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Das Ende des Raketenforschers.

angeschloffene Bettbüros meiterzuleiten. Gleichzeitig gab sie die Nach richt auch an den Wettschwindler meiter, so daß dieser noch Gelegen heit hatte, eine Siegwette auf das bereits gelaufene Rennen unters zubringen. Die ungetreue Angestellte ist in vollem Umfang geständig.

Max Valier   bei Versuchen in seinem Britzer   Laboratorium getötet. Baufparkasse der Stadt Berlin  

Gestern in später Abendstunde ist der bekannte Erfinder auf dem Gebiete des Raketenantriebes May Valier in seinem Laboratorium in Brik bei einer Explosion tödlich verunglückt. Balier hatte sein Laboratorium und seine Verfuchs­apparate in dem Werksgebäude der Industriegesellschaft für Gasperwertung in der Gradestraße in Briz   unter gebracht. Valier arbeitete Hand in Hand mit der Gesellschaft Erst fürzlich war es ihm in Zusammenarbeit mit Dr. Heylandt, dem führenden Forscher auf dem Gebiete der verflüssigten Gase, nach monatelanger Laboratoriumsarbeit gelungen, das Problem des Rafetenmotors mit flüssigem Sauerstoff und Brenn stoff praktisch zu lösen. Eine nächtliche Verfuchsfahrt mit dem neuen Raketenwagen Balier- Heylandt ,, Rat VII" endete zur vollsten Zufriedenheit der beiden Erfinder. Der Versuch hatte aber auch gleichzeitig einige notwendige Berbefferungen ergeben, und hieran arbeitete num Balier in letzter Zeit sehr intensiv. Allabendlich fand er sich in der Gradestraße meist nach Betriebsschluß ein, um ungestört arbeiten zu tönnen. Auch gestern abend widmete fich Balier wieber feiner Erfindung. Auf freiem Gelände vor dem Fabrikgebäude hatte er seine Bersuchsapparate auf einem etwa 4 Meter hohen Holzgestell aufmontiert. In einiger Entferming da von befand sich ein Kessel von etwa 5 Rubitmeter 3n. halt. Der Behälter, in dem fich fomprimierte Gase befanden, stand durch Rohrleitungen mit den auf dem Holzgestell aufgebanten Experimentierapparaten in direkter Berbindung.

Die Rakete, die von einem Stahlmantel umkleidet war, explodierte vorzeitig und die Teile der in viele Stüde geriffenen Hülle wurden wie Granafsplitter nach allen Seiten geschleudert. Die beiden Zuschauer, die sich in einiger Entferming gehalten hatten, tamen mit dem Schrecken davon. Balier wurde von einem Stahl­ftüd fo unglüdlich getroffen, daß ihm die Brust aufgeriffen wurde. Der scharffantige Stahl zerriß den Unglüdlichen die Lungenschlag ader, so daß schon von vornherein taum Aussicht auf Rettung bestand. Die zu Hilfe gerufene Feuerwehr schaffte den schwerverletzten Mann, der inzwischen das Bewußtsein verloren hatte, ins Budower Krantenhaus, wo die Aerzte aber mir noch seinen Tod feststellen fonnten. Die leberefte der explodierten Rafete und die übrige Apparatur ift von der Polizei beschlagnahmt worden. Balier stand im Alter von 35 Jahren. Seine Famlie lebte in München  , er selbst wohnte in der Lenaustraße in Neukölln, amweit der Stelle feines Wirfens. Der Name Valiers tauchte zuerst im Jahre 1928 auf, als zum erstenmal über seine sensationellen Versuche auf dem Gebiete des Raketenantriebes in der Deffentlichkeit berichtet murde. Seitdem find Balier vielerlei Ber befferungen gelungen und mehrfach wurde sein Name in letzter Zeit auch in Verbindung mit der Oberth- Mondrafete genannt.

Gechs Kisten Dynamit- sechs Tote. New Bort, 17. Mai. Ju Union( Weft- Birginia) explodierten in einer beim Straßen­Für gestern abend hatten sich bei Balier zwei Bekannte angebau in der Nähe eines Steinbruchs benutzten Schmiede sechs Kisten meldet, die den Bersuchen beiwohnen wollten. Als Balier seinen mit Dynamit. Sechs Perfonen wurden dabei getötet; Besuchern eine Ratete vorführte, gejdyah das Unglüd. die Unglücklichen wurden buchstäblich in Stüde   zerrissen.

