Vom 2. Januar bis zu seinem Tode lag er im Spital. DieUnterstützung der deutschen und österreichischen Genossen in Parisbat er. der eine Fran und zwei kleine Kinder zurücklaßt, ent-schieden abgelehnt mit der Begründung, daß die, welche bei-gesteuert habest, ebenso arm seien wie er.Aus seiner Thärigkeit unter de» französischen Genossen theiltGerault-Richard noch das folgende mit:_ Nach dem Sturze des Kaiserreichs wurde er am 4. September1870 aus dem Gefängnisse St. Pelagie entlassen. Das Archivder Kommune enthielt zahlreiche von ihm herrührende vortreff-liche Berichte und Gesetzentwürse, daß viele bürgerliche Ministerienvon diesem Ruhme leben könnten.Während der blutigen Märzwoche schlug sich Frankel wieein Löwe. Obgleich verwundet, verließ er nicht die Barrikadenvom Faubourg Antoine. Nach einer zweiten Verwundung ver-dankte er die Rettung seines Lebens nur der Aufopferung einerrusstschen Genossin, die ihn hinter einem Haufen von Pflaster-steinen verbarg und dort verband.Neben den Kränzen der französischen Genossen werden Kränzeder sozialdemokratischen Fraktion des deutschen Reichstages,Berliner Parteigenossen und der Redaktion deZ„Vorwärts" aufdem Sarge Franket's legen.—England.London, 31. März. Im Unterhause stellte B o w l e s einenAntrag, welcher es der Regierung zur Pflicht macht, Schrittezur Ersällung der Vertragsverpflichtnngen Englands gegenüberder T ü r k e i zu thun. Unterstaatssekretär C u r z o n bekämpftden Antrag, indem er erklärt, da die Türkei ihre Verpflichtungenans dem Cypern-Vertrage von 1878, Reformen in asiatischen Pro-vinzen einzuführe», nicht erfüllt habe, so sei England von dem Theildes Vertrages, der es verpflichte, jene Provinzen zu vertheidigen,entbunden. England sei jedoch nicht dadurch von allen anderenBertragsverpflichtungen gegen die Türkei befreit. Die Konsu-latsberichte aus Klein afien ergeben, daß in einigenDistrikten Grund zur Befürchtung neuerlicher Unruhen vorhandenwäre. Der Antrag Bowles wird abgelehnt. Der MinisterBalfour erklärt, die Kommission zur Untersuchung derSchankgesetze werde angewiesen werden, die Wirksamkeitund Verwaltung der Gesetze betreffend den Verkaufgeistiger Getränke zu untersuchen und zu berichten, obdiese Gesetze im öffentlichen Interesse unter gehöriger Berück-sichtignng der Rechte der einzelnen Beiheiligten abgeändert werdenkönnen. Vorsitzender der Kommission ist Lord Peel, der frühereSprecher des Unterhauses.—In der Berathung des Berichts über den Abschlagskrediterklärt Balsour, daß die Regierung durch die Sudan-Expedition in europäische Abmachungen nicht mehrverwickelt werde, als durch alles, was vor derselben unternommenworden sei. Die Regierung habe keine Beziehungen zu Staaten»bündnissen oder Gruppen von Mächten auf dem europäischenFestlande, und es sei nichts geschehen, was England in einekünftige diplomatische Aktion mit anderen Mächten hineinziehenkönnte.—Holland.Haag, 31. März. Amtlich wird gemeldet, daß die Atchinesenvorgestern die niederländischen Truppen angegriffen und einenOffizier und vier Soldaten verwundet haben. Der Landungs-platz Olehleh wird befestigt. General Vetter wird im Auftrageder Regierung nach Atchin gehen.Eine Depesche der„Nieuws van den Dag" aus Vataviameldet, daß die Verbindung mit allen Vorposten außerzweien unterbrochen ist. Ein Offizier wurde getödtet, einanderer verwundet. Zwei Bataillone Infanterie und eine Gebirgs-batlerie werde» nach Atchin abgehen.So haben die Niederlande wieder nach kurzer Zeit der Ruheihren Kolonialkrieg. Die Situation scheint von der holländischenRegierung für sehr ernst angesehen zu werden.?talien.