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Beilage Dienstag, 6. Mai 1930

Auswirkungen

der Säuglingsfürsorge

Wir gedachten bereits am 1. Mai des 25jährigen Be­stehens der Berliner   Säuglingsfürsorge. An dieser Stelle lassen wir einen Artikel folgen, der die Auswirkungen der Säuglingsfürsorge behandelt.

Am 1. Mai 1905 eröffnete die Stadt Berlin   die ersten Säug­lingsfürsorgestellen. Auf Beschluß der Waisenverwaltung sollte in diesen Stellen Müttern und Pflegemüttern unentgeltlich ärztlicher Rat über Wartung und Ernährung der Kinder erteilt werden. Insbesondere sollten die Stellen Aufklärung geben über die Vorzüge der natürlichen Ernährung gegenüber jeder anderen Nahrung. Schon im Jahre 1905, also 9 Jahre vor der gefeßlichen Einführung des Stillgeldes, gab Berlin   den bedürftigen Wöchnerinnen Stillprämien und leitete damit eine großzügige Stillpropaganda ein.

Der Abend

Spätausgabe des Vorwäre

Was ist Leben?

Wir wissen es nicht!

Bewegung und Atmung sind die ältesten Kennzeichen des| auf. Allein auch hier stoßen wir auf gewisse Schwierigkeiten, denn Lebens. Was sich bewegt, ist lebendig, so lehrt die primitive Logit wiederum zeigen nicht alle lebenden Gebilde solche Reizbewegungen. der Naturvölker, und dieses Argument gilt mit gewissen Variationen Es gibt Ganglienzellen, Nervenzellen, Drüsenzellen, an denen Be­auch im Bereich der modernen Biologie. Von der bewußten Muskel- wegungen in gar feiner Form auftreten. Hier hilft uns auf der bewegung des Menschen bis zu den Flimmerbewegungen, mit denen Suche nach dem Geheimnis des Lebens mur eines weiter: Der das Propellertierchen sich fortbewegt oder zu den Piasmaftrömungen Nachweis elektrischer Spannung: der Pflanzen führt eine reiche Stala von Bewegungserscheinungen, deren Vorhandensein immer ein untrügliches Merkmal des Leben­digen ist.

Ebenso zahlreich sind aber die Fälle, in denen das Bewegungs­friterium versagt, wo Leben vorhanden ist, ohne daß es sich in Den Fürsorgestellen angeschlossen waren Milchküchen, durch spontanen" Bewegungen äußert. Der schlafende Mensch, der be­die in besonderen Fällen, in denen das Kind nicht gestillt werden täubte, der bewußtlose, die Pflanze in gewissen Stadien, einzelne konnte, unter ärztlicher Aufsicht die für das Kind geeignete Nah- Bellen und ganze Zellenverbände leben, ohne irgendwelche Be­rungsmischung hergestellt und abgegeben wurde. Eigentlich war wegungserscheinungen zu zeigen. Zum Nachweis des Lebens dient das der erste Beginn der Behandlung in der Fürsorge", die sich dann ein anderes Merkmal, die Atmung. Sie ist eine Eigen­heute zu einem großen Kampfobjekt ausgewachsen hat. Da schaft, welche an einfachsten wie kompliziertesten Organismen beob. mals allerdings war der Umfang der Fürsorge noch so gering, daß achtet werden kann. Der Verbrauch von Sauerstoff und die Er­niemand den gewaltigen Aufschwung, den sie nehmen sollte, er- zeugung von Rohlensäure bildet einen wichtigen Teil des Stoff­warten konnte. Die Krankenkassen hatten noch keine Familienverwechsels der Belle. Das Enderzeugnis der Atmung muß nicht sicherung, die beratenen Frauen und Kinder famen als zahlende unbedingt Kohlensäure sein. Es gibt auch lebendige Wesen, Orga­Patienten für die praktizierenden Aerzte kaum in Betracht. Da man nismen allerdings von sehr seltsamer Art, welche anorganischen finanziell feine Gefahr für die freie Praxis fürchtete, erkannte Stoffen Sauerstoff entnehmen und dabei Schwefelwasserstoff, man restlos den sozialen Wert der Einrichtung an und erst viel Schwefelsäure, ja Wasser( aus Wasserstoff) und ja petrige Säure später, als die Säuglingsfürsorge sich zu einem bedeutenden Zweig( aus Ammoniak) bilden. Einzelne Organismen fommen auch ohne der sozialen Fürsorge entwickelt hatte, tauchte die Behaup- Sauerstoff aus. Einer der beiden Stoffe muß aber immer vor­tung auf, die nie erwiesen oder glaubhaft gemacht werden konnte, handen sein, und daß generell eine Behandlung in der Fürsorge nicht sachgemäß er­folgen fönne!

