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Fridtjof Nansen  .

Polarforscher und Menschenfreund.

Dr. Fridtjof Nansen   ist heute im Alter von 69 Jahren fu Oslo   gestorben.

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In der ganzen Kulturwelt wird der Name Fridtjof Nansens   feit Jahrzehnten mit Bewunderung und Berehrung genannt, ohne daß dieser große Forscher und Entdecker je den Traum feines Lebens erfüllt sah. Mit ihm geht der Nestor der Polarforschung dahin, die in den Jahrzehnten vor dem Krieg in immer neuen Anläufen den Weg nach der nördlichsten Spize unseres Planeten bis zu Ende zu gehen versuchte, ein Mann, der mehr war als ein Bezwinger der Naturkräfte, ein fühner Held des Abenteuers, eine Leuchte der Wissenschaft, ein Bereicherer der Menschheit er war auch ihr

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Freund, er fannte ihre Nöte, und er steht nicht nur für alle Zeiten im Bantheon der großen Entdeder und Weltfahrer, sondern auch der Anwälte der Unterdrückten. Nach dem Kriege, als die sprung­hafte Entwicklung der Verkehrsmittel die Methoden arttischer For. schung umstürzte, als an die Stelle von Seglern und Hundeschlitten Flugzeug und Luftschiff traten, und eine Expedition zum Pol, die früher Jahre erforderte, in einem Flug von sechzehnstündiger Dauer abfolviert werden fonnte, war die Zeit für den Polarfahrer Nansen  freilich vorbei. Aber er hat nicht aufgehört, unermüdlich der Sache zu dienen, der er sein Leben weihte. Erst im November 1926, als die Internationale Studiengesellschaft zur Er. forschung der Arttis mit dem Luftschiff" die Träger der flangvollsten Namen in der Reichshauptstadt versammelte, ftand Fridtjof Nansen   als Präsident des Kongresses im Mittelpunkt.

Durch Nacht und Eis" hieß das Buch, das die Jugend aller Länder in atemloser Spannung in sich aufnahm, eine moderne Odnffee, in alle Sprachen der Welt übersetzt, die von der beispiel­lofen Fahrt eines Mannes durch die Einsamkeit der Nordpolarregion erzählte. Fridtjof Nansens Lebensweg wies und darin ist wohl der Grund seiner beispiellosen Popularität zu suchen- alle Stationen auf, auf denen ihm eine begeisterungsfähige Jugend folgen mußte. Als er noch die Schulbant drückte, war er alles andere als ein großes Licht; in feinen Entschlüssen war er stets überaus bedächtig und langfam. Im Hause feiner Eltern, die auf einem Gut bei Oslo  lebten Fridtjof Nansen   wurde am 10. Oftober 1861 als Sohn eines Juristen geboren wurde er schon frühzeitig gegen jede Unbill der Witterung abgehärtet. Der Student Fridtjof Nansen   bezog die Universität Chriftiania, um die Lieblingsfächer seiner Schulzeit, die Naturwissenschaften, besonders die Zoologie, zu studieren. Schon als Einundzwanzig jähriger trat er als Schiffszoologe der Wiking" eine größere Seereise in die arktischen Gewässer an." Diese Fahrt war bestim mend für sein ganzes Leben. Jezt lernte er das Polarmeer kennen, und der Zauber, den die neue Welt auf ihn ausübte, ließ ihn zeit­lebens nicht mehr los. Im Jahre 1888 fonnte er dann einen lang= gehegten Wunsch verwirklichen: seine Fahrt durch das grön Rach solchen Borbereitungen holte Nansen zur großen Tat seines Lebens aus. Als er der Deffentlichkeit seinen Plan mitteilte, fich pon den Neuen Sibirischen Inseln über den Nordpol   oder in seiner Nähe norbeitreiben zu lassen, waren die Fachleute entsetzt. Der Anlaß, dem Nansen die Anregung dazu verbantte, mar felisam genug. Im

ländische Binneneis.