Das gefälschte Testament.

Der ungetreue Nachlaßpfleger Ruppolt vor Gericht.

Der ungetreue Nachlaßpfleger Paul Buppolt, deffen Straftaten die Deffentlichkeit im weitesten Maße beschäftigt haben, und der auch bereits wegen seiner Beruntreuungen eine langjährige Gefängnisstrafe erhalten hatte, war gestern er­neut wegen schwerer Urkundenfälschung und Betruges vor dem Schöffengericht Schöneberg   angeklagt.

Es handelt sich bei dieser Anklage um den Borwurf einer Testamentsfälschung. Ruppolt war zum Nachlaßpfleger ber Erbschaftsmaffe des am 14. Dezember 1925 verstorbenen Broturisten Teuffer eingesetzt worden, weil fich ein Testament nicht vorfand und birefte Leibeserben nicht da waren, sondern nur entfernte Vers mandte. Drei Wochen nach dem Tode Teuffers tauchte plötzlich unter geheimnisvollen Umständen ein Testament auf. Beim Amts. gericht Schöneberg lief ein Schreiben ein, das mit Schwester Gertrud" unterschrieben war und in dem darauf hingewiefen murde, daß der Verstorbene ihr seinen legten Willen in einem versohloffenen Umschlag bergeben habe. Das bem Schreiben beigefügte Teftament wurde im Beisein von Ruppoff vom Gericht geöffnet Es enthielt verschiedene Bermächtnisse sowohl an Berwandte als auch an Freunde und Hausgenoffen. Außerdem war die sonderbare Be­ftimmung vorhanden, daß der nicht verfügte Rest, der etwa 40 000 m art betrug, derjenige n Person, die den Nachlaß besorgte, zufallen follte. Auffälligerweise waren auch zwei Frauen mit 35 000 Mart bedacht worden, obwohl diefe glücklichen Erbinnen" unbekannt waren und fich auch niemals gemeldet haben. Die Nachforschungen nach der Schwester Gertrud" blieben gleichfalls ergebnislos. Die Anflage nimmt an, daß Ruppolt bas Teftament gefälscht habe, um auf diese Weise Gelegenheit 34 haben, den, Nachlaß in seiner Weise zu verwalten". Er hat nämlich, wie aus den Aften festgestellt wurde, die gesamte Erbschaft, die die Höhe von 156 000 Mart ausmachte, veruntreut. Der An­

FREDRIK

PARELIUS

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SCHWARZE EGENDE

So dachte ich. Und dann begann ich in dem völker­geschichtlichen Material zu blättern, das ich im Laufe der Jahre, die ich numehr schon in Afrika   zubrachte, gesammelt hatte. Es war meine Absicht, diesen Stoff, der zumeist von den Azandeern handelte, in einem Bericht zu verwenden, als Beilage zu nüchternen, rein fachlichen Atten. Das fleine Wert sollte vom Atem des Urwaldes erfüllt sein, eine stille Bitte um Schonung und Gnade für dieses alte, stolze Krieger­volt und seine Kultur darstellen wenn europäische Zivili fation für Schonung und Gnade überhaupt Raum hatte.

Es war eine recht schwierige Arbeit gewesen. Denn die Azandeer lieben es nicht, daß Fremde an ihrer Geschichte herumtaften und-pfuschen und den Ursprungsquell ihrer Sitten und Gebräuche ergründen. Wirklich wertvolle Auf schlüsse, von maßgebenden Stellen, erhielt ich nur durch glück­liche Zufälle.

In Bami hatte ich eine Zusammenfunft mit dem Bazandenhäuptling Baloni verabredet. Sein Hauptdorf lag in der Nähe dieser Station. Doch waren es diesmal nicht in erster Linie die völkerkundlichen Interessen, die mich dazu brachten, ihn einzuladen.

Bon neuem ftimmten die Batangos ihren Wechsel­gefang an:

Bami ist nahe, sehr nahe schon!

