Das Echo.
Wie von den Rowdyparteien zu erwarten.
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I.
Am 27. Mai brachte der Vormärts" einen Leitartikel ,, Das blutige Wochenende. Soll es zur ständigen Einrichtung werden?" Der Artikel wandte sich gegen die zunehmenden Erzesse des politischen Rowdytums und enthielt auch folgenden Satz:
,, Eins ist jedenfalls sicher: schlimmer als die nationalsozialistischen Sturmabteilungen hat es der RotFrontkämpfer- Bund zu feiner Zeit getrieben, und in jedem Falle müssen diese beiden Organisationen mit dem gleichen Maß gemessen werden."
Dieser Satz wird wörtlich zitiert sowohl vom Nationalen Sozialist" des Herrn Gregor Straßer mie von der kommunistiichen Roten Fahne". Wir geben wieder, was jedes der beiden
Hezorgane zu genau dem gleichen Sag zu bemerten hat: Deutsches Theater
Der„ Nationale Sozialist":
,, Wir haben von diesem marristischen Hezorgan( dem ,, Borwärts". Red.) nichts anderes erwartet, als daß es sich mit dem tommunistischen Cumpenproletariat der Höhlerzuhälter und Konforten auf eine Stufe stellt."
Angesichts der heimtückischen Ermordung revolutionärer Arbeiter und Kommunisten durch die braune Best, findet das sozialdemokratische Zentralorgan, der Borwärts", fein anderes Wort, als neue schmuzige Berleumdungen gegen die Kommunisten und den Roten Frontfämpfer- Bund. Während das Blut der gefallenen Opfer aus den Reihen des revolutionären Proletariats noch taum erfaltet ist, gefällt sich der„ Vorwärts" im Lumpenjargon gegen die Ermordeten und ihre Partei."
II.
Bor dem Schöffengericht Berlin- Mitte verteidigte am Dienstag der Rechtsanwalt 2 p fel den kommunistischen Redakteur Friz Stucke, der angeklagt war wegen der Aufforderung: ,, Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft!" Herr Apfel, berufsmäßiger Kommunistenverteidiger in zahllosen Prozessen, hatte für
Wielbin Cloc Resoged
Kröffnunge Borstellun
Zu
Reinhardts BühnenJubiläum
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Oben links: Reinhardt, der Schau spieler: Mag Reinhardt al ,, Roter Izig" in Beer Hofmann : ,, Graf von Charolais". Unter links: Der erste Theaterzette der Direktion Max Reinhardt Räthchen von Heilbronn ( 19. 10 1905). Oben rechts: Szene au: der lezztjährigen Reinhardt- Insze nierung der Fledermaus". Voi links nach rechts: Maria Rajdl Otto Wallburg , Adele Kern, Her mann Thimig. Unten rechts Das Deutsche Theater, das Rein hardt vor 25 Jahren übernahm Daneben ein Jugendbild Ma Reinhardts aus dem Begin feiner Laufbahn.
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Unter 1021 777 Mitgliedern DIOXY
zählt die Partei bereits
218335 Frauen
Das ist erst ein Fünftel der Gesamtzahl! Sorge dafür, Genossin, daß sich diese Zahl verfünffacht! Der Internationale Frauentag
bietet dir die beste Gelegenheit, für die Sozialdemokratie zu werben!
Jeinen Mandanten teine beffere Berteidigung ins Feld zu führen, als die Argumentation: Aufreizung zum Klaffenhaß läge nicht vor, denn Kommunisten wie Nationalsozialisten seien Vertreter der gleichen Klasse, beide gehörten zur Arbeitertlaffe, es sei also das Ganze eine innere Angelegenheit der Arbeiterschaft! Bom Standpunkt der Rommunistischen Partei ein durchaus begreifliches Argument, wenn auch vom Standpunkt mirtlicher Arbeitervertreter aus unfaßbar. Nämlich: wie die Zitate aus dem ,, Nationalen Sozialist" und aus der Roten Fahne" zeigen, vertreten beide Richtungen wirklich durchaus das Gleiche. Nur ist dies Gleiche, das von Nationalsozialisten wie Rommunisten gleichmäßig vertreten wird, himmelweit verschieden von der Arbeiterklasse.
III.
Bericht der Roten Fahne" vom Mittwoch über den Prozeß wegen Ermordung des Postschaffners Hesse:
,, Dähnel, bekannt unter dem Namen ,, Weißenseer Anton", ist ein von Gesinnungslumperei schmieriger Bursche, der als Mitglied der Roten Jungfront lange Zeit seine schmutzigen Spizeleien und Provokationen im Interesse der Nationalsozialisten trieb und erst im Untersuchungsgefängnis offiziell zur NSDAP . übertrat." Nun, wer wird von Rotfront und Nazis gemeinschaftlich
vertreten?