Die Geburtenziffer in Berlin   war vor 25 Jahren noch relativ hoch, immerhin mar aber seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein deutliches Absinken bemerkbar. In den Jahren

1872-78 schwanfte die Geburtenzahl zwischen 40 und 45 v. T. 1905 war sie auf 24,6 v. T. gesunken. Die Säuglingssterb­lichkeit hatte sich in den 70er Jahren zwischen 30 und 33 Proz. jelben Maße zurückgegangen, wie die Geburtenzahl. Der Geburten­bewegt und betrug 1905 noch 20,6 Proz., war also nicht in dem überschuß, der 1876 noch 15,6 v. L. betrug, war 1905 auf 7,5 v. I. gefallen. Mit der Erichtung der Säuglingsfürsorgestellen tat Berlin  den ersten Schritt zu einer sozialen Bevölkerungspolitik mit dem Ziele, vorhandenes Leben zu erhalten und den Familien die Auf­

zucht der Kinder zu erleichtern.

Bald stellte sich die Notwendigkeit Heraus, nicht nur den Säug­ling, sondern auch das Kleinkind, bis zum Beginn der Schul­pflicht, zu betreuen. Durch die guten Erfahrungen der Einrichtung ermutigt, dehnte man im Jahre 1911 das Arbeitsgebiet aus und bezeichnete seither die Stellen als Säuglings- und Kleinkinderfür­jorgestellen". Während zunächst von der Kleinkinderfürsorge nur

zögernd Gebrauch gemacht wurde, stieg die Frequenz schnell an, als in den Kriegs- und Nachkriegsjahren die Ernährung und Versor­gung der Kinder immer schwerer wurde. Der Not der Zeit Rech nung tragend, wurden die Fürsorgestellen ausgebaut, so daß heute die gesamte wirtschaftliche und gesundheitliche Betreuung der Säuglinge und Kleinkinder bei ihnen zusammen­

läuft.

ergeben.

Eine Fülle von neuen Aufgaben haben sich im Laufe der Zeit Den Fürsorgestellen ist die Ueberwachung sämtlicher Pflege: finder und sämtlicher unehelicher Kinder übertragen, auf Grund des Reichs- Jugend- Wohlfahrtsgesetzes. Sie führen ferner die Aufsicht über die Krippen, Horte, Kindergärten usw. Alle unehelichen Kinder und alle Kinder, die nicht vorwiegend von der Mutter gepflegt werden, sondern sich in fremder Obhut befinden, find als besonders gefährdet anzusehen. Die laufende Betreuung durch den Fürsorgearzt und die Fürsorgerin ist für den Schutz dieser Kinder ein äußerst wichtiger Faktor geworden. Der regel mäßige Besuch der Fürsorge ist erforderlich für den Be­zug der städtischen Stillbeihilfe und der Freimilch, die die Stadt an die Kinder der Erwerbslosen und sonstigen Hilfsbedürftigen aus­gibt. Forderung des regelmäßigen Besuches der Fürsorgestelle iſt 1 t etwa eine bürokratische Schifane, wie es in vöger Unkentnis von den Kommunisten behauptet wird. Die Kinder, die in schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen aufwachsen, find stets auch in ihrer gesundheitlichen Entwicklung gefährdet. Die ständige ärztliche Aufsicht ist also eine Maßnahme, die durchaus im Interesse der Kinder liegt, und das wird auch von der Bevölkerung willig anerkannt.

Die höchste Sterblichkeit ist in den ersten Lebenswochen zu ver­zeichnen. Es ist daher wichtig, daß die Fürsorge so früh als möglich einsetzt. Es sind heute in 81 städtischen Fürsorgestellen 120 Aerzte und 203 Fürsorgerinnen tätig. Man beschränkt sich nicht darauf, die Frauen zu beraten, die von selbst tommen, son­dern es wird eine umfangreiche, nachgehende Fürsorge ausgeübt. Durch Hausbesuche bringen die Fürsorgerinnen Aufklärung über die Notwendigkeit einer rechtzeitigen und regelmäßigen Betreuung, fie überzeugen sich davon, ob die ärztlichen Ratschläge befolgt werden und sie sorgen für Abhilfe, wenn sie in einer Familie einen besonderen Notstand feststellen.