«Partei im italienischenParlament wird in nächster Zeit wieder Zuwachs erhalten.Der im Wahlkreise C a r p i aufgestellte sozialistische KandidatDr. Alfredo Berlesi hat alle Aussichten, gewählt zu werden; esist sogar wahrscheinlich, daß von den anderen Parleien überhauptkein Gegenkandidat aufgestellt wird, da Bertesi's Wahl als ganzsicher gilt. Im schlimmsten Falle könnte als Gegenkandidat nurder General Camillo Fanti in betracht kommen, der sich„konser-vntiv" nennt und sich im Lause weniger Monate vom Crispinerstrengster Observanz zum Rudinianer durchgemausert hat. Diebesten Propagandisten der sozialistischen Partei sind im Wahl-kreise erschienen, um für Bertesi's Wahl zu agitiren; Badaloni,Costa und Dr. Barbato. der jüngst entlassene„Zuchthäusler",haben bereits an mehreren Orten enthuftastifch aufgenommeneWahlreden gehalten, und in den nächsten Tagen dürfte» auch nochAguini, Ferri, Bcresini und Prampolini auf dem Plane erscheinen.„Gegen den Krieg in Afrika und gegen jedeKolonialpolitik", lautet die Wahlparole der Sozialistenund mit diesem Schlachtruf werden sie siegen. Seit mehrerenTagen erscheint in Carpi auch ein sozialistisches Blatt„La Luce".Dr. Alfredo Berlesi ist bereits seil längerer Zeit Mitglied desGemeinde» und des Provinzialrathes.—— Der Werth derKolonialpolitik. Am 22. Märzist der aus Massauah ausgewiesene Korrespondent des Mailänder„Sccolo" in Rom angekommen. Auf die Frage des Korrespon-deuten der„Frankfurter Zeitung": Warum die Italiener nachMassauah gegangen sind und was sie dort für Nutzen ziehen,wiederholte er immer und immer wieder:„Der Zweck derOkkupation Massauahs ist mir immer noch nicht klar. Der ganzeHandel Massauahs würde keine zehn Handelshäuser ernähren undkeine fünf Schiffe befrachte». Aber so lange wir den Mili-tarismus haben, ist ans kein Aufgeben der Kolonie zu hoffen.und doch können europäische Truppen in diesen Gegenden nichtsausrichten!"—— Der radikale Abgeordnete NapoleonsC o l a j a n n i hielt am 22. März auf eine Einladung derlombardischen Gruppe der internationalen Friedensgesellschafthin im AIhambra-Thcater zu Mailand eine» mit großer Be-geistcrung aufgenonimenen Vortrag über die Kolonialpolitik unddl« sozial« Frage. Der Vortragende entwarf in großen Zügenein Bild der italienischen Kolonialpolitik, die er schon vor fünfJahren in der Kammer als„brixavtaMo im großen"(Straßenraub)dezeichnet habe. Und damals habe nian nur dieTodten von Dogali zubeweinen gehabt, während jetzt die furchtbaren Niederlage» vonAmba-Alagi und Abba Garima und die schimpfliche Komödievon Makalle hinzugekommen seien. Ein schwacher Trost sei es,daß wenigstens nicht mehr der Mann an der Spitze der Regie»rnng stehe, den Sizilien Sohn zu nennen sich schäme und dernamenloses Unglück über Italien gebracht habe. Es sei eine kon»ventionelle Lüge, daß die Kolonialpolitik eine zivilisatorischeMission habe; ihre einzige Mission sei, die Eingeborene» nieder-zuknallen oder sie mit Alkohol zu vergifte». Schon 1889 habeKönig Johannes von Abesiynien in einem Briefe an KönigMenelik prophezeit, daß die Italiener niit Schimpf und Schandeaus Afrika gejagt werden würden. Jlalie» habe nun zwar seineEhre nicht verloren, wohl aber diejenigen, welche im NamenItaliens zu handeln vorgaben, und ivelche deshalb hart destrasiiverden müßten, was leider wohl kaum geschehen werde. Lügesei alles, was über die angebliche» Vortheile der Kolonisationverbreitet werde; sie erhöbe weder die politische Bedeutung einesLandes, noch verringere sie den Ernst der soziale» Frage. Wen»Kolonialpolitik wirklich die wirthschaftliche Lage eines Landesverbessern würde, müßte Spanien das reichste und glücklichsteLand der Welt sein. Und doch führt Spanien nur noch ein Schein-dasein und werde durch Kuba vollends ins Verderben gestürzt werden.Selbst das mächtige