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»Alles BeeHn" und die Kunst. Epodte barfeaiisdiep Clef ilhilosiaheit.- UnlerlassungssAnden einer vergangenen Zeit.
Auf her überreichen Samm erschau, die uns da» Alte Berlin ?e!gt(übrigens: bis zur unmittelbarsten Gegenwart, und bis Köpenick   und Waimsee: also nicht Zu wörtlick) genommen!), trnmnt die Kunst nicht schlecht weg, in weiterem Sinne hat wohl das meist« Kunst wert. Schon die drei neuen Ausstellungsflügel, bis mit der vorhandenen Funthalls«inen riesigen Ehrenhof um den Funkturm schließen, sind als architektonisch gute Leistung anzu. sprechen. Naturgemäß verteilt sich das, was man unter hoher Kunst versteht, recht ungleich auf die Abtei- lungen. Bei den Porträts großer Männer aus dem 18. und 19. Jahr- hundert wird man leider ziemlich ver» geblich nach Qualität ausspähen: daraus haben die Herren keinen Wert gelegt. Liebermanns Bildnis von Emil Rathenau   ist ungefähr der einzige Licht« blick, übrigens eins seiner besten Porträts. Die führenden Meister. Stärkerer Nachdruck wird in der stattlichen AbteilungAlt-Berlins Stulturmille* auf Kunstwerke ge­legt. Die Akademie der Künste stellt nüwrgemäß ihre führenden Meister heraus, von Chodowieck! und Bernhard Rod« bis zu Krüger: Ihren Mittel. punkt bildet Gottfried Schadow  , typischster und größter Vertreter einer spezifisch Berliner   Kunstausstellung. deren Grundtag« eine gesunde nüchtern« Ehrlichkeit der Noturnach- bildung war und ist: vielleicht würde man das heuteSachlichkeit" nennen, wiewohl ohne durchweg überzeugende Begründung. Schadow   ist nicht nur in der Akademieabteilung mit herrlichen Zeichnungen, Radierungen und Skulpturen oertraten, er har auch einen besonderen Raum für sich erholte:,. Man sollt« die Gelegen- hcit benutzen, den außerordentlichen Zeichner von Menschen mW Lebensbeobachter kennenzulernen. Diese Zeichnungen sind, den meisten unzugänglich, in der Bibliothek der Kunstakademie in der Hardenbergstraß« gesammelt: hier bietet sich einmal die Gelegenheit, Schadow   von seiner st ä r k st e n Seit« kennenzulemen. Wir haben in Berlin   leidxr viel zu wonig Hauptwerke des Bildhauers Schadow  : das Vierergespann auf dem Brandenburger Tor  , der Mars in einer verborgenen Nische seines Durchgangs, der Ziechen sind fast da» einzig« leicht Zugängliche: schon die bezaubernden Prinzessinnen im Berliner   Schloß und das rührend« Grabmat des jungen Grafen Mark in der Dorocheenstädtischen. Kirche sind fast nur durch Reproduktionen bekannt, und der Rest ist Schweigen. Angesicht» dieser Schwierigkeiten hätte die Ansstellmigsleitung noch viel mehr zeigen dürfen, vielleicht in einer ganz umfassenden Schau von Gipsabgüssen, Tomnodellen und Zeichnungen: man darf ihr aber dankbar sein, daß sie wenigstens den Zeichner einigermaßen j anschaulich gemacht hat. Daß die vortrefflichen Alt-Berliner Maler Krüger, Blechen. Hummel, Gaertner   nur mit Stichproben oertreten sind, an» statt in geschlossenen Kollektionen, liegt wohl daran, daß sie im ver- gangenen Jahre in der ausgezeichneten Rückschau aufHundert Jahr« Berliner Kunst" im Moabiter   Glaspalast ausführlich dargeboten worden sind. Schließlich mag man aber sagen: wir können die sonst ziemlich versteckten und verstreuten Werke unserer besten Künstler gar nicht oft genug zu Gesicht bckonnnen, und. dos sollt« jede Ausstellungsleitung beherzigen. Wilhelminische Verballhornung des Schauspiel» Hauses. Lobend darf in diesem Sinne hervorgehoben werden, daß die köstlichen Rundbilder mit den neun Musen von Wilhelm Wach   aus ihrem Versteck hervorgeholt und in der AbteilungOper und Schauspiel" ausgestellt wurden. Sie bildeten(den wenigst"*
So sollte der Berliner Dom   aussehen
wohl noch erinnerlich) den wesentlichsten Schmuck der alten Decke im Schinfelschen Schausp«Ihauso, das die wilhelminische Der- ballhornung um seimm allen Zauber gebracht hat. Wach, den man sonst m:r in den historischen Wohnräumen de» Schlosses, in der Werders che» Kirche und in den fabelhaften Zeichnungen der Akademieblbkiothek, Hardenbergstraße, kennenlernen kann, zeigt sich in diesen anmutsvollen, stark bewegten klassischen Gestalten von seiner liebenswerte st en Seite, und man kann sie hier natür- lich bester studieren als das jemals im Schauspielhaus möglich war. Auf architektonischem Gebiet interessieren am stärksten die allen» leider nie zur Zlussührung. gelangten Pläne sür das Denkmal Friedrich des Großen und den Berliner Dom  . Es ist gut, daß an diese alten Unterlassungssünden einmal so vor aller Oesserttlichkeit erinnert wird. Der schönste Ent­wurf für ein Friedrichs-Denkmal rührt bekanntlich von dem größten Architekten Deutschlands   nach Schlüter her, von Friedrich Gi l l y: es sollt« ein tempelartiger Bau ans dem Leipziger Platz werden, ein Ehrenmal, das den großen Gedanken des Klassizismus auf ab- fotut vollendete Weise ausgedrückt hätte. Gerade unserer Zeit, die heroisch« wie alltägliche Ideen wieder in architektonischer Form zu würdigen versteht, hätte dieser geniale Wurf ungemein eingeleuchtet. aber die kleinen Verhältnisse der napoleonischen und der Restaurationszeil haben seine Aussichrung verhindert und Berlin  um unwiederbringlich Herrliches gebracht. Statt würdiger Bauten grauenhaste Stil- losig?ejten. Das gilt in noch bedauernswerterem Ausmaß für die Pläne desVerlinerDoms aus der gleichen Zeit. An Stelle des Gtlly- Tempels ist wenigstens das Friedrich-Denkmal Rauchs getreten, das künstlerische Tugenden besitzt: an Stelle der tästllcheu Pläne Schinkels und seiner Zettgeiwsten aber die niederträchtig« Domiarikatur von Raschdorf, die Wilhelm von Doorn uns zur Schande errichten ließ. Die Armseligkeit der Restauration? e poche unter Friedrich Wilhelm III. und IV. hat ver­hindert, daß einer der ausgezeichneten Pläne ausgeführt worden ist, die Schinkel für den Dom in würdigem Geist und voller Stilgefühl eutworsen hat. Man vergleiche nur irgendeine« dieser Modell« mtt dar Wirklichkeit, die unsere Augen täglich beleidigt, um die
Trauer zu begreifen, daß ein« Epoche barbarischer Gefühl« losig keit ganz einfach da» Geld besaß, um ihre grauenhaften Sttlkasigketten zum Himmel aufzutürmen. Ein« besonders interessant« Abteilung bildet die der Berliner  Porzellan Manufaktur. Daß sie im 18. Jahrhundert neben der Meißener die Führung besaß in der delikaten und zerbrechlichen Rokokokunst des Porzellans, beweisen«uijs neue die Vitrinen mit den kostbaren Taselservicen Friedrichs des Großen, der feine Künstler und Former wenigstens frei schallen ließ und hier«in kulturelles Verdienst besitzt: daß man seine unsozial« Wohnbaupol üik hier nicht in ihrer grotesken Auswirkung auf die Bertiner Mietkasernen aus- zeigte die W. Hegemanns großes Werk gebührend angeprangert hat, bildet«in« sehr bedauerliche Lücke der Ausstellung. Auf dem Gebiet de» Porzellans   hat dann Schadow   und nach ihm L. F. Riese Borzügliches in Kleinskulptur geleistet, Schinkel in Dortnldern für Vasen und Leuchter. Nach einer beredten Pause, die die zweit« Hälft« des IS. Jahrhundert» füllt, sind erst in neuester Zeit wieder glücklichere Versuche In figürlicher Darstellung gelungen von Sch« u rich und Edwin Schorfs, in zartfarbig heiterer Be» malwig van Gebrauchsgeschirr durch R. S e e w a l» und Ruth Schaumann  . Der Anschwh an die jüngste Bewegung, auch Ge- räte mit Gefühl für Sachlichkeit zu bilden, im Geiste der Architektur und des Destauer Bauhauses, ist mtt den ganz au, der Technik her- vorgegangenen Basen und S-rolcen erreicht, für die Margot Thiel. mann und Gerhard M a r ck s vorzügliche Muster gegeben haben. Tiere und Menschcnfigurcn von phantastischer Originalität hat Ludwig Gries beigesteuert: endlich wieder aus Gefühl für das porzellanhaft« heraus, etwa im Sinn« der frühen Chinesen, aber durchaus selbständig und von Geist erfüllt. Paul F. Schmidt.
Schweizer Land"der Berliner  Laobenkolonisten als Pioniere. Wem, Berliner   Laubenkolonisten aus märkischem Sand dlühendeGärten schaffen und dem Ganzen einen so poetischen Namen wieSchweizer Land" gebe», so hat dos einen tiefen Sinn. Es ist ein Wunschsehnen, so glücklich auf dem kleinen Gärtchen zu sein, wie etwa»in freier Schweizer in seinen freien Bergen. Die KolonieSchweizerland" in Lichtcrselds-Süd, am Park- sriedhof, besteht seit einem Jahr. Die Gemeinde Zehlendorf  als Terralnbesitzerm hat die große ebene Fläch« al« Douerkolon!« ausgewiesen:Schweizertand" besitzt davon 100 000 Quadratmeter. £80 Kolonisten haben sich angesiedelt. Die gewallige Arbeit der Organisation der Kolonie ist von dem deutschen   Sozialdemokraten Otto Klose, dem rührigen, langjährigen Kreisvorsitzenden und Stadtoerordneten, geleistet warben. Wenn am Sonntag bei einer offiziellen Führung die Fahnen der Republik   über dieser kleinen Gartenstadt wehten, so war dies gleichzeitig mich eine Manifestation sozialistischen Willens und sozialistischer Tat, die jeder Kolonist dank- bar anerkennt. Jedes Gärtchen hat etwa 300 Quadratmeter: durch vorteilhaftes Sllstteklen ist das Berhältnis 10: 80 noch al« seh? günstig zu bezeichnen. Sogar die Vertreter der Zehlendorfer   Be­hörden waren überrascht, wie prächtig die Anlage gelungen ist. Von vornherein war es der Will« der Kolonisten, etwa. Musterhaftes zu schaffen, das sich der Dauertolome Rehberge ebenbürtig zeigen tami. Man hat sich allgemein an die Richtlinien der Stadt gehallen. nur daß bei diesen teilweise recht kostspieligen Bestimmungen die Stadt als Äontrccheill versagt«: es sind ksinerlei öffentliche Beihilf«!, für Wege usw. gegeben worden, alles haben die Kolonisten aus eigenem geschaffen, größtenteils in Gemeinschastsarbeitt vi« großen, mit Bordsteinen eingefaßten Hauptwege, die Wasser- leitung, Sie Umzäunung, haben riesige Summen erfordert, di« Investierung an Werten auf der Kolonie beträgt jetzt schon etwa 38? 000 M.irk und wirb in Kürze auf eiste halbe Million stelzen. Es wurden allein 17 Kilometer Zaun gefetzt und 6 Kilo- met« Wasserleitung verlegt. Ein großer Fest platz. Kinder- spielplätz«, ein« Wartehalle für Besucher und ein Freilustbad sind vorgesehen, zum Teil schon nahezu vollendet. Der Sonntag ist in dieser jungen Kolonie vorläufig noch ein rastloser Arbeitstag, da wirb gehämmert und gestrichen, gepflanzt, gegossen und gehackt, denn bis zum 1. August, der feierlichen Einweihnng vonSchweizerland", muß alles vollendet sein. Jnimerhin grenzt es fast an ein Wunder, wenn man sieht, wie gleichsam über Nacht die Erde sin neues Gesicht erhält und auf ödem Boden eine Gartenstadt erwächst.
Frohe Pßnqrlen mit MG KAlf ERy FETT KAFFEE i»»M G»