Rechtsanwalt Apfel scheint doch recht zu behalten, daß es sich um die gleiche Klasse handelt Arbeiterklasse!
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Bon Paul F. Schmidt.
In seiner Eröffnungsansprache bezog sich Prof. Baluschet auf die kürzlich erfolgte einmütige Resolution der Berliner Künstlerschaft: daß ein Ausstellungsneubau in der Nähe des Großen Sterns dringend vonnöten sei, um die deutsche Kunst in Berlin endlich würdig zu repräsentieren. Ueber diese Forderung fann es eine Distuffion gar nicht geben, jedermann muß sie wärmstens unter stüßen; und man fühlt sich besonders dazu gedrängt angesichts der Tatsache, daß die, Große Berliner" nun schon im zweiten Jahre fich mit den Räumen des Schlosses Bellevue behelfen muß und darin vollständig ihren Sinn verliert.
Das ist nun wirklich gar feine Große Berliner Kunstausstel lung " mehr. Das ist eine Raritatur und eine sehr unzulängliche dazu.
Dem nun baupolizeilich, anscheinend für immer, geschlossenen Glaspalast in Moabit wollen wir teine Träne nachweinen. Er war ein Glashaus mehr des Anstoßes als der Anregung, dieser Riesenein Glashaus mehr des Anstoßes als der Anregung, dieser Riesenbazar baulicher und künstlerischer Unzulänglichkeiten hat sich restlos überlebt. Aber: was als Ersaz dafür sich aufgetan hat ,, läßt den Wunsch nach einer endgültigen Regelung des Berliner Ausstellungswesens sich mit verschärfter Dringlichkeit erheben. Die Akademiefäle in Ehren, sie genügen für stilvolle Kleinarbeit; aber weder die unglückseligen Sezessionsräume noch Schloß Bellevue können vor der Forderung nach einer richtiggehenden Schaugelegenheit bestehen, und alle drei mitsammen bilden ein chaotisches Gemisch und stiften Berwirrung.
Außerdem hat das Schloß Bellevue, an sich so reizvoll in seiner Lage, mit schön proportionierten Sälchen, mit der bezaubernden weißen Treppe von Anno 1800, eine unheilvolle Tradition entmidelt. Die Raumbeschränkung hat nicht etwa konzentrierend gewirkt, sondern unbegreiflicherweise! demoralisierend, im vorigen Jahr und in diesem vielleicht noch schlimmer. Unter den 560 Kunstwerken wird man kaum ein Dutzend heraussieben können, das den Besuch wirklich lohnt, geschweige denn unsere Kunst eindeutig repräsentiert.
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Ich muß betonen, das erscheint unbegreiflich. Denn an sich müßte eine Auswahl von 500 Bildern eindrucksvoller sein als eine von 2000; an fich müßten die heiteren Räume im Bellevue stärker einladen, sich zusammenzunehmen, als die kalten Riesensäle in Moabit . Vom Gegenteil der Wirkung kann man sich nun schon ein zweites Jahr überzeugen. Anzunehmen, es fehle an gutem Material, wäre lächerlich angesichts gültiger Beweise vom Gegenteil,
die nur nicht hier, sondern überall sonst geboten werden. Es scheint als ob die Berliner Künstler ästhetische Obstruktion treiben, um ihre Forderung nach einem anständigen Ausstellungsbau Nachdrud verleihen.
In diesem Sinne muß man ihnen völlig recht geben und di Ausstellung als Propaganda mit umgekehrtem Borzeichen werten sender und die Jury, alle zusammen), das denkbar ungünstigste Bill Es ist erstaunlich, wie einmütig sie sich entschlossen haben( die Ein von deutscher Kunst in diesen Räumen erstehen zu lassen.
Bei solcher Sachlage, da man nicht kritisieren, sondern den pro pagandistischen Sinn dieser Schau würdigen sollte, ist es eigentlid ein Unrecht gegen die wertvollen Eigenschaften der Künstlerschaft wenn man einzelnes aus der geschlossenen Masse als besser heraus hebt. Mit einer Verbeugung vor ihrer einhelligen Willenskund gebung soll es dennoch geschehen, um den an den unerquicklicher Verhältnissen unschuldigen Besuchern in ihrer Ratlosigkeit beizu stehen.