England werde durch seine Kolonien, die»hm aus landwirthschastlichem und industriellem Gebiete Kon-kurrenz machen, geschädigt. Die kolonialen Unternehmungenverschlingen Millionen und die besten Söhne des Landes. DieRegierung aber denke: die Frauen Italiens sind ja fruchtbar,und behaupte, die koloniale Ausbreitung sei nothwendig, damitdie in Italien Zurückbleibenden besser leben können. Wenn daswahr wäre, dann sollte man lieber nach Amerika und Australienauswandern, wo 1400 Millionen Menschen Platz finden würden;aber auch Europa biete noch unendlich viel Raum, nur müßteman die wirthschaftliche Organisation ändern. Leider denke manaber weniger an eine sriedliche Kolonisation, als an militärischeEroberung. Tausende von italienischen Arbeitern, die ChinesenEuropa's, werden aus Mangel an Brot und Freiheit inferne Länder gejagt; die Auswanderung sei das Resultat desElends, nicht des Bevölkerungsüberschuffes. Aus Nicosia, einerkleinen Ortschaft in der Provinz Eatania, seien in 2 Jahrenbvvo Einwohner ausgewandert— die Zurückgebliebenen habenaber noch ebenso mit der Roth zu kämpfen wie früher. WederAuswanderung noch Kolonien trügen zur Lösung der sozialenFrage bei. Es wäre besser gewesen, wenn die 600 Millionen,die Italien bis jetzt schon in Afrika vergeudet habe, zur Linderungder grenzenlosen Roth der sizilischen Schwefelgruben-Arbeiter undBauern Verwendung gefunden hätten. Man sollte lieber anwirthschaftliche Reformen im eigenen Lande denken, anstattRaubzüge in änderer Leute Heimath zu unternehmen. ZumSchluß forderte der Redner unter frenetischem Beifall die italieni-schen Mütter auf, im Namen der Menschlichkeit der Regierungein:„Bis hierher und nicht weiter!" zuzurufen.Dänemark.Kopenhagen, 31. März. Beide Kammern haben das Budgetin der von der gemeinschaftlichen Kommission festgesetzten Fassungangenommen, so daß ein vorläufiges Finanzgesetz nicht nöthig ist.Das von der Regierung im voraus genehmigte Budget weist einenUeberschuß von 3A Millionen Kronen auf.Rußland.— Das letzte Flugblatt de« russischenFlüchtlinge in London bringt unter anderem Mit-theilung über einige Opfer der sozialdemokratischen Bewegung inRußland. Ein gewisser Fedortschenko, welcher im vorigen Jahrewegen Verbindungen mit Arbeitern, wie auch wegen der Ver-breitung der Adresse des Twerer Semstwo und dem Druck einerBroschüre in Kiew verhaftet worden war, ist auf drei Jahrenach dem Gouvernement Archangelsk verbannt worden. DieFrau des Arbeiters Schamwrow aus der südrussischen StadtRostow, welcher nach Solwytschegodsk(in Nordrußland) verbanntworden war, fuhr vor kurzer Zeit zu ihrem Manne, traf ihnaber nicht mehr im Berbannungsorte an; ein paar Tage vorihrer Ankunft ist er nach Wjalka in eine Irrenanstalt gebrachtworden. Ein vielgeplagtes Opfer seiner Ueberzeugungstreue istauch ein gewisser Fedossejew. Noch nicht 18 Jahrealt, als Gymnasiast wurde er in Kasan verhaftetwegen„Organisirung von Zirkeln innerhalb der In-telligenz". Nach einer iT/ejährigen Untersuchungshaftwurde ihm vorgeschrieben, in Wladimir unter der Aufsicht derPolizei zu leben. Kaum war aber ein halbes Jahr verflossen,so wurde er wieder verhastet und zwar diesmal wegenOrganisirung von Zirkeln unter der Arbeiterschaft und Be-theiligung au einer Arbeiterversammlung auf der Fabrik vonMorosow. Nach Absolvirung einer Gefängnißstrafe im Peters-burger„Kreuz"gefängniß ist er auf 3 Jahre nach Solwytschegodskverbannt worden, aber auch dort fand er keine Ruhe. Als nachden Streiks im Sommer des vorigen Jahres auf den Fabrikenvon Morosow in Teikowo und Orechowo-Sujew(welche mitMililärgewalt unterdrückt wurden) zahlreiche Verhaftungen unterden Arbeitern, wie auch einige unter der Intelligenz inWladimir vorgenommen wurden, ist auch Fedossejew inSolwytschegodsk wieder verhaftet und nach dem Gefängniß inWladimir zurückgebracht worden, wo dieser unglückliche Mensch,an Neurasthenie, Rheumatismus und Skorbut leidend, gegen-wärtig weiteren Schicksalsschlägen entgegensieht.—— Christenverfolgungen. Das Londoner Flug-blatt der russischen Flüchtlinge enthält den Brief eines Anhängersder Duchoborensekte vom Kaukasus, der als Verwandter einesseiner 19 Glaubensgenossen, welche sich in dem Strafbataillonin Jelisawetgradsk befinoen, die Möglichkeit bekam, ihnen einenBesuch abzustatten. Die unglücklichen Duchoboren sind in dasStrasbataillon gekommen, weil sie sich, dem Gebote ihrer Religiongehorchend, geweigert hatten, den Militärdienst zu leisten. Dasie sich aber auch jetzt weigern, an Militärübungen theil zunehmen. so setzten sie sich unsäglichen Martern aus. Für einesolche Weigerung werden ihnen bis 30 Ruthenhiebe versetzt,nachdem müssen sie einen Tag in einer Dunkelkammer zubringenund darauf fordert man sie wieder auf, das Gewehr indie Hand zu nehmen und zu marschiren. Dieser Forderungsetzen sie wieder beharrlich die Antwort entgegen:„Als Christenkönnen wir nicht gegen das Gebot Christi handeln" und dieMarlern beginnen von neuem. Diese unglücklichen Menschenwird die russische Regierung allem Anschein nach ebenso zu Todemartern, wie sie es mit Troschschin, einem Anhänger von Tolstoigethan hat, welcher sich gleichfalls geweigert hatte, den Militär»dienst zu leisten.— Der auswärtige Handel im Jahre 1895.Rußlands Ausfuhr, welche im Jahre 1893 die Summe von395,8 Millionen und im Jahre 1894 von 482,5 Millionen Rubelbetrug, ist im vergangenen Jahre auf 516,7 Millionen Rubelgestiegen. Tie Lebensmittel machen 56,7 pCt. der Gesammt-ausfuhr und das Getreide 87.5 pCt. der ausgeführten Lebens-mittel ans. Im Vergleiche mit dem Jahre 1394 ist die Aussuhrder Lebensmittel um 6,33 pCt. gesunken, der Rohstoffe und Halb-fabrikate dagegen um 2,97 und der Thier« um 25,77 pCt. ge-stiegen. Die Aussuhr der Fabrikate ist von 15,4 auf 24,2 Mill.Rubel, also un, 57 pCt. gestiegen. Und zwar ist die Ausfuhrder Slahlfabrikate von 17 Tausend Pud(1 Pud 16,37 Kilogr.)auf 1 Million Pud. der Gußeisensabrikate von 25 Tausend auf102 Tausend Pud gestiegen. Die Ausfuhr der Schießwaffen, wieauch der Maschinen hat sich verdreifacht.Die Einfuhr nach Rußland, welche im Jahre 1893 dieSumme von 314,2 und im Jahre 1894 von 380 Millionen Rubelbetrug, ist im Jahre 1895 auf 370 Millionen Rubel gesunken.Die Einfuhr von Steinkohlen hat infolge des erhöhten Bedarfesder russischen Industrie zugenommen; Gußeisen, Eise» und Stahlist hingegen infolge der Entwickelung der russischen Eisenindustrieweniger eingeführt worden.Afrika.Kairo. 31. März. Von Suakin verlauten Gerüchte, daßOsmanDigna mit einer beträchtlichen Streitmacht auf Sinkst zumarfchirt. Das zehnte sudanesische Bataillon, welches sich aufdem Wege über Koffeir mit dem Expeditionskorps für Dongolavereinigen sollte, hat den Befehl erhalten, nach Tokar zumarschiren. Wenn Osman Digma Tokar und Suakin angreifensollte, würden dort Verstärkungen nothwendig sein.—— Zu der Bewilligung des Vorschusses ausder egyptischen Staatsschulden lasse erfährt der„Pester Lloyd", daß die vier Vertreter Englands, Deutsch-lands, Oesterrcich-Ungarns und Italiens, die trotz des Protestesder Vertreter Frantreichs und Rußlands für die britischeForderung stimmten, die Berufung erhielten, am 13. April vordem gemischten Tribunal zu erscheinen, um ihr Verhalten zurechtfertigen. Diese Berufung war veranlaßt durch die Be»schwer de von vier französischen Besitzernegyptischer Schuldtitel, die gegen die Verwendungirgend eines Tbeils des Ueberschußfonds, den sie als Reservefür die pünktliche Bezahlung ihrer Kupons betrachten,protestiren. Eine gleiche Berufung erging auch an die egyplischeRegierung.—Transvaal. Die Berichte englischer Hetzblätter über dieFeindseligkeit der Buren gegen die Engländer werden durch einSchreiben Lügen gestrast, daß der ehemalige britische Resident imTransvaal. Georg Hudson, in der„Pretoria Preß" veröffentlicht. Es heißt darin:Nachdem ich persönlich wieder im Transvaal gewesen bin,muß ich sagen, daß kein Mitglied der Reformpartei in Gefahrseines Lebens schwebt. Ich will meinen Kopf verlieren, wenn derbevorstehende Prozeß gegen die gefangenen Führer der National-union nicht so unparteiisch und gerecht geführt werden wird, wienur möglich. Ich erinnere nur an den Flaggenvorfall von 1890in Johannesburg. Mehrere Personen wurden des Aufruhrsangeklagt. Obgleich die Erbitterung der Buren groß war,wurden die Angeklagten dennoch von einer Burenjury frei-gesprochen. Ich möchte doch auch darauf hinweisen, daß beider Voruntersuchung gegen die gefangenen Reformer keinerleiKundgebung stattfand. Das kann man von dem Jameson'scheuProzeß in London gewiß nicht sagen."—KtevkeiAuf dem Grabe Max Kayser's in Breslau wurden am29. März, dem Todestage des unvergeßlichen Mitstreiters, vonden Parteigenossen Kranzspenden niedergelegt.Aus Sachsen. In Großenhain sprach sich eine Partei-Versammlung einstimmig gegen die Niederlegung der Landtags-Mandate und für Betheiligung an den Landtagswahlen aus.Das Attentat auf die Volksrcchte in Sachsen bildetedas Thema der letzten Parteiversainmlung in Stuttgart.Nach dem Referat des Genoffen Hildenbrand wurde eine Reso-lution angenommen, nach welcher die Stuttgarter Sozialdemo-kraten in dem Umsturz des sächsischen Wahlrechts einen Gewalr-streich erblicken und den sächsischen Genossen, die für das all-gemeine direkte Wahlrecht kämpfen, ihre Sympathie aussprechen.Eine ähnliche Resolution wurde in A l t e n b u r g in einerVolksversammlung gefaßt, wo Goldstein aus Zwickaureferirt hatte.Neber den Ausfall der Gemciudcrathswahl iu Saal-feld schreibt das.Saalfelder Volksblatt":„Von hier aus läßt sich das Wolff'sche Telegraphenbureaufolgendermaßen anlügen: Saalseld a. S., 25. März. Bei denheutigen Gemeinderaths- Wahlen siegten die vereinigten bürger»lichen Parteien über die Sozialdemokraten, welche dadurch dieMajorität im Gemeinderalhe verloren." Mau sollte dochwenigstens jetzt, nachdem die Wahl vorüber, das Schwindeln seinlassen. Oder ist der telegraphirende Ordnungsheld wirklich verAnsicht, daß seine im Gemeinderathe sitzenden Parteigenossensolche Nullen sind, daß sieben Sozialdemokraten gegenübera ch t Gegnern die Majorität ausmachen? Sehr schmeichelhaftist das jedenfalls für die Herren„Ordnungs"-Räthe nicht.An anderer Stelle legt das Blatt dar, wie die Gegnerschaftnach dem Muster der famosen Kartellwahl von 1837 mit allerleiGruselgeschichten arbeitete, bei denen besonders die PariserKommune herhalten mußte, d. h. all' die allen längst abgethanenLügen über dieselbe wurden aufgewärmt und gegen die Sozial«demokratie ausgespielt. Etliche furchtsame Spießer und„patriotische" Arbeiter haben sich denn auch davon beduselnlassen. Das.Saalfelder Volksblatt" bemerkt zum Schluß:„Wir gönnen der„Ordnungs"partei ihren„Sieg," ehrenvollwar unsere Niederlage. In die Lücke, welche durch das Ab-wenden hin- und herschwankender Spießbürger entstanden, sinddie neugeworbenen Bürger eingetreten, so daß unsereS t i m m e n z a h l trotz dieser unerhörten Beeinflussungenund trotz der vorschriftswidrig durchscheinenden Wahl-zettel noch eine Kleinigkeit gewachsen ist. UnsereKandidaten erhielten im Vorjahre 326, 353 und 393Stimmen, dieses Jahr 343, 351 und 404 Stimmen. Wir müssenuns