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Jahre 1884 hatten drei grönländische Walfischfänger im Julianahaab Fjord einen merkwürdigen Fund gemacht. Ein Rabe umkreiste Lange Zeit eine Eisscholle, und als sich die brei der Stelle näherten, fanden sie einen Strumpf und andere Kleidungsstüde aus dem Eis hervorragen. Als man die Sachen genauer untersuchte, stellte sich heraus, daß sie den unglücklichen Leuten der Jeanette" gehörten, die drei Jahre vorher nördlich von Sibirien  , also am entgegengesetz ten Ende, ums Leben gefommen waren. Man folgerte daraus, das eine Meeresströmung aus der Richtung der Neufibirischen Inseln über den Nordpol   oder an ihm vorbei nach der Ostküste von Grön land verlaufen müffe. Und Nansen hatte feinen Plan fertig. Diefen Strom wollte er ousnugen und, indem er von den Neusibirischen Inseln seinen Ausgang nahm, den Bol zu erreichen. Zu diesem 3wed ließ er sich die Fram  ", ein ungewöhnlich starkes Schiff, bauen, das fo fonstruiert war, daß das Eis den start abgerundeten Schiffsleib nicht faffen fonnte. Bon zwölf ausgesuchten Normegern begleitet, verließ Nansen   am 22. Juli 1893 Bardö, fuhr hinauf an die sibirische Küste, ins Karische Meer, am Rap Tscheljustin vorbei. Nördlich des Lena Deltas fror die Fram  " ein. Nun begann Nacht und Eis", ein endlos langer Winter. Er wurde mit ernster, wiffen schaftlicher Tätigkeit verbracht. Juzwischen trieb das Schiff mit dem Eis nach Norden, nach Westen, bald schnell, bald langsam, und jo verging Monat um Monat, bis Ransen daran denken konnte, den entscheidenden Schritt zu wagen. Zusammen mit Hjalmar Johansen  , mit Stiern, Schlitten und leichten Kajaks für die See ausgerüstet, ging er mitte März 1895 Don Borb.

Nun begann ein fühner Marsch, eine der großartigsten Let­stungen in der Geschichte der Entdeckungen. Für 15 Monate tauchten die beiden Männer mit ihren Hunden und Schlitten unter in die Einsamkeit ber Nordpolarregion. Selbst wandelnde Eisklumpen, die erst abends im Schlaffad langsam auftauten, tamplerten fie Tag um Tag auf dem Eis, mit dem fie fortgefeht nach Süben   trieben. Infolgedessen beschlossen sie, umzukehren und sich auf Franz- Joseph­Land zurückzuziehen. Unter unfäglichen Strapazen gelangten sie im August endlich ans Ziel, wo sie dreiviertel Jahr lang ins Winter quartier gingen. Im Mai 1896, mit Beginn des Frühlings, der das Meer öffnete, brachen sie wieder auf. Kurz darauf trafen fie un erwartet mit der Expedition des Engländers Jadson zusammen, die feit 1894 auf Franz- Josephs- Land   weilte. Sechs Wochen später fuhren Nansen und Johansen mit dem Proviantschiff Jacksons heim

Der Stahlhelm in Ostelbien.

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Als Kettenhund des Rapitalismus ist er immerhin noch zu brauchen."

Etat des Verkehrsministeriums.

Freytagh Loringhoven Referent über das Auswärtige Amt.

haushalt entspann sich zunächst eine längere Debatte über den Un Sozialdemokratie fei feineswegs grundsäßliche Gegnerin solcher Auf Zu Beginn der Dienstagfizung des Ausschusses für den Reichs.| der Flugzeugindustrie erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt. Die spruch der volkskonservativen Gruppe, das Referat über den mendungen, aber fie müßte peinliche Sorgfalt in der Bes auswärtigen Etat ihrem Mitglieder Dr. Hoeßich zu bewirtschaftung folder Fonds verlangen. Amt gewesen ist. Demgegenüber verlangten die Deutfcnatio. laffen, der schon seit mehreren Jahren Referent für das Auswärtige nalen, daß das Referat ihrer Fraktion verbleibt und daß sie das Recht haben müßten, die Person des Referenten zu bestimmen.

Der stellvertretende Vorsitzende Abg. Stüdlen lehnte es ab, von sich aus eine Entscheidung zu treffen und führte aus, daß die einen Anspruch auf ein so bedeutendes Referat nicht habe und daß neue Fraftion ihrer Stärke gemäß den Berechnungen des Büros nach der ständigen Braris des Reichstages bie Borschläge der Referenten oder Borsigende von Ausschüssen im meratzeptiert Frattionen für die Befezung der ihnen zustehenden Bosten als worden seien. Auch Dr. Breitscheib( S03-) vertrat biefen Stand puntt, obwohl er teinen Hehl daraus machte, daß seinen Bartei freunden der bisherige Referent Dr. Soegi ein weit genehmerer fei, als der von den Deutschnationalen jest nominierte Abg. Dr. Don Freytagh- Boringhopen.

