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Nr. 254 47. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Privatisierungsgefahr in Breslau  .

Deffentliches Zusammenwirken ist nötig.

Durch die Anleihe drosselung gegenüber den deutschen   Städten| 3,2 Millionen Mark kosten( die Verbesserungskosten der Städtischen hat sich die Gefahr der Privatisierung der öffentlichen Wirtschaft, be: fonders auf dem Gebiet der Elektrizitätsversorgung, erheblich ver­stärkt. Es ist bekannt, daß die finanzkräftigen Elektrokonzerne des Auslandes, besonders Ameritas und Belgiens  , auf dem Wege über deutsche private Kraftgesellschaften, unter denen die Gesellschaft für elektrische Unternehmungen( Ges füre 1) die aktivste ist, die Finanz­verlegenheiten der Städte zu Privatisierungsangriffen ausnutzen. Das gilt nicht zuletzt für den wirtschaftspolitischen Wetterwinkel Deutschlands  , die Provinz Schlesien  , in der sich die fommunalen Finanzverlegenheiten durch die oberschlesische Grenz­ziehung und durch die unvernünftige Handelspolitik gegenüber Polen  weit über den deutschen   Durchschnitt hinaus gesteigert haben. So muß heute leider die Stadt Breslau  , die auch durch die Umstellungen im Linke- Hofmann- Konzern sehr gelitten hat, als ernstes fommunal­politisches Gefahrenzentrum angesehen werden.

Elektrizitätswerte mit eingerechnet), würde auf einige Jahre den Spitzenbedarf der Stadt Breslau   decken und auch hinsichtlich der Finanzierung feine allzu großen Schwierigkeiten bereiten, da die Ruths- Speicher- Gesellschaft auf vier Jahre die erforderlichen Beträge zur Verfügung stellen würde. Eine elektropolitische Abhängigkeit von privatwirtschaftlichen Kreisen täme hier nicht in Frage. Außer von privatwirtschaftlichen Kreisen täme hier nicht in Frage. Außer: dem sind auch die Möglichkeiten noch zu einer zweiten Lösung gegeben, die ebenfalls jede Brivatisierungsgefahr in Schlesien   aus­schließen würde. Zu diesem Zweck wäre die in Breslau   schon längst fällige, von anderen Städten längst durchgeführte Einbringung der Breslauer Elettrizitätsanlagen in eine Attienge|

Besonders tritisch hat sich in Breslau   die Elektrizitäts­versorgung entwickelt. Theoretisch hat heute Breslau   eine Maschinenleistung von 50 000 Kilowatt zur Verfügung, praktisch sind es aber nur 40 000, da die Finanzschwierigkeiten es unmöglich gemacht. haben, die Elektrizitätswerke Breslaus   auf der Höhe zu halten. 10 000 Rilowatt Maschinenleistung sind teilweise nicht mehr voll leistungsfähig, zum anderen infolge der Unbrauchbarkeit einer Dampf­turbine nicht mit Sicherheit verwendungsbereit. Im Dezember 1929 hat der Stromverbrauch aber schon 38 000 Kilowatt verlangt, im Spät. jahr 1930 werden sicher 40 000 bis 41 000 Kilowatt gebraucht, und diese Leistung ist ohne erhebliche finanzielle Aufwendungen, für die die Möglichkeiten im Augenblick fehlen, nicht zu beschaffen.

Diese 3 wangslage wurde mun von der Elektrizitäts. wert Schlesien   A.-G., die von der privaten Gesellschaft für elektrische Unternehmungen beherrscht wird, erkannt und ausgenutzt. Es liegt von der E. W. Schlesien   A.-G. ein Angebot vor, für die Stromzuführung nach Breslau   dauernd eine Maschinenleistung von 10 000 Kilowatt zur Verfügung zu stellen, und auf unbegrenzte Zeit, freilich zum hohen Zinssatz von 8 Proz. und mit einer respektablen Grundgebühr, den zu den Umspann- und Anschlußbauten erforder­lichen Betrag von 3 Millionen Mark zur Verfügung zu stellen.

Was die Gesfürel und ihr allmächtiger Herr Oliven hier in petto hatten, ist ganz klar: die Stadt Breslau   hat insgesamt rund 34 Millionen Mark Schulden und Verpflichtungen an Reich und Preußen, der in Breslau   und in allen Großstädten rasch steigende Stromverbrauch wird die Abhängigkeit bei der Stromzuführung von der Gesfürel zunehmend steigern, und es ist mit hoher Wahrschein lichkeit zu erwarten, daß auf diesem Wege der riesige Stromver­braucher Breslau   in absehbarer Zeit als reife Frucht dem privaten Gesfürel Konzern in den Schoß fällt. Klar, daß mit der Herrschaft über das stärkste und entwicklungsfähigste Ber­brauchergebiet die Aussichten des privaten Gesfürel- Konzerns wachsen, die private Elektroherrschaft in Schlesien   in der Zukunft immer stärker auszubauen. Das würde natürlich auf Kosten der Reichselettromerte geschehen, die nicht nur heute Nord­schlesien beherrschen und mit dem von ihnen stark beeinflußten Elet­trizitätswert Liegnig bis hart vor die Tore Breslaus   reichen, sondern auch im Begriff find, in Cosel ein hochleistungsfähiges Kraftwerk zu errichten, das als hauptsächliches, überwiegend öffentliches Kraft­zentrum Schlesiens geplant ist.

Die schwierige frafttechnische Lage in Breslau   und die Finanz­verlegenheiten der Stadt können nun dazu führen, daß der in hohem Maße gefährliche Vertrag mit der E. W. Schlesien   A.-G., da natürlich auch in Breslau   selbst Freunde der Privatisierung der öffentlichen Wirtschaft sizen, abgeschlossen wird. Der Abschluß eines solchen Vertrages ist aber völlig entbehr

lich.

Einmal besteht die Möglichkeit, daß die Stadt Breslau  , ebenso wie es Berlin   vor kurzem getan hat, sich eine Ruths Speicher Anlage baut, die für die nächste Zeit die Krafterzeugungsverlegen heiten beseitigen würde. Diese Anlage würde tapitalmäßig rund

Dienstag, 3. Juni 1930.

sellschaft durchzuführen und die elektrowirtschaftliche Berbin­dung mit der öfffentlichen Elettrizitätswirtschaft herbeizuführen. Diese Möglichkeiten konnten schon seit Jahr und Tag ins Auge gefaßt werden und sind bisher nur an der unzuläng­lichen Initiative sowohl des Oberbürgermeisters von Breslau   als auch der Reichselektrowerke gescheitert.

Die hier gegebenen Möglichkeiten schließen für alle Zukunft Privatisierungsgefahren in Schlesien   aus, die sichern der Stadt Breslau   ihre elektropolitische Bewegungsfreiheit und ihre kommunal­politische Unabhängigkeit und öffnen auch für Schlesien   den Weg zur Bereinheitlichung der Elektrowirtschaft unter öffentlicher Führung; eine Vereinheitlichung, die durch die Beteiligung der Gesfürel auf das ernsteste gefährdet würde, hinter der ja bekanntlich Herr Dannie Heinemann von der belgischen Sofima steht. Es wird der größten Aufmerksamkeit der Sozialdemokratie in Breslau   bedürfen, um die hier vorliegenden Privatisierungsgefahren auch im Interesse der gesamten Elektrowirtschaft Deutschlands  abzuwehren.

Profite der Bauunternehmer.

Trotz schlechten Baumarktes durchweg höhere Gewinne.

Die Entwicklung des Arbeitsmarkts in den letzten Jahren hat gezeigt, daß ohne eine wirksame Belebung der Bautätigkeit alle Be­Arbeitsmarkts Stüdwerf mühungen zur Entlastung des bleiben. Bei den großen Schwierigkeiten der Kapitalbeschaffung und der allgemeinen schlechten Finanzlage in deutschen   Ländern und Somifunen ist für die Ankurbelung des Baumarkts die Frage Der Bautosten von ausschlaggebender Bedeutung.

Um so schlimmer ist es, daß das Baugewerbe und be­fonders die ihm angeschlossenen Baustoffindustrien eine Preispolitik treiben, die ohne jede Rücksicht auf volkswirtschaftliche Interessen nur dem eigenen Profit dient. Die Politik der 3ementssyndikate ist ein Standal. Millionen sind in den letzten Jahren zur Niederknüppelung der Außenseiter und zur Sicherung ihres Monopols von den Syndikaten zum Fenster hinausgeworfen worden, mit dem Erfolg, daß auf Kosten des Baumarkts und der arbeitslosen Bauarbeiter die Monopolpreise tro miserabler Ausnutzung der Betriebskapazität wieder Reford dividenden einbrachten.

Auch die großen Bauunternehmen in Deutschland   haben von dem Konjunkturrückschlag auf dem Baumarkt nichts zu spüren bekommen. Während die Bauarbeiter schon im Hochsommer 1929 unter zunehmender Beschäftigungslosigkeit zu leiden hatten und auch der Herbst teinen merklichen Aufschwung brachte, machen die Ge­winnabschlüsse der Baugesellschaften den Eindruck, als ob das Bau­gemerbe eine Glanzkonjunktur hinter sich habe. Die wichtigsten Gewinnziffern von sieben führenden Bauunternehmen in Deutschland  , deren Abschlüsse jetzt vorliegen, zeigt die folgende Tabelle:

0788222

20

8

8

10

7

12

Betriebsgewinn Reingewinn Dividende in Millionen Mart in Proz 1928 1929 1928 1929 1928 1929 Julius Berger- Tiefbau. 3,2 3,6 1,99 2,1 Philipp Holzmann   4,0 4,57 1,67 1,90 Bayß& Freytag 6,1 6,5 1,18 1,21 Dykerhoff& Widmann. 1,94 2,20 0,9 1,09 2,46 Hoch- u Tiefbau( Huta) 2,43 0,66 0,67 7 Beton- u. Monierbau. 1,40 1,47 0,51 0,51 12 Boswau& Knauer  . 1,46 1,87 0,48 0,58 12 Ein Gewinn oder Dividenden dgang ist also bei keinem einzigen Unternehmen eingetreten, dagegen haben 1929 noch drei von den angeführten sieben Unternehmen ihre Dividenden herauffeßen fönnen. Daß Julius Berger die Aktionärs­gewinne gleichfalls über den Rekordstand von 20 Proz. hätte er höhen können, hat die Diskussion auf der Generalversammlung be= wiesen, aber die Gesellschaft scheut davor zurück, der Deffentlichkeit

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durch weitere Steigerung der ausgewiesenen Erträge besseren Ein­blick in ihre tatsächlich erzielten Gewinne zu geben.

Diese in einer Zeit zurückgehender Baukonjunktur herausgewirt­schafteten Gewinne sprechen Bände für die Preispolitik der Baugesellschaften. Sie beweisen, daß die Kalkulationen in der Bauindustrie so hoch angefeßt sind, daß der Auftragsrück­gang in dem Gewinnergebnis sich nicht auswirkt. Der Baumarkt wird also nicht nur durch die rücksichtslose Syndikatspolitik der Bement- und Ziegelindustrie gedrosselt, sondern nicht minder durch die viel zu hohen Profitraten der Bauunternehmer. Wenn jezt in den Geschäftsberichten und auf Generalversamm­fungen geflagt wird, daß der maßlose Auftragshunger" der Bau­industrie bei öffentlichen Ausschreibungen zu einem Tiefstand der Preise geführt habe, bei denen sich nicht arbeiten lasse", so trägt die Politik der Bauindustrie an diesem jetzt so verschärften Kon­furrenzkampf auf dem daniederliegenden Baumarkt ein gerüttelt Maß Schuld.

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Neues Schiele- Fiasto.

Mißbrauch der Einfuhrscheine gegen die Landwirtschaft.

Wir haben den Versuch der Verschleuderung deutscher Erzeug­nisse durch das Einfuhrscheinsystem von jeher scharf abgelehnt. Bird cber mit dem Instrument des nun einmal bestehenden Einfuhrscheins außerdem noch Mißbrauch getrieben, so wird dieses System zum Skandal.

Mit Wirkung vom 13. Mai 1930 hatte der Ernährungsminister eine Erhöhung der Einfuhrscheine für Getreide und eine Ausdehnung des Systems auf Vieh und Fleischarten durchgesetzt. Der Reichs­finanzminister hat zum Schutz der Reichskasse durchgesetzt, daß die erhöhten Exportprämien nur für begrenzte Ausfuhrmengen gewährt werden dürfen; für Hafer für rund 50 000 Tonnen. Daraus ist, be= sonders beim Hafererport, eine unerhörte Subvention des Handels geworden. In der Pragis haben sich die Dinge nämlich folgendermaßen gestaltet:

Der Handel mußte damit rechnen, daß nach Er­schöpfung des Ausfuhrkontingentes von rund 50 000 Tonnen die Höhe des Einfuhrscheines wieder von 90 M. auf 60 m. je Tonne redu­ziert wird. Bei den vom Handel an die Landwirtschaft be= zahlten Preisen tonnte daher der erhöhte Einfuhrschein über­haupt nicht eingerechnet werden. Der Händler lief ja immer Gefahr, nach Abschluß der Kaufgeschäfte von der Reichsfinanzverwaltung zu erfahren, daß der Haferexport nicht mehr unter das Kontingent erhöhter Einfuhrscheine fällt. Nun fam aber hinzu, daß, wie die

SALAMANDER

Salamander  - Schuhe werden in schönen, geräumigen und bequemen Geschäften verkauft.

Die Bedienung hat nur das eine Bestreben, dem Kunden das zu geben, was ihm am besten paßt und gefällt. Sie hat kein Interesse daran, einen bestimmten Schuh aufzudrängen, denn im Salamander­Geschäft gibt es nur Salamander- Schuhe.

Auch vom Preis hängt der Eifer der Bedienung nicht ab, weil jeder Schuh von der Fabrik entsprechend seinen Herstellungskosten in eine der fünf Salamander  - Preislagen eingereiht ist. In jedem Fall entspricht also der Preis dem Wert.

Daß aber alle Preise so niedrig wie möglich sind, dafür sorgt die Salamander  - Schuhfabrik. Als weitaus größte deutsche Schuh­fabrik produziert sie nicht nur besonders rationell, sondern sie kann sich auch am einzelnen Paar Schuhe mit dem kleinsten Nutzen begnügen. Sie muß sich damit begnügen, wenn sie ihre Riesenproduktion absetzen und weiter vergrößern will.

MARKE

SALA

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