Die schlimmsten Feinde des Säuglingsafters, die Ernäh rungsstörungen, die Rachitis und die angeborene Syphilis, werden in der Fürsorge systematisch bekämpft und behandelt. Fast alle Fürsorgestellen sind mit Höhensonnen ver sehen, die Behandlung mit Höhensonne, Le bertranpräpa= raten und den zur Behebung von Ernährungsstörungen nötigen Nährpräparaten erfolgt unentgeltlich. Wegen dieser Maß­nahmen ist bekanntlich die Stadt start angegriffen worden. Wenn dabei angeführt wurde, daß die schwer ernährungsgestörten Kinder in der Braris der Kinderärzte fast nicht mehr vorkommen, so ist das freilich ein Vorwurf, den wir uns gern gefallen lassen.

Die Säuglingssterblichkeit ist im letzten Jahre auf etwa 8 Proz. heruntergegangen, d. h. sie ist um 60 Proz. ge­ringer als vor 25 Jahren. Dieser Erfolg ist zu einem guten Teil auf das Konto der Fürsorge zu schreiben. Während 1906 zu nächst 13 Proz. der Lebendgeborenen in der Fürsorge vorgestellt murden, werden jegt 73 Broz erfaßt!

Damit find wir noch nicht am Ziele unserer Wünsche. Auch heute gehen noch Kinder zugrunde, weil es ihnen an der nötigen Fürsorge gefehlt hat. Der Besuch der Stellen ist zum Teil so start,

wenn sich weder Sauerstoffverbrauch, noch kohlensäureerzeugung wahrnehmen lassen, dann erst dürfen wir nicht mehr vom Leben sprechen,

Damit ist aber der Begriff ,, Leben" noch lange nicht scharf um­grenzt, sondern jetzt erst beginnen die unzählbaren Hindernisse des Problems. Angenommen, wir hätten an einer Substanz sowohl Sauerstoffverbrauch, als auch Kohlensäureerzeugung gefunden, also und wir sollten nun sagen, ob diese Substanz ,, lebt". Ein Beispiel nach unseren bisherigen Anschauungen nachgewiesen. daß sie ,, aimet zeigt die ganze Schwierigkeit dieser Frage: Wenn man aus Hefe durch Auspressung und Filtration einen Saft herstellt, der keine ge­formten, zellähnlichen Bestandteile mehr enthält, so ist es doch mög­lich, mit Hilfe dieses Preßsastes Zucker in Alkohol und Kohlensäure zu zerlegen bekanntlich die Leistung der lebendigen Hefezellen, die wir sonst auch Gärung" nennen. Ja, auch wenn man Hefe in Azeton bringt und nachher mit Aether   auswäscht, wodurch das Leben" zerstört wird, verliert sie doch nicht die Fähigkeit der Zucker­zerlegung. Hier finden wir also

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"

Atmung ohne Leben.

Selbst die Eier von Seeigeln lassen sich auf diese Weise mit

Erzeugung von Elektrizität ist eines der sichersten Kriterien des Lebens.

Ja, bei einem Gebilde wie dem peripheren Nerven, ist der Nachweis des Attionsstromes" die einzige Möglichkeit der Unterscheidung des lebenden und des toten Zustandes. Diese Methode hat allerdings eine vorläufige Grenze darin, daß die Erregbarkeit" schwinden und wieder zurückkehren kann. Wenn also ein ero keinen Aktions­strom mehr zeigt, so beweist das nicht immer, daß er tot ist. Wir müssen also wieder zu den kleinsten organischen Teilchen, der Belle, zurückkehren, und an ihr neue Merkmale für unsere Definition zu gewinnen fuchen.

Wenn eine Zelle oder ein Zellverband abgestorben ist, so 3 e r fällt er; die Enzyme sorgen für rasche Zerstörung sobald das Leben entschwunden ist. Ueber die tote Zelle fallen fie unverzüglich her und bauen ihre Bestandteile ab, Verwesungsprodukte erzeugend. Daran, daß die Enzyme beginnen, ihr Haus zu zerstören, haben wir also ein untrügliches Merkmal des Todes, aber die Feststellung dieses Prozesses ist unmöglich, wo unsere chemischen Methoden ver­fagen. Vor allem besteht die Gefahr, daß gerade lebendige Zellen bei einer solchen Untersuchung zerstört werden. Im höchsten Maße verfeinerte Methoden, um Leben in der einzelnen Zelle nachzuweisen, bringt nun eine neue Wissenschaft, die