Gemiß wird der große Weiße unser gedenten, wenn er seinen bröhnenden Fuß in Bami an Land jetzt! Frei werben wir in unserm Boot heimtehren dürfen, bereichert durch Geschente des großen Weißen, und ehe noch zwei Tage zur Rüste gegangen find, mirb fein Ruhm in un'erm Dorfe ertönen! Dort, Herr, liegt Bami. Dort ist Bami! Bami! Bami! Bami! Bami!- Bami!! Ruder und Staten schlagen gegen die Bootsmand, der Gesang hat sich in minutenlanges ,, Bami"-Gebrüll und Ge heul verwandelt.

Auf dem gegenüberliegenden Flußufer erblide ich eine Lichtung. Dort heben sich die Umrisse von Häusern ab, halb

geffagte Rupp oft beftritt ganz entschieden, das Teftament ge fälscht zu haben. Das Testament fei so früh aufgetaucht, daß er die privaten Berhältnisse des Erblaffers, auf die der letzte Wille Bezug St. Moritz   zur Erholung gewesen sei. As dann von einem Better nahm, noch gar nicht tannte, zumal er in der Zwischenzeit in des Berstorbenen die Echtheit der Handschrift bezweifelt worden fet, fich zu der Firma begeben, bei der Teuffer lange Zeit als Profurist tätig gemesen war. Dort habe man fofort erklärt, daß es nicht die Handschrift von Teuffer, sondern eher die seines beften nicht die Handschrift von Teuffer, sondern eher die seines beften Freundes sei, der in dem Teftament auch mit 20 000 Mart bedacht morden war.

habe

Nach Beschluß des Gerichts wird das Verfahren auf Kosten der Staatstaffe eingestellt, da die Straftat bereits anter die abgeurteilten Straftaten fällt.

Der totfichere Tip!

Wettschwindel mit Ergebnis gelaufener Rennen.

Bor einigen Tagen erschien in einem Berliner   Wettbüro ein Runde, der auf ein franzöfifes Rennen eine hohe Siegmette abschloß. Knapp zwei Dinuten später traf bereits die Nachricht ein, daß das gemeltete Pferd tatsächlich gewonnen und mit einer hohen Quote herausgefommen war. Ein Buchmacher gehilfe schöpfte aber Berdacht und stellte zunächst auf eigene Faust Ermittelungen an. Dabei wurde durch Zufall ermittelt, daß furz vor Abschluß der Wette ein Mann in dem benachbarten Sigarren geschäft mehrere auffällige Gespräche geführt hatte. Die Anschluß­nummern der geführten Gespräche fonnten ermittelt werden und darunter befand sich auch die Telephonmummer eines großen Ber­ liner   Sportverlages. Jest griff die Kriminalpolizei ein. Die wei­teren Nachforschungen ergaben, daß eine Angestellte des Ber lages mit dem verdächtigen Bettfunden gemeinsame Sache gemacht hatte. Die Angestellte hatte u. a. die. Aufgabe, die aus Baris gefuntten Rennergebnisse fofort an mehrere dirett an den Berlag

im Walde versteckt. Das also ist Bami; eine jähe Krümmung des Fluffes macht, daß es uns gerade gegenüberliegt.

Aber was soll das bedeuten? Die Sonne steht doch noch hoch am Himmel! Ich wende mich dem Bootsführer zu, der zugleich Borfänger ist und den Auftakt zu einem letzten Gesang gibt:

Lange bevor die Sonne erlischt,

bist du in Bami!

Wir sehen nicht dorthin, wo das Gefängnis steht! Das Waffer, das Bruder des Feuers ist,

wird unsere Heimfahrt beschleunigen

bis wir in unserm Dorfe sind.

Dort werden alle deinen großen Namen stehend ehren! Lange bevor die Sonne erlischt

bist du in Bami!

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Reiner hat je so gerubert wir wir! Keiner hat je so gerudert wir mir! Jawohl! Ich verstehe schon. Wie flug und wie einfach! Dort ist Bami- gewiß. aber ehe wir bei der Lichtung landen, werden noch mehrere Stunden vergehen. Denn der Strom ist ein paar Kilometer breit und so reißend, daß man bis meit oberhalb Bamis hinaufrudern muß, wenn man, ihn überquerend, nicht an der Station vorbeigetrieben wer den will.