Das Referat für das Ausmärdige Amt hat also nunmehr der deutschnafionale Freytagh- Loringhoven.

3n ber Debatte über die Abteilung Luftfahrt im Haushalt des Reichsnertehrsminifteriums führte her 28g. Reil( Sag.) aus, er müffe offen eingestehen, daß bie im Borjahre getroffenen finanztech nischen Maßnahmen ohne Erfolg geblleben feien. In diesem Jahre feien mieber für die Lufthansa und für die Erhaltung und Förderung

märts. Ihr Telegramm, das fie in Bardo aufgaben, löfte pie Span nung der Belt Baren sie auch nicht an den Pol gefommen, jo hatten fie boch 86 Grab 13' 6" erreicht, den höchsten Bunft, bis zu dem die Forschung vorgebrungen war. Sturz darauf traf die Nach­richt von der Fram  " ein, die mittlermeile bis 85 Grad 85' gefommen mar und damit ebenfalls einen Reford für Fahrzeuge aufgestellt hatte Nansens Heimmeg mar ein beispielloser Triumphzug, an bem die ganze Welt teilnahm, in der er drei Jahre lang für ver­schollen gegolten hatte. Wieder waren Jahre nötig, um die wiffen­fchaftlichen Ergebnisse dieser Forschungsreise aufzuarbeiten.

Nansen hat nach seiner Rüdtehr als Professor an der Universität Oslo die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Driftfahrt perarbeitet. Besondere Bopularität erlangte sein Büchlein über Estimo leben". Die Geschichte ber Nordpolfahrten behandelte er in seinem Bertene helheim". Als nach dem Strieg Somjetrußland an die Erschließung Sibiriens   heranging, begleitete Nanfen die Schiffs expedition, die durch das Eismeer zum Jenissen fuhr, und schrieb fein Sibirienbuch.

Nansen   war zugleich der bedeutendste norwegische Staats. mann in der legten Zeit. Er trat politisch erstmalig während ber Trennungsbestrebungen Norwegens   non Schweben im Jahre 1905 hervor. Später war er norwegischer Gesandter in London   und Washington  . Während des Krieges und nachher war er an leitender Stelle an zahlreichen Hilfswerken beteiligt, wofür ihm 1921 ber Nobel- Friedenspreis zuerkannt wurde. Nach Friedens schluß leitete er in Bölferbundsauftrag die Heimbeförderung der beutschen und österreichischen Kriegsgefangenen aus Rußland  . Im Bölferbund trat Nansen   eine Zeitlang stärter hervor und bemühte fich 1924 insbesondere um den Eintritt Deutschlands  . Ferner forgte Hiffsaktion für die russischen Hungergebiete in den Jahren er für die russischen Flüchtlinge in Europa   und organisierte bie 1921/22. 30 immer er auf Bebrüdung und Unrecht, Not und Verfolgung im Bälterleben stieß, fegte er die große Autorität feines Entbeder, es hat ebenso große Forscher, aber nie einen Mann ge Namens für die Sache der Leidenden ein. Es hat ebenso fühne geben, der all seinen Ruhm so unelgennützig und unpartelisch in den Dienst der Menschheit stellte.

Friß von Unruh: Phaea".

Uraufführung im Deutschen   Theater. Mar Reinhardt menbet an die Romöbie Frig von Unruhs viel Mühe und pompöse Zurichtungen. Man sieht unter anderem ein Kabarett auf der Bühne, und es wird auch ein Hauptbarsteller ins Wasser geworfen. Die Komödie taumelt zwischen Ernst des Lebens und Spiel im Tanfilmatelier unentschlossen hin und her.. In vier langen Stunden der Aufführung wird sich niemand tiar, was dem Dichter und was dem Regiffeur eigentlich vorgeschwebt hat. Es ist die grandioseste Konfusion, die man seit langem auf der Bühne Dgr. gefehen hat. Grete Mosheim   wird bejubelt.

demokraten und der Deutschen Boltspartei ein Ben In der Abstimmung wurde gegen die Stimmen der Sozial. trums antrag angenommen, der den für die Förderung Don Flughäfen eingefeßten Betrag von dreimal 100 000 D. auf 100 000 R. herabseßt.

Bei der Besprechung der allgemeinen Haushalts­erklärte Reichsverkehrsminister Dr. v. Guérard, daß er die Haupt­ausgaben auf dem Gebiete des Eisenbahnmesens verwaltung der Deutschen Reichsbahngesellschaft um eine Zusammen. bahngesellschaft ersucht habe. Die beanstandeten Leistungs. stellung der Bezüge der leitenden Beamten der Reichs­zulagen feien im wesentlichen die Fortfegung einer alten Praris, auf deren Beibehaltung die Reichsbahnverwaltung Wert lege. Er ftehe nicht an, au ertlären, daß er die Bedenten gegen dieses System fich teilweise zu eigen mache. Gegen die Schließung von Reichs bahnwertstätten sei er immer gewesen und habe bie tunlichste Ein. fchräntung solcher Maßnahmen gefordert. Soweit Stillegungen wirklich unvermeidlich wären, müßte von der Reichsbahn peinlichste Rüdfichtnahme auf Wirtschaft und Bersonal hinsichtlich des Zeit­punties verlangt werden. Leider stehe aber auch nach dem neuen Reichsbahngefeß die Entscheidung über solche Stillegungsmaßnahmen allein der Reichsbahngesellschaft zu.

Der Rest bes Etats wurde ohne Aenderungen und ohne größere Debatte angenommen.

Bundess oder- Heimwehrbahn. Geheimfonds gegen die Arbeiterbewegung.

Wien  , 13. Mat.( Eigenbericht.)

Die Arbeiter- Seitung berichtet in ihrer Dienstag ausgabe, daß bei den Bundesbahnen ein Geheimfonbs besteht, der durch Zuwendungen verschiebener Bieferanten zu ftande gekommen ist und gegenwärtig über 400 000 Schilling ( 240 000 mart) beträgt. Um diese Gelber für die chriftlich. [ pziale Wahlpropaganda und für die Heimwehren permenden zu fönnen, folle jetzt der Grazer Bizebürgermeister Straffetta, Mitglied der Christlich  - sozialen Bartel und der Heimwehr  , zum Generaldirektor der Bundesbahnen ernannt mérben.

Sokolnikoff bei Englands Königin. Ein weiterer Schritt der ruffisch englischen Annäherung. London  , 13. Mai.  ( Eigenbericht.)

Gattin wurden am Dienstag von der englischen Königin Der Sowjetbotschafter in London  , Sotolnitoff, und seine im Budinghampalast in Audienz empfangen. Der Hof hatte bisher wegen der feinerzeitigen Ermordung des Zaren, d. h. des Betters des Königs von England, jede Berührung mit Bolsche wisten abgelehnt.

Arbeiterpartei und Erzbischof.

Ein Konflitt auf Malta  .

La Balette über Mailand  , 13. Mai.  ( Carr. d. 6.) Die Labour Party   der Insel Malta   hat eine Abordnung zum Erzbischof non Malta   gefchidt mit der Frage, unter welchen Bedin gungen er bie in feinem Hirtenbrief ausgesprochene Berbam. mung der Partei zurücknehmen würde. Monsignore Carnana stellte die Babingung, daß die Labour Party   vor allem auch auf den Gebrauch der roten Fahne und die Unterstützung ber Berfaffungspartei des Lord Stridland verzichte. Außerdem müffe fie ausdrücklich Ab bitte leisten für frühere Bergehen gegen die Stirche und besonders für einen im Sommer im Parlament a n- genommenen Antrag, in dem die Haltung des damaligen Rar­binafstaatssekretärs Gasparri bebauert und ihm vorgeworfen wurde, er habe die Kluft zwischen den geistlichen und weltlichen Behörden der Infel aufgerissen und die Spannung perfchärft. Die Delegierten der Labour   Party haben diese Bedingungen des Erz bischofs in einer stürmischen Sigung beraten und sich in der Mehr belt gegen jedes Berhandeln ausgefprofen. Ein Beschluß wurde auf Sonntag verschoben.