Physik der Zelle,

die sich besonders mit der elektrischen Struktur der organischen Elemen tarteilchen beschäftigt. Mit äußerst finnreichen Mitteln versucht es gründen, indem z. B. ein elektrisch geladenes Teilchen in den Orga­die Biophysik, das elektrische Verhalten der Einzelzellen zu er­nismus gebracht und mittels einer besonderen Färbemethode die gründen, indem 3. B. ein elektrisch geladenes Teilchen in den Orga zeichen dieser Teilchen Ladung, d. h. weiß, ob es positiv oder negativ nismus gebracht und mittels einer besonderen Färbemethode die Bewegung desselben beobachtet wird. Wenn man nun das Vor­elettrisch geladen ist, dann kann man auch auf die Ladung derjenigen Stelle schließen, zu der das Teilchen sich hinbewegt. Damit haben wir nun das allgemeinste und gleichzeitig feinste Kriterium des Lebens gefunden, die elektrische Spannung in der Zelle

felbst.

Das höchste Merkmal und gleichzeitig das von allen erwähnten beschränkteste ist die Fähigkeit der Teilung und des Wachs= tums. Vermehrung und Wachstum das find so recht die Kennzeichen, welche wir zu allererst als unübersteigliche Schranke zwischen der organischen und anorganischen Welt ansehen möchten. Es sind aber nur relativ wenige Zellarten, welche seines rdieser Merkmale, oder der Geburt die Zellen nicht mehr, aus denen sich die Kristallinse des Auges aufbaut, die Sinneszellen, alle Nerven- und Ganglienzellen, und die Zellen zahlreicher anderer Organe. Sie die in der Netzhaut des Auges, im Rüdeama.t un Gehirn liegen euern sich auch bei schweren Verletzungen nicht wieder. Es gibt jerner nicht nur Zellen im Zelfstaat des Organismus, sondern auch einzellige fähigkeit verlieren, ohne deshalb abzusterben. Ebenso gibt es Zellen, Lebewesen, die unter bestimmten Bedingungen ihre Teilungs­und gerade in dieser Begrenzung des Wachstums liegt schließlich die nicht mehr wadhjen, sobald sie eine gewisse Größe erreicht haben, ein sehr wichtiger Teil des Lebensproblems verborgen. Die moderne wissenschaftliche Erforschung der Zelle hat nämlich gezeigt, daß Leben ein Gleichgewichtszustand

Azeton und Aether   behandeln, und das zurückbleibende Azetonpulver gar beide aufweisen. Im menschlichen Körper 3. B. teilen sich nach zeigt dennoch die typischen Atmungsvorgänge. Entdeckung geführt, der Auffindung der Enzyme. Innerhalb der Diese sehr merkwürdige Erscheinung hat zu einer grundlegenden Bellmembran der Hefezelle sitzt das Enzym, es läßt sich durch Zer störung der Zelle und durch immer forischreitende Reinigung von sondern gewinnt so sehr an Wirksamkeit, daß die Gärung, die bei allen organischen Bestandteilen trennen und verliert dadurch nicht, den beschleunigt werden fann. Was die Enzyme sind, das wissen Verwendung normaler Hefe in Stunden erfolgt auf wenige Sefun­wir noch nicht, wir tennen nur ihre Wirkung, nicht ihre Herkunft. Sie führen ein Dasein, das dem Leben sehr ähnelt, sie zer­tegen Stoffe und bauen andere auf, sie fönnen unwirksam werden, aber wir können sie nicht eigentlich lebendig" nennen, obwohl sie zum Leben notwendig sind. Sie zeigen zwar chemische Energie, die allein aber zur Definition des Lebens nicht ausreicht. Wir können also nun sagen:

nur die intakte, unzerstörte Zelle ist lebensfähig. Allerdings ist diese Intaktheit in zahlreichen Fällen nicht ohne weiteres nachzuweisen und wir tun deshalb gut, uns gleich noch nach weiteren Kennzeichen der Lebensfähigkeit umzusehen. Ein außer ordentlich wichtiges ist die Reizbarkeit. Häufig laffen sich zwar keine aktiven Bewegungen an einem Organismus oder an Zell­gruppen nachweisen, wohl aber treten unter gewiffen Voraussetzungen auf Reize Bewegungserscheinungen, sogenannte Reizbewegungen"

ift. Die Zelle hat, so fand der englische   Physiologe A. V. Hill  , in ihrer physikalisch- chemischen Struktur die ständige Tendenz zu zer­fallen und ein biochemisches Chaos zu bilden. Dieser Zerfall tritt im allgemeinen auch sofort ein, wenn der Stoffwechsel aufhört. um den Ausbau, die andern um die Zerstörung ringen. Wir kennen Leben ist also der Kampf zahlreicher Kräfte, von denen die einen viele dieser Kräfte, wir können die einzelnen fast alle erzeugen. Aber noch immer gibt es eine Grenze! Wir können Leben wohl zer­stören, aber nicht entstehen lassen. Und deshalb müssen wir trotz aller Fortschritte unseres Wissens immer noch bekennen: Was Leben im tiefsten Sinne wirklich ist, wir wissen es nicht!