Da gibt es bei den Malern mit Wirklichkeitsdrang( Impreffio nismus und feine Weiterbildung) einige schöne Landschaften vor Robert Scholz, August Böcher, Otto Heinrich und Helft Arensen; ein treffliches Mädchenbrustbild von Grete Chati Coprey, das an Paula Maderjohn denken läßt, und die Gegen fäße von Otto Nagels Proletariern und den anmutigen Back fischen Otto Schiffs( vielleicht sein bisher bestes Bild); endlich e's meisterhaftes Stilleben des noch unbekannte Hausdorf. Ottili Reylunder- Böhmes Zigeunerkind“ ist eine anmutige Les stung, der Zirkus" von Erich Kranz ein gelungener Berjud reiner Linienwirkung. Werner Scholz bleibt bei seinem Stil man möchte ihm eine plötzliche Erleuchtung wünschen. Gute Sach lichkeitsschilderung von technischer und anschaulicher Reife geber Franz Lent, Tienhaus( ein heimlicher Romantiker) und Her bert Kampf. Von den jüngeren Anhängern einer tlar umschrie benen Halbabstraktion, die Gegenständliches zu fonstruktiven Um rissen und ins Helle destillierten Farben vereinfacht und vielleich das Erfreulichste dieser Schau bedeutet, sind Herbert Beyer, Egor Engelien, Nerlinger und Gertrud Stemmler zu er wähnen.
Das alles ergibt zwar, zusammengerechnet, durchaus kein Re jultat, aber eine Andeutung einiger Bestrebungen der Gegenwart furzum, ein reizendes Fragment.
freilich burchaus nicht die Frick verbietet eine Theateraufführung. zinische Forschung. Im Rahmen der diesjährigen Hauptversamm
So lügt und hetzt man!
Worüber sich die" Rote Fahne" beschwert.
Zu den Methoden der Rowdyparteien, immer neue Zusammen stöße zu provozieren, gehört auch die planmäßige Behauptung, daß die Polizei immer nur gegen die eigenen Anhänger, niemals aber gegen die andere Seite vorginge. Eine Rekordleistung der Lügenhaftigkeit stellt dabei die Rote Fahne " auf, die in einem besonderen Raften auf ihrer ersten Seite in auffälligfter Aufmachung folgende Nachricht verbreitet:
Zörgiebel läßt Nazimörder frei. Zörgiebel hat gestern einen der faschistischen Mordbuben namens Bergmann, Mannheimer Straße in Wil mersdorf, die den Genossen Heimburger ermordeten, wieder frei gelassen! So schützt der Zörgiebel die faschistischen Mörder!
Hierzu erfahren wir von zuständiger Stelle: Einmal entscheidet der Polizeipräsident Zörgiebel überhaupt nicht über die Entlassung aus der Untersuchungshaft, sondern dies tut in richterlicher Un abhängigkeit der Untersuchungsrichter.
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Im vorliegenden Falle hat mun der Untersuchungsrichter tatsäche lich einen Mann namens Bergmann aus der Haft entlassen, nämlich einen Kurt Bergmann, der an einem Ueberfall auf National sozialisten beteiligt sein soll und seiner Parteizugehörigkeit nach Rommunist ist.
Dagegen befindet sich der in der Notiz der Roten Fahne" gemeinte Walter Bergmann aus Wilmersdorf , der übrigens nicht Mannheimer Straße, sondern Weimarische Straße wohnt, nach wie vor in Untersuchungshaft. Er ist Nationalsozialist und bringend verbächtig, an der Ermordung des Arbeiters Heimburger beteiligt zu sein.
Der Tobjuchtsanfall der„ Rofen Fahne" richtet sich also gegen die Haftentlaffung eines Kommunisten und die Inhaftbehaltung eines Nationalsozialisten!
Der Piscator- Bühne, die sich auf eine längere Tournee durch Sachsen , Thüringen , Bayern , Württemberg und Saargebiet begeben hat, wurde am 27. Mai aus Jena telephonisch mitgeteilt, daß die für den 28. Mai angesetzte Vorstellung des Stückes Frauen in Not§ 218" Don Carl Credé auf Weisung des thüringischen Ministeriums des Innern nicht stattfinden dürfte. Begründet wurde das Verbot wie folgt:
,, Das Drama will zwar den Eindruck erwecken, als wenn es in der Bevölkerung Stimmung für eine Aufhebung des§ 218 des Strafgesetzbuches mache. In Wirklichkeit aber reist es durch die Art seiner Darstellung zur Begehung strafbarer Handlungen auf. Hierzu wird besonders auf die Seiten 22, 23 und 29 des von Carl Credé verfaßten Tertbuches verwiesen. Den Tegt der beanstandeten Seiten finden Sie beiliegend."
Nachweislich wurde das Stück etwa 200mal in folgenden Städten aufgeführt: Mannheim , Heidelberg , Worms , Frankfurt , Berlin , Darmstadt , Düsseldorf , Braunschweig , Lübeck , Hamburg , Kiel , Flense burg, Bremen , Bremerhaven , Dortmund , Köln , Gelsenkirchen , Halle, Stettin , Stargardt. Ueberall verlief die Aufführung vollständig störungslos. Nachdem schon seit 14 Tagen in Jena öffentlich Propaganda für den Besuch dieser Vorstellung gemacht wird, hat einen Tag vor der Aufführung erst die Polizeibehörde auf Veranlassung des Ministeriums des Innern das Verbot ausgesprochen. Durch diese Hinhaltepolitik des Verbots ist eine Umdisponierung des GaftSpiels nicht mehr möglich, und es entstehen dadurch den örtlichen Beranstaltern sowie den Schauspielern der Piscator- Bühne durch den Ausfall der Vorstellung empfindliche finanzielle Verluste.
Rechtsanwalt Dr. Apfel und Erwin Piscator sind nach Weimar gereift, um eine Rückgängigmachung des Verbots zu erzielen. Der vollständige Tert des Dramas mit mehreren Szenenbildern im der Piscator - Inszenierung ist Berlag nach J. H. W. Die erschienen und zum Preise von 1,30 Mart in allen Buchhandlungen zu haben.
DON
Bei Bruno Caffirer, Derfflingerstraße 15, find Werke moderner Maler ausgestellt. U. a. Chagall , Coubine, Derain , Dufresne, Gromairs, Pascin , Pissarro , Rouault.
Eröffnung des Heidelberger Kaifer- Wilhelm- Instituts für medi lung der Kaiser- Wilhelm- Gesellschaft wurde das neue Kaiser. Heidelberg feierlicht eröffnet. Im Namen der Reichsregierung Wilhelm Institut für medizinische Forschung in begrüßte Staatssekretär Geib vom Reichsarbeitsministerium di Bersammlung. Er wies besonders darauf hin, daß dieses For schungsinstitut durch die Mithilfe nicht nur des Reichs und des badischen Staats, sondern auch ganz besonders der Träger der In validen und Angestelltenversicherung entstander ei. Sowohl die Reichsversicherungsanstalt wie aud die Landesversicherungsanstalt Baden haben das In stitut, dessen Forschungsarbeit in ihrer praktischen Auswirkung di Fürsorgebedürftigkeit abbauen und zur allge. meinen Hebung des Gefundheitszustandes des von ihnen Unterstüßten beitragen wird, mit finan ziellen Mitteln sehr wirksam unterstützt.
Die Malerin Anna Coftenoble ist im Alter von 67 Jahren ge. storben. Sie war aus Danzig gebürtig und hatte bei Gussom und Starbina in Berlin studiert, dann in München bei Lenbach und Roth . In Berlin wurde sie anfäffig, und hier trat fie dem Kreise der Brüder Hart und Dehmels nahe. Ihr Hauptwert hat sie in einem großen vielteiligen Bilde Tragödie des Weibes" geschaffen.
Die längste Gas Fernleifung. Bisher war die längste Gas Fernleitung die von Amorilla nach Demfires in Tegas gelegte, die eine Länge von 550 Kilometer hat und täglich 2,8 Millionen Rubit meter Erdgas befördert. Der Gasvorrat der Amorilla- Felder wirt babei auf 300 Milliarden Kubikmeter geschäßt. Diese Fernleitung wird mun, wie in den Sozialistischen Monatsheften" berichtet wird von einer neuen Leitung übertroffen, die zwischen Minneapolis unt Saint- Paul von den Petroleumfeldern in Teras im Bau ist. Die neue Fernleitung wird etwas 1300 Kilometer lang.
Boltsbühne. Die im Rahmen der Berliner Kunstwochen am 29. Ma unter der Regie von Carl Heinz Martin stattfindende Erstauffüh rung bon„ Julius Cafar in der Boltsbühne beginnt um 8 11hr In den Hauptrollen sind beschäftigt die Damen Lvovsky und Bagner uni die Herren Frand, Horwit, Peppler, Rehmann, Stedel, Bergbof, Ginsberg Gretler, Karchow, Lohde, Manz, Nunberg, Staudte , Thormann Boelder Bühnensbilder und Kostüme: Caspar Meher. Mufit: Iaui Bringsheim.
Die Neue Abteilung des Kupferflichtabinettes( Neues Museum , eiste Stod) zeigt für die nächsten Monate eine Ausstellung Das Tier in der graphischen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts.