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Tag.

Der Fenſterputer bringt es an den Zos. Gertrud Frenzel aus dem Pfarrhaus entfernt

das sollte ich ja machen...."

Wegen Verleitung zur Brandstiftung war der am 3. Februar 1874 in Ostpreußen   geborene Kaufmann Ernst Bran dis früher in Werder   a. d. H., vor dem erweiterten Potsdamer  Schöffengericht angeklagt. Brandis   ist mehrmals wegen Beirugs und Urkundenfälschung vorbestraft. Im März 1929 brannte die Villa des Angelagten, welche am Zeernjee in Werder   stand, bis auf die Umfassungsmauern nieder. Versichert war diese mit 50 000 Mart.

.lleber die Einäscherung dieser Villa wurde seinerzeit viel ge­schrieben. Die Laborantin eines Berliner   Instituts las eine Bei­tungsnotiz laut vor, während ein Fensterputzer mit Namen Nowicki aus Berlin   die Fenster des Instituts putzte und dabei aufmerksam zuhörte, was die Laborantin vorlas.

Plöhlich rief der Fensterputzer:" Donnerwetter, das sollte ich ja machen!"

Auf Befragen gab der Fensterputer im Laboratorium an, daß der Angeklagte, den er von Werder   und Berlin   her fannte, ihm den Borschlag gemacht habe, die Billa   am Zeernsee in Brand zu stecken. Brandis habe ihm genaue Direktiven dazu gegeben. Der Fenster­puzer sollte sich so einrichten, daß er um 8 Uhr abends in der Villa ist. Er sollte Glut aus dem Ofen ziehen, ein bißchen nach­helsen", dann würden Teppich und Weihnachtsbaum( diesen ließ der Angeklagte angeblich immer bis zum 22. März, Geburtstag von Kaiser Wilhelm I.  , stehen) anbrennen. Wenn der Weihnachtsbaum aufflackert, dann sollte der Fensterpuzer türmen, und zwar in Rich­tung Berlin  . Ich gebe Ihnen dafür 10 000 m., dann ist Ihnen und mir geholfen," soll der Angeklagte gesagt haben, der den Brand­leger dann in einem Café in Berlin   erwarten wollte. Als Nowicki Bedenken äußerte, versuchte der Angeklagte diese mit den Worten zu verscheuchen: Die Polizei in Werder   habe ich in der Hand." Bon diesem Gespräch im Laboratorium machte ein Herr Sauerbrei der Polizei in Werder   telephonische Mitteilung. Gegen Brandis  war seinerzeit Berdacht aufgetaucht, daß er selbst das Feuer in der Billa   angelegt hatte, da er stark in Geldnöten sich befand. Das Verfahren wurde damals eingestellt. Der Fensterputzter war da­mals nicht auf das Anerbieten von Brandis   eingegangen. Der An­getlagte stritt gestern energisch jede Verleitung zur Brandlegung ab. Der Vertreter der Anklage Assessor Gressin beantragie ein Jahr sechs Monate Gefängnis und drei Jahre Ehrverlust. Urteil: Der Angeklagte wurde zu 1 Jahr Gefängnis und drei Jahren Ehrverlust verurteilt. Bewährungsfrist wurde abgelehnt.

Berbrennungstod einer jungen Frau.

Tragisches Ende eines Ausfluges.

Am vergangenen Sonntag unternahm ein Zahnarzt Dr. K. aus Reinickendorf  - West mit seiner 28 Jahre alten Ehefrau einen Motorradausflug nach Michendorf  . Im Walde ent­ledigte sich die junge Frau der Kleider und zog einen Badeanzug an. Während das Ehepaar abfochte, explodierte plöglich der Spiritustocher und traf die Frau an der Brust. Der leichte Badeanzug geriet sofort in Flammen. Außer sich vor Schmerzen lief die Verletzte hilflos hin und her. Bergeblich ver­suchte ihr Mann, sie zu fassen, um die Flammen zu ersticken. Endlich stürzte die bedauernswerte junge Frau mit schweren Brandwunden bedeckt besinnungslos zu Boden und wurde von ihrem verzweifelten Mann unter Mithilfe einiger Touristen in ein Krankenhaus gebracht, wo sie am Dienstag an den Folgen der Brandwunden verstorben ist.

Dampferkatastrophe in Columbia.

Bisher 40 Leichen geborgen.

Bogota  , 3. Juni.

Auf dem Magdalenensirom in Columbia( Süd- Amerika  ) ist der Flußdampfer Goenaga infolge einer Heffelerplosion gesunken. Bis­her find 40 Leichen der Passagiere und Mannschaft geborgen worden, darunter die Leiche des Kapitän s. 35 Angehörige der Mannschaft wurden gerettet, von denen 11 schwere Brand­

ra un den erlitten haben. Der Dampfer fank fast unmittelbar nach

der Explosion.

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Mit dem Mifrophon durch den Betrieb. Oben in Alt- Moabit, in den Räumen der Bolle Betriebe stehen Mitrophone. Eine Reportage für den Berliner   Sender über den Produktionsvorgang soll stattfinden. Wie gehen nun aber diese Uebertragungen aus den Betrieben vor sich? In der ersten und zweiten Etage ist je ein Mikrophon aufgestellt, das an einer etwa 80 Meter langen Schnur befestigt ist. Die Schnur enthält die Leitung und ist mit den Kabeln der Post verbunden. Von hier aus geht der Ton über den Verstärker zum Sender. Jede lleber­tragung dieser Art braucht also Zeit zur Vorbereitung. Nur in dringenden Fällen aktueller Reportagen darf das Telephon benutzt werden. Außerdem gerät jede telephonische Uebertragung bisher in die Gefahr, durch störende Nebengeräusche ihre Genauigkeit zu verlieren. Der augenblickliche Zustand bedeutet kein Ideal. Die Mikrophone find trotz der Länge der Kabelschnur an bestimmte Plätze gebunden, und um diesen Mangel auszugleichen, müssen in einem großen Betrieb mehrere Apparate aufgestellt werden. Inner­halb des Bereidys des Mikrophons arbeitet der Reporter. Er verschiebt ständig den Apparat, um charakteristische Ge= räusche einzufangen, er eilt hin und her, sucht jedes ihm mertbare Wahrzeichen, jede Nuance dem Hörer mitzuteilen. Das ist bei der Unhandlichkeit der Apparate mit Schwierigkeiten ver­bunden und deshalb weisen die Uebertragungen auch in technischer Beziehung Mängel auf, die vielleicht erst dann völlig beseitigt werden können, wenn eine neue Erfindung die drahtlose Ueber tragung bis zum Sender ermöglicht.

Fünfundzwanzigjähriges Dienstjubiläum. Der bei der Firma Ferdinand Stange Akt.- Gef., Papierverarbeitungswert, beschäftigte Werkmeister Franz 3hm feiert fein 25jähriges Dienstjubiläum. Der Jubilar wurde mit Geschenken und Ehrungen reich bedacht.

Pfarrer Schenk reist unter falschem Namen.

Vor dem Vormundschaftsrichter in Potsdam   sollte am| finden können. Wie stark das Landgericht mit Terminen besetzt ist, Geftrigen Dienstag die Frage der endgültigen Unter- geht daraus hervor, daß am Pfingstsonnabend noch eine große bringung Gertrud Frenzels geregelt werden, die Schöffengerichtsverhandlung angesezt werden mußte, die bereits um sich bis zur Beendigung des Prozesses bei dem Pfarrer 7 Uhr früh beginnt, trotzdem die Prozeßbeteiligten aus Branden­Schent in Bornstedt   aufgehalten hatte. Für Justizrat Joseph- burg a. 5. tommen. Auf der Ehescheidungstammer laufen john- Potsdam hat Rechtsanwalt Dr. Artur Brandi- etwa 422 Scheidungen. Berlin   die Verteidigung für den in einigen Wochen beginnen­den zweilen Prozeß gegen Frenzel übernommen.

Der Vormundschaftsrichter vertagte die Verhandlung bis zum Nachmittag, da Pfarrer Schjent trotz seiner Ladung nicht erschienen war. Der Vorsitzende der Kammer, Assessor Söhring   teilte mit, daß er von der vorgesetzten Kirchenbehörde die Mitteilung erhalten habe, daß der Pfarrer sich gegenwärtig unter dem Namen Kaufmann Stürmer" in Rathen   an der Elbe   aufhalte. Auf Antrag der Verteidigung Frenzels wurde dann Pfarrer Schenk nochmals vom Vormundschaftsrichter zu Donnerstag, den 5. Juni, zu einer Verhandlung geladen, mit der Maßgabe, daß er zu diesem Termin zu erscheinen habe. Von dem Verteidiger Frenzels wurde dann der Antrag gestellt, dem Pfarrer Schenk die Vormund­schaft über Gertrud Frenzel zu entziehen. Die Berteidigung halte den Geistlichen objektiv zwar für einen tüchtigen und brauchbaren Vormund, doch sei festgestellt worden, daß die Schwärmerei der jungen Gertrud für ihren Vor­mund ein Ausmaß angenommen habe, daß es besser sei, wenn das junge Mädchen mindestens für längere Zeit feine Gelegenheit erhalte, sich im Pfarrhaus aufzuhalten Der Vormundschaftsrichter teilte hierzu mit, daß Pfarrer Schenf von sich aus am letzten Sonntag Gertrud Frenzel aus seinem Haus entfernt und bei zuver­lässigen Bilegern in Berlin   untergebracht habe. wo das junge Mädchen bleiben foile, bis das Vormundschaftsgericht eine endgültige Entscheidung getroffen habe. Durch Dr. Blumenhain wurde dann der Antrag gestellt, die Vormundschaft über Gertrud Frenzel dem Jugendamt Nauen   zu übertragen, das dann von sich aus das Mädchen betreuen werde.

Nachdem Frenzels Berufung durch seine Anwälte offiziell ein gelegt worden ist, wird sich die Potsdamer   Straffammer bereits in den nächsten Tagen mit dem neuen Haftentlaffungsantrag zu be­schäftigen haben.

Scheidungsfieber in Potsdam  .

Gerichte überlastet.- 422 Scheidungsklagen laufen.

Auf dem Potsdamer   Landgericht herrscht ein Hoch­betrieb mie nie zuvor. Die Staatsanwaltschaften sind derart über lastet, daß Hilfskräfte angefordert werden mußten. Die Strafkammern sind bis in die Gerichtsferien vollkommen besetzt. so daß eine Bevorzugung im Falle Frenzel gar nicht in Frage Dieser Prozeß wird nicht vor August- September statt

fommt.

Zur Einsturzfatastrophe in Genua  . Bergebliche Warnungen eines Hausangestellten. Genua  , 3. Juni. Zu der Einsturzkatastrophe werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Das fünfstödige Auswandererheim, das sich in der Nähe des Hauptbahnhofes befindet, wurde fast vollkommen erstört. Mit ungeheurem Getöse stürzte das Gebäude zu­sammen. Obwohl nach dem Einsturz 40 Auswanderer ver­mißt werden, ist noch nicht festgestellt, wie viele noch unter den Trümmern liegen und wie viele sich nach dem ersten Einsturz in Sicherheit bringen konnten und anderswo Unterkunft gefunden haben. Die ganze Nacht hindurch hörte man aus dem Trüm­merhausen Hilferufe in verschiedenen Sprachen. Die Ber­

gungsarbeiten mußten nach einer Stunde abgebrochen werden, um neue Opfer zu vermeiden, weil eine stehengebliebene Umfassungs­mauer nach zu stürzen drohte. Während die Feuerwehr die gefährdeten Teile des Gebäudes abzustüzen versuchte, stürzte eine halbe Stunde später fast das ganze Gebäude vom fünften bis zum zweiten Stock ein und begrub auch die Rettungsmann­schaften, die jedoch alle wieder geborgen werden konnten und nur leichte Verlegungen davongetragen haben sollen. Die Be­hörden haben die Räumung einiger Nachbarhäuser und der an­grenzenden Polizeifaserne angeordnet. Das eingestürzte Heim war sehr alt und befand sich in Reparatur. Die Schiffahrtsgesell­schaften brachten in diesem Gebäude die Passagiere der dritten Klasse vor ihrer Einschiffung unter. Bei den Ver­legten handelt es sich meist um Polen  , Syrier und Araber. Wie jetzt bekannt wird, hat bereits am Tage vorher eine Haus­angestellte, die in dem Auswandererheim beschäftigt war, im dritten Stockwerf Risse bemerkt. Das Mädchen hat den Leiter des Hauses darauf aufmerksam gemacht, der dieser Mitteilung jedoch feine Beachtung schenkte.

Berdorbenes Pferdefleisch.

Mehrere Personen erfrankt, ein Arbeiter gestorben. Jeßnitz  ( Anhalt  ), 3. Juni. Am Dienstag früh wurde das Geschäft eines hiesigen Pferde­schlächters geschlossen. Der Grund dazu liegt in der plöglichen Er­franfung einiger Jeßnizer Einwohner nach dem Genuß von Pferde­fleisch aus dieser Schlächterei. Ein 16 jähriger Arbeiter ist bereits gestorben.

Wenn man bedenkt, daß sich in der letzten Zeit die Fälle von Fleischvergiftungen bedenklich gehäuft haben,

Man muß schon sagen, daß der Geist Potsdams  , von dem alle scharzweißroten Spießer quasseln, sich in merkwürdigen Formen äußert: Standale über Standale und Massenscheidungen.

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Mit Hunden gegen Frauen. Gemeinheiten eines Sittlichkeitsverbrechers.

Vor dem Schäfangericht Lichtenberg   hatte sich der aus Koburg   jcammende 27 Jahre alte Alfred Puff wegen Nofzucht und vollendeter Nötigung zu verantworten.

Der Angeklagte, der bei seinem Schwager in Heiners. dorf wohnt, der dort eine Hundezüchterei besitzt, hatte sich, was wohl in der Kriminalgeschichte einzig dasteht, zweier scharfer Hunde zu Angriffen auf Frauen bedient.

In der Nacht zum 10. April war Puff mit den beiden Doggen, die er selbst dressiert hatte, unterwegs. In der Laubenkolonie , Alt- Weißensee" traf er auf einem einsamen Beg eine 52 Jahre alte Frau R., die von ihrer Arbeitsstelle fam. Er vertrat der Frau den Weg und hezte sofort die Hunde auf sie, die die Frau zu Boden warfen. Jetzt fiel P. über die Frau her, versetzte ihr einen Schlag ins Gesicht und würgte sie, da sie sich wehrte, am Hals. Die Hunde drangen ebenfalls auf Geheiß des Burschen auf die Ueberfallene ein und verletzten durch mehrere Bisse. Endlich gelang es der Bedauernswerten, zu entfliehen. Wenige Zeit später traf B. ein junges 20 Jahre altes Mädchen, dem er zuerst unsittliche Anträge machte. Als das Mädchen entfliehen wollte, schickte P. wieder die Hunde hinter ihr her. Die Tiere sprangen ihr Opfer an und rissen es zu Boden. Das Mädchen, das auch durch Hundebisse verletzt worden war, zeigte sich trotz­dem geistesgegenwärtig und sagte, ein Wächter der nahen Fabrit fönne jeden Moment tommen und sie beobachten. Das hatte auch den gewünschten Erfolg. Der Bursche ließ von ihr ab.

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Die lleberfallenen hatten eine genaue Beschreibung des gefähr lichen Burschen gegeben, der besonders durch seinen süddeut­schen Dialett aufgefallen war. Schon nach einigen Tagen fonnte als Täter der aus Roburg gebürtige Alfred Puff ermittelt werden. Der Bursche hatte vor kurzem schon einmal wegen eines ähnlichen Falls vor Gericht gestanden, war aber freigesprochen worden, da das Beweismaterial zu einer Verurteilung damals nicht ausreichte. Diesmal diftierte ihm wegen der Ueberfälle auf die Frauen das Schöffengericht Lichtenberg   die berechtigte ernste Strafe von 1 Jahr und 7 Monaten Gefängnis.

dann könnte man beinahe zu der Ansicht kommen, daß sanitäts­polizeiliche Zustände in Deutschland   manches zu wünschen übrig laffen. Die Fleischkontrolle tann im Sommer gar nicht scharf genug gehandhabt werden,

Explosion in Motorenfabrit.

21 Arbeiter verlegt, darunter neun schwer.

Paris  , 3. Juni.  ( Eigenbericht)' In einer französischen   Motorenfabrit explodierte am Dienstag ein Behälter, der verflüssigte Luft enthielt. 21 Arbeiter wurden verletzt. Der Zustand von neun Verletzten wird als lebensgefährlich bezeichnet.

Die Ursache der Katastrophe begründet man damit,

daß die autogene Schweißung der Wände des Reservoirs dem un­geheuren inneren Druck der flüffigen Luft nicht standhielt. Ein durch die Explosion entstandener Brand konnte von der Feuerwehr schnell gelöscht werden.

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Gute Fahrt des Graf Zeppelin  ".

Hamburg  , 3. Junt.

Nach einem bei der Hamburg  - Amerifa- Linie eingegangenen Funkspruch befand sich das Luftschiff Graf Zeppelin  " um 15 Uhr ( ME3.) auf 40.18 Grad Nord und 57.30 Grad West, nahezu 1250 Kilometer östlich von New York  . Um 12 Uhr mittags ( ME3.) befand sich Graf Zeppelin" 800 Kilometer, nicht 1200 Kilo­

meter nordöstlich New York   und deutete eine Kursänderung von Nordost zu Südost an. Es legte in den letzten vier Stunden etwa 570 Kilometer zurüd.

Wieder Selbstmord in der Reichswehr  .

Zerbst  , 3. Mai.

Der Gefreite Willi Uhlendorf vom 12. Infanterieregiment tötete sich in der Kasernenstube durch einen Schuß mit einer Plakpatrone in den Mund. Er war über den Urlaub hinaus von seinem Truppenteil fortgeblieben und sollte disziplinarisch be­straft werden.

abends 7% Uhr, im Gesangssaal der Sophienschule, Weinmeister­Sprechchor für Proletarische Feierstunden. Heute, Mittwoch, straße 16/17, Uebungsstunde. Probe zur Sonnwendseier am Rundfunk.

Das Meer frißt an Helgoland  . Auf der Insel Helgoland   find 300 Rubikmeter Fels an der Ostseite in die Tiefe gestürzt. Schäden sind nicht zu verzeichnen.

Wer Tag für Tag ODOL   gebraucht, hat reinen Hauch, selbst wenn er raucht