Dr. H. Rebmann.

daß Räumlichkeiten und Kräfte knapp werden. Daher ist wei- tätigen Frau zu sichern. Der Verfasser hat die Veröffentlichung terer Ausbau erforderlich. Keine Finanznot darf den der 3. Auflage leider nicht mehr erlebt, denn er starb furz nach Borwand bilden, den wichtigsten Teil der Fürsorge, den Schutz der Niederschrift des Vorwortes. jungen Generation, anzutaften. Trotz der schweren Zeit, die über Berlin   hereingebrochen ist, ist es gelungen, die Säuglingsfürsorge unbeschränkt weiter zu führen.

Die Säuglingsfürsorge, die am 1. Mai auf ihr 25jähriges Be­stehen zurückfah, gehört zu den ureigensten Errungenschaften der Arbeiterschaft. Diese Errungenschaft zu schützen und weiter aus­zubauen muß das unablässige Bestreben der Sozialdemokraten in der Berliner   Stadtverwaltung sein!

Gebärzwang

Dr. Käte Frankenthal  .

Höllein fordert für jeden Menschen ein Mindestmaß von Kennt­nissen betreffend Biologie, Anatomie, Physiologie und Pathologie. Schon das Fehlen dieser Kenntnisse an sich kann Ursache einer Serualnot sein. Den ungeheuer großen Stoff hat der Verfasser gut gegliedert, methodisch glänzend bearbeitet und unter geschickter Her­vorhebung der Leitgedanken in leicht lesbare und verständliche Form gebracht.

Die einzelnen Kapitel behandeln folgende Gebiete: Der Ge­burtenrüdgang in Deutschland  ; die Ursachen des Geburtenrüd­ganges; der Kampf um die Kleinhaltung der Familie; Nicht Gebär zwang, sondern Menschenökonomie; Geburtenhäufigkeit und Kinder­Sterblichkeit; Die werktätige Frau und der Kinderfegen; Das prole­tarische Kind und der Kindersegen; Die werttätige Familie und der

und Arbeiterschaft inbersegen; Anatomisches  , Biologisches   und Physiologisches über

Unter dem Titel Gebärzwang und fein Ende ist aus der Feder von Höllein ein 280 Seiten startes Buch erschienen, und zwar in dritter, erweiterter und verbesserter Auflage.( Neuer Deut scher Beriag, Berlin   W. 8, 1930.)

Die Arbeit Hölleins hat ein eigenartiges Schicksal hinter sich. Juli 1914 lag sie bereits beendet in seinem Schreibtisch. 1926 wurde sie jedoch erst auf Anregung aus Aerztetreifen in Drud gegeben. Ein Jahr später fam das Buch heraus. Ein Jahr später fam das Buch heraus. Bayerische Dunkelmänner machten den Versuch, das Wert auf die Liste der Sch und und Schmugschriften zu bringen. Aber sowohl die Prüf­stelle Berlin  , wie die Oberprüfftelle in Leipzig   lehnten den Antrag ab. Das Buch wendet sich ausgesprochenermaßen an die Arbeiter schaft und verfolgt das Ziel, die Gebärfreiheit der merb

die menschliche Fortpflanzung; die Verhütung der Empfängnis; die Enthaltsamkeitsmethoden; Die Samentötungsmethoden; Die mecha nischen Sperrmethoden; Der fünstliche Abortus und das Deutsche  Strafgefeßbuch; Die geschlechtliche Aufklärung der Kinder.

Höllein schließt seine lesenswerten Ausführungen mit folgen­den Worten: Eine denkende werftätige Frau läßt grundsäßlich die Hände weg von jedem, wie immer gearteten Abtreibungsversuch. Sie weift jede nicht fachärztliche Hilfeleistung bei der Unterbrechung der Schwangerschaft entschieden zurüd. Sie gibt feinen Pfennig. aus für furpfuscherische Menstruationstees, Regeltropfen und ähn liche Schwindelprodukte, die nie helfen, aber ihrem Fabrikanten schnell zu Reichtum verhelfen. Gegen ungewollte Schwangerschaft gibt es nur ein Mittel: Vorbeugen, vorbeugen, vorbeugen."

Dr. Otto Seeling  .