Trogdem beginne ich meine Bapiere langsam zu sammeln. Vermeile bei ein paar Briefen. Wie schon so oft früher, feffelt mich besonders die Mitteilung eines Freundes, daß Knut Brede tot ist. Bor mehr als sechs Monaten schon starb er. In der Todesstunde, die er nach dem unglüdlichen Schuß noch erlebte, war ich bei ihm", steht in dem Brief. Er phantafierte sprach immer wieder davon, daß jeder weiße Mann ihn verachten müsse. Aber der Grund, aus dem Knut Brede sich das Leben nahm, ist seinen Freunden ebenso schleierhaft wie die Bedeutung dieser Worte. Im übrigen war er ja feit feiner Rückkehr in die Heimat von Anfang an recht munderlich.

Ich glaube zu wiffen, was Knut Brede meinte, wenn er fagte, feber Weiße müffe ihn verachten! Ja. so wundersam ist das Leben; ich, der ich hier in einer Biroge liege. auf monatelanger Reise mitten durchs heike Afrita, ich weiß mehr über den Grund zu Knut Brebes Tod. als feine nächsten Freunde, die bis zu seinem Tode täglich mit ihm zusaminen waren. Und doch waren wir feineswegs so gute Bekannte. Aber selbst jept- oder vielleicht gerade jetzt nachdem ich in diesem Lande schon einige Zeit gelebt habe, tann ich mir nicht denten, daß seinen Anfechtungen etwas anderes als Einbildung, ja Hysterie zugrunde gelegen hat.

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Der Magiftrat beschließt die Errichtung/ Beginn 1. Juli In seiner gestrigen Sigung hat der Magistrat die Errichtung einer Bauspartasse der Stadt Berlin  " als Abteilung der Berliner   Stadtbank Girozentrale der Stadt Berlin  fchlossen. Solche öffentlichen Bauspartassen bestehen bereits in den meisten Provinzen und Ländern. Der Einrichtung werden die vom Deutschen   Sparkassen- und Giroverband entworfenen All gemeinen Bedingungen zugrunde gelegt, die bereits die Ges nehmigung des Preußischen Innenministeriums gefunden haben.

Für den Vorwärts" hat fürzlich der sozialdemokratische Stadtverordnete Dr. Weinberg( Stadtbeilage vom 18. April 1930) die Frage einer öffentlichen Bauspartaffe ausführlich be handelt. Er erklärte, daß seine Fraktion dem Projekt keine über fdhwenglichen Erwartungen entgegenbringt. Trotzdem werde man der Errichtung zustimmen, um den Bürgern die Möglichkeit des Bausparens zu geben, ohne daß sie sich dem Risiko aussehen müssen, das mit den Beteiligungen an den privaten Gründungen verbunden ist. Es ist also mit einer Bestätigung des Magistratsbeschlusses durch die Stadtverordneten Dersammlung mit Sicherheit zu rechnen. Die Bausparkasse würde dann bereits am 1. Juli ihre Geschäfte aufnehmen.

Start zum Südamerikaflug. Zeppelin fahrtbereit für heute nachmittag.

Friedrichshafen  , 17. Mai.

Nach der heute nachmittag getroffenen Entscheidung wird das Cuffschiff Graf Zeppelin Sonntagnachmittag um 5 Uhr starten. Die Wettermeldungen nach der heutigen Abendkarte sind als gut zu bezeichnen. Alle Borbereitungen für den Start find in­zwischen getroffen. Das Luftschiff liegt für den Start völlig bereit in der Halle. Es wird seinen Weg voraussichtlich über Basel   nehmen, dann das Rhonetal abwärts über Marseille   nach Sevilla  fliegen.

Als befondere Neuheit sollen turze Fahrtberichte von Bord durch Rundfunt übermittelt werden. Es sind verschiedene Stationen als Zwischen- und Uebertragungsstationen vorgesehen, die im gegebenen Falle die Uebertragungen als Relaisstationen weiter geben werden. Als Sprecher wird Ministerialrat Dr. Badt fun gieren. Wie weit neben dem Wetterdienst und Preffeverfehr nody Seit für solche Uebertragungen zur Verfügung steht. wird freilich noch abgewartet werden müssen. Auch die Rundfunksender des Aus landes werden in die Bersuche mit einbezogen.

Einweihung des neuen Humboldt- Hauses.

Das Humboldt- Haus, der vor Jahren geschaffene gesellschaft. fiche Treffpunkt der ausländischen Studierenden Berlins  , siedelt in diesen Tagen aus der Fasanenstraße in sein neues Heim in der Lopstod str. 55 über. Hier stehen am Rande des Lier  gartens in günftiger Lage bessere und ortoenerie Räunte zur Berfügung. Mit dem por turzem von dem Deutschen Institut für Ausländer an der Universität geschaffenen Leffing- Haus, das in erster Linie der Abhaltung von besonderen Kursen des Instituts dient, iſt ganz besonders zu begrüßen in einer Zeit, in der an verschiedenen enge Zusammenarbeit sichergestellt. Das neue Humboldt- Haus ist wichtigen Universitäten des Auslandes vermehrte Anstrengungen unternommen werden, um die ausländischen Studierenden in Ber­bindung mit dem Gajtlande zu bringen. In New York  , Chis ago und San Franzisto find durch die Stiftung von Rocke feller jun. große internationale Studententiubhäuser entstanden, nach Baris ein Stubhaars für ausländische Studierende errichtet werden deren Borbild jezt auch auf dem Gelände der Cité Universitaire   in foll, für das Rodefeller 3 Millionen Dollar geftiftet hat. Die Cité Iniversitaire wird in wenigen Jahren Wohngelegenheit für an nähernd 4000 ausländische Studierende bieten. Auch Madrid   wird

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Ich lernte Knut Brede in der Gesellschaft von Männern fennen, die alle aus den Kolonien zum Leben zurück­gefehri maren, mehr oder weniger vom Tode gezeichnet und die wieder hinunter wollten in dieses sonderbare Land, das einem Manne innerhalb weniger Jahre das Mark aus den Knochen schmelzen tann. Diesen galgenfrohen Aben­teuern ist fein Genußmittel zu raffiniert. So eine Gesells schaft fonnte plößlich aufbrechen und Land und Städte burchjagen, um schwarze Weiber aufzutreiben, in einer Art abnormer Afrikasehnsucht und-raserei.

Von einem solchen Ausflug fam Knut Brede eines Tages zurück in die fröhliche Stadt- Paris  . Er fand uns in dem Hause, wo wir früh morgens zusammenzutreffen pflegten, die meisten nur zu flüchtigem Besuch. Doch gab es auch einige wenige, die hier sozusagen zu Hause waren. Außer den gangbaren Gerichten wurde in dieser Gastwirt­schaft so mancherlei geboten: Opium, Morphium, Haschis und Hanf. Ein Neuling, der einen erfahrenen Führer hatte, wurde außerdem ziemlich raich darüber unterrichtet, daß das Etablissement sich in der Lage sah, nicht nur diese gewöhn­lichen Genüsse zu bieten, sondern jeden, auch den unwahr­scheinlichsten Geschmad zu befriedigen. Tatsächlich, alles in der Branche wurde auf Lager gehalten. Trat man von der tleinen Querstraße ein, so mußte man erst ein bürgerliches Café durchschreiten. Durch Gänge stand dieses mit der Bar im Hinterhause in Verbindung. Darauf tamen erst ein paar große, niedrige Zimmer, an deren Wänden orientalische Leppiche hingen, die fleine, enge Kabinette bildeten. Außer dem waren da noch einige kleine. Zimmer, deren Fußboden, Wände und Dede mit Spiegeln verkleidet waren. auf daß man jede Handlung von allen Seiten, aus jedem Blickwinkel sehen konnte.

In dem freien Raum zwischen den Kabinetten waren Tische und Stühle aufgestellt. In der Mitte tanzten ab und zu naďte oder phantastisch aufreizend gefleidete Negerinnen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns nach Art des Ges nuffes in zwei Grupen geteilt, ohne daß deshalb eine unbe­dingte scharfe Trennung stattgefunden hätte. Denn einzelne hingen fozusagen beiden Gruppen an. Die kleinere scharte sich ums Opium, um Haschis und Morphin. Ihre Mitglieder hielten sich für die wirklichen Gourmets des Lebens und fahen herab auf die armen Schlucker, die sich am späten oder frühen Morgen mit so ordinären Genußmitteln wie Weibern  , Wein und Tabat ergößten. Sie betrachteten sie als vulgäre Menschen, die das Leben grob anpacken und die über die unraffinierte Auffassung, die das Konfirmationsalter von Freuden hegt, nicht hinauskommen.( Fortfegung folgt.)