mit der selbst für die Gegner überraschenden Thalsache ab-finden, daß von uns vorläufig ein Sitz im Gemeinderathe ver-loren ist. jedoch werden die übrig gebliebenen sechs nun doppeltauf dem Posten sein; sie werden durch ihre Thätigkeit diealberne Behauptung widerlegen, daß man den„Kops vomRumpfe" getrennt habe."Von der Agitation. Auf Einladung oberbadischer undschweizerischer Parteigenossen sprach Genosse Dr. Q u a r ck ausFrankfurt a. Main Mitte dieses Monats in Frei bürg i. B.und Lörrach über christlichen Sozialismus und Sozialdemo-kratie, in Offen bürg über Arbeiterversicherung und Existenz-Versicherung, Sozialdemokratie hind Demokratie, in Eßlingenüber Handwerk und Sozialdemokratie, in Basel, Bern, Lu-, e r n, Zürich und W i n t e r t h u r über die christlich-sozialeReaktion in Deutschland, außerdem in Zürich undPforzheim zur Märzfeier. Besonders interessant warendie Versammlungen in Freiburg i. B., Offenbura und Zürich.In der ersteren produzirten sich nach dem Referat Lehrlinge aus derdortigen katholischen Agitationsschule, die unter der Heiterkeitder Versammlung erklärten, so schnell könnten sie auf das fach-liche Referat nicht antworten, das müßten sie sich erst überlegen,und schließlich anarchistische Gedichte zur Widerlegung der—Sozialdemokratie vortrugen. In Ofsendurg war ans Wunsch derGenossen vom Referenten das unparteiische soziale Heilmittel„Existenzversicherung" des Hosdemokraten Muser kritisirl worden,woraus Muser sein Kind nicht gerade sehr glücklich zu vertheidigensuchte. In Zürich wohnte der im Verein„Eintracht" von denDeutschen veranstalteten Märzfeicr, bei der von einem ZüricherRedner auch ein kurzes, mustergiltiges volksthttmliches Charakter-bild von Karl Marx gegeben wurde, unser aller GenosseBürkli bei.In Lüdenscheid in Westfalen beschlossen die Partei-genossen, die Agitation unter der ländlichen Bevölkerung durchBroschüren abgeschlossenen Inhalts zu betreiben.da es vorläufig ausgeschlossen ist, Säle aus dem Lande zubekommen.Parteipreffe. In Braunschweig ist man damit be»schäftigl, den„ V o l k s s r e u n d" in das Eigeuthum der Parteiüberzuführen. Einstweilen haben der bisherige Verleger desBlattes, Genosse A. Günther, und die Preßkommissiou ei»Provisorium geschaffen, wonach einerseits der Preß-iommission das uueingeschränkte Bestimmungsrecht über dieHaltung des Blattes, über die Anstellung und Küudi-gung des gesammten Redaktions- und Expeditions-Personals— letzteres nach Uebereinkunst mit dem Verleger—eingeräumt wird, andererseits die Partei Braunschweigs alssolche für die Defizits des Blattes, mit gewissen Modifikationen,aufzukommen hat.Aus den Partei-Organisatioueu. Der SozialdemokratischeVerein in Harburg har jetzt zirka 900 Mitglieder.AuS der Schweiz. Das bereits angekündigte neue Arbeiter«blatt ist am 28. März zum ersten Mal erschienen. Es führt denTitel„Oltener Tagwacht" und wird wöchentlich zweimalherausgegeben, giedalteur ist der Parteigenosse Ke ß l er. Für-sprech in Solothurn.Todtenliste der Partei. Unter großartiger Bctheiligungdes arbeitenden Volkes ist am Sonnabend in Kottbus unserParteigenosse Alfons Beyer zur letzten Ruhe gebracht worden.Polizeiliches, Gerichtliches:c.— In dem Majestätsbeleidigungs-Prozeß gegen den Partei-gen offen Paul Jahn in Berlin hatte der Staatsanwaltgegen das freisprechende Erkenntniß des Landgerichts II Revisioneingelegt. Die Revision ist jetzt zurückgezogen worden.— Wegen„groben Unfugs", begangen durch Veröffentlichungzweier gewerkschaftlicher Aufrufe, worin ersucht war, in einemnäher bestimmten Orte wegen des ausgcbrochenen Streiks keineArbeit anzunehmen, wurde der jetzt in Wohlau eine zweimonatigeGesängnißstrgfe verbüßende Redakteur der Breslauer