hat die Schulmedizin wie mit der Homöopathie so auch mit diesen Metho­den Frieden geschlossen, und heute fann wohl unbeschadet aller Be­mühungen um eine möglichst weitgehende ursächliche Therapie der Sazz als feststehend gelten: Bir heilen nicht die Krant. heit, sondern den Kranten.

Wärme und Wasser.

Die Wärmeentziehung zu Heilzweden( Kälte- oder Frigotherapie) ist eine der ältesten physikalischen Heilmethoden. Die Kälte reizt die Kälte- und zum Teil auch die Tastnerven der Haut und erhöht die Reflegerregbarkeit. Wichtig ist hier aber vor allem die psychische Wirkung, die je nach der Anwendungsweise verschieden ist: Bei plöblicher, ausgedehnter Kälte empfindung mird eine Stärkung des Willens durch Ertragen von Unluftgefühlen er: zielt. Bei Neurasthenie( reizbarer Nervenschwäche) kann der Patient dadurch von franthaften Unluftgefühlen abgelenkt werden. Andere michtige Reaktionen des Körpers find eine Berlangsamung und gleichzeitige Verstärkung der Herztätigkeit und tiefere Atmung. Bei mehr. andauernder und milderer Anwendung von Kälte ( Backungen und vor allem Luftbad) tritt eine beruhigende Wirkung ein.

Besonders günstig wirkt aber die Kältetherapie auf das Gefäß­system ein. Die glatte Hautmuskulatur und dadurch die Gefäße ziehen sich zusammen, der Blutdruck erhöht sich.( Deshalb fann auch bei zu plötzlicher und zu ausgedehnter Anwendung, z. B. menn jemand in start erhitztem Zustand in sehr taltes Wasser springt, ein Schocktod eintreten.) Nach Aufhören der Gefäßperengerung folgt dann eine um so größere Erweiterung und bessere Durch blutung der Haut. So find z. B. Schneeabreibungen ein seit alten Zeiten bekanntes Mittel gegen Erfrieren. In einzelnen Fällen, etma bei Neigung zu Muskelfrämpfen infolge dauernden Stehens, ist es ratsam, diese Anpassung des Gefäßsystems durch direkte An­wendung von abwechselnder Wärme und Kälte zu unterstützen. Zu einer solchen Gefäßgymnastit" verwendet man jogenannte Wechselbäder, d. h. abwechselnde Bäder der zu behandelnden Rörperstellen( in unserem Beispiele der Füße) mit heißem und taltem Wasser.

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Eine mindestens ebenso große Rolle wie die Wärmeentziehung spielt in der Heilkunde die Wärmezufuhr( Thermotherapie). Sie wirkt im allgemeinen weniger intensiv als die Wärmeentziehung und es tritt daher die Reizwirkung auf die Hautnerven erst bei höheren Wärmegraden als den gewohnten auf. Die mäßige Wärme­zufuhr wirkt meistens beruhigend, nur selten erregend. Dagegen hat starke Hige fast immer eine erregende Wirkung( z. B. heiße Kurzbäder). Die Gefäße werden durch Wärme geweitet, und so wird durch stärkere Durchblutung eine Regulierung erzielt.

Will man eine starke Durchblutung( hyperämie) nur an einzelnen Körperstellen hervorrufen( örtliche Thermotherapie), so können dazu heiße Breiumschläge( oder der sogenannte Thermophor), heiße Luft, elektrische Heizkissen und namenlich Packungen mit Fango( einem vulkanischen Schlamp, in Deutschland   vorzugs weise in der Eifel   vorkommend) angewendet werden. Wünscht man eine größere Tiefenwirkung zu erzielen, so bedient man fich der elektrischen Durchwärmung, der sogenannten Diathermie. Ein wichtiges Wärmeregulierungsmittel ist der Schweiß. Bei gesunder Herzkraft fönnen Schwißturen durch ausge breitete Wärmeanwendung ganz vorzügliche Wirkungen bei den verschiedensten Krankheiten auslösen, insbesondere bei Infektionen, Erkältungen, Gicht, Gelenfrheumatismus und Magen- Darm­fatarrhen.

Wärmezufuhr ohne den regulierenden- Ausgleich durch schnellere Durchblutung oder Schweißausbruch fann zu gefährlicher Ste gerung der Körpertemperatur führen. So fommt es bei äußerer Hize und starter Eigenbewegung nicht selten zum Sigfchlaa, wenn die Kleidung nicht eine rasche Abfühlung der Körperoberfläche und die Berdunstung des Schweißes gestattet. Körperliche Arbeit bei starker Sonnenhize sollte daher nur in poröser, lose anliegender Bekleidung oder teilweise unbekleidet verrichtet werden.

Der künstlichen Erhöhung der Körpertempera tur in geringerem Grade kommt jedoch eine heilende Wirkung ( ähnlich wie dem Fieber) zu. Der schnellere Blutumlauf beschleunigi den Stoffwechsel und erhöht so die Abwehrkräfte des Körpers gegen Krankheitsteime. Hiermit fann man auch überschüffige Fette zum Berfall bringen, und so find das Hauptanwendungsgebiet der fünft­

fettungsturen durch heiße Wasser- und Dampfbäder und insbesondere durch Sand-, Moor- und Schlammbäder. Doch ist anch für diese Behandlung wie für die Schwizturen ein gesundes und träftiges Herz unerläßliche Voraussetzung.

Die heilende Anwendung des Wassers ist nur eine besondere Abart der Wärme- bzw.( meift) Kältetherapie. Hier kommt noch eine mechanische Wirkung dazu, z. B. im Wellenbad, bei Duschen und Abreibungen. Bei Kaltwafferturen dient diese mechanische Ein­wirkung der Herbeiführung einer schnelleren und stärkeren Reaktion auf den Kälteeinfluß, also einer Berstärkung der indirekten Wirkung: Der Gefäßverengerung folgt rascher und intensiver die Erweiterung und wärmende Durchblutung, die äußerlich an der Rötung der Haut sichtbar wird.

Elektrizität und Luft.

Die Elektrizität wird in der Heilkunde nicht nur zur Wärmeerzeugung angewendet( Heizkissen, Diathermie), sondern auch zum Zweck der örtlichen Reizung franter Nerven, um sic funktionstüchtiger zu machen. Eine andere wichtige Verwendungs nicht um Wärmestrahlen handelt, besteht hier das wirksame Brinzip möglichkeit der Elektrizität ist die Bestrahlung. Soweit es sich je nach der Art und der Dosierung der Strahlen in der Zerstörung und Hemmung oder in der Reizung des Gewebeaufbaus. Zur Reiz­strahlentherapie gehört die Höhensonnenbehandlung, die insbesondere auf die Haut einwirkt( Farbstoffbildung) und gewisse Arten der Röntgenbestrahlung( Reizstrahlen"), die z. B. mit gutem Erfolg zur Behandlung von durch Drüsenstörungen( endo­trin) bedingten Entwicklungshemmungen benutzt werden können frin) bedingten Entwicklungshemmungen benutzt werden können ( Infantilismus, Zwergwuchs u. a.). Dagegen kann die hemmende Röntgen bestrahlung 3. B. zur teilweisen Unfruchtbar machung( Sterilisierung) des Mannes und der Frau verwandt werden.

Das zur allgemeinen Hygiene so nützliche Luftbad ist natür­lich ebenfalls teilweise ein tältetherapeutisches Mittel. Es dient durch die mit ihm verbundene Abhärtung( Beränderung der Wärme­regulierung) freilich mehr der Vorbeugung als der Heilung und bietet so ein ausgezeichnetes Gegengewicht gegen die ständig zu nehmende Berweichlichung des sogenannten zivilifierten Menschen. Die kräftigende Wirkung des Luftbades wird unterstützt durch die meist damit verbundene Sonnenbestrahlung und durch die Bewegung( Gymnastik, Tanz). In dieser Verbindung hat das Luftbad als Na dtfultur" vor allem auch einen außerordentlich günstigen feelischen Einfluß; es schafft frohe Stimmung und hebt die Lebensfreude, was gerade für den täglichen Er stenzkampf des

Proletariers von der allergrößten Bedeutung ist. Von Kindheit an in die Erziehung eingebaut( sogenannter Nadterziehung), wird die Gewöhnung an regelmäßige Freiförperkultur natürlich auch be­freiend und zugleich festigend auf die moralische und sexuelle Ent­wicklung einwirken.

Bewegung und Ruhe.

ganze Körper wird dabei geübt, und dazu kommt noch die Einwir fung der Höhenjonne und der Bergluft. An nächster Stelle mären die Bewegungsübungen der Leichtathletit und Gymnastit zu nennen. Diese beiden Arten der Leibesübung sind dem alten Geräteturnen unbedingt vorzuziehen, das durch seine einseitige Aus­bildung des Schultergürtels anstatt des viel wichtigeren Becken­gürtels die Menschen häufiger der bildet als ihrer Gesundheit ge­nüßt hat. Vom Wassersport ist Rudern und Schwimmen zu empfehlen, während das Paddeln namentlich für Frauen nicht immer ganz ungefährlich ist. Beim Paddeln wird nämlich der Unter­förper zu wenig durchblutet, so daß der Kontrast zwischen dem erhigten Oberförper und dem ruhigen und in einer fühleren Lus:- schicht liegenden Unterleib die Entstehung von Unterleibsleiden be­günstigt. Alle anderen Sportarten sind, wenn nicht übertrieben, durchaus zu empfehlen, besonders die Ballspiele, das japanische Ringen( das im Gegensatz zum deutschen Ringen besonders weich und geschmeidig macht), das Sportfechten usw.

Mehr eine mechanische als eine Bewegungstherapie ist schließlich die Massage. Ihre Anwendung ist qußerordentlich vielseitig. Die Wirkung der Massage beruht auf der Erregung der Haut- und Muskelnerven, der Verschiebung von Blut und Lymphe und der stärkeren Durchblutung der massierten Gewebepartien. Die Massage fann Schmerzen mildern oder. ganz beseitigen und Krämpfe lösen.

Betrachten wir die physikalischen Reize und ihre Wirkungen auf den Menschen im ganzen, so zeigt uns das ewige Wechselspiel zwischen Bewegung und Ruhe, Wachen und Schlafen, Erwärmung und Abkühlung und auch zwischen Spannung und Entspannung bei den Leibesübungen, in der Ernährung und in der sexuellen Lebens­weise, daß die größte Lebensweisheit in einem möglichst un­gezwungenen Ablaufenlassen dieses Rhythmus des Leben­igen besteht. Ein Zuviel oder Zuwenig des einen ist stets vom lebel, weil es diesen Rhythmus stört. Das ist der tiefe Sinn der Redensart von der goldenen Mittelstraße", die nicht im Vermeiden jeglicher Seitenwege", sondern im dauernden Ausgleich der Ewald Bohm, Gegensäge liegt.

Radium, Röntgenstrahlen,

Vererbung

leber hervorrufung neuer erblicher Merts male durch physikalische und chemische Reize" sprach fürzlich Professor Dr. Erwin Baur   in der An­thropologischen Gesellschaft. Die zur Klärung. dieses Problems von dem Vortragenden und schon früher von Muller angestellten

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Versuche und deren Ergebnisse haben nichts mit der alten Streitfrage der Vererbung erworbener Eigenschaften" zu tun. Von einer Ber­erbung solcher Eigenschaften, die ein Individuum als Reaktion auf eine veränderte Umwelt oder von außen tommende Einflüsse oder Eingriffe selbst erwirbt und die an ihm selbst erkennbar sind( Modi­fikationen), fann nach wie vor teine Rede sein. Dagegen sind spontane Aenderungen des Keimgefüges ohne erfenbare r.

a che( Mutationen) häufiger als man bisher glaubte. In der Nach­

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tommenschaft eines gleicherbigen Paares oder wenn es sich um treten Selbstbefruchter handelt: eines reimerbigen Individuums folche Mutationen normal in einer Häufigkeit von etwa 5 Broz. auf. Erbliche Eigenschaften( Rassenmerkmale) find entweder begründet im Bau der Keimzellen auf den Kernschleifen( Chromosomen), und zwar streng lokalisiert. Bei gut analysierten Arten, z. B. der Tau­fliege oder dem Löwenmaul, letztere Baurs Studienobjekt, kann man geradezu eine topographische Karte" der erblichen Merkmale ent­merfen. Solche Eigenschaften und ihre im Chromosomengefüge eben­falls erkennbaren Aenderungen( Faftormutationen) vererben fich nach den Mendelschen Gesetzen. Die ungeheure Maffe von Rassen beruht auf einer relativ geringen Zahl primitiver Erbfaktoren und ihrer Kombinationen. Die beiden anderen Möglichkeiten, daß die Erbmerkmale auf Eigenschaften des Plasmas oder bestimmter Körper außerhalb des Kernes( Plastiden) beruhen, sind pon geringer Be­deutung. Ihre Vererbungsweise ist abweichend.

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Damit hätten wir schon eine andere Gruppe der physikalischen Heilmethoden berührt, die Bewegungstherapie. Jede Be­wegung führt zu einer teilweisen Entblutung( Gefäßverengerung) der Eingeweide und zu einem verstärkten Blutzufluß zum Herzen, zum Gehirn und zu den äußeren Körperteilen; die Gefäße der Muskeln werden geweitet. Infolgedessen ist die Bewegung in her vorragendem Maße geeignet, die Gefäße möglichst lange elastisch zu erhalten. Reichliche Bewegung ist also das beste Borbeu gungsmittel gegen die Arteriosklerose( Gefäß verkalkung), die typischste und störendste Alterserscheinung. Die er­höhten Anforderungen, die jede Bewegung an die Anpassungsfähig feit des Herzens stellt, machen die Bewegung auch zu einen guten Herzkräftigungsmittel. Angehörige stehender oder sigender Berufe sollten deshalb des Ausgleichs wegen für entsprechende Be­wegung während ihrer Freizeit sorgen, z. B. den Dienstweg zu Fuß zurücklegen. Bei alternden Menschen mit bereits beginnender Arteriosklerose ist mäßige( geübte) Bewegung immer noch ein gutes Durch start wirkende physikalische und chemische Mittel mie Heilmittel, um so mehr, als eine geübte Bewegung, die den Radium oder Röntgenstrahlen ließ sich die Anzahl der Bulsschlag nicht wesentlich beschleunigt, durch Erweiterung der Ge fäße und ertiefte Atmung im allgemeinen ohne Erhöhung des Blut- Mutationen ungeheuer steigern. Während die behandelten oder besser mißhandelten Pflanzen selbst teine Aenderungen auf­drucks möglich ist. Für beginnende Herzleiden gilt das gleiche. Die mit einigen Bewegungen verbundene Atmungswiesen, traten in der Tochtergeneration bis 75 Broz. erbliche Ab­gymnast it( tiefe Ein- und Ausatmung) ist besonders für lungen- Die einzelnen Arten verhalten sich verschieden: Hafer z. B. ändert weichungen auf, und zwar Faftormutationen, Raffenneubildungen. schwache Menschen aus tuberkulösen Familien zu empfehlen, ferner taum ab. Die Nenderungen bestehen in Mißbildungen, Stenitität, aber auch bei Herzschwäche, da die vertiefte Atmung stets mit einer gesteigerten Herztätigkeit( Weitung des rechten Herzens) einhergeht. Bildung von Wucherungszellen, die tierischem Krebs auffällig ähn Die verstärkte Herztätigkeit und dadurch auch schnellere Strömung lich feben u. a. Auf Reize von geringerer Stärtestarter Tem­des Venenblutes lassen die Atmungsgymnaftit im übrigen auch bei peraturwechsel, Zentrifugieren mit 10 Proz. Alkohol Leber- und Gallenleiden und bei weiblichen Bedenerkrankungen erst die Entelgeneration mit verstärkter Mutation, während die Ber­fuchsabjekte selbst und die Tochtergeneration unverändert blieben! angezeigt erscheinen. Das Ergebnis der bisherigen Versuche ist also: Quantitative Steige rung der Erbänderungen. Db auch eine Beziehung zwischen Qualitär der Reize und Qualität der Aenderungen besteht, läßt sich gegen= wärtig noch nicht beurteilen. Ansätze sind da. Weitere Versuche, vor allem mit höheren Tieren, werden diese Frage zu klären haben. Ebenso wie die Zahl der normalen Erbänderungen wird auch die irfung der Auslese durch die Umwelt gewöhnlich unter­schäßt. Die Ginheitlichkeit der Individuen einer Art am gleichen Standort ist nur scheinbar. Die neu auftretenden Formen werben durch die Umwelt unterdrückt. Die Eristenz der zahlreichen Menschen­reffen und ihrer Mischungen erflärt sich daraus, daß der Mensch­wie Haustiere und Kulturpflanzen der natürlichen Auslese ent­zogen ist bzw. fich ihr selbst entzogen hat. Systematische Auslese von Mutanten aber tönnte es ermöglichen, in der Zeit von etwa zehn Jahren z. B. Rinder ohne Beine zu züchten! Bor weitergehenden Folgerungen auf die Anthropologie bzw. Raffenfunde warnte der Vortragende. Für die medizinische Pragis aber, die zur Zeit mit starken Mitteln wie Radium, Röntgenstrahlen( temporäre Sterilisation!), starten Chemikalien( Salvarjan, tolloidale Metalle usw.) arbeitet, ergibt sich die Notwendigkeit zu untersuchen, ob nicht auch beim Menschen wie bei den Pflanzen durch diese Mittel Erb­änderungen frankhafter Art in der Entelgeneration auftreten.

Wegen des Verbrauchs von chemischer Energie, d. h. wegen der Steigerung des Stoffwechsels, den die Bewegung beansprucht, hat die Bewegungstherapie bei Fettleibigkeit und Gicht, bisweilen auch bei 3uderfrankheit, gute Seilwirkungen. Erheblich größeren Wert als die ebene Gehbewegung hat für diese Heilzwecke das Bergsteigen; denn hierbei wird vom menschlichen Körper etwa die zehnfache chemische Energie aufgewendet als für die ebene Fort­bewegung

Aus ben wichtigen Kreislaufperänderungen bei der Bewegung ergibt sich, daß die sportlichen Leibesübungen nicht nur vorbeugenden, sondern auch mannigfachen heilenden Bert haben fönnen, vor allem bei Herz- und Gefäßneurofen und bei reizbarer Nervenschwäche( Neurasthenie); in diesen beiden Fällen auch durch ihre Billensschulung: ferner aber auch bei Rheumatismus   und Gicht und bei Anfälligkeit gegenüber Erfältungen und Katarrhen. Andererseits fönnen falsche und übertriebene Leibesübungen erft Krankheiten herbeiführen, vorzugsweise Herzerkrankungen durch Ueberanstrengung. Die Sportphysiologie steckt noch in den An­Heberanstrengung. Die Sportphysiologie steckt noch in den An­fängen, doch lassen sich einige grundsägliche Zusammenhänge schon heute feststellen. Die besten Leibesübungen für die allgemeine heute feststellen. Die besten Leibesübungen für die allgemeine Körperfräftigung sind die Dauerübungen, alfe vor allem Wan­dern und Stilaufen. Besonders der Stisport ist ein ideales Mittel zur Durcharbeitung aller Muskeln und Organe. Fast der

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reagierte

Dr. Kurt